Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei - kurz NSDAP - war die herrschende Partei in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus.
Geschichte
Die NSDAP ging aus der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) durch deren Umbenennung am 24. Februar 1920 hervor. An diesem Tag veröffentlichte sie auch ihr 25-Punkte-Programm. Bis zum Jahr 1923 konnte sie vor allem in Bayern größeren Anhang gewinnen und versuchte am 9. November 1923 die durch "Ruhrkampf" und Inflation desolate Lage Deutschlands durch einen Putsch auszunutzen (Hitler-Putsch). Tatsächlich war die NSDAP jedoch weder sozial oder sozialistisch, noch haben sie Politik im Interesse der Arbeiter gemacht. Vielmehr zerschlugen sie bereits 1933 die freien Gewerkschaften und Parteien in völliger Harmonie mit den führenden deutschen Kapital, Grossbankern und Industriellen, die Hitlers Partei von Anfang an auch massiv sponserten. Ein Jahr später führten die Nazis erstmalig Zwangsarbeit für Arbeitslose ein. Wer sich dagegen wehrte, wurde eingesperrt oder ermordet, ebenso wie später Millionen von Juden, Kriegsgefangenen, Hunderttausende Behinderte, Homosexuelle und Zehntausende Kommunisten, Gewerkschafter und Sozialdemokraten.
Nach dem Scheitern des Putsches wurde die Partei verboten und Hitler zu Festungshaft verurteilt, was die NSDAP veranlasste, für die Reichstagswahlen 1924 Wahlbündnisse mit der Deutschvölkischen Freiheitspartei einzugehen.
Nach seiner Entlassung aus der Festungshaft löste Hitler die NSDAP aus dem Bündnis und begann mit der Reorganisation zur Partei eines "Führers" mit dem Ziel einer "legalen" Machtübernahme. In der Zeit bis zu den Reichstagswahlen 1928 war die NSDAP nur eine von mehreren "völkischen" Parteien. Die Reichtagswahl zeigte ihre herausragende Stellung innerhalb dieses Spektrums. 1929 erlangte die Partei durch die gemeinsame Agitation mit der DNVP und dem Stahlhelm im Rahmen der Kampagne gegen den Young-Plan reichsweite Aufmerksamkeit. Erstmals wurden die stets klammen Kassen der Partei auch von führenden Schwerindustriellen (August Thyssen und Emil Kirdorf) mit erheblichen Geldbeträgen aufgefüllt. Die vielgelesenen Zeitungen des deutschnationalen Großverlegers Alfred Hugenberg machten die NSDAP und besonders Adolf Hitler überall im Reich bekannt, obwohl die Kampagne selbst im Dezember 1929 mit nur 15% Zustimmung scheiterte.
Ihre Stimmenanteile stiegen bei den Landtagswahlen 1929 und 1930 auf über 10% (zum Beispiel in Sachsen mit 14,4%) an. Die nationalsozialistischen Politiker gingen von dem Versuch ab, vor allen Dingen Zustimmung in der Arbeiterschaft zu suchen, was zur Abspaltung eines "linken" Flügels führte, zu dem u.a. Otto Strasser gehörte. Die NSDAP erhielt jedoch immer mehr Unterstützung von Bauern (die Agrarpreise waren seit 1928 zusehends verfallen), Handwerkern und Einzelhändlern (Angst vor der Konkurrenz durch "jüdisch" geführte Kaufhauskonzerne) sowie aus den Reihen der Studenten- und Beamtenschaft (Furcht vor einer drohenden "Proletarisierung" des akademischen Bürgertums). So konnte die NSDAP die Weltwirtschaftskrise, deren Auswirkungen im Deutschen Reich besonders spürbar wurden, zur Gewinnung einer Massenbasis in denjenigen Wählerschichten nutzen, die vorher für die DNVP oder eine der rechten Kleinparteien gestimmt hatten oder enttäuscht von den "bürgerlichen" Parteien (DVP und DDP) seit Jahren ins Nichtwählerlager gewechselt waren.
