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Tutanchamun

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Namen von Tutanchamun
Horusname
G5
E1
D44
X1G43X1F31S29X1G43
Z2
(Kn-twt-mswt)
Starker Stier, mit vollkommenen Geburten
Nebtiname
G16
F35O4
Q3
G43M40Z3S29W11
D21
V28D36
N17
N17
N21
N21
(Nfr-hpw sgrH-tAwj)
Mit vollkommenen Gesetzen, der die Beiden Länder beruhigt
G16
G36
D21
O11O1
Z1
M17Y5
N35
(Wr-aH-Jmn)
Der Große des Palastes des Amun
G16
F35O4
Q3
G43Z3S29W11
D21
V28D36
N17
N17
S29R4
X1 Q3
R8A
V30
G43
(Nfr-hpw sgrH-tAwj sHtp-nTrw-nbw)
Mit vollkommenen Gesetzen, der die Beiden Länder beruhigt, der die Götter zufriedenstellt
Goldname
G8
U39N28
Z2
O34R4
X1 Q3
R8A
(WTs-xaw sHtp-nTrw)
Der die Kronen erhebt, der die Götter zufriedenstellt
G8
G43V13
O34
U39N28
Z2
M17X1
I9
A40
I9
ra
(WTs-xaw-jt=f-Ra)
Der die Kronen seines Vaters Re erhebt
Thronname
M23
X1
L2
X1
N5L1Z2
V30
Neb-cheperu-Re
(Nb-xprw-Re)
Herr an Gestalten, ein Re
M23
X1
L2
X1
N5L1Z2
V30
S38H6
(Nb-xprw-Ra hqA-mAat)
Herr an Gestalten, ein Re, Herrscher der Maat
Eigenname
M17X1
N35
N5
X1G43X1S34N35
Aa1
Tutanchaton
(twt-anx-Jtn)
Lebendes Abbild des Aton
angenommene Namen:
M17Y5
N35
X1G43X1S34
Tutanchamun
(twt-anx-Jmn)
Lebendes Abbild des Amun
M17Y5
N35
X1G43X1S34S38O28M26
Tutanchamun heqa iunu schema
(twt-anx-Jmn hqA-Jwnw-Smaj)
Lebendes Abbild des Amun, Herrscher des südlichen Iunu (Heliopolis)
Griechisch
bei Manetho

da Tutanchamun in den Königslisten bei Manetho nicht auftaucht (auf Amenophis III. folgt Haremhab), existiert keine gräzisierte Namensform.

Tutanchamun, in deutscher Fach-Literatur überwiegend mit der nicht korrekten Schreibung Tutenchamun, war ein ägyptischer Pharao der 18. Dynastie, der etwa von 1333 bis 1323 v. Chr. regierte.

Familie

Eltern

Allgemein wird Echnaton als Vater des Tutanchamun angesehen, wie Funde aus Tell el-Amarna nahelegen; der Name seiner Mutter ist jedoch strittig. Favoritin der Ägyptologen bezüglich der Mutterschaft ist Echnatons große Geliebte Kija, des Weiteren kommen Nofretete und auch Maketaton in Betracht. Alle drei Frauen verschwinden um das Jahr 12 des Echnaton aus den Aufzeichnungen. Kijas Inschriften werden getilgt und überschrieben, Maketaton stirbt im Alter von acht oder zehn Jahren und wird in der Königsgruft von Amarna bestattet. Ihr junges Alter könnte auf einen Tod im Kindbett hinweisen. Ein Wandrelief zeigt die trauernde Königsfamilie, ein weiteres eine Amme mit einem Knaben. Die Inschrift hierzu ist zerstört, die Kartuschen zeigen aber die Reste des Namens Nofretete.

Geschwister

Man vermutet, dass Tutanchamun fünf Schwestern/Halbschwestern hatte und einen Bruder/Halbbruder namens Semenchkare. Er wurde mit einer seiner Schwestern/Halbschwestern, Anchesenamun (früher auch Anchesenpaaton), vermählt. In seinem Grab wurden zwei weibliche Föten (Totgeburt/Frühgeburt - siehe Text) gefunden. Es sind keine Söhne bekannt.

