Zum Inhalt springen

Geschichte Wiens

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Juli 2003 um 18:58 Uhr durch Adaxl (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Römer

Im ersten Jahrhundert legten die Römer an der Stelle des heutigen Wiener Stadtzentrums ein Militärlager namens Vindobona an. Zusätzlich entstand eine zivile Siedlung, die im Jahr 212 zum Munizipium erhoben wurde. Noch heute kann man an den Straßenzügen der Innenstadt, insbesondere der Ringstraße um den 1. Bezirk (innere Stadt), den Mauerverlauf des Lagers nachvollziehen. Die Römer blieben bis ins 5. Jahrhundert, als sie von den Hunnen geschlagen wurden und abzogen.

Das frühe Mittelalter

Das römische Vindobona lag weit im Osten des Reiches und fiel daher den Wirren der Völkerwanderung rasch zum Opfer. Es gibt Hinweise auf ein katastrophales Feuer ungefähr am Beginn des 5. Jahrhunderts. Die Überreste des Lagers wurden aber nicht verlassen, sondern es blieb eine kleine Restsiedlung zurück. Die Strassen und Häuser des frühmittelalterlichen Wien folgten dem Verlauf der römischen Lagermauern, was darauf schließen lässt, dass ein Teil der Befestigungen noch stand und von den Siedlern verwendet wurde. Das Zentrum des frühen Wiens war der Berghof.

Im Bereich der heutigen Inneren Stadt wurden mehrmals byzantische Kupfermünzen aus dem 6. Jahrhundert gefunden, was auf regen Handel schließen lässt.

Bei Grabungen im Bereich der Salvatorgasse (eine Nebenstrasse zur Marc-Aurel-Strasse, neben dem Berghof) wurden Gräber aus dem 6. Jahrhundert gefunden. Damals herrschten die Langobarden im Wiener Raum. Später folgen Slawen und Awaren. In den Salzburger Annalen wird für das Jahr 881 eine Schlacht gegen die Magyaren bei einem Ort namens Wenia erwähnt, wobei es sich um das frühe Wien handeln dürfte. Kaiser Otto I. besiegt die Magyaren im Jahr 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld. Damit konnte das frühe Wien den Weg ins Mittelalter antreten.

Babenberger

976 wurde unter den Babenbergern die Markgrafschaft Österreich eingerichtet, auf deren Gebiet (nahe der Grenze nach Ungarn) auch Wien lag.

Bereits im 11. Jahrhundert war Wien ein wichtiger Handelsort. Im Tauschvertrag von Mautern zwischen dem Bischof von Passau und Markgraf Leopold IV. wird Wien erstmals als "Civitas" bezeichnet, was auf eine wohlgeordnete Siedlung hindeutet.

Im Jahr 1155 machte Heinrich Jasomirgott Wien zu seiner Hauptstadt. Im Jahre 1156 wurde Österreich zum Herzogtum erhoben, und Wien Sitz des Herzogs. In diese Zeit fällt auch die Gründung des Schottenstifts.

Um das Jahr 1200 wurde die Wiener Stadtmauer errichtet. An der U-Bahn-Station Stubentor sind noch heute Reste der Stadtmauer zu sehen.

1221 bekam Wien das Stadt- und Stapelrecht verliehen. Letzteres bedeutete, dass Kaufleute, die durch Wien zogen, in der Stadt ihre Waren zum Verkauf anbieten mussten. Dies ermöglichte den Wienern den Zwischenhandel, so dass Wien bald weitreichende Handelsbeziehungen, insbesondere entlang der Donaustraße und nach Venedig, unterhielt und als eine der bedeutendsten Städte des Reichsgebiets galt.

Habsburger

1278 nahm Rudolf I. nach einem Sieg über Ottokar II. von Böhmen die österreichischen Länder unter eigene Verwaltung, damit begann die Herrschaft der Habsburger.

1438 wurde Wien nach der Wahl Herzog Albrechts V. zum deutschen König (Albrecht II.) Reichshauptstadt. 1469 wurde Wien zudem Bischofssitz und damit St. Stephan zur Kathedrale. 1526 schließlich wurde Wien Sitz des Kaisers, nachdem Ungarn und Böhmen zum Herrschaftsbereich der Habsburger hinzugekommen waren.

