Zum Inhalt springen

Karl Marx

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. Oktober 2006 um 03:06 Uhr durch Tets (Diskussion | Beiträge) (Marx-Kritiker: formulierung letzter absatz). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Karl Marx (1875)

Karl Heinrich Marx (* 5. Mai 1818 in Trier; † 14. März 1883 in London) war Philosoph, politischer Journalist und Kritiker der bürgerlichen Ökonomie. Er gilt als einflußreichster wie umstrittener Theoretiker des Kommunismus, der sich insbesondere um eine wissenschaftliche Kritik des Kapitalismus bemühte.

Überblick über das Denken

Karl Marx gilt als einflussreichster Theoretiker des Kommunismus, dessen Schriften die Arbeiterbewegung des 19. und 20. Jahrhunderts, von der SPD bis zur KPD und anderen linken Strömungen, entscheidend, wenngleich auf sehr unterschiedliche Weise, geprägt hat. Auch die Philosophie, die Soziologie und andere Geisteswissenschaften beeinflusste Marx, wobei Anhänger seiner Theorie in verschiedenen Disziplinen oft unter dem Begriff des Marxismus zusammengefasst werden.

Kommunismus und klassenlose Gesellschaft

Zusammen mit seinem lebenslangen Mitstreiter und Freund Friedrich Engels bemühte sich Marx um die Entwicklung eines „wissenschaftlichen Sozialismus“, den er vor allem gegen die idealistischen Utopien des Frühsozialismus abgrenzt. Marx versucht nicht, eine fertige Utopie des Kommunismus zu entwerfen, sondern begreift die kommunistische Bewegung als „die selbständige Bewegung der ungeuren Mehrzahl im Interesse der ungeheuren Mehrzahl“ (Manifest der Kommunistischen Partei, MEW 4:472), deren genauer Charakter sich durch die historischen Bedingungen bestimmt, in denen diese Bewegung agiert. Die Umrisse einer kommunistischen Gesellschaft werden oft nur vage umrissen; eine berühmte Formel lautet: „An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist.“ (ebd., MEW 4:482)

Eindeutig ist, dass Marx die Bedingung für eine kommunistische Gesellschaft in der Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmitteln (Boden, Fabriken, Maschinen etc.) sieht, die nur durch eine grundlegende Änderung der Gesellschaft, die kommunistische Revolution des Proletariats, verwirklicht werden kann.

Kritik der politischen Ökonomie

Marx zu seiner Blütezeit (1861)

Um die Bedingungen für eine kommunistische Bewegung zu erfassen, aber auch, um die bestehenden Verhältnisse adäquat kritisieren und damit bekämpfen zu können, bemüht sich Marx Zeit seines Lebens um eine grundlegende ökonomische Analyse der kapitalistischen Gesellschaft. In seinem insgesamt 2200 Seiten umfassenden, dreibändigen Hauptwerk Das Kapital (Bd. 1: 1867, Bd. 2 und 3 posthum) unternimmt Marx eine fundamentale „Kritik der politischen Ökonomie“. Dies beinhaltet einerseits die wissenschaftliche Analyse der Warenform, des Kapitals, des Geldes und der kapitalistischen Produktions- und Besitzverhältnisse, in welche die Produktion des gesellschaftlichen Reichtums in der bürgerlichen Gesellschaft eingebettet ist. Andererseits beinhaltet es auch die Kritik an den bürgerlichen Theoretikern der klassischen Ökonomie wie Adam Smith oder Ricardo, die Marx mit scharfer Polemik zu kritisieren versucht. Eine der zentralen Thesen der Marx'schen Theorie des Kapitalismus ist der unversöhnliche Klassengegensatz zwischen Proletariat und Bourgeoisie, auf dem der innerhalb der bestehenden Verhältnisse unüberwindliche Antagonismus der kapitalistischen Gesellschaft beruht.

Geschichtsphilosophie

Die Marx'sche Geschichtsphilosophie versteht sich als „dialektischer Materialismus“ (auch: „historischer Materialismus“). Nicht die Ideen werden als grundlegende Bewegungskraft der Geschichte angesehen, sondern die materiellen Verhältnisse, die die Hervorbringung der Ideen grundsätzlich bestimmt: „Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.“ (Vorwort zur Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13:9). Das bedeutet jedoch keinen Determinismus des Materiellen, sondern eine dialektische Wechselbeziehung zwischen Sein und Bewusstsein, Notwendigkeit und Freiheit: „Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.“ (Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte, MEW 8:115)