Eigene Kinder

Grabfunde und Inschriften belegen, dass Tutanchamun und seine Frau keine Kinder hatten. Die beiden toten Mädchen in seinem Grab, eine Frühgeburt und eine Totgeburt, waren möglicherweise seine Töchter, dies ist jedoch nicht gesichert: in Tutanchamuns Grab und in KV 55 fanden sich eine Vielzahl von fremden Gegenständen aus Gräbern aus Amarna, so dass die Föten möglicherweise ebenfalls aus einem dieser fremden Gräber entnommen wurden. Aus dem Fundumstand allein kann eine so nahe Verwandtschaft (Vater/Tochter) nicht sicher geschlossen werden.

Regentschaft

Von einer Gemeinschaft aus hohen Beamten, Priestern, des Generals Haremhab und des ehemaligen Wesirs des Echnaton Aya, auch Eje genannt, der möglicherweise ein Bruder der Teje war, wird er erst vier Jahre nach dem Tode Echnatons als 9-jähriger Prinz Tutanchaton zum Pharao gekrönt. Dazwischen liegt eine 3-jährigen Regentschaft des Semenchkare, dessen Identität unbekannt ist und teilweise Nofretete zugeschrieben wird. Der unmündige Kindpharao sollte möglicherweise als von dieser Gruppe leicht zu lenkende Marionette dienen, um die Verehrung des Aton zu beschränken und die Verhältnisse vor Echnatons "Revolution" wiederherzustellen. Tutanchamuns Thronname lautet Neb-cheperu-Re. Er wurde mit Anchesenpaaton, der 3. Tochter Echnatons, die somit seine Schwester oder Halbschwester war, vermählt.

Unter dem Druck der Priesterschaft, hoher Beamter und wohl auch unter dem Einfluss seines Erziehers Eje wird der von Echnaton stark bevorzugte Atonkult wieder begrenzt; er wurde jedoch nicht verboten. Der Kindpharao wird dazu überredet oder gezwungen, der Politik seines verstorbenen Vaters und seiner Bevorzugung des Aton abzuschwören. Er ändert seinen Namen Tut-anch-Aton (lebendes Abbild des Aton) in Tut-anch-Amun (lebendes Abbild des Amun oder zu Ehren des Amun) und den seiner Gemahlin von Anchesenpaaton in Anchesenamun ("sie lebt für/durch Amun"). Die neue Hauptstadt Achet-Aton, heute Tell el-Amarna, wird schließlich im zweiten Regierungsjahr als Residenz aufgegeben. Der Königshof zieht nach Memphis um und nicht nach Theben, wie oft fälschlich behauptet wird.

Der bedeutendste Beleg für die unter Tutanchamun durchgeführte Politik ist seine später von Haremhab usurpierte Stele der Restauration, die in Karnak aufgefunden wurde. Auf ihr wird der Verfall des Reiches unter Aton beschrieben und er proklamiert die Rückkehr zu den alten Göttern. Aufgrund der Usurpation deuten einige Ägyptologen Haremhab als Initiator dieser Politik [1] Im ganzen Land lässt der junge Pharao die Tempel der alten Götter restaurieren. Im Luxortempel wird die Dekoration der Kolonnade vollendet, Karnak erhält zwei neue Kapellen und an der Sphinxallee wird wieder gearbeitet. In Medinet Habu baut er an seinem Totentempel (vielleicht der ehemalige Tempel des Anch-cheperu-Re). Von Giseh bis nach Nubien gibt es Hinweise auf seine Bautätigkeit. Einige dieser Denkmäler werden jedoch später ebenfalls von Haremhab usurpiert.

