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Voynich-Manuskript

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Textprobe aus dem Voynich-Manuskript

Das Voynich-Manuskript (benannt nach Wilfrid Michael Voynich) ist ein rätselhaftes Schriftstück, dessen Alter und Herkunft unbekannt ist. Es enthält viele Abbildungen, im Allgemeinen naturkundlicher Art (Pflanzen, menschliche Anatomie, Tierkreiszeichen und Sternsymbole), die von einem in einer unbekannten Schrift und unbekannten Sprache geschriebenen Text begleitet werden. Es befindet sich seit 1969 unter Katalognummer MS 408 im Bestand der Beinecke Rare Book and Manuscript Library der Yale University.

Geschichte des Manuskripts

Autor und Herkunft des Manuskriptes sind bis heute unbekannt. Auch die Provenienz (d.h. die Folge der Vorbesitzer) konnte bislang nur lückenhaft ermittelt werden. Da der Inhalt bislang nicht entschlüsselt werden konnte, stützt eine Datierung des Manuskripts sich lediglich auf die Illustrationen. Aufgrund der Hinweise aus Kleidung und Haartracht sowie einiger weiterer Anhaltspunkte wird das Manuskript von den meisten Experten in den Zeitraum zwischen 1450 und 1520 datiert. Eine Datierung aufgrund naturwissenschaftlicher Methoden (Radiokarbondatierung des Pergamentmaterials, Untersuchung der Pigmente) wurde bislang nicht unternommen.

Aus einer Unterschrift auf der ersten Seite des Manuskripts lässt sich schließen, dass dieses einmal im Besitz von Jakub Horcicky de Tepenec gewesen sein muss. Da er schon seinen Adelstitel verwendete, muss dieser Eintrag nach 1608 entstanden sein. Aus einem mit dem Manuskript gefundenen Brief geht zudem hervor, dass dessen Verfasser, der spätere Besitzer Johannes Marcus Marci, davon ausging, um jenen Zeitpunkt sei Rudolf II. von Habsburg, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Besitzer dieses Manuskriptes gewesen, nachdem er es für die damals hohe Summe von 600 Dukaten einem unbekannten Händler abgekauft hätte. Entweder war Jakub Horcicky dieser Händler oder, und diese Theorie gilt als wahrscheinlicher, das Manuskript wurde ihm von Rudolf II. für weitere Analysen anvertraut, da er als erfolgreicher Chemiker und Pharmazeut bekannt war.

Marci berief sich bei dieser Geschichte auf seinen Freund Raphael Mnishovsky, einen Rechtsanwalt und Dichter, der unter Rudolf II. an den Prager Hof gekommen war, wo er den späteren Kaiser Ferdinand II. unterrichtete. Marci berichtete auch, Kaiser Rudolf habe geglaubt, Roger Bacon, der franziskanische Polyhistor des 13. Jahrhunderts, wäre der Autor des Manuskripts gewesen.

Der nächste bekannte Besitzer war Georg Baresch, ein wenig bekannter Alchimist, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Prag lebte. Baresch hatte versucht, den Text zu entschlüsseln, war jedoch (wie bislang alle seine Nachfolger) damit gescheitert. Er wandte sich daher an Athanasius Kircher, einem jesuitischen Universalgelehrten und seinerzeit eine Berühmtheit, da es ihm angeblich gelungen war, die Hieroglyphenschrift der alten Ägypter zu lesen. Dass die Kircherschen Lesung völlig irrig waren, stellte sich erst nach der erfolgreichen Entschlüsselung der Hieroglyphen durch Champollion heraus. Zu seiner Zeit galt Kircher jedoch als die Kapazität im Dechiffrieren rätselhafter Texte, weshalb Baresch ihm eine Kopie der Manuskripttexte zusandte mit der Bitte um eine Expertise. Kircher scheint jedoch nie reagiert zu haben. Der erste Brief Bareschs scheint verloren, ein weiterer Brief Bareschs an Kircher vom 27. April 1639 konnte jedoch von René Zandbergen im Archiv der Korrespondenz Kirchers gefunden werden.

Als nächster Besitzer erbte der bereits erwähnte Johannes Marcus Marci das Manuskript von dem mit ihm befreundeten Baresch (kurz vor 1666). Marci war der Autor des dem Manuskript beigelegten Briefes an Kircher, in dem er Kircher erneut um Hilfe bei der Entschlüsselung der Geheimschrift bat. Zu diesem Zweck wollte er diesmal keine Kopie senden, sondern das Manuskript selbst. Es ist jedoch nicht belegt, dass das Manuskript je in Kirchers Hände gelangte, denn in keinem der nach Kirchers Tod angefertigten Kataloge über seinen wissenschaftlichen Nachlass wird etwas von jenem Manuskript erwähnt.

Was in den über 200 Jahren zwischen 1666 und 1870 mit dem Manuskript geschah, ist bislang unbekannt. Doch da es (nach Aussage Voynichs) Teil einer Bibliothek des Jesuitenordens war, kann vermutet werden, dass das Manuskript sich zusammen mit dem Nachlass Kirchers im Besitz des Jesuitenordens befand, also zunächst der Bibliothek des Collegium Romanum (heute die Päpstliche Universität Gregoriana) gehörte.

