Göttliche Komödie


Die Göttliche Komödie (italienisch: La Divina Commedia oder mit dem ursprünglichen Titel Com(m)edia) ist das Hauptwerk des italienischen Dichters Dante Alighieri.
Anknüpfend an das Genre mittelalterlicher Jenseitsvisionen schildert sie in der Ichform eine Reise durch die drei Reiche der jenseitigen Welt: Durch die Hölle (Inferno), die als ein gewaltiger unterirdischer Trichter bis zum Mittelpunkt der kugelförmig vorgestellten Erde reicht und in ihren in neun Höllenkreise unterteilten Strafbezirken der Aufenthaltsort derer ist, die für ihre Sünden zur ewigen Verdammnis verurteilt sind; anschließend durch den Läuterungsbereich (Purgatorio, eigentlich „Fegefeuer“), vorgestellt als ein am westlichen Pol der Erde aus dem Ozean aufragender Berg, auf dem die Seelen derer, die für ihre Sünden noch Vergebung erlangen konnten, auf einem spiralförmigen Weg durch sieben Bußbezirke zu dem auf dem Gipfel des Berges gelegenen irdischen Paradies aufsteigen; und zuletzt (Paradiso) durch die neun Himmelssphären, über denen im Empyreum des himmlischen Paradieses die Geretteten im Angesicht Gottes die Freuden der ewigen Seligkeit genießen. Geführt wird der Jenseitsbesucher Dante auf dieser Reise von verschiedenen Jenseitsführern, durch Hölle und Läuterungsberg besonders von dem antiken Dichter Vergil und ab dem irdischen Paradies dann durch die Seele seiner verstorbenen Geliebten Beatrice. In den verschiedenen Bezirken der jenseitigen Welt begegnet der Jenseitsbesucher einer Vielzahl von geschichtlichen oder als geschichtlich vorgestellten mythologischen Personen, die durch die jeweilige Art ihrer Strafe, Buße oder Seligkeit nach dem Prinzip der Wiedervergeltung („contrapasso“) widerspiegeln, was sie in ihrem früheren Erdenleben wollten, glaubten und taten.
Das Werk ist eine episch-narrative Verserzählung in gereimten Elfsilblern, die nach dem Prinzip der Terza Rima gereimt sind und in drei Bücher oder Cantiche von insgesamt hundert (34, 33 und 33) Gesängen (canti) eingeteilt sind. Der Name Commedia verweist zwar auf die dramatische Gattung der Komödie, ist jedoch nicht oder nicht streng im Sinne der klassisch-antiken Gattungspoetik zu verstehen, sondern begründet sich, wie der sogenannte Widmungsbrief an Cangrande erklärt, durch Thema, Sprache und Stil des Werks. Thematisch soll er ein Werk charakterisieren, das in seiner Behandlung eines Themas mit widrigen Dingen, hier den abstoßenden Schrecken der Hölle, beginnt und zu einem glücklichen Ende hinführt. In Hinsicht auf die Sprache soll er der Tatsache Rechnung tragen, dass das Werk nicht auf Latein, sondern in der italienischen Volkssprache verfasst ist, „in der sich auch die Weiber unterhalten“ („in qua et muliercule comunicant“). Und in Hinsicht auf den Stil soll er dadurch begründet sein, dass das Werk nicht oder nicht durchgehend in einem erhabenen Stil verfasst ist, sondern in einem „lockeren und niederen“ Stil („remissus est modus et humilis“), während der Text der Commedia tatsächlich alle Stilregister, vom derb Obszönen über das gemessen Lehrhafte bis hin zum hymnisch Ekstatischen vereint. Dante hat die Commedia im Paradiso zwar auch als „sacrato poema“ („heiliges Gedicht“) bezeichnet, das Titelbeiwort „Divina“ („Göttliche“) stammt jedoch nicht von ihm selbst, sondern wurde erst später von Boccaccio geprägt, als Ausdruck der Verehrung für die übermenschliche Inspiration und dichterische Qualität dieses Werkes. Seit dem 16. Jahrhundert hat sich dieses Beiwort in den gedruckten Ausgaben als fester Bestandteil des Titels etabliert, während kritische Ausgaben in jüngerer Zeit den Zusatz als spätere Hinzufügung wieder vermeiden.