Der Übergang von der Amarna-Zeit vollzog sich jedoch nicht plötzlich: in Tutanchamuns Grab lassen sich zahlreiche Gegenstände finden, auf denen das klassische Motiv, Aton die lebensspendende Sonnenscheibe, zu sehen ist. Eines ist vermutlich der Thronsessel, den Tutanchamun in seinen ersten Regierungsjahren benutzte. Auch in der Kunst hallt die Amarna-Zeit noch lange nach, was besonders an den Elementen Statik und Perspektive zu sehen ist. Somit ist eine erzwungene Abkehr von dem alten Kurs recht unwahrscheinlich, denn in diesem Fall wäre es zu einem Bildersturm gekommen und es wäre drauf geachtet worden, sich genau von den alten Stilen abzugrenzen. Es gibt so viele Verbindungen, dass Ägyptologen die Pharaonen Tutanchamun und Eje ebenfalls zur Amarna-Zeit zählen (manchmal differenziert durch nach Amarna).

Neben Eje und Haremhab sind noch diverse andere Beamte unter Tutanchamun bezeugt. Der südliche Wesir war ein gewisser Usermont und Pentu war ein weiterer Wesir, der bisher nur von einer Topfaufschrift im Grab bezeugt ist. Eine bedeutende Persönlichkeit war auch der Schatzhausvorsteher Maya, dessen Grab in Saqqara gefunden wurde und reich mit Reliefs dekoriert war. Vizekönig von Kusch war schließlich Huy, der vor allem von seinem reich dekorierten Grab in Theben bekannt ist.

Tod

Über das Sterbealter wurde unter den Ägyptologen heftig diskutiert: Derry, Harrison, Leek, Germer u. a. gaben ihm eine Lebenszeit von ca. 18 Jahren. Gabolde, Wente und Harris hielten die Mumie für die eines 23 bis 27 Jahre alten Mannes. Die CT-Untersuchung vom 6. Januar 2005 hat jetzt in diesem Punkt Klarheit gebracht: Tutanchamun starb im Alter von 18 bis 20 Jahren.

Die Totenmaske des Tutanchamun im Ägyptischen Museum (Kairo)

Der Tod des Königs kam plötzlich und unerwartet. Lange Zeit wurde von Fachleuten angenommen, dass obwohl Tutanchamun immer in der Nähe seines Großvaters Amenophis III. bestattet sein wollte, ihn sein höchster Berater und Nachfolger Eje II. in einem kleinen, nicht ursprünglich für eine königliche Bestattung vorgesehenen Grab (KV62) im Wadi Biban el-Muluk (Tal der Könige) beisetzen ließ. Nach neueren Überlegungen kamen Ägyptologen jedoch zu der Ansicht, dass Tutanchamuns Grab (KV62) von Anfang an als solches für ihn vorgesehen war, da ein naheliegendes Grab (KV 55) als das der Kija, einer Kandidatin seiner Mutterschaft (in der Theorie als Mutter nachgewiesen).

Die Namen des Pharaos, seiner Gattin und des Nachfolgers Eje wurden wie der aller Amarna-Könige schon wenig später von Haremhab oder Sethos I. in allen offiziellen Dokumenten gestrichen und von den Wänden abgekratzt, so dass sie in keinen Königslisten auftauchen. Auf Amenophis III. folgt dort direkt Haremhab. Das Grab entging der völligen Plünderung, da der Eingang mit Abraum vom Aushub des Grabes Ramses' VI. verschüttet war. Jedoch muss es vorher mindestens zwei mal Personen gelungen sein, in das Grab einzudringen.

Seit der Entdeckung des Pharaos in seinem Grab wird über die Todesursache immer wieder spekuliert.

Darstellung im Grab

Sein Nachfolger und engster väterlicher Berater Eje richtete das Begräbnis für Tutanchamun aus und er wird bereits in dessen Grabkammer, die zu Lebzeiten des noch sehr jungen Pharaos auch mit den Gemälden und Inschriften angelegt wurde, als sein Nachfolger bei der Mundöffnungszeremonie dargestellt. Normalerweise wurden sofort beim Tod eines Pharaos alle Arbeiten in seiner Grabanlage immer eingestellt, deswegen dürfte eine solche Darstellung nicht existieren. Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten.

