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Armenier

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Die Armenier sind ein altes Kulturvolk mit eigener Schrift und Sprache, welches seit über 2700 Jahren im Gebiet zwischen dem Hochland Ostanatoliens und dem Südkaukasus heimisch ist.

Seit dem 14. Jahrhundert hatten die Armenier, die im Lauf ihrer Geschichte einer Vielzahl von Eroberungen und Verfolgungen ausgesetzt waren, keinen eigenen Staat mehr. Dank ihrer unverwechselbaren kulturellen Identität konnten sie jedoch als Ethnie überleben. Die armenische Sprache bildet einen eigenständigen Zweig innerhalb der indogermanischen Sprachfamilie. Seitdem das Christentum im Königreich Armenien im 4. Jahrhundert zur Staatsreligion wurde (und die Armenier somit zum ältesten christlichen Volk der Erde), ist die Kultur der Armenier vom Christentum geprägt. Zu Beginn des 5. Jahrhunderts schuf der Mönch Mesrop Maschtotz im Auftrag des Königs und des Katholikos Sahak Parthev das armenische Alphabet, das bis heute nahezu unverändert gebräuchlich ist.

Historisch kann man Armenien seit dem 18. Jahrhundert in Ostarmenien (unter persischer, später russischer Herrschaft) und Westarmenien (unter osmanischer Herrschaft) aufteilen. Die Westarmenier wurden durch den Krieg auf ihrem angestammten Siedlungsraum nahezu vollständig ausgelöscht. Die heutige Republik Armenien entstand nach dem Ersten Weltkrieg und wurde 1921 sowjetisiert; nach dem Zerfall der Sowjetunion erklärte sie sich 1991 unabhängig.

Weltweit gibt es ca. 10,4 Mio. Armenier, von denen aber nur etwas mehr als ein Drittel in der Republik Armenien lebt. Es gibt eine große armenische Diaspora, die sich vor allem in Russland, Frankreich, den USA, Kanada, Australien, Südamerika v.a (Argentinien und Brasilien) sowie im Nahen Osten (Libanon, Syrien, Jordanien, Israel, Kuwait, VAE und Ägypten) konzentriert. Des Weiteren leben noch kleine armenische Minderheiten in Kasachstan, Usbekistan, Tunesien und Griechenland. Starke Historische Minderheiten der Armenier gibt es heute außerdem noch in Georgien, Aserbaidschan (seit dem Konflikt um Bergkarabach nahezu vollständig geflohen), in der Türkei, im Irak, Iran, in der Ukraine, Polen, Ungarn und in Bulgarien (siehe auch: Armenier in Europa). In den Kerngebieten der Armenier ist die armenische Sprache verbreitet, wobei sich zwei Sprachzweige herausgebildet haben (Westarmenisch und Ostarmenisch). Die Mehrheit der Armenier gehört traditionell der Armenisch-Apostolischen Kirche an.

Im Osmanischen Reich, der heutigen Türkei, spielten Armenier teilweise eine ähnliche Rolle in Staat und Gesellschaft wie die phanariotischen Griechen, und übernahmen nach der griechischen Unabhängigkeit 1823 zum Teil sogar deren Rolle als loyale Staatsdiener des Reiches. Armenier hatten hohe Staats- und Regierungsämter inne, und bildeten einen wichtigen Teil des Diplomatischen Dienstes des Osmanischen Reiches. Seit 1860 bis 1915 war der osmanische Gouverneur der autonomen Provinz Libanon in der Regel Armenier.

Die Armenier wurden im Osmanischen Reich schon 1894-1895 und 1909, besonders aber ab 1915 bis 1918 verfolgt; etwa 1,5 Millionen fielen im Krieg zum Opfer des Völkermordes. Außerhalb der armenischen Gemeinde von Istanbul mit aktuell ca. 46.000 Mitgliedern gibt es heute in der Türkei fast keine Armenier mehr. Eine unbekannte Anzahl von Armeniern entging dem Krieg und machten eine Aussiedelung in die UdSSR (Kaukasus-Armenien). Einige wurden auch von den Aleviten aufgenommen und versteckt. Die Türkei leugnet den Völkermord bis heute.

Während der landesweiten staatlich inszenierten Pogrome gegen nichtmuslimische Minderheiten in der Nacht vom 6. auf den 7. September 1955 durch die korrupte Regierung des Ministerpräsidenten Adnan Menderes wurden neben Griechen, Juden und Aramäern auch wieder Armenier zu Opfern. Die armenische Community in Istanbul, die nach der Verhaftungswelle von April 1915 weitgehend verschont geblieben war, verliess nun ähnlich wie die griechische Bevölkerung in grosser Zahl die Stadt. Bis heute hat sich noch keine türkische Regierung zu diesen Ausschreitungen bekannt und sie in das öffentliche Bewußtsein gerückt.

Entsetzt vom blutigen Treiben der Jungtürken hat Franz Werfel, der später durch die Nationalsozialisten verfolgt wurde, im November 1933 seinen berühmten Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh" der Weltöffentlichkeit vorgestellt und damit sehr früh für das geistige Überleben der Armenier gesorgt.

Die Diaspora

Weniger als ein Drittel aller ethnischen Armenier (rund zehn Millionen) lebt in der Republik Armenien. Seit Jahrhunderten gibt es armenische Gemeinschaften im Iran und in Georgien. Traditionelle Gemeinschaften im Libanon, Frankreich und den Vereinigten Staaten gibt es auch. Seit 2000 ist die Diaspora in Russland die wichtigste (vor allem in Moskau und St. Petersburg). Die Überweisungen an Verwandte in der Heimat sind wichtig für die Übertragungsbilanz (Details siehe unter Wirtschaft). Armenien profitiert von einer Vielzahl von Stiftungen.

Siehe auch Armenier in Europa und Armenische Revolutionäre Föderation (eine in vielen Ländern aktive armenische Partei)

Berühmte Armenier und Personen armenischer Abstammung

Siehe auch