Dort blieb es vermutlich, bis der Vatikanstaat im Zuge des Risorgimento von den Truppen Viktor Emmanuels II. 1870 annektiert wurde und kirchliches Eigentum von Konfiskation bedroht war. Die Bestände der päpstlichen Universitätsbibliothek wurden eilig den Mitgliedern der Fakultät übertragen, da privater Besitz nicht vom Zugriff des italienischen Staates bedroht war. Darunter befand sich auch der Nachlass Kirchers, der dem damaligen Ordensgeneral Pierre Jean Beckx übergeben wurde. Das Voynich-Manuskript gehörte ausweislich eines Exlibris von Beckx zu diesem Bestand. Beckx' „Privatbibliothek“ ging schließlich in die Bücherbestände des 1865 gegründeten Jesuitenkollegs Nobile Collegio Mondragone in der Villa Mondragone bei Frascati ein.

Dort wurde es 1912 von Wilfrid Michael Voynich entdeckt, der es zusammen mit etwa 30 anderen wertvollen Manuskripten den Jesuiten abkaufte. Dazu Voynichs Fundbericht:

„Im Jahr 1912 [...] stolperte ich über eine sehr bemerkenswerte Sammlung kostbarer illuminierter Handschriften. Jahrzehntelang waren sie in Kisten begraben gewesen, wo ich sie in einem alten südeuropäischen Schloss fand. Die Sammlung war dort anscheinend infolge der politischen Unruhen des frühen 19. Jahrhunderts untergebracht worden. [...] Während ich die Handschriften in Hinblick auf einen Ankauf wenigstens eines Teils der Sammlung untersuchte, wurde meine Aufmerksamkeit von einem Band besonders angezogen. Es war ein so hässliches Entlein, verglichen mit den anderen, mit Gold und Farben reich verzierten Manuskripten, dass meine Neugier sogleich erregt war. Ich stellte fest, dass es vollständig in einer Geheimschrift geschrieben war. [...] Dass ein Manuskript des 13. Jahrhunderts vollständig in Geheimschrift verfasst war, überzeugte mich von dessen außerordentlicher Bedeutung, da meines Wissens dergleichen in so früher Zeit nicht existierte, weshalb ich es den zu erwerbenden Manuskripten hinzufügte.“[1]

Es ist nicht ganz klar, auf welche Weise das Manuskript in Voynichs Besitz überging. Zum einen schwieg Voynich selbst sich zeitlebens über die genaue Herkunft des Manuskripts aus. Erst durch einen erst nach ihrem Tode zu öffnenden Brief von Voynichs Witwe Ethel Lilian Voynich an ihre Erbin und Lebensgefährtin Anne Nill wurde die Herkunft des Manuskripts aus dem Kolleg Mondragone bekannt. Zum anderen war das Manuskript noch 1963 im Katalog der Sammlung von Mondragone verzeichnet[2].

Nach Voynichs Tod im Jahre 1930 erbten seine Frau Ethel und Anne Nill, seine langjährige Sekretärin, das Manuskript. Nach dem Tod von Ethel im Jahr 1960 war Anne Nill alleinige Besitzerin. Sie verkaufte das Manuskript für 25.000 US$ an den Buchhändler Hans P. Kraus. Dieser wollte es gewinnbringend weiterverkaufen, fand jedoch keinen Käufer und stiftete 1969 das Manuskript schließlich der Yale-Universität, wo es heute zum Bestand der Beinecke Rare Book & Manuscript Library gehört.

Inhalt

Umfang und Foliierung

Das Voynich-Manuskript hat die Form eines Kodex, also eines Buches, das aus mehreren Lagen von Pergament-Blättern zusammengeheftet ist. Das Manuskript bestand ursprünglich aus (mindestens) 20 Lagen, von denen zwei (16 und 18) heute verloren sind. Die Lagen sind Quaternionen, umfaßten also ursprünglich 8 Blätter, entsprechend 16 Seiten. Die Blätter wurden (vermutlich zu einem späteren Zeitpunkt) mit einer handschriftlichen Zählung (Foliierung) versehen, die von 1 bis 116 läuft. Ausgehend von dieser Foliierung kann ein seither eingetretener Verlust von Lagen und Blättern (nicht alle Lagen sind vollständig) festgestellt werden. Zum heutigen Zeitpunkt besteht der Kodex nicht mehr aus 116, sondern nur noch aus 102 Blättern. Verweise auf Teile des Manuskripts beziehen sich i. A. auf diese alte Blattzählung.

Einzelne Blätter wurden wegen ihrer Größe mehrfach gefaltet, wodurch sich Unterseiten ergeben (z.B. ist "f. 67r2" die zweite Unterseite auf der Vorderseite (recto) von Blatt 67). Das Manuskript umfasst gegenwärtig 102 Blätter, darunter 5 Doppel-, 3 Dreifach-, 1 Vierfach- und 1 Sechsfach-Blatt. Das Seitenformat ist ca. 225 auf 160 mm.

Das Manuskript ist in Pergament gebunden. Der Einband trägt weder Titel noch Autorenvermerk.

Gliederung

Da der Text nicht gelesen werden kann, kann eine Gliederung des Inhalts sich nur auf die Art der Illustrationen stützen. Das Manuskript enthält eine große Zahl von Abbildungen, die in Tinte ausgeführt und nachträglich koloriert wurden. Die Abbildungen entstanden offenbar vor der Niederschrift des Texts, der sich der Form der Abbildung anpasst und sie umfließt.

