Chronik des russischen Überfalls auf die Ukraine, März bis Juli 2024

Diese Übersicht ist eine Chronologie des russischen Überfalls auf die Ukraine ab dem 24. Februar 2022. Sie informiert über die wichtigsten Ereignisse seit der russischen Invasion der Ukraine.
Überfall und russischer Rückzug von Kiew und dem Norden der Ukraine (Februar bis April 2022)
Um die Regierung der Ukraine zu stürzen, versuchten die russischen Streitkräfte am 24. Februar 2022 eine Luftlandeoperation auf dem Flughafen Kiew-Hostomel. Aus den abgehörten Telefonaten russischer Offiziere ging hervor, dass diese vor dem Angriff von ihren Kommandeuren dazu aufgefordert wurden, ihre Paradeuniformen für die Siegesparade in Kiew einzupacken.[1] Die Truppen konnten aber zunächst keine Kontrolle über den Platz erringen. Bodentruppen rückten derweil aus mehreren Stoßrichtungen rasch von Belarus aus nach, dennoch und trotz einer anfänglichen Überzahl von geschätzt 12:1[2] geriet der Vormarsch schon nach wenigen Tagen ca. 30 km vor Kiew ins Stocken. Nach wochenlanger Umklammerung der Stadt von Norden, Westen und Osten musste Russland den Versuch der Eroberung Kiews Ende März aufgeben. Beim Abzug der russischen Truppen aus allen zuvor eroberten Gebieten nördlich von Kiew und Charkiw offenbarten sich Kriegsverbrechen an Zivilisten wie jene in Butscha.
Im Osten der Ukraine, wo bei Kriegsbeginn entlang der seit 2015 bestehenden Kontaktlinie etwa die Hälfte der ukrainischen Armee lag,[2] konnten die ukrainischen Truppen ihre Stellungen vor Donezk den ganzen März und April durchgehend halten, zudem die nahe der russischen Grenze liegende Großstadt Charkiw, die in der um sie geführten Schlacht erheblich zerstört wurde. Zwischen Donezk/Luhansk und Charkiw liegende Gebiete wurden von Russland besetzt. Beim Brückenkopf von Isjum wollte Russland eine Großoffensive starten, um die ukrainischen Truppen einzukesseln, doch kam der Vormarsch nicht voran.[3]
Noch stärker als Charkiw wurde die am Asowschen Meer liegende Hafenstadt Mariupol zerstört. Bis auf das lange belagerte Mariupol und den Südwesten der Ukraine (Oblast Odessa und Mykolajiw) wurden alle Gebiete im Süden der Ukraine, wo seit 2014 die Einnahme einer Landbrücke von Russland zur Krim (Föderativer Staat Neurussland) befürchtet worden war, besetzt. Dazu gehörte auch die Stadt Cherson, die bereits Anfang März eingenommen worden war. In diesem Gebiet im Süden hatten keine großen ukrainischen Einheiten zum Schutz vor einer Invasion von der Krim bereit gestanden, obwohl sie im nationalen Verteidigungsplan vorgesehen waren. In der Ukraine soll untersucht werden, wie das passieren konnte.[2]
Der weitere russische Vorstoß von Cherson in Richtung Odessa war Anfang März bei Mykolajiw gescheitert. Eine amphibische Landung wurde nach der Versenkung des Flaggschiffs Moskwa Mitte April nochmals unwahrscheinlicher. Gleichwohl wurde noch Mitte April von Landverbindungen nach Transnistrien gesprochen; insbesondere das russische Militär war mit den politischen Beschränkungen der Ziele auf den Donbass unzufrieden und forderte im Gegenteil ehrgeizigere Ziele und eine Generalmobilmachung in Russland.[4][5]
Russische Offensive im Donbas (Mai und Juni 2022)

Nach der endgültigen Eroberung von Mariupol konzentrierte sich das russische Militär im Mai und Juni auf die Einnahme von Territorien im Oblast Luhansk. Verschossen die Russen pro Tag bis zu 60.000 Artilleriegeschosse, konnten die Ukrainer mit 6.000 antworten, oft unter gänzlichem Verzicht auf eine Antwort zwecks Einsparung von Munition.[6] Im Kampf um die Stadt Sjewjerodonezk stützte sich die russische Seite auf eine Taktik der Erschöpfung. Anfang Mai hatte Russland noch versucht, mit einer Überschreitung des Flusses Siwerskyj Donez die Ukrainer einzukesseln, was zum Verlust von rund 100 schweren Fahrzeugen geführt hatte. Der Verlust von Sjewjerodonezk führte auch zum Rückzug der Ukrainer aus Solote, wo ihre Truppen seit März erfolgreich den Erstürmungsversuchen standgehalten hatten.[7] Im Raum Cherson konnte die ukrainische Armee kleinere Gebietsgewinne verzeichnen.