Türkenkriege

1529 wurde Wien das erste Mal von den Türken erfolglos belagert. Die Stadt konnte den Angriffen nur mit Mühe standhalten, bis schließlich ausgebrochene Seuchen und ein befürchteter früher Wintereinbruch die Türken zum Rückzug zwangen. In der Folge wurden ab 1530 die alten Stadtmauern durch eine modernere Befestigung nach italienischem Vorbild ersetzt. Die Mauern wurden durch Basteien und einen Stadtgraben geschützt, und um die Stadt herum wurde ein breiter, unverbauter Bereich, das "Glacis", angelegt, das den Verteidigern ein freies Schussfeld gab. Diese Befestigungsbauten, die bis ins 17. Jahrhundert hinein den Hauptteil der Bautätigkeit ausmachten, sollten sich 1683 bei der zweiten Türkenbelagerung auszahlen, denn sie schützten die Stadt zwei Monate lang, bis die türkische Armee wegen des Eintreffens des vom Polenkönig Jan Sobieski angeführten Entsatzheeres ihre Kampfrichtung änderte und somit die Belagerung auch diesmal erfolglos endete. Dies war der Beginn des endgültigen Zurückdrängens des osmanischen Reiches.

Stadt und Umland waren schwer getroffen. In der Folge setzte jedoch rege Bautätigkeit ein. Im Zuge des Wiederaufbaus wurde Wien weitgehend barockisiert. Vor allem wurde in den praktisch vollständig zerstörten Vorstädten viel gebaut, weswegen diese 1704 ihr eigenes, großzügig angelegtes Befestigungssystem bekamen, den "Linienwall".

19. Jahrhundert

In den Franzosenkriegen wurde Wien von Napoleon gleich zweimal eingenommen, einmal 1805 und einmal 1809. Die erste Eroberung war jedoch kampflos: Drei französische Marschälle kamen mit weißer Fahne über die Taborbrücke, die damals einzige und stark verteidigte Donaubrücke, und überzeugten den österreichischen Befehlshaber, dass der Krieg eigentlich schon vorbei sei. In der Zwischenzeit konnte die französische Armee ungehindert einziehen und wurden von der Bevölkerung eher neugierig als ablehnend begrüßt. Napoleon ließ denn auch 10.000 Männer der Wiener Nationalgarde bewaffnet und überließ ihnen später bei seinem Abzug wieder das unbeschädigte Waffenarsenal. Die zweite Besetzung Wiens hingegen gelang nur nach schwerem Beschuss. Kurz darauf hatte aber Napoleon vor Aspern seine erste große Niederlage zu verkraften.

Nachdem Napoleon endgültig besiegt war, fand in Wien vom 18. September 1814 bis zum 9. Juni 1815 der Wiener Kongress statt, der die politischen Verhältnisse in Europa neu ordnete. Der Kongress war von vielen gesellschaftlichen Veranstaltungen begleitet, was C. J. Fürst von Ligne zum berühmten Satz veranlasste: "Der Kongress tanzt, aber er geht nicht weiter" ("Le congres danse beaucoup, mais il ne marche pas"). Diese Veranstaltungen kosteten Österreich viel Geld, wie auch dem folgenden Spott über die wichtigsten Teilnehmer zu entnehmen ist:

Alexander: liebt für alle
Friedrich Wilhelm: denkt für alle
Friedrich von Dänemark: spricht für alle
Maximilian von Bayern: trinkt für alle
Friedrich von Württemberg: frisst für alle
Kaiser Franz: zahlt für alle

Die französische Februarrevolution 1848 wirkte sich auch in Wien aus. Am 13. März brach die Märzrevolution aus, die Metternich schließlich zum Rücktritt zwang.

1850 wurde die Stadt erweitert, indem vor allem der Bereich innerhalb des Linienwalls eingemeindet und in Bezirke unterteilt wurde. Seither stieg die Bevölkerung Wiens stark an, vor allem aufgrund der starken Zuwanderung. Die seit 1869 regelmäßig durchgeführten Volkszählungen zeigten schließlich im Jahr 1910 den historischen Höchstwert von 2.031.000 Einwohnern.