Vermutungen über den Inhalt der Abschnitte sind vor allem dadurch mit Unsicherheiten behaftet, dass der kontextuell-ideengeschichtliche Hintergrund unsicher bis unbekannt ist. Die Abbildung eines Löwen in einem Buch über Tierkunde ist beispielsweise ganz anders zu deuten als in einer Sammlung von Fabeln oder in einem alchemistischen Werk. Der sogenannte "balneologische" Abschnitt etwa enthält zahlreiche Abbildungen nackter Frauen in Wannen (oder vielleicht auch Teichen), die durch komplexe Röhrensysteme miteinander verbunden sind. Je nach Kontext könnten hier dargestellt sein:

  • schlicht badende Frauen,
  • menschliche (Fortpflanzungs-)Organe,
  • Seelen auf Wanderschaft oder
  • etwas ganz Anderes.

Entsprechend der offensichtlichen Gruppierung einander ähnlicher Illustrationen wird das Manuskript üblicherweise wie folgt in Abschnitte gegliedert:

"Kräuterkundliche" Sektion (f1r - f66v)

Abbildung aus der "kräuterkundlichen" Sektion (f34r)

Vorwiegend ganzseitige Abbildungen einzelner Pflanzen, die zwar uns bekannten Pflanzen ähneln, sich jedoch häufig durch entscheidende Details von diesen unterscheiden. Einige Abbildungen erscheinen als größere und genauere Versionen von Abbildungen aus dem Abschnitt "Pharmazie". Die Gestaltung der Seiten entspricht der von mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kräuterbüchern bekannten Gestaltung.

"Astronomische" Sektion (f67r - f73v)

Abbildung aus der "astronomischen" Sektion (f68r)

Ganzseitige kreisförmige Diagramme mit Sonne, Mond und Sternen. Abgesehen von der Beschriftung der Diagramme enthalten die Seiten nur wenig Text. Eine Folge von 12 Seiten (f70v2 - f73v) stellt offenbar Tierkreiszeichen dar. Im Zentrum befindet sich eine das jeweilige Tierkreiszeichen darstellende Abbildung, die umgeben ist von konzentrischen Ringen, auf denen sich je einen Stern haltende Frauen im Uhrzeigersinn bewegen. Teilweise sitzen die Frauen in Zubern oder Fässern, teilweise sind sie nackt. Die Folge der Sternzeichen beginnt mit Fische (statt wie üblich mit Widder, darüber hinaus sind die Zeichen Widder und Stier zweimal repräsentiert. Die Darstellungen der Sternzeichen Schütze und Steinbock fehlen und befanden sich vermutlich auf dem fehlenden Blatt 74.

"Anatomisch-balneologische" Sektion (f75r - f84v)

Datei:F75r.jpg
Abbildung aus der "anatomischen Sektion" (f75r)
Abbildung aus der "anatomischen Sektion" (f78r)

Der sowohl rätselhafteste als auch faszinierendste Abschnitt des Manuskripts stellt auf fast jeder Seite Gruppen nackter Frauen mit gewölbten Bäuchen dar, die in Becken oder Wannen sitzen, die durch Leitungen oder Röhren verbunden sind. Die Leitungen münden häufig in teils organisch, teils mechanisch wirkende End- und Verbindungsstücke. Diese Ambivalenz führte dazu, den Inhalt des Abschnitts sowohl mit anatomischen Gegenständen (z. B. der menschlichen Reproduktion) verknüpfen zu wollen, als auch (dem Offensichtlichen folgend) als schlicht "bäderkundlichen" (balneologischen) Abschnitt zu bezeichnen.

"Kosmologische" Sektion (f85r - f86v)

Die Bezeichnung dieses Abschnitts ist eher eine Verlegenheitsbezeichnung. Sie rührt von der oberflächlichen Ähnlichkeit der Abbildungen mit jenen aus der "astronomischen" Sektion her. Es handelt sich um kreisförmige, rosettenähnliche Darstellungen, die von teils umfangreichem Textmaterial begleitet sind. Besonders bekannt ist die sogenannte "Rosettenseite" (f85v-f86r), die auseinandergefaltet eine quadratische Anordnung von neun miteinander verbundenen "Rosetten" zeigt.

"Pharmazeutische" Sektion (f87r - f102v)

Abbildungen von Pflanzen und Pflanzenteilen mit Beschriftungen, sowie von Gefäßen, die an von Apothekern verwendete Behältnisse erinnern. Einige kurze Texte. Vor allem wegen der bunten Gefäße wurden in diesem Abschnitt pharmakologische Inhalte vermutet.

"Rezepte" und "Schlüssel" (f103r - f116v)

Kurze Textabschnitte ohne Illustrationen, die jeweils mit einem Stern-Symbol eingeleitet werden. Man hat vermutet (insbesondere, da diese Sektion auf die "pharmakologischen" Seiten folgt), dass es sich um Rezepte für Medikamente oder sonstige kurzgefasste Vorgehensanweisungen handelt.

Auf der letzten Seite (f116v) finden sich der sogenannte "Schlüssel": ein dreizeiliger Text bestehend aus Zeichen, die einem im 15. Jahrhundert in Deutschland verwendeten Schrifttyp ähneln. Dieser kurze Text diente Newbold (s.u.) als Einstieg für seinen Entschlüsselungsversuch. Er enthält auch angeblich den Namen Roger Bacons in Form eines Anagramms.

Text und Alphabet

Der Gestalt des Textes als solcher erscheint nicht ungewöhnlich: geschrieben wurde von links nach rechts (was an dem etwas ungleichmäßigeren rechten Rand erkennbar ist), die einzelnen Schriftzeichen sind durch kleine Zwischenräume voneinander abgehoben, durch größere Zwischenräume gliedert der Text sich in "Wörter", und es ist bei längeren Textsequenzen so etwas wie eine Absatzgliederung zu erkennen.

