Ruhr
Ruhr | ||
![]() Ruhrquelle am Ruhrkopf bei Winterberg-Elkeringhausen | ||
Daten | ||
Lage | rechter Nebenfluss des Rheins in Nordrhein-Westfalen | |
Quelle | am Ruhrkopf bei Winterberg | |
Quellhöhe | Höhenangabe ist keine Zahl | |
Mündung | Duisburg-Ruhrort | |
Mündungshöhe | Höhenangabe ist keine Zahl | |
Höhenunterschied | 657 m
Bitte Sohlgefälle manuell eingeben, da im Höhenunterschied auch Buchstaben enthalten sind. | |
Länge | Längenangabe ist keine Zahl | |
Einzugsgebiet | Einzugsgebiet ist keine Zahl | |
Großstädte | Dortmund, Hagen, Witten, Bochum, Essen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Duisburg | |
Mittelstädte | Meschede, Arnsberg, Fröndenberg, Menden, Iserlohn, Schwerte, Herdecke, Wetter, Hattingen | |
Kleinstädte | Winterberg, Olsberg |
Die Ruhr ist ein etwa 221 km langer, rechter Nebenfluss des Rheins in Nordrhein-Westfalen, Deutschland mit einem Einzugsgebiet von 4.485 km². Sie ist für die größte europäische Industrieregion, das Ruhrgebiet, namensgebend. Über rund 98 km mäandert der Flusslauf auf dem Gebiet des Regionalverbands Ruhr. Die mittlere Abflussmenge der Ruhr in ihrem Unterlauf beträgt am Pegel Mülheim 79 m³/s; somit ist die Ruhr nach Wasserführung der fünftgrößte Nebenfluss des Rheins.
Flusslauf
Quelle
Die Ruhr entspringt im Rothaargebirge im Hochsauerland am Nordhang des Ruhrkopfs (696 m ü. NN) auf der Rhein-Weser-Wasserscheide. Während die Ruhr in Richtung Westen fließt und schließlich in den Rhein mündet, fließt das Wasser der nur kurzen Bäche, die am Südosthang des Ruhrkopfs entspringen, in die Orke. Diese wiederum entspringt nur etwas weiter östlich am Reetsberg und fließt anfangs in westliche, dann aber in östliche Richtung in die Eder, deren Wasser über die Fulda in die Weser fließt.
Die Ruhrquelle liegt rund 674 m hoch, etwa 1,5 km nordwestlich von Winterberg-Elkeringhausen, 3 km nordöstlich von Winterberg und 4 km südöstlich der Nordhelle. Seit 1849 ist sie mit Mauerwerk gefasst.
Verlauf

Von ihrem Quellbereich fließt die Ruhr im Wesentlichen in Richtung Westen, dabei wird sie beidseitig von Gebirgszügen des Rheinischen Schiefergebirges begrenzt. Zuerst fließt ihr Wasser entlang der B 480 nach Norden. In dieser Richtung steuert ihr Wasser nur etwas westlich vorbei an den Bruchhauser Steinen auf den Naturpark Arnsberger Wald zu, vor dem sie bei Olsberg in Richtung Westen abbiegt. Nach dieser Stadt schließen sich im Norden die recht hoch aufragenden südlichen Berge des eben genannten Naturparks an. Zum Beispiel über Meschede fließt das Ruhrwasser entlang der A46 weiter in Richtung Westen nach Arnsberg.

Etwas weiter nordwestlich knickt die Ruhr bei dem am Haarstrang liegenden Wickede nach Westen ab, um nach etwa 30 km mit dem Hengsteysee den ersten Ruhrstausee zu passieren. Südlich der Hohensyburg hat sie zuvor aus Hagen kommend ihren größten Nebenfluss, die Lenne, aufgenommen, durch den sich ihr mittleres Abflussvolumen von 30 auf 55 Kubikmeter/Sekunde fast verdoppelt. Am Harkortsee bei Wetter schlägt sie einen markanten Bogen um einen Ausläufer des Ardeygebirges, um schließlich weiter durch das südliche Ruhrgebiet zu fließen. Bei Essen-Steele wendet sie sich eine Weile nach Süden, strömt dann wieder westwärts durch den Baldeneysee und an Essen-Werden vorbei, um in Kettwig wieder eine Wendung nach Norden zu nehmen. Mit dem Erreichen des Niederrheinischen Tieflandes in Mülheim ändert der Fluss seine Richtung abermals in die Hauptrichtung nach Westen.
