Anthroposophie

Als Anthroposophie, wörtlich die Weisheit vom Menschen, wird eine von Rudolf Steiner (1861-1925) begründete weltweit vertretene gnostische Weltanschauung mit europäischen Wurzeln bezeichnet. Die Anthroposophie wird von den ihr Nahestehenden als eine Erkenntnislehre angesehen, die zu eigenständiger Forschung auf geistigem Gebiet anleiten soll. Steiner betonte dabei die Freiheit des Menschen, der sich von allen Formen der Bevormundung, auch religiöser, emanzipieren solle, um einen individuellen, wenngleich systematischen Zugang zu Phänomenen der „übersinnlichen Welt“ zu erlangen. Die Impulse, die von der Anthroposophie ausgehen, umfassen so unterschiedliche Lebensbereiche wie Pädagogik/Heilpädagogik (Waldorfschule, Camphill), Medizin (anthroposophische Medizin), Landwirtschaft (biologisch-dynamische Landwirtschaft), Gesellschaft (Dreigliederung des sozialen Organismus), Bewegungskunst (Eurythmie), Religion (Die Christengemeinschaft) und Finanzwesen (Gemeinschaftsbank, Gemeinschaft für Leihen und Schenken). Als Zentrum der Anthroposophischen Gesellschaft wurde das Goetheanum in Dornach bei Basel erbaut. Der hier verwendete Begriff der Anthroposophie bezieht sich auf die von Steiner begründete Erkenntnispraxis. Im weiteren Sinne bezeichnet man aber auch die Summe von Steiners Schriften und Vorträgen oder die Lebenswirklichkeit der von ihm begründeteten Anthroposophischen Gesellschaft als „Anthroposophie“.
Begriff und Wirkung
Steiner wählte die Bezeichnung „Anthroposophie“ im Kontrast zu dem, was er in einem sehr weiten Sinn „Anthropologie“ nannte: Letztere behandele dasjenige, was der Mensch durch seine Sinne und den an die Sinnesbeobachtung sich haltenden Verstand über die Welt wissen könne; ersteres dagegen sei das „Wissen des Geistesmenschen“, und es erstrecke sich auf alles, was dieser in der „geistigen Welt“, d.h. im Übersinnlichen, wahrnehmen könne. Dabei verstand Steiner unter Anthroposophie einerseits eine umfassende („kosmologische“) Anschauung des Menschen und der Welt, die er als Lehre vertrat und verbreitete, andererseits aber auch einen Erkenntnisweg bzw. eine „wissenschaftliche“ Methode zur Erforschung des Übersinnlichen („Geistigen“).
Synonym zu der Bezeichnung „Anthroposophie“ verwendete Steiner auch andere Namen wie „Theosophie“, „Geheimwissenschaft“ oder „Geisteswissenschaft“, um seine Lehre und seine „Forschungsmethode“ zu kennzeichnen. Die Bezeichnungen „Theosophie“ und „Geheimwissenschaft“ gebrauchte er jedoch nur während seiner Tätigkeit im Rahmen der Theosophischen Gesellschaft (1902-1913), wobei „Geheimwissenschaft“ sich offenbar an die „Geheimlehre“ der Theosophin Helena Petrovna Blavatsky anlehnt. Steiners Begriff der „Geisteswissenschaft“ ist nicht zu verwechseln mit dem gebräuchlichen Sammelbegriff „Geisteswissenschaften“. Bei Steiner bezieht sich „Geist“ in diesem Zusammenhang auf eine übersinnliche Welt sowie auf höhere „Wesensglieder“ des Menschen, durch welche er diese geistige Welt wahrnehmen kann. In dem durch Wilhelm Dilthey geprägten Sammelbegriff „Geisteswissenschaften“ meint „Geist“ hingegen die Summe der kulturellen Errungenschaften der Menschheit.
Im engeren Sinne wurde der Begriff „Anthroposophie“ von Steiner als Titel einer Fragment gebliebenen Schrift aus dem Jahre 1910 verwendet (Gesamtausgabe [GA] 45). In dieser Programmschrift wurde die Anthroposophie in Anknüpfung an Ignaz Paul Vitalis Troxler als Mittler zwischen Theosophie und Anthropologie angesiedelt. Anthroposophie ist für Steiner dabei die Schaffung eines Bewusstseins des Menschentums. Es geht ihm um die Formulierung einer umfassenden Erkenntnistheorie zur menschlichen Bewusstwerdung. Da Steiner „Ich“ und „Welt“ nicht dualistisch geschieden vorstellt, will seine Anthroposophie Anleitung zur Selbst- und Welterkenntnis des Menschen zugleich bieten. Dies ist das monistische Programm des anthroposophischen Erkenntnisweges, das – mit Friedrich Nietzsche und Max Stirner – einen freien, individualistisch geprägten Menschen voraussetzt. Der Monismus ist dabei Naturerkenntnis und zugleich Erkenntnis der geistigen Welt.
Die Anthroposophie hatte und hat bedeutende Anhänger aus dem Bereich des Kulturlebens, namentlich in der Kunst, darunter Joseph Beuys, Wassily Kandinsky, Franz Marc, Christian Morgenstern, Bruno Walter, Oscar Lüthy und Michael Ende. Sympathisanten waren etwa Alexej Jawlensky, Jorge Luis Borges, Piet Mondrian, Richard Neutra, Le Corbusier, Henry van de Velde, Frank Lloyd Wright, Eero Saarinen, Erich Mendelsohn und Hans Scharoun (s. auch Organische Architektur). Von den heute lebenden Architekten bezeichnet vor allem Frank O. Gehry Steiner als Inspirationsquelle. Auch über den Kreis der direkten Anhänger hinaus ist ein Einfluss Steiners feststellbar. Hermann Hesse, der ein distanziertes Verhältnis zu Steiners Lehre hatte, veröffentlichte etwa 1926/27 verschiedene Gedichte in der Zeitschrift „Individualität“, die von dem anthroposophischen Gründungsmitglied und zeitweiligem Steiner-Sekretär Willy Storrer herausgegeben wurde. Auch Paul Klee rezipierte Steiner mit kritischer Distanz. Ein Teil dieses enormen und vielschichtigen Einflusses Rudolf Steiners auf verschiedene Kunstrichtungen wird erst allmählich aufgearbeitet. [1]
Begriffsgeschichte
Die Bezeichnung „Anthroposophie“ wurde bereits in der frühen Neuzeit verwendet. In einem anonymen Buch mit dem Titel Arbatel de magia veterum, summum sapientiae studium (1575), das dem Esoteriker und Neuplatoniker Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim zugeschrieben wird, wird Anthroposophie (ebenso wie Theosophie) der „Wissenschaft des Guten“ zugerechnet und mit „Kenntnis der natürlichen Dinge“ bzw. „Klugheit in menschlichen Angelegenheiten“ übersetzt.
Anfang des 19. Jahrhunderts prägte der Schweizer Arzt und Philosoph I.P.V. Troxler (1780-1866) den Begriff „Anthroposophie“ in Anlehnung an seine Biosophie (Elemente der Biosophie, 1806). Im Sinne der Vorläufer der Lebensphilosophie, vor allem des Naturphilosophen Schelling, bei dem Troxler studiert hatte, sollte Biosophie „Naturerkenntnis durch Selbsterkenntnis“ bedeuten. Die Erkenntnis der menschlichen Natur nannte Troxler Anthroposophie. Die Philosophie – und alle Philosophie sei Naturerkenntnis – muss ihm zufolge zur Anthroposophie werden. Diese wird als eine „objektivierte Anthropologie“ vorgestellt, die vom „ursprünglichen Menschen“ ausgehen soll. In der menschlichen Natur vereinen sich demzufolge in einem mystischen Vorgang Gott und Welt.
Auch Immanuel Hermann Fichte verwendete das Wort Anthroposophie 1856 in „Anthropologie – Die Lehre der menschlichen Seele“ und bezeichnete damit eine „gründliche Selbsterkenntniss des Menschen“, die „nur in der erschöpfenden Anerkenntnis des Geistes“ liege. Wahrhaft gründlich oder ergründend könne sich der „Menschengeist“ aber nicht erkennen, ohne damit der „Gegenwart oder Bewährung des göttlichen Geistes an ihm inne zu werden“.
Der Religionsphilosoph Gideon Spicker, der eine „Religion in philosophischer Form auf naturwissenschaftlicher Grundlage“ anstrebte und den Konflikt zwischen Glauben und Wissen, zwischen Religion und Naturwissenschaft als das Grundproblem seines Lebens und Denkens ansah, formulierte das Programm einer Anthroposophie, ebenfalls im Sinne „höchster Selbsterkenntnis“: „Handelt es sich aber in der Wissenschaft um die Erkenntnis der Dinge, in der Philosophie dagegen in letzter Instanz um die Erkenntnis dieser Erkenntnis, so ist das eigentliche Studium des Menschen der Mensch selbst, und der Philosophie höchstes Ziel ist Selbsterkenntnis oder Anthroposophie.“ (Die Philosophie des Grafen von Shaftesbury, 1872). Spickers Ideal umfasste in der Religion die Einheit von Gott und Welt als selbstverantwortete Erkenntnis unter Anwendung von Vernunft und Erfahrung.
Der österreichische Philosoph und Herbartianer Robert Zimmermann (1824-98), Schöpfer der „Philosophischen Propädeutik“, wählte die Bezeichnung „Anthroposophie“ 1882 als Titel einer Programmschrift, die ein System idealer Weltsicht auf realistischer Grundlage zu beschreiben suchte („Anthroposophie im Umriß. Entwurf eines Systems idealer Weltsicht auf realistischer Grundlage“, 1882). Zimmermann, bei dem Steiner Philosophie-Vorlesungen hörte, wollte in seinem System über die „Schranken und Widersprüche, die der gemeine Erfahrungsstandpunkt in sich trägt“, hinausgehen und eine „Philosophie des Menschenwissens“ errichten, die als Wissenschaft von der Erfahrung ausgeht, aber, wo es das logische Denken erfordert, über sie hinausreicht.
