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Gotthardbahn

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Die nördliche Einfahrt in den Gotthardtunnel bei Göschenen, die linke Tunnelhälfte wurde erst um 1960 erbaut und vereinigt sich nach etwa 80m mit der Hauptröhre.

Die Gotthardbahn (GB) war eine private Eisenbahngesellschaft in der Schweiz, die eine Eisenbahnlinie von Immensee (Kanton Schwyz) durch das Gotthardmassiv nach Chiasso (Kanton Tessin) baute und betrieb. Zugleich bezeichnet man diese Linie als Gotthardbahn.

Bau

Das Denkmal für die beim Bau umgekommenen Arbeiter in Airolo

Nach der Semmering-Bahn (1854), der Brennerbahn (1867) und der Mont-Cenis-Strecke (1871) war die Gotthard-Bahn (GB) die vierte, aber zugleich auch die kühnste Alpenquerung. Mit ihrem Bau wurde 1872 nach lange währenden Diskussionen über die richtige Linienführung und einem schließlich 1869 mit dem Königreich Italien und dem Deutschen Reich abgeschlossenen Staatsvertrag durch die Gotthard-Bahn begonnen. Bereits 1874 konnten die südlichen Talstrecken Biasca-Giubiasco-Locarno und Lugano-Chiasso eröffnet werden.

Am 1. Juni 1882 wurde die durchgehende Verbindung von Immensee bis Chiasso feierlich in Betrieb genommen. Zu diesem Zeitpunkt war der 15.003 m lange Gotthard-Scheiteltunnel der längste Eisenbahntunnel der Welt und wurde erst 1906 vom Simplon-Tunnel übertroffen.

Ein Denkmal für die Opfer des Eisenbahntunnelbaus, geschaffen vom Künstler Vincenzo Vela, ist am Bahnhof von Airolo direkt an der Südausfahrt des Tunnels zu finden.

Gleichzeitig eröffnete die Aargauische Südbahn mit dem Teilstück Rotkreuz-Immensee die Zufahrtsverbindung von Aarau nach Arth-Goldau. Die Zufahrtslinien von Zürich und Luzern zur Gotthardbahn wurden erst 1887 fertiggestellt.

1909 ist die GB im Zuge der Privatbahn-Verstaatlichungen von den SBB übernommen worden. Die Elektrifizierung der schon bald nach ihrer Eröffnung überwiegend doppelspurig ausgebauten Strecke wurde 1922 abgeschlossen.

Strecke

Ein Fernverkehrszug überquert bei Wassen die Mittlere Meienreuss-Brücke
Krokodil Ce 6/8 in Erstfeld
Intschireuss-Brücke
Datei:Kirche wassen.jpg
Kirche von Wassen mit Oberer Meienreuss-Brücke (vorn) und Mittlerer Meienreuss-Brücke
Biaschina

Die Linie besteht von Norden her hauptsächlich aus den fünf Abschnitten Talbahn (Nord), Nordrampe, Gotthardtunnel, Südrampe und Talbahn (Süd)

Talbahn (Nord), Immensee-Erstfeld

Von Immensee führt die Linie das Südufer des Zugersees und dem Fuße der Rigi entlag zum Knotenpunkt Arth-Goldau (510 m ü. M.). Hier stößt man auf die aus Zürich-Zug kommende Linie, die Schweizerische Südostbahn AG, welche Richtung Biberbrugg-Rapperswil/Einsiedeln fährt, und die Rigi-Bahnen für einen Abstecher hinauf auf die Rigi. Weiter geht es am kleinen Lauerzersee vorbei zum Kantonshauptort Schwyz (455 m ü.M.). In Brunnen gelangt man an den Vierwaldstättersee und dessen oberen Teil, den Urnersee. Hinter der Station teilt sich die beim Ausbau auf Doppelspur über 12 km getrennt laufende Strecke und führt durch verschiedene Tunnel und Galerien das Steilufer des Sees entlang. Bei Sisikon überquert man die Grenze zum Kanton Uri und erreicht bei Flüelen den Anfang des Vierwaldstättersees. Über Altdorf erreicht man bald Erstfeld (472 m ü.M.), den Beginn der Gotthard-Nordrampe.

Nordrampe, Erstfeld-Göschenen

In Erstfeld befindet sich das Lokomotiv-Depot der SBB und die Züge werden hier bei Bedarf durch Beistellung von zusätzlichen Lokomotiven für die Steilstrecke verstärkt. Zur Erinnerung an die legendären Gotthard-Lokomotiven "Krokodil" der Reihe Ce 6/8 wurde beim Depot die Lok 14270 aus dem Jahr 1921 als Denkmal aufgestellt.