Der Schriftduktus erscheint flüssig, als wäre der oder die Schreiber in Sprache und Schrift des Manuskriptes geübt gewesen, im Gegensatz zu beim "Abmalen" der Zeichen einer unbekannten Schrift üblichen Unsicherheiten. Das Fehlen von Korrekturen ist ein Indiz dafür, dass eine Vorlage des Textes existierte, von der abgeschrieben wurde. Nach den Untersuchungen von Prescott Currier lassen sich mehrere Schreiber und Schriftstile unterscheiden.

Voynich-Alphabet

Der Text insgesamt umfasst etwa 170.000 einzelne Glyphen. Da bei manchen Glyphen nicht klar ist, ob sie Repräsentationen eigenständiger Zeichen oder Ligaturen mehrerer Zeichen sind, und ob Variationen einzelner Glyphen unterschiedliche Zeichen repräsentieren (wie z. B. "1" und "l" in der lateinischen Schrift), oder ob es sich um Formvarianten eines Zeichens handelt (wie z. B. bei "t" und "t") kann das dem Voynich-Text zugrundeliegende Alphabet nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Insgesamt scheint mit einem Alphabet von 20 bis 30 Zeichen der Text weitestgehend dargestellt werden zu können.

Im Zusammenhang mit der Frage nach dem Voynich-Alphabet stand das Problem der Transkription des Textes. Insbesondere eine Untersuchung des Textes mit Hilfe von Computern setzte eine möglichst adäquate Kodierung der Voynich-Zeichen voraus. Erste Ansätze in dieser Richtung wurden von William und Elisabeth Friedman und ihren Arbeitsgruppen unternommen. In Folge haben sowohl Bennett an der Yale University als auch Prescott Currier eigene Alphabete und Transkriptionsschemata entwickelt. Auf dem Voynich-Symposium von 1976 wurde von Mary D'Imperio eine Vereinheitlichung der Transkription vorgeschlagen, woraufhin man sich auf das von Currier entwickelte Schema einigte.

Es zeigte sich aber, dass dieses Alphabet bei der Darstellung seltener Zeichen und von Ligaturen noch zu wünschen übrig ließ. Dementsprechend wurden neue Alphabete entwickelt, als erstes das von Jacques Guy vorgeschlagene Frogguy Alphabet. Mittlerweile hat sich aufgrund eines breiten Konsenses das sogenannte EVA (European Voynich Alphabet) etabliert[3]. Zu diesem Alphabet wurde auch eine entsprechende Computerschrift (EVA Hand 1) entwickelt, mit der die Darstellung transkribierter Voynich-Texte auf dem Computer vereinfacht wird.

EVA (European Voynich Alphabet). Großbuchstaben werden in EVA teilweise zur Darstellung von Zeichenvarianten verwendet.

"Wörter"

Der Text des Manuskripts enthält ca. 35.000 "Wörter". Diese Wörter weisen phonotaktische Charakteristika ähnlich denen einer natürlichen Sprache auf, d.h.

  • es lässt sich eine Teilmenge von Zeichen ausmachen, aus der ein oder mehrere Zeichen in jedem Wort erscheinen (analog den Vokalen), und
  • manche Kombinationen von Zeichen erscheinen nie.

Die statistische Analyse des Textes offenbart weitere Ähnlichkeiten mit natürlichen Sprachen:

  • die Worthäufigkeiten gehorchen dem Zipfschen Gesetz,
  • die Wortentropie gleicht mit ca. 10 Bit/Wort der von Latein oder Englisch, und
  • manche Wörter erscheinen nur auf bestimmten Seiten oder in bestimmten Sektionen, andere erscheinen überall im Text. Insbesondere:
    • weisen die "Beschriftungen" der Abbildungen nur sehr wenige Wiederholungen auf, und
    • in der "kräuterkundlichen" Sektion erscheint das erste Wort auf der Seite nur dort (vielleicht der Name der betreffenden Pflanze).

Andere Eigentümlichkeiten des Voynich-Textes finden sich jedoch in europäischen Sprachen nirgends. Zum Beispiel gibt es kaum Wörter mit mehr als 10, aber auch kaum welche mit weniger als 3 Zeichen. Weiter scheint es initiale und finale Buchstabenformen zu geben, also Sonderformen von Zeichen am Wortanfang und -ende, wie sie in semitischen Sprachen gebräuchlich sind. Und schließlich erscheinen unmittelbare Wiederholungen des gleichen Wortes oder kleiner Varianten mit ungewöhnlicher Häufigkeit.

Voynich-Forscher und Voynich-Forschung

Wilfrid Voynich

Voynich war durch den Brief Marcis schnell zur Überzeugung gelang, Roger Bacon sei der Autor des Manuskripts. In den folgenden Jahren bemühte er sich, die Provenienz des Manuskripts zu klären. Durch die Annahme, Bacon sei der Autor, gelangte er zu der Hypothese, der englische Mathematiker und Visionär John Dee wäre einer der Vorbesitzer des Manuskripts gewesen, und zwar genau der Unbekannte, der das Manuskript an Rudolf II. verkaufte. Gestützt wird die Annahme dadurch, das Dee bekanntermaßen eine Sammlung von Schriften Bacons besaß und sich in zusammen mit dem Medium und Winkelalchimisten Edward Kelley in den 1580er Jahren am Hof Ruldolfs II. aufhielten. Wenn jedoch Bacon nicht der Autor ist, bricht die Theorie zusammen.