Erster Weltkrieg und erste Republik

Der Erste Weltkrieg (1914-1918) führte zwar nicht zu einer unmittelbaren Bedrohung Wiens, jedoch zu einer verheerenden Versorgungskrise aufgrund der wirtschaftlichen Blockade der Entente-Mächte, die insbesondere zu einer Verknappung der Nahrungsmittel und Bekleidung führte.

Das Ende des Weltkrieges war zugleich auch das Ende der österreich-ungarischen Monarchie. Am 12. November 1918 wurde vor dem Parlament in Wien die "Republik Deutsch-Österreich" ausgerufen. Aufgrund des nun wesentlich kleineren Staatsgebietes war Wien im Verhältnis zu groß geworden. Die Bevölkerung konzentrierte sich in der Hauptstadt, die deshalb und wegen der damit verbundenen Belastungen auch oft "Wasserkopf" genannt wurde.

1921 wurde Wien durch das "Trennungsgesetz" vom umgebenden Niederösterreich abgetrennt und zum eigenen Bundesland erklärt. Die schon seit Ende des ersten Weltkrieges in Wien dominierende Sozialdemokratie stellte nun die Stadtverwaltung. Das "Rote Wien" galt als international renommierter Modellfall.

Jedoch wuchsen angesichts einer schwieriger werdenden wirtschaftlichen Lage die politische Radikalisierung und die Polarisierung zwischen den politischen Lagern. Auf sozialdemokratischer Seite bildete sich 1923/24 aus den Ordnerformationen der Sozialdemokratischen Partei der Republikanische Schutzbund, eine gut organisierte und ausgerüstete paramilitärische Organisation. Auf der anderen Seite stand die Heimwehr, die sich direkt nach Ende des ersten Weltkriegs aus Ortswehren und ähnlichen Kampfverbänden gebildet hatte und als Gegenpart zur Arbeiterschaft auch von Großindustriellen unterstützt wurden. Letztere zerfielen in einen monarchistischen und einen deutsch-nationalen Flügel.

Ständestaat und drittes Reich

Der Brand des Justizpalastes 1927 nach einem Fehlurteil im Zusammenhang mit tätlichen Demonstrationen, der Zusammenbruch einer der größten Banken des Landes und schließlich die Auflösung des Parlaments 1933 markierten den Weg zum Bürgerkrieg im Februar 1934. Nachdem Engelbert Dollfuß, seit 1932 Bundeskanzler und Außenminister, schon 1933 die NSDAP, die kommunistische Partei und der republikanische Schutzbund verboten hatte, traf dieses Verbot nach den Februarkämpfen 1934 auch die sozialdemokratische Partei. Nur die Vaterländische Front war noch zugelassen. Er schuf einen autoritären Ständestaat und regierte mit Notverordnungen. Zur Arbeitsbeschaffung wurden v.a. Straßenbau-Großprojekte durchgeführt wie die Großglockner-Hochalpenstraße und die Höhenstraße auf den Kahlenberg, den Wiener Aussichtsberg.

Am 25. Juli 1934 begann ein nationalsozialistischer Putschversuch, der so genannte Juliputsch. 154 als Soldaten und Polizisten verkleidete SS-Leute stürmten das Bundeskanzleramt und erschossen Bundeskanzler Dollfuß. Dann verbreiteten sie die falsche Nachricht, dieser habe die Regierungsgeschäfte an A. Rintelen übergeben. Dies war das Zeichen für einen nationalsozialistischen Aufstand in ganz Österreich, der jedoch nach einigen Tagen niedergeschlagen werden konnte.