Entstehung und Umstände
Dante begann mit der Niederschrift im Jahre 1307, und beendete das Werk erst kurz vor seinem Tod im Jahre 1321. Die Commedia gilt als bedeutendste epische Dichtung der italienischen Literatur, und als eines der herausragenden Werke der Weltliteratur. Es ist zudem das erste große Werk in italienischer Sprache, die als Literatursprache von Dante erst aus seinem toskanischen Idiom entwickelt werden musste. Der Zusatz göttlich (italienisch divina) wurde erst 20 Jahre später, also lange nach Dantes Tod, von Giovanni Boccaccio geprägt.
Der Weg durch Hölle und Fegefeuer ist für Dante eine Buße für sein Leben auf manchen Abwegen und eine moralische Bedingung, um die große Liebe seines Lebens, Beatrice, wiederzusehen. Auf seinem langen Weg ist er zwar nicht selbst von den Plagen der Hölle und des Fegefeuers betroffen, aber zeigt dennoch immer wieder Mitgefühl für die leidenden Seelen - eine trotz aller Kritik an den Tätern empathische Betroffenheit. Hierdurch nehmen im Laufe seiner Reise jedenfalls die ihm beim Eintritt in das Fegefeuer auf die Stirn geschriebenen 7 P (= 7 Todsünden) ab. Seine größte eigene Sünde sieht Dante im Hochmut.
Dantes Reise durch Hölle, Fegefeuer und Paradies erinnert an seine eigene Odyssee durch Nord-Italien (Verona, Padua, Lunigiana, Verona, Ravenna, …), die er im Sinne einer tröstlichen subjektiven Sinnkonstruktion vielleicht als Bedingung für seine Vereinigung mit Beatrice nach dem Tod versteht. Der Weg durch Hölle, Läuterung und Paradies ist für Dante aber auch eine Bildungsreise: „Um vollkommenes Wissen ihm zu künden, muß ich (Vergil), der Tote, ihn von Kreis zu Kreis hinabgeleiten zu der Höllenmitte...“ Dazu Dante: „Hier steig ich, meiner Blindheit zu genesen!“
Dante war ein Fremder in der Gesellschaft seiner Zeit (Denn täglich mehr versiegt der Tugend Quelle am Orte, wo ich leben muß…) und die Komödie ist das Werk eines mehrfach Gescheiterten - der nicht die Liebe seines Lebens heiraten kann, der in die Verbannung gezwungen und ökonomisch enteignet wird, der den Rest seines Lebens von den Machtspielen seiner Gönner abhängt. Er beschreibt fast sein ganzes Werk hindurch die Folgen des Scheiterns an der göttlichen Gerechtigkeit – Dante ist ein besessen Gescheiterter, der in der Hölle und im Fegefeuer, aber auch im Paradies unendlich „nachkartet“.
Indem er sich aber auch kritisch gegen die Gewaltaktionen der eigenen Partei (Guelfen) wendet, überwindet er seinen parteilichen Standpunkt. Er formuliert damit ex negativo die Ideale einer geläuterten christlichen Gemeinschaft und arbeitet an der Aufkunft einer zivilisierten Gesellschaft, einer befriedeten italienischen Nation. Dieses christlich-politische Ethos steht damit in starkem Kontrast zu dem etwa 200 Jahre später verfassten Werk Niccolò Machiavellis, der in seinem 1532 postum veröffentlichten Der Fürst, dem ersten Werk der modernen politischen Philosophie, für ein ähnliches Ziel den Weg der Gewalt und Intrige empfahl.
Aufbau und Zahlensymbolik
Die Commedia besteht aus drei Teilen (cantiche, großen Abschnitten, die zum Teil auch als 'Bücher' bezeichnet werden): Inferno (die Hölle), Purgatorio (der Läuterungsberg oder das Fegefeuer), und Paradiso (das Paradies), die wiederum aus 34, 33, und 33 Gesängen bestehen (canti oder Kapitel).
Die prägnante Zahl 9 ist bei Dante durchgängig in allen Werken zu finden und basiert auf einer theologischen Aussage. Die 3 ist die Zahl Gottes, wobei sich bei der 9 die heilige Trinität mit sich selbst multipliziert. Da alles miteinander verknüpft ist, kann man die Divinia Commedia als göttliches Ganzes verstehen. Beispiele:
- Drei Abschnitte, aufgeteilt zu je 33 Canti
- 3 mal 33 Canti plus ein Prolog (Canto I des Infernos) ergeben die nächste göttliche Zahl: 100
- Dreiversige Strophen, dreifach vorkommender Reim im Italienischen (aba | bcb | cdc | ded | ...)
