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Martin Heidegger

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Martin Heidegger (* 26. September 1889 in Meßkirch; † 26. Mai 1976 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Philosoph.

Heidegger studierte in Freiburg im Breisgau Theologie und Philosophie. Sein Lehrer in Freiburg war Edmund Husserl, einer der Begründer der Phänomenologie. Nach einer außerordentlichen Professur in Marburg 1923-1927 wurde Heidegger 1928 in Freiburg Professor. Er beeinflusste zahlreiche weitere große Philosophen wie Hans-Georg Gadamer, Maurice Merleau-Ponty, Jean-Paul Sartre, Emmanuel Levinas und Hannah Arendt.

Leben und Werk

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Martin Heidegger

Heidegger gilt als wichtigster Begründer der existentialistischen Strömung innerhalb der europäischen Kontinentalphilosophie. Seine Gedanken wurden vor allem in Deutschland und Frankreich immer wieder aufgegriffen, aber auch von vielen Seiten (Wiener Kreis, Bertrand Russell, Rudolf Carnap) verworfen. Nicht nur sein Werk und dessen Bedeutung, sondern vor allem Heideggers Person ist sehr umstritten.

Heidegger trat - wie viele deutsche Wissenschaftler und Intellektuelle - am 1. Mai 1933 der NSDAP bei und wurde am 10. Mai 1933 Rektor der Universität Freiburg. Die bereits vor Amtsantritt erfolgte Beurlaubung (am 6. April 1933) seines jüdischen Lehrers Husserl wurde am 20. Juli 1933 wieder aufgehoben. Bereits im Februar 1934 trat er als Rektor wieder zurück und widmete sich nur noch der Lehre und Forschung.

Am 31. Dezember 1935 wurde Husserl die Lehrbefugnis entzogen.

Heideggers Verhältnis zum nationalsozialistischen Regime ist zweideutig: So untersagte er zwar als Rektor Bücherverbrennungen an der Universität, andererseits unternahm er nur wenig, um die zunehmenden antisemitischen Ressentiments an der Universität einzudämmen.

In der Neuauflage (1941) seines Hauptwerks "Sein und Zeit" wurde auf Druck des Verlages die Widmung an Husserl am Anfang des Buches entfernt, eine weitere Widmung innerhalb des Textes blieb aber erhalten.

Er weigerte sich nach dem Krieg aus seiner "Einführung in die Metaphysik" (von 1935) Passagen zu entfernen, welche als Idealisierung der Nazi-Herrschaft verstanden werden könnten. Heidegger unterhielt mit seiner Schülerin Hannah Arendt 1924 eine Liebesbeziehung, die mit der Emigration von Hannah Arendt endete. Arendt sprach sich bei einer Anhörung im Laufe der Entnazifizierung für Heidegger aus und blieb mit ihm befreundet, obwohl er wegen seines kurzen politischen Engagements in einigen Kreisen geächtet war und ein mehrjähriges Lehrverbot erhielt. In einem Gutachten hatte sich Karl Jaspers für eine vorübergehende Unterbindung der Lehrtätigkeit unter Beibehaltung der Möglichkeit zu forschen für Heidegger ausgesprochen. Heidegger äußerte sich nie ausführlich über sein Engagement während des Dritten Reichs. Auch in dem Interview mit dem Spiegel, das auf Heideggers Wunsch erst nach seinem Tod (1976) veröffentlicht wurde, kommt er nie zu einer deutlichen Beurteilung seiner politischen Einstellungen. Heideggers Weigerung, dazu Stellung zu nehmen, belasteten seine Freundschaften (u.a. mit Paul Celan, dessen Eltern von den Nazis ermordet worden waren) und die Rezeption seines Werks. Es ist wahrscheinlich, dass Heidegger nicht antisemitisch und kein Anhänger des Führerkults um Hitler war, wohl aber ein Rechtsintellektueller mit starken Sympathien für die Nazi-Ideologie. Diese Sympathien können als Konsequenz aus seinem philosophischen Denken betrachtet werden, dahingehende Äußerungen Heideggers während des Dritten Reichs sprechen dafür, dass auch er selbst dies so sah. ccccc

Philosophie

Heideggers Hauptwerk "Sein und Zeit" von 1927 gilt manchen als eines der bedeutendsten philosophische Werke des 20. Jahrhunderts; andere fühlen sich durch den gewaltsamen Umgang des Autors mit der Sprache eher abgestoßen (Herder: "Wer einer Nation ihre Sprache verkünstelt (mit welchem Scharfsinn es auch geschehe), hat das Werkzeug ihrer Vernunft verdorben."). Heidegger versucht in seinem Hauptwerk die Begründung einer Fundamentalontologie, indem er die Frage nach dem Sinn des Seins ursprünglich stellt, d.h. er versucht, sich in seinem Denken von der aristotelisch-platonischen Denktradition zu lösen, die in seinen Augen die Frage nach dem Sinn des Seins unbeantwortet und unbehandelt lässt. Diese dekonstruktivistische Grundhaltung gegenüber den überlieferten Tradition des Denkens hat die Hermeneutik als eigene philosophische Disziplin hervorgebracht.

Literatur

Werke

Die Martin Heidegger Gesamtausgabe erscheint im Vittorio Klostermann Verlag. Sie wird voraussichtlich über 100 Bände betragen.

Zum Werk

  • Dieter Thomä: "Die Zeit des Selbst und die Zeit danach. Zur Kritik der Textgeschichte Martin Heideggers 1910-1976" Suhrkamp Verlag, 1990.
  • Dieter Thomä (Hg.): "Heidegger-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung" Verlag J.B. Metzler, 2003.

Biographien

  • Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland Carl Hanser Verlag, 1994 (Diese Biographie ist zugleich eine Einführung in das Werk.)
  • Hugo Ott: "Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie" Campus Verlag, 1992.

Kritische Literatur

  • Victor Farías: Heidegger und der Nationalsozialismus, S. Fischer, 1987, aus dem Französischen von Klaus Laermann.
  • Jürg Altwegg (Hrg.): Die Heidegger Kontroverse Athenäum, 1988 (Eine Sammlung kritischer Stellungnahmen zum Farias-Buch)

Verschiedenes

  • Thomas Rentsch: Martin Heidegger - Das Sein und der Tod, München 1989
  • Thomas Bernhard: Alte Meister
  • www.heidegger.org Martin Heidegger web site von Burghard Heidegger. Biographisches, Aktuelles, Informationen zu: Meßkircher-Martin-Heidegger-Stiftung, Martin-Heidegger-Gesellschaft e.V., Martin-Heidegger-Forschungsgruppe.
  • www.martin-heidegger.org Martin Heidegger -- Resources Web Page von Daniel Fidel Ferrer. Biographisches und Bibliographisches, Ressourcen, Forschungsinitiativen (auf Englisch).
  • Materialien zu Sein und Zeit bei philosophisches-lesen.de