Mündung
Nachdem das Ruhrwasser etwa 160 Brücken unterquert hat, mündet der Fluss nach 221 km in nur noch 17 m Höhe bei Duisburg-Ruhrort in den Rhein. Die Mündung der Ruhr liegt bei Rheinkilometer 780.
Nebenflüsse der Ruhr
Nebenflüsse der Ruhr sind unter anderem die Hille, die Neger, der Gierskoppbach, die Elpe, die Valme, der Nierbach, die Henne, die Gebke, die Wenne, die Wanne, die Röhr, die Möhne, die Hönne, der Baarbach, der Elsebach, die Lenne, die Volme, die Elbsche, Ölbach und Deilbach.
Orte an der Ruhr
Die Ruhr durchfließt im Sauerland folgende Orte: Winterberg, Olsberg, Bestwig, Meschede und Arnsberg. Zwischen Ense und Wickede erreicht der Fluss die Südseite des Haarstrangs und fließt von nun an zwischen diesem und den Höhen des Sauerlandes nach Westen vorbei an Fröndenberg, Menden, Holzwickede, Iserlohn und Schwerte. Zwischen Menden und Fröndenberg stellt die Ruhr über einen längeren Abschnitt die Gemeindegrenze dar. Seit 2003 trägt Fröndenberg, dessen Zentrum direkt am Fluss liegt, den Zusatz Ruhr im Stadtnamen. Auf der Strecke vor dem Haarstrang hat die Ruhr den größten Teil des von ihr zu überwindenden Geamthöhenunterschiedes bereits hinter sich. Bei Iserlohn hat der Fluss noch eine Höhe von 106 m ü. NN.

Das Gebiet Dortmunds reicht im Süden am steilen Hang des Ardey bis an die Ruhr. Die südlichen Stadteile haben sich vielfach zu bevorzugten Wohnlagen entwickelt, so auch Syburg. Dort liegt hoch über der Ruhr jener Punkt, mit dem Dortmund erste geschichtlichen Erwähnung fand: die Hohensyburg. Am gegenüberliegenden Ufer, auf dem Stadtgebiet Hagens münden Lenne und Volme in die Ruhr. Beide Nebengewässer waren bereits in vorindustrieller Zeit wichtig für das eisenproduzierende Gewerbe.
Herdeckes Zentrum befindet sich über eine Flussschleife, genau zwischen dem Harkort- und dem Hengsteysee. Durch ihre Lage an der Ruhr waren Wetter und Witten wichtige Zentren der frühen Industrialisierung im Ruhrgebiet.

In Bochum ragt heute weithin sichtbar die Ruhr-Universität auf den Höhen über der Ruhr empor. Nahe bei Hattingen führt seit Jahrhunderten eine Brücke über den Fluss die lange vom Hilinciweg genutzt wurde. Erst 2002 ist fast an der selben Stelle ein neuer Brückenschlag erfolgt, der wie ehedem, die Verbindung Richtung Bochum garantiert. Jahrzehntelang hat die Henrichshütte im Ruhrtal Hattingens Wirtschaft dominiert. Jetzt sind die alten Hochöfen Teil des Westfälischen Industriemuseums.
Ähnlich wie in Dortmund, so sind es auch in Essen südliche Stadteile, die an der Ruhr liegen. Kettwig etwa, mit seinem historischen Fachwerkkern oder das einstmals als Reichsabtei selbständige Werden. In beiden Stadtteilen lebt man von jeher an und mit dem Fluss. Der Deilbachhammer in Kupferdreh ist ein erhaltenes Zeugnis vorindustrieller Eisenverarbeitung an dem Nebengewässer der Ruhr. Insgesamt haben Essener Stadteile mit fast 30 km Länge Anteil am Flusslauf.