In den besetzten Gebieten versuchte Russland teils auch mit Desinformation die Menschen an eine neue Realität zu gewöhnen. Vereinzelt wurde von Partisanen-Aktionen in diesen Gebieten berichtet. Weiterhin beschoss Russland die Ukraine mit Fernlenkwaffen, doch Analysten stimmten darin überein, dass Russland die moderne Munition ausgehe. Darum setzte Russland wenig präzise Lenkwaffen aus der sowjetischen Zeit ein. Ein Beispiel ist der Raketenangriff vom 27. Juni in Krementschuk, als einer von zwei ungenauen Ch-22-Marschflugkörpern ein Einkaufszentrum anstelle der mutmaßlich angepeilten Baumaschinenfabrik traf.
Ende Juni zogen sich die russischen Kräfte nach verstärktem ukrainischen Beschuss von der im westlichen Schwarzen Meer gelegenen Schlangeninsel zurück; damit endete weitgehend auch der Einsatz der russischen Schwarzmeerflotte, die danach nicht weiter in Erscheinung trat und später auch von der Krim in das östliche Schwarze Meer verlegt wurde.
Stillstand und Stellungskrieg (Juli und August 2022)

Anfang Juli erlangten russische Truppen nach wochenlangen Kämpfen volle Kontrolle über die Städte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk und deren unmittelbare Umgebung. In den folgenden Wochen der Sommermonate Juli und August setzten die russischen Streitkräfte ihre offensiven Aktionen im Osten der Ukraine fort, ohne jedoch weitere größere Geländegewinne zu machen. Währenddessen kam es auf ukrainischer Seite vermehrt zum Einsatz westlicher Waffen, insbesondere der von den USA gelieferten HIMARS-Artilleriesysteme, die zunehmend militärische Ziele im Hinterland der russischen Front, u. a. Kommandostände, Munitionslager und Verpflegungspunkte, unter Beschuss nahmen. Dabei kam es auch erstmals zu Angriffen auf militärische Ziele auf der Krim, die von Russland seit deren völkerrechtswidriger Annexion im Jahr 2014 als Bestandteil des nationalen Territoriums betrachtet wird.
Unter öffentlichen Spekulationen einer möglichen ukrainischen Offensive im Raum Cherson verlegte das russische Kommando beträchtliche Truppen über den Dnepr in westliche Richtung, während die ukrainischen Streitkräfte eine systematische Zerstörung aller Flussquerungen durch Beschuss mit Präzisionsgeschossen betrieben und damit die Logistik der Russen beeinträchtigten. Ende August gingen die ukrainischen Streitkräfte in dem Frontabschnitt Cherson vermehrt in die Offensive.
