Klasse 212 A
| Daten | |
|---|---|
| Herkunftsland | Deutschland |
| Typ | Konventionelles Hochsee-U-Boot |
| Erste Einheit fertiggestellt | 2003 |
| Bauwerften | HDW Kiel, Nordseewerke Emden |
| Baukosten/Stück | ca. 400 Mio. € |
| Technische Daten | |
| Länge | 56 m |
| Breite | 7 m |
| Tiefgang (aufgetaucht) | 6 m |
| Höhe über Turm | 11,5 m |
| Einsatzverdrängung | 1450 t aufgetaucht / 1830 t getaucht |
| Geschwindigkeit | 12 kn aufgetaucht / 20 kn getaucht |
| Nenntauchtiefe | 400 m (geschätzt 700 m möglich) |
| Besatzung | 27 |
| Antrieb | Elektromotor (1700 kW), Dieselgenerator (1050 kW), Brennstoffzellen (306 kW), Batterieanlage |
| Sensoren | Passiv- und Aktivsonar, Beobachtungs- und Angriffssehrohr |
| Bewaffnung | 6 Bugtorpedorohre 533 mm; bis zu 12 Torpedos oder 24 Rohrminen |
| Verteidigung | Täuschkörpersystem TAU2000 zur Torpedoabwehr |
Die U-Boote der Klasse 212 A sind die derzeit modernsten U-Boote der Deutschen Marine. Sie sind weltweit die ersten, die mit einem außenluftunabhängigen Brennstoffzellenantrieb (kurz AIP) ausgerüstet wurden.
Entwicklung, Beschaffung, Einsatz
Die Klasse 212 wurde von einer Arbeitsgemeinschaft der deutschen Unternehmen HDW und NSWE entwickelt.
Versuche zum außenluftunabhängigen Antrieb mit Brennstoffzellen unternahm HDW bereits Anfang der 1980er Jahre mit einer ersten Landtestanlage in Kiel 1983. 1986 wurde die erste Brennstoffzellenanlage an Bord der U 1 eingebaut und ab 1988 erprobt.[1]
Im selben Jahr verpflichtete sich die damalige Bundesmarine im Rahmen ihrer Kooperation mit Norwegen, auf ihrer neuen U-Boot-Klasse ein norwegisches integriertes Computer-Führungssystem einzubauen. Im Frühjahr 1987 wurde diese geplante U-Boot-Klasse 211 gestrichen und daher die Planungen für die Nachfolgeklasse 212 vorgezogen, für die dann im Dezember 1987 die taktischen Anforderungen feststanden. Bereits für die Klasse 211 entwickelte Komponenten und der Vertrag mit Norwegen wurden für die neue Klasse übernommen. Die militärisch-wirtschaftlich-technische Forderung (MWTF) stand im Mai 1994 fest, der Bauvertrag für die Klasse 212 wurde im Juli 1994 geschlossen. 1996 schloss sich Italien dem Programm an; der für die italienischen Anforderungen überarbeitete Entwurf wurde damit in Klasse 212 A umbenannt. Ein Boot der Klasse 212 (ohne A) hat es somit nie gegeben.[2]
Bei der Entwicklung der Klasse 212 A ergaben sich Synergieeffekte mit der seit 1986 laufenden Entwicklung von U-Booten der Dolphin-Klasse für die Lieferung an Israel. Die Dolphin-Boote erlaubten den Test von Komponenten für die zukünftige Klasse, und einige israelische Baugruppen (zum Beispiel das elektronische Kampfführungssystem Timnex 2) wurden für die Klasse 212 A übernommen.[3]
Das Typboot U 31 wurde am 1. Juli 1998 auf Kiel gelegt und wurde am 20. März 2002 getauft. Es begann im August 2002 die Funktionsnachweise im Hafen, ab April 2003 auf See.[4] Im März 2004 begann die Erprobung in der Deutschen Marine. U 31 bildet mit drei weiteren Booten der Klasse (U 32, U 33 und U 34) das erste Baulos. Die Entwicklung der Klasse kostete insgesamt etwa 150 Mio. €, der Bau der ersten vier Boote jeweils gut 400 Mio. €.[5]
Am 25. April 2006 stellte U 32 mit zwei Wochen ununterbrochener Tauchfahrt ohne zu schnorcheln einen neuen Rekord für nichtnuklear angetriebene U-Boote auf. Dies geschah während einer Verlegung von Eckernförde nach Rota, Spanien.[6]