Der Text äußert sich in einer überraschenden Direktheit und Unumständlichkeit – es geht schnell zur Sache und Dante arrangiert sehr abwechslungsreich Monologe, Dialoge, Anreden des Lesers und das ungefragte Sich-Einschalten irgendwelcher Schatten, meist die Seelen berühmter Zeitgenossen, in die Gespräche von Vergil und Dante. Er hat eine sehr kritische Sicht der (Misse-) Taten der Herrschenden der letzten 300 Jahre und so entsteht eine Art Bilderbogen und Skandalchronik: Die Bewohner der Hölle sind ein Who-Is-Who der privaten und politischen Verbrechen.
Inhalt
Der Weg vom finstren Wald zur Hölle
Der Dichter erzählt in der Ich-Form seine Reise durch die drei Reiche der Toten. Die Reise soll ihren Anfang an einem Karfreitag im Jahr 1300 genommen haben. Der Protagonist Dante verirrte sich in einen tiefen Wald, weil er den rechten Weg verloren hatte. Nun strebte der 35-jährige dem Berg der Tugend entgegen, als er von einem Panther (dem Sinnbild der Wollust), einem Löwen (dem Sinnbild des Hochmutes) und einer Wölfin (dem Sinnbild der Habgier) in ein finsteres Tal abgedrängt wurde. Dort begegnet er dem von ihm verehrten römischen Dichter Vergil, den er auch sogleich um Hilfe bittet. Vergil entgegnet ihm folgendermaßen vor der Wölfin, die wütend auf Dante schaut: „Du musst auf einem andern Wege gehen/wenn du aus dieser Wildnis willst entfliehen“ [1] Dante wird daraufhin von Vergil durch die Hölle und auf den Läuterungsberg begleitet. Mit der Jenseitswanderung des Aeneas hat Vergil in der Aeneis das literarische Vorbild geliefert, auf das in der Commedia immer wieder Bezug genommen wird. Da Vergil aus vorchristlicher Zeit stammt und er nicht getauft ist, ist ihm trotz seiner Rechtschaffenheit der Eintritt ins Paradies verwehrt. Dante wird daher von seiner früh verstorbenen und tugendhaft idealisierten Jugendliebe Beatrice geführt. Aber auch diese wird später vom hl. Bernhard von Clairvaux abgelöst.
1. Inferno / Die Hölle
Die Hölle ist der einem antiken Amphitheater gleichende Trichter mit steilen Terrassen zum Erdmittelpunkt hin, entstanden durch den Absturz Lucifers, wodurch auf der Südhalbkugel der Läuterungsberg aus dem Meer getrieben wurde. Die 10 „Kreise“ der Hölle (Vorhölle + 9 Kreise) sind die Orte, Standpunkte, Horizonte oder Charaktere, in und wegen denen sich die Buße und Läuterung der Sünder vollzieht.
In der oberen Hölle büßen die Sünder aus Maßlosigkeit (1. – 5. Kreis), in der mittleren Hölle die Sünder aus Bosheit (6. – 8. Kreis), in der untersten die Sünder des Verrats (9. Kreis), deren hoher Rang an Sünde sich aus dem Schicksal des Autors erklärt. Zunächst decken sich Gesänge und Kreise, dann treten Kreise mit Unterkreisen auf, die in einem Teil eines Gesangs, einem ganzen Gesang oder über mehrere hinweg beschrieben werden. Immer wieder überraschen die starken, in der Weltliteratur immer wieder verwendeten Bilder, die Symbole der Macht und die hier nicht zu erwartetenden Fürsten der Kirche.
Die Höllensequenz ist Geschichtsbuch, Warnung und literarische Vergeltung an den Gegnern Dantes mit manch kritischer Einsicht auch gegenüber der Politik der eigenen Partei. Sowohl die offene Darlegung der eigenen miserablen Lage als auch ein später Triumph Dantes über seine Gegner sind die bestimmenden Gesten. Der Gedanke der Abrechnung mit den Feinden legt er z. B. Sündern in den Mund, die selber Opfer anderer Täter wurden: „Doch dient mein Wort zum Samen, draus dem frechen Verräter Schande sprießt, den ich hier speise.“ Die Seelen im Fegefeuer erhoffen sich von ihm die Verbreitung der Wahrheit unter den Lebenden oder die Ermahnung der Angehörigen zu eifriger Fürbitte für ihre armen Seelen.
