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Junge Welt

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junge Welt

Beschreibung deutsche Tageszeitung
Verlag Verlag 8. Mai
Erstausgabe 12. Februar 1947
Erscheinungsweise täglich / Wochenende
Chefredakteur Arnold Schölzel
Herausgeber LPG junge Welt e. G.
Weblink jungewelt.de
Datei:Jw 2007.jpg
jW-Zeitungsrolle, 4. Januar 2007

.

Die junge Welt ist eine linke deutsche Tageszeitung mit überregionaler Verbreitung und erscheint im «Verlag 8. Mai». Neben tagespolitischer Berichterstattung und Kommentierung sind Hintergrundberichte und Analysen prägend. Der Redaktionssitz ist in Berlin, Regionalbüros bestehen in München und Bremen. Für die Zeitung sind auch zahlreiche freie Autoren tätig. Chefredakteur des Blattes ist Arnold Schölzel.


Politische Ausrichtung

Die junge Welt versteht sich als marxistische Zeitung und als Teil einer linken Gegenöffentlichkeit. Vorherrschend ist eine antiimperialistischeTendenz. Die junge Welt propagiert die Notwendigkeit einer antikapitalistisch orientierten Linken, die das Ziel einer sozialistischen Gesellschaft verfolgt. Ihre Hauptlinie ist gegen die neoliberale Ideologie und Politik gerichtet. Das Credo von junge Welt kennzeichnet eine antifaschistische Traditionslinie, die Bekämpfung von Neofaschismus, Antisemitismus und Fremdenhaß sowie die Verteidigung einer historischen Legitimität der DDR.Innenpolitisch ist die sozialpolitische Berichterstattung prägend. Die Reformpolitik der Bundesregierung wird scharf abgelehnt. Viel Raum erhalten Initiativen gegen Sozialabbau, gewerkschaftliche Aktivitäten und Arbeitskämpfe. Umfassend werden auch Entwicklungen und Debatten in Linkspartei.PDS und WASG, aber auch in kleineren Parteien und Gruppierungen, wie DKP und SAV, dargestellt.

Geschichte

Die junge Welt wurde am 12. Februar 1947 als Wochenzeitung im sowjetisch besetzten Sektor von Berlin gegründet. Seit dem 12. November 1947 führte sie den Untertitel «Zentralorgan der Freien Deutschen Jugend» (FDJ). Seit dem 1. März 1952 erschien sie als Tageszeitung und «Organ des Zentralrats der FDJ». Als Jugendzeitung konzipiert, wurde sie zunehmend in allen Altersgruppen gelesen. Mit einer Tagesauflage, die 1977 die Millionengrenze überschritt und Anfang 1990 bei 1,6 Mio. Exemplaren lag, war sie zuletzt die auflagenstärkste Tageszeitung der DDR. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde die junge Welt privatisiert. Ihre Auflage brach rasch ein und Anfang April 1995 wurde die Produktion der Tageszeitung junge Welt durch den Eigentümer eingestellt. Der von Mitarbeitern gegründete Verlag 8. Mai GmbH konnte das weitere Erscheinen der jungen Welt als Tageszeitung realisieren. Innerredaktionelle und politische Zerwürfnisse führten 1997 zu einer weiteren existenzbedrohenden Krise. Ein Teil der Redaktion spaltete sich ab und gründete die bis heute erscheinende Wochenzeitung Jungle World. Seit dem Frühjahr 1998 ist die Linke Presse Verlags- Förderungs- und Beteiligungsgenossenschaft junge Welt e.G. Mehrheitseignerin am Verlag 8. Mai GmbH. Im Januar 2007 gehörten der LPG junge Welt eG 610 Personen an. Das Genossenschaftsmodell (Vorbild war das der taz) sichert der Zeitung ihr finanzielles Überleben und Unabhängigkeit von Parteien oder Anzeigenkunden. Die junge Welt ist regelmäßig auf den Buchmessen in Frankfurt/Main, Leipzig und Havanna vertreten.

Printausgabe

Sie umfaßt an Werktagen 16 Seiten, am Wochenende zusätzlich eine achtseitige Beilage «Faulheit und Arbeit». Die Auflagenhöhe liegt nach Eigenangaben unter 20000. Thematische Wechselseiten widmen sich den Gebieten Antifaschismus, Betrieb und Gewerkschaft, Feminismus, Geschichte, Politisches Buch sowie Wissenschaft und Umwelt. Hinzu kommen jährlich etwa dreißig meist 16seitige Spezialbeilagen zu Literatur, Hochschulpolitik, Landwirtschaft u.a. Die junge Welt hält an der alten Rechtschreibung fest.

Im Internet

Die Online-Ausgabe www.jungewelt.de (seit März 1996) zählt zu den Pionieren unter den im Internet vertretenen deutschsprachigen Zeitungen. Seit einem Relaunch im Februar 2006 ist die junge Welt auch im Internet vollständig zu lesen, das Archiv ist für die zurückliegenden drei Monate frei zugänglich. Anmutung und Aufbau lehnen sich an das Printprodukt an. Die Internetausgabe ist im wesentlichen werbefrei. Besucher können politische, soziale und kulturelle Veranstaltungen und Aktivitäten aus dem linken Spektrum in einem Terminkalender ankündigen. In Dossiers werden inhaltliche Schwerpunkte zusammengefaßt. Das Artikel-Archiv reicht bis 1997 zurück. Beilagen und Serien sind ebenfalls online verfügbar. Ein RSS-Feed wird angeboten. Im Monatsdurchschnitt kam die Internetseite von junge Welt im Jahr 2006 auf 3,4 Millionen Page-Impressions.


Rosa-Luxemburg-Konferenz

1996 initierte die junge Welt eine Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz, die mit jeweils etwa tausend Besucherinnen und Besuchern seitdem in jedem Jahr am zweiten Sonnabend im Januar stattfindet. Schwerpunkt sind Vorträge und Diskussionen zu Erfahrungen linker Bewegungen und Parteien weltweit und die politischen Entwicklungen in Deutschland.


Blende

Die Zeitung nimmt am jährlichen bundesweiten Fotowettbewerb Blende mit einer eigenen Ausschreibung für Hobbyfotografen teil. Für drei Hauptthemen und ein Jugendthema werden Bilder prämiert und ausgestellt. Im Jahr 2006 reichten 137 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 657 Beiträge für die junge-Welt-Blende ein.


Debatte und Kritik

Die junge Welt ruft auch innerhalb der Linken kontroverse Diskussionen hervor. Dies betrifft vor allem den im Bereich internationaler Politik überwiegenden antiimperialistischen Ansatz, wie er von Autoren wie Werner Pirker und Rüdiger Göbel vertreten wird. Einige jW-Autoren fanden sich als Unterstützer der umstrittenen Kampagne 10 Euro für den irakischen Widerstand der Antiimperialistischen Koordination. Die sogenannte antideutsche Linke wirft der jW Antisemitismus und Antiamerikanismus vor.[1][2] Für den Co-Vorsitzenden der Linksfraktion im Deutschen Bundestag Oskar Lafontaine ist die jW die einzige deutsche Tageszeitung, die die Besetzung des Iraks infolge eines völkerrechtswidrigen Krieges beim Namen nennt.


Quellenangaben

  1. Max Brym: Eine Ausstellung in Schweden und die "Junge Welt", 23.1.2004
  2. Gegendarstellung und Anmerkungen, Jungle World, 17. März 1999

Siehe auch

  • Maulkorb für die junge Welt vom LG Berlin im Blogg «Mein Parteibuch» von Marcel Bartels
  • Dienstliche Verrufserklärungen Wie im Verfassungsschutzbericht auch die junge Welt zu Ehren kommt. Artikel von Rolf Gössner. Erschienen in Ossietzky 11/2005 Zweiwochenschrift für Politik/Kultur/Wirtschaft
  • Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes ist jW «ein bedeutendes Druckerzeugnis im linksextremistischen Bereich». Sie pflege „eine traditionskommunistische Ausrichtung und propagiert die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft“. Zudem wird ihr vorgeworfen, daß "in Beiträgen der jW Gewalt als Mittel im Kampf gegen Kapitalismus und Imperialismus anerkannt", und "keine Kritik oder Distanzierung" von Gewalttaten sogenannter Befreiungsbewegungen erfolge. [1].

Vorlage:ISSN-Link

  1. Verfassungsschutzbericht 2005 des Bundes