Rudolf Steiner verwendete den Namen „Anthroposophie“ zunächst in sehr freier Weise. So hielt er 1902 in dem von ihm geleiteten Berliner Literatenkreis „Die Kommenden“ eine Vortragsserie mit dem Titel: Von Zarathustra bis Nietzsche. Entwicklungsgeschichte der Menschheit an Hand der Weltanschauungen von den ältesten orientalischen Zeiten bis zur Gegenwart, oder Anthroposophie. Über den Inhalt dieser Vorträge ist nichts Näheres überliefert. Parallel dazu sprach er erstmals öffentlich (im Rahmen des Giordano Bruno-Bunds) über die von da an durch ihn vertretene Theosophie (Titel: Monismus und Theosophie), wobei er inhaltlich an Immanuel Hermann Fichte anknüpfte. Im Rahmen der Theosophischen Gesellschaft sprach Steiner erstmals 1909 über „Anthroposophie“, wobei er diese neben die schon existierende Theosophie stellte, „ähnlich wie im Mittelalter neben die Theologie die Anthropologie“ gestellt wurde (Anthroposophie, Psychosophie, Pneumatosophie, GA 115). Nachdem er 1902 eine historische Betrachtung von Weltanschauungen „Anthroposophie“ genannt hatte, entwickelte er jetzt unter dem selben Namen eine erweiterte Sinneslehre, die eine Brücke zwischen Theosophie und Anthropologie bilden sollte. Zur Wortgeschichte merkte er dabei an: „Das Wort ist schon einmal gebraucht worden. Robert Zimmermann hat eine Anthroposophie geschrieben, aber er unternahm sie mit höchst unzulänglichen Mitteln (...). Er hat sie herausgesponnen mit den ausgesogensten, abstraktesten Begriffen, und dieses Gespinst war dann seine Anthroposophie.“ Eine schriftliche Fassung seiner „anthroposophischen“ Sinneslehre brachte Steiner nicht zu Ende; sie wurde posthum als Fragment publiziert (Anthroposophie - ein Fragment, GA 45).
Als es 1913 zum Bruch mit der Theosophischen Gesellschaft kam (siehe unten) und Steiner eine neue Bezeichnung für das wählen musste, was er bisher als „Theosophie“ vertreten hatte, entschied er sich für „Anthroposophie“. Später (1916) schrieb er darüber: „Als es sich vor einer Anzahl von Jahren darum handelte, unserer Sache einen Namen zu geben, da verfiel ich auf einen solchen, der mir lieb geworden war, deshalb, weil ein Philosophie-Professor, dessen Vorträge ich in meiner Jugendzeit gehört habe, Robert Zimmermann, sein Hauptwerk 'Anthroposophie' genannt hat.“ (Gesammelte Aufsätze, GA 35, S. 176)
Die Anthroposophie bei Rudolf Steiner

Die Anthroposophie Rudolf Steiners versteht sich als eine christliche und humanistische Methode der Bewusstseinsentwicklung. Sie schöpft aus okkulten und esoterischen Quellen und umfasst Elemente des Gnostizismus und des Rosenkreuzertums. Aufgrund dieser Verbindung sehr unterschiedlicher Ströme wurde sie von Kritikern schon zu Steiners Lebzeiten etwa als synkretistische Weltanschauung, eklektischer Mystizismus oder Obskurantismus eingeordnet. Sie beinhaltet einen umfassenden („kosmischen“) Evolutionsbegriff sowie ein vielschichtiges Bild der Wiederverkörperung (Reinkarnation) und des Schicksals (Karma). Anders als in der Theosophie, aus der sie hervorging, spielt in der Anthroposophie das Christentum – in „individualisierter“ Form – eine zentrale Rolle.
Unter „Anthroposophie“ bei Rudolf Steiner versteht man zum einen seine Lehren, zum anderen den von ihm entwickelten Schulungsweg, der es möglich machen soll, die theoretischen Lehren nachzuvollziehen.
Steiner selbst wollte die Anthroposophie immer als „Erkenntnisweg“ bzw. wissenschaftliche Methode zur Erforschung der „geistigen Welt“ verstanden wissen: „Unter Anthroposophie verstehe ich eine wissenschaftliche Erforschung der geistigen Welt, welche die Einseitigkeiten einer bloßen Natur-Erkenntnis ebenso wie diejenigen der gewöhnlichen Mystik durchschaut, und die, bevor sie den Versuch macht, in die übersinnliche Welt einzudringen, in der erkennenden Seele erst die im gewöhnlichen Bewusstsein und in der gewöhnlichen Wissenschaft noch nicht tätigen Kräfte entwickelt, welche ein solches Eindringen ermöglichen“ (Philosophie und Anthroposophie, GA 35).
Die anthroposophische Bewegung ist soziologisch, weltanschaulich-religiös und politisch sehr heterogen. Die Interpretation von Steiners Werk ist auch aufgrund der verschiedenen Themengebiete und des großen Umfangs (28 Schriften und ca. 5900 Vorträge) innerhalb der Anthroposophie nicht einheitlich.
Die Geschichte der Anthroposophie
Zu Lebzeiten Rudolf Steiners
Die Begründung der Anthroposophie, die eng mit Steiners Biographie verbunden ist, erfolgte aus einem krisenhaften Erlebnis und einer grundlegenden Neuorientierung ihres Urhebers. Im Jahre 1900 war Steiner in eine tiefe Sinnkrise verfallen. Er wurde, wie er es zwei Jahrzehnte später umschrieb, "mit dem rein ethischen Individualismus in eine Art Abgrund gerissen."[2] Diese Krise brachte die entscheidende geistige Zäsur in Steiners Leben: seine Abwendung von dem "ethischen Individualismus" und Hinwendung zur Theosophie, der bald die Ausbildung der Anthroposophie folgte. In der rückblickenden Einschätzung hatte Steiner seine Lebenskrise ausdrücklich in Verbindung mit den radikal-individualistischen Denkern John Henry Mackay und Max Stirner gebracht.[3] Die Lehren Stirners und Mackays standen demnach für eben jenen ethischen Individualismus, mit dem Steiner in seinen geistigen "Abgrund" geraten war.[4] Und tatsächlich lässt sich an Steiners Behandlung von Mackay und Stirner am ehesten die geistige Zäsur nachvollziehen, an deren Ausgang die Gründung der Anthroposophie stehen sollte.
Die Zäsur wird deutlich, wenn man Steiners Grundpositionen vor und nach seiner Neuorientierung vergleicht: In seinem Frühwerk war Steiner als Anhänger des konsequenten Atheisten und Diesseitsdenker Max Stirner hervorgetreten, was mit einem entsprechendem publizistischen Engagement gegen das Christentum und jede Art von Obskurantismus, u.a. auch gegen die Theosophie, einhergegangen war. Auch begeisterte sich Steiner für die Religionskritiker Ernst Haeckel und Friedrich Nietzsche. Im Mittelpunkt von Steiners individualistischer Freiheitsphilosophie stand aber der radikale und vielbekämpfte Hegelschüler Max Stirner. So stellte Steiner etwa in einem Brief an den Stirner Biograph John Henry Mackay die "vollkommene Übereinstimmung" mit der Grundidee seiner Freiheitsphilosophie fest.[5] Er bezeichnete Stirner als "den freiesten Denker, den die neuzeitliche Menschheit hervorgebracht hat", neben dessen "kristallklaren Gedanken [...] sich Nietzsches Aphorismen [...] oft wie ein bloßes Stammeln" ausnähmen.[6] Steiner trat zudem couragiert für den von John Henry Mackay aus Stirner abgeleiteten individualistischen Anarchismus ein. Für ein Jahrsiebent in der Mitte seines Lebens war Steiner neben Mackay, mit dem er persönlich befreundet war, derjenige Autor, der sich öffentlich am klarsten für den als skandalös empfundenen Stirner einsetzte.[7] Der anthroposophische Philosoph Karen Swassjan resümiert, dass sich "die werdende Anthroposophie nicht weniger ohne Stirner denken lässt als ohne Goethe."[8]
Nach seiner Krise, in die er mit seinem "ethischen Individualismus" geraten war, wandte sich Steiner schroff von Stirner ab, was die Annahme einer geistigen Zäsur bestätigt. Dessen Individualismus erschien ihm nun als "bürgerliche Egoistik" und eine "untergehende Weltanschauung".[9] Stattdessen zeigte sich Steiner zusehends empfänglich für esoterische Ideen und Inhalte, was ihn in Stufen von der Theosophie zur Anthroposophie führte. Die Hinwendung zur Theosophie führte auch zum dauerhaften Bruch mit Mackay.[10]
Im Herbst 1900 wurde Steiner – von Seiten der Theosophischen Gesellschaft des Grafen von Brockdorff, wie er später betonte, – gebeten, in Berlin einen Vortrag über Friedrich Nietzsche zu halten. Steiner kam dieser Bitte nach. Sein Vortrag fand so großen Anklang, dass man ihn kurz darauf für ein halbes Jahr engagierte, in wöchentlichen Vorträgen über christliche Mystik zu sprechen. Es folgte ein weiterer Vortragszyklus, und im Dezember 1901 forderten Brockdorff und seine Gattin Steiner auf, die Leitung der theosophischen Arbeit in Deutschland zu übernehmen, die bisher sie innehatten. Offiziell geschah das dann im Oktober 1902 bei der Gründung der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft (Adyar-TG).