  1. Im Grunde konnte niemand vorher wissen, dass Tutanchamun schon mit 18 Jahren sehr früh sterben würde, Eje aber selbst, mehr als 50 Jahre alt, hätte eigentlich damit rechnen musste, diesen Pharao nicht zu überleben; diese vor dem Tod von Tutanchamun angefertigte Darstellung der Mundöffnungszeremonie könnte ein Hinweis darauf sein, dass Eje bei dem frühen Tod von Tutanchamun seine Hände mit im Spiel hatte. Ein mit den Jahren zunehmend selbstbewusst werdender Pharao, der dann womöglich auch noch einen männlichen Nachfolger zeugen würde, war nicht in seinem Interesse.
  2. Eje wird als gekrönt dargestellt, d.h. die Grabwände wurden nach seiner Amtseinhebung und nach Tutanchamuns Tod angefertigt. Möglicherweise wurde mit der Tradition gebrochen, um den Pharao nicht ohne ausreichend Schutz und Beistand ins Jenseits zu geleiten. Die hastig, fast schon schlampig ausgeführten Arbeiten und die Rußflecken sprechen dafür. Die Krönung nach dem Tod, aber vor dem Begräbnis des alten Pharaos lässt sich durch Haremhabs Streben nach der Königswürde erklären.

Todesursache

So erläutert Bob Brier in seinem Buch Der Mordfall Tutanchamun, dass der Tod durch gewaltsame Einwirkungen von außen eingetreten wäre. Dabei geht er von einer unnatürlichen Todesursache aus. Er belegt dies mit uralten Röntgenaufnahmen, auf der eine Verletzung des Schädels zu sehen ist. Dies war in Ägyptologenkreisen, aber auch unter Medizinern sehr umstritten, doch handelte es sich hierbei um ein Missverständnis: auf der Röntgenaufnahme ist ein abgesplittertes Knochenstück zu sehen, dass sich nach dem Tode löste. Vielfach ging man davon aus, dass sowohl Harris, der die Aufnahmen anfertigte, als auch Brier sich darauf beziehen. Zumindest bei Brier kann dies durch das Lesen seines, zugegebenermaßen etwas schlecht strukturierten Buches, geklärt werden. Weiterhin zeigte sich jedoch ebenfalls eine Druckverletzung, die durch einen Schlag oder einen Tumor entstanden sein könnte. Brier entscheidet sich für einen Schlag, was jedoch ein Trugschluss war - wie durch die spätere CT-Untersuchung festgestellt wurde. Ebenfalls ist auch nicht abschließend geklärt, wer Tutanchamuns Eltern waren. Das heute fehlende Brustbein und die fehlenden Rippen der Mumie geben weitere Rätsel auf. Bei der Bergung gingen Carter & Carnavorn nicht sehr sanft mit dem Körper um und waren mehr auf die kostbaren Materialien fixiert, so dass die Beschädigungen wohl daher kommen.

Um das Geheimnis der Todesursache des Tutanchamun intensiver zu untersuchen, wurde seine Mumie am 6. Januar 2005 in Luxor aus dem Sarkophag geholt, in dem sie aufgebahrt wird. Mittels einer Computertomografie wurde der Körper des Pharao untersucht. Bei dieser Gelegenheit beklagte der Generalsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung Dr. Zahi Hawass noch einmal den schlechten Zustand der Mumie, den er auf die nicht fachgemäße Behandlung durch Howard Carter zurückführte. Bei der anschließenden Untersuchung stellte sich heraus, dass die Todesursache Tutanchamuns kein Schlag auf den Kopf gewesen sein kann, da keinerlei auf diese Art verursachten Verletzungen am Schädel festgestellt werden konnten. Zur allgemeinen Überraschung ist ein bislang unentdeckter Oberschenkelbruch des linken Beins entdeckt worden. Einige Spezialisten des selben Untersuchungsteams erkannten auch einen Bruch des linken unteren Oberschenkels, dazu einen Bruch der rechten Kniescheibe und des rechten unteren Beines. Strittig blieb jedoch, ob der oder die Brüche vor oder nach dem Tod des Königs erfolgten. Einige Ärzte vermuteten, dass zumindest einer dieser Beinbrüche zu Lebzeiten des Pharaos geschah und in kürzester Zeit zu einer tödlichen Infektion geführt hat. Bei dieser Annahme bleibt es aber weiterhin spekulativ, ob ein solcher Bruch vor dem Tode Tutanchamuns durch einen Unfall oder ein Attentat verursacht wurde.

