Deutsch-Sowjetischer Krieg
Der Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945 bezeichnet die Ereignisse in Osteuropa im größeren Rahmen des Zweiten Weltkrieges (1939-1945). Er begann am 22. Juni 1941 mit dem Angriff der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion und endete am 8. Mai 1945 mit der Kapitulation des Deutschen Reiches. In der Literatur wird dieser Teil des Zweiten Weltkrieges oft unter der Bezeichnung Russlandfeldzug 1941–1945 oder Unternehmen Barbarossa behandelt, während in der ehemaligen Sowjetunion eher vom Großen Vaterländischen Krieg (russisch: Великая Отечественная война), in Anlehnung an den Vaterländischen Krieg von 1812, gesprochen wird.
Vorgeschichte
Bevor es am 1. September 1939 zum Krieg zwischen dem Deutschen Reich und Polen kam, fand ein diplomatisches Ringen der verschiedenen Nationen um mögliche Bündnispartner statt. Sowohl England als auch Frankreich versuchten dabei schon im Mai die Sowjetunion als Verbündeten gegen Deutschland und zu einer gemeinsamen Garantierklärung gegenüber Polen zu gewinnen. Die polnische Regierung lehnte es jedoch ab der Rote Armee im Kriegsfall ein Durchmarschrecht einzuräumen; die Eigenständigkeit Polens wurde durch die Truppenpräsenz des ehemaligen Kriegsgegners als gefährdet betrachtet. Dieser Umstand, sowie die zögernde britische und französische Verhandlungsweise brachten die Verhandlungen zum Stillstand [1].
Die Ernenneung von Wjatscheslaw M. Molotow zum Aussenminister der Sowjetunion führte zu einer Intensivierung der diplomatischen Kontakte zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion. Nachdem der Deutsche Botschafter in Moskau, Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg, seinen russischen Gesprächspartnern definitiv mitteilte, dass Deutschland bereit sei, die russischen Expansionsinteressen, die im wesentlichen Finnland, Litauen, Estland, Lettland, Ostpolen und Teile Rumäniens (Bessarabien) betrafen, anzuerkennen, kam es zwischen den beiden Mächten zu einer Annährung.
Eine erste Etappe bestand in einem am 20. August 1939 abgeschlossenen Kreditabkommen, welches die sowjetischen Lieferungen von Lebensmitteln und Rohstoffen regelte. Im Gegenzuge lieferte Deutschland Industrie- und Rüstungsgüter. Die zweite Etappe auf der deutsch-russischen Konsolidierung gipfelte im „Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt“ vom 23. August 1939. Diesem Pakt hing ein geheimes Zusatzprotokoll an, welches eine Aufteilung Osteuropas in gegenseitige Interessensphären regelte. Dieses Protokoll sprach Estland, Lettland, Finnland und Bessarabien dem Interessengebiet der UdSSR zu. Litauen wurde zuerst dem deutschen Einflussgebiet zugeordnet, jedoch wurde es kurze Zeit später gegen Teile Polens ausgetauscht. Die Aufteilung Polens entlang der Flüsse Narew, mittlere Weichsel, San war ein weiterer zentraler Punkt des Abkommens. Als vorläufig letzte vertragliche Vereinbarung zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion wurde Ende September 1939 ein Grenz- und Freundschaftsvertrag abgeschlossen. Dieser Vertrag regelte den endgültigen Grenzverlauf, die so genannte Molotow-Linie, der die etwa 300 Kilometer östlich liegende Stalin-Linie als Verteidigungslinie der Sowjetunion ablösen sollte.
In den folgenden Monaten realisierte die UdSSR eine weitreichende Expansionspolitik. Da sich Finnland dieser widersetzte, kam es zum sog. Winterkrieg (1939-1940), in dessen Folge die Sowjetunion einige finnische Gebiete annektierte. Am 16. Juni 1940 wurden Estland und Lettland unter dem Vorwand, die im Vorjahr geschlossenen Beistandspakte seien gefährdet, besetzt, und zu Sowjetrepubliken erklärt. Mit der Besetzung Bessarabiens durch sowjetische Truppen am 28. Juni 1940 endeten die vorläufigen Expansionsbestrebungen der Sowjetunion. In der folgenden Zeit kam es zu Reibungen zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion. Die Rote Armee hatte über das geheime Zusatzprotokoll hinaus die Nordbukowina und das Gebiet von Herta besetzt. Auch schlug die Sowjetunion Bulgarien einen Beistandspakt nach baltischem Muster vor. Im Gegenzuge ließ Hitler die norwegisch/finnische Grenze befestigen, schloss mit Finnland ein Transitabkommen und entsandte sog. Lehrtruppen nach Rumänien. Außerdem garantierten Deutschland und Italien die rumänischen Grenzen. Ungeachtet dessen ließ Stalin eine rumänische Inselgruppe in der Donaumündung besetzten.
Am 12. November 1940 besuchte Molotow auf Einladung der Reichsregierung Berlin, um den eventuellen Beitritt der UdSSR zum Beitritt zum Dreimächtepakt zu besprechen. Molotow machte den Beitritt jedoch von folgenden Zugeständnissen abhängig: Die Sowjetunion forderte nun Einfluß in Ungarn, Yugoslawien, Griechenland und der Türkei, sowie Konzessionen imfinnischen und rumänischen Raum. Zugespitzt wurde die Lage durch eine sowjetische Note am 25. November 1940, in der Russland forderte, daß Japan die Bergwerkskonzessionen auf Nordsachalin an Russland abtreten solle. Trotz mehrfacher Mahnung wurde diese Note von Hitler jedoch nicht beantwortet, da sich dieser außerstande sah, das finnische Nickelgebiet und das rumänische Erdölgebiet in die Reichweite eines russischen Zugriffs kommen zu lassen, oder gar die Japaner zur Aufgabe ihrer Naphtha- und Kohlengruben zu bewegen. Laut Werner Maser hielt Molotow, den Pakt von 1939 für „auf eine bestimmte Etappe bezogen“ und konstatierte, dass neue Abmachungen bezüglich Litauen und der Bukowina nötig seien. Er habe die Bukowina als sowjetisches Einflussgebiet gefordert. Die Haltung Molotows hätte bewiesen, dass die UdSSR keine Kompromisse in Aussicht stellte [2].
Ohne Zweifel hatte diese Haltung des Kremls dazu beigetragen, dass Hitler trotz der immer wieder geäußerten Ablehnung eines Zweifrontenkrieges den Entschluss fasste, die Sowjetunion bereits im Jahr 1941 anzugreifen. Ein Sieg im Osten würde Deutschland auf dem Kontinent wirtschaftliche Bewegungsfreiheit verschaffen und somit gegenüber einer britischen Blokade unangreifbar machen. Entsprechend informierte der Chef des Wehrmachtführungsstabes Alfred Jodl bereits am 29. Juli 1940 seine Mitarbeiter über den Beschluss Hitlers, „[...] zum frühestmöglichen Zeitpunkt durch einen überraschenden Überfall auf Sowjetrußland die Gefahr des Bolschewismus ein für allemal aus der Welt zu schaffen.“[3] Dem Autor Meltjuchow zufolge entschloss sich Hitler allerdings erst zum Angriff, als im November 1940 die Gespräche zur Bildung einer anti-britischen Militärallianz scheiterten.[4]
Bis zur Wende in der Sowjetunion blieben die möglichen expansiven Absichten der sowjetischen Führung im Jahre 1941 äußerst unklar. Bereits in den ersten Kriegsmonaten hatten die Operationen der Roten Armee in Polen, Finnland, Bessarabien und im Baltikum die Existenz derartiger Absichten belegt. Wenig Rückhalt findet jedoch die von Hitler vertretene Präventivschlagthese, dass das OKW einen sowjetischen Aufmarsch gegen das Deutsche Reich erkannte und diesem lediglich zuvorgekommen wollte. Die Lagebeurteilung der Generalstabsabteilung „Fremde Heere Ost“ hatte noch am 13. Juni 1941 keine Hinweise für sowjetische Offensivpläne feststellen können. Dennoch stellte die Vereitelung eines postulierten sowjetischen Angriffs einen willkommenen Kriegsanlass dar,die als propagandistische Rechtfertigung diente.
Ausgangssituation
Vergleich der Streitkräfte
1941 gab es zwischen der Wehrmacht und der Roten Armee bemerkenswerte Parallelen:
- Die Ausrichtung auf einen Angriffskrieg mit moderenen Panzern und Flugzeugen als Speerspitze für Operationen in die Tiefe des gegnerischen Geländes (nach deutscher Vorstellung unmitelbar als Blitzkrieg, nach sowjetischer Vorstellung erst in einer zweiten Phase nach erfolgreicher Abwehr an einer Verteidigungslinie).
- Politische Einflussnahme auf militärische Aktionen gegen den Rat des Generalstabes, in der Sowjetunion durch die Politkomissare, den NKDW und Stalin selbst. In der Wehrmacht seit dem Westfeldzug 1940 durch Hitler (Gröfaz-Legende).
- Gemeinsame Ausbildung von Offizieren während der Zusammenarbeit zwischen Roter Armee und Reichswehr bis 1935, wobei zahlreiche sowjetische Offiziere die Säuberungswelle von 1937 nicht überlebten.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen diesen beiden Kräften war die Kampfmoral. Während die in der Heimat gefeierten Soldaten der Wehrmacht von Sieg zu Sieg eilten und hervorragende Aufstiegschancen vorfanden, wurde die Rote Armee von der politischen Führung stets mit Mißtrauen verfolgt. Offiziere mußten mit weiteren Säuberungswellen rechnen, während die einfachen Soldaten, die hauptsächlich enteignete Bauern waren, eine schlechte Versorgungslage und Repressalien durch die Politkomissare und durch die eigenen Offiziere erdulden mußten. Unter diesem Aspekt gewinnt der ungefähre zahlenmäßige Gleichstand zu Beginn des Krieges ein deutliches Übergewicht zu Gunsten der Wehrmacht. Ein schwerwiegender Aspekt war das völlige Fehlen von Winterausrüstung bei den meisten deustchen Verbänden. Nach Einsetzen des russischen Winters hatten auch numerisch und technisch unterlegene sowjetische Verbände deutliche Vorteile gegenüber einer praktisch eingefrorenen Wehrmacht.