Ukrainische Offensiven im Süden und Osten (September und Oktober 2022)

Die ukrainische Armee hielt den Druck ihrer Gegenoffensive im Raum Cherson aufrecht. Anfang September starteten die ukrainische Streitkräfte eine von kaum jemand erwartete Gegenoffensive im Raum Charkiw und konnten in wenigen Tagen erhebliche Gewinne erzielen, nachdem die russische Front bei Balaklija zusammenbrach. In wenigen Tagen konnten die Ortschaften Kupjansk, Isjum in der Oblast Charkiw befreit werden; wenig später erfolgte die Rückeroberung von Lyman in der Oblast Donezk. Im Oktober 2022 gelang den ukrainischen Truppen auch ein Vordringen in die Oblast Luhansk. Auch im Süden wurden Geländegewinne erzielt. Die strategisch wichtige Krim-Brücke über die Meerenge von Kertsch wurde am 8. Oktober 2022 durch eine oder mehrere Explosionen und einen daraus entstehenden Brand beschädigt. Dadurch wurde die Versorgung der südlichen Front um Cherson erschwert. Am 29. Oktober erfolgte seitens der Ukraine ein koordinierter Angriff mit Drohnen auf im Hafen von Sewastopol liegende Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte. Ab Ende Oktober versuchte Russland, den Konflikt einzufrieren, um Zeit zu gewinnen und den europäischen Unterstützern das Gefühl einer Aussichtslosigkeit zu vermitteln.[8] Russland griff mit Raketen und vom Iran gelieferten Einweg-Drohnen die zivile Infrastruktur des ganzen ukrainischen Hinterlandes an, wodurch nach Angaben des ukrainischen Staates mindestens ein Drittel der ukrainischen Stromanlagen zu Schaden gekommen ist. Seitdem waren zeitweise mehrere Millionen Menschen in der Ukraine vom Stromnetz getrennt, um den noch vorhandenen Teil des Stromnetzes nicht zu überlasten.[9][10][11][12]
Befreiung der Stadt Cherson und russische Luftkampagne gegen Infrastruktur (November und Dezember 2022)

Anfang November setzten ukrainische Truppen ihren Vormarsch auf die Stadt Cherson fort; die russischen Truppen zogen sich vom westlich des Dnepr liegenden Gebiet der Oblast Cherson zurück, so dass jener Teil der Oblast am 11. November befreit wurde. Gleichzeitig setzten die russischen Kräfte über den gesamten Zeitraum ihre Luftschläge gegen ukrainische Infrastruktur fort, indem sie in insgesamt über zehn großen koordinierten Wellen von jeweils ca. 100 Raketen und Flugkörpern gleichzeitig starteten, u. a. um die Flugabwehr zu überwältigen; die ukrainische Verteidigung, die durch westliche Waffenlieferungen verstärkt worden war, konnte jedoch eine immer größere Anzahl der Geschosse abfangen. Auf dem Terrain war das weitere Geschehen durch die herbstliche Schlammsaison gekennzeichnet, sodass Bodentruppen nur geringe Geländegewinne machen konnten. Die russischen Truppen, gestützt auf die Söldner der Gruppe Wagner, setzten ihre seit Monaten laufende Offensive gegen die Stadt Bachmut im Donbas erfolglos fort und erlitten, wie auch ukrainisches Militär, bei der Schlacht um jene Stadt hohe Verluste. Ukrainische Truppen konzentrierten ihre Bemühungen außerdem auf die Eroberung der strategischen Achse Swatowe – Kreminna in der Oblast Luhansk; sie konnten die russischen Truppen nur um wenige Kilometer zurückdrängen, standen aber Ende Dezember kurz vor Kreminna.
Verlauf (ab Januar 2023)
1. Januar
In Makijiwka in der besetzten Oblast Donezk wurde durch ukrainischen Artillerieeinsatz mit HIMARS eine berufsbildende Schule zerstört, die ukrainischen Quellen zufolge von 700 russischen Truppenangehörigen als Kaserne und zugleich als Material- und Munitionsdepot genutzt worden sein soll.[13][14] Etwa 400 russische Soldaten der 37. motorisierten Schützenbrigade sind laut ukrainischen Angaben getötet und der Rest verwundet worden. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte den Angriff und gab den Tod von zunächst 63,[15][16][17] nach zwei Tagen von 89 Soldaten (einschließlich eines stellvertretenden Kommandeurs) zu,[18] auch wenn in russischen sozialen Medien von wesentlich höheren Opferzahlen berichtet wurde. Nach russischen Quellen (darunter TASS) hatten viele der in der Berufsschule untergebrachten mobilisierten Männer ihr Mobiltelefon eingeschaltet, um Neujahrswünsche zu schreiben oder anzurufen. Die Menge aktiver russischer SIM-Karten an einem Ort entging dem ukrainischen Militär nicht, und wenig später schlugen Raketen im Gebäude ein. Die dort gelagerte Munition und fünf Tonnen Dieselkraftstoff explodierten und trugen zur vollständigen Zerstörung des Gebäudes bei.[19][20] Russische Militärblogger kritisierten die eigene Militärführung wegen der Lagerung von Munition in direkter Nähe zu Unterkünften der Soldaten. Der populäre russische Telegram-Kanal Greyzone bezeichnete die Mobiltelefon-Berichte als Lüge und als den Versuch der Verantwortlichen, die Schuld von sich zu weisen.[14] Unter Berufung auf interne Informationen aus dem US-Verteidigungsministerium berichtete der amerikanische Sender CBS, dass in Makijiwka 200 bis 500 russische Rekruten getötet oder verletzt worden sein sollen.[21]
Die Ukraine beansprucht noch einen weiteren wirkungsvollen Angriff für sich. Nahe der Ortschaft Tschulakiwka sei ein Treffer gegen feindliche Truppen und Militärtechnik gelungen, die Verluste des Gegners beliefen sich auf 500 Tote und Verletzte.[22]
Wenige Stunden nach Mitternacht erfolgten Luftangriffe durch Russland auf die ukrainische Hauptstadt Kiew und andere Orte in der Ukraine. Dabei starb mindestens eine Zivilistin.[23]
Mit Beginn des neuen Jahres trat ein Dekret in Kraft, das die Erhöhung des Personals der russischen Armee um 137.000 Soldaten auf rund 1,15 Millionen Vertragssoldaten und Wehrdienstleistende vorschreibt.[23]
2. Januar
Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben während des russischen Angriffs auf Kiew und Umgebung in der Nacht zum 2. Januar 39 Drohnen vom iranischen Typ Schahed abgeschossen. Darüber hinaus seien zwei Drohnen russischen Typs und eine Luft-Boden-Rakete zerstört worden, teilte das Militär mit.[15]
3. Januar
Anfang Januar 2023 erklärte der britische Militärnachrichtendienst Defence Intelligence bezüglich der Schlacht um Bachmut, dass die Ukraine Ende Dezember ihre Verteidigungsstellungen dort verstärkt habe und dass beide Kriegsparteien dort im Dezember hohe Verluste hätten hinnehmen müssen. Der Nachrichtendienst bewertete die bei Bachmut erfolgten Angriffe der russischen Streitkräfte und der Wagner-Söldner im Dezember als schwach bzw. schlecht koordiniert.[24]
4. Januar
Der ukrainische Generalstab meldete, Russland habe am 3. und 4. Januar insgesamt mindestens 110 Raketen auf ukrainische Städte (darunter die Großstädte Kramatorsk (etwa 160.000 Einwohner), Saporischschja (ca. 760.000) und Cherson (290.000) abgefeuert. Dabei habe es Opfer unter der Zivilbevölkerung gegeben.[25] Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes verlegt Russland weitere Truppen in den nördlichen Teil der Krim und baut dort sowie im besetzten Teil der Oblast Cherson Stellungen aus, um einen nördlichen Landkorridor zur Krim zu sichern. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron sagte der Ukraine die Lieferung von Spähpanzern des Typs AMX-10 RC zu.[26]
5. Januar
Telefonisch vereinbarten Bundeskanzler Scholz und US-Präsident Biden, dass Deutschland der Ukraine ein Patriot-Flugabwehrraketensystem und Schützenpanzer Marder liefere und die USA M2/M3 Bradley-Schützenpanzer übergeben.[27] Die Bundesregierung wird der Ukraine etwa 40 Marder und dazugehörige Munition überlassen. Die Übergabe erfolge laut einem Regierungssprecher in den ersten drei Monaten des Jahres 2023. Eine Ausbildung ukrainischer Soldaten an den Schützenpanzern dauert nach Einschätzung von Fachleuten etwa acht Wochen.[28]
Der türkische Staatspräsident Erdoğan rief den russischen Präsidenten Putin telefonisch zu einem Waffenstillstand auf, worauf dieser entgegnete, dass die Ukraine zuerst Gebietsverluste hinnehmen müsse, bevor es zu Gesprächen zwischen den beiden Ländern kommen könne. Zudem verkündete Putin eine 36-stündige Feuerpause, nachdem der russisch-orthodoxe Patriarch Kirill wegen anstehenden orthodoxen Weihnachten dazu aufgerufen hatte.[29]