Bei der historischen Furt des Hellweges in Mülheim an der Ruhr nahe Schloss Broich erreicht der Fluss das Niederrheinische Tiefland. Die moderne Stadt bezieht in besonderer Weise ihr Image aus der Lage am Fluss. Oberhausen hat nur mit seiner Südgrenze ein wenig Kontakt zum Flussufer, bevor die Ruhr Duisburg erreicht, wo sie nödlich der Innenstadt verläuft und schließlich bei Ruhrort in den Rhein mündet.
Geologische Entwicklung

Das mittlere Ruhrtal zeigt eine mehrstufige Terrassenlandschaft, die im Verlauf der wechselnden Vereisungen während des Pleistozän ausgebildet worden ist. Während der Drenthestadien der Saaleeiszeit reichte die Vergletscherung Norddeutschlands bis an die Ruhr vor dem Nordrand des Mittelgebirges heran. Die Oberflächengestalt des mittleren und unteren Ruhrtals wurde damals vom abfließenden Schmelzwasser und von der schiebenden Kraft des Eises geformt. Die Schmelzwasser des Gletschers strömten durch das Ruhrtal nach Westen. Zeitweilig war der Abfluss durch ein Barriere aus Eismassen und Geröll beim heutigen Essen behindert, so dass im Tal ein gewaltiger eiszeitlicher See aufgestaut wurde.
Die letzten Kilometer der Ruhr und ihre Mündung liegen im Niederrheinischen Tiefland. In der Ebene hat sich der Lauf des Flusses, wie auch der des Rheines, in den er mündet, mit der Zeit immer wieder verlagert. Zuletzt jedoch hat der Mensch die Mündung verändert und ihr ihre - vorläufig - endgültige Position gegeben.
Bedeutung
Historische Befestigungslinie
Der Lauf der Ruhr und ihr Tal mit teils steilen Hängen stellen ein natürliches Hindernis dar. Aufgrund dieser landschaftlich günstigen Situation und um die Flussübergänge der Handelsstraßen zwischen dem Bergischen Land im Süden und der Hellwegzone im Norden zu sichern, entstanden an den Hängen des Ruhrtales zahlreiche Burgen und Adelssitze. Einige davon gehörten im 13. Jahrhundert zum Erzbistum Köln, zur Grafschaft Mark, zum Herzogtum Berg, oder zur Grafschaft Limburg.
Heute noch genutzt oder als Ruinen erhalten sind zum Beispiel das Schloss Arnsberg; in Dortmund die Hohensyburg; in Hagen das Wasserschloss Werdringen; die Burg Wetter und die Burg Volmarstein in Wetter; Schloss Steinhausen, die Burg Hardenstein, Haus Witten und Haus Herbede in Witten; das Haus Kemnade, die Burg Blankenstein und die Isenburg in Hattingen; die Burg Altendorf und die Neue Isenburg in Essen.
Transportweg Ruhrtal
Die Ruhr als Wasserstraße

Die Ruhr ist von der Mündung bis hinauf nach Mülheim an der Ruhr über den Ruhrschifffahrtskanal zur Bundeswasserstraße ausgebaut. In Duisburg ist die Ruhr oberhalb des Ruhrwehres durch einen Kanal mit dem Rhein-Herne-Kanal verbunden. Von Mülheim weiter flussaufwärts bis Essen-Rellinghausen ist sie als Landeswasserstraße für Fahrzeuge mit einem maximalen Tiefgang von 1,70 m, einer Länge von höchstens 38 m und einer Breite von bis zu 5,20 m befahrbar.
Bedeutung für den Transport erlangte die Ruhr im 18. Jahrhundert für die Kohle. 1770 veranlasste die preußische Regierung unter König Friedrich II. daher eine Studie über einen möglichen Ruhrausbau, der zwischen 1774 und 1780 umgesetzt wurde. Schleusen, Buhnen und der heute vielfach als Rad- und Fußweg genutzte Leinpfad stammen aus dieser Zeit.
Schiffbar war die Ruhr natürlicherweise nur zwischen der Ruhrmündung bei Ruhrort und Mülheim an der Ruhr. Seit den 14. Jahrhundert befuhren Duisburger, Ruhrorter und Mülheimer Schiffe die Ruhr. Nur die Zechen im Mülheimer Raum konnten von dem preiswerter Transportweg profitieren. In Mülheim entstand die erste Kohleniederlage des Ruhrgebiets, verbunden durch Schiebewege zu den Kleinzechen. Ab ca. 1750 wurde die Ruhr hier gezielt als Transportweg für den Absatz der Kohle ins übrige Rheinland genutzt. Die Werdener Zechen mussten über Kohlenwege ihre Kohle über Kohlfurt nach Solingen und Cronenberg schaffen.

Zwischen 1780 und 1801 fuhren Schiffe die Ruhr hinauf bis Fröndenberg-Langschede. In dem kleinen Langscheder Hafen wurden Getreide aus dem Umland und Salz aus Unna-Königsborn verladen. Der nun deutlich vereinfachte Kohlentransport ins Rheinland führte wiederum zu einer höheren Nachfrage. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verlagerte sich jedoch der Transport auf die Eisenbahn, so dass die Ruhr für den Güterverkehr oberhalb von Mülheim an der Ruhr eingestellt geworden ist.
An der Mündung der Ruhr in den Rhein in Duisburg-Ruhrort liegt dennoch der größte Binnenhafen Europas: die Duisburg-Ruhrorter Häfen.
Siehe auch: Ruhrschiffahrt
Eisenbahnverkehr im Tal
Das geringe Gefälle des mittleren und unteren Ruhrtals war natürlicher Weise gut geeignet für den Eisenbahnbau. Der erste Gleisabschnitt entlang des Flusses wurde bereits 1847 mit der Prinz-Wilhelm-Eisenbahn zwischen Überruhr, Kupferdreh und Steele in Betrieb genommen. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurde die Bahnstrecke zur Ruhrtalbahn komplettiert. Der Strecke kam eine wichtige Rolle beim Kohletransport in der Industrialisierungsphase des Ruhrgebiets zu.
Die Trasse wird im Nahverkehr des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr heute von der S6 zwischen Mühlheim und Essen-Werden an der Ruhr befahren. Außerdem verkehren weiter östlich auf ihr, von Wetter kommend, bis Hagen-Vorhalle Züge der Ruhr-Lenne-Bahn und des Ruhr-Sieg-Express, die auch auf ihrem Weg zur Lenne wieder an der Ruhr entlang fahren. Von Hagen in Richtung Bestwig verkehren der Sauerland-Express und der Dortmund-Sauerland-Express auf der Ruhrtalbahn. Auf dem mittleren Abschnitt der Bahn gibt es heute einen mit Dampfloks betriebenen Museumszugverkehr des Eisenbahnmuseums in Bochum-Dahlhausen von Dahlhausen über Hattingen bis Hagen. Auch der älteste Streckenabschnitt der Ruhrtalbahn wird noch immer befahren, jetzt von der S9 des VRR auf ihrem Weg von Haltern nach Wuppertal. Von Steele bis Hattingen verkehrt heute die S-Bahnlinie S3 des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr auf der Bahntrasse an der Ruhr.
Straßenverkehr an der Ruhr
Während die Ruhrtalbahn zumeist am linken Ufer der Ruhr ihre Trasse besitzt, wird die gegenüberliegende Seite häufig für wichtige Verkehrsverbindungen benutzt. So führen zwischen Bestwig und Wickede die Autobahnen 46 und 445 zu wesentlichen Teilen am Fluss entlang, zwischen Wetter und Witten ist es die Bundesstraße 226. Am Kemnader See zwischen Bochum und Witten verkehrt die A 43 direkt am Rande des Sees, nahe Essen-Heisingen ist es die Bundesstraße 227. Die Bundesstraße 51 ist die moderne Variante der historischen Verbindung über die Ruhrbrücke zwischen Hattingen und Bochum.
Energielieferant

Die Ruhr wird seit Beginn der Elektrifizierung als Energielieferant genutzt. So gibt es entlang des Flusses zahlreiche, private und auch kommunale Wasserkraftwerke, zumeist Laufwasserkraftwerke: zum Beispiel in Wiemeringhausen, Olsberg, Nuttlar, Alfert, Velmede, Eversberg, Heinrichsthal, Stockhausen, Freienohl, Wildshausen, Arnsberg, Fröndenberg, Schwerte/Westhofen, Wetter und Witten. In Herdecke steht das große Pumpspeicherkraftwerk Koepchenwerk in relativer Nachbarschaft zum Laufwasserkraftwerk Hengstey. Die gesamte Ausbauleistung der Wasserkraftwerke an der Ruhr beträgt rund 85.000 kW. Des Weiteren wird das Ruhrwasser auch als Kühlwasser für mit Kohle befeuerte Dampfkraftwerke genutzt.
Historischer Industriefluss
In Folge der Industrialisierung im 19. Jh. wurde die Ruhr durch Einleitungen von Abwässern aus Industrie, Bergbau, Landwirtschaft und Haushalten stark belastet. Kurz vor dem 1. Weltkrieg charakterisierte der Münsteraner Zoologe August Thienemann den Fluss so:
„... eine braunschwarze Brühe, die stark nach Blausäure riecht, keine Spur Sauerstoff enthält und absolut tot ist“
Zur selben Zeit erstellte Karl Imhoff bei der Emschergenossenschaft sein Gutachten über die Reinhaltung der Ruhr. Diese Arbeit des Pioniers der Abwasserreinigung war Grundlage für das Ruhrreinhaltungsgesetz, das bereits 1913 erlassen wurde. Eine weitere Folge war der Aufbau des Ruhrverbandes, dessen Geschäfte Imhoff von 1922 bis zu seiner Absetzung durch die Nazis 1934 führte. Aufgabe des Ruhrverbandes ist bis heute die Wassergütewirtschaft, unter anderem mit dem Ziel, Trinkwassergewinnung im Bereich der Ruhr sicher zu stellen. Insgesamt war der Fluss durch diese getroffenen Maßnahmen schon lange vor anderen Flüssen in Ballungsräumen in einen guten Zustand biologischer Gewässergüte versetzt worden.
1943 wurde die Talsperre des Möhnesees durch eine Bombe teilweise gesprengt. Die Flutwelle richtete damals noch 100 km weit weg in Essen große Schäden an. 1200 Menschen starben. Die Flutwelle breitete sich, dadurch dass die Möhne ein Zustrom der Ruhr ist, entlang deren Flusslaufes aus.
Moderne Wasserwirtschaft

Die Ruhr ist ein windungsreicher Fluss, der in seinem Oberlauf im gebirgigen Hochsauerland zunächst eher als Bach erkennbar ist, durch die Zuflüsse seiner Nebengewässer schließlich zum fünftgrößten Nebenfluss des Rheins wird. Das Verhältnis von Hoch- zu Niedrigwasser liegt bei 1:500, was sich aus der fast ausschließlichen Lage des Einzugsgebiets der Ruhr im Rheinischen Schiefergebirge erklärt. Dessen Böden können nur sehr wenig Wasser aufnehmen. Mehrere Talsperren an Nebenflüssen der Ruhr im Sauerland dienen der Trinkwassergewinnung, sowie in geringen Maßen der Abflussregulierung. Fünf Ruhrstauseen zwischen Dortmund und Essen haben gleichfalls für den Hochwasserschutz nur eine geringe Bedeutung und sind vorrangig Teil des umfangreichen Systems zur Wassergewinnung. Die Wasserqualität des Flusses liegt heute überwiegend bei der Gewässergüteklasse II, was für den Mittel- und Unterlauf als normaler Wert anzusehen ist. Im Bereich der Quelle wird sogar die höchste Güteklasse I erreicht. Nur in wenigen Flussabschnitten wird die Güteklasse II-III bestimmt.
Im direkten Einzugsgebiet der Ruhr leben ungefähr 2,2 Mio. Menschen, die ihr Trink- und Brauchwasser aus ihr beziehen. Das Wasser wird im Kies und Sand des Flussbetts filtriert und zur Grundwasseranreicherung eingesetzt. Neben diesem Verfahren existieren auch Brunnen zur Gewinnung von Uferfiltrat und Grundwasser ohne Anreicherung. Insgesamt wird in den Wassergewinnungsanlagen von 20 Wasserwerken gefördert. Durch acht Rückpumpwerke wird das Wasser an den Stauwehren zurückgepumpt, um einen ausreichenden Wasserstand für die Wassergewinnung zu gewährleisten:

- Duisburg
- Raffelberg
- Kahlenberg
- Kettwiger See
- Baldeneysee
- Spillenburg
- beim Wasserkraftwerk Horster Mühle, Essen-Horst
- an der Schleuse Dahlhausen, Bochum-Dahlhausen
Insgesamt werden jährlich etwa 510 Millionen Kubikmeter Trinkwasser gefördert. Aus dem Flussgebiet der Ruhr wird über Rohrleitungen auch Wasser in die benachbarten Fluss-Systeme von Emscher und Lippe übergeleitet, so dass die Ruhr insgesamt rund 5,2 Millionen Menschen mit Wasser versorgt. Federführend ist der Ruhrverband.
Bereits im Gebiet um Fröndenberg wird die Ruhr stark zur Wasserversorgung genutzt. Von dort aus wird Wasser entnommen, und das gesamte nördliche Gebiet, einschließlich Hamm, mit Wasser versorgt.
Aufgrund des zuvor erwähnten geomorphologischen Landschaftsbildes liegt das Einzugsgebiet der Ruhr zumeist südlich von ihr und die Wasserscheide zum Emscher-Flusssystem schließt sich in geringer Entfernung vom Ruhrtal direkt nördlich an. Einschließlich ihrer Nebenflüsse liegt ihr Einzugsgebiet fast vollständig im Bundesland Nordrhein-Westfalen (4.481 von 4.485 km²) und zu einen kleinen Teil in Hessen. Als Teileinzugsgebiet gehört das gesamte Flusssystem der Ruhr zum Einzugsgebiet des Rheins.
Erholungsraum

"Wer eine herrliche Gegend kennen lernen will findet im Ruhrtal reiche Befriedigung; denn alles, was eine heitere Landschaft zu schmücken vermag, ist hier in einem Bezirk von wenigen Stunden zu Fuß vereint anzutreffen: ein liebliches Tal, von heiteren Bergen bekränzt, Ritterburgen und Ruinen, fruchtbare Fluren und duftende Wiesen und dabei Gewerbfleiß und Handel." J. F. Wilhelmi, 1828
Das Ruhrtal hat insbesondere für das Ruhrgebiet eine wichtige Funktion als Erholungsraum. Die Ruhrufer sind weitgehend von Industrie und Bebauung verschont und von Wiesen geprägt. Entlang der Ufer führen an vielen Stellen Rad- und Fußwege. Auf der Ruhr verkehren abschnittweise auch Ausflugsschiffe. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang die Ruhrstauseen Hengsteysee, Harkortsee, Kemnader See, Baldeneysee und Kettwiger See, sowie die Stadt Mülheim an der Ruhr, deren Wasserbahnhof Ausgangspunkt der Weißen Flotte, einer Reihe von Ausflugsschiffen, ist. Auf dem Kemnader See verkehren Fahrgastschiffe zwischen dem Kemnader Wehr und der Lakebrücke an der Ruhr oberhalb des Sees in Witten-Herbede.

Auf dem Fluss und den Stauseen wird vielfältig Wasser- und anderer Sport betrieben. Zahlreiche Kanu- und Rudervereine sind an den Ufern beheimatet. Auf den Seen wird gesegelt und es können Ruder-, Paddel- oder Tretboote gemietet werden. Hinzu kommen Plätze am Ufer für Beachvolleyball oder als Ausgangspunkt für Windsurfing. Die ebenen Wege rund um die Stauseen sind insbesondere im Sommer ein beliebtes Ziel für die Inline-Skater des Ruhrgebietes.
Entlang der Ruhr führt der gut 240 km lange Ruhrhöhenweg des Sauerländischen Gebirgsvereins Wanderer von der Quelle bis zur Mündung.
Die Ruhr war schon früh Naherholungsgebiet und die Höhen über dem Fluss Wohngebiet der wohlhabenden Bevölkerungsschicht. So ließ Alfred Krupp sich zum Beispiel seine Villa Hügel 1873 auf den Anhöhen über der Ruhr im Essener Süden errichten.
Von der Ruhr bekam das Ruhrgebiet seinen Namen: Die Industrialisierung der Region nahm hier ihren Anfang, da die Ruhr sowohl ein schiffbarer Verkehrsweg war als auch südliche Grenze der Kohleflöze des Ruhrgebiets, die um die Ruhr herum an die Oberfläche treten und nach Norden immer tiefer abfallen. So wurden die ersten Zechenbauten in der Nähe der Ruhr angelegt und dem sich entwickelnden Industriegebiet ein Name gegeben.
Die Ruhr ist aber eher der südliche Grenzfluss des sich nach Norden entwickelten Ruhrgebiets. Als die Industrialisierung im Ruhrgebiet in großem Maßstab Mitte des 19. Jahrhunderts begann, hatte sich der Bergbau schon weiter nördlich in Richtung Emscher bewegt. Die Ruhr war bereits stark verschmutzt, doch da die Abwässer größtenteils über die Emscher abgeleitet wurden, blieb der Ruhr doch einige Belastung erspart. Seit einigen Jahren kann man jedoch problemlos in der Ruhr baden.
Seit April 2006 führt der gutbeschilderte Ruhrtalradweg über 220 km von der Quelle bis zur Mündung. Der ausgechilderte Weg führt überwiegend in Flussnähe auf de Talsohle entlang. Vom Frühling bis zum Herbst setzt in Witten bei der Burgruine Hardenstein ein Fährmann die Radfahrer auf Zuruf über den Fluss.
Fauna
Fischfauna
In der unteren und mittleren Ruhr leben derzeit 28 verschiedene Arten von Fischen und Rundmäulern und eine höhere Krebsart, der Amerikanische Flusskrebs (Oronectes limosus). Im Januar 2000 wurden in der Fischschleuse Mülheim-Kahlenberg Flussneunaugen (Lampetra fluviatilis) entdeckt, eine Art, die bis dahin in der Ruhr als ausgestorben galt. Bei Wetter wurde vor einigen Jahren die Quappe (Lota lota) wieder eingebürgert. Die im Fluss natürlicher Weise zu erwartenden Langstreckenwanderer wie Lachs, Maifisch, Stör und Meerneunauge fehlen in der Ruhr, was auf die Unterbrechung der Wanderungswege durch Wehre zu erklären ist.
Avifauna
Zu erwarten wäre eine typische Auswahl von Vögeln einer Auenlandschaft. Tatsächlich sind an der Ruhr und ihren Stauseen Eisvogel, Graureiher, verschiedene Entenarten, Grau- und andere Wildgänse, Höckerschwäne, Uferschwalben, Kormorane, Lachmöwen, Haubentaucher, Zwergtaucher und Gänsesäger anzutreffen.
Siehe auch
Literatur
- Naturschutzzentrum Märkischer Kreis e. V. (Hrsg.): Die Ruhr - Elf flussbiologische Exkursionen. Martina-Galunder-Verlag, Wiehl 1998, ISBN 3931251357
- Gustav Adolf Wüstenfeld: Die Ruhrschiffahrt von 1780 bis 1890. G. A. Wüstenfeld, Wetter (Ruhr) 1978. ISBN 392201402X
- Christoph Schmitz: Die Ruhrbrücken. Von der Quelle bis zur Mündung zwischen Einst und Jetzt. Ardey-Verlag 2004. ISBN 3-87023-311-7
- Harald Polenz: Von Grafen, Bischöfen und feigen Morden. Klartext-Verlag, Essen 2004. ISBN 3898612600
Weblinks
- www.ruhr.nrw.de
- LÖBF-Informationssystem Die Ruhr
- Blickpunkt Ruhr, private Site mit touristischen Hinweisen;
- Bewirtschaftungsplan Ruhr für die EU-WRRL, mit Abbildung des Einzugsgebietes;
- Das Schulprojekt Lebensraum Ruhr
- Ruhrtal à la Karte
- Website des Ruhrverbands
- Infoseite der Binnenschiffer
- Bildergalerie Ruhr (Wikipedia)
- Wasserwerke Westfalen - Trinkwasser aus dem Ruhrtal, u.a. mit einer Animation zur Trinkwassergewinnung