Anti-Islamismus
Als Antiislamismus oder Anti-Islamismus wird eine politisch-religiöse Einstellung bezeichnet, die sich grundsätzlich gegen die Religion des Islam und gegen deren Gläubige richtet. Eine schwächere Form ist die sogenannte Islamophobie. Manchmal wird Antiislamismus auch als Gegnerschaft zum politischen Islamismus (religiösen Fanatismus) verstanden, von Muslimen selbst aber kaum so verwendet.
Der Antiislamismus hat nach Auffassung seiner Gegner in der Argumentation große Ähnlichkeit mit Antisemitismus und Rassismus [1] . Er ist in seiner bisherigen Erscheinungsform jedoch nicht so absolut und auch gesellschaftlich weitaus akzeptierter. Dies liegt unter anderem daran, dass die (tatsächliche oder vermeindliche) Frauenfeindschaft und Homophobie des Islam als häufiges Argument angeführt wird (siehe Frau im Islam, Kopftuchstreit) [2]. Anders als der Rassismus konzentriert sich der Antiislamismus auf kulturelle und religiöse Phänomene. Wie beim Antisemitismus werden dabei auch (oft die gleichen) sich widersprechende Stereotypen verwendet.
Weiter vertritt der größte Teil der antiislamischen Bewegung die Einstellung, dass Moslems, die zu einer anderen Religion konvertieren oder wenigstens sich nur vom Islam lossagen, „vergeben“ werden müsse. So erhalten Muslime, die ihrer Religion den Rücken kehren, häufig Unterstützung von westlichen Bürgerinitiativen und sogar Regierungen. Aufsehen erregte im im März 2006 der Fall des Afghanen Abdul Rahman, der als Muslim dem Christentum beigetreten war. Ihm drohte die Todesstrafe in seiner Heimat. Rahman bekam schließlich Asyl in Italien. Der damalige Premierminister Italiens Silvio Berlusconi hatte sich persönlich für den Mann eingesetzt. In vielen Fällen sind sogar ehemalige Muslime selbst zu Anwälten der antiislamischen Bewegung geworden. Ein gutes Beispiel dafür ist Ayaan Hirsi Ali, die während ihrer Zeit als Abgeordnete in den Niederlanden, beachtlichen Respekt in großen Teilen der Bevölkerung genoss, weil sie als ehemalige Muslimin, den Islam scharf kritisierte.
Entgegengesetzt der allgemeinen Meinung, ist der US-Präsident George W. Bush kein (offizieller) Anhänger des Antiislamismus. Bush hat bereits mehrfach erklärt er habe tiefen Respekt für die Religion [3]. Das selbe gilt für den britischen Premierminister Tony Blair.
Insbesondere die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA haben in der nichtmuslimischen Welt vereinzelt tiefen Hass und Ressentiments gegenüber Muslimen ausgelöst. In Großbritannien und in Australien haben sogar tätliche Angriffe auf Muslime stattgefunden.
Argumentationsweise
Die wichtigsten Argumente des Antiislamismus sind unter anderem:
- Islam ist Terrorismus (siehe Islamistischer Terrorismus).
- Islam ist Faschismus (siehe „Islamfaschismus“).
- Islam und Demokratie sind unvereinbar.
- Der Islam ist dem Westen kulturfremd.
- Der Prophet Mohammed war ein Kinderschänder, weil er die neunjährige Aischa ehelichte.
- Mohammed ist ein brutaler Feldherr und Räuber gewesen.
- Islam ist gar keine Religion, weil es keine Aufzeichnungen über Wunder des Propheten Mohammed gibt.
- Der Islam ist keine Religion, sondern eine Ideologie.
- Muslime glauben nicht an den Gott der Christen, vielmehr sei Allah eine Götze.
- Wenn Ähnlichkeiten zwischen Islam und Judentum und Christentum bestehen, so seien dies schlechte Plagiate.
- Muslime sind keine nennenswerten Kulturschöpfer, sondern allenfalls Kulturträger, oft aber auch Kulturzerstörer (siehe Antisemitismus)
- Die „Interpretationslüge“, der Islam werde von einigen wenigen nur falsch ausgelegt, ist unsinnig, weil der Koran die Weltherrschaft des Islam klar vorschreibe. (siehe Islamisierung)
- Alle Verse im Koran, die positiv ausgelegt werden könnten, würden angeblich von anderen abrogiert
- Der Islam predige die Frauenunterdrückung.
- Wer als Muslim die oben behaupteten negativen Dinge für sich ablehnt, sei kein echter Muslim, oder aber er verstellt sich und würde sog. taqiyya betreiben, also per Definition lügen.
Mit dem letzten Argument wird oft der Dialog mit dem Islam ganz abgelehnt und Muslime für nicht integrierbar gehalten. Das findet sich oft in Polemiken gegen Multikulturalismus, „politische Korrektheit“ und „Gutmenschentum“. Eine neumodische Abwandlung ist auch der typisch antiislamische Begriff vom Dhimmitum, im Sinen von „gutmenschlichen“ Nichtmuslimen, die dem Islam zumindest nicht pauschal-ablehnend gegenüber stehen.
Politische Auswirkungen des Antiislamismus
Die politischen Auswirkung dieses Ressentiments sind bei Wahlen in Europa zu verzeichnen. So errang bei den Wahlen in den Niederlanden die Freiheitspartei PvdV nach einem massiv islamfeindlichen Wahlkampf 9 Sitze im Unterhaus. In Mecklenburg-Vorpommern erhielt die rechtsradikale NPD bei den Landtagswahlen am 17. September 2006 7,3% der Stimmen.
Unklar ist, ob es sich bei diesen beiden Beispielen nicht zumindest teilweise um Protestwähler handelt, die den etablierten Parteien „eins auswischen“ wollen.
Neben dem klassischen Bereich des Rechtsextremismus wird der Antiislamismus auch von Teilen der sog. Antideutschen vertreten, so zum Beispiel der Redaktion der Zeitschrift Bahamas. Diese bezeichnet den Antiislamismus als ein „Gebot des Antifaschismus“:
„Der von Antideutschen geforderte Antiislamismus dagegen, eigentlich das Selbstverständlichste für jedermann, dem Frauenrechte und Gewalthemmung irgendwas bedeuten, bleibt weiterhin tabu. Man weiß längst, aber wagt nicht, es auszusprechen, weil es einem antiislamische Konsequenzen abnötigen würde: Daß die gegen die USA, Israel, Großbritannien wütenden Gottsucher nicht die um Freiheit kämpfenden Verdammten der Erde, sondern vielmehr ganz offenkundig gegen die Freiheit kämpfende Verdammer des Lebens sind.“
Quellen
- Stefanie Gräfe: "Blinde Gefolgschaften : Aufgeklärter Westen, feindlicher Islam - und wie das eine das andere bedingt" In: Analyse & kritik, 25. Oktober 2001
- Stefanie Gräfe: "Im Westen nichts Neues : Der Islam als Antithese zum »freien Westen«". In: Forum Wissenschaft 1/2002, (liksnet.de, 23. Januar 2001)
- Y. Michal Bodemann: "Parallelgesellschaften und Anti-Islamismus : Unter Verdacht". In: Süddeutsche Zeitung, 19. November 2004
- FaithFreedom.org (antiislamische Website)
- ApostatesOfIslam.com (antiislamische Website)
- ↑ Jürgen Elsässer: "Alte Feinde, neue Feinde". In: Junge Welt, 2. August 2006, S. 10
- ↑ Interview mit Werner Schiffauer: "In dieser Gesellschaft gibt es einen massiven Antiislamismus". In: Taz, 6. November 2003
- ↑ WhiteHouse.gov: The President's Quotes on Islam
- ↑ Redaktion Bahamas, 28. Juli 2005