Wirtschaftliche Aspekte
Die deutsche Wirtschaft wurde nur langsam umfassend auf Kriegswirtschaft umgestellt. Durch die starke militärische Durchdringung der Wehrwirtschaft kam es erst ab 1941 zur Einführung von Rationalisierungsmaßnahmen durch Fritz Todt. Erst 1944 kamen diese Maßnahmen unter dem Nachfolger Todts, dem Rüstungsminister Albert Speer voll zur Geltung. Der starke Einfluss der Militärs bewirkte eine aufwändige Handfertigung von Präzisionswaffen gegenüber billiger und technisch einfacher Massenware. Auch wurde bis 1942 in den Fabriken meist noch nicht rund um die Uhr, sondern nur in einer Schicht gearbeitet [5].
- Sowjetische und deutsche Produktion in den Kriegsjahren 1941-45:
Rüstung und Schwerindustrie (Auswahl)[5] | 1941 | 1942 | 1943 | 1944 | 1945 | |
Flugzeuge | UdSSR | 15.735 | 25.436 | 34.900 | 40.300 | 20.900 |
Deutschland | 11.776 | 15.409 | 28.807 | 39.807 | 7.540 | |
Panzer | UdSSR * | 6.590 | 24.446 | 24.089 | 28.963 | 15.400 |
* Inkl. der Geschütze auf Selbsfahrlafetten | Deutschland | 5.200 | 9.300 | 19.800 * | 27.300 * | - |
Kohle (in Mio. Tonnen) | UdSSR | 151,4 | 75,5 | 93,1 | 121,5 | 149,3 |
Deutschland | 315,5 | 317,9 | 340,4 | 347,6 | - | |
Stahl (in Mio. Tonnen | UdSSR | 17,9 | 8,1 | 8,5 | 10,9 | 12,3 |
Deutschland | 28,2 | 28,7 | 30,6 | 25,8 | - | |
Öl (in Mio. Tonnen) | UdSSR | 33,0 | 22,0 | 18,0 | 18,2 | 19,4 |
Deutschland | 5,7 | 6,6 | 7,6 | 5,5 | 1,3 |
Nur die teilweise Mechanisierung einiger Eliteverbände hatte die Wehrmacht zu weiträumigen Angriffsoperationen befähigt und die Überlegenheit in der Führungskunst zur Geltung gebracht. In Ermangelung von geeigneten Fahrzeugen hatte die Deutsche Wehrmacht im Jahr 1941 650.000 Pferde im Einsatz, 1944 waren es an die 2 Millionen [6]
. In der Leistungsfähigkeit seiner Kraftfahrzeugindustrie lag das Deutsche Reich im Vergleich zu anderen Industrienationen weit zurück, ausser bei den Motorrädern. Folgerichtig waren Kradschützen-Einheiten aufgebaut worden, die den Begriff der Schnellen Truppen mitprägten, da sie die schnellste und beweglichste Waffengattung des Heeres war. Sie wurden jedoch in den Staub-, Schlamm- und Schneewüsten Russlands verschlissen und mussten aufgelöst werden. Die Nachfolge trat bald darauf der VW-Kübelwagen an.
Die Sowjetunion musste im ersten Jahr des deutschen Überfalls einen großen Verlust an Truppen und Material kompensieren. Durch die Weite des Landes hatte man die Möglichkeit, die Industrie vor den vorrückenden Feindtruppen in Sicherheit zu bringen: Ganze Fabrikanlagen wurden demontiert und östlich des Ural wieder aufgebaut um dort die dringend benötigten Rüstungsgüter zu produzieren. Die Verlegung brachte aber einen zeitweiligen Produktionseinbruch mit sich. Russland erhielt in dieser kritischen Phase Hilfe durch die USA, die mit dem Lend-Lease-Act den Weg für einen groß angelegten Export von Rüstungsgütern ebnete.
Nach der Umsiedlung der Industrieanlagen steigerte die Sowjetunion die Kriegsproduktion in rasanter Geschwindigkeit und wuchs bis 1944. Dabei überflügelte sie in vielen Bereichen den Ausstoß der deutschen Industrie. Vor allem war der Umgang mit den Rohstoffen wesentlich ökonomischer, da die technisch simpleren Waffensysteme weniger Rohstoffe verschlangen. So konnte beispielsweise verglichen mit der deiutschen Rüstungsindustrie, aus einer wesentlich geringere Menge Eisenerz eine gleich große Menge von Geschützen, Panzern und Flugzeugen hergestellt werden. Der Sowjetunion kam hier die seit der Revolution vorangetriebene Zentralisierung der Wirtschaft zugute.
Die deutschen Streitkräfte
Der Balkanfeldzug hatte den Angriffszeitpunkt für einen Überfall auf die Sowjetunion um vier Wochen verschoben. Der Angriff unter dem Decknamen Unternehmen Barbarossa fand nun erst am 22. Juni 1941 statt. Diese Verzögerung und ein im allgemeinen als ungewöhnlich früh einsetzend bezeichneter Winter (Meteorologen wiesen allerdings später nach, dass der Winter weder ungewöhnlich früh noch ungewöhnlich kalt war) führten dazu, dass der Vormarsch nicht wie geplant ablaufen konnte und das operative Ziel, das Erreichen der Linie Archangelsk–Astrachan, nicht erreicht wurde. Obwohl man auf deutscher Seite errechnete, dass die Versorgung der Wehrmacht nur bis zu einer Linie ermöglicht werden könnte, die entlang Pskow, Kiew und der Krim verlief, verlangte Hitler die Eroberung Moskaus im Rahmen eines einzigen, ununterbrochenen Feldzuges. Durch die rücksichtslose Requirierung von Nahrungsmitteln und kriegswichtigem Material in den von der Wehrmacht zu erobernden Gebieten sollte das erwartete Versorgungsproblem gelöst werden. Wegen der menschenverachtenden Grundeinstellung gegenüber den „Untermenschen“ Russlands verhungerten von den über drei Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen letztendlich zwei Millionen. Eine Million Kriegsgefangene wurden vom SD erschossen. Nach ursprünglicher Planung hätte der Feldzug bis zum Wintereinbruch beendet sein und nur etwa 50–60 Besatzungsdivisionen im Land bleiben sollen. Daher war nur für diese Anzahl an Divisionen Winterkleidung vorhanden.
Laut dem russischen Historiker Michail Meltjuchow war die Situation am 21.Juni 1941 folgende [7]:
Deutschland und seine Alliierten |
Rote Armee |
Verhältnis | |
---|---|---|---|
Divisionen | 166 | 190 | 1:1,1 |
Soldaten | 4,306,800 | 3,289,851 | 1,3:1 |
Kanonen und Mörser | 42,601 | 59,787 | 1:1,4 |
Panzer (inkl. Sturmgeschütze) | 4,171 | 15,687 | 1:3,8 |
Flugzeuge | 4,846 | 10,743 | 1:2,2 |
Die sowjetischen Streitkräfte
Die Rote Armee war erst 1937 einer brutalen ideologischen Säuberung unterzogen worden. Dieser staatlichen Terrorwelle fielen neben Bauern, Arbeitern und politischen Rivalen Stalins auch 45 Prozent der Offiziere der Roten Armee und deren Familien zum Opfer. Darunter war auch Marschall Tuchatschewski, der in den Jahren nach dem Bürgerkrieg und dem Krieg gegen Polen maßgeblich für Modernisierung im Sinne die Mechanisierung der Roten Armee verantwortlich war. Mit der Deutschen Reichswehr zusammen erprobten und erlernten die zukünftigen Offiziere der Roten Armee, sofern sie die Säuberungswelle überlebten, das Führen eines Angriffskrieges unter den Masseneinsatz von Panzern und Flugzeugen. Bis 1935 wurden mindestens drei geheime Anlagen (Flugzeugerprobung, Panzerentwicklung-und Erprobung, chemische und biologische Waffen) in der Sowjetunion betrieben, der Auftrag zur Entwicklung des sowjetischen Standardpanzers T-34 und des Schlachtflugzeuges Il-2 fielen in dieses Zeit. Ohne die Früchte der deutsch-sowjetischen Zusammenarbeit und die Modernisierung Tuchatschewskis wären die sowjetischen Gegenoffensiven 1941-44 kaum vorstellbar gewesen [5].
Stalin kam eine äussere Bedrohung der Sowjetunion gelegen, da die Machtkämpfe um seine eigene Position seine ganze Aufmersamkeit forderten. Es war gefährlich, seine Ansichten zu kritisieren, schnell fand sich ein Kritiker als Feind des Sowjetischen Staates in Folterhaft des von Lawrenti Beria geleiteten Geheimdienstes NKDW. Aus den Positionskämpfen um die zukünftige militärische Führung ging der damals 45-jahrige Georgi Konstantinowitsch Schukow hervor, der Aufgund seines erfolges gegen Japanische Streitkräfte am Chalkin Gol Stalins Vertrauen hatte. Doch Stalin selbst involvierte sich je nach Gelegenheit auch weiterhin in jede militärische Entscheidung, bis hin zu Details in den einzelnen Waffengattungen. Entgegen der landläufigen Meinung war die deutsche Rüstungstechnik der sowjetischen - auf den ganzen Krieg bezogen - keineswegs überlegen. Der anfangs katastrophale Zustand und die Qualität der Technik der roten Armee während des Ausbruchs wurde im späteren Verlauf erheblich verbessert. Der Vorsprung der Wehrmacht wurde eingeholt. Besonders in der Panzertechnik konnte die Rote Armee bemerkenswerte schwere und mittlere Modelle herstellen, die in mancher Hinsicht ihren Gegenstücken überlegen waren. Der Vorteil bestand nicht zuletzt in der relativen Einfachheit und Zuverlässigkeit des Baumusters. Die Wehrmacht hingegen verfügte dank deutscher Ingenieurkunst über Panzer, die zwar in manchen Punkten wohl an Raffinesse überlegen, jedoch mit ihren anspruchsvollen Konstruktionen bei weitem nicht genügend auf die extrem harten Einsatzbedingungen hin konzipiert waren. Die sowjetischen Waffen waren für ihre Zuverlässigkeit und Robustheit bekannt, und daher auch bei der Wehrmacht als Beute beliebt bzw. als Gegner gefürchtet. Als Beispiele guter Waffentechnik galten unter anderem der schwere Panzer T-34, der Katjuscha-Raketenwerfer sowie die Jak- und Iljuschin-Kampfflugzeuge.