In Steiners Biographie stellte das eine außerordentliche Wendung dar. Er hatte sich bis dahin als Philosoph, Goethe-Herausgeber, Buchautor, Publizist, Redakteur und Vortragsredner zu vielfältigen Themen geäussert, aber zur Religion immer eine kritische Distanz gewahrt. Erst recht hatte er der stark orientalisch beeinflussten Theosophie ablehnend gegenüber gestanden. Jetzt aber übernahm er die Leitung der Theosophen in Deutschland und begann, eine eigene Spielart der Theosophie auszuarbeiten, wobei er an die christliche Mystik und andere Traditionen des europäischen Geisteslebens anknüpfte, aber auch Elemente der vorhandenen theosophischen Lehre übernahm.
Steiners Tätigkeit in der TG bestand vor allem im Halten von Vorträgen, in der Herausgabe einer eigenen theosophischen Zeitschrift (Luzifer, später Lucifer-Gnosis) und im Verfassen von Büchern. Die organisatorische Arbeit übernahm Marie von Sivers, die spätere zweite Ehefrau Steiners. Neben den Vorträgen für Mitglieder der TG, in denen er in erheblichem Maß an die etablierten Lehren der Theosophie anknüpfte, hielt Steiner auch zahlreiche öffentliche Vorträge. Darin nahm er fast ausschließlich Bezug auf das mitteleuropäische (deutschsprachige) Geistesleben und versuchte, darauf aufbauend seine „Theosophie“ zu entwickeln. Unter Steiners Leitung wuchs die Zahl der Mitglieder der TG in Deutschland rapide: Zählte man bei der ersten Generalversammlung 1903 nur 130 Mitglieder, waren es 1912 bereits 2489[11]. Zu diesem Zeitpunkt war die TG in 54 deutschen Städten durch einen „Zweig“ vertreten.
Aufgrund zunehmender Differenzen mit der Präsidentin der internationalen Theosophischen Gesellschaft, Annie Besant, die vor allem die Stilisierung des jungen Jiddu Krishnamurti zu einer Art Messias durch Besant und Charles W. Leadbeater betrafen, kam es im Frühjahr 1913 zum Bruch mit der Theosophischen Gesellschaft. Bereits Ende 1912 war in Köln die Anthroposophische Gesellschaft gegründet worden, der sich nun die meisten in Deutschland lebenden Theosophen anschlossen und die bald auch in anderen Ländern präsent war. In diesem Zusammenhang benannte Steiner seine bisherige Theosophie in „Anthroposophie“ um.
Im Herbst 1913 begannen in Dornach bei Basel (Schweiz) die Arbeiten am ersten Goetheanum, das als Veranstaltungsstätte und Zentrum der Gesellschaft dienen sollte, nachdem für ein ursprünglich in München geplantes Gebäude mehrfach die Baugenehmigung versagt worden war. Parallel dazu kam es zu vielfältigen Aktivitäten im sozialen, kulturellen und gesellschaftlichen Bereich. So gründete Emil Molt, Generaldirektor der Zigarettenfabrik Waldorf-Astoria, 1919 in Stuttgart für die Kinder seiner Arbeiter und Angestellten die erste Waldorfschule, deren Leitung Steiner selbst übernahm. 1921 wurde die Pharmafirma Weleda AG gegründet, die anthroposophische und homöopathische Arzneimittel herstellt und vertreibt. 1922 gründete eine Gruppe von Theologen die Christengemeinschaft, eine Bewegung zur Erneuerung des Christentums mit anthroposophischer Ausrichtung.
Gleichzeitig formierten sich Gegner. In der Silvesternacht 1922/23 brannte das aus Holz errichtete erste Goetheanum bis auf seine Grundmauern nieder, vermutlich von Unbekannten in Brand gesetzt. Daraufhin entwarf Steiner ein zweites, größeres Goetheanum aus Beton, das erst 1928 fertiggestellt wurde. Parallel bemühte er sich um eine Reorganisation der Anthroposophischen Gesellschaft, an deren Leitung er bis dahin als Ehrenpräsident nicht direkt beteiligt war. Als diese Bemühungen nicht den gewünschten Erfolg brachten, gründete er an Weihnachten 1923 in Dornach ohne Bezug zur bisher bestehenden Anthroposophischen Gesellschaft die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft, deren Vorsitz er nun selber übernahm. Zugleich gründete er die schon lange geplante Freie Hochschule für Geisteswissenschaft und übernahm als vorläufig einziger Dozent auch deren Leitung. Bereits während der Gründungsfeierlichkeiten erlitt Steiner jedoch einen schweren Schwächeanfall, von dem er sich nicht mehr erholen sollte. So kam von den drei geplanten „Klassen“ der Hochschule nur die erste, elementare zustande. Im Verlauf des Jahres 1924 musste Steiner seine Vortragstätigkeit zunehmend einschränken. Seinen letzten Vortrag am 28. 9. 1924 musste er nach kurzer Zeit abbrechen. Bis zwei Tage vor seinem Tod am 30. 3. 1925 arbeitete er im Krankenbett noch an diversen Publikationen, zuletzt an einem gemeinsam mit seiner behandelnden Ärztin Ita Wegman verfassten Buch zur Begründung der Anthroposophischen Medizin.
Die Krise nach Steiners Tod
Für den Fall seines Ablebens hatte Rudolf Steiner in Bezug auf die Anthroposophische Gesellschaft und die Hochschule keine Anweisungen gegeben. Der fünfköpfige Vorstand der Gesellschaft, den Steiner erst gut ein Jahr zuvor berufen hatte, war ratlos und zerstritt sich bald[12]. Insbesondere konnte keine Einigkeit darüber erzielt werden, ob man Steiners Initiativen fortsetzen oder realistischerweise nur noch das Vorhandene verwalten könne. Ende 1925 wurde Albert Steffen als Vorsitzender und damit formal als Nachfolger Steiners gewählt. Auf Initiative namentlich von Ita Wegman beschloss man bald darauf, die Hochschule formal weiter bestehen zu lassen, indem man die schon unter Steiner begonnene Gepflogenheit aufgriff, dass ausgewählte Persönlichkeiten das Recht erhielten, Steiners mitgeschriebene „Klassenstunden“ andernorts zu verlesen oder frei zu rezitieren. Der Dornacher Vorstand verlor jedoch zunehmend an Bedeutung, und in mehreren Ländern spalteten sich neue Gruppierungen von der Anthroposophischen Gesellschaft ab, teils unter Beteiligung einzelner Vorstandsmitglieder. 1935 beschloss deshalb die Generalversammlung auf Betreiben Albert Steffens, die daran beteiligten Personen, darunter die Vorstandsmitglieder Ita Wegman und Elisabeth Vreede und andere führende Anthroposophen in Deutschland, Holland und England, aus der Gesellschaft auszuschließen.
Parallel zu diesem Zerfall der Anthroposophischen Gesellschaft entwickelten sich jedoch einige der von Steiner angeregten Kulturimpulse weiter, so die Waldorfbewegung durch Gründung neuer Schulen und die künstlerischen Initiativen Steiners, die unter der Leitung Marie Steiners fortgeführt wurden.
Während des Nationalsozialismus
Am 1. November 1935 wurde die Anthroposophische Gesellschaft per Dekret Reinhard Heydrichs verboten. Die Begründung lautete: "Nach der geschichtlichen Entwicklung der Anthroposophischen Gesellschaft ist diese international eingestellt und unterhält auch heute noch enge Beziehungen zu ausländischen Freimaurern, Juden und Pazifisten. Die auf der Pädagogik des Gründers Steiners aufgebauten und in den heute noch bestehenden anthroposophischen Schulen angewandten Unterrichtsmethoden verfolgen eine individualistische, nach dem Einzelmenschen ausgerichtete Erziehung, die nichts mit den nationalsozialistischen Erziehungsgrundsätzen gemein hat. Infolge der Gegensätze zwischen den Anschauungen der Anthroposophischen Gesellschaft und den vom Nationalsozialismus vertretenen völkischen Gedanken bestand die Gefahr, dass durch eine weitere Tätigkeit der Anthroposophischen Gesellschaft die Belange des nationalsozialistischen Staates geschädigt werden. Die Organisation ist daher wegen ihres staatsfeindlichen und staatsgefährdenden Charakters aufzulösen. i.V. gez. Heydrich".[13] Das antisemitische Hetzblatt "Der Judenkenner" hatte bereits einige Monate zuvor die Stoßrichtung vorgegeben: "Was wir über die gänzlich verjudete anthroposophische Bewegung und Rudolf Steiner denken, ist bekannt", hieß es etwa in der Ausgabe vom 28. August 1935.[14]
Schon vor dem Verbot hatten alle jüdischen Mitglieder ihre Ämter in der Gesellschaft abgegeben, nicht immer freiwillig. Ein Großteil von ihnen war ausgetreten, andere wurden zum Austritt gedrängt, um die Reibungen mit dem Regime zu minimieren.[15] Nach dem Verbot bemühten sich einige Anthroposophen um eine Wiederzulassung. Der Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft wehrte sich gegen die Auflösung mit einem Brief an Adolf Hitler, in dem auf Steiners arische Abstammung verwiesen und die Verbindung zu jüdischen Kreisen bestritten wurde. In dem Schreiben hieß es: "Die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft, die im Jahre 1923 von Dr. Rudolf Steiner konstituiert und begründet wurde, hat zu irgend welchen freimaurerischen, jüdischen, pazifistischen Kreisen irgend welche Beziehungen oder auch nur Berührungspunkte nicht gehabt. Die arische Abstammung Rudolf Steiners ist überdies vom Rassepolitischen Amt in Berlin ausdrücklich bestätigt worden. [...] Auf das allerentschiedenste muss [...] Verwahrung dagegen eingelegt werden, dass in dem Schreiben der Geheimen Preussischen Staatspolizei aus diesen nicht zutreffenden Motivierungen auch noch die Behauptung abgeleitet wird, dass die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland 'staatsfeindlich' sei. Wie aus dem Obigen und aus näheren Nachprüfungen ohne weiteres hervorgehen wird, stellt eine solche Bezeichnung eine völlig ungerechtfertigte Diskriminierung einer in wertvollster Weise für das Deutschtum eintretenden Gesellschaft dar."[16]
Der Brief dokumentiert den Versuch, sich mit dem nationalsozialistischen Regime zu arrangieren. Einige Anthroposophen betrieben eine noch offensivere Anbiederung. Der Anthroposoph Friedrich Rittelmeyer formulierte sogar eine expilzite Anerkennung des nationalsozialistischen Staates: "Die Christengemeinschaft anerkennt den nationalsozialistischen Staat. Sie glaubt ihm den besten Dienst zu tun, wenn sie das Religiös-Christliche in möglichster Reinheit und Stärke pflegt."[17] Günther Wachsmuth, Mitglied des Dornacher Vorstandes der Anthroposophischen Gesellschaft, hatte im Juni 1933 seine "Sympathie" für das bekundet, "was z. Zt. in Deutschland geschieht".[18] Aus solchen und ähnlichen Kollaborationen war sogar einmal die Behauptung abgeleitet worden, die Anthroposophen hätten ihre "Anhänger tief in die national-sozialistischen Kreise geschoben".[19] Die Nationalsozialisten blieben bei ihrer Ablehnung der Anthroposophie, auch wenn sie einige Übereinstimmungen konstatierten. Das geht jedenfalls aus einem Gutachten hervor, dass der Nazi-Pädagoge Alfred Baeumler im Auftrag des Amtes Rosenberg angefertigt hatte. In dem Gutachten hieß es: "In der Menschenkunde, die der Methode der Waldorfschulen zugrunde liegt, sind tiefe und richtige Einsichten enthalten, die Rudolf Steiner zum größten Teil seinem äußerst fruchtbaren Studium der naturwissenschaftlichen Schriften Goethes verdankt. Die nationalsozialistische Menschenkunde kann nur von der Rasse her entworfen werden. Insofern Rasse eine Naturwirklichkeit ist, scheint schon im Ansatzpunkt eine wesentliche Übereinstimmung zwischen der Menschenkunde des Nationalsozalismus und der Rudolf Steiners vorzuliegen. Denn Steiner geht ja von den bildenden Kräften der wirkenden Natur aus und gründet die Schulerziehung auf die Entwicklung der natürlichen Kräfte. Insofern könnte man seine Pädagogik 'biologisch' fundiert nennen. Würde man jedoch versuchen, den Begriff der Rasse in unserem Sinne in die biologische Fundierung einzuführen, dann würde er die Menschenkunde Steiners zersprengen. Denn der Nationalsozialismus geht zwar von der Wirklichkeit des Blutes aus, aber zugleich auch von den Unterschieden, die zwischen Menschengruppen verschiedenen Blutes bestehen. Diese Unterschiede erfassen wir nicht nur biologisch-anthropologisch, sondern vor allem auch geschichtlich, indem wir uns dem zuwenden, was Menschen verschiedenen Blutursprungs geschaffen und gestaltet haben: den Staaten, Kunstwerken, Erfindungen, wissenschaftlichen Systemen usw. Zu diesem von der Erkenntnis der rassischen Wirklichkeit geleiteten geschichtlichen Denken gibt es von der Menschenkunde Steiners her keinen Zugang. Der Platz, den in unserem Weltbilde der von rassischen Kräften bestimmte geschichtlich gestaltende Mensch einnimmt, ist in der Weltanschauung Rudolf Steiners besetzt durch den über aller Geschichte thronenden Geistmenschen. Das denken Rudolf Steiners ist nicht biologisch-rassisch, sondern biologisch-kosmisch."[20]
Alle Versuche einer Wiederzulassung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland scheiterten jedoch 1939 endgültig, als Rudolf Heß die „Gleichbehandlung mit ehemaligen Freimaurern“ anordnete. Und das, obwohl sich anthroposophische Institutionen auch weiter kooperativ zeigten und die Biologisch-dynamische Landwirtschaft auf großes Interesse bei Nationalsozialisten stieß. Die SS hatte zwischen 1939 und 1945 landwirtschaftliche Versuchsgüter eingerichtet, in der die biologisch dynamische Landwirtschaft erprobt wurde; eines der Güter lag in unmittelbarer Nähe des KZs Ravensbrück.[21] Das Heft 5 der Zeitschrift "Demeter" aus dem Jahr 1939 erschien etwa mit einer Abbildung Hitlers und einer Grußzeile zum 50. Geburtstag auf dem Titelbild.[22] In der Septemberausgabe der Zeitschrift lag zudem ein Flugblatt bei, in dem der Herausgeber, Erhard Bartsch, die biologisch-dynamischen Landwirte zur Unterstützung des "Führers" aufrief. Bartsch bemühte sich offenbar sogar um eine Mitwirkung an den SS-Besiedlungsplänen für den "Lebensraum im Osten".[23]
Die acht Waldorfschulen waren den Nationalsozialisten von Anfang an ein besonderer Dorn im Auge gewesen. Anders als andere anthroposophischen Institutionen, die lange Zeit von den Behörden unbemerkt weiterarbeiten konnten, hatten die Schulen eine große Außenwirkung. Um die Schulen zu retten, nahm Elisabeth Klein, der Dresdner Schulleiterin, die eine Schlüsselstellung in den Verhandlungen mit dem Regime innehatte, Kontakt zu einigen führenden Nationalsozialisten auf. Sie suchte die Zusammenarbeit, während sich die Schule in Berlin 1936 ausdrücklich von diesen Kollaborationsversuchen distanzierte und die Schließung selbst betrieb. Unter den Personen, die Klein kontaktierte war auch Rudolf Heß selbst, dem Sympathien für die Anthroposophie nachgesagt wurden. Auch Klein schätzte Heß so ein.[24]
Gemäß einer Anordnung von Rudolf Heß durften Waldorfschulen bis 1940 keine Einschulungen mehr vornehmen. Zwei Schulen wurden sogar verboten (1938 Stuttgart und 1941 Dresden). Die restlichen mussten aus finanziellen Gründen schließen. Von den acht anthroposophischen heilpädagogischen Heimen wurden drei massiv bedroht, davon zwei geschlossen. Trotz dieser Repressionsmaßnahmen gab es auch Mitglieder, die sich mit dem System arrangierten oder sogar aktiv in den Gremien der NSDAP mitarbeiteten. Hohe Wertschätzung fand die biologisch-dynamische Landwirtschaft bei einigen NS-Größen, was jedoch auf ihre „Ursprünglichkeit“ und nicht auf die spirituelle Begründung zurückzuführen ist.
Parallel dazu spitzte sich auch in Dornach die Situation weiter zu. Nach dem Verbot der Gesellschaft im deutschen „Mutterland“ und dem durch die Beschlüsse von 1935 bewirkten Zerwürfnis mit den wichtigen Landesgesellschaften in Holland und England war der Einfluss des Dornacher Zentrums schon weitgehend auf die Schweiz beschränkt, bevor diese mit Ausbruch des Krieges 1939 auch als Nation in eine rundum isolierte Insellage geriet. 1939 musste das Goetheanum (Hauptgebäude) aus finanziellen Gründen geschlossen werden. Personell geriet im nun noch dreiköpfigen Vorstand Marie Steiner allmählich ins Abseits, und 1942 kam es zum offenen Konflikt zwischen ihr und Albert Steffen oder vielmehr zwischen den jeweiligen Anhängern in der Mitgliedschaft. Marie Steiner, die von Rudolf Steiner testamentarisch zur Alleinerbin bestimmt worden war, machte nun diese Rechte formal geltend, indem sie einen „Nachlassverein“ gründete, der abgesondert von der Anthroposophischen Gesellschaft auch nach ihrem Tod die Werke Rudolf Steiners herausgeben sollte.
Bis 1941 hatte Rudolf Heß nach Möglichkeiten versucht, seine "schützende Hand" über anthroposophische Aktivitäten zu halten. Erst nach seinem Englandflug von Rudolf Heß am 10. Mai 1941, in dessen Folge er als Verräter bezeichnet und für verrückt erklärt worden war, wurden die Reste der organisierten Anthroposophie in Deutschland zerschlagen. Heß selbst war zwar, anderslautenden Gerüchten zum Trotz, kein Anthroposoph, er war aber spirituellen Vorstellungen gegenüber aufgeschlossen. Seine Frau, Ilse Hess, nahm im Jahre 1984 Stellung zu der Haltung ihres Mannes zur Anthroposophie: "Mein Mann hat sich überhaupt nicht für Anthroposophie interessiert, ich ausschließlich im Zusammenhang mit der biol. dyn. Anbauweise, da ich leidenschaftliche Gärtnerin war und bin. [...] Mein Mann hat nur, da er Versuchen aufgeschlossen war, eben diese seine 'schützende Hand' über die Waldorfschulen und die BiolDynamischen gehalten, nach 1941 war das natürlich vorbei, da [Martin] Bormann genau das Gegenteil praktizierte."[25] Zum Stab von Rudolf Heß gehörte auch der Nationalsozialist Werner Georg Haverbeck, der nach dem Krieg als Pfarrer für die Christengemeinschaft tätig war.[26]
Nach dem Englandflug waren die spirituellen und spiritistischen Gruppen, für die sich Heß verwendet hatte, Gegenstand von Verfolgungen. Man meinte, sie hätten mit ihren okkulten Lehren Einfluss auf Heß ausgeübt. Das gilt ausdrücklich auch für Anthroposophen.[27] Es folte eine Welle von Festnahmen und Investigationen. Kurz darauf wurde auch die Christengemeinschaft aufgelöst. Ihre Priester wurden inhaftiert. Zwar gab es weitere Versuche von anthroposophischer Seite, sich dem Regime im "Endkampf gegen den Bolschewismus" anzudienen, nach dem Wegfall des Förderers Heß vielen dieser aber auf keinerlei Resonanzboden mehr.[28] Alles in allem war das Verhältnis der Anthroposophie zum Nationalsozialismus ambivalent. Es war zwar eine unüberbrückbare Kluft zwischen beiden Weltanschauungen vorhanden, aber dennoch hatten die Anthroposophen eher auf Entgegenkommen gesetzt. Der Publizist Jens Heisterkamp resümiert: "Widerstandskämpfer hat die anthroposophische Bewegung nicht hervorgebracht."[29]
Nach 1945
Nach dem Krieg wurden die im Dritten Reich verbotenen anthroposophischen Aktivitäten auch in Deutschland und Österreich bald wieder aufgenommen. Der Konflikt um die Rechte an Rudolf Steiners Werk spitzte sich jedoch weiter zu. Nach dem Tod Marie Steiners 1948 betrachtete sich der von ihr gegründete Nachlassverein (heute: Rudolf Steiner Verlag) als Alleininhaber dieser Rechte. Darüber kam es zu einem Rechtsstreit mit der Anthroposophischen Gesellschaft, der 1952 mit einem Sieg des Nachlassvereins endete. Die unterlegene Partei verbannte daraufhin alle Werke Rudolf Steiners aus der Buchhandlung im Goetheanum, woran bis 1968 festgehalten wurde. Die Rolle Dornachs als internationales Zentrum der Anthroposophischen Gesellschaft wurde wieder vollständig hergestellt, indem die 1935 abgespaltenen Landesgesellschaften in Holland und England sich 1960 bzw. 1963 wieder anschlossen.
Die starke Expansion der Waldorfschulen (heute lt. Selbstdarstellung weltweit 877 Schulen in 57 Ländern), der Anthroposophischen Medizin und der ebenfalls durch Rudolf Steiner angeregten biologisch-dynamischen Landwirtschaft (Demeter) verlief von diesen Schwierigkeiten weitgehend unberührt. 1960 wurde in Bochum auch eine Bank mit anthroposophischer Zielsetzung gegründet (GLS-Gemeinschaftsbank). 1969 entstand das anthroposophische Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke als erste Einrichtung dieser Art in Deutschland. Auch die 1983 gegründete Universität Witten/Herdecke, Deutschlands älteste Privatuniversität, hat überwiegend anthroposophische Gründer (Gerhard Kienle und Konrad Schily). Zur Zeit sind nach Aussagen der Anthroposophischen Gesellschaft weltweit über 10 000 anthroposophische Einrichtungen in 103 Ländern tätig.
Die anthroposophische Erkenntnispraxis
Steiners Erkenntnisse entstammten nach seinen Angaben einer ihm seit seiner Kindheit bewussten und von ihm methodisch vertieften geistig-übersinnlichen Schau (s. z.B. Akasha-Chronik). In seinem philosophischen Frühwerk entwickelte er einen erkenntnistheoretischen Monismus, der wesentlich auf einer Auseinandersetzung mit Kant („Kritik der reinen Vernunft“) und dem Neokantianismus beruht. Steiner plädierte für einen „ethischen Individualismus“, der in Max Stirners Schriften sowie dem individualistischen Anarchismus von Tucker und Mackay Verwandtes findet. Weitere Einflüsse sind Goethe, Hegel (Phänomenologie), Fichte (deutscher Idealismus), Nietzsche und Ernst Haeckel. Deren Lehren wurden von Steiner allerdings sehr selektiv, individuell bzw. eklektizistisch herangezogen und ausgelegt (s. insb. Wahrheit und Wissenschaft und Die Philosophie der Freiheit).
Ab 1902 trat Steiner eindeutig christlich und esoterisch auf. Die Frage, inwieweit dies einer Wandlung in seinem Leben (er selbst spricht von einem „Erweckungserlebnis“) zuzuschreiben ist, ist – auch unter Anthroposophen – nicht entschieden. Auch wie sich die Wende philosophisch auf Steiners Gesamtwerk ausgewirkt hat, konnte bislang zumindest noch nicht abschließend geklärt werden. Nach Steiner befindet sich der Mensch (und die gesamte, also auch die geistige Welt) in beständiger Entwicklung (Evolution). Das Ziel des anthroposophischen Schulungsweges sei es, durch Meditation, Selbsterziehung und Beobachtung auf einer lebenslangen 'Suche', höhere Bewusstseinsebenen zu erreichen. Dieser Schulungsweg sei individuell auszugestalten und könne von jedem Menschen beschritten werden.
Das Menschenbild der Anthroposophie
Steiners Anthroposophie stellt den Menschen in das Zentrum ihrer Betrachtungen. So beschreibt er in seinen beiden grundlegenden Werken Theosophie (1904) und Die Geheimwissenschaft im Umriss (1910) erst ausführlich das „Wesen des Menschen“, bevor er zur sonstigen Welt übergeht.
Ähnlich wie Blavatsky, an deren Lehren er vor allem zu Beginn seiner Tätigkeit in der Theosophischen Gesellschaft häufig anknüpfte, unterschied Steiner verschiedene „Wesensglieder“ des Menschen. Dabei vermied er jedoch eine Festlegung auf ein bestimmtes Gliederungsschema, wie es bis dahin in der Theosophie üblich war, sondern führte ganz im Kontrast dazu oft verschiedene Schemata ineinander über, die Freiheit der Perspektive gegenüber starren Schemata betonend. Außerdem übernahm er die Inhalte seiner „Menschenkunde“ nicht wie Blavatsky aus der indischen Philosophie, sondern entwickelte sie aus Ansätzen im deutschsprachigen Geistesleben mehr oder weniger neu.
Die erste umfassende schriftliche Darstellung des anthroposophischen Menschenbilds erschien 1904 noch unter dem Titel Theosophie. Darin wählte Steiner als Ausgangspunkt Goethes erkenntnistheoretischen Essay Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt (1793) - und erhob damit implizit den Anspruch, seine „Theosophie“ inhaltlich an seine frühere Tätigkeit als Goethe-Herausgeber und als Autor einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung (1886) anzuschließen. Mit Goethe stellte er fest, dass der Mensch „in einer dreifachen Art mit der Welt verwoben ist. - Die erste Art ist etwas, was er vorfindet, was er als eine gegebene Tatsache hinnimmt. Durch die zweite Art macht er die Welt zu seiner eigenen Angelegenheit, zu etwas, was eine Bedeutung für ihn hat. Die dritte Art betrachtet er als ein Ziel, zu dem er unaufhörlich hinstreben soll“: als ein „gleichsam göttliches Wesen“ (Goethe) die Wahrheit zu erkennen und entsprechend handeln zu können. Diese drei Arten des Verhältnisses des Menschen zur Welt nannte Steiner nun „Leib“, „Seele“ und „Geist“. Dabei distanzierte er sich ausdrücklich von jeder bisherigen Belegung dieser Worte: „Wer irgendwelche vorgefassten Meinungen oder gar Hypothesen mit diesen drei Worten verbindet, wird die folgenden Auseinandersetzungen notwendig missverstehen müssen.“ (Theosophie, 1904)
Diese drei Grundbegriffe der anthroposophischen „Menschenkunde“ differenzierte Steiner weiter, indem er jeweils drei leibliche, seelische und geistige Wesensglieder unterschied. Als Abwandlung der daraus resultierenden neunfachen Gliederung leitete er auch ein siebengliedriges Schema ab, das mit dem bis dahin unter Theosophen gebräuchlichen, auf Blavatsky zurückgehenden Schema zu vergleichen, aber nicht mit diesem identisch ist. In der einfachsten Variante unterschied Steiner nur die drei leiblichen Wesensglieder und subsummierte alles andere unter der Bezeichnung „Ich“. Dieses viergliedrige Schema basiert auf der damals allgemein anerkannten Klassifikation der drei Naturreiche der Mineralien, Pflanzen und Tiere und fügt als viertes „Reich“ den Menschen hinzu, der mit seinen drei Leibesgliedern an allen Naturreichen beteiligt ist, aber mit seinem Ich aus der Natur herausragt:
- Der physische Leib
Unter den Begriff „physischer Leib“ fasst Steiner den sichtbaren mineralisch-physischen Körper von Mensch, Tier, Pflanze und Stein. Dieser ist den physikalischen Begebenheiten der Erde ausgesetzt, wenn er nicht, wie bei Mensch, Tier und Pflanze noch von anderen „Leibern“ durchzogen wird. Laut Steiner zerfällt der alleinige „physische Leib“ beim Menschen, den chemischen Gesetzmäßigkeiten gehorchend, ein Prozess, der beim Tode des Menschen durch den Verwesungsprozess gekennzeichnet ist, und mit dem Tod beginnt ein Auflösungsprozess des „Leibergefüges“.
- Der Ätherleib oder Lebensleib
Steiner hat im Laufe seines Lebens die Bezeichnung „Ätherleib“ nie als zufriedenstellend empfunden. An verschiedenen Stellen tauchen auch die Begriffe „Lebensleib“ und „Bildekräfteleib“ auf. „'Äther' bezeichnet hier etwas anderes als den hypothetischen Äther der Physik. Man nehme die Sache einfach als Bezeichnung...“ (Theosophie).
Der Ätherleib ist laut Steiner als übersinnlicher Teil sehr dem Physischen oder Äußerlichen verhaftet. Er soll belebender Teil des physisch-mineralischen Körpers sein. Im Gegensatz zu Letztgenanntem, der durch äußere Kräfte seine Gestalt findet, gestalte der Ätherleib aus dem Inneren des menschlichen Wesens heraus ständig den physischen Leib neu. Beim Menschen sei er auch Träger von Denkkräften und Gewohnheiten.
- Der Astralleib
Mit dem Astral- oder Empfindungsleib reagiert der Mensch auf die Außenwelt. Dieses Wesensglied ist das Empfindende im Menschen als Teil seiner Seele, so Steiner in Theosophie. Im Astralleib erlebt der Mensch seine Begierden und Leidenschaften.
- Das Ich
Das 'Ich' ist der eigentliche, ewige Wesenskern des Menschen: „... mit seinem 'Ich' ist der Mensch ganz allein. – Und dieses 'Ich' ist der Mensch selbst. Das berechtigt ihn, dieses 'Ich' als seine wahre Wesenheit anzusehen. Er darf deshalb seinen Leib und seine Seele als die 'Hüllen' bezeichnen; innerhalb deren er lebt; und er darf sie als leibliche Bedingungen ansehen, durch die er wirkt.“ Dieses Ich ist nicht zu verwechseln mit dem „Alltags-Ich“, das sich dem Menschen als seine Persönlichkeit darstellt. Das Verständnis des 'Ich' in der Anthroposophie weist über dieses hinaus, es beheimatet das Geistige des Menschen. „Die Sinneserscheinungen offenbaren sich dem 'Ich' von der einen, der Geist von der anderen Seite. Leib und Seele geben sich dem 'Ich' hin, um ihm zu dienen; das 'Ich' aber gibt sich dem Geiste hin, dass er es erfülle. Das 'Ich' lebt in Leib und Seele; der Geist aber lebt im 'Ich'.“ (a.a.O.)
Nach Steiner befindet sich der Mensch auf einem Entwicklungsweg zur „Läuterung“ der beschriebenen Leiber. Ein Durchdringen der eigenen Leidenschaften, Gewohnheiten usw. durch das 'Ich' sei u.a. der derzeitige Entwicklungsweg. „Das Ich wird immer mehr Herrscher über Leib und Seele.“
Durch den Tod, bei dem sich die höheren Leiber vom physischen Leib trennen, löse sich zunächst der Ätherleib, später der Astralleib in einem speziellen Ablauf auf, und das Ich gehe in ein geistiges Reich ein, indem es mit Hilfe höherer Wesenheiten auf die physische Welt wirkt und sich auf die Wiedergeburt in einer veränderten physischen Umgebung vorbereitet. Diese werde auch von dem individuellen Schicksal und der konkreten Lebensgestaltung des Menschen bestimmt.
Kritik an Steiners Anthroposophie
Fehlende Wissenschaftlichkeit
Für Kritiker, die die Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie bestreiten, handelt es sich bei Steiners als synkretistisch verstandener Weltanschauung um eine Pseudowissenschaft bzw. eine Spielart der Esoterik. Deren zentrale Postulate zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie nicht wissenschaftlich überprüfbar sind (d.h. nicht intersubjektiv, falsifizierbar, empirisch überprüfbar und allgemein zugänglich).
Geheimwissenschaft (Okkultismus) ist eine von Steiner selbst verwendete Bezeichnung, mit der er ausdrückte, dass seine Lehre über das bloße „Verstandesdenken“ hinausgehe. An H.P. Blavatskys Secret Doctrine (Geheimlehre) anknüpfend, publizierte er 1910 unter dem Titel „Die Geheimwissenschaft im Umriss“ eine Zusammenfassung seiner bis dahin entwickelten „theosophischen“ Lehre. Fortgeschrittene Schüler seien demnach selber zu übersinnlichen Wahrnehmungen imstande. Die daraus hervorgehenden „Mitteilungen“ seien jedoch für jedermann gedanklich nachvollziehbar.
Steiner nahm für sich in Anspruch, in der so genannten Akasha-Chronik (Blavatsky) „lesen“ zu können, einer Art kosmischem Gedächtnis, in dem alles Wissen über Vergangenheit und Zukunft gespeichert sein soll. Aus dieser Quelle teilte Steiner Details über Atlantis mit, korrigierte christliche Evangelien, enthüllte Geheimnisse ägyptischer Priester oder traf Prophezeiungen, etwa über das Kommen des „Christus im Aetherischen“ in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. Die von ihm begründete Anthroposophie fußt somit laut Kritikern auf dem Anspruch, über Zugang zu unumstößlichen Wahrheiten zu verfügen. Diese Wahrheiten, so Steiner, stünden jedoch nicht in einem Widerspruch zur empirischen Wissenschaft. Sie seien vielmehr intersubjektiv überprüfbar.
Allein an diesen beiden Proklamationen, so der schwedische Philosoph Sven Ove Hansson[30], ließen sich Steiners Aussagen falsifizieren. Erstens sei es niemandem, der auf Steiners Schulungsweg gegangen ist, bis heute gelungen, wie dieser in der Akasha-Chronik zu lesen, und zweitens ließe sich allein anhand von Steiners Aussagen über Quantenphysik und Relativitätstheorie leicht zeigen, dass seine spirituellen Erkenntnisse zu anderen Ergebnissen führten als die Experimente der modernen Wissenschaft. Diese und ähnliche Überlegungen bewogen Kritiker, der Anthroposophie die selbstproklamierte Wissenschaftlichkeit abzusprechen.
Rassismusvorwürfe
In Steiners weitausgreifendem Werk (das allerdings vielfach auf ungeprüften Mitschriften seiner Vorträge beruht) finden sich wiederholt Aussagen über menschliche Rassen, also völkische Ideen, wie sie auch bei Arthur Moeller van den Bruck vorkommen, den Steiner persönlich kannte, oder bei Oswald Spengler, dessen Buch „Der Untergang des Abendlandes“ er mehrfach rezensierte. Das Vorhandensein menschlicher Rassen in unterschiedlichen Entwicklungsstufen sei eine Tatsache, die sich aus seinen Forschungen ergeben habe.
Aus Kreisen der politischen Linken kam daher schon früh der Vorwurf auf, Steiners Lehre sei faschistoid (Ernst Bloch: Erbschaft dieser Zeit. Frankfurt 1956). Später wurde ein expliziter Rassismusvorwurf erhoben, wieder vor allem aus dem Umfeld linker Kritik. In Steiners Werk finden sich tatsächlich vereinzelt Passagen, die besonders vor dem Hintergrund der späteren NS-Rassenpolitik den Vorwurf des Rassismus stützen. So griff Steiner etwa zeitweise die Wurzelrassenhypothese der Theosophie auf und beschäftigte sich, wenn auch überwiegend distanziert kritisch, mit „Rassenmystikern“ wie Guido von List[31] und Lanz von Liebenfels, die er persönlich kannte. Eine zentrale Annahme in der Theosophie ist, die menschlichen Rassen seien Stufen einer Entwicklung von niederen zu immer höheren Stadien. Dieses Ideengebäude wurde später von der Ariosophie aufgegriffen, einer Denkrichtung, die mit spekulativen Herleitungen eine Überlegenheit von Rassen germanischer Abstammung gegenüber allen anderen Völkern zu beweisen suchte und laut der die „arische Heldenrasse“ die höchste Stufe zur Vollkommenheit darstelle.[32] Der Begriff „arische Wurzelrasse“ kommt in den 300 Bänden der Gesamtausgabe mit 89.000 Seiten an gerade 10 Stellen vor. Auch hatte sich Steiner bereits 1909 wieder von dem Rassenbegriff der Theosophie distanziert: „Es ist ja durchaus begreiflich, dass eine jede Bewegung sozusagen ihre Kinderkrankheiten hat und dass man im Anfang der theosophischen Bewegung die Sache so dargestellt hat, als wenn sozusagen die Erde in sieben Zeiträume zerfiele - man nannte das Hauptrassen - und jede der Hauptrassen in sieben Unterrassen; und dass das alles sich so stetig wiederholen würde, so dass man immer von sieben Rassen sprechen könnte und sieben Unterrassen. Aber man muß über die Kinderkrankheiten hinauskommen und sich klar sein darüber, daß der Rassenbegriff aufhört eine jegliche Bedeutung zu haben gerade in unserer Zeit.”[33]
1997 – im Europaratsjahr gegen den Rassismus – wurde die Verwendung dieser und ähnlicher Vorstellungen der Theosophie seitens der Anthroposophie Rudolf Steiners in den Blick genommen. In den Niederlanden wurde eine Kommission von Wissenschaftlern, die der Anthroposophie nahestehen, unter Leitung eines international tätigen Menschenrechtsanwaltes gebildet, die das gesamte 300 Bände umfassende Oeuvre mit 89 000 Textseiten systematisch auf entsprechende Aussagen hin überpüfte. Die Kommission kam zu dem Ergebnis, dass davon 67 Textstellen diskriminierenden Inhalt haben, 16 enthielten Aussagen, die in den Niederlanden heute strafbar seien. Die Kommission urteilt jedoch insgesamt: „Das anthroposophische Menschenbild Rudolf Steiners steht auf der Grundlage der Gleichwertigkeit aller menschlichen Individualitäten und nicht auf einer vermeintlichen Überlegenheit der einen Rasse gegenüber einer anderen.“ Es befänden sich zwar eine Reihe sehr problematischer Äußerungen in Steiners Werk, die allerdings für die Anthroposophie nicht konstitutiv seien. Den Vorwurf des Antisemitismus wies die Kommission zurück. Sie erklärte, dass sich Steiner stets gegen Antisemitismus eingesetzt, wenngleich er dessen Verbreitung anfangs schwer unterschätzt und erst um 1900 sein Urteil revidiert habe. Insgesamt herrschen über die Tragweite der entsprechenden Textstellen geteilte Ansichten: Während Einige darin dennoch den Beweis einer antisemitischen Gesinnung Steiners sehen, argumentieren Andere, dass allein die quantitative Auflistung (< 1 Promille) zeige, dass die Äußerungen nicht zentral für Steiners Werk gewesen sein könnten, zudem habe er sich in seinem Werk deutlich gegen antisemitische Gesinnungen ausgesprochen, wie an anderen Textstellen deutlich werde.
Die Problematik der anthroposophischen Christologie
Die anthroposophische Christologie enthält gnostische Elemente, die neben der Lehre von Reinkarnation und Karma Angriffspunkte der konfessionellen Kritik geworden sind. Zwar betont Steiner die „Wissenschaftlichkeit“ der Anthroposophie, die wertfreien Aufschluss über die Religionen der Menschheitsgeschichte geben solle: „Den Religionen gegenüber kann sie [die Geisteswissenschaft,anm.] einzig und allein nur die Aufgabe haben, zu einem tieferen Verständnis der religiösen Wahrheiten zu führen. [...] Es wird so vielfach verkannt, dass die Geisteswissenschaft im Grunde auf einem ganz anderen Boden steht als irgendein Religionsbekenntnis“ (in Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der Ätherischen Welt, 1910). Auf der anderen Seite spricht Steiner von „christlicher Wissenschaft“, was die Problematik seines Wissenschaftsbegriffs zeigt. „Darin besteht das Christliche [der anthroposophischen Wissenschaft, Anm.], dass man den Ausgleich sucht [...] aber ohne abergläubisch, ohne frömmelnd zu sein“ (in Vom Leben des Menschen und der Erde; über das Wesen des Christentums, 1923). Diese religiösen Bestandteile seines Werkes werden oft kritisiert, so z.B. die eklektische Verknüpfung von Christentum und Reinkarnationslehre. So steht in der Anthroposophie die Erlösung nicht am Ende eines einzigen, sondern am Ende vieler Leben. Sie stelle sich ein, wenn sich der Mensch durch viele Verkörperungen hindurch zu einem Wesen, das einen eigenen Platz in den himmlischen Hierarchien einnimmt, entwickelt habe.
Quellen
- ↑ zum Einfluss auch auf Künstler, die keine expliziten Anhänger waren, siehe Reinhold Johann Fäth, Rudolf Steiner Design - Spiritueller Funktionalismus Kunst, Diss. Uni-Konstanz (2004)
- ↑ GA 28, S. 372
- ↑ "Das Schicksal hatte nun mein Erlebnis mit J. H. Mackay und mit Stirner so gewendet, daß ich auch da untertauchen mußte in eine Gedankenwelt, die mir zur geistigen Prüfung wurde. Mein ethischer Individualismus war als reines Innen-Erlebnis des Menschen empfunden. Mir lag ganz fern, als ich ihn ausbildete, ihn zur Grundlage einer politischen Anschauung zu machen. Damals nun, um 1898 herum, sollte meine Seele mit dem rein ethischen Individualismus in eine Art Abgrund gerissen werden." Ebd.
- ↑ Steiner hatte seinen "ethischen Individualismus" ausdrücklich mit dem individualistischen Anarchismus Mackays gleichgesetzt, s. Sylvain Coiplet, Anarchismus - Peter Kropotkin und Rudolf Steiner Institut für Soziale Dreigliederung 4/2000 (Internet)
- ↑ Brief Steiner an Mackay vom 5. Dezember 1893, in: GA 39, S. 193
- ↑ Friedrich Nietzsche - Ein Kämpfer gegen seine Zeit, S. 31 (Internet)
- ↑ Hans G. Helms: Die Ideologie der anonymen Gesellschaft. Max Stirners "Einziger" und der Fortschritt des demokratischen Selbstbewusstseins, 1966, nennt Steiner einen "Prominenten unter den Stirnerianern" (S. 278); Bernd A. Laska: Ein dauerhafter Dissident, 1996, nennt Steiner als "prominenten Protagonisten" des von dem Stirnerianer John Henry Mackay damals begründeten "individualistischen Anarchismus" (S. 70-73)
- ↑ Karen Swassjan: Nachwort: Hommage à Max Stirner, zu Max Stirner: Das unwahre Prinzip unserer Erziehung. Dornach: Rudolf Geering Verlag 1997, S. 38-46 S. 43
- ↑ "Dasjenige, was ich, mag man mir es noch so übel nehmen, die untergehende bürgerliche Welt- und Lebensauffassung nenne, das ist ein letztes Ende, das bereitet sich selber den Untergang. Dasjenige, was heute noch wahrhaftig sehr weit von dem entfernt ist, was es werden soll, was als proletarische Sehnsucht herauftaucht, das hat andere menschliche Untergründe. Während die bürgerliche Weltanschauung untergeht im Ätherleib geht aus dem Astralleib auf dasjenige, was sich aus der proletarischen Welt entwickelt. Und ein furchtbar deutlich sprechendes Symbolum der untergehenden Weltanschauung war die Egoistik Max Stirners." Rudolf Steiner, Bürgerliche Egoistik Stirners als Untergang, GA 192, S.61-80, 1919 (Internet)
- ↑ "Als dann 1898 J. H. Mackay in Berlin zu dauerndem Aufenthalte erschien, entwickelte sich eine schöne Freundschaft zwischen uns. Leider ist auch diese durch das Leben und namentlich durch mein öffentliches Vertreten der Anthroposophie zerstört worden." Rudolf Steiner: Mein Lebensgang (1925). Dornach 1962. S. 273f. (Internet), s. auch die Bemerkungen bei Bernd A. Laska, Der schwierige Stirner, in: Wolfram Beyer [Hg.]: Anarchisten. Zur Aktualität anarchistischer Klassiker, 1993, S.9-25 (Internet)
- ↑ Zahlen nach Christoph Lindenberg: Rudolf Steiner - eine Chronik (1988), S. 211 und 329f.
- ↑ Bodo von Plato: "Zur Entwicklung der Anthroposophischen Gesellschaft. Ein historischer Überblick", 1986
- ↑ Preußische Geheime Staatspolizei Berlin, 1.11.1935, StAM LR 17 134354, BAD Z/B 1 904, BAK R 43 II/822, zitiert nach Walter Kugler, Feindbild Steiner, 2001, S. 11f.
- ↑ Zitiert nach Walter Kugler, Feindbild Steiner, 2001, S
- ↑ So berichtete Hans Büchenbacher, ein Anthroposoph jüdischer Abstammung, er habe die teilweise bereitwillige "Bereinigung" des Konfliktes um jüdische Mitglieder mit großer Bitterkeit erlebt. Büchenbacher emigrierte 1935 in die Schweiz. Siehe Helmut Zander, Anthroposophie und Nationalsozialismus, Neue Zürcher Zeitung - 22.07.1999 (Internet) sowie Jens Heisterkamp, Schatten der Vergangenheit - Anthroposophen und ihre Institutionen im Nationalsozialismus, info3, April 1999 (Internet)
- ↑ Aus: Dokumente und Briefe zur Geschichte der Anthroposophischen Bewegung und Gesellschaft in der Zeit des Nationalsozialismus. Band I. Hg.: Arfst Wagner, 1991 (Internet).
- ↑ Zitiert bei Gerhard Wehr, Friedrich Rittelmeyer, Stuttgart 1998, S. 221. Nach "Anthroposophisches Rassedenken und antisemitische Denkstereotypen: berühmte 'Einzelfälle'"? Aktion Kinder des Holocaust.
- ↑ Helmut Zander, Anthroposophie und Nationalsozialismus, in: Neue Zürcher Zeitung - 22.07.1999 (Internet)
- ↑ Das hatte Erich Ludendorff in seinen Lebenserinnerungen behauptet: "Da die Anthroposophie ihre Anhänger tief in die national-sozialistischen Kreise geschoben hatte, so war sie besonders gefährlich. In welchem Umfange dies der Fall war, wurde mir erst nach der Machtübernahme voll bewusst." Erich Ludendorff: Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär und Wegbereiter Deutscher Volksschöpfung. Band III. Meine Lebenserinnerungen von 1933 bis 1937, 1955. S. 67 ff. Zitiert nach: Arfst Wagner: Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus. Teil II. In: Flensburger Hefte. Sonderheft 8: „Anthroposophen in der Zeit des deutschen Faschismus – Zur Verschwörungsthese“, 1991. S. 50-94, hier S. 53 bis 55 (Internet).
- ↑ Zitiert nach Walter Kugler, Feindbild Steiner, 2001, S. 29f.
- ↑ Prof. Dr. Wolfgang Jacobeit, Ganzheitlich orientierte Produktionsweisen in der NS- Zeit - Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise in den landwirtschaftlichen Versuchsgütern der SS 1939 - 1945, in: Nachhaltigkeit "Alternative" Landwirtschaft als kulturökologisches Phänomen. Berliner Blätter. Ethnographische und ethnologische Beiträge. Nr. 16, 1998 (Internet)
- ↑ Aus Band III der Briefe und Dokumente zur Geschichte der Anthroposophischen Bewegung und Gesellschaft in der Zeit des Nationalsozialismus. Herausgegeben von Arfst Wagner, 1992 (Internet).
- ↑ Jens Heisterkamp, Schatten der Vergangenheit - Anthroposophen und ihre Institutionen im Nationalsozialismus, info3, April 1999 (Internet)
- ↑ In ihren Erinnerungen hatte sie noch geschrieben: »Beim Zusammensein mit Hess und Leitgen im Hotel Vier Jahreszeiten in München stellte er [=Hans Erdmenger] die Frage: 'Was ist eigentlich die Aufgabe des Amtes Hess?' Herr Leitgen antwortete: 'Wenn Sie es für sich behalten, will ich es Ihnen sagen. Wir sehen unsere Aufgabe darin, alle Geistesrichtungen in Deutschland zu schützen, die noch aufbauend im Geistesleben wirken können und die von anderen Stellen des Nationalsozialismus ausradiert würden' Klein, Erinnerungen, 1978, S. 126. Zitiert nach Jens Heisterkamp, Schatten der Vergangenheit - Anthroposophen und ihre Institutionen im Nationalsozialismus, info3, April 1999 (Internet). Die Frau von Rudolf Heß teilte rückblickend mit: "Mein Mann hat durch die Verbindung mit Frau Dr. Klein s. Zt. seine schützende Hand über die Waldorf-Schulen gehalten mit dem Hinweis, dass er dafür sei, diesen pädagogischen Versuch arbeiten zu lassen." Brief Ilse Heß an Reinhard G., 21.07.1984, zitiert nach Arfst Wagner, Dokumente und Briefe zur Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft und Bewegung in der Zeit des Nationalsozialismus, 1993 (Internet)
- ↑ Brief Ilse Hess an Reinhard G., 14.05.1984, zitiert nach Arfst Wagner, Dokumente und Briefe zur Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft und Bewegung in der Zeit des Nationalsozialismus, 1993 (Internet).
- ↑ DER RECHTE RAND Nr. 13, August/September 1991, S. 12 f. (Internet)
- ↑ "Einige Nazis sind jetzt sogar der wahnwitzigen Meinung, Hess sei von den Anthroposophen, ja von "Dornach" okkult beeinflußt und zum Flug nach England bewegt worden (S. 303ff)." Jens Heisterkamp, Schatten der Vergangenheit - Anthroposophen und ihre Institutionen im Nationalsozialismus, info3, April 1999 (Internet)
- ↑ Jens Heisterkamp, Schatten der Vergangenheit - Anthroposophen und ihre Institutionen im Nationalsozialismus, info3, April 1999 (Internet)
- ↑ Jens Heisterkamp, Schatten der Vergangenheit - Anthroposophen und ihre Institutionen im Nationalsozialismus, info3, April 1999 (Internet)
- ↑ Ist die Anthroposophie eine Wissenschaft? Siehe hierzu auch die Replik von Klaus Frisch: Was Anthroposophie nicht ist
- ↑ In „Von Seelenrätseln“ (1917) wehrte sich Steiner explizit dagegen mit der „absonderlichen Rassenmystik Guido Lists“ in Verbindung gebracht zu werden. In einem Vortrag (in Menschliche und menschheitliche Entwicklungswahrheiten, 1917) distanzierte er sich von List: „Ich habe zu Guido von List keine andere Beziehung, als dass ich einstmals von ihm, den ich gekannt habe, als er noch ein verständiger Mensch war und seinen Roman ‚Carnuntum‘ geschrieben hatte, in dem Anfang der achtziger Jahre, eine Abhandlung bekommen habe, in der Zeit, als ich noch die ‚Luzifer-Gnosis‘ herausgab; da habe ich sie zurückgeschickt als dilettantisch und unbrauchbar. Das ist die einzige Beziehung, die ich zu Guido von List habe.” Rudolf Steiner über Guido von List, bei Anthroposophy.com
- ↑ der Historiker Eduard Gugenberger wird in einem Dokumentarfilm des ORF über die okkulten Wurzeln des Rassismus mit den Worten zitiert: „Die Wurzelrassenlehre der Theosophie ist ein rassistisches Denkgebäude, das der Menschheit aufzeigt, wie sie sich in Rassen, von niederen zu immer höheren Stadien entwickelt hat, mit der arischen Rasse als höchster Entwicklungsstufe, wobei die niederen Rassen dazu verdammt sind, nach und nach abzusterben, zum Wohle eben der höheren Rasse. Dieses Ideengebäude wurde später von der Ariosophie, von Lanz Liebenfels und Guido von List, aufgegriffen und sehr stark auf das Germanentum, auf die Ariergläubigkeit der Zeit umgemünzt.“ Zitiert nach Petrus van der Let: „Bedenkliche Ansichten Rudolf Steiners über Rassen”, in: Tangram Nr. 6 (Bulletin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus EKR, Bern), vorgehalten auf: akdh.net
- ↑ Rudolf Steiner, Die tieferen Geheimnisse des Menschheitswerdens im Lichte der Evangelien (GA 117), 4.12.1909, S. 151f. Siehe dazu auch die Zitatensammlung von Lorenzo Ravagli, Rudolf Steiner und die Überwindung des Rassismus, 7/2004, Anthroposophy.com. Zum Streit in der Sache auch: Rudolf Steiner und der Rassismus: Arier, Atlantis und Akasha, Süddeutsche Zeitung vom 25. Juli 2006 und: Vom theosophischen Vokabular früh distanziert (Leserbrief), Süddeutsche Zeitung vom 2. August 2006
Literatur
- Eine Liste der Werke Rudolf Steiners
- Rudolf Steiner Gesamtausgabe
- Steiner, Rudolf: Einführung in die Anthroposophie. Dornach : Rudolf-Steiner-Verlag, 1992. ISBN 3-7274-6560-3
- Steiner, Rudolf: Einführung in die Geisteswissenschaft. München : Archiati, 2004. ISBN 3-937078-25-8
zur Anthroposophie allgemein
- Swassjan, Karen: Was ist Anthroposophie?. Dornach: Verl. am Goetheanum, 2001. ISBN 3-7235-1115-5
- Becker, Kurt E.: Anthroposophie.Revolution von innen, Fischer Verlag, Frankfurt, 1984
- Ziegler, Renatus: Anthroposophie : Quellentexte zur Wortgeschichte. In: Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Heft Nr. 121, Herbst 1999 (Hrsg.: Rudolf Steiner-Nachlassverwaltung, Dornach)
- Heisterkamp, Jens: Was ist Anthroposophie? Eine Einladung zur Entdeckung des Menschen. Dornach : Verl. am Goetheanum, 2000. ISBN 3-7235-1089-2
- Baumann-Bay, Lydie und Andreas: Achtung, Anthroposophie! : ein kritischer Insider-Bericht. Zürich : Kreuz, 2000. ISBN 3-268-00255-2
- Badewien, Jan: Die Anthroposophie Rudolf Steiners. München : Evangelischer Presseverband für Bayern, 1994. ISBN 3-583-50662-6
- Barz, Heiner: Anthroposophie im Spiegel von Wissenschaftstheorie und Lebensweltforschung. Zwischen lebendigem Goetheanismus und latenter Militanz. Weinheim : Deutscher Studien-Verlag, 1994. ISBN 3-89271-458-4
- Lutterbeck, Ernst: Anthroposophie verstehen : eine Einführung nach persönlichen Erfahrungen. Paderborn : Möllmann, 1997. ISBN 3-931156-21-4
zu Spezialthemen
- Binder, Andreas: Wie christlich ist die Anthroposophie? Standortbestimmungen aus der Sicht eines evangelischen Theologen. Stuttgart : Urachhaus Verlag 1989. ISBN 3-87838-611-7 (2. Aufl.)
- Kriele, Martin: Anthroposophie und Kirche. Erfahrungen eines Grenzgängers. Freiburg im Breisgau; Basel; Wien : Herder, 1996. ISBN 3-451-23967-1
- Okruch, Stefan: Wirtschaft und Anthroposophie – Darstellung und Kritik des Konzepts Rudolf Steiners. Bayreuth : Verlag PCO, 1993. ISBN 3-925710-50-7
- Werner, Uwe: Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus : 1933 - 1945. München : Oldenbourg, 1999. ISBN 3-486-56362-9
- Ravagli, Lorenzo: Unter Hammer und Hakenkreuz : der völkisch-nationalsozialistische Kampf gegen die Anthroposophie. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben, 2004. ISBN 3-7725-1915-6
- Bierl, Peter: Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister : die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik. Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe. Hamburg : Konkret-Literatur-Verlag, 2005. ISBN 3-89458-242-1
- Reinhold Johann Fäth: Rudolf Steiner Design - Spiritueller Funktionalismus Kunst, Phil. Dissertation Universität Konstanz, 2004 (Elektronische Dissertation).
- Werner Blaser: Natur im Gebauten. Rudolf Steiner in Dornach. Birkhäuser-Verlag für Architektur, Basel 2002 (Rezension).
Weblinks
- Online-Katalog der Bibliothek der Anthroposophische Gesellschaft Stuttgart
- www.anthromedia.net - anthroposophisches Informationsportal
- Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft
- Anthroposphische Kommission zur Klärung der Rassismusvorwürfe
- Anthroposophie bei Relinfo.ch (evangelische Informationsstelle)
- Linkkatalog zum Thema Anthroposophie bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- Anthroposophie – kritische Reflexionen (Humboldt-Universität Berlin)
Anthroposophie in der Diskussion
- Kurzzusammenfassung des 720 Seiten umfassenden Abschlussberichtes der Kommission Anthroposophie und die Frage der Rassen
- Erläuterung der Anthroposophie und Stellungnahme zu Vorwürfen
- Ist die Anthroposophie eine Wissenschaft? (Sven Ove Hansson)
- Diskriminierende Äusserungen von Rudolf Steiner und ihr Einfluss auf die Anthroposophie (infosekta.ch)
- Eine Sammlung von Zitaten Rudolf Steiners im Hinblick auf die Rassismusvorwürfe (mit Kommentar)
- Colin Goldner, Äther-, Astral- und Ich-Leiber - Die obskure Welt von Anthroposophie und Waldorf-Pädagogik aus: Ribolits, E./Zuber, J. (Hrsg.): Karma und Aura statt Tafel und Kreide: Der Vormarsch der Esoterik im Bildungsbereich. Schulhefte-Verlag, Nr. 103, Wien, 2001