Eine Entschlüsselung des Textes hat Voynich nicht selbst versucht. Er verschickte vielmehr ab 1919 Photokopien des Manuskripts an Wissenschaftler, die er für befähigt hielt bzw. an solche, die sich interessiert zeigten. Einer von diesen war Newbold.

William Romaine Newbold

Newbold war Dozent an der University of Pennsylvania in Philadelphia. Er hörte bereits 1915 von dem Manuskript, beschäftigte sich aber erst ab 1919 mit dem Manuskript, nachdem er von Voynich drei Seiten in Photokopie erhalten hatte. Bereits nach wenigen Stunden meinte er einen Schlüssel gefunden zu haben.

In der Folge entwickelte er die Theorie einer Mikroschrift. Demnach sollte der eigentliche Inhalt des Manuskripts in mikroskopisch kleinen Unregelmäßigkeiten der Voynich-Zeichen versteckt sein. Bei genauer Betrachtung würden darin altgriechische Kurzschriftzeichen erkennbar. Der so gelesene Text wurde von Newbold einem weiteren Dechiffrierungsschritt unterzogen. Das Resultat bestätigte nicht nur die Urheberschaft Bacons, darüber hinaus belegte es auch, dass Bacon nicht nur über ein Mikroskop verfügte, sondern dass ihm bereits die Spiralstruktur des Andromedanebels bekannt war.

Über diese Ergebnisse berichteten Voynich und Newbold im April 1921 in mehreren Vorträgen vor dem „College of Physicians“ und der „American Philosophical Society“ in Philadelphia. Obwohl erste (vermeintliche) Erfolge sich schnell eingestellt hatten, gestaltete sich die weitere Entzifferung ausgesprochen mühsam. Bevor Newbold eine vollständige Decodierung an Voynich liefern konnte, starb er überraschend im September 1926.

Roland Grubb Kent

Kent, ein Freund Newbolds und Professor für vergleichende Philologie an der „University of Pennsylvania“ sollte eigentlich nicht als Voynich-Forscher im engeren Sinn gelten. Vielmehr unterzog er sich der Aufgabe, den Nachlass seines Freundes Newbold zu ordnen und zu edieren mit Sorgfalt und aus deutlich werdender Zuneigung für einen etwas exzentrischen frühverstorbenen Freund. 1928 erschien der von ihm herausgegebene Band „The Cipher of Roger Bacon“, der dem wissenschaftlichen Ruf seines Freundes erheblich schaden, der Voynich-Forschung jedoch sehr nützen sollte, da der Band erstmals Reproduktionen des Manuskriptes im Druck verfügbar machte. Er rief allerdings auch Kritiker auf den Plan.

John Matthew Manly

Manly, Professor für englische Sprache an der University of Chicago und während des Krieges Kryptoanalytiker im militärischen Nachrichtendienst der USA, hatte die Forschungen Newbolds schon einige Zeit mit Interesse, aber auch Skepsis verfolgt, was aus einem 1921 veröffentlichtem Artikel „Das geheimnisvollste Manuskript der Welt“ in „Harpers“ ersichtlich wird. Auf die Publikation der „Ergebnisse“ meinte er reagieren zu müssen, da er befürchtete, unwidersprochen würden die Thesen Newbolds ungefiltert Eingang in die Geistesgeschichte finden. 1931 veröffentlichte er daher eine vernichtende Kritik an Newbolds Methoden und Ergebnissen.

Er zeigte darin auf, dass die Mikroschrift nur in der Phantasie Newbolds vorhanden war, dass es sich vielmehr bei den vermeintlichen Kürzeln um Unregelmäßigkeiten bei Auftrag und Abblättern der Tinte auf dem rauen Schreibmaterial handelte. Darüber hinaus wies er darauf hin, dass das von Newbold verwendete Verfahren der Dechiffrierung eine sichere Wiederherstellung eines Originaltextes gar nicht zuließ, vielmehr musste der Dechiffrierer den zu dechiffrierenden Inhalt schon kennen (was eben bei Newbold der Fall war, der eben das fand, was er zu finden hoffte).

Joseph Martin Feely

Feely, ein Anwalt aus Rochester in Maine, stützte seinen Entschlüsselungsversuch lediglich auf eine Abbildung der Manuskriptseite 78r in Newbolds Buch. Er kam zu dem Ergebnis, es handele sich um eine Chiffrierung durch Alphabetsubstitution (d.h. jedes Zeichen des Alphabets wird regelhaft durch ein bestimmtes anderes Zeichen ersetzt, in diesem Fall durch ein Voynich-Zeichen). Als Klartextsprache nahm er Latein an. Eine solch einfache Verschlüsselung könnte natürlich bei der vorhandenen Textmenge aufgrund von Häufigkeitsanalysen auch ohne Computer dechiffriert werden, wie Poe in seiner Erzählung Der Goldkäfer auf sehr unterhaltsame Weise vorführt.

Feely nahm daher weiter an, zuvor wären die lateinischen Wörter durch willkürliches Weglassen von Buchstaben abgekürzt worden. Das angenommene Element der Willkür in der Verschlüsselung hat zur Folge, dass die Entschlüsselung auf einem gehörigen Maß an Subjektivität beruht und damit Irrtümer ermöglicht. Dass der von Feely entschlüsselte Text keinen Sinn ergab, wäre angesichts der üblichen Hermetik frühneuzeitlicher alchemistischer Texte zu tolerieren gewesen. Hätte Feelys Entschlüsselung jedoch zugetroffen, hätte sie auf den von ihm nicht analysierten Seiten ebenfalls zu akzeptablen Lesungen führen müssen.

Hugh O'Neill

O'Neill war ein Botaniker an der Catholic University of America und hatte von einem Kollegen einen Satz Photokopien des Voynich-Manuskripts erhalten. Er versuchte, die in den botanischen Abschnitten abgebildeten Pflanzen zu identifizieren, was bei mittelalterlichen Manuskripten häufig schwierig, im Fall des Voynich-Manuskripts nahezu unmöglich ist. Dennoch meinte O'Neill zwei Pflanzen eindeutig bestimmen zu können, nämlich auf Blatt 93r eine Sonnenblume und auf Blatt 101v eine Art des Spanischen Pfeffers.

Das Bemerkenswerte bei diesen Identifizierungen war, dass beide Gewächse in der Alten Welt vor Kolumbus nicht heimisch waren, das Manuskript demnach erst nach 1493 entstanden sein könnte. Das wiederum hieße, dass Roger Bacon nicht der Autor sein kann.

William Frederick Friedman war wohl der erste ausgewiesene Experte für Kryptologie, der sich mit dem Voynich-Manuskript befasste. Er war der Gründer des Signals Intelligence Service der US-Armee (eine der Vorläuferorganisationen der heutigen NSA). Unter seiner Leitung wurde während des 2. Weltkriegs der japanische PURPLE-Code entschlüsselt.

Friedman war 1915 von dem etwas exzentrischen George Fabyan als Genetiker in den Riverbank Laboratories bei Chicago angestellt worden, einer privaten Forschungseinrichtung mit etwas unklarem Forschungsprogramm. Eines der Forschungsprojekte hatte das Ziel zu beweisen, dass die Werke Shakespeares eigentlich von Francis Bacon (nicht verwandt mit Roger Bacon) verfasst worden seien. Eine Gruppe von Kryptologen (zu der bald auch Friedman stieß) hatte die Aufgabe, in den Werken Shakespeares nach verborgenen Indizien für Bacons Autorschaft zu fahnden.

In dieser Gruppe lernte Friedman auch seine spätere Frau Elisabeth kennen, mit der zusammen er sich um die Entschlüsselung des Voynich-Manuskripts bemühte, ein Projekt, das die beiden neben ihren Pflichten als Armee-Kryptologen über viele Jahren hin privat verfolgten. William hatte den Vortrag Newbolds gehört und später mit Manly an der Widerlegung der Theorien Newbolds gearbeitet. Im Mai 1944 gründeten die beiden eine private Arbeitsgruppe, deren Aufgabe die maschinenlesbare Transkription des Voynich-Textes auf Lochkarten sein sollte. Die Aufgabe wurde jedoch nicht vollendet, da die Gruppe mit Kriegsende auseinander fiel. Unter Voynich-Forschern ist die Gruppe (und das von ihr entwickelte Transkriptionsschema) als FSG (First Study Group)[4] bekannt.

Der Voynich-Code scheint die Friedmans jedoch weiter beschäftigt zu haben, da Ende der 50er Jahre Friedman in der Fußnote eines Aufsatz eine als Anagramm verschlüsselte Hypothese zum Voynich-Code publizierte (ähnlich wie vor ihm Galileo zur Sicherung der Priorität noch nicht zur Veröffentlichung reife Ergebnisse als Anagramm verschlüsselt veröffentlicht hatte). Die Auflösung wurde erst nach Friedmans Tod 1970 gegeben:

The Voynich MSS was an early attempt to construct an artificial or universal language of the a priori type. - Friedman. („Das Voynich-Manuskript stellt einen frühen Versuch der Konstruktion einer künstlichen oder universellen Sprache vom a priori-Typ dar“.)

Unter einer künstlichen oder universellen Sprache versteht man eine Plansprache oder logische Sprache. Vom "a priori"-Typ ist eine solche Sprache dann, wenn sie sich nicht (wie etwa Esperanto) allgemeiner Verständlichkeit halber an existierende Sprachen anlehnt, sondern wenn sie in ihrer Konstruktion logisch-philosophischen Prinzipien folgt.

Konsequenzen dieser Hypothese für den Voynich-Text wären:

  1. Die Hypothese würde das Vorhandensein sonst nur bei natürlichen Sprachen zu findender statistischer Eigenschaften im Voynich-Text erklären.
  2. Die Entschlüsselung einer konstruierten Sprache, deren Konstruktionsprinzip verlorengegangen ist, ist extrem schwierig oder unmöglich. Das wäre konsistent mit den bis heute gescheiterten Bemühungen um die Entschlüsselung des Voynich-Textes.

Im September 1962 initiierten die Friedmans eine weitere Arbeitsgruppe (SSG, Second Study Group) mit dem Ziel, automatische Datenverarbeitung zur Entschlüsselung des Voynich-Codes einzusetzen. Dieses Mal sollte ein RCA 301 Computer eingesetzt werden, zu dem die Gruppe außerhalb der normalen Betriebszeiten Zugang hatte. Sie wären damit die ersten Voynich-Forscher gewesen, die einen Computer zur Entschlüsselung verwendeten. Es kam jedoch nicht dazu, da RCA die Nebennutzung für diesen Zweck untersagte. Die Gruppe löste sich im Sommer 1963 auf.

Robert S. Brumbaugh

Robert Brumbaugh war Professor für Philosophie des Mittelalters an der Yale University, hatte mithin gegenüber anderen Voynich-Forschern die Möglichkeit, das Dokument im Original in Augenschein zu nehmen – zu einer Zeit, in der nur wenige Seiten als (schwarz-weißes) Faksimile publiziert bzw. als Photokopie in Umlauf waren, ein unschätzbarer Vorzug. Darüber hinaus gelang es ihm, einen Forschungsauftrag für die Untersuchung des Manuskripts zu erhalten. Er veröffentlichte in den 1970er Jahren eine Reihe von Artikeln zum Thema Voynich MS und fasste in der 1978 erschienenen Monographie The Most Mysterious Manuscript den damaligen Stand der Forschung zusammen. Brumbaugh selbst entwickelte aufgrund der Ähnlichkeit einiger Voynich-Zeichen mit altertümlichen Ziffernformen die Theorie, dass die Voynich-Zeichen (dezimale) Ziffern seien, wobei jeder Ziffer mehrere Buchstaben des lateinischen Alphabets zugeordnet seien. ähnlich wie beim Ansatz von Feely, enthielte auch eine solche Kodierung ein Element der Mehrdeutigkeit, entsprechend enthalten die Dekodierungen ein stark subjektives Element. Auch die von Brumbaugh vorgelegten "Entschlüsselungen" ergaben keinen (offensichtlichen) Sinn.

Prescott Currier

Prescott Currier war ursprünglich Sprachwissenschaftler (B.A. in Romanistik und Diplom in vergleichenden Sprachwissenschaften). Ab 1935 begann er sich mit Kryptologie zu beschäftigen. 1940 in der US-Marine dienstverpflichtet, arbeitete er 1941 als amerikanischer Liaison-Offizier in Bletchley Park in England, um die kryptoanalytischen Bemühungen der amerikanischen und englischen Dienste zu koordinieren. Von 1948 bis 1950 war er Direktor der Naval Security Group.

Currier hatte in England die Bekanntschaft von John Tiltman gemacht, der wiederum von Friedman zur Beschäftigung mit dem Voynich-Manuskript angeregt worden war. Auch Currier sollte sich über viele Jahre mit dem Rätsel des Manuskripts beschäftigen. Wichtigstes Resultat seiner Untersuchungen war, dass nicht – wie bis dahin stets angenommen – das Manuskript nur einen Schreiber hat. Currier stellte fest, das zwei Schreibstile, und mehr noch: zwei "Sprach"stile deutlich unterscheidbar sind. Diese beiden Voynich-Varianten werden heute mit Currier-A bzw. Currier-B bezeichnet. Er stellte seine Ergebnisse 1976 auf einem von Mary D'Imperio veranstalteten Seminar vor[5]

Mary D'Imperio

Die Mathematikerin Mary D'Imperio war wie Friedman Kryptoanalytikerin (zeitweise Beraterin der NSA). Persönlich bekannt mit John Tiltman (der zusammen mit Friedman die These aufgestellt hatte, dass dem Voynich-Manuskript eine künstliche Sprache zugrunde läge) und Prescott Currier, begann sie Ende der 1970er sich intensiv mit dem Voynich-Manuskript zu beschäftigen. Sie organisierte das erste wissenschaftliche Symposium zum Thema Voynich, das 1976 stattfand, und veröffentlichte die Resultate einem Tagungsband[6], sowie den heute noch als beste Überblicksarbeit geschätztem Band The Voynich Manuscript: An Elegant Enigma. In ihren Arbeiten zum Voynich-Manuskript befasste sie sich mit Fragen der Transkription und des Zeichenvorrats. Sie wies unter anderem auf die Ähnlichkeiten zwischen den Voynich-Zeichen und einigen in Mittelalter und Renaissance gebräuchlichen lateinischen Kürzeln hin.

Gordon Rugg

Gordon Rugg von der britischen Keele-Universität beschäftigte sich mit der Methode, mit der das Voynich-Manuskript entstanden sein könnte. Dazu erstellte Rugg eine Tabelle mit zufälligen Zeichenkombinationen, die dann als Vor-, Mittel- oder Nachsilben neuer "Wörter" diente. Über diese Tabelle schob er ein sogenanntes Cardan-Gitter, eine Schablone mit drei Fenstern, wie sie im 16. Jahrhundert zur Verschlüsselung von Texten verwendet wurde. Die Zeichenfolgen, die jeweils in den drei Fenstern erschienen, wurden transkribiert, und eine dreisilbige unverständliche „Sprache“ entstand, die große Ähnlichkeiten mit dem Text des Voynich-Manuskriptes aufwies.

Rezeption und Wirkung

Das Voynich-Manuskript war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur wenigen Spezialisten bekannt. Im Laufe der letzten Jahrzehnte jedoch stieg der Bekanntheitsgrad, wodurch das Voynich-Manuskript Eingang in Werke der populären Kultur fand und Büchern, Bildern, Musik bis hin zu Computerspielen als Inspiration diente:

Musik

  • Der zeitgenössische Schweizer Komponist Hanspeter Kyburz schrieb ein auf dem Voynich-Text basierendes Stück The Voynich Cipher Manuscript (24 Singstimmen und Ensemble), wobei er die Voynich-Zeichen als Noten interpretierte.
  • Eines der Alben des japanischen Speedcore-Künstlers m1dy trägt den Titel Voynich Tracks.