Die Auflösung des Reichstags durch Reichspräsident Paul von Hindenburg per Notverordnung gemäß Artikel 48 der Weimarer Verfassung kam den Nationalsozialisten daher sehr gelegen. Bei den Reichstagswahlen am 14. September 1930 wurde die NSDAP mit 18,3% der abgegebenen Stimmen zweitstärkste Partei hinter der SPD. Bereits im Januar 1930 trat die NSDAP in Thüringen und im weiteren Verlauf des Jahres dann in Braunschweig in Koalitionsregierungen ein. Sie tat dies ohne großen Erfolg. Trotz der Regierungsbeteiligungen wurde sie weiterhin als Opposition gegen das "System" wahrgenommen. Die noch vom nostalgisch verklärten Kaiserreich geprägten Eliten in der Wirtschaft (Forderungen nach Abbau des Sozialstaates durch den Reichsverband der Deutschen Industrie), im Militär (Forderung nach Wiederaufrüstung und erneutem Bedeutungsgewinn) sowie in der Beamten- und Richterschaft (Absicherung ihrer Position in einem starken nationalen und autoritären Staat) liefen auf die Beseitigung des "Gewerkschaftsstaates" und damit letztlich der demokratischen Weimarer Republik hinaus. Das versprach ihnen Adolf Hitler und er und seine Partei wurden deshalb für die Erreichung dieser Ziele der extrem "national" gesonnenen Teile der Eliten immer mehr zu einer möglichen politischen Alternative.
1932 wurde Hitler bei den Reichspräsidentenwahlen erst im 2. Wahlgang von Hindenburgs Wiederwahl geschlagen, bei den Landtagswahlen in Preußen, Bayern, Württemberg und anderen Ländern erzielte die Partei erneute Erfolge und wurde bei den Reichstagswahlen am 31. Juli 1932 auch stärkste Partei im Reichstag.
Reichspräsident Hindenburg hegte eine tiefe persönliche Abneigung gegen den "Gefreiten" Hitler, der außerdem nicht bereit war, sich mit weniger als der Reichskanzlerschaft zufrieden zu geben. Er übergab die Macht zunächst nacheinander an von Papen und von Schleicher, die Präsidialkabinette bildeten. Der zunehmende Druck aus Industrie- und Militärkreisen, vor allen Dingen aber aus den Kreisen der Landwirtschaft (Reichslandbund) sowie die rasante Destabilisierung der Weimarer Republik veranlassten ihn, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen und ihn mit der Bildung einer Koalitionsregierung aus DNVP und NSDAP zu beauftragen. Am 30. Januar 1933 führte dies zur formal legalen "Machtübergabe" (später gerne nicht ganz korrekt als "Machtergreifung" der Nationalsozialisten bezeichnet). Hitler und die NSDAP agierten in den ersten Monaten des Jahres 1933 auf der Grundlage der durch Hindenburg übergebenen Macht, seit März dann galt das Ermächtigungsgesetz. In der letzten, nach dem Recht der Weimarer Republik abgehaltenen Wahl, deren Wahlkampf bereits durch Verbote und Repressalien der politischen Gegner gekennzeichnet war, erhielt die NSDAP mit etwa 44% nicht die absolute Mehrheit der Stimmen. Von 1933 bis 1944 gab es die sog. Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft, die damit die NSDAP massiv unterstützte.
Im September 1945 wurde die NSDAP und ihren Organisationen von den alliierten Siegermächten verboten. Die Partei wurde in den Nürnberger Prozessen zur verbrecherischen Organisation erklärt.
Vorsitzende
- Anton Drexler (24. Februar 1920 - 29. Juli 1921) danach Ehrenvorsitzender
- Adolf Hitler (29. Juli 1921 - 30. April 1945)
Struktur der NSDAP
Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei war pyramidenartig aufgebaut. An der Spitze stand der Vorsitzende; er war mit absoluter Macht ausgestattet und hatte die volle Befehlsgewalt. Alle anderen Parteiämter waren seiner Position untergeordnet und mussten sich nach seinen Weisungen richten. Der Partei waren folgende Organisationen angegliedert:
- Bund Deutscher Mädel (BDM)
- Hitlerjugend (HJ)
- NS-Deutscher Dozentenbund (NSDD) - (erst ab Juli 1944)
- NS-Deutscher Studentenbund (NSDStB)
- NS-Frauenschaft (NSF)
- NS-Kraftfahrerkorps (NSKK)
- NSDAP/AO - Auslandsorganisation
- Schutzstaffel (SS)
- Sturmabteilung (SA)
Einige Organisationen hatten aber eine eigene Rechtspersönlichkeit und eigenes Vermögen. Sie waren der Partei angeschlossen:
- Beamtenbund
- Deutsche Arbeitsfront (DAF)
- NS-Deutscher Ärztebund (NSDÄB)
- NS-Juristenbund
- NS-Kriegsopferversorgung (NSKOV)
- NS-Lehrerbund (NSLB)
- NS-Volkswohlfahrt (NSV)
- Reichsarbeitsdienst (RAD)
Bedeutende Mitglieder
Führende Parteimitglieder
- Martin Bormann (1900 - 1945) - Leiter der Parteikanzlei der NSDAP mit den Befugnissen eines Reichsministers
- Hans Frank (1900 - 1946) - ab Oktober 1939 Leiter des "Generalgouvernements"
- Joseph Goebbels (1897 - 1945) - seit 1933 "Reichsminister für Volkaufklärung und Propaganda"
- Hermann Göring (1893 - 1946) - als "Reichsmarschall" ab 1935 Oberbefehl über Luftwaffe und später über die Wehrmacht, preußischer Ministerpräsident und preußischer Innenminister.