Gottes Gerechtigkeit, in deren Namen ewige Folter und Qual der Hölle und ihre begrenzten Formen im Fegefeuer ausgeführt werden, ist eine zuteilend strafende, ein „gerechter“ Ausgleich für die Sünden der Lebenden. Bauprinzip ihrer Strafen ist eine ironische Umkehrung ihrer Laster und Verbrechen, eine verspätete Ironie der Geschichte: Habgierige - an den Dingen klebend - schieben auf ewig Felsbrocken vor sich her, Gewalttäter müssen sich in einem kochenden Blutstrom vor den sie beschießenden Teufeln verstecken, Schmeichler sitzen in der Kloake, Wahrsager tragen ihr Gesicht auf dem Rücken – jetzt ewig der Vergangenheit zugewandt, Heuchler schleppen außen vergoldete Kutten aus Blei und Zwietracht-Stifter werden von Teufeln wieder und wieder zerhackt, die Verräter – immer auf eine plötzliche Wendung der Geschichte spekulierend – liegen eingefroren im Eissee Cocytus, dem tiefsten Kreis der Hölle.
Erster bis Sechster Gesang
Laut dem danteschen Weltbild liegt die Hölle im Inneren der nördlichen Halbkugel. Sie ist der Sitz von Luzifer und besteht aus sich zum Erdmittelpunkt hin verjüngenden Kreisen. Der Trichter entstand durch den Sturz von Luzifer sowie seinen Engeln und die zurückgedrängte Erde bildet den Läuterungsberg, der als einzige Landmasse aus der sonst vom Wasser bedeckten Südhalbkugel herausragt.
- Durch mich geht man hinein zur Stadt der Trauer,
- Durch mich geht man hinein zum ewigen Schmerze,
- Durch mich geht man zu dem verlornen Volke.
- Gerechtigkeit trieb meinen hohen Schöpfer,
- Geschaffen haben mich die Allmacht Gottes,
- Die höchste Weisheit und die erste Liebe
- Vor mir ist kein Geschaffen Ding gewesen,
- Nur ewiges, und ich muss ewig dauern.
- Lasst jede Hoffnung wenn ihr eintretet.
- (Inschrift auf dem Tor zur Hölle)
Hinter dem Höllentor liegt die Vorhölle bzw. der Limbus, dort befinden sich die lauen Seelen, diejenigen die weder gut noch böse waren oder ohne eigenes Verschulden nicht in den Himmel kommen konnten, da sie vor Christi Geburt lebten. Auch ungetaufte Kinder werden im Limbus untergebracht. Diese wandern rastlos in Scharen umher und werden von Ungeziefer gepeinigt. Am ersten Fluss der Hölle dem Acheron versammeln sich die bösen Seelen, die von Charon an das andere Ufer gebracht werden. Die Hölle ist in neun Kreise unterteilt. In jedem Kreis werden die Sünder ihrer Vergehen entsprechend bestraft, wobei die Kreise nach deren Schwere geordnet sind. Dante nennt in seinem Werk mehr als 600 Namen. Dabei sollte man beachten, dass die Bestrafung der „Sünder“ sehr von Dantes persönlicher politischer Meinung geprägt ist. Im ersten Höllenkreis, dem Limbus, befinden die sich unschuldig schuldig Gewordenen, alle die sündenfrei sind aber nicht dem christlichen Glauben angehören (bzw. nicht getauft sind). Nicht nur ungetaufte Kinder sind in diesem Kreis anzutreffen, sondern auch Dichter und Denker der Antike oder des Heidentums. Neben Homer und Saladin gehört auch Vergil zu denen die unter falschen, lügnerischen Göttern lebten. Hinter dem ersten Höllenkreis werden die Sünder von Minos empfangen. Vor diesem müssen sie dann alle ihre Sünden beichten. Der Kenner aller Sünden legt daraufhin fest, in welchen Kreis der Betroffene hinabsteigen muss. Im zweiten Kreis büßen die Wollustigen, die vom Höllensturm umher gejagt werden. Dort trifft Dante auf Kleopatra, Dido, Achilles, Helena und mehrere Ritter. Im 5. Gesang begegnen wir dem ehebrecherischen Liebespaar Paolo und Francesca da Rimini, die zahllose Werke der Musik und der bildenden Kunst inspirierten.
Siebter bis Elfter Gesang
Cerberus bewacht im dritten Höllenkreis die Schlemmer, die von einem eisigen Regen niedergehalten werden und auf dem Boden liegen. Im vierten Höllenkreis befinden sich die Verschwender und Geizigen, die von Pluto bewacht werden. Die Sünder toben und wälzten Lasten mit der Kraft der Schulter, die sie gegeneinander stießen. Der fünfte Höllenkreis ist der Sumpf der zornigen Seelen. Zornige und Verdrossene bekämpfen sich hier unablässig in den Fluten des Flusses Styx. Dante und Vergil rufen von einem feurigen Turm aus den Fährmann Phlegias zu sich, der sie über den Fluss fährt an dessen anderen Ufer die Höllenstadt beginnt. Doch die Teufel verwehren den beiden Wanderern den Zugang zur Stadt. Nach einiger Zeit erscheint ein Engel und kam zum Tore, und mit einem Zweiglein / schloß er es auf. Es wird also deutlich, dass Dantes Reise den Segen Gottes hat, um auf den rechten Weg zurückgeführt zu werden. Im sechsten Kreis büßen die Ketzer in flammenden Särgen.
Zwölfter bis Sechzehnter Gesang
Die letzten drei Ringe bilden die innere Hölle, die von dem Minotaurus von Kreta bewacht werden. Hier werden die schlimmsten Sünden bestraft: Gewaltverbrechen, Betrug und Verrat. Doch weil man drei Personen kann verletzten ist der siebte Kreis in drei Ringe unterteilt. Im ersten Ring werden die Gewalttaten an den Nächsten gebüßt. Mörder, Räuber und Verwüster kochen in einem Blutstrom, in den sie immer wieder von Kentauren zurückgetrieben werden, wenn sie versuchen, ihm zu entsteigen. Je nach Schwere ihrer Tat sind sie unterschiedlich tief in dem Blutstrom eingetaucht. Alexander der Große steckt bis zu seinen Brauen im Strom, während Attila am tiefsten Grund gepeinigt wird. Selbstmörder büßen im zweiten Ring ihre Schuld. Sie müssen als Sträucher und Bäume ihr Dasein fristen, die immer wieder von den Harpyien zersaust werden, da sie sich mit ihrem Selbstmord selbst von ihrem Körper losgerissen haben - denn was man selbst sich nahm, darf man nicht haben. Diejenigen die gegen Gottes Ordnung verstoßen haben (Laster wider die Natur) büßen im dritten Graben. Auf die Gotteslästerer rieseln ständig Feuerflocken herab. Die Sodomiten werden mit einer ewigen Wanderung durch die Wüste bestraft. Wenn sie anhalten, prasselt ein ungeheurer Feuerregen auf sie herab. Die Feldherren und Parteiführer büßen im dritten Abschnitt und ganz am Rand kämpfen die Wucherer gegen die Flammen.
Achtzehnter bis Zwanzigster Gesang
Am Abhang des Phlegethon erblicken sie die mythologische Gestalt Geryon. Dante blickt auf das Ungeheuer mit Erstaunen und beschreibt ihn folgendermaßen: „Hier kommt das Ungetüm mit spitzem Schwanze, Das Berge nimmt und Mauern bricht und Waffen, Hier kommt es, das die ganze Welt verstänkert.“ [2] Der achte Höllenkreis (Malebolge) ist in zehn Ringe unterteilt. Im ersten schleppen sich die Kuppler und Verführer, von gehörnten Teufeln mit Peitschen getrieben, den Graben entlang. Schmeichler und Huren wälzen sich im zweiten Graben in ätzendem Kot. Im dritten Graben stecken die Simonisten; Betrüger, die schwunghaften Handel mit Kirchenämtern trieben, kopfüber in Felsenlöchern, aus denen nur ihre brennenden Sohlen herrausragen. Wie ein Beichtvater spricht Dante mit Papst Nikolaus III., der glaubt, dass sein Nachfolger Bonifatius VIII. schon in der Hölle angekommen ist. Außerdem prophezeit er auch die Ankunft Clemens V. als Sünder. Dante kritisiert den Handel mit Kirchenämtern, der die Verweltlichung der Kirche vorantreibt mit scharfen Worten. Im vierten Graben beobachten Vergil und Dante die Zauberer und Wahrsager, deren Körper so verrenkt wurden, dass ihre Gesichter nach hinten gewendet sind - Zum Rücken nämlich standen die Gesichter. Neben etlichen Frauen, die der Zauberei verfallen waren, fristen auch Amperhiaraus und Teiresias, berühmte Seher der Antike, dort ihr dasein. Der fünfte Graben ist mit kochenden Pech gefüllt, indem die Träger öffentlicher Ämter büßen, die sich der Bestechung schuldig gemacht haben.
Teufel laufen den Damm auf und ab, um jeden, der sich an die Oberfläche wagt, mit ihren Spießen zurück in die Tiefe zu treiben. Dante und sein Begleiter schaffen es, den Teufeln zu entkommen und gelangen in den sechsten Graben. Dort müssen die Heuchler in schweren vergoldeten Bleimänteln einherschreiten. Unter deren Tritten leidend liegen die gekreuzigten Ratsmitglieder der Pharisäer am Boden, darunter Kaiphas, der vor der Jerusalemer Ratsitzung heuchlerisch dazu geraten hatte, Jesus Christus zum Wohle des Staates zu töten. Im siebten Graben werden Diebe und Räuber unablässig von Schlangen angegriffen, durch deren Bisse sie in Asche zerfallen, um bald darauf wieder auferstehen zu müssen - die ewige Strafe der Diebe. Nicht alle Sünder werden von den Schlangen zerfleischt, andere verschmelzen mit ihnen oder einem Drachen zu einem ungeheuerlichen Ungetüm. Hinterlistige Berater und betrügerische Räuber büßen, indem sie wie Glühwürmchen in Flammen gehüllt durch den achten Graben schweben. Hier spricht Dante mit Odysseus, der mit Diomedes für die List, mit der Troja zu Fall gebracht wurde, büßen muss. Im neunten Graben begegnet Dante den Glaubensspaltern und Zwietrachtstiftern, zu denen Dante auch den Stifter des Islam, Mohammed und seinen Schwiegersohn Ali zählt. Ein Teufel schlägt ihnen unablässig Gliedmaßen ab und tiefe Wunden - Die waren Stifter von Gezänk und Zwietracht/Im Leben, darum sind sie so zerspalten. Im letzten Graben des achten Höllenkreises leiden die Fälscher und Alchemisten unter ekelhaften Krankheiten, die in blinder Raserei über sich herfallen.
Wie Türme ragen Riesen am Rande des neunten Höllenkreises empor. Auf Bitten Vergils setzt Anteus die beiden Wanderer auf den Grund des letzten Höllenkreises ab. Dort büßen die Verräter bis zum Kopf in einen See eingefroren. In der Kaina die Verräter an Verwandten und in der Antenora die politischen Verräter. Die Verräter an Tischgenossen sind rücklings in der Tolomea eingefroren, sodass ihre zu Kristallen gewordenen Augen sich für immer verschließen. Den Sündern in diesem Revier können schon zu Lebzeiten die Seelen vom Körper geschieden werden. In die leblose Hülle schlüpft dann ein Dämon, der sein Unwesen auf der Welt treibt. In der untersten Höllentiefe steckt der gestürzte Luzifer im Eis, in seinen drei Mäulern die Erzverräter Judas, Brutus und Cassius zermalmend.
Vergil nimmt Dante und greift sich das zottige Fell Satans, an dem er zwischen Satan und der Eiswand erst nach unten und, da sie sich ja im Erdmittelpunkt befinden, damit auch nach oben klettert: Nur über Satan selbst sei der Ausweg möglich. Vergil findet in der Wand ein Felsloch, in das sie treten können und sie kommen über einen Gang in eine neue Hemisphäre. Dante ist verunsichert und erhält von Vergil zur Antwort: An Satans Fell seien sie durch den Erdmittelpunkt gekrochen, das Eis sei weg, Ost und West, Oben und Unten seien nun vertauscht. Über einen Pfad gelangen sie entlang einem Bach zurück zur Lichtwelt, zu den Sternen.
2. Purgatorio / Der Läuterungsberg
Der Läuterungsberg bzw. das Fegefeuer ist als ein hinter einem Tor beginnender Rundweg um einen Berg angelegt, der sich allmählich dem Licht entgegen schraubt. Auf 7 Simsen büßen die Seelen - zusammen mit dem von Cato bewachten Meeressaum und dem sich anschließenden Bereich für die Säumigen sind es also auch hier 9 Stufen.
Gegenüber der Trostlosigkeit der Hölle dominieren nun Buße und Hoffnung der Sünder. Noch immer regiert die ironische Umkehrung die Strafen, die aber endlich sind (wenn sie auch 500 Jahre und länger dauern): Im Fegefeuer bzw. auf dem Läuterungsberg können die Hochmütigen unter der Last von Steinen den Blick nicht mehr vom Boden lösen, den Neidischen wurden die Augen mit Draht zugenäht, die Trägen müssen um den Berg hetzen, die Habsüchtigen liegen mit dem Gesicht im Staub des Weges...
Vor der Pforte des Läuterungsberges zeichnet der wachende Engel mit seinem Schwert sieben „P“ auf Dantes Stirn für die 7 Todsünden (Hochmut, Jähzorn, Neid, Geiz, Wollust, Völlerei und Trägheit), von denen auch er sich zu reinigen habe. Dann erst schließt der Wächter das Tor auf und Dante beginnt seine eigene Buße auf dem Weg zum Licht und sucht sich von falschen Leidenschaften, vor allem von seinem Hochmut zu befreien.
(wird fortgesetzt)

Die Göttliche Komödie in der bildenden Kunst
Später wurde die Göttliche Komödie von Sandro Botticelli und ebenso Salvador Dalí in einem Bilderzyklus gestaltet. Gustave Doré schuf einige bekannte Illustrationen der Göttlichen Komödie.
Giuseppe Terragni entwarf 1938 ein "Danteum" an der Via dell'Impero, der heutigen Via dei Fori Imperiali in Rom. Als gebaute Architektur der Vision Dantes der Einigung Italiens hätte es zudem die Wiedererrichtung des Italienischen Reiches durch Mussolini verherrlichen sollen. Sie Kriegsentwicklung verhinderte jedoch die Ausführung.[3]
Verfilmung
1909-1911 wurde in Italien die Göttliche Komödie in drei Teilen verfilmt; Regisseure waren F. Bertolini und A. Padovan.
Quellen
- ↑ Zitat von Vergil: Die Göttliche Komödie.
- ↑ Zitat von Vergil: Die Göttliche Komödie; nachzulesen auf Seit 65, Zeile 1 bis 3 in der Reclam-Version.
- ↑ vgl. Schumacher, Thomas L.: Terragni’s Danteum. Architecture, Poetics and Politics unter Italian Fascism, 2., vermehrte Auflage New York 2004.
Ausgaben
italienisch (La Comedia):
- 1472: Mantua
deutsche Übersetzungen (Die Göttliche Komödie):
- 1957: Düsseldorf u.a.: Artemis & Winkler
- 1978: übersetzt von Wilhelm G. Hertz, Nachwort von Hans Rheinfelder, München: dtv, ISBN 3-423-12457-1
- 2001: Artemis & Winkler Verlag, ISBN 3538069271
Literatur
- Arthur Schult : Dantes Divina Commedia als Zeugnis der Tempelritter-Esoterik, Turm Verlag 1979 ISBN 3799901841
Weblinks
- http://www.liberliber.it/biblioteca/a/alighieri/index.htm - Italienischer Originaltext
- http://www.divinecomedy.org/divine_comedy.html - ELF-Projekt, Italienischer Originaltext und zwei englische Übersetzungen
- Göttliche Komödie im Projekt Gutenberg-DE
- http://digital.library.upenn.edu/webbin/gutbook/lookup?num=1004 - Englische Übersetzung beim Project Gutenberg
- http://www.klassiker-der-weltliteratur.de/goettliche_komoedie.htm - Äußerst brauchbare Zusammenfassung des Inhalts
- http://www.classicistranieri.com/dblog/articolo.asp?articolo=738 - Konkordanzen der Göttlichen Komödie
- http://k-ho.de/1_galleries/5_galleries/dante_werk.php - Gute Besprechung des Werkes