Am 22. September 2006 wurde durch das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung ein weiteres Los, bestehend aus zwei Booten der Klasse 212 A, bestellt, die 2012 bzw. 2013 geliefert werden sollen.[7] Ursprünglich sollte auch das zweite Los aus vier Booten bestehen. Perspektivisch benötigt die Deutsche Marine zwölf Boote der Klasse, um ihre Einsatzaufgaben zu erfüllen und die Vorgängerboote abzulösen, aus finanziellen Gründen ist jedoch nicht absehbar, ob und wann weitere Boote bestellt werden.[8]
Konzept
Das Gesamtkonzept der Klasse führt die Charakteristika der deutschen Nachkriegs-U-Boote der Klasse 206 mit denen der zwischenzeitlich gebauten, größeren Export-U-Boote deutscher Werften zusammen. Das Boot ist erheblich größer als frühere deutsche Boote und erlaubt so erstmals zwei Decks im vorderen Bereich. Die Zentrale des Bootes ist so im Einsatz frei von störendem »Durchgangsverkehr«. Der Komfort für die Besatzung wurde durch das größere Raumangebot ebenfalls gesteigert, so gibt es zum ersten Mal zwei Dusch- und Waschräume, zwei Toiletten und eine Geschirrspülmaschine. Das im Kalten Krieg für alle U-Boote der damaligen Bundesmarine bestimmende Kriterium, schon in 17 m Wassertiefe getaucht fahren zu können, um die flachste Stelle der Kadetrinne zu passieren, hält jedoch auch die Klasse 212 A ein.[2]
Entwicklung und Bau der Klasse wurden durch ein ständig mitlaufendes »Akustikmanagement« auf möglichst geringe Geräuschemissionen ausgerichtet. Durch den Brennstoffzellenantrieb entfallen im Gegensatz zu Atom-U-Booten Wärmeabstrahlung und Pumpengeräusche, was ebenfalls die Ortbarkeit erschwert.
Rumpf
Der Rumpf ist stromlinienförmig mit zylindrischem Mittelschiff und damit auf hohe Unterwassergeschwindigkeit ausgelegt. Der Turm erinnert in seiner organischen Form eher an sowjetische als andere westliche Entwürfe. Die vorderen Tiefenruder sind am Turm montiert. Dies reduziert die Strömungsgeräusche am Rumpf, was die Sonarbedingungen verbessert. Die achteren Ruder sind diagonal (als X-Ruder) ausgelegt; dies hat eine Reihe von Vorteilen, so insgesamt geringeren Wasserwiderstand, geringere Mindestwassertiefe bei Tauchfahrt und ein geringeres Risiko von Ruderschäden in Grundnähe.
Der Typ verfügt, wie schon die ältere Klasse 206, über eine spezielle nichtmagnetische Außenhülle. Damit ist es schwieriger, das U-Boot mit elektromagnetischen Detektoren aufzuspüren, und es wird auch eine größere Sicherheit in verminten Seegebieten erreicht. Um die Ortbarkeit weiter zu erschweren, ist das Boot mit einem speziellen Kunststoff beplankt.
Antrieb
Neben der konventionellen Anlage aus Blei-Säure-Akkumulator (EnerSys-Doppeletagenzellen) und einem Dieselgenerator (Motor: MTU 16V 365, Generator: Piller, 1050 kW) ist eine HDW-Brennstoffzellenanlage eingebaut, die von der Außenluft unabhängig Strom liefern kann. Die neun wassergekühlten Polymer-Elektrolyt-Membran-Brennstoffzellenmodule selbst werden von Siemens hergestellt und leisten zusammen 306 kW.[2] Sie werden mit flüssigem Sauerstoff aus zwei Drucktanks und Wasserstoff aus Metallhydridspeichern gespeist; als einziges Abfallprodukt fällt chemisch reines Wasser an, das als Brauchwasser genutzt wird. Sowohl die Sauerstofftanks als auch die Wasserstoffspeicher befinden sich außerhalb des Druckkörpers; um den flüssigen Sauerstoff zu verdampfen und den Wasserstoff aus den Metallhydriden auszutreiben, wird das Kühlwasser der Brennstoffzellen genutzt.
Der Dieselgenerator ist doppelt entkoppelt auf einem »schwimmenden Deck« gelagert, um möglichst wenig Schall an den Rumpf und darüber an das Wasser abzugeben. Die Antriebsanlage erlaubt das Fahren aus der Bleibatterie oder (aufgetaucht oder in Schnorchelfahrt) nur mit dem Dieselgenerator. Die Brennstoffzelle wirkt stets nur auf die Batterie.