Trotz der katastrophalen Anfangsphase des Krieges 1941 konnte auf sowjetischer Seite der Nachschub an Waffen und Munition in jeder Phase des Krieges sichergestellt werden. Dass dies möglich wurde, hatte im Wesentlichen zwei Gründe: Ein großer Teil der Industriebetriebe im Westen der Sowjetunion konnte rechtzeitig weiter nach Osten evakuiert und so dem Zugriff der Invasoren entzogen werden – eine gewaltige Leistung, die zuvor niemand der Sowjetunion zugetraut hätte. Zum anderen leisteten Großbritannien und später die USA bedeutende Unterstützung, insbesondere durch Lieferung von Ausrüstungsgegenständen, Kraftfahrzeugen, Nahrungsmitteln und Rohstoffen wie z.B. Aluminium über die Nordmeerroute und den Persischen Golf. Im weiteren Verlauf des Krieges wurde die sowjetische Industrie in Sibirien, außerhalb der Reichweite der deutschen Luftwaffe, weiter ausgebaut und konnte die Front ausreichend beliefern.
Nicht übersehen werden darf hier auch, dass nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbour (7. Dez. 1941) absehbar war, dass die japanischen Streitkräfte fortan weitgehend auf dem pazifischen Kriegsschauplatz gebunden sein würden. Daher kamen sie für einen potentiellen Angriff auf Sibirien kaum noch in Frage.
Die sowjetische Führung nahm dies umgehend zum Anlass, große Teile ihrer in Fernost stehenden, für den sibirischen Winter gut gerüsteten Kräfte abzuziehen und in die Schlacht gegen das deutsche Reich zu werfen. Auch dies trug zur späteren Wende ganz wesentlich bei. Dies zeigte sich deutlich im Sieg bei der Schlacht um Stalingrad ein gutes Jahr später.
Die Entwicklung der Roten Armee von 1939 bis 1941 [8]
1. Januar, 1939 | 22. Juni, 1941 | Steigerung in % | |
---|---|---|---|
Divisionen (kalkuliert) | 131.5 | 316.5 | 140.7 |
Soldaten | 2,485,000 | 5,774,000 | 132.4 |
Kanonen und Mörser | 55,800 | 117,600 | 110.7 |
Panzer | 21,100 | 25,700 | 21.8 |
Flugzeuge | 7,700 | 18,700 | 142.8 |
Siehe auch: Schematische Kriegsgliederung der Roten Armee am 22. Juni 1941
Operative Planungen
Die deutschen operativen Planungen
Am 18. Dezember 1940 erteilte Adolf Hitler als Führer und Oberster Befehlshaber der Wehrmacht durch den Wehrmachtführungsstab im Oberkommando der Wehrmacht (OKW) den Oberkommandos der drei Wehrmachtteile in der „Weisung Nr. 21“ den Auftrag, einen Angriffskrieg gegen die Sowjetunion vorzubereiten: Es seien Vorbereitungen schon jetzt in Angriff zu nehmen, um auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrussland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen (Fall Barbarossa). Es gelte, die im westlichen Russland stehende Masse des russischen Heeres zu vernichten und eine Linie zu erreichen, von der aus die sowjetische Luftwaffe deutsches Gebiet nicht mehr angreifen könne. Endziel der Operation sei die Abschirmung gegen das asiatische Russland auf der allgemeinen Linie Wolga–Archangelsk, das heißt, die Besetzung der gesamten europäischen Sowjetunion.
Der Plan sah eine Kette von Umfassungsbewegungen und Kesselschlachten vor, als deren Ergebnis die Rote Armee vernichtet sein sollte. Trotz der bereits angelaufenen Vorbereitungen wurde am 10. Januar 1941 noch ein Wirtschaftsabkommen mit der Sowjetunion unterzeichnet.
Für den Überfall standen drei Heeresgruppen (Nord, Mitte, Süd) bereit. Die Heeresgruppe Nord (von Leeb) sollte die baltischen Staaten erobern und dann nach Leningrad vorstoßen. Auf der Heeresgruppe Mitte (von Bock) lag die Hauptlast. Sie sollte nach Moskau vorrücken und war entsprechend stark gerüstet. Die Heeresgruppe Süd (von Rundstedt) sollte die Ukraine erobern.
Ebenfalls an dem Feldzug beteiligt waren italienische, finnische, rumänische und ungarische Verbände; auch die Slowakei stellte zwei schwache Infanteriedivisionen sowie eine motorisierte Brigade. Im Laufe des Sommers kam noch eine spanische Freiwilligendivision, die sog. Blaue Division zur Heeresgruppe Nord und ein französisches Infanterieregiment zur Heeresgruppe Mitte.
Auch vom besetzten Norwegen aus wurden Angriffe gegen die Sowjetunion unternommen. Sie zielten insbesondere auf Murmansk und die dortige Eisenbahnverbindung, die Murman-Bahn, über die britische und US-amerikanische Hilfslieferungen nach Moskau gelangten. Mehrere Unternehmen in Richtung Murmansk (Operation Silberfuchs, Platinfuchs) und auf die Murman-Bahn (Operation Polarfuchs) blieben erfolglos. Dies lag zum einen an den extremen klimatischen Verhältnissen sowie dem wegelosen Tundren-Gelände, zum anderen an den hier nur schwachen deutschen Kräften.
Die sowjetischen operativen Planungen
Am 29. Dezember 1940, elf Tage nach Hilters Unterzeichnung der Weisung 21, wurde Stalin durch den Geheimdienst erstmals von den Plänen zur Durchführung von Fall Barbarossa informiert.[9]Er gingdavon aus, dass die Rote Armee vorraussichtlich nicht vor 1943 gegen die Deutsche Wehrmacht kampfbereit sein würde.
Eine aggressive Balkanploitik und verstärkte Rüstungsanstrengngen sollten der Sowjetunion Zeit bringen. Ein am 14. April mit Japan geschlossener Nichtangriffspakt verschaffte der Sowjetunion vorerst einen freien Rücken gegen die Bedrohung von Westen. Schließlich hielt Stalin am 5. Mai 1941 im großen Kremlpalast vor 2000 Offizieren eine Rede, in der er verkündete: „[...] ein Krieg steht bevor !“ [9] Zu seinen Generälen zeigte Stalin sich bis zum Beginn des Angriffs unwillig, das Scheitern des Molotow-Rippentropp-Planes als Realität zu akzeptieren. Mehrere Warnungen und Geheimdienstinformationen über einen direkt bevorstehenden deutschen Angriff wurden als bewußte Desinformation abgetan, lediglich 500.000 Reservisten wurden einberufen, um den Vertragspartner nicht zu provozieren. Der Oberbefehlshaber der Marine und Leiter des Militärbezirks Leningrad Andrei Schdanow trat wie zur Bestätigung Stalins am 21. Juni einen Urlaub in Sotschi am schwarzen Meer an. Als am 21. Juni 1941, einen Tag vor dem Angriff, sich die Informationsflut durch Überläufer und Diplomatie verdichtete, wurde lediglich befohlen, die Moskauer Luftverteidigung auf 75-prozentige Kampfbereitschaft zu erhöhen.
Zum Zeitpunkt des Anlaufens von Fall Barbarossa verfolgte die Rote Armee die Doktrin der so genannten Vorwärtsverteidigung. Darin wird von einer ersten Phase der Abwehr eines Angriffs an einer Befestigungslinie ausgegangen. In der zweiten Phase sollten hinter der Hauptkampflinie offensive Kräfte gesammelt werden und zu einem Gegenangriff bis hinter die feindlichen Linien antreten.
Die seit 1929 aufgebaute Stalin-Linie wurde aber nach der Besetzung Polens demontiert. Die Befestigung der Molotow-Linie war bei weitem noch nicht abgeschlossen, 60 % der fertigen Bunkeranlagen fehlte es an der notwendigsten Ausrüstung wie Bewaffnung und Kommunikationseinrichtungen.
Erst am 30. Juni, lange nach dem Fall von Minsk, wurde ein Staatliches Verteidigungskomitee (GKO) zur Bewältigung der komplexen Aufgabenstellung und zur Formulierung längst fälliger Befehle (die bis dahin nur Stalin selbst erteilen konnte) gebildet. Diesem Komitee gehörten mit Nikolai Bulganin (Verteidigungsminister), Klim Woroschilow (Erster Marschall), Nikolai Wosnessenski (Vizepremier), Lasar Kaganowitsch (Chef der Eisenbahnen), Georgi Malenkow (Zentralkomiteesekretär), Anastas Mikojan (Handelsminister), Wjatscheslaw Molotw (Aussenminister) und Stalin selbst nur Mitglieder des Politbüros an. Tags darauf übernahm Stalin nach Aufforderung Molotows die Führung des GKO.
Erster Weltkrieg, Revolution, Bürgerkrieg, der Polnisch-Sowjetische Krieg, Interventionen ausländischer Mächte gegen den Bolschewismus und Kämpfe gegen so genannte „innere Feinde“ hatten zu einem Zustand der ständigen Wehrbereitschaft in der Sowjetunion geführt. Die starke politische Durchdringung der sowjetischen Gesellschaft, in der Regel durch gewaltsame Mittel vollzogen, ermöglichte in Folge eine rasche Mobilisierung großer Bevölkerungsteile gegen die Invasion durch das Deutsche Reich.
Laut Dimitri Wolkogonow erließ Stalin am 17.November 1941 den auch als „Fackelmänner-Befehl“ bekannt gewordenen Befehl Nr. 0428, demzufolge bei den Kämpfen auf dem Boden der Sowjetunion „alle Siedlungspunkte, an denen sich deutsche Truppen befinden, auf 40-60 km ab der Hauptkampflinie in die Tiefe zu zerstören und in Brand zu setzen...“ waren. „Zur Vernichtung der Siedlungspunkte“, „zur Inbrandsetzung und Sprengung der Siedlungspunkte“, also der Dörfer, seien Luftwaffe, Artillerie und Jagdkommandos einzusetzen. Wolkogonow beschreibt, wie auf diese Weise unzählige russische Dörfer durch die eigene sowjetische Armee vernichtet wurden und andererseits Dörfer von den Deutschen in Brand gesetzt wurden, um Partisanenaktionen zu bestrafen [10].