Die Strecke wird nun mit bis zu 2,8% Steigung merklich steiler. Hinter Amsteg führt die Linie über die eindrucksvolle Chärstelenbach-Brücke und wechselt über die moderne Intschireuss-Brücke, die mit 77 m die höchste Brücke der SBB ist, auf die westliche Seite des enger werdenden Reuss-Tales. Hinter Gurtnellen (738 m ü.M.) liegt der 1476 m lange Pfaffensprung-Kehrtunnel und bald folgt die berühmte Doppelschleife von Wassen (928 m ü.M.) mit ihren beiden grossen Kehrtunnels. Dabei überqueren die Geleise drei Mal die Meienreuss, die erste Brücke liegt noch unterhalb der als Orientierungspunkt bekannten Dorfkirche, die oberste etwa 200 m höher. Aus drei unterschiedlichen Richtungen hat man so einen Ausblick auf "s'Chileli vo Wasse" (die Kirche von Wassen). Hinter dem 1570 m langen letzten Tunnel der Nordrampe erreicht man den Bahnhof von Göschenen auf 1'106 m ü.M. Vor dem Bahnhof wartet die schmalspurige Zahnradbahn der Matterhorn-Gotthard-Bahn (vormals Schöllenenbahn/Furka-Oberalp-Bahn) auf die Reisenden, welche lieber nach Andermatt und dann weiter über den Gotthard-, Furka-, Nufenen- oder Oberalppass reisen möchten.

Gotthardtunnel, Göschenen-Airolo

Nun folgt der 15.003 m lange, doppelspurige und einröhrig gebaute Gotthardtunnel. Im Innern des Tunnels, nach 9 km, erreicht man den höchsten Punkt der Gotthardbahn, den Scheitelpunkt auf 1.151 m ü.M. Zugleich wechselt man in den Kanton Tessin. Nach einer 11-minütigen Fahrt tritt der Zug in Airolo (1.142 m ü.M.) wieder ans Tageslicht.

Südrampe, Airolo-Biasca

Nach dem Verlassen von Airolo überquert man den Bach Ticino und fährt hinunter durch das Valle Leventina. In Ambri-Piotta sieht man links die mit 87,8% steilste Standseilbahn der Schweiz, die hinauf zum Ritom-Stausee führt. Hinter Rodi-Fiesso (942 m ü.M.) beginnt der eindruckvollste Abschnitt der Südrampe. Das Tal verengt sich zur Piottino-Schlucht, und man durchfährt zunächst den auf der linken Talseite liegenden Freggio-Kehrtunnel und dann gegenüber auf der anderen Talseite den Prato-Kehrtunnel. So erreicht man den 200 m tiefer liegenden Bahnhof von Faido. Hinter Lavorgo (615 m ü.M.) passiert man abermals zwei Kehrtunnel, unter Eisenbahnfreunde als Biaschina-Schlaufen bekannt, und erreicht das nur noch 391 m ü.M. liegende Giornico. Durch das sich weitende Tal gelangt man schließlich hinunter nach Biasca (293 m ü.M.).

Talbahn (Süd), Biasca-Chiasso

Ab Biasca fährt die Gotthardbahn dem Ticino entlang abwärts bis nach Bellinzona (241 m ü.M.), der Hauptstadt des Kantons Tessin. In Giubiasco zweigt die nach Locarno und Luino führende Linie ab. Jetzt steigt die Strecke mit schönen Ausblicken auf die Tessiner Alpen und den Lago Maggiore zum Monte Ceneri hin wieder deutlich an und führt durch zwei parallele, einspurige Tunnels zum Scheitelpunkt Rivera-Bironico (472 m ü.M.). Talabwärts geht es dann weiter nach Lugano (272 m ü.M.). Am Westufer des Lago di Lugano entlang geht es weiter nach Melide. Hier findet man das Swissminiatur, eine Modellanlage der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Schweiz im Maßstab 1:25. Über den 817 m langen Seedamm von Melide wechselt darauf die Gotthardbahn die Seeseite und führt am Ostufer entlang nach Capolago und Mendrisio. Nach über 200 km Fahrt trifft man schließlich im Grenzort Chiasso (238 m ü.M.) ein, dem Endpunkt der Gotthardbahn.

Zukunft

Als Entlastung der Gotthardbahn wird momentan an einem Basistunnel gebaut, der 2015 eröffnet werden soll. Dieser ist ein Bestandteil der Neuen Eisenbahn-Alpentransversalen (NEAT). Ab dann wird die Bergstrecke nur noch von Schnellzügen befahren werden und die IC- bzw. Cisalpino-Züge und Güterzüge werden diese Flachbahn benützen. Der Basistunnel wird dann eine Läge von 57 km haben und der längste Tunnel der Welt sein.