Angetrieben wird das Boot in jedem Fahrmodus über einen direkt auf die Schraubenwelle montierten, durch einen integrierten elektronischen Frequenzumrichter gesteuerten Siemens-Synchronmotor 1FR6134 mit Permanentmagneterregung (»Permasyn«), der im Vergleich zu konventionellen U-Boot-Gleichstrommaschinen kompakter und leichter ausfällt. Der neuartige Motor kann zudem stufenlos ohne Schaltgeräusche und Spannungsspitzen durch alle Drehzahlbereiche geregelt werden, produziert geringe elektromagnetische Abstrahlungen und wenig Abwärme. Eine aktive Geräuschunterdrückung verringert niederfrequenten Schall. Da der Motor im niedrigen Drehzahlbereich mehr Drehmoment abgibt als konventionelle Maschinen, erlaubt er, eine besonders große und effiziente Schraube zu verwenden.[9] Der siebenflügelige Sichelpropeller mit stark gekrümmten Flügeln soll besonders geringe Fahrgeräusche verursachen.
Bewaffnung
Die Hauptwaffe des Boots sind sechs asymmetrisch angeordnete Torpedorohre vom Standardkaliber 533 mm. Anders als bei früheren Booten handelt es sich statt um Ablauf- um Ausstoßrohre. Der Torpedo wird also nicht schon im Rohr gestartet, sondern mit Druckwasser aus dem Rohr ausgestoßen und läuft erst kurze Zeit später an. Dies verhindert die Ortung des Bootes beim Abschuss der Waffe. Insgesamt können 12 Schwergewichtstorpedos vom Typ DM2A4 »Seehecht« mitgeführt werden. Der Torpedo wird nach dem Schuss über einen Lichtwellenleiter gelenkt und von Silber-Zink-Batterien über einen Elektromotor angetrieben. Statt Torpedos können auch bis zu 24 Rohrminen mitgeführt werden; je zwei Minen ersetzen einen Torpedo.
Als Torpedogegenmaßnahme ist das Täuschkörperausstoßsystem TAU (Torpedoabwehr Uboote) installiert. Die vier Ausstoßcontainer mit je zehn Täuschkörpern befinden sich vor dem Turm im freiflutenden Oberschiff, also außerhalb des Druckkörpers.
Für die Zukunft ist der Einbau des Waffensystems IDAS geplant; dieser lichtwellenleitergelenkte Flugkörper kann getaucht ausgestoßen werden und von der Wasseroberfläche aus Luftziele wie ASW-Hubschrauber oder auch Landziele angreifen. In ein Torpedorohr kann ein Revolvermagazin mit vier IDAS geladen werden.[10]
Die Industrie hat in Eigeninitiative einen multifunktionalen Ausfahrmast (»Triple M«) entwickelt, der zum Beispiel eine rückstoßfreie 30-mm-Maschinenkanone vom Typ Mauser RMK 30 oder einen Starter für bis zu drei Aladin-Aufklärungsdrohnen tragen kann.[11][12] Ob ein Einbau geplant ist, ist derzeit nicht zu ermitteln.
Elektronik
Als Hauptsensoren sind mehrere passive Sonarbasen eingebaut (Zylinderbasis, Flankenbasis, Schleppsonar, passives Entfernungsmesssonar, Abfangsonar für feindliche Sonarsignale), dazu kommt ein aktives Hochfrequenzsonar. Als optische Systeme sind Zeiss-Optronik-Sehrohre installiert; das Beobachtungssehrohr SERO 14 ist mit einer Wärmebildkamera, ESM- und GPS-Antenne, das Angriffssehrohr SERO 15 mit einem Laser-Entfernungsmesser, beide mit optischen Entfernungsmessern ausgestattet. Die optische Ausrüstung ist, anders als bei den Vorgängerbooten, dazu geeignet, nachts Aufklärung von Landzielen zu betreiben.[13]
Alle Sensoren und Waffensysteme des Bootes sind durch ein integriertes Computersystem der Bauart Kongsberg verknüpft (norwegisches Fabrikat; weltweit angeblich das erste solche System auf einem U-Boot).