Kriegsverlauf
1941

In den frühen Morgenstunden des 22. Juni 1941 begann der Vormarsch von 149 Divisionen (darunter alle motorisierten und gepanzerten deutschen Kräfte) über die sowjetische Grenze. Zum selben Zeitpunkt führte die Luftwaffe, ermöglich durch die Aufklärungsergebnisse des Kommandos Rowehl, einen massiven Luftschlag gegen die sowjetischen Flugplätze und vernichtete 1.200 Flugzeuge am Boden.
Zwei Divisionen operierten von Finnland aus, acht Divisionen waren in Norwegen stationiert, eine Division stand in Dänemark, 38 verblieben im Westen. Zwei Divisionen kämpften in Nordafrika und sieben Divisionen standen im Balkan.
Trotz vieler Warnungen (z.B. durch den Spion Dr. Richard Sorge), der schon im März 1941 Hinweise gegeben haben soll, war die untere und mittlere Führung der Sowjetunion nicht auf einen Angriff eingestellt. Viele der sowjetischen Soldaten an der Grenze ergaben sich ohne Widerstand, während die motorisierten deutschen Truppen zunächst zügig vormarschieren konnten.
Erst am 29. Juni fasste sich die sowjetische Führung und rief den Großen Vaterländischen Krieg aus. Kurz zuvor war bereits Minsk in der Kesselschlacht bei Bialystok und Minsk eingeschlossen und wenig später besetzt worden. Nach diesem Erfolg stieß die Wehrmacht mit ihren verbündeten Truppen nach Smolensk vor, wo die – wiederum für sie erfolgreiche – Kesselschlacht bei Smolensk geschlagen wurde. Entgegen der Ratschläge seines Generalstabs, nämlich einem direkten Marsch nach Moskau, wandte sich Hitler Anfang September der Ukraine als primärem Ziel zu. Diese Entscheidung wurde aufgrund wirtschaftlicher Faktoren und der zu dem Zeitpunkt gerade gewonnenen Kesselschlacht bei Uman gefällt.
Am 26. September fand darauffolgend die Schlacht um Kiew, die größte Kesselschlacht der Geschichte, ihr Ende; die deutsche Seite machte 665.212 Gefangene. Im Gesamteindruck stellt sie für die Sowjetunion eine Niederlage von einmaligem Umfang dar: Die Truppen der sowjetischen Südwestfront mit vier Armeen sowie starke Teile von zwei weiteren Armeen waren vernichtet, und der Zusammenhang der sowjetischen Front war in einer Breite von über 400 km aufgerissen. Der deutsche Sieg schuf die erwarteten Voraussetzungen für die Fortführung der Operationen der an ihm beteiligten Heeresgruppen Süd und Mitte; somit konnte die ukrainische Hauptstadt besetzt werden. Auf der Krim erzielte Geländegewinne waren nur vorübergehend, wobei von deutschen Truppen zurückgelassene Schwerverwundete umgebracht wurden.
In Deutschland wuchs inzwischen die Euphorie. Über 660.000 Gefangene wurden in der Doppelschlacht bei Wjasma und Briansk gemacht. Eine völlig neue Methode bei diesen Umfassungsschlachten – sogenannte moderne Cannaes – bestand darin, dass die Umfassungskräfte aus zwei Ringen zusammengesetzt waren. Den inneren Ring bildeten die Infanteriedivisionen, den äußeren die Panzerkräfte. Aufgrund der gewaltigen Erfolge meldet das Oberkommando der Wehrmacht (kurz: OKW) schon im Oktober, dass die Entscheidungsschlacht bevorstünde. Auch die deutsche Bevölkerung glaubte, dass die Soldaten noch vor dem Winter zu Hause sein könnten. Während die Wehrmacht immer tiefer ins russische Gebiet vorstieß, flüchteten etwa 12 Millionen russische Zivilisten aus den umkämpften Gebieten ins sowjetische Hinterland. Teilweise verliefen diese Evakuationen sehr chaotisch und panisch.
Doch schon im selben Monat begann es zu schneien und zu regnen. Sehr viele Wege wurden aufgeweicht und somit für Fahrzeuge unpassierbar; die deutsche Offensive blieb somit buchstäblich im Schlamm stecken und nur noch wenige Gebietsgewinne waren zu verzeichnen.
Weil die deutschen Soldaten Moskau immer näher rückten, kam es am 10. Oktober zu einer Panik, bei der Menschenmassen versuchten, per Zug oder Auto nach Osten zu entkommen. Diese Unruhen wurden von der sowjetischen Führung brutal niedergeschlagen, wobei viele Moskowiter umkamen.
Am 16. Oktober wurden in Moskau Regierungsstellen und Diplomatisches Corps nach Kujbyschew evakuiert; nur Stalin beschloss zu bleiben. Am 20. Oktober ging die Wehrmacht aus der Doppelschlacht von Wjasma und Brjansk wiederum erfolgreich hervor, so dass sie den Vormarsch in Richtung Moskau fortsetzen konnte. Mitte November setzte der Frost ein, so dass die Wege einfroren und nun wieder befahrbar wurden.
Die Schlacht um Moskau blieb wegen erheblicher sowjetischer Gegenwehr stecken. Am 5. Dezember setzte unter General Schukow sogar eine sowjetische Gegenoffensive mit frischen Einheiten ein. Gleichzeitig führten die tiefen Temperaturen bis –30 °C dazu, dass Gewehre und Geschütze verklemmten, Motoröl und Benzin eindickten und Soldaten die Gliedmaßen erfroren.
Die Rote Armee hatte sich neu organisiert. Die Kriegsproduktion wurde, unerreichbar für die deutsche Luftwaffe, hinter den Ural verlegt. Neue Soldaten kamen nun aus den fernen Ländern der Sowjetunion, und der neue Panzer T-34 wurde in weitaus größeren Mengen produziert als die deutschen Panzermodelle.
Während der Kämpfe vor Moskau wurde hier dringend benötigtes Material und Panzer im Reichsgebiet zurückgehalten. Nach Hitlers Vorstellung sollten acht schnelle Divisionen im Westen „tropeneinsatzfähig“ gemacht werden. Es bestand die Absicht, über den Kaukasus den Nahen Osten anzugreifen. Im Hochgefühl der deutschen Siege war man ursprünglich von einer „Expeditionsarmee“ im Umfang von etwa 30 motorisierten und Panzerdivisionen ausgegangen.
Überdies waren die deutschen Truppen in keiner Weise für den Winter ausgestattet, da Hitler an einen schnellen Feldzug geglaubt hatte und der Meinung war, Russland könnte innerhalb weniger Monate erobert werden. Daher trugen die Soldaten viel zu dünne Sommeruniformen; im Deutschen Reich wurde eine Pelz- und Wollsammlung zugunsten der Truppe durchgeführt.
Am 16. Dezember gab Hitler den Befehl zum Halten. Er verbot gleichzeitig jegliche Rückwärtsbewegung, da er befürchtete, dass die gesamte Front auseinander fallen könnte. Bis zum Ende des Jahres wurde die Wehrmacht dennoch weiter zurückgedrängt. Damit hatte sie die erste große Schlacht im Osten verloren und man spricht in der Forschung heute von der Kriegswende vor Moskau.
Die Beweglichkeit der Truppe und ihre Versorgung mit Nachschubgütern aller Art sanken durch die erheblichen Verluste/Ausfälle an Kraftfahrzeugen sowie an Zugmaschinen und Pferden weiter ab und überstiegen die Zuweisungsmöglichkeiten deutlich. Bis Ende 1941 wurden über 400.000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten im Rahmen des Russlandfeldzugs getötet oder verwundet.
Hierin war schon eine wesentliche Ursache des späteren Scheiterns des Feldzuges zu sehen, denn damit war die Wehrmacht dort personell schon so geschwächt, dass diese Verluste durch die nachfolgenden Soldatenjahrgänge kaum noch auch nur annähernd voll wettgemacht werden konnten, zumal im Hinblick auf den Bedarf auf den anderen Kriegsschauplätzen.
Nach dem Finnisch-Sowjetischen Winterkrieg versuchte Finnland ab dem 25. Juni im Fortsetzungskrieg mit deutscher Unterstützung, die an die Sowjetunion verlorenen Gebiete in Karelien zurückzuerobern. Nachdem es dieses Ziel im Sommer 1941 erreicht hatte, blieb Finnland jedoch nicht defensiv, sondern setzte in Abstimmung mit der deutschen Wehrmacht die Offensive bis in den Dezember hinein fort, um die Rote Armee vom alliierten Nachschub über das Meer abzuschneiden.
1942
Nachdem Hitler im Winter 1941 einen Haltebefehl für alle Kräfte an der Ostfront gegeben hatte, stabilisierte sich die Lage etwas. Die Rote Armee hatte inzwischen gewaltige Kräfte aufgeboten, denen aber eine entscheidende Schwächung der Deutschen noch nicht gelang. Die Schlammzeit im Frühjahr 1942 führte zu einer relativen Ruhe an der Front, da sämtliche motorisierten Kräfte stillstanden. Hitler und das OKW kamen nun zu der Einsicht, dass der Gegner noch lange nicht besiegt sei und man begann Pläne für das weitere Vorgehen im Osten zu entwickeln. Der Plan, eine möglichst defensive Haltung einzuschlagen, wurde bald verworfen; einzig und allein eine weitere Offensive würde die Sowjets weiter schwächen können. Aufgrund des langen Frontverlaufes und wegen der bisherigen hohen personellen und materiellen Verluste der Wehrmacht war an eine Großoffensive, die sich über die gesamte Front erstreckte, nicht zu denken. Während im Bereich Mitte und Nord zur Verteidigung übergegangen wurde, sollte mit allen gepanzerten und motorisierten Kräften die Sommeroffensive mit Stoßrichtung in den Kaukasus durchgeführt werden. Besonders die reichen Ölquellen in dem Gebiet standen dabei im Mittelpunkt der deutschen Offensivbemühungen.
In den Frühjahrsschlachten des neuen Jahres konnte am 28. Mai unter enorm hohen Verlusten für die Rote Armee Charkow in einem Vernichtungssieg erobert werden.
Nachdem 1941 die Krim bis auf die Halbinsel Kertsch und das Belagerungsgebiet um Sewastopol in deutscher Hand war, sollte 1942 der restliche Raum als Vorbereitung der Offensive in Richtung Kaukasus in Besitz genommen werden. Vorbedingung war die Rückeroberung der Halbinsel Kertsch. Vom 15. bis 21. Mai fanden die Kämpfe ihr Ende. Die Parpatsch-Stellung war durchbrochen worden und Trümmer der zerschlagenen sowjetischen Verbände retteten sich über die Straße von Kertsch auf die Taman-Halbinsel. Insgesamt 170.000 Rotarmisten, etwa 21 Divisionen, gerieten in Gefangenschaft. Am 2. Juni begann die eigentliche Schlacht auf der Krim um Sewastopol, dessen Verteidiger sich erbittert wehrten und endete am 5. Juli. Hierbei wurde erstmals Dora, das größte Eisenbahngeschütz aller Zeiten mit einem Kaliber von 80 cm eingesetzt. Die Krim hatte knapp neun Monate lang eine ganze Armee gebunden, auf einem zwar nicht nebensächlichen, doch isolierten Kriegsschauplatz. Propagandistisch wurden mit diesem Sieg sowie der fast gleichzeitigen Einnahme Tobruks in Nordafrika erneut große Hoffnungen in der deutschen Bevölkerung geweckt.
Am 21. Juli überschritten deutsche Kräfte den Don, wodurch die ersten Schritte für den Vormarsch auf Stalingrad eingeleitet wurden. Zwei Tage später konnte Rostow am Don erobert werden. Nach der Teilung der Heeresgruppe Süd in die Heeresgruppen A (Generalfeldmarschall List, ab November unter Generaloberst von Kleist) und B (Generaloberst Freiherr Maximilian von Weichs) begann die Heeresgruppe A am 26. Juli den konzentrischen Vormarsch in Richtung Kaukasus, während die Heeresgruppe B auf die Wegnahme Stalingrads angesetzt wurde. An den Kämpfen im Kaukasus beteiligten sich 20 von den späteren 90 Ostlegionen. Diese Aufstellungen nationaler Minderheiten unter deutschem Kommando waren Ausdruck einer seit dem Winter 1941/42 verstärkten Bemühung, die rein militärische Kriegsführung im Osten mit einer Form politischer Kriegsführung zu verbinden.
Der Masseneintritt ehemaliger Rotarmisten in die deutschen Streitkräfte war die Stalin bewusste „Achillessehne“ der russischen Wehrkraft und wird in der Geschichtsschreibung des „Großen Vaterländischen Kriegs“ bis heute gerne übergangen. In der Roten Armee, welche oft menschenverachtend brutal mit ihren eigenen Soldaten umging, häuften sich Anzeichen von Disziplinlosigkeit; ganze Truppenverbände liefen zu den Deutschen über. Beim Vormarsch wurde von stark antikommunistischer Einstellung sowjetischer Bevölkerungsteile berichtet. In dieser Krisensituation befahl Stalin „Rückzugsstimmung der Truppe“ bedingungslos zu unterbinden. Nun entstanden die berüchtigten Sperrverbände des NKWD; unmittelbar hinter unzuverlässigen Divisionen sollten sie im Fall eines ungeordneten Rückzugs jeden Flüchtenden erschießen.
Insgesamt liefen die Operationen, was den Raumgewinn im Kaukasus betrifft, innerhalb weniger Wochen ab. Am 4. August wurde Stawropol eingenommen, am 9. August Krasnodar- und der Kuban überschritten. Den rumänischen Verbündeten gelang es die sowjetische Verteidigung an der Ostküste des Asowschen Meeres von Norden her aufzurollen und die Taman-Halbinsel von „rückwärts“ her zu öffnen. Maikop fiel am 9. August in deutsche Hand und die Zugänge zur Ossetischen- und Georgischen Heerstraße wurden in Besitz gebracht. Auch das Elbrus-Massiv selbst wurde genommen, am 21. August wehte auf dem 5.633 m hohen Gipfel die Reichskriegsflagge. Ein am 26. August beginnender Angriff auf Tuapse wurde nach zwei Tagen angehalten, dafür wurden am 31. August und am 6. September nach schweren Kämpfen die Hafenstädte Anapa sowie Noworossijsk, wichtigster Stützpunkt der Schwarzmeerflotte, genommen. Im Hochgebirge hatten deutsche Truppen die wichtigsten Passübergänge eingenommen und vorübergehend auf breiter Front nach Süden überschritten – sie standen im abchasischen Gebirgsdorf Pßchu, 20 km vor der Küste des Schwarzen Meeres bei Gudauta. Östlich des Elbrus standen die deutschen und rumänischen Truppen in den Flussabschnitten des Baksan und des Terek bis Naurskaja. Nördlich davon verlor sich die Front an der Kuma, in der Nogajer Steppe und in der Kalmykensteppe.
Am 9. September enthob Hitler Feldmarschall List seines Kommandos als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe A. Bis zum 22. November 1942 übernahm er die Führung der Heeresgruppe persönlich und beauftragte dann Generaloberst v. Kleist mit dem Oberbefehl. Die Offensivbewegungen der Heeresgruppe waren ohnehin bereits zum Abschluss gekommen, als durch die Einkreisung der 6. Armee bei Stalingrad eine ernste Gefahr für die südlich des Don stehenden Truppen heraufzog. Als die sowjetischen Truppen am 27. Dezember die Stalingrader Front durchstießen, mussten die besetzten Gebiete im Kaukasus von der Heeresgruppe A aufgegeben werden. Die am 31. Dezember eingeleitete Rückzugsbewegung vollzog sich in drei Etappen, wobei der Kuban-Brückenkopf trotz ständiger Einengung bis zum 9. Oktober 1943 behauptet werden konnte.
Zeitlich parallel zur Schlacht von Stalingrad fand unter dem Decknamen Operation Mars westlich von Moskau eine weitere Großoffensive gegen die deutsche Front statt. Diese sowjetische Offensive gegen die deutschen Verteidiger unter General Model geriet zu einem solchen Desaster, dass die Sowjets alle Aufzeichnungen darüber unter Verschluss hielten. Daher war diese Schlacht bis zur Veröffentlichung des Historikers David M. Glantz praktisch in Vergessenheit geraten.
Stalingrad
Hauptartikel: Schlacht von Stalingrad
Am 23. August 1942 begann die deutsche Luftwaffe mit der Bombardierung von Stalingrad. Am selben Tag konnten deutsche Panzer zum ersten Mal in die Außenbezirke von Stalingrad eindringen. In erbitterten Einzelkämpfen in den Häusern und Straßen der Stadt kamen die Deutschen nur unter hohen Opfern voran. Schließlich beherrschte die Wehrmacht zwar etwa 95 % der Stadt, die zum Trümmerhaufen geworden war, die vollständige Inbesitznahme misslang jedoch.
Am 19. November begann die Gegenoffensive der Roten Armee, wobei die rumänischen Linien im Süden durchbrochen werden konnten. Die Rote Armee setzte bei dieser als „Operation Uranus“ bezeichneten Offensive über eine Million Soldaten, 13.000 Geschütze und 900 Panzer ein. Am 22. November vereinten sich diese Truppen in Kalatsch mit sowjetischen Verbänden, die vom Norden her die deutschen Stellungen durchbrachen. Damit war die 6. Armee und ein Korps der 4. Panzerarmee (insgesamt 22 Divisionen mit 330.000 Mann) eingekesselt.
General Friedrich Paulus, ein hoch begabter Generalstabsoffizier, der jedoch kein Freund von schnellem, seiner Meinung nach unüberlegtem Handeln war, zögerte und gab Befehl, die Stellungen zu halten.
Erst im Laufe des 22. November 1942 erhielt Paulus von der Heeresgruppe den knappen Befehl: Armee aushalten, weiterer Befehl folgt.
General Paulus fasste erst jetzt den Entschluss, seine Einheiten umzugruppieren und nach Südwesten durchzubrechen und bat hierfür um volle Bewegungsfreiheit.
Paulus an Hitler (23. November 1942) Mein Führer! Seit Eingang Ihres Funkspruchs vom 22.11 abends hat sich die Entwicklung der Dinge überstürzt. Die Schließung des Kessels ist im Südwesten und Westen nicht geglückt. Bevorstehende Feindeinbrüche zeichnen sich hier ab. Munition und Betriebsstoff gehen zu Ende. Zahlreiche Batterien und Panzerabwehrwaffen haben sich verschossen. Eine rechtzeitige, ausreichende Versorgung ist ausgeschlossen. Die Armee geht in kürzester Zeit der Vernichtung entgegen, wenn nicht unter Zusammenfassen aller Kräfte der von Süden und Westen angreifende Feind vernichtend geschlagen wird. Hierzu ist die sofortige Herausnahme aller Divisionen aus Stalingrad und starke Kräfte der Nordfront erforderlich. (...) Die Verantwortlichkeit für diese schwerwiegende Meldung behalte ich in vollem Umfang, wenn ich melde, daß die Kommandierenden Generale Walter Heitz, Karl Strecker, Hans Hube und Erwin Jaenecke die gleiche Beurteilung der Lage haben. Bitte auf Grund der Lage nochmals um Handlungsfreiheit! Heil mein Führer! gez. Paulus
Hitlers Antwort war entgegen dem Rat seiner Generäle folgende: Führerentscheidung! Bildung eines Kessels. Jetzige Wolgafront und jetzige Nordfront sind unter allen Umständen zu halten! Luftversorgung!
Hermann Göring, der Chef der Luftwaffe, witterte hier eine Chance, sein nach der verlorenen Luftschlacht um England angekratztes Image wieder aufzubessern. Großspurig versprach er eine Luftversorgung von 500t pro Tag, die annähernd auch nötig gewesen wären.
Obwohl Flugzeuge vom Typ Ju 52, die nur etwa 2,5t Material transportieren konnten, pausenlos flogen, konnte diese Menge zu keinem Zeitpunkt erreicht werden. Tatsächlich wurden maximal ca. 100 Tonnen pro Tag erzielt. Durch das zunehmend schlechtere Wetter und viele Abschüsse gab es zudem hohe Verluste bei der Luftwaffe. Diese konnten im weiteren Kriegsverlauf nicht mehr kompensiert werden, da zugunsten der Versorgung Stalingrads auch das Luftwaffenausbildungsprogramm vernachlässigt wurde. Des Weiteren mussten Feindflüge auf anderen Kriegsschauplätzen stark reduziert werden, um den Treibstoff für die Stalingrader Luftversorgung zu erhalten.
Die schlechte Versorgung der eingeschlossenen 6. Armee führte recht bald zur Unbeweglichkeit der Verbände und zur völligen Entkräftung der Soldaten.
Generalfeldmarschall Erich von Manstein übernahm die Führung einer neuen Heeresgruppe am Don und begann am 12. Dezember mit Teilen der 4. Panzerarmee unter Hermann Hoth einen Entsatzangriff aus dem Raum Kotelnikowo, der bis 48 Kilometer an die Stadt heranführte, dann zwang eine sowjetische Gegenoffensive gegen die 8. italienische Armee (Gariboldi) zur Einstellung des Angriffs. Der letzte Ausweg, ein den Ausbruch einleitender Entlastungsangriff der 6. Armee (Unternehmen „Donnerschlag“), wurde wiederum von Hitler untersagt.
In der Stadt Stalingrad verbissen sich derweil die beiderseitigen Kräfte mehr und mehr in einen grausamen Häuserkampf, bei welchem es nach der Schilderung von Zeitzeugen oft vorkam, dass deutsche Soldaten z. B. zwei Obergeschosse hielten und ihre Gegner etwa Parterre und erstes Obergeschoss kontrollierten. Den Treppenhäusern kam dabei eine Schlüsselfunktion zu.
Am 8. Januar 1943 erhielt die 6. Armee eine Aufforderung zur Kapitulation. Selbstverständlich lehnte Paulus diese ab, nicht zuletzt, weil eine Kapitulation zu diesem Zeitpunkt den Zusammenbruch der gesamten Heeresgruppe Süd bedeutet hätte, denn der Kessel von Stalingrad band zu diesem Zeitpunkt etwa 90 Großverbände der Roten Armee.
Am 10. Januar begann die Rote Armee mit der Zerschlagung des Kessels (Operation „Ring“). Sieben sowjetische Armeen griffen in einer groß angelegten Offensive die deutschen Truppen an und spalteten den Kessel in zwei Teile.
Am 16. Januar verlor die 6. Armee ihre wichtigen Flugplätze Pitomnik und Bassargino, 6 Tage später den Flugplatz Gumrak. Nachschub konnte nun nur noch aus der Luft abgeworfen werden, wobei ein Großteil verloren ging. 18.000 verwundete Wehrmachtssoldaten blieben nun ohne medizinische Versorgung, die noch kämpfende Truppe ohne Lebensmittel und Munition.
Am 22. Januar gab Hitler, wie schon so oft vorher und vor allem nachher unter völliger Missachtung der Realität, den ausdrücklichen Befehl, die letzten Stellungen in Stalingrad zu halten. In der gespalteten 6. Armee litten viele Soldaten an Erfrierungen, der Nachschub war praktisch zusammen gebrochen.
Am 30. Januar wurde General Paulus von Hitler zum Generalfeldmarschall befördert. Dies sollte Paulus zum weiteren Aushalten zwingen, da zuvor noch nie ein deutscher Generalfeldmarschall kapituliert hatte (auch hatte sich noch kein Offizier dieses Ranges selbst getötet). Doch noch am selben Tag nahm Paulus Verhandlungen mit Vertretern der Roten Armee auf.
Am 2. Februar ergaben sich die deutschen Befehlshaber mit etwa 90.000 verbliebenen Soldaten. Nur etwa 6.000 von ihnen sollten die sowjetische Kriegsgefangenschaft überleben und ins Nachkriegsdeutschland zurückkehren.
1943

Die Schlacht um Stalingrad markierte einen psychologischen Wendepunkt im Krieg. Ab diesem Zeitpunkt war der Glauben an den „Endsieg“ in der deutschen Bevölkerung kaum noch vorhanden.
Die Stärke der nicht-deutschen Truppen betrug Anfang 1943 rund 176 Verbände mit rund 150.000 Mann. Hinzugekommen waren Anfang 1943 noch zwei Infanteriedivisionen.
Auf dem Südflügel entwickelte sich im Raum Charkow-Belgorod die Lage sehr kritisch. Am 9. Februar musste die Gebietshauptstadt Belgorod geräumt werden.
Am Morgen des 16. Februar musste die Stadt Charkow aufgegeben werden, um der drohenden Einkesselung zu entgehen – die spektakulärste Niederlage in den Wochen nach Stalingrad. Am 21. Februar begann die deutsche Gegenoffensive. Manstein verfügte lediglich über 354 Panzer, wobei ihm etwa 1.800 sowjetische Panzer gegenüberstanden. Bis zum 5. März wurde das Gebiet bis zum mittleren Donec zurückerobert. Es wurden erhebliche Geländegewinne erzielt, einem völlig irritierten Gegner hohe Verluste beigebracht und wieder eine geschlossene Front hergestellt, wodurch der völlige Zusammenbruch der Ostfront im Frühjahr 1943 verhindert wurde. Charkow wurde am 14. März zurückerobert. Eine weitere Offensive im Sommer, die Operation Zitadelle, sollte den Frontbalkon bei Kursk ausräumen, musste jedoch auf dem Höhepunkt der Schlacht wegen der Landung der Alliierten auf Sizilien abgebrochen werden. Die Rote Armee konnte die Offensive unter hohen Verlusten zum Stehen bringen (Panzerschlacht bei Kursk, genauer: Prochorowka).
Nach mehreren sowjetischen Gegenoffensiven in den folgenden Monaten musste die Wehrmacht an der ganzen Front den Rückzug antreten, wobei auch die Halbinsel Krim bis April 1944 geräumt werden musste. Bis November 1943 war Kiew wieder in der Hand der Sowjetunion. Deutschland lief Gefahr, seine Verbündeten zu verlieren und in Italien errichteten die Alliierten eine zweite Front.
1944
Am 14. Januar begann der sowjetische Angriff auf den deutschen Belagerungsring um Leningrad. 900 Tage hatte die Stadt ausgeharrt und konnte nur im Winter über den zugefrorenen Ladogasee mit Nachschub versorgt werden. Die Rote Armee setzte nach: ihre Frühjahrsoffensive brachte weitere Gebietsgewinne, und die Wehrmacht musste sich weiter zurückziehen bis zum Peipus-See. Hitler befahl die Taktik der verbrannten Erde, durch die der Roten Armee keine kriegswichtigen Einrichtungen hinterlassen werden sollten. Ganze Dörfer wurden dabei dem Erdboden gleich gemacht.
Vom 9. April an konzentrierten sich die sowjetischen Anstrengungen auf die Rückeroberung der Halbinsel Krim, die am 12. Mai wieder fest in sowjetischer Hand war. Die deutschen und rumänischen Einheiten retteten sich großenteils über das Schwarze Meer.
Nach einer kurzen Ruhephase während der schlammigen Frühjahrszeit griffen die Rotarmisten im Juni wieder an. Am 9. Juni begann die Offensive an der finnischen Front auf der karelischen Landenge. Ende Juni kam dieser Angriff auf Höhe der alten Grenze von 1940 zum Stehen.
Ziel der Sowjetunion war die Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte. Am 23. Juni (Operation Bagration) brachen die Angreifer durch die Verteidigungsfront und kesselten große deutsche Verbände bei Witebsk und Bobruisk ein. Am 29. Juni kapitulierten diese Truppen, worauf die Heeresgruppe Mitte praktisch aufgelöst war und die Rote Armee bis kurz vor Warschau und an die Grenzen von Ostpreußen vorstoßen konnte. Diese Niederlage der Wehrmacht war verheerender und folgenreicher als die Schlacht um Stalingrad eineinhalb Jahre zuvor: denn die Wehrmacht verlor mehr Soldaten (schätzungsweise 500.000 Tote und 400.000 Gefangene) und Gerät, die ganze Ostfront geriet ins Wanken.
Am 3. Juli eroberte die Rote Armee Minsk zurück und kesselte die Reste der deutschen 4. Armee ein, die bald kapitulierte. Weiter südlich drang ab dem 13. Juli in Galizien eine weitere sowjetische Offensive bis Lemberg zur Weichsel vor.
Am 20. Juli 1944 versuchten deutsche Widerständler im Hauptquartier in Ostpreußen ein Attentat auf Hitler, das aber ebenso scheiterte wie der anschließende Versuch eines Staatsstreiches in Berlin. Die Attentäter wurden hingerichtet.
Am 1. August begann der Warschauer Aufstand der Polnischen Heimatarmee. Die traditionelle Sicht der sowjetischen Haltung zu diesem Aufstand (die unter anderem von Churchill selbst vermittelt wurde) wirft Stalins Regierung vor, mit Absicht die Zerschlagung des Aufstands durch die Wehrmacht nicht verhindert zu haben um antikommunistische Kräfte zu schwächen. Demgegenüber weist etwa der britische Historiker Richard Overy (Russlands Krieg. Rowohlt 2003. ISBN 349805032X) jüngst darauf hin, dass die Möglichkeiten der Roten Armee zu diesem Zeitpunkt (nach einer umfangreichen und raumgreifenden Offensive gegen die Heeresgruppe Mitte) begrenzt waren, Entlastungsangriffe am deutschen Widerstand scheiterten und die polnische Heimatarmee es ablehnte, ihre Aktivitäten mit sowjetischen und polnisch-kommunistischen Einheiten zu koordinieren.
Mit dem Beginn der Operation Jassy-Kischinew im August marschierte die Rote Armee in Rumänien ein und vernichtete die (neue) deutsche 6. Armee bei Chişinău. Am 23. August wechselte König Michael von Rumänien die Fronten und erklärte Deutschland den Krieg. Die Erfolge der Roten Armee zwangen die Wehrmacht zum Rückzug aus Griechenland, am 13. Oktober rückten britische Einheiten in Athen ein.
Am 5. September nahm die Rote Armee Bulgarien ein; dort inszenierte die Sowjetunion am 9. September einen kommunistischen Staatsstreich und marschierten am 19. September in Sofia ein. Ein weiterer Verbündeter Deutschlands fiel an diesem 19. September weg, als Finnland einen Waffenstillstand mit der Sowjetunion schloss.
Am 20. Oktober eroberten sowjetische Einheiten und jugoslawische Partisanen unter Tito die Hauptstadt Belgrad und zwangen die deutsche Heeresgruppe E zum Rückzug bis zur Drina.
Im Norden zog sich die Heeresgruppe Nord am 13. Oktober aus Riga nach Kurland zurück. Ab dem 20. Oktober, als die Rote Armee zur Mündung der Memel vorstieß, war sie vom Rest der Ostfront abgeschnitten, konnte aber von der Roten Armee in zahlreichen Kämpfen nicht vernichtet werden.
Auch in Ostpreußen kam die Offensive der Roten Armee im Oktober nach anfänglichen Erfolgen zum Erliegen. Punktuell konnte die Wehrmacht Boden gutmachen.
In der ungarischen Hauptstadt Budapest wurden am 24. Dezember 70.000 deutsche und ungarische Soldaten eingeschlossen, die Stadt konnte am 11. Februar 1945 von der Roten Armee eingenommen werden.
1945
Am 12. Januar 1945 begann die Rote Armee vom Baranow-Brückenkopf aus mit einer breit angelegten Großoffensive. Die Wehrmacht war zu diesem Zeitpunkt zusätzlich geschwächt, weil bedeutende Kräfte für die Ardennen-Offensive nach Westen abgezogen waren.
Die Rote Armee stieß von Warschau (Befreiung am 17. Januar) aus nach Norden vor und schnitt damit Ostpreußen vom Rest des Reiches ab. Die deutsche Bevölkerung floh in Scharen, denn die Rotarmisten verbreiteten durch Plünderungen, Morde, Brandschatzungen und Vergewaltigungen Angst und Schrecken unter den Zivilisten. Insgesamt gelangten über 2 Millionen Flüchtlinge über das Meer nach Westen. Das KdF-Schiff Wilhelm Gustloff, das Flüchtlinge und deutsche Soldaten aus Ostpreußen evakuierte, wurde von sowjetischen Torpedos versenkt. Bis zum Kriegsende kamen Menschen über die Ostsee nach Westen: Der letzte Evakuierungskonvoi von der Halbinsel Hela (die bis zum Kriegsende von deutschen Truppen gehalten wurde) nach Dänemark mit insgesamt über 40.000 Menschen dauerte vom 5. bis zum 9. Mai 1945.
Die 4. Armee, die Ostpreußen verteidigen sollte, wurde bis Ende März vernichtend geschlagen. Königsberg wurde am 30. Januar eingekesselt, kurzzeitig von deutschen Einheiten entsetzt, fiel aber am 9. April endgültig an die Sowjets.
Am 27. Januar erreichte die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, das aber von der SS zuvor schon aufgegeben worden war. Am selben Tag erreichten erste sowjetische Einheiten Küstrin und damit die Oder.
Nach der sowjetischen Winteroffensive stand die Rote Armee Ende Januar 1945 entlang der Oder und Neiße von Stettin bis Görlitz knapp 80 Kilometer vor Berlin. Im Februar und März brachten die Sowjets rund 2,5 Millionen Soldaten mit über 6.000 Panzern sowie 7.500 Flugzeugen für den Angriff auf Berlin in Stellung. Ihnen gegenüber standen rund eine Million deutsche Soldaten mit knapp 800 Panzern sowie Verbände der Wlassow-Armee.
Die Hauptangriffsrichtung aus vorbereiteten Brückenköpfen folgte der Reichsstraße 1 (heute Bundesstraße 1) über Seelow direkt nach Berlin. Die Höhen von Seelow bildeten dabei ein steil aufsteigendes, natürliches Hindernis, und um diese Höhen wurde eine der größten Schlachten des Zweiten Weltkrieges geschlagen. Die Schlacht um die Seelower Höhen begann am 16. April mit einem der stärksten Artilleriebombardements der Geschichte: rund 18.000 Artilleriegeschütze und Raketenwerfer konzentrierten ihr Feuer auf gerade einmal 4 km Frontlinie. Im Laufe des 18. April errang die zahlenmäßig weit überlegene Rote Armee die Oberhand und entschied nach gewaltigen Verlusten die Schlacht für sich.
Unterdessen wurde im Süden der sowjetische Belagerungsring um Breslau am 15. Februar geschlossen, welches allerdings erst am 6. Mai in die Hände der Roten Armee fiel. Am 6. März versuchte die 6. SS-Panzerarmee einen Gegenstoß in Ungarn, wurde aber zurückgeschlagen. Am 16. März begann die sowjetische Gegenoffensive, die bis zum 4. April ganz Ungarn eroberte. Wien fiel am 13. April in die Hände der Roten Armee, die von Osten aus auch Niederösterreich, das Burgenland und die Steiermark eroberten. Am 8. Mai erreichte sie Graz.
Am 25. April schloss sich der Belagerungsring um Berlin und in Torgau begegneten sich erstmals sowjetische und US-amerikanische Kampfeinheiten. Auf deutscher Seite kämpfte neben Einheiten der Wehrmacht und der Waffen-SS auch der Volkssturm und Einheiten der Hitler-Jugend. Am Morgen des 26. April fand der letzte größere und erfolgreiche deutsche Panzerangriff statt, Bautzen wurde zurückerobert (Schlacht um Bautzen). Am 28. April scheiterte der Versuch der 12. Armee unter General Walther Wenck, die Hauptstadt zu entsetzen, am 30. April tötete Adolf Hitler sich selbst im Bunker unter der Reichskanzlei. Am 2. Mai kapitulierten die letzten Verteidiger von Berlin vor der Roten Armee.
Am 8. Mai, dem Tag der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht, besetzte die Rote Armee Dresden, am 10. Mai rückten sowjetische Einheiten auch in Prag ein.
Kriegsverbrechen
Nach Angaben von Christian Gerlach[11] wurden allein in Weißrussland bei Massakern gegen die Zivilbevölkerung 345.000 Menschen ermordet, dabei waren die Opfer meist Frauen und Kinder, denn die Männer waren bei der Roten Armee oder bei den Partisanen. In der Regel wurden dabei die Menschen in großen Gebäuden wie Scheunen zusammengetrieben und mit Maschinenpistolen oder Maschinengewehren erschossen. Danach wurden, obwohl viele noch lebten, die Gebäude abgebrannt. So starben beispielsweise in Oktjabrski bei einenm solchen Massaker 190 Menschen. Anschließend wurden alle Häuser des Dorfes angezündet. In Weißrussland wurden auf diese Weise 628 Dörfer vollständig zerstört, in der Ukraine waren es 250.
Der Partisanenkrieg
In Polen, auf dem Balkan und in Russland hatten die deutschen Besatzer von vornherein schärfere Ziele. Der „Generalplan Ost“ sah die Dezimierung der slawischen Völker um ca. 30 Millionen und die Unterdrückung der Übrigen vor. Die Maßnahmen der Deutschen waren brutal: Die Schulen oberhalb der vierten Klasse in der Ukraine, Weißrussland und den eroberten russischen Gebieten wurden geschlossen, die Juden erschossen, Zwangsarbeiter wurden nach Deutschland gebracht und die Kriegsgefangenen wurden menschenunwürdig behandelt.
Dies steigerte den Hass der Bevölkerung gegen die deutschen Besatzer. In Russland, Weißrussland, in der Ukraine, in Griechenland und in Serbien (unter Marschall Tito) kämpften Partisanenarmeen, teils waren sie kommunistisch, teils nationalistisch. Die polnische Heimatarmee allerdings konnte nur auf wenig Unterstützung von außen hoffen. Aus dem ständigen Kleinkrieg gegen die deutsche Armee gingen die Partisanen häufig als Sieger hervor.
Da die Partisanen keine regulären Armeeeinheiten im Sinne der Haager Landkriegsordnung darstellten und sie zumeist unverhofft aus dem Hinterhalt ihre Anschläge ausübten, war der Hass der deutschen Soldaten auf die Partisanen groß. Gefangene Partisanen wurden normalerweise erschossen; häufig folgten nach Partisanenangriffen brutale Bestrafungsaktionen gegen die Zivilbevölkerung. Gegen Ende des Krieges konnten die Partisanen größere Gebiete von den deutschen Besatzern befreien.
Die Einsatzgruppen
Schon im Vorfeld der Kriegsplanung erhielt Heinrich Himmler als Kommissar für Deutsches Volkstum besondere Vollmachten, um ungestört von der Wehrmacht im Hinterland operieren zu können. Obwohl die Wehrmacht vom Polenfeldzug her genau wusste, was unter den Einsatzgruppen zu verstehen war, stimmte sie der Vereinbarung zu und übermittelte die entsprechenden Befehle an ihre Einheiten. Die Einsatzgruppen ermordeten im ersten Kriegsjahr nach eigenen Angaben fast eine Million Menschen - überwiegend Juden und Kommunisten. Die Wehrmacht verhielt sich unterschiedlich; einige Kommandeure gaben die Befehle nicht weiter, andere unterstützten die SS aktiv. Soldaten, die sich weigerten, an den Mordaktionen teilzunehmen, wurden in der Regel jedoch nicht bestraft, mussten aber z. T. Nachteile in Kauf nehmen.
Verbrechen der Roten Armee
Sowohl gegenüber Angehörigen der Wehrmacht als auch gegen die Zivilbevölkerung der baltischen Staaten, der Ukraine, Polens und Deutschlands kam es seitens der Roten Armee zu Verbrechen im Sinne der Haager Landkriegsordnung. Allein in Schlesien löste die Besatzung eine Flüchtlingswelle von mehr als 3 Millionen Zivilisten aus, von denen über 500.000 Menschen auf der Flucht direkt oder indirekt durch Einwirken der Roten Armee starben[12]. Minderheiten wie die Russlanddeutschen, Krimtataren oder Tschetschenen, Kalmücken und weitere Völker wurden als angebliche Kollaborateure zwischen 1941 und 1944 nach Zentralasien und Sibirien deportiert. Zahllose von ihnen kamen dabei ums Leben.
