Pretiosa

Die Pretiosa (lat. "die Kostbare") ist die zweitälteste und zweitgrößte Glocke des zehnstimmigen Geläutes des Kölner Doms.

Die Pretiosa wurde 1448 durch Heinrich Brodermann und Christian Cloit in Köln gegossen und - nach der bereits 1418 geschaffenen Dreikönigenglocke - im noch unfertigen Südturm der Kathedrale aufgehängt. Der Guß war schwierig und gelang erst beim dritten Mal.

Die Glocke hat ein Gewicht von etwa 10.500 Kilogramm, einen Durchmesser von 240 Zentimetern und eine Schlagringstärke (d.h. unterste Wandstärke) von 207 mm. Ihr Schlagton ist g (mit einem Nebenschlagton c').

Geweiht wurde die Glocke auf die Dompatrone, den heiligen Petrus, die Muttergottes und die heiligen Drei Könige, deren Grab sich im Dom befindet. Einzelreliefs und die Glockeninschrift weisen auf diese Patronate hin.

Bis zum Jahr 1874 war die Pretiosa die größte Glocke des Domgeläutes. Dann kam vorübergehend die bedauerlicherweise mißlungene Kaiserglocke (auch "Gloriosa") hinzu, deren Schlagton aber statt des angestrebten c ein cis war und deren Läuten außerdem immer wieder zu technischen Schwierigkeiten führte, weswegen sie 1918 zu Kriegszwecken wieder zerschlagen und eingeschmolzen wurde. Seit 1923 ist die Petersglocke die größte Glocke des Kölner Doms.

Der festliche Klang der Pretiosa ist in Verlauf des Kirchenjahres an den Vorabenden und vor den Hochämtern der Hochfeste und Feiertage zu hören. Stirbt ein Kölner Domherr oder Weihbischof, kündet auch davon die Pretiosa.

Literatur

• Schaeben, J.: Domglocken', in Kölner Domblatt (6/7), Köln 1952
• Kaltenbach, J.: Die Pretiosa, in Kölner Domblatt (31/32), Köln 1970
• Seidler, M.: Die Kölner Domglocken (Dokumentations-CD mit ausführlichem Booklet, 2. Aufl.), Köln 2000