Varianten
Ab 1996 wurde für die italienische Marine ein Baulos von zwei Booten der Klasse 212 A realisiert; die ausführende Werft war Fincantieri in La Spezia, die Brennstoffzellenanlage kam allerdings direkt von HDW. Es besteht eine Option auf zwei weitere Boote. Die beiden Boote heißen Todaro und Scirè und unterscheiden sich von den deutschen Booten nur geringfügig durch die Berücksichtigung italienischer Zulieferer z.B. bei den Ausfahrgeräten und dem Lenkstand. Die große Tauchtiefe der Klasse 212 A geht auf italienische Forderungen in der Entwicklungsphase zurück.[11]
Das 2. Baulos für die Deutsche Marine sieht keine tiefgreifenden Änderungen gegenüber den vier ersten Booten vor. Erweitert werden sollen die Fähigkeiten zum weltweiten Operieren, zum Einsatz von Spezialeinheiten und zur verdeckten Aufklärung.[7] Hierzu werden neue Kommunikationssysteme integriert und die Computersysteme verbessert; das Sonar wird überarbeitet (Ersatz der Flankenbasis durch eine Flächenantenne); eines der Sehrohre wird durch einen Optronikmast ersetzt; eine Vier-Mann-Schleuse für Kampfschwimmer wird eingebaut; und die Klimaanlage wird tropenfähig ausgelegt.[2] Herzstück der verbesserten Kommunikationsfähigkeiten ist die Antennenboje »Callisto«, die an der Spitze eines Ausfahrmasts eingeklinkt als normales Antennensystem fungiert. Am Schleppkabel ausgeklinkt erlaubt sie dem tiefgetauchten Boot, auf allen Frequenzbändern terrestrisch und mit Satelliten zu kommunizieren.[11]

| Bezeichnung | Indienststellung | Bemerkungen |
|---|---|---|
| U 31 - S 181 | 1. U-Bootgeschwader in Eckernförde seit dem 19. Oktober 2005 | |
| U 32 - S 182 | 1. U-Bootgeschwader in Eckernförde seit dem 19. Oktober 2005 | |
| U 33 - S 183 | 1. U-Bootgeschwader in Eckernförde seit dem 13. Juni 2006 | |
| U 34 - S 184 | geplant für 20. Dezember 2006 | Erprobung |
Siehe auch
Literatur
- Ulrich Gabler: Unterseebootbau. 4. Auflage. Bernard & Graefe, Bonn 1996, ISBN 3-76375-958-1
- Eberhard Rössler: Die neuen deutschen U-Boote. Bernard & Graefe, Bonn 2004, ISBN 3-76376-258-2
Quellen
- ↑ Hans Pommer, Peter Hauschildt, Randolf Teppner und Werner Hartung: Außenluftunabhängiges Antriebssystem für Uboote. In: ThyssenKrupp techforum. Nr. 1, 2006, S. 65-69, ISSN 1612-2763
- ↑ a b c d Raimund Wallner: Deutsche U-Boote. Geschichte, Fähigkeiten, Potenziale. In: MarineForum. Nr. 4, 2006, S. 10-18, ISSN 0172-8547
- ↑ Otfried Nassauer und Christopher Steinmetz: Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Israel. In: Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit Research Report. Nr. 03.1, September 2003, S. 23f., ISBN 3-933111-11-0
- ↑ Oliver Puggé: Das BWB und die Dienststellen in der Transformation. Broschüre des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung, August 2004
- ↑ Marine stellt neue Schiffe in Dienst. Pressemitteilung der Bundesregierung vom 26.04.2006
- ↑ Alexander Anthon: U 32 demonstriert seine Einsatzfähigkeit. Pressemitteilung der Deutschen Marine vom 25.04.2006
- ↑ a b Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung: Vertragsunterzeichnung für zwei Uboote der Klasse U 212 A. Pressemitteilung der Deutschen Marine vom 22.09.2006
- ↑ Christian Brix: U 212A - Sachstand und Zukunftsaspekte. In: MarineForum. Nr. 9, 2003, S. 10-18, ISSN 0172-8547
- ↑ Siemens AG: SINAVYCIS Permasyn.
- ↑ Alexander Kovacev: Erprobung des Lenkflugkörpers IDAS. Pressemitteilung der Deutschen Marine vom 15.11.2006
- ↑ a b c Henrik Goesmann: Neue U-Boot-Technologie. In: Strategie und Technik. Oktober 2005, S. 56-60, ISSN 0038-0989
- ↑ Bernhard Krüger: Verdeckte optische Luftaufklärung vom U-Boot. In: Strategie und Technik. November 2006, S. 52f., ISSN 0038-0989
- ↑ Lutz Panknier: U 212A. Rolle und Perspektive im Aufgabenspektrum der Bundeswehr. In: Strategie und Technik. März 2006, S. 58-63, ISSN 0038-0989