Doch war dies nur ein vorübergehender Sieg. Österreich war mit Deutschland und Italien umgeben von faschistischen Staaten und konnte dem politischen und wirtschaftlichen Druck immer weniger standhalten. Am 12. Februar 1938 diktierte Adolf Hitler dem österreichischen Bundeskanzler Kurt Schuschnigg eine Vereinbarung, die diesen zwang, das Verbot der Nationalsozialisten aufzuheben, diese an der Regierung zu beteiligen und ihnen das Innenministerium und damit die Kontrolle über die Polizei zu geben. Um die damit vorbereitete Machtübernahme zu verhindern, setzte Schuschnigg für den 9. März eine Volksabstimmung an. Mängel in der Wahlvorbereitung gaben jedoch Hitler einen Vorwand, die Abstimmung zu verhindern. Er stellte ein Ultimatum auf, das die Machtübergabe an die Nationalsozialisten forderte und mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich drohte. Da der österreichische Bundespräsident sich weigerte, den nationalsozialistischen Nachfolger zu ernennen, erfolgte am 12. März der Einmarsch. Statt auf Widerstand stießen die Wehrmachtstruppen jedoch auf Jubel bei der österreichischen Bevölkerung. Am folgenden Tag wurden die Gesetze für den "Anschluss" an Hitler-Deutschland erlassen und auf dem Heldenplatz verkündet.

Die auf die Vernichtung der Juden zielende Politik Hitlers fiel beim in Wien schon viele Jahrhunderte alten und seit Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmenden Antisemitismus auf fruchtbaren Boden. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurden die Synagogen, Zentren nicht nur des religiösen, sondern auch des sozialen jüdischen Lebens, zerstört.

Die Bombardierungen 1944 und 1945 sowie die Kämpfe während der Eroberung Wiens durch die sowjetischen Truppen im April 1945 verursachten große Schäden in der Stadt. Dennoch hielten viele historische Gebäude der Bombardierung weitgehend stand. Die zerstörten Gebäude wurden zum Großteil nach dem Krieg wieder aufgebaut.

Zweite Republik

Schon wenige Tage nach Ende der Kämpfe wurde eine provisorische Stadtregierung und Stadtverwaltung eingerichtet. Auch die politischen Parteien formierten sich wieder. Am 29. April wurde das Parlamentsgebäude von der Besatzungsmacht an die neue Regierung übergeben und Dr. Karl Renner verkündet die Wiederherstellung der demokratischen Republik Österreich.

Bald nach Kriegsende (im April 1945) wurde eine provisorische Gemeindeverwaltung konstituiert, die politischen Parteien wurden neu gegündet. Im November 1945 wurden die ersten Gemeinderatswahlen abgehalten.

Von den 100 Mandaten des Wiener Gemeinderates erhielt die Sozialistische Partei (SPÖ) 58, die Volkspartei (ÖVP) 36 und die Kommunistische Partei (KPÖ) 6. 1946 wurde das so genannte "Gebietsänderungsgesetz" beschlossen, das die Stadterweiterung von 1938 wieder rückgängig machte. Ein Veto der Besatzungsmächte verhinderte das Gesetz bis zu seiner endgültigen Realisierung 1954. Nur zwei Bezirke, die vor 1938 nicht zu Wien gehört hatten, wurden nun endgültig Teil von Wien: der 22. Bezirk (Donaustadt) nördlich der Donau und der 23. Bezirk (Liesing) im Süden.

Am 15. Mai 1955, erreichte das Land mit dem "Österreichischen Staatsvertrag" seine Freiheit wieder. Dieser Friedensvertrag wurde Staatsvertrag genannt, da Österreich als Staat mit dem Einmarsch Hitlers aufgehört hatte zu existieren.

Die Beschlagnahmen von Industrieanlagen durch die sowjetische Besatzungsmacht erwiesen sich letztlich als förderlich für den nun folgenden, zu einem guten Teil durch die Hilfen im Rahmen des Marshallplans ausgelösten Wirtschaftsaufschwung in Wien.

Mit Ende des 20. Jahrhunderts wurde in Wien eine "Skyline" mit den "Wolkenkratzern" Andromeda Tower und Millenium Tower am linken und rechten Donauufer (21. und 20. Bezirk) geschaffen. Auch am Standort des Bahnhofs "Wien Mitte" wurde ein Hochhaus-Komplex geplant, der möglicherweise den Status des 1. Bezirks als UNESCO Weltkulturerbe gefährdet hätte. Das Projekt wurde inzwischen jedoch verworfen.