Ein anderes Mordszenario, wie zum Beispiel Vergiftung oder Erdrosselung kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Nach weiteren Untersuchungen der alten Röntgenbilder durch den Radiologen Richard Boyer folgerte dieser einst, dass Tutanchamun unter Skoliose (Deformation der Wirbelsäule) und an dem Klippel-Feil-Syndrom (Verschmelzen mehrerer Halswirbel miteinander) litt. Die Untersuchungsbeteiligten der Computertomografie können eine Skoliose nicht bestätigen. Sie vermuten, dass die zweifellos vorhandene leichte Wirbelsäulendeformation durch die Mumifizierung verursacht wurde. Zum Thema Klippel-Feil-Syndrom wird jedoch in der offiziellen Presseverlautbarung vom 8. März 2005 nichts gesagt.

Die untersuchenden Wissenschaftler sind zumindest übereinstimmend der Ansicht, dass sich die von Bob Brier geäußerte Mordtheorie durch die Ergebnisse der CT-Untersuchungen im Januar - März 2005 nicht bestätigen lässt.
Zahi Hawass schloss sich dieser These an und bestritt energisch die Ernsthaftigkeit einer Mordtheorie, was jedoch im krassen Gegensatz zu früheren Äußerungen steht. Diese müssen jedoch keine ernsthafte Grundlage gehabt haben und können auf anderen Motiven (Presse, Tourismus) basieren.

Die Schätze des Grabes

Sarg des Tutanchamun

Als Howard Carter 1922 das Grab im Tal der Könige entdeckte, ging die Nachricht davon um die ganze Welt und entfachte großes Interesse, das lange nicht abklang. Das Grab, anfangs als ungeöffnet deklamiert, war relativ unversehrt, wie man bei der Graböffnung am 17. Februar 1923 feststellen konnte. Tutanchamun, obwohl nur ein unbedeutender König, hatte eine reichhaltige Menge kostbarer Grabbeigaben, die viele Ägyptologen im Geiste vervielfältigen, wenn sie an die geplünderten Gräber bedeutenderer Pharaonen denken. Als einzige Mumie der ägyptischen Könige befindet sich die Mumie Tutanchamuns heute wieder in ihrem Grab.

Goldene Grabbeigaben

Thron aus dem Grab von Tutanchamun

Viele der Grabbeigaben sind aus Gold, so zum Beispiel eines der berühmtesten Fundstücke: die goldene Totenmaske von Tutanchamun. Sie bedeckte Kopf, Schultern und Brust; abgebildet ist das für die 18. Dynastie typische Nemes-Kopftuch. Auch die mit Lapislazuli umrandeten Augen sind ein charakteristisches Merkmal. Weder vorher noch später wurden Totenmasken von solcher Kunstfertigkeit erstellt. Weiterhin wurden, neben dem Sarg, ein großer goldener Schrein sowie mehrere Statuen gefunden. Am bekanntesten sind wohl die lebensgroßen Wächterstatuen, die jedoch nur zu einem kleinen Teil aus Gold bestehen. Ein wichtiges Fundstück ist ebenfalls der kleine Thron, der ebenfalls reich vergoldet ist. Eine Seite zeigt farbige Darstellungen aus dem Leben des Tutanchamun, die Vorderseite stellt die Salbung des Pharaos durch seine Ehefrau da. Dies ist im Amarna-Stil gehalten, wie an dem Foto zu sehen ist. Die Fußstellung des Königs, die allgemein lockere Haltung und nicht zuletzt die Atonscheibe, die ankh-Kreuze hält, sind auch bei dieser kleinen Darstellung klar zu erkennen. Außerdem wurden Tutanchamun viele Kleidungsstücke beigegeben, darunter goldene Sandalen, die mit einer Schnur zwischen den großen Zehen verlaufen (gewissermaßen die ersten Flip-Flops der Geschichte).

