Antisemitismus
Gliederung im Moment mangelhaft. Dingo 01:00, 4. Mai 2004 (CEST)
Judenfeindlichkeit ist ein ursprünglich abendländisches Phänomen und bezeichnet die seit der Zerstörung des Tempels von Jerusalem durch Titus 70 stattgefundene Ausgrenzung und Verfolgung von Juden.
Formen der Judenfeindlichkeit
Die Judenfeindlichkeit trat im Laufe der Zeit in unterschiedlichen Formen auf, die sich chronologisch voneinander abgrenzen lassen:
- Bereits in der vorchristlichen Antike gab es vereinzelt eine religiös motivierte Ablehnung der Juden von Seiten der Griechen und Römer. Dies lag daran, dass das Judentum nur einen Gott akzeptierte und alle anderen etablierten Götter ablehnte. Mit dem späteren aus dem Konflikt mit dem Christentum entstandenen Antijudaismus ist dieser allerdings nicht vergleichbar, da in ihm für die Zeit noch kein besonderes Abgrenzungskriterium zu anderen abgelehnten Religionen vorlag.
- Nach dem Tod Jesu Christi um 30 wurde daraus der spezifisch christliche Antijudaismus, der zunächst aus einem Emanzipationsbestreben christlicher Gemeinden gegenüber dem Judentum entstand, aber überlebte, auch als die Juden als vorherrschende Kraft in diesem (zunächst innerjüdischen) Konflikt vom Christentum abgelöst wurden, das für sich einen religiösen Universalanspruch erhob. Bis zur Aufklärung und zur Französischen Revolution 1789 bestimmte er im christlichen Abendland, von Epochen großer Toleranz regional abgesehen, das Verhältnis zwischen Christen und Juden. Dem konnten sich Juden durch Taufe entziehen. Jedoch kam es vor, dass Juden auch nach der Konversion zum Christentum angefeindet wurden, weil ihnen diese nicht geglaubt wurde. Besonders heftig entlud sich der Antijudaismus im mittelalterlichen Europa erstmals zu Beginn des 1. Kreuzzugs 1096, später während der Schwarzen Pest des Jahres 1348 und regelmäßig bei nachfolgenden Epidemien. Die größte Katastrophe des Antjudaismus fand durch die spanische Reconquista im 15. Jahrhundert statt, als Spanien und Portugal durch Vertreibung quasi von Juden entvölkert wurden. Der Antijudaismus wurde in seiner Bedeutung während der Zeit der Aufklärung zwar vom neu entstehenden Antisemitismus verdrängt, verschwand aber nicht, sondern spielte innerhalb der Kirchen auch später und teilweise bis heute eine Rolle.
- Nach der Französischen Revolution 1789 erfuhren nationalistische Bewegungen in Europa einen starken Auftrieb, die oft mit einem aufkeimenden Rassismus einher gingen. Da religiöse Gründe seit der Zeit der Aufklärung immer weniger Akzeptanz fanden, suchte sich der Judenhass pseudowissenschaftliche, rassistische Begründungen, die als Antisemitismus bezeichnet werden. Diesem konnten sich Juden nicht mehr entziehen. Seinen heftigsten Auswuchs erlebte der Antisemitismus in der Zeit des Dritten Reiches als Massenmord an den europäischen Juden, der Shoah.
- Seit dem Zweiten Weltkrieg haben sich neue Formen der Judenfeindlichkeit entwickelt, die in der wissenschaftlichen Literatur und im allgemeinen Sprachgebrauch heute meist auch als Antisemitismus bezeichnet werden, auch wenn rassistische Begründungen oder auch nur das Konstrukt der Rasse hier häufig keine Rolle mehr spielen.
Insbesondere seit dem israelischen Sechs-Tage-Krieg kam es auch in der "westlichen Welt" zu Kritik an der israelischen Politik und antiisraelischen Haltungen, die oftmals in grundsätzliche Opposition zum Staat Israel umkippte und sich dabei auch antisemitischer Stereotypen bediente.
In das Diskussionsfeld dieser Begrifflichkeiten gehört auch der Antizionismus (manchmal auch Antiisraelismus), eine Ablehnung des Zionismus bzw. der israelischen Politik. Der radikale Antizionismus wendet sich gegen ein Existenzrecht des Staates Israel. Von Antisemiten wie israelischen Nationalisten wird der Antizionismus instrumentalisiert: Antisemiten bezeichnen sich selbst häufig verharmlosend als Antizionisten, während israelische Nationalisten Kritiker der israelischen Politik auch als Antizionisten und damit als Antisemiten diffamieren.
Im Sinne einer nachträglichen semantischen Projektion wird der Begriff "Antisemitismus" - nicht selten auch im wissenschaftlichen Kontext - für alle Formen der Judenfeindlichkeit benutzt, Das Begriffsfeld wird heute nach wie vor sehr kontrovers diskutiert, gerade auch weil es sich um einen in der Folge des Holocaust denkbar negativ aufgeladenen ideengeschichtlichen Komplex handelt.
Trotz der verschiedenen theoretischen Grundlagen tauchen in den verschiedenen Ausformungen der Judenfeindlichkeit über die Zeiten immer wieder die selben antijüdischen Stereotypen wie die vom 'reichen' und 'geizigen', vom 'arbeitsscheuen' oder vom 'verstockten' Juden auf. So ähneln sich auch verunglimpfende Karikaturen von Juden aus verschiedenen Zeiten.
Judenfeindlichkeit in der Geschichte
Zu Judenverfolgungen kam es bereits in der Antike. Wirtschaftlich und sozial motivierte Pogrome sind seit dem Ausgang des Altertums nachgewiesen.
siehe auch: Fettmilch-Aufstand
siehe auch: Dreyfus-Affäre, Protokolle der Weisen von Zion, Nürnberger Rassengesetze, Holocaust