6. Januar
Nach Angaben des ukrainischen Gouverneurs von Luhansk, Serhij Hajdaj, ignorierten russische Kräfte die vortags ausgerufene Feuerpause. 34 ukrainische Ortschaften gerieten laut dem ukrainischen Generalstab unter Beschuss.[30] In Bachmut wurde die Feuerpause von keiner Kriegspartei beachtet. Die Ukraine hält sie für einen Vorwand, um russischen Frontsoldaten die Gelegenheit zu geben, sich zu munitionieren und personell zu verstärken.[31]
Die am Vortag von der US-Regierung angekündigten neuen Hilfen haben einen Wert von ungefähr 3 Milliarden US-Dollar. Die Anzahl der bereits angekündigten Bradley-Schützenpanzer wird auf 50 beziffert.[32] Die Bradleys sind unter anderem mit Anti-Panzer-Raketen bestückt; das Hilfspaket enthält außerdem 100 gepanzerte Truppentransportfahrzeuge und minenresistente Fahrzeuge sowie 138 Humvee-Geländewagen.[33][34]
Vor dem Hintergrund wachsender russischer Militärpräsenz in Belarus und eines am 6. Januar erfolgten Truppenbesuchs des belarussischen Machthabers Aljaksandr Lukaschenka auf dem Militärflugplatz Baranawitschy, bei dem im Herbst 2022 ein belarussisch-russischer Militärverband aufgestellt wurde, berichtet der belarussische Oppositionelle und Exilant Pawel Latuschka, dass Vorbereitungen für eine Mobilmachung in Belarus weit fortgeschritten seien. Auch seien fast alle Mitarbeiter, die dem belarussischen Innenministerium unterstehen, aufgefordert worden, ihre Pässe abzugeben. Dies geschehe, damit sie bei einer Mobilmachung das eigene Land nicht verlassen könnten.[35] Laut dem belarussischen Militärfernsehen ist die Militärgruppe beider Staaten nahezu ununterbrochen im Übungseinsatz und konzentriert sich dabei auf die Kriegsführung in Städten.[36]
7. Januar
Aus mehreren Regionen der Ukraine wurde russischer Beschuss auf Städte gemeldet. Betroffen waren demnach unter anderem Charkiw, Cherson, Kostjantyniwka und Kramatorsk und mehrere Ortschaften in der Oblast Dnipropetrowsk. Mindestens neun Menschen seien dabei verletzt oder getötet worden. Das russische Verteidigungsministerium behauptete, bei einem Raketenangriff auf zwei Gebäude in Kramatorsk, in Vergeltung auf den Schlag gegen Makijiwka in der Neujahrsnacht, mehr als 600 ukrainische Soldaten getötet zu haben.[37] Dem Bürgermeister von Kramatorsk zufolge hatte sich in der Tat ein Angriff auf mehrere Gebäude der Stadt ereignet, dabei sei jedoch nach seinem Kenntnisstand niemand ums Leben gekommen. Der ukrainische Energieversorger DTEK und eine russische Besatzungsverwaltung gaben an, dass durch feindlichen Beschuss ein oder mehrere Wärmekraftwerke beschädigt wurden. Der ukrainische Gouverneur der Region Cherson vermeldete, dass Russland in der Nacht auf den 7. Januar die Stadt Cherson mit Brandmunition beschossen hat. Eine Gasleitung explodierte in der Nacht auf den 7. Januar in der russisch besetzten Region Luhansk.[36]
8. Januar
Die bei Bachmut liegende Stadt Soledar war in den letzten Tagen nach vielfachen Quellen besonders umkämpft; Angaben zur militärischen Lage waren aber widersprüchlich.[38][39] Am Vortag soll es nach ukrainischen Militärs allein dort zehn Gefechte gegeben haben; russische Kräfte sprachen von einem Durchbruch.[40] Der Kommandeur des ukrainischen Heeres, Oleksandr Syrskyj, besuchte laut Selenskyj Truppen in Bachmut und Soledar, um Verstärkungen in der Verteidigung zu organisieren.[38]
10. Januar
Die Söldnerorganisation Gruppe Wagner meldete, die Stadt Soledar erobert zu haben. Im Zentrum der Stadt seien jedoch noch eingekreiste Truppen der ukrainischen Streitkräfte, denen das Ultimatum gestellt worden sei, sich bis Mitternacht, 11. Januar, zu ergeben.[41][42]
Das ukrainische Militär hat gemäß Angaben von Generalleutnant Olexij Pawljuk größere Minenfelder im Norden von Kiew an allen für Panzer zugänglichen Stellen angelegt, um bei einer etwaigen erneuten russischen Offensive aus Belarus schnelle Vorstöße russischer Panzertruppen zu verhindern. Wenn die Angreifer diese Sperren nicht überwinden könnten, sei es für die ukrainische Artillerie einfacher, jene Truppen zu bekämpfen. Die russische Armee habe – so die ukrainische Führung – in Belarus Militärverbände entlang der Grenze zur Ukraine stationiert. Militärexperten halten die russischen Einheiten in Belarus jedoch noch nicht für groß genug, um einen Großangriff aus Belarus zu starten. Dennoch bänden sie ukrainische Truppen, die dadurch an anderen Frontabschnitten fehlen.[41]
Weblinks
- Karte bzw. Übersicht des Kriegsgeschehens mit Zeitleiste diesbezüglicher Nachrichten auf liveuamap.com (mehrsprachig)
- Karte zu Gefechtsinformationen mit Zeitleiste auf uawardata.com (englisch)
- Karte zum aktuellen Kriegsverlauf inklusive Angriffsrichtungen auf deepstatemap.live (mehrsprachig)
- Karte mit aktuellen Feuer- und Explosionsmeldungen der NASA (englisch)
- Tägliche Zusammenfassung des Kriegsverlaufs in der Ukraine durch das ISW (englisch)
- Chronologie des Konflikts und wöchentliche Zusammenfassung des Kriegsverlaufs durch die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (deutsch)
- Analysen und Berichte zum aktuellen Geschehen in der Ukraine auf laender-analysen.de (deutsch)
- Bilder aus dem Krieg in der Ukraine auf sueddeutsche.de (deutsch)
Einzelnachweise
- ↑ Zehn Erkenntnisse aus neun Monaten Krieg tagesanzeiger.ch, 12. November 2022.
- ↑ a b c Mykhaylo Zabrodskyi, Dr Jack Watling, Oleksandr V Danylyuk and Nick Reynolds: Preliminary Lessons in Conventional Warfighting from Russia’s Invasion of Ukraine: February–July 2022, RUSI, 30. November 2022 - relevantere Stellen bestimmt aufgrund Британский институт RUSI вместе с ВСУ выпустил доклад о первых месяцах войны, Meduza, 1. Dezember 2022
- ↑ Die Ukraine erleidet ihre erste schmerzhafte Niederlage im Kampf um den Donbass. Aber es wird schwierig sein, auf dem Erfolg Russlands aufzubauen., Meduza, 24. Juni 2022
- ↑ Vicious Blame Game Erupts Among Putin’s Security Forces. The Moscow Times, 27. April 2022 (englisch).
- ↑ «Войска скорее имитируют, чем наступают». Nowaja gaseta. Europa, 27. April 2022.
- ↑ Ukraine’s ammunition becomes defining issue in battle for Donbas, The Guardian, 27. Juni 2022
- ↑ Die Ukraine erleidet ihre erste schmerzhafte Niederlage im Kampf um den Donbass. Aber es wird schwierig sein, auf dem Erfolg Russlands aufzubauen., Meduza, 24. Juni 2022
- ↑ Die russischen Bodentruppen versuchen, den Krieg in der Ukraine vorerst einzufrieren, NZZ, 29. Oktober 2022
- ↑ Ukraine-News am Samstag: Experten rechnen mit heimlicher Fortführung der Mobilmachung in Russland. In: Der Spiegel. 5. November 2022, abgerufen am 6. November 2022.
- ↑ Wolodymyr Selenskyj: »Wir geben keinen einzigen Zentimeter unseres Landes auf«. In: Der Spiegel. 8. November 2022, abgerufen am 9. November 2022.
- ↑ Liveblog: + USA und UN fordern Verlängerung von Getreidedeal +. In: tagesschau.de. Abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ Ukraine-News am Donnerstag: IAEA sieht keine Hinweise auf »schmutzige Bombe« in der Ukraine. In: Der Spiegel. 3. November 2022, abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ Strike on Russian barracks may have killed 600; Wagner boss launches PR offensive, www.dailykos.com; 1. Januar 2023 (englisch)
- ↑ a b Ann-Dorit Boy, Oliver Imhof: (S+) Krieg in der Ukraine: Kiew meldet einen der tödlichsten Angriffe des Krieges. In: Der Spiegel. 2. Januar 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Januar 2023]).
- ↑ a b kko/AFP/dpa/Reuters: Ukraine-News: Kiews Militär meldet Abschuss von 39 iranischen Drohnen. In: Spiegel Online. 2. Januar 2023, abgerufen am 2. Januar 2023.
- ↑ Matthew Mpoke Bigg, Anatoly Kurmanaev: Russia-Ukraine War: Ukrainian Attack Kills 63 Russian Soldiers in East, Moscow Says. In: The New York Times. 2. Januar 2023, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 2. Januar 2023]).