Andere Beigaben

Weitere wichtige Grabbeigaben waren Pfeil und Bogen, sowie mehrere in Einzelteile zerlegte Streitwagen und andere Jagd-Utensilien, die der junge Pharao wohl auf seinen Jagdzügen verwendet hatte. Auch ein Kistchen mit Schreibzeug wurde dem König beigelegt, in dem sogar noch eingetrocknete Farbe gefunden wurde. Es trägt die Kartusche einer seiner Schwestern, und ist darüber hinaus wenig benutzt worden, was einige Ägyptologen zu gewagten Interpretation verleitete. Unter der Fülle der weiteren Einzelteile ist ein goldener, großer Fächer bekannt geworden. Dieser besteht aus einem langen Stab mit einem halbrunden, großen zweidimensionalen Aufsatz. Ursprünglich hatten sich im oberen Aufsatz Pfauenfedern befunden; doch nach Carters und Carnarvorns regelmäßiger Aufforderung an Besucher, kräftig daran zu ziehen (um sich mit eigenen Augen von der Stabilität zu überzeugen), kam nur der goldene Teil letztlich im Museum an. Ein Blumenkranz fiel ihnen ebenfalls zum Opfer. Die Grabforscher interpretierten es romantisch als das Geschenk der trauernden Witwe.

Die beiden Föten

Weitere wichtige Grabbeigaben sind die beiden frühgeborenen Säuglinge, die gegen die ägyptische Sitte mumifiziert wurden. Dies ist ein einmaliger Fund, denn totgeborene Kinder besaßen kein Ka. Der kleinere der Säuglinge wurde unversehrt mumifiziert, dem größeren wurde mit einem winzigen Instrument das Gehirn entnommen. Dieses Werkzeug war so klein, dass es speziell für die Mumifizierung angefertigt wurde. Der untersuchende Mediziner, Douglas Derry, warf es weg. An den beiden Säuglingen wurden mehrere paläopathologischen Untersuchungen durchgeführt; darauf vermutete man, dass sie an bestimmten Krankheiten gelitten hätten, z. B. Spina bifida. Die Säuglinge werden allgemein als Tutanchamuns und Anchesenamuns Kinder gesehen, woraus man gerne Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand des Vaters zieht. Es gibt jedoch keinen Beweis, dass hier eine enge Blutsverwandtschaft besteht. Viele Gegenstände des Grabes stammen aus Amarna, möglicherweise wurden auch die Säuglinge aus einem Grab seiner Schwestern mitgenommen.

Interpretation

Viele der Grabbeigaben sind Gebrauchsgegenstände des Königs; teilweise benutzte er sie möglicherweise bis zu seinem Tode, teilweise (wie der Kinderthron aus Amarna) waren sie schon seit längerer Zeit nicht mehr in Gebrauch. Es gibt viele Grabbeigaben, die die Namen von Tutanchamuns Verwandten trugen; das Schreibzeug war z. B. im Besitz seiner Schwester Maketaton gewesen.

Die Fundstücke aus Amarna wurden wahrscheinlich zu einem früheren Zeitpunkt, vor dem Tode des Königs, herbeigeschafft. In der Nähe des Tutanchamun-Grabes liegt ein rätselhaftes Grab, KV 55, dessen Inhaber nicht ganz klar ist. In Frage kommen Teje, Nofretete, Semenchkare, Echnaton oder Kija. Der Inhalt des Grabes besteht jedoch aus Gegenständen aus Amarna, und zwar von verschiedenen Besitzern. Es wurde wohl eine Expedition nach Amarna geschickt (möglicherweise um eine bestimmte Mumie zu holen), die all diese Dinge mitbrachten. Eine zerstörte Mumie, eher ein Skelett, wurde in einem Sarkophag gefunden, der nach der Rekonstruktion des Deckels Echnaton zuzuordnen ist. Die Knochenreste selbst stammen von einem etwas über 20-jährigen Mann: damit scheiden außer Semenchkare alle oben angegebenen Personen aus.