- Rudolf Heß (1894 - 1987) - von 1933 bis 1941 "Stellvertreter des Führers"
- Heinrich Himmler (1900 - 1945) - "Reichsführer" der SS ab 1929
- Adolf Hitler (1889 - 1945) - seit 1921 Vorsitzender der NSDAP, seit 1933 Reichskanzler und seit 1934 "Führer und Reichskanzler"
- Ernst Röhm (1887 - 1934) - langjähriger Leiter der SA, ermordet im Röhm-Putsch
- Erich Ludendorff (1865-1937) - Chef der OHL im Ersten Weltkrieg, Anführer im Hitlerputsch, bis 1928 Reichstagsmitglied für die NSDAP, dann Zerwürfnis mit Hitler und Austritt.
Weitere Mitglieder
- Albert Forster, Gauleiter und Reichsstatthalter in Danzig
- Albert Speer, Reichsminister, Architekt
- Fritz Thyssen, Unternehmer
- Alfred Rosenberg, Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP
- Ernst Freiherr von Weizsäcker, Vater von Richard v. W., Staatssekretär im Auswärtigen Amt unter dem NS-Außenminister Joachim von Ribbentrop, auch Mitglied der SS
Die NSDAP hatte zur Zeit der "Machtergreifung" etwa 1,5 Millionen Mitglieder, bis 1945 wuchs diese Zahl auf 7,5 Millionen an.
Nach dem Krieg wurde in den einzelnen Besatzungszonen eine Entnazifizierung durchgeführt. Je nach Zone geschah dies unterschiedlich: die Russen gingen sehr radikal vor und ehemaligen NSDAP-Mitgliedern wurde nachhaltig verboten, öffentliche Ämter wahrzunehmen. In der amerikanischen Zone wurde zunächst recht gründlich vorgegangen, als allerdings der Kalte Krieg ernsthaft begann, geriet die Entnazifizierung aus dem Blickfeld. Viele verurteilte Kriegsverbrecher wurden begnadigt und ein NSDAP-Parteibuch besessen zu haben, war kein Hinderungsgrund beim politischen Aufstieg. Der mangelnde kritische Umgang mit der Nazi-Vergangenheit in der Bundesrepublik war einer der Gründe für die 68er-Bewegung.
Es folgen einige Mitglieder, die nach dem Krieg bekannte Politiker oder Wirtschaftsführer wurden oder anderweitig Bekanntheit erlangten. Sie hatten in der Regel keine herausgehobene Rolle in der NSDAP gespielt.
- Karl Carstens, auch Mitglied der SA
- Friedrich Flick
- Willy Fritsch
- Arnold Gehlen
- Hans Dietrich Genscher
- Heinrich Harrer, auch SS- und SA-Mitglied
- Walter Jens
- Herbert von Karajan
- Kurt Georg Kiesinger, bereits 1933 eingetreten
- Hans Krüger
- Hans-Joachim Rehse
- Walter Scheel
- Oskar Schindler, für die Abwehr tätig gewesen
- Hanns-Martin Schleyer, auch SS-Mitglied
- Fritz Thyssen
- Hans Filbinger, 1966-1978 Ministerpräsident von Baden-Württemberg
- Gerhard Schröder 1953-1969 Bundesminister (nicht identisch mit Bundeskanzler Gerhard Schröder) - 1941 wieder ausgetreten
Literatur
- Ian Kershaw: Hitler 1889 - 1936, Stuttgart (DVA) 1998 - ISBN 3-421-05131-5 - die derzeit maßgebliche Biographie über Adolf Hitler, aber mit vielen Informationen zur NSDAP.
- Kurt Pätzold/Manfred Weißbecker: Geschichte der NSDAP 1920 - 1945, (Sonderausgabe) Köln (Papyrossa) 2002 - ISBN 3-89438-260-0 - trotz oft drastischer Sprache (Pätzold und Weißbecker können ihre Herkunft als Historiker aus der DDR nicht verleugnen) sind die Informationen zuverlässig.
- Ian Kershaw: Der NS-Staat, Hamburg (Rowohlt ) 1999 - ISBN 3499607964 (Übersicht über den Forschungsstand und Interpretationen zum NS-Staat)
Weblinks
- Die NSDAP von 1920-1933
- Ausführlicher Artikel beim Ak Shoa.de
- http://www.geschi.de/artikel/nsdap1.shtml
- Das Programm der NSDAP
siehe auch: Vordenker_des_Nationalsozialismus