Philosophie und Religionskritik

Die Aufgabe der Philosophie sieht Marx in ihrer Aufhebung, das heißt in ihrer praktischen Verwirklichung: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an, sie zu verändern.“ (Thesen über Feuerbach, MEW: 3:7) Marx kritisiert zugleich alle Formen einer idealistischen Philosophie und insbesondere der Religion, die nach Marx nur dazu dient, die Existenz des Menschen durch Träumereien und Trost im Jenseits erträglich zu machen und so das faktische Elend zu verlängern und zu legitimieren. In einem berühmten Ausspruch bezeichnet Marx die Religion deshalb als „Opium des Volks“ (Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, MEW 1:378). Marx zählt damit, zusammen mit Ludwig Feuerbach, Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud, zu den bedeutendsten Religionskritikern der Neuzeit. Religion ist für ihn, wie bereits für Feuerbach, dessen Religionskritik Marx übernimmt und weiterführt, ein Hirngespinst der von sich selbst entfremdeten Menschen: „Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen.“ (ebd., MEW 1:378) Die Überwindung dieses Hirngespinstes bedarf jedoch nicht nur der theoretischen Kritik, sondern der materiellen Veränderung jenes Lebens, das die Religion als „Stoßseufzer der bedrängten Kreatur“ erst nötig macht: „Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf.“ (ebd., MEW 1:379)

Klassenkampf und Revolution

Das Subjekt der Veränderung der Welt erblickt Marx in der sozialen Klasse des Proletariats, das als diejenige Klasse der Gesellschaft, die auch ihre Güter produziere, die Macht besitze, die kommunistische Umwälzung erfolgreich zu vollziehen. Auch sei das Proletariat diejenige Klasse mit dem größten Interesse an einer Revolution, da es durch die kapitalistischen Verhältnisse strukturell und praktisch unterdrückt, ausgebeutet und entfremdet sei. So endet das programmatische Manifest der kommunistischen Partei von [[1848) mit den Worten:

„Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung. Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen.“ (MEW 4:493)

Der Kampf des Proletariats vollzieht sich nach Marx als „Diktatur des Proletariats“, als Herrschaft der unterdrückten Mehrheit über die ehemaligen Unterdrücker, als "Expropriation der Expropriateure", d.h. als Enteignung der Enteigner. Die Übergangsphase der Diktatur des Proletariats setzt Marx auch mit dem Sozialismus gleich; der Begriff des Kommunismus ist einem fortgeschrittenen Stadium der klassenlosen Gesellschaft vorbehalten, in welchem der Staat und mit ihm alle Unterdrückungsgewalt unnötig geworden und abgestorben ist, und die sich „auf ihre Fahne“ geschrieben hat: „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“ (Kritik des Gothaer Programms, MEW 19:21)

Überblick über das Werk

„Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!“ – Titelblatt der Originalausgabe des Manifests der Kommunistischen Partei (1848)

Marx' Werk wird oft in zwei Phasen unterteilt: „Frühschriften“ (bis 1848) und „reifer Marx“, wobei umstritten ist, inwieweit diese beiden Phasen einen wirklichen Bruch im Denken darstellen. Während lange Zeit sowohl von der Sozialdemokratie wie auch vom Leninismus-Stalinismus nur die späteren, vorwiegend ökonomisch orientierten Schriften rezipiert wurden, hat insbesondere die Neue Linke um 1968 die philosophisch orientierten Frühschriften wiederentdeckt, die zum Teil erst 1932 veröffentlicht wurden.

Im Zentrum der Frühschriften stehen philosophische Fragestellungen im Gefolge Hegels, insbesondere die Frage nach der Entfremdung des Menschen und der Möglichkeit ihrer Aufhebung zugunsten einer politischen Emanzipation. Bedeutende Werke des frühen Marx – zum Teil gemeinsam mit Friedrich Engels verfasst – sind:

Gelegentlich ebenfalls zu den Frühschriften gerechnet wird das mit Engels verfasste Manifest der Kommunistischen Partei von 1848 (MEW 4), das durch seinen programmatischen Charakter jedoch eine Sonderstellung im Marx'schen Werk einnimmt.

Wichtige Werke des späteren Marx, in denen mehr und mehr ökonomische Fragestellungen ins Zentrum rückten, sind:

  • Lohnarbeit und Kapital (1849, MEW 6)
  • Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie (auch: Ökonomijsche Manuskripte, 1857/58, MEW 42)
  • Zur Kritik der politischen Ökonomie (1859, MEW 13)
  • die kurze Schrift Lohn, Preis und Profit (1865, nicht in MEW)
  • sowie als Hauptwerk die drei Bände des Kapitals, von denen nur der erste zu Marx Lebzeiten veröffentlicht wurde:
  • Bd. 1: Der Produktionsprocess des Kapitals (1867, MEW 23)
  • Bd. 2: Der Circulationsprocess des Kapitals (hrsg. von Friedrich Engels, 1885, MEW 24)
  • Bd. 3: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion (hrsg. von Engels, 1894, MEW 25)