Die Anzahl der durch Kriegsverbrechen der Roten Armee umgekommenen Personen beruht auf Schätzungen und schwankt je nach Quelle.
Planung des Vernichtungskrieges
Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion gilt als der „ungeheuerlichste Eroberungs-, Versklavungs- und Vernichtungskrieg“ (so Ernst Nolte) der Geschichte. Am 30. März 1941 proklamierte Hitler vor 250 Generälen den kommenden Krieg als „Kampf zweier Weltanschauungen gegeneinander“ und als einen „Vernichtungskampf“ und er forderte die „Vernichtung der bolschewistischen Kommissare und der kommunistischen Intelligenz“.
Diese Forderung Hitlers floss in eine Reihe von Anordnungen für den bevorstehenden Kampf ein:
- Die „Richtlinien auf Sondergebieten zur Weisung Barbarossa“ vom 13. März 1941 übertrugen Himmler besondere Vollmachten für „Sonderaufgaben im Auftrag des Führers, die sich aus dem endgültig auszutragenden Kampf zweier entgegengesetzter politischer Systeme ergeben“. Dazu wurden vier sogenannte „Einsatzgruppen“ gebildet, die den Befehl hatten, die kommunistische Intelligenz und die Juden auszurotten.
- Der „Erlaß über die Ausübung der Kriegsgerichtbarkeit im Gebiet Barbarossa“ vom 13. Mai 1941 befreite die Wehrmachtsangehörigen faktisch von allen Bindungen an Völkerrechtsnormen und erlaubte ihnen jeden Willkürakt gegenüber der sowjetischen Bevölkerung.
- Die „Richtlinien für das Verhalten der Truppe in Rußland“ vom 19. Mai 1941 forderten von der Truppe „rücksichtsloses und energisches Durchgreifen gegen bolschewistische Hetzer, Freischärler, Saboteure, Juden“.
- In den „Richtlinien für die Behandlung der politischen Kommissare“ vom 6. Juni 1941 (Kommissarbefehl) wurde der Wehrmacht befohlen, die „politischen Kommissare grundsätzlich sofort mit der Waffe zu erledigen.“
- Die „Bestimmungen über das Kriegsgefangenenwesen“ von 16. Juni 1941 forderten „rücksichtsloses und energisches Durchgreifen bei den geringsten Anzeichen von Widersetzlichkeit, insbesondere gegenüber bolschewistischen Hetzern“
- Bis zum Beginn des Russlandfeldzuges war auf der Innenseite des Umschlags des Soldbuches jedes Soldaten ein Verhaltenskodex eingeklebt: ‚Zehn Gebote für den deutschen Soldaten‘. Dieser untersagte unangebrachte Grausamkeiten oder völkerrechtswidriges Verhalten. Mit Beginn des Russlandfeldzuges wurde dieses Blatt aus den Soldbüchern entfernt.
Historiker wie Christian Gerlach vertreten zusätzlich die These, dass die deutsche Wirtschaftsführung im Vorfeld des Feldzuges einen sog. „Hungerplan“ entworfen habe.[13] Nach dieser These war das Deutsche Reich auf die Nahrungsmittel der Sowjetunion angewiesen, weshalb das Wirtschaftsministerium plante, durch gezielte Unterversorgung der russischen Bevölkerung möglichst große Mengen an Getreide, Fleisch und Kartoffeln auszubeuten. Nach Gerlach fielen dieser Form des wirtschaftlichen Vernichtungskrieges ca. 9 Mio. russische Zivilisten zum Opfer. Dennoch ist diese These sehr umstritten. Andere Historiker, wie Christopher R. Browning[2] und Klaus Jochen Arnold[3] gehen nicht von der Existenz eines „Hungerplans“ aus und liefern auch entsprechende Gegenbeweise.
Ergebnis
Mit 25 Millionen Todesopfern, darunter 16 Millionen Zivilisten, hatte die Sowjetunion die meisten Opfer eines Landes im Zweiten Weltkrieg zu beklagen. Diese Anzahl entsprach, Schätzungen zufolge, einem Sechstel der sowjetischen Bevölkerung zu Beginn des Krieges. Die Anzahl der deutschen Gefallenen an der Ostfront war dreimal so groß wie an der Westfront.
Quelle: Müller-Hillebrand: Das Heer. Band 2, Overmans: Deutsche Militärische Verluste. Glantz: When Titans Clashed. 1995, S. 292.
Siehe auch
Quellen
- ↑ Hans-Joachim Lorbeer, Westmächte gegen die Sowjetunion 1939-1941, Verlag Rombach, Freiburg 1975, S.40, ISBN 3-7930-0177-6
- ↑ Werner Maser: Der Wortbruch. Hitler, Stalin und der Zweite Weltkrieg. Olzog, München 1994
- ↑ Warlimont Im Hauptquartier der Wehrmacht 1933-1945. S.126
- ↑ М. И. Мельтюхов : Упущенный шанс Сталина. Советский Союз и борьба за Европу, 1939-1941. Документы, факты, суждения. Вече, M. 2000. S.494
- ↑ a b c Richard Overy, War and Economy in the Third Reich, Oxford University Press 1995, ISBN 0-19-820599-6 Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag. Der Name „Overy“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ Richard Overy, Why the Allies Won, Pimlico(Verlag) 2006, ISBN-10: 1845950658, ISBN-13: 978-1845950651
- ↑ Meltjuchow hat als Quellen benutzt: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Bd.4, S.310—311.; Боевой и численный состав Вооруженных Сил СССР в период Великой Отечественной войны (1941—1945 гг.). Статистический сборник № 1 (22 июня 1941 г.). С.10—12, 19—22. [1]
- ↑ Meltjuchov 2000:446 Die Tabelle verfasst von Meltjuchow laut: История второй мировой войны. Т.4. С. 18; 50 лет Вооруженных Сил СССР. М.,1968. С.201; Советская военная энциклопедия. T.I. M.,1976, С.56; Боевой и численный состав Вооруженных Сил СССР в период Великой Отечественной войны (1941— 1945 гг.). Статистический сборник № 1 (22 июня 1941 г.). М.,1994. С. 10— 12; РГАСПИ. Ф.71. Оп.25. Д.4134. Л.1—8; Д.5139. Л.1; РГВА. Ф.29. Оп.46. Д.272. Л.20—21; учтены пограничные и внутренние войска: Пограничные войска СССР в годы Второй мировой войны, 1939—1945. М.,1995. С.390— 400; РГВА. Ф.38261. Оп.1. Д.255. Л.175—177, 340—349; Ф.38650. Оп.1. Д.617. Л.258—260; Ф.38262. Оп.1, Д.41. Л.83—84; РГАЭ. Ф.1562. Оп.329. Д.277. Л.1—46, 62, 139; Д.282. Л.3—44.
- ↑ a b Simon Sebag Montefiore: Stalin, am Hofe des roten Zaren, Frankfurt am Main 2005, ISBN-13: 978-3-596-17251-1
- ↑ Dimitri Wolkogonow Stalin - Triumph und Tragödie, S. 617, Econ, Düsseldorf, Wien 1993, ISBN 3612260111
- ↑ Christian Gerlach, Kalkulierte Morde, Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspoltik in Weißrußland 1941 bis 1944, Hamburg 1999
- ↑ Webpage der ARD zum Thema „60 Jahre Kriegsende“
- ↑ Christian Gerlach, Kalkulierte Morde, Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspoltik in Weißrußland 1941 bis 1944, Hamburg 1999, S. 46 ff.
Literatur
- Horst Boog, Jürgen Förster, Joachim Hoffmann, Ernst Klink, Rolf-Dieter Müller, Gerd R. Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion. Fischer Taschbuch Verlag Nr. 11008, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3596110084. – Textidentisch mit Band 4 (1983) der vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt Freiburg/Br. herausgegebenen Schriftenreihe Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Standardwerk.
- Wolfgang Fleischer: Unternehmen Barbarossa 1941, Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-79090-654-9.
- Jörg Friedrich: „Das Gesetz des Krieges“, Das deutsche Heer in Rußland 1941-1945, Der Prozeß gegen das Oberkommando der Wehrmacht, Verlag Piper, München, 1995, ISBN 3-492-22116-5.
- Walther Hubatsch (Hg.): Hitlers Weisungen für die Kriegsführung 1939–1945. Dokumente des Oberkommandos der Wehrmacht. Bernhard & Graefe Verlag, Frankfurt am Main 1962.
- Werner Maser Der Wortbruch: Hitler, Stalin und der Zweite Weltkrieg. Olzog, München 1994. ISBN: 378928260X.
- Richard J. Overy: Russlands Krieg: 1941–1945. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2003, ISBN 3-498-05032-X.
- Gerd R. Ueberschär, Wolfram Wette (Hg.): Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion. „Unternehmen Barbarossa“ 1941. Fischer Taschbuch Verlag Nr. 4437 Frankfurt am Main 1991, ISBN 3596244374. – Sammlung von Aufsätzen bekannter Fachhistoriker mit umfangreichem Anhang wichtiger Dokumente.
- Zum Thema Russland-Feldzug und unmittelbare Folgen werden in der bibliographischen Datenbank RussGUS insgesamt mehr als 2.800 Publikationen nachgewiesen (Suchen bei Formularsuche / Sachnotationen: 12.3.4.5.3* ). Suche nach Einzelaspekten ist möglich.
Weblinks
- Informationen des Deutschen Historischen Museums in Berlin
- 'Edition Barbarossa' vom Historischen Centrum Hagen
- Unternehmen Barbarossa bei Shoa.de
- Hitlers „Erlass über die Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit im Gebiet 'Barbarossa' und über besondere Maßnahmen der Truppe“ vom 13. Mai 1941
- Stalin „Über den Großen Vaterländischen Krieg der Sowjetunion“
- Veröffentlichung von David M. Glantz über Operation Mars
- Erinnerungen des Leutnants d.R. Wilhelm Radkovsky 1940-1945 Berichte eines deutschen Soldaten über seine Erlebnisse an der Ostfront
- Taschendolmetscher für Frontsoldaten, Deutsch-Russisch, 1943
- Informationen über den Russlandfeldzug