Literatur

Die Kurzgeschichte The Return of the Lloigor von Colin Wilson gehört zum Kreis der Werke um den Cthulhu-Mythos, einem fiktiven Mythenkreis, basierend auf den Erzählungen von Howard Phillips Lovecraft. In diesen Erzählungen taucht immer wieder ein Buch auf, das grausige Necronomicon des wahnsinnigen Arabers Abdul Al'Hazred. Das Necronomicon enthält in verrätselter Form Beschwörungsformeln, mit deren Hilfe dämonische Wesen aus grausiger Urzeit auf die Welt der Menschen losgelassen werden können. In der Erzählung von Wilson entpuppt sich das Voynich-Manuskript als eine unvollständige Kopie des Necronomicons. Seitdem wurde die Verbindung des fiktiven Necronomicons zum realen Voynich-Manuskript von anderen Autoren der Horrorliteratur weiter ausgebaut.

Das Necronomicon erscheint in den Erzählungen von H. P. Lovecraft erstmals 1922 in der Erzählung The Hound, zwei Jahre, nachdem Voynich Kopien an interessierte Forscher versandt hatte, und ein Jahr, nachdem die ersten Ergebnisse von Voynich und Newbold durch die Vorträge in Philadelphia publik gemacht worden waren. Die zeitliche Nähe regt zwar zu Spekulationen an, jedoch ist eine Erwähnung des Voynich-Manuskripts in der sehr umfangreichen Korrespondenz Lovecrafts nicht belegt.

Immerhin erscheint John Dee in der fiktiven Publikationsgeschichte des Necronomicons als Übersetzer, was allerdings wenig besagt, da Dee unabhängig vom Voynich-Manuskript in esoterischen Kreisen − ähnlich darin Bacon − eine prominente Figur ist. Sollte das Voynich-Manuskript, über das in der amerikanischen Presse vielfach berichtet wurde (allein in der New York Times erschienen 1921 vier Artikel), Lovecrafts Aufmerksamkeit entgangen sein, wäre das einigermaßen erstaunlich.

Kunst

  • Luigi Serafini: Der von dem italienischen Künstler geschaffenene Codex Seraphinianus ist ein Werk im Stil des Codex Voynich. Dieses Lexikon einer imaginären Welt ist in einer eigens hierfür erdachten, unentschlüsselbaren Schrift abgefasst und mit zahlreichen, teils grotesken Abbildungen reich illustriert.

Computerspiele

  • Broken Sword: The Sleeping Dragon (deutscher Titel: Baphomets Fluch 3; 1996, PC, 2D-Adventure) − Das Manuskript ist Teil des Spielplots. Sein Text enthält Prophezeihungen von Naturkatastrophen in der nahen Zukunft.
  • Shadow Hearts (2001, Playstation 2, Rollenspiel) − Das im Spielplot erscheinende Emigré Manuskript ist vermutlich vom Voynich Manuskript inspiriert. Das Spiel basiert auf dem Manga Koudelka, in dem einige Seiten des Manuskripts erscheinen und Roger Bacon erklärt, er habe es nur kopiert und dabei einige besonders gefährliche Stellen entfernt.
  • Radiata Stories (2005, Playstation 2) − Das Voynich MS erscheint als eines der Bücher im Vareth-Institut.

Quellen

  1. Voynich: Preliminary Sketch, a.a.O., S. 415
  2. Kennedy/Churchill, a.a.O., S. 279
  3. http://www.voynich.nu/extra/eva.html
  4. "First Study Group" Transcription Alphabet Sheets. William F. Friedman Collection, George Marshall Library, Lexington, Virginia. Nr. 1609.1 und 1609.2
  5. Capt. Prescott Currier: Some Important New Statistical Findings. in: D'Imperio (Hrsg.): New Research … a.a.O.
  6. Mary E. D'Imperio (Hrsg.): New Research on the Voynich Manuscript: Proceedings of a Seminar Washington, D.C. 30. November 1976. (Privatdruck)

Literatur

  • Wilfrid Michael Voynich: A Preliminary Sketch of the History of the Roger Bacon Cipher Manuscript. in: Transactions of the College of Physicians of Philadelphia Folge 3, Bd. 43. S. 415-430
  • William Romaine Newbold: The Cipher of Roger Bacon. in: Transactions of the College of Physicians of Philadelphia Folge 3, Bd. 43. S. 431-474
  • William Romaine Newbold: The Cipher of Roger Bacon. Edited with foreword and notes by Roland Grubb Kent. University of Pennsylvania Press, Philadelphia 1928
  • John Matthews Manly: Roger Bacon and the Voynich Manuscript. in Speculum 6 (Juli 1931). S. 345-391.
  • John Matthews Manly: The Most Mysterous Manuscript in the World. Harper's Monthly Magazine 143 (1921). S. 186-197.
  • Joseph Martin Feely: Roger Bacon's Cipher: The Right Key Found. Selbstverlag, Rochester, NY. 1943.
  • Hugh O'Neill: Botanical Remarks on the Voynich MS. in: Speculum 19 (1944). S. 126.
  • Leo Levitov: Solution of the Voynich Manuscript: A Liturgical Manual for the Endura Rite of the Cathari Heresy, the Cult of Isis. Aegean Park Press, Laguna Hills 1987.
  • Robert S. Brumbaugh: The most mysterious manuscript : the Voynich "Roger Bacon" cipher manuscript. Southern Illinois Univ. Pr., Carbondale, Ill. 1978. ISBN 0-8093-0808-8
  • M. E. D'Imperio: The Voynich Manuscript: An Elegant Enigma. Aegean Park Press, Laguna Hills 1978. ISBN 0-89412-038-7
  • Gerry Kennedy, Rob Churchill: Der Voynich-Code. Das Buch, das niemand lesen kann.. Rogner & Bernhard, Berlin 2005. ISBN 3-8077-1009-4
Commons: Voynich-Manuskript – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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