Siegel mit dem Thronnamen von Tutanchamun

Es ist nicht hinreichend geklärt, ob die ägyptische Sitte Geschenke von Verwandten im Grab beinhaltete, und ob die Grabbeigaben neugefertigt wurden oder man Gebrauchsgegenstände ebenfalls mitnahm. Am wahrscheinlichsten erscheint es, dass sowohl Gebrauchsgegenstände mitgenommen wurden (Amtsinsignien z. B.), als auch einige Stücke speziell für das Jenseits neu gefertigt wurden.

Es gibt jedoch die immer ernst zu nehmendere Möglichkeit, dass das Grab Tutanchamuns überstürzt gefüllt wurde, und dass nicht hinter allen alten oder "geschenkten" Dingen eine bewusste Intention steht. Dafür sprechen zum einen die Mumie des Königs, die in sehr kurzer Zeit mumifiziert und nicht ausreichend ausgetrocknet wurde. Weiterhin hat Christine El-Mahdy bewiesen, dass die Weinkrüge nicht durch den Lauf der Jahrhunderte ausgetrocknet sind, sondern schon leer waren, als man sie in das Grab legte. Dies alles könnten Indizien für eine überstürzte Beerdigung sein.

Die mysteriöse Dachamunzu-Affäre, die sich an Tutanchamuns Tod anschloss, wird teilweise als geschickter Schachzug des königlichen Beraters Eje interpretiert, der den General Haremhab, der ebenfalls als Berater fungierte, aus dem Weg schaffen wollte, damit dieser nicht den Thron für sich beanspruchen könnte. Die hastige Mumifizierung und das seltsame Gehäufe von alten, geschenkten oder unbrauchbaren Grabbeigaben spricht dafür. Trotz allem ist es nur eine Theorie von mehreren, und man kann die Indizien auch auf andere Weise interpretieren.

Der Fluch der Pharaonen

Im Zusammenhang mit den Ausgrabungsarbeiten und dem regen Interesse der Weltpresse machte auch die Legende vom Fluch des Pharao die Runde. Viel fabuliert wurde über den Fluch der Mumie, welcher die Entdecker traf und mysteriöserweise viele Mitglieder der Expeditionen Carters innerhalb weniger Jahre dahinraffte.

S.: Fluch des Pharao

Siehe auch

Ägyptologie, Pharao, Fluch des Pharao

Quellen

  1. Christine El-Mahdy, Tutanchamun. Leben und Sterben des jungen Pharao, Goldmann Verlag 2004, ISBN 3442152607

Literatur

  • Bob Brier: Der Mordfall Tutanchamun. Piper, München-Zürich 2000. ISBN 3-492-04159-0
  • Christine El Mahdy: Tutanchamun. Leben und Sterben des jungen Pharao. Goldmann, München 2004. ISBN 3-442-15260-7
  • Howard Carter, Arthur Mace: Tutenchamun. Ein ägyptisches Königsgrab. 3 Bde. Leipzig 1927. (populärwiss. Buch, kein wissensch. Bericht, den uns Howard Carter Zeit seines Lebens vorenthalten hat)
  • Hans Werding: Moses war Tutenchamun. ISBN 3-9803892-1-9
Commons: Tutankhamun – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
VorgängerAmtNachfolger
SemenchkarePharao von Ägypten
18. Dynastie
Eje II.
Zeitgenossen von Tutanchamun (1333-1323)
Hethiter Assyrien Hanigalbat
Suppiluliuma I. (1355–1323) Aššur-uballit I. (1365–1330) Šattiwaza (1350-1320)

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