- ↑ Ukraine missile strike on Russian-held city of Makiivka kills scores of troops. 2. Januar 2023, abgerufen am 2. Januar 2023 (englisch).
- ↑ Число погибших в Макеевке российских военных выросло до 89 человек. In: ria.ru. 4. Januar 2023, abgerufen am 4. Januar 2023 (russisch).
- ↑ На казармы в Макеевке HIMARS могли навести по мобильникам военнослужащих. In: bloknot.ru. 2. Januar 2023, abgerufen am 2. Januar 2023 (russisch).
- ↑ Вадим Ардов: Минобороны: после удара ВСУ в Макеевке погибли 63 российских военных (ВИДЕО). In: topnews.ru. 2. Januar 2023, abgerufen am 2. Januar 2023 (russisch).
- ↑ Ann-Dorit Boy, Oliver Imhof: (S+) Ukraine: Wie Russland mit der Tragödie von Makijiwka umgeht. In: Der Spiegel. 4. Januar 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 4. Januar 2023]).
- ↑ Angeblich 500 Tote und Verletzte: Ukraine meldet weiteren schweren Schlag bei Cherson. 3. Januar 2023, abgerufen am 3. Januar 2023.
- ↑ a b tagesschau.de: Liveblog: ++ Erneut russische Angriffe auf Kiew ++. Abgerufen am 1. Januar 2023.
- ↑ https://twitter.com/defencehq/status/1610156607773544451/photo/1. Abgerufen am 3. Januar 2023.
- ↑ tagesschau.de: Liveblog: ++ Offenbar Drohnenangriff auf Krim ++. Abgerufen am 4. Januar 2023.
- ↑ tagesschau.de: Militärhilfe für die Ukraine: Paris will Kiew Spähpanzer liefern. Abgerufen am 4. Januar 2023.
- ↑ Gemeinsame Presseerklärung im Anschluss an ein Telefonat zwischen dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Joseph R. Biden Jr., und dem Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Olaf Scholz, 5. Januar 2023
- ↑ Ukraine-News am Freitag: Moskau schickt weitere Soldaten nach Belarus. In: Der Spiegel. 6. Januar 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 6. Januar 2023]).
- ↑ tagesschau.de: Liveblog: ++ Erdogan ruft Putin zu "einseitiger Waffenruhe" auf ++. Abgerufen am 5. Januar 2023.
- ↑ Ukraine reports one missile strike and shelling despite Putin’s so-called ceasefire. In: CNN. 6. Januar 2023, abgerufen am 6. Januar 2023 (englisch).
- ↑ tagesschau.de: Liveblog: ++ Selenskyj: Ukraine nun auf "neuem Level" ++. Abgerufen am 7. Januar 2023.
- ↑ reuters.com: U.S. weapons package for Ukraine includes 50 Bradley Fighting Vehicles -officials
- ↑ faz.net: Neues milliardenschweres Hilfspaket aus Washington (7. Januar 2022)
- ↑ More Than $3 Billion in Additional Security Assistance for Ukraine (englisch)(6. Januar 2022)
- ↑ tagesschau.de: Exilpolitiker befürchtet Mobilmachung in Belarus. Abgerufen am 7. Januar 2023.
- ↑ a b tagesschau.de: Ukraine-Liveblog: + Belarus und Russland verstärken Militärübungen +. Abgerufen am 8. Januar 2023.
- ↑ "600 Tote" - Russland behauptet, Vergeltungsschlag in der Ukraine ausgeführt zu haben | Euronews, 8. Januar 2022
- ↑ a b »Bachmut hält durch« - Wolodymyr Selenskyj in Videobotschaft. In: Der Spiegel. 8. Januar 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 9. Januar 2023]).
- ↑ n-tv NACHRICHTEN: Kiew: Verteidigung von Soledar sehr schwierig. Abgerufen am 9. Januar 2023.
- ↑ Russia claims to have broken through Ukrainian defenses at Soledar, Ukraine denies the claims. Abgerufen am 9. Januar 2023 (englisch).
- ↑ a b tagesschau.de: Ukraine-Liveblog: ++ Ukraine wappnet sich für Angriff auf Kiew ++. Abgerufen am 10. Januar 2023.
- ↑ Wagner company takes entire city of Soledar under control — chief. Abgerufen am 10. Januar 2023.