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Mapuche

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Mapuche (früher auch Araukaner) sind ein indigenes Volk Südamerikas. Ihr angestammtes Gebiet erstreckt sich auf die Staaten Chile und Argentinien.

Geschichte

Den Mapuche ist es als einzigem indigenen Volk Amerikas über lange Zeit hinweg gelungen, die Unabhängigkeit zu wahren. Das Siedlungsgebiet der Mapuche erstreckte sich vom Choapa-Fluss im mittleren Norden Chiles bis zur Insel Chiloé, es hatte also eine Nord-Südausdehnung von ca. 1600 km. In der Sprache der Mapuche, dem Mapudungun, bedeutet Mapu Land und Che soviel wie Mensch. Die Mapuche nennen sich selbst folglich „Menschen des Landes“.

Die Mapuche sehen sich als eine Volkseinheit, Yekmonchi genannt, die sich in die Stämme Pehuenche, Huilliche, Lafquenche, Nagche und Huenteche untergliedert. Sie sind in drei geographischen Gebieten ansässig: dem lavquenmapu (Küstenland), dem lel-vunmapu (Land der Ebenen und Hochplateaus) und dem inapire-mapu (Land der Berge bzw. Anden). Beim Volk der Mapuche handelte es sich um Halbnomaden, die nur in geringem Maße Land- und Viehwirtschaft betrieben. Sie lebten in zahlenmäßig kleinen Familienverbänden, so genannten Lovches, die autarke und autonome Einheiten bildeten. Sie kannten weder größere Dörfer noch Städte. Bedingt durch den Verlust ihres Landes an Großgrundbesitzer und Holzfirmen wanderten im 20. Jh. viele Mapuche in die Städte ab, ca. 40 % leben heute in der chilenischen Hauptstadt Santiago, in Temuco und anderen Ballungsräumen.

Datei:Araukanische haeuptlingsfamilie.jpg
Araukanische Häuptlingsfamilie Ende des 19 Jhdts.
Araukanerinnen beim Weben (Ende des 19. Jhdts.

Kämpfe zwischen spanischen Invasoren und Mapuche im 16. und 17. Jahrhundert führten 1641 zur Anerkennung der unabhängigen Mapuche-Nation. Erst 1883 wird der Mapuche-Staat gewaltsam an das mittlerweile unabhängige Chile angegliedert. 1934 scheitert ein großer Aufstand der Mapuche. Auf Verbesserungen unter der Regierung Salvador Allendes (Rückgabe von Land, geplante Ermöglichung zweisprachigen Schulunterrichts) folgten neuerliche schwere Repressalien unter der Pinochet-Diktatur (v. a. die faktische Enteignung durch Abschaffung des Gemeineigentums).

In nationalistischen Kreisen Chiles wird die Existenz des Mapuche-Volkes bis heute regelmäßig geleugnet (angeblich durch "Vermischung" –mestizaje– verschwunden), berüchtigt ist der Ausspruch Pinochets: "Es gibt keine Ureinwohner, wir sind alle Chilenen."

Siehe auch: Geschichte Chiles

Aktuelle politische Lage der Mapuche in Chile

Der chilenische Zensus von 1992 ergab 928 500 Mapuche auf chilenischem Staatsgebiet, v.a. in den Provinzen Osorno, Lanquihue und Chiloé. Die ursprüngliche Sprache der Mapuche, das Mapudungun, wird in Chile nur noch von etwa 400 000 Menschen verstanden. Die Alphabetisierungsrate sowohl in der Amtssprache Spanisch als auch in Mapudungun ist sehr gering.

Seit Jahren ist das Verhältnis zwischen Mapuche und chilenischem Staat durch Landrechtskonflikte getrübt.

Siehe auch:Indigene Völker Südamerikas


Dossiers der Gesellschaft für bedrohte Völker:

Fotosammlung Mapuche-Indianer (Hans Hermann Gade)