Außerdem existieren einige Schriften, in denen Marx Geschichte und Zeitgeschichte untersucht:

  • Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850 (1850, MEW 7)
  • Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte (1852, MEW 8)
  • sowie die als Kritik am Programmentwurf der SPD auf dem sogenannten „Gothaer Parteitag“ (1875) verfasste Kritik des Gothaer Programms (1875, MEW 19)

Philosophie

Datei:Marx2.jpg
Marx 1839, Bild von I. Grinstein (1961)

Marx knüpft an die im deutschen Idealismus gebildete Auffassung von der freien Selbstbestimmung der Menschen an. Er kritisiert jedoch an Hegel die „Lüge des Prinzips“, die Philosophie nur als Philosophie und nicht als praktische Aufgabe zu begreifen. „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt darauf an, sie zu verändern“ (11. Feuerbach-These, MEW 3, S.7). In der „Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“ fordert Marx die dialektische Aufhebung der Philosophie durch deren Verwirklichung und die Verwirklichung der Philosophie durch deren Aufhebung. Dies erreicht er durch die Entwicklung des historischen Materialismus, der die Bedingungen der Verwirklichung der Philosophie benennt.

Marx hat bewusst wenig über Zukunftsvorstellungen geschrieben. Dennoch lassen sich seinen Schriften einige Grundlinien entnehmen, wie er sich eine zukünftige Gesellschaft vorstellte. Er kritisiert, dass die fortschreitende (starre) Arbeitsteilung zu Verdinglichung und Entfremdung führt und deshalb aufgehoben werden muss: „...während in der kommunistischen Gesellschaft, wo Jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.“ (Die deutsche Ideologie. Marx/Engels, MEW Bd. 3, S. 33, 1846/1932)

Die Notwendigkeit zu arbeiten, wollte Marx minimieren: „Die Freiheit in diesem Gebiet kann nur darin bestehn, daß der vergesellschaftete Mensch, die assoziierten Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringen, statt von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu werden; ihn mit dem geringsten Kraftaufwand und unter den ihrer menschlichen Natur würdigsten und adäquatesten Bedingungen vollziehn. Aber es bleibt dies immer ein Reich der Notwendigkeit. Jenseits desselben beginnt die menschliche Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gilt, das wahre Reich der Freiheit, das aber nur auf jenem Reich der Notwendigkeit als seiner Basis aufblühn kann. Die Verkürzung des Arbeitstags ist die Grundbedingung.“ (Karl Marx: Das Kapital, MEW Bd. 25, S. 827 f.)

Kritik der politischen Ökonomie

Titelblatt der Originalausgabe des ersten Bands des Kapitals (1867)

Marx und Engels prägten maßgeblich den Begriff der „kapitalistischen Produktionsweise“ bzw. des Kapitalismus, der am systematischsten in Marx' Hauptwerk Das Kapital dargestellt wurde. Unter Kapitalismus versteht eine Wirtschaftsordnung verstanden, die sich durch Privateigentum an Produktionsmitteln sowie durch Produktion für einen den Preis bestimmenden Markt auszeichnet. Nach Marx verändert sich im Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus zwar die gesellschaftliche Produktionsweise bedeutend, jedoch behält sie ihren Klassencharakter bei. Marx beschreibt die kapitalistische Gesellschaft als Gesellschaft des Elends, der Ausbeutung und der Entfremdung.

Aufbauend auf den Theorien der Vertreter der Klassischen Nationalökonomie, allen voran Adam Smith und David Ricardo, interpretiert Marx die Arbeitswerttheorie neu und formuliert sie um zu seiner Arbeitswertlehre, mit deren Hilfe er die Ausbeutung des Proletariats durch das Kapital zu beschreiben versucht.

Kapitalismus als Klassengesellschaft

Marx definiert zwei Hauptklassen der Gesellschaft:

  • Einerseits die Bourgeoisie bzw. die Klasse der Kapitalisten, welche die zur Produktion notwendigen [[Produktionsmittel (Boden, Fabriken, Maschinen etc.) besitzt, und die heute im Allgemeinen Arbeitgeber genannt werden. Diese Klasse setzt Marx auch mit der „herrschenden Klasse“ gleich, nach deren Interessen die Gesellschaft strukturiert sei und deren Gedanken den öffentlichen Diskurs bestimmen: „Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse.“ (MEW 4: 480)
  • Anderseits das Proletariat, d.h. die Klasse der Arbeiter, die keine eigenen Produktionsmittel besitzen und deshalb gezwungen sind, Lohnarbeit zu verrichten, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen. Auch Angestellte zählen in gewissem Sinne zum Proletariat, wenngleich Marx oft die Produktivität des Herstellens beim Arbeiter betont, während die Angestellten nur bereits hergestellte Produkte zu verkaufen helfen, also keine Arbeit im eigentlichen Sinne, sondern „Dienst“ verrichten. Beide aber leben vom Verkauf ihrer Arbeitskraft an einen Kapitalisten, der ihnen für ihre Arbeit oder ihren Dienst einen Lohn ausbezahlt. Dieser Lohn sei in etwa so bemessen, dass der Proletarier seine Arbeitskraft „reproduzieren“ kann (Essen, Wohnen, Erholung), jedoch anderseits nicht selbst Produktionsmittel kaufen kann, wodurch er von der Lohnarbeit abhängig bleibe. Marx bezeichnet die Lohnarbeit deswegen auch oft als „Zwangsarbeit“.
  • Eine dritte Klasse ist das Kleinbürgertum, d.h. die Klassen der Kleinunternehmer und Selbstständigen. Diese jedoch werde vom Großbürgertum zunehmend verdrängt und werde letztlich ins Proletariat hinabgedrängt. Außerdem existiere ein Sub- oder Lumpenproletariat aus Obdachlosen, Bettlern und Tagelöhnern, dem er jedoch ebensowenig wie dem Kleinbürgertum keine gesellschaftliche oder gar revolutionäre Bedeutung beimisst.

Formell sind in der bürgerlichen Gesellschaft alle Mitglieder frei und rechtsgleich. De facto aber können für Marx die Proletarier nur wählen, an wen sie ihre Arbeitskraft verkaufen, d.h. von welchen Ketten sie sich fesseln lassen. Solange das bürgerliche Recht auf Eigentum an Produktionsmitteln herrsche, bedeute juristische Gleichheit zwangsläufig soziale Ungleichheit, die durch die Anerkennung der bürgerlichen Ordnung und des bürgerlichen Staates reproduziert und aufrechterhalten werde.

Gesellschaftlicher Widerspruch und Krise

Die Anhäufung (Akkumulation) des gesellschaftlichen Reichtums erfolgt im Kapitalismus also stets nur über die Ausbeutung fremder Arbeitskraft als Lohnarbeit. Der Kapitalist zahlt dem Arbeiter nur einen Teil des von ihm im Produktionsprozess geschaffenen tatsächlichen Wertes als Lohn aus – das reale Mehrprodukt der gesellschaftliche verrichteten Arbeit komme aber nicht der Gesellschaft insgesamt zugute, sondern wird privat als Mehrwert angeeignet. Diese private Aneignung des Mehrprodukts, aber auch der schöpferischen Arbeitskraft der Individuen überhaupt, prangert Marx deshalb als Ausbeutung an.

Die vom Kapitalisten gewonnene Profitrate sinke nach Marx jedoch immer weiter, wie er in seinem Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate darstellt. Einerseits sei dieser Fall der Profitrate durch den zunehmenden Einsatz von Maschinen bedingt, da nach der Arbeitswertlehre die wertschöpfende Instanz einzig in der menschlichen Arbeitskraft liege, welche durch den Einsatz von Maschinen kontinuierlich abnehme (Fixes Kapital vs. Variables Kapital). Andererseits sinke die Profitrate auch aufgrund der Konkurrenz der Kapitalisten untereinander, die sich stets unterbieten müssen, um auf dem Markt bestehen zu können. Um diese durch stetig sinkende Einnahmen enstehenden Kosten auszugleichen, müsse der Kapitalist auf der anderen Seite Ausgaben einsparen – vornehmlich durch Senkung der Produktionskosten, d.h. durch Lohnsenkungen der Arbeiter oder durch Verlängerung der Arbeitszeit sowie Steigerung der Arbeitsproduktivität.

Der aus dieser Konstellation unvermeidliche Widerspruch zwischen dem Verwertungsinteresse des Kapitals und den Bedürfnissen des Proletariats bestimmt nach Marx den grundsätzlich antagonistischen Charakter der kapitalistischen Produktionsweise und sei letztlich die Ursache für die regelmäßig auftretenden Krisen des Kapitalismus, die schließlich auch zu revolutionären Erhebungen der Arbeiter führen müsse. Mit der durch die ökonomischen Widersprüche des Kapitalismus bedingten Unausweichlichkeit revolutionärer Aufstände schlage schließlich die weltgeschichtliche Stunde der kommunistischen Revolution. Das Kapital produziere seine eigenen „Totengräber“.

Biographie

Zeichnