Panzerhaubitze 2000
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Technische Daten (PzH 2000) | ||
Länge: | 11.690 mm | |
Breite: | 3.540 mm | |
Höhe: | 3.460 mm | |
Gefechtsgewicht: | 55,5 t (inkl. adaptiver reaktiver Dachschutz) | |
Watfähigkeit: | 1.100 mm ohne, Tiefwaten bis 1.500 mm mit Vorbereitung | |
Fahrbereich: | 420 km | |
Kraftstoffvorrat: | 1.000 l | |
Steigfähigkeit: | 60% (31°) | |
Querneigung: | 30% (17°) | |
Kletterfähigkeit: | 1.100 mm | |
Grabenüberschreitfähigkeit: | 3.000 mm | |
Besatzung: | 5 | |
Technische Daten (Motor) | ||
Motor: | MTU 881 Ka-501 | |
Höchstgeschwindigkeit: | ca. 68 km/h | |
Höchstleistung: | 736 kW/1.000 PS | |
Leistungsgewicht: | 13,4 kW/t | |
Getriebe (Gänge): | Renk HSWL 284C (4 Vorwärts, 2 Rückwärts) | |
Technische Daten (Waffen) | ||
Hauptbewaffnung: | 155 mm Haubitze L/52 mit 60 Schuss 288 Treibladungsmodule | |
Rohrlänge: | 8.690 mm | |
Seitenrichtbereich: | 360° | |
Rohrerhöhung: | -5° bis + 65° | |
Schussweite: | 30.000 m 56.000 m mit reichweitengesteigerter Munition | |
Feuergeschwindigkeit: | 3 Schuß in 10 Sekunden 8 Schuss in 60 Sekunden 20 Schuss in 180 Sekunden | |
Sekundärbewaffnung: | 7,62 mm FlaMG MG3 1.200 Schuss Nebelmittelwurfanlage |
Die Panzerhaubitze 2000 (PzH 2000) ist ein selbstfahrendes, gepanzertes Artilleriegeschütz. Sie ist das Standardgeschütz der Brigade-Panzerartilleriebataillone und ersetzt die Panzerhaubitze M109 in der Bundeswehr. Gegenüber ihrem Vorgänger ist die PzH 2000 in den Bereichen Reichweite, Genauigkeit, Schutz, Autonomie und Mobilität leistungsfähiger.
Entwicklungsgeschichte
Mitte der 70er Jahre zeigte sich, dass die vorhandenen Artilleriesysteme in der NATO im Bezug auf Mobilität, Schussweite, Feuergeschwindigkeit und Schutz nicht mehr den gestiegenen Anforderungen im Gefechtsfeld entsprachen.
Darauf bauten Deutschland, Italien und Großbritannien die gemeinsam entwickelte Feldhaubitze FH-155, mit der es gelang, die Anzahl der unterschiedlichen Typen von Geschützen zu reduzieren und dadurch die Kampfkraft der Artillerie zu stärken. Ein weiterer Vorteil dieser Maßnahme war die Reduzierung des logistischen Aufwands.
1973 unterzeichnete man eine Regierungserklärung mit dem Ziel, ein neues Waffensystem zu entwickeln mit den ballistischen Eigenschaften der FH-155 und dem Mobilitäts- und Schutzniveau des Kampfpanzers Leopard. Technische Probleme stoppten jedoch 1986 das Programm PzH 155-1 bzw. SP-70, und die daraus resultierenden Verzögerungen führten zur Einstellung des Programms.
Nach dem gescheiterten Versuch entwickelte Großbritannien die AS90 "Braveheart", während Deutschland und Italien in einem Gemeinschaftsprojekt ab 1991 die Panzerhaubitze 2000 (PzH 2000) entwickelten.
Aus einem Wettbewerb in der Konzept- und Definitionsphase ging das Rüstungsunternehmen Wegmann 6 Co. GmbH (später Krauss-Maffei Wegmann) mit MaK Systemgesellschaft und der Rheinmetall Industries AG als Sieger hervor.
Die Einführungsgenehmigung für die Bundeswehr wurde 1996 erteilt und die ersten von geplanten 185 seriengefertigten Panzerhaubitzen 2000 wurden 1999 an das Artillerieregiment 14 in Karpin ausgegeliefert. Das Regiment gehörte zur 14. Panzergrenadierdivision (Neubrandenburg).
Die Panzerhaubitze 2000
Durch die lange Entwicklungsphase entspricht das Waffensystem noch den Anforderungen der Bundeswehr aus dem Kalten Krieg, weswegen besonders Wert auf schnelles Instellunggehen, Feuern und Bewegen gelegt wurde, um der feindlichen Artillerie zu entgehen. Als autonomes Waffensystem kann sie den eigenen Standort und die Nordrichtung unter Nutzung von GPS und einer Fahrzeugnavigationsanlage bestimmen. Alle Zieldaten, die von Aufklärungssystemen über Datenfunk an die PzH 2000 gemeldet werden, können im Feuerleitrechner in Schusswerte und entsprechende Kommandos an die Waffenanlage umgesetzt werden.
Für Fahrer, Geschützführer und Richtkanonier sind Nachtsichtgeräte (Restlichtverstärker) vorhanden, die das Fahrzeug nachtkampffähig machen.
Die Bewaffnung besteht aus einer 155 mm Haubitze L/52 mit 52 Kaliberlängen. Die Panzerhaubitze 2000 ist im Einsatz extrem flexibel. Sie feuert mit neun verschiedenen Munitionstypen und zwei vollständigen Munitionsfamilien, die als L 15 A1 und M 483 A1 (US) bezeichnet sind. Eine Ladeautomatik führt dem Geschütz Geschosse zu, modulare Treibladungen werden durch einen Bediener eingelegt. Mit dieser Anlage werden kurze Feuerschläge geschossen. Die Feuerrate beträgt drei Schüsse in den ersten zehn Sekunden (fünf Sekunden für jeden Schuss), bei längerem Feuerkampf wird die Feuerrate durch die thermische Belastbarkeit des Rohres auf knapp sieben Schuss je Minute (ca. zehn Sekunden für jeden Schuss) begrenzt.
Die Haubitze ist in der Lage, im sogenannten MRSI-Verfahren zu schießen. MRSI steht für Multiple Round Simultaneous Impact und bedeutet, dass das Geschütz bis zu sechs Schuss abgibt, die zeitgleich im Ziel einschlagen. Erreicht wird dieser Effekt durch unterschiedliche Erhöhungen des Rohres, die unterschiedliche Flugzeiten bewirken. Das Schießen beginnt in diesem Fall mit großer Rohrerhöhung und wird schrittweise auf die tiefste Rohrerhöhung abgesenkt. Die Pausen zwischen den einzelnen Schüssen werden benötigt, um die modulare Treibladung einzulegen.
Der Bordvorrat der PzH 2000 umfasst 60 Artilleriegeschosse Kaliber 155 mm in unterschiedlicher, nach Auftrag variierender Sortierung. Als Sekundärbewaffnung ist ein MG3 montiert.
Wanne und Turm sind Neukonstruktionen aus Panzerstahl. Bei den Antriebskomponenten und Laufwerksteilen griff man allerdings auf die bewährte Technik der Leopard 1- und Leopard 2-Panzer zurück.
Besatzung
Die Besatzung der PzH 2000 besteht aus fünf Mann, ist aber auch mit nur drei Mann voll kampffähig.
- Geschützführer (GF):
- Führt das Geschütz, überwacht die Kommunikation, die Tätigkeiten des Munitionskanoniers 2 (MK2) und feuert das Geschütz ab.
- Richtkanonier (RK):
- Im Normalbetrieb überwacht er die Waffenanlage und ist stellvertretender Geschützführer. Er kann bei Bedarf, besonders im direkten Richten bei Selbstverteidigung die Waffenanlage manuell richten und ist zusammen mit dem MK2 für das Beladen zuständig.
- Munitionskanonier 1 (MK1) und 2 (MK2):
- Der MK1 überwacht und bedient das pneumatische System und sichert während des Marsches aus seiner Luke mit der Fliegerabwehr-MG.
- Der MK2 überwacht und bedient die Ladeautomatik und übernimmt bei Ausfall der Automatik die Tätigkeit.
- Fahrer (MKF):
- Fährt das Geschütz und überwacht das Triebwerk. Weitere Aufgabe sind Wartungsarbeiten (Technischer Dienst) an der Wanne und Betrieb des Stromerzeugeraggregates.
Waffenanlage
- Hauptwaffe: 155 mm L/52 von Rheinmetall (Gesamtlänge mit Bodenstück: 9,129 m)
- Bodenstück
Waffenpositionierungsanlage
Durch ein aufwendiges System erreicht die PzH 2000 eine hohe Genauigkeit von einer Winkelminute. Das sind 40 m Abweichung auf 40 Kilometer. Um die Lage der Waffe im Raum festzustellen und die Treffergenauigkeit zu erhalten, werden folgende Systeme genutzt:
- GPS
- Kurs-Lage-Gerät (dient bei Fahrt als Trägheitsnavigationsgerät, in Feuerstellung misst es die Lage des Rohrs im Raum)
- Weggeber (misst anhand der Kettenbewegung die Wegstrecke des Fahrzeugs)
- V0-Messgerät (misst die Geschwindigkeit der Granate mit Radar nach dem Verlassen des Rohrs)
Ausbildung
Zur Ausbildung der Geschützbesatzung stehen folgende Systeme zu Verfügung
- Ausbildungssimulator-Feuerkampf
- Turmsimulator
- Simulatorgeschütz Kurzrohr
- Fahrschulpanzer
Zukunft und Entwicklung
Krauss-Maffei Wegmann arbeitet seit 2005 an einem luftverladbaren Artillerie-Geschütz-Modul (AGM). Dieses Waffensystem, bestehend aus dem Turm der PzH 2000 und dem Kettenfahrgestell des MLRS Raketenwerfer, soll so wie der Puma im Airbus A400M transportiert werden können.
Der Geschützturm der Panzerhaubitze 2000 wurde im Rahmen des MONARC-Konzepts zur Erprobung der Möglichkeit der Einführung eines neuen Marine-Schiffsgeschützes auf zwei Schiffen der Sachsen-Klasse (F124) montiert und getestet.
Am 18. April 2006 feuerte die Panzerhaubitze 2000 in der Nähe von Alkantpan (Südafrika), im Rahmen einer Schiesskampagne des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB), ein Artilleriegeschoss über eine Entfernung von 56 km. Die von Denel hergestellte reichweitengesteigerte V-LAP-Munition zündet nach dem Abschuss einen kleinen Raketenmotor, dessen Strahl die Luftwirbel, die hinter dem Geschoss entstehen, glättet. Diese Munition konnte ohne Anpassungen der Waffenanlage verschossen werden.[1]
Seit August 2006 bestreiten 3 Panzerhaubitzen der niederländischen Armee ihren ersten Kampfeinsatz im Süden von Afghanistan. Sie unterstützten vom 2. September 2006 bis 17. September 2006 die Operation Medusa in der Provinz Kandahar mit Artilleriefeuer und verbleiben danach in Uruzgan.
Einsatzstaaten der Panzerhaubitze 2000
Literatur
- Jürgen Plate / Lutz-Reiner Gau / Jörg Siegert: Deutsche Militärfahrzeuge, Motorbuch Verlag Stuttgart, ISBN 3-61302-152-8