Klettern
Unter Klettern versteht man heutzutage hauptsächlich das Klettern als Freizeitbeschäftigung am Fels oder als Sportart, die in zahlreichen Varianten betrieben werden kann. In den meisten Fällen ist das Ziel das Durchklettern einer vorgebenen Strecke, der so genannten Route. Der Kletterer wird dabei üblicherweise von einem Partner mit einem Seil gegen Absturz gesichert.
Klettern bedeutet aber auch das Ersteigen eines Obst- oder anderen Baumes oder das Erklimmen einer Stange, eines Maibaums usw. Das Wort selbst hängt mit "Klette" zusammen.
Die Schwierigkeiten verschiedener Kletterrouten werden durch Bewertungsskalen vergleichbar. Der Erstbegeher einer Route bewertet ihre subjektive Schwierigkeit nach einer der regional gebräuchlichen Bewertungsskalen. In Deutschland ist zur Einteilung die UIAA-Skala üblich, die im Augenblick von 1 (extrem leicht) bis 11 (extrem schwer) reicht. Die einzelnen Grade werden noch mit Minus (leichter) und plus (schwerer) unterteilt. Im Osten Deutschlands, vor allem in der Sächsischen Schweiz ist die Sächsische Skala üblich, die bis zum 12. Grad reicht, hierbei wird ab dem 7. Grad in a, b, c unterschieden. In anderen Ländern sind oft andere Schwierigkeitseinteilungen üblich.
Varianten des Kletterns
Technisches Klettern
Beim technischen Klettern werden das Seil und eine Vielzahl von Hilfmitteln - bis hin zu Steigleitern - zur Fortbewegung benutzt. Diese Art des Kletterns entstand in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg und erreichte in den Sechziger Jahren seinen Höhepunkt und blieb bis in die 1970er und 1980er Jahre sehr populär.

Freiklettern
Beim Freiklettern (engl. Free Climbing) darf zur Fortbewegung nur der Fels und der eigene Körper genutzt werden. Seil und technische Hilfsmittel dienen lediglich zur Sicherung gegen Abstürze (der Begriff bezeichnet also nicht das Klettern ohne Sicherung). Diese Art des Kletterns wurde schon seit mindestens 1864 in der [Sächsische Schweiz|Sächsischen Schweiz]] praktiziert, geriet mit dem aufkommenden Technischen Klettern ins Hintertreffen, und wurde in den 1970er und 1980er Jahren als Gegenbewegung wiederentdeckt. Es ist heute die populärste Form des Kletterns.
Sportklettern
Das Sportklettern ist eine Variante des Freikletterns, bei der der sportliche Aspekt im Vordergrund steht. Sportkletterrouten sind meist mit zahlreichen fest angebrachten Sicherungspunkten abgesichert, um das Risiko bei einem Sturz zu minimieren. Der Kletterer kann daher gefahrlos bis an seine Leistungsgrenze gehen und sich voll auf seine Klettertechnik konzentrieren. Sportklettern wird sowohl an künstlichen Anlagen (Kletterhallen) als auch an natürlichen Felsen, in so genannten Klettergärten, betrieben. Die Athleten können sich in nationalen und internationalen Wettkämpfen messen.
Felsklettern
Das klassische freie Felsklettern (engl: Trad Climbing) wird an natürlichen Felsen betrieben. Auf fest angebrachte Sicherungspunkte wird hier ganz oder teilweise verzichtet. Der Kletterer verwendet stattdessen Sicherungsgeräte, die er selbst anbringen muss. Manche Kletterer schätzen diese zusätzliche Herausforderung und die Art der Eigenverantwortung, die diese Art des Kletterns mit sich bringt.
Klettervarianten ohne Sicherung
Free Solo
Als Free-Soloklettern (engl: Free-Solo-Climbing) bezeichnet man das Klettern ohne jede Sicherung. Da hier jeder Sturz zu schwersten Verletzungen oder zum Tode führen kann, wird das Soloklettern meist nur von sehr erfahrenen Kletteren betrieben. Für diese kann das Soloklettern eine besondere mentale Herausforderung darstellen. "Normale" Kletterer begehen manchmal Routen solo, die weit unter ihrer Leistungsgrenze liegen.
Bouldern
Bouldern ist das Klettern an kleinen Felsblöcken (engl: Boulder) in Absprunghöhe. Eine Seilsicherung ist hier nicht notwendig, zur Dämpfung von Stürzen können Matten oder die Hilfestellung eines Sicherungspartners (Spotter) dienen. Dieser greift nur beim Sturz ein, hat aber während des eigentlichen Kletterns keinen Kontakt zum Kletternden. Beim Bouldern konzentriert sich der Kletterer vor allem auf die Ausführung einzelner, schwieriger Kletterbewegungen (Züge). Das Boldern ist auch eine Disziplin des Sport- und Wettkampfkletterns.
Klettern in besonderem Gelände
Alpines Klettern
Das alpine Klettern ist ein Teil des Bergsteigens. Ziel ist hier meist das Erreichen des Gipfels. Bei Bergtouren ist das Klettern nur ein Teilaspekt, genau so wichtig sind Routenplanung, Ausrüstung, Beobachtung des Wetters und ähnliches. Alpine Routen können je nach Können und Geschmack frei oder technisch geklettert werden.
Bigwall-Klettern
Das Bigwall-Klettern ist das Beklettern sehr hoher Felswände wie z. B. denen im Yosemite Valley in den USA. Da ein durchschnittlicher Kletterer für die Besteigung einer Big Wall meist mehrere Tage benötigt, sind Mitnahme von Vorräten und das Übernachten in der Wand notwendig.
Eisklettern
Eisklettern ist das Klettern an Eisformationen wie z.B. gefrorenen Wasserfällen. Die Kletterer verwenden Steigeisen und Eispickel um sich im Eis festzuhalten.
Klettersteig Klettern
Klettersteige sind mit fest angebrachten Sicherungsmitteln wie Leitern und Stahlseilen gesicherte Kletter- oder Wanderwege. Der Kletterer ist durch eine Sicherheitsvorrichtung - dem Klettersteigset - mit dem Stahlseil oder der Leiter verbunden.
Höhlenklettern
Building Klettern
Das Gebäudeklettern (engl. ‘‘Buildering) findet - nicht selten illegal - an Fassaden und architektonischen Monumenten statt. Diese Variante, die mehr Anhänger hat, alsman allgemein denkt, geht nahtlos in die Amateurartistik über.
Klettern und Risiko
Klettern gilt oft als eine besonders gefährliche Beschäftigung, insbesondere da es dabei immer wieder zu tödlichen Unfällen kommt. Auch die Darstellung besonders spektakulärer und daher risikoreicher Kletteraktionen in den Medien könnte zu dieser Einschätzung beigetragen haben.
Kletterer vertreten dagegen die Aufassung, dass ihre Sportart durch die korrekte Anwendung und Verbesserung der Sicherungstechnik sehr sicher ausgeübt werden kann. Die meisten Kletterer seien sehr verantwortungsbewusst und suchten beim Klettern nicht das Risiko, sondern sportliche Herausforderungen.
Tatsächlich ist die Rate der schweren Unfälle im Vergleich zur Anzahl der Kletterer gering (Weitere Informationen siehe Bergunfallstatistik 2000-2001). Dies gilt insbesondere für das Sportklettern, das meist an gut abgesicherten Routen betrieben wird. Um das Risiko zu minimieren, wird dazu geraten, die Sicherheitstechnik sorgfältig zu erlernen und die anerkannten Sicherheitsregeln zu beachten. Informationen hierzu erhält man bei den Sektionen des verschiedenen Alpenvereine (http://alpenverein.de; http://www.alpenverein.at; www.alpenverein.it). Diese Regeln sind bei künstlichen Kletteranlagen meist Teil der Benutzungsordnung.
Umweltschutz
Da das Klettern traditionell in der freien Natur ausgeübt wird und Felsen oft empfindliche Ökosysteme beherbergen, kam es mit zunehmender Popularität der Sportart zu Konflikten zwischen den Bedürfnissen der Kletterer und Umweltschutzbelangen.
Vertreter des Umweltschutzes verweisen darauf, das die Felsen oft empfindliche Biotope bilden und die Heimat seltener Tiere, vor allem von Vögeln, seien. Dem Umweltschutzaspekt sei hier der Vorrang zu geben und das Erholungsinteresse der Kletterer müsse im Zweifel dahinter zurücktreten. Im Extremfall wird die Meinung vertreten, das Klettern sollte nur an künstlichen Anlagen ausgeübt werden, um die Natur so stark wie möglich zu schonen.
Viele Kletterer vertreten dagegen die Meinung, dass Umweltschutz und Klettern schon mit relativ geringen Einschränkungen für die Kletterer vereinbar sind. Gerade die Ausübung des Sportes in der freien Natur fördere eine Verbundenheit mit der Natur und das Interesse an deren Erhaltung. Bei der Einführung von Umweltschutzmaßnahmen solle man deshalb auf die Interessen der Kletterer Rücksicht nehmen. Insgesamt sollte das Klettern möglichst wenig reguliert werden und notwendige Einschränkungen (wie z.B. die Sperrung von Felsen) seien auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Die Kletterer verweisen auch darauf, dass der Umweltschutz in anderen Bereich sehr viel stärker hinter den Interessen der Menschen zurücktreten muss, beispielsweise bei der Erschließung von Skigebieten oder Verkehrswegen.
Interessenvertretungen der Kletterer, wie der Deutsche Alpenverein (DAV), versuchen Kompromisslösungen (z.B im Leitbild Klettern) zu erarbeiten bei denen der Erhaltung von Klettermöglichkeiten ebenso Rechnung getragen wird wie dem Umweltschutz.
Die Lage in der Bundesrepublik ist im Augenblick uneinheitlich. Während an manchen Stellen fast alle Felsen komplett gesperrt wurden, ist in anderen Regionen das Klettern recht ungehindert möglich. Anderswo wurden Kompromisslösungen, wie zeitlich und räumlich beschränkte Kletterverbote oder ein freiwilliger Verzicht, gefunden. Aktuelle Informationen findet man beim DAV. Hier gibt es eine Seite mit Kletterregelungen für den Deutschen Raum - Kletterregelungen in Deutschland
Weiteres
Klettern ist auch für die Jugend sehr interessant, da keine spezielle Ausrüstung für den ersten Start notwendig ist. Den ersten Versuch im Fels sollte man mit einem erfahrenen Kletterer unternehmen, und dieser sollte über das notwendige Material verfügen. Auch weniger sportliche Kinder werden schon zu Beginn gute Erfolge erleben können. Danach ist die Ausrüstung einmal gekauft bei guter Behandlung viele Jahre verwendbar und die Benutzung des Felsen ist kostenlos.
Der Beitritt in einen Verein ist nicht notwendig. Wer sich gerne dem Klettern zuwenden will, kann dies auch organisiert tun, indem er einer der Sektionen des Deutscher Alpenvereins beitritt, oder einer regionalen IG Klettern. Mittlerweile gibt es flächendeckend Kletterhallen, wo das Sportklettern und das Bouldern erlernt und trainiert werden kann. Dies ersetzt aber für viele Kletterer nie den Ausflug an die Felsen. Den hohen pädagogischen Wert des Sportkletterns haben auch einige unserer Schulen bereits erkannt (oder den Franzosen abgeschaut) und bieten mittlerweile schuleigene Kletterwände und Unterricht im Fach Sport an.
Um sich im Fels zurecht zu finden sollte man sich einen Kletterführer zulegen. Zahlreiche Autoren haben diese topographischen Führer der einzelnen Klettergebiete mit Anfahrtsskizzen, Wegbeschreibung, Routenauflistungen und möglicherweise zu beachtenden Kletterbeschränkungen herausgegeben. Da auch weiterhin neue Routen erschlossen und neue Felsen mit Routen versehen werden, müssen Kletterführer ständig überarbeitet werden Diese Erschließung von Neurouten wird meist von lokal ansäßigen Sportkletterern durchgeführt, die ein noch unbeklettertes Stück Fels mit Sicherungshaken versehen oder mit z.B. Klemmkeilen und Schlingen absichern. Nach einer erfolgreichen Durchsteigung gibt der Erstbegeher der Route einen Namen und bewertet die Schwierigkeiten, um den Wiederholern einen Anhalt über den Charakter der Route geben zu können. Neurouten werden heute oftmals in Fachzeitschriften oder auf InternetKletterseiten veröffentlicht.
Klettergebiete
Wichtige Sportklettergebiete in Deutschland sind die Mittelgebirge mit Wandhöhen bis ca. 150m: Frankenjura, Altmühltal, Sächsische Schweiz, Südpfalz, Schwäbische Alb, Donautal, Zittauer Gebirge, Eifel uvm.
Daneben gibt es auch in den Alpen so genannte Klettergärten (meist mit Wandhöhen bis ca. 250m) oder Sportkletterrouten durch hohe Wände. Einen Überblick über steirische Klettergebiete gibt die Liste der Klettergebiete in der Steiermark.
Siehe auch
Klettertechnik, Klettergebiet, Piazen, Abseilachter, Kletterseil
WikiLink: http://de.wikibooks.org/wiki/Outdoor_Klettern Kletterseiten im Wikibooks-Projekt
Weblink
- Deutscher Alpenverein (DAV) - http://www.alpenverein.de
- Österreichischer Alpenverein (OeAV) - http://www.alpenverein.at
- dmoz-Kategorie Klettern
Online-Literatur
- Panorama - Magazin des Deutschen Alpenvereins [PDF-Format]