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Das Gottlieb-Daimler-Stadion (früher Neckarstadion, Adolf-Hitler-Kampfbahn) ist ein Mehrzweckstadion auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart-Bad Cannstatt. Es wurde 1933 fertiggestellt und seitdem mehrfach um- und ausgebaut. Das Stadion fasst heute bis zu 57.000 Zuschauer und ist neben dem Olympiastadion Berlin und dem Olympiastadion München das einzige deutsche Großstadion, das für Leichtathletik-Wettbewerbe genutzt werden kann. Die noch vorhandene Laufbahn führt jedoch bei Fußballspielen zu einer vergleichsweise großen Entfernung der Zuschauer vom Spielfeld.
Das Stadion ist die Heimat des VfB Stuttgart. Wichtigste Veranstaltungen in der Arena waren die Fußball-Weltmeisterschaften 1974 und 2006, die Fußball-Europameisterschaft 1988, die Leichtathletik-Weltmeisterschaft 1993 und die Leichtathletik-Europameisterschaft 1986.
Geschichte
1933–1973: Bau, Umbau und Umbenennungen
Architekt des Stadions war Paul Bonatz. Das Stadion wurde 1929 bis 1933 für das 15. Deutsche Turnfest erbaut und 1933 unter dem Namen Adolf-Hitler-Kampfbahn in Betrieb genommen. Zunächst fasste es 35.000 Zuschauer. Bis 1935 wurde es auf 70.000 Plätze erweitert. 1939 wurde im Stadion vor einer bis heute für Boxveranstaltungen in Deutschland geltenden Rekordkulisse von über 60.000 Zuschauern der Boxkampf Max Schmeling gegen Adolf Heuser ausgetragen.
Nach dem Krieg wurde das Stadion von der US-Besatzung zunächst in Century Stadium und später in Kampfbahn umbenannt und für Baseballspiele genutzt. 1949 wurde das Stadion in Neckarstadion umbenannt. Im selben Jahr fand vor 90.000 Zuschauern das Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft zwischen dem VfR Mannheim und Borussia Dortmund statt. 1950 fand im Stadion das erste deutsche Nachkriegs-Länderspiel gegen die Schweiz vor 103.000 Zuschauern statt. Zwischen 1949 und 1951 wurde eine offene Gegentribüne errichtet. Nach dem Ausbau fasste das Stadion 97.500 Zuschauer.
1974–1993: Große Veranstaltungen und erneute Umbenennung
Für die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 wurde die Haupttribüne abgerissen sowie an ihrer Stelle eine neue dreigeschossige Tribüne errichtet. Die Gegentribüne wurde überdacht und eine Anzeigetafel errichtet. Das Stadion fasste nunmehr 67.000 Zuschauer. Während des Turniers fanden im Stadion vier Spiele statt: in der Vorrunde die Partien Polen-Argentinien (3:2), Argentinien-Italien (1:1) und Polen-Italien (2:1) sowie in der 2. Runde Gruppe B Polen-Schweden (1:0).
1986 erhielt die Arena als erstes deutsches Stadion eine Farbanzeigetafel, wodurch die Kapazität auf 63.000 Zuschauer sank. Im selben Jahr war das Stadion Austragungsort der Leichtathletik-EM 1986. Trotz schlechten Wetters besuchten insgesamt 300.000 Zuschauer die Veranstaltungen. Für die Organisation der Europameisterschaften erhielt die Stadt Stuttgart den Olympic Cup des IOC.
Zwei Jahre später fanden im Stadion zwei Spiele der Fußball-EM 1988 statt: die Vorrundenpartie England-Irland (0:1) sowie das Halbfinalspiel Italien-Sowjetunion (0:2).
1990 wurde eine Rasenheizung installiert. Für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft 1993 wurden die Überdachungen von Haupt- und Gegentribüne abgerissen. Das Stadion erhielt die heute noch bestehende komplette Membran-Überdachung. Die meisten Stehplätze wurden in Sitzplätze umgewandelt; die Kapazität sank dadurch auf knapp 54.000 Plätze. Im Rahmen dieses Umbaus erhielt das Stadion seinen heutigen Namen Gottlieb-Daimler-Stadion. Dies wurde durch einen Beschluss des Gemeinderats der Stadt Stuttgart gefasst. Der damalige Automobilkonzern Daimler-Benz finanzierte zwar für 10 Millionen Mark den Bau eines überdachten Übergangs bei der benachbarten Hanns-Martin-Schleyer-Halle, jedoch erfolgte die Umbenennung des Stadions auf freiwilliger Basis. Daimler-Benz lehnte eine Umbenennung zunächst ab, da es seitens des Konzerns keine Bedingungen für die Finanzierung des Baus gab.
