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Jürgen Möllemann

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Jürgen Wilhelm Möllemann (* 15. Juli 1945 in Augsburg, † 5. Juni 2003 in Marl-Hüls), deutscher Politiker.

Jürgen W. Möllemann (1945 bis 2003)

Politisches Leben

Die Karriere des Politikers Jürgen W. Möllemann war von extremem Höhen und Tiefen gekennzeichnet.

Trotz zahlreicher Erfolge und Anerkennungen, z. B. als Bundesminister für Bildung und Wissenschaft (noch heute wird seine Tätigkeit in diesem Amt sehr geschätzt), gab es immer wieder politische Skandale. Im Amt des Bundesministers für Wirtschaft nutzte er seine Position aus, um für eine Geschäftsidee seines Schwagers auf offiziellem Briefpapier der Bundesregierung zu werben. Möllemann musste als Bundesminister zurücktreten; der Skandal wurde als "Briefbogen-Affäre" bekannt.

Auch wurde Möllemanns Firma WebTec oft mit Waffengeschäften in Verbindung gebracht, die bis heute weder bewiesen noch widerlegt werden konnten.

1994 trat nach einem weiteren Skandal um Möllemann der komplette NRW-Landesvorstand der FDP zurück, um auch den Vorsitzenden Möllemann zum Rücktritt zu zwingen. Doch schon zwei Jahre später war er wieder im Amt und führte die Landespartei im Wahlkampf 2000 zu einem ungewöhnlichen Erfolg. Möllemann war Vater des "Projekts 18", für das er bald auch in der Bundespartei gefeiert wurde.

Im Zuge der Eskalation des Israel-Palästina-Konfliktes übte er im Jahr 2002 scharfe Kritik am kriegerischen Vorgehen der Israelis und äußerte sogar ein gewisses Verständnis für die Selbstmord-Attentate der Palästinenser. Von verschiedenen Persönlichkeiten, insbesondere Michel Friedman, dem damaligen Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, wurde ihm daraufhin Antisemitismus vorgeworfen. Als Jamal Karsli, der von einem "Vernichtungskrieg" des Ariel Scharon gegen die Palästinänser sprach und die "jüdische Lobby" für Israel kritisierte, auf Betreiben Möllemanns in die FDP-Fraktion NRWs aufgenommen wurde, gab es dagegen eine Kampagne der jüdischen Gemeinschaft und nahestehender FDP-Persönlichkeiten wie Hildegard Hamm-Brücher, die bald auf Jürgen Möllemann und schließlich sogar die FDP ausgeweitet wurde.

Kurz vor der anstehenden Bundestagswahl 2002 gipfelte der Konflikt in einem umstrittenen Flugblatt, welches Möllemann in seinem Wahlkreis verteilen ließ (siehe auch Antisemitismus-Debatte). Nach dem für die FDP bundesweit enttäuschenden Wahlergebnis drohten die erbitterten Diskussionen der Gegner und Befürworter Möllemanns sogar, die Partei zu spalten. Als Details zu der fragwürdigen und wahrscheinlich rechtswidrigen Finanzierung des "Flyers" bekannt wurden, nahm der Konflikt eine andere Richtung: Möllemann drohte ein Parteiausschlussverfahren. Nach der gebrochenen Zusicherung, sein kürzlich gewonnenes Bundestagsmandat wieder aufzugeben, verlor er den letzten Rückhalt in der Partei und trat daraufhin im März 2003 aus der FDP aus.

Möllemann war ein leidenschaftlicher Fallschirmspringer und hatte seine Absprünge auch häufig für Wahlkampfauftritte in Szene gesetzt. Darüber hinaus war er ein leidenschaflicher Fan des Fußballvereins Schalke, bei dem er auch Mitglied im Aufsichtsrat war.

Am 5. Juni 2003 kam er bei einem Fallschirmsprung in Marl-Loemühle ums Leben. Der am 9. Juli des Jahres vorgelegte Abschlussbericht der untersuchenden Staatsanwaltschaft Essen schloss Fremdverschulden als Todesursache aus. Es konnte aber nicht abschließend geklärt werden, ob es sich um einen Unfall oder um einen Freitod handelte. Festgestellt wurde, dass der Hauptfallschirm von Möllemann abgeworfen und der Ersatzfallschirm nicht ausgelöst worden war. Ebenfalls war ein Sicherungssystem abgeschaltet, das den Reservefallschirm automatisch hätte auslösen müssen. Allgemein wird daher von einem Freitod ausgegangen.

Kurz vor dem tödlichen Sprung hatte der Deutsche Bundestag Möllemanns Immunität aufgehoben, woraufhin Ermittler der Polizei und die Staatsanwaltschaft Liegenschaften und Geschäftsräume in verschiedenen Ländern im Rahmen von Ermittlungen gegen ihn wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung sowie Verstoß gegen das Parteiengesetz durchsuchten.

Jürgen W. Möllemann war verheiratet mit Carola Möllemann-Appelhoff und Vater dreier Töchter.