Die Bezeichnung Gottlieb-Daimler-Stadion stellt indirekt somit das erste Stadion-Sponsoring in der deutschen Fußball-Bundesliga dar. Die Leichtathletik-WM wurde von insgesamt 585.000 Zuschauern besucht – die höchste je erreichte Zuschauerzahl bei Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Die WM war für die Stadt Stuttgart ein voller Erfolg. Für das große Zuschauerinteresse, die Fachkundigkeit und Begeisterung des Publikums wurden die Besucher der WM mit dem Fairplay-Preis der UNESCO ausgezeichnet.
Seit 1994: Umfassende Modernisierung und Fußball-WM
Zwischen 1999 und 2003 wurde der zweite Rang der Haupttribüne abgerissen und durch einen neuen Oberrang ersetzt. Zwischen beiden Rängen befinden sich heute 44 Logen. Vor der Haupttribüne wurden ein Vorgebäude mit gastronomischen Einrichtungen und ein Parkhaus errichtet. In einem weiteren Bauabschnitt erhielt das Stadion zwischen 2004 und 2005 u. a. einen Oberrang für die Gegentribüne sowie zwei neue Anzeigetafeln. Dadurch stieg die Kapazität auf nunmehr 57.000 Plätze (bei einer Belegung nur mit Sitzplätzen 54.000 Plätze). Im Vorfeld der Fußball-WM 2006 erhielt das Stadion als einziges großes Leichtathletikstadion eine grüne Laufbahn.
Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 fanden im Gottlieb-Daimler-Stadion folgende Partien statt:
13. Juni 2006 | Gruppe G | ![]() |
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0:0 | |
16. Juni 2006 | Gruppe C | ![]() |
– | ![]() |
2:1 (2:1) | |
19. Juni 2006 | Gruppe H | ![]() |
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3:1 (0:1) | |
22. Juni 2006 | Gruppe F | ![]() |
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2:2 (1:1) | |
25. Juni 2006 | Achtelfinale | ![]() |
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1:0 (0:0) | |
08. Juli 2006 | Spiel um Platz 3 | ![]() |
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3:1 (0:0) |
Zukunftspläne
Für die Zeit nach der WM 2006 ist ein weiterer Umbau des Stadions nicht ausgeschlossen; der VfB Stuttgart und diverse Fangruppierungen drängen auf einen Umbau der Arena in ein reines Fußballstadion. Leichtathletikveranstaltungen könnten in Stuttgart dann nur noch im Stadion an der Festwiese ausgetragen werden. Ab 2006 (am 9. und 10. September) wird das Stadion für drei Jahre Austragungsort der IAAF World Athletics Final sein.
Im Juli 2006 hat der Präsident des VfB Stuttgart, Erwin Staudt, der Stadt Stuttgart eine Machbarkeitsstudie für den Umbau des Daimler-Stadions in ein reines Fußball-Stadion vorgelegt. Die Studie sieht vor, das Membrandach des Gottlieb-Daimler-Stadions ebenso wie bei der Frankfurter Commerzbank-Arena mit einer Spinnennetz-Konstruktion zu überspannen. In dessen Zentrum soll ein Videowürfel aufgehängt werden. Dieser soll einerseits gut sichtbare Bilder liefern und andererseits die Zeltplanen verbergen, mit denen das Dach komplett geschlossen werden kann. Damit seien wesentliche Forderungen von Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster erfüllt: Eine Kapazität von mehr als 50.000 Zuschauern (um große Länderspiele austragen zu können), der Erhalt der erst wenige Jahre alten Tribüne sowie der Schutz der Cannstatter Mineralquellen.
Um das Fassungsvermögen der Fußball-Arena auf bis zu 57.000 Zuschauer zu erhöhen, sieht die Studie eine Tieferlegung des Spielfeldes um 1,30 Meter vor. Ohne Laufbahn könnten dann fünf zusätzliche Reihen mit Sitzplätzen auf der Haupttribüne und der Gegengeraden eingezogen werden. Die Kurven würden abgerissen und durch zwei steile Geraden ersetzt, die bis auf 7,5 Meter an die Torauslinien heranrücken.
Noch völlig unklar ist die Finanzierung des Projektes. Der Umbau soll der Studie zufolge rund 70 Millionen Euro kosten, für deren Finanzierung der VfB noch einen Partner sucht. OB Schuster verlangt zudem, dass der Verein das Stadion für etwa 90 Millionen Euro kauft. Im Gegenzug wolle die Stadt das Grundstück zur Verfügung stellen. VfB-Präsident Staudt bevorzugt dagegen eine Pacht des Stadions durch den Klub.
Lage des Stadions

Das Gottlieb-Daimler-Stadion ist das Kernstück des auf dem Cannstatter Wasen gelegenen Sportgebiets NeckarPark. Direkt an der Nordseite des Stadions befindet sich das neue Carl Benz Center, ein langgestrecktes Erlebniszentrum für Fußballfans mit der Carl Benz Arena. Unmittelbar anschließend folgen Porsche Arena und Hanns-Martin-Schleyer-Halle. Gegenüber dem Stadion befindet sich das neuerbaute Mercedes-Benz Museum. Südlich des Stadions liegt das Vereinsgelände des VfB Stuttgart und östlich das Haus des Sports „SpOrt“.
Technik
Fassungsvermögen
Von 2004 bis 2005 wurde das Stadion für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 umgebaut. Das Fassungsvermögen beträgt nun 57.000 Zuschauer (54.000 bei reiner Sitzplatznutzung). Vor Beginn der Umbauarbeiten konnte das Stadion 54.267 Zuschauer aufnehmen, davon 6.060 auf Stehplätzen. Bei reiner Sitzplatznutzung betrug das Fassungsvermögen 50.348 Zuschauer.

Flächen
- 34.200 m² Dachfläche
- 32.849 m² Tribünenfläche
- 17.420 m² Arenafläche
- 13.640 m² Netto-Grundrissfläche ohne Tribüne
- 8.920 m² Nutzfläche ohne Tribüne
Überdachung
Das Dachmaterial besteht aus einem PVC-beschichteten Polyestergewebe mit einer Lichtdurchlässigkeit von ca. 8 %. Die Reißfestigkeit eines 10 cm breiten Streifen dieses Materials beträgt ca. 1.000 kg. Für die Dachkonstruktion wurden insgesamt ca. 2.700 Tonnen Stahl und ca. 420 Tonnen hochfeste Stahlseile und Gussteile verwendet.
Flutlichtanlage
Die Flutlichtanlage besteht aus 284 Flutlichtscheinwerfern mit je 1,8 kW Leistung, davon befinden sich 104 auf vier Beleuchtungstribünen und 180 auf den Wartungsstegen. Die Gesamtleistung beträgt ca. 520 kW, die vertikale Nennbeleuchtung über dem Spielfeld beträgt 1.200 Lux Sie wurde mit 136 Strahlern mit je 2,0 kW ergänzt. Neue Gesamtleistung ca. 780 kW
Anzeigetafel
2 LED-Anzeigetafeln, 17,12 m × 7,22 m × 0,90 m, pro Tafel 603.136 LEDs, Gewicht ca. 11 Tonnen (Rekord: kein anderes europäisches Stadion verfügt über LED-Tafeln solch großen Ausmaßes)
Beschallungsanlage
Die computergesteuerte Anlage besteht aus einer Regiezentrale mit einem 24-kanaligen Mischpult sowie sieben dezentral im Stadion untergebrachten Verstärkerzentralen (Gesamtleistung 91 kW). An diesen sind 152 Hochleistungslautsprecher in Mehrwegtechnik angeschlossen. Bis zu 120 dB Schallpegel sind erreichbar.
Rasenheizung
Unter dem Rasen (ca. 20 cm unter der Rasennarbe) befinden sich über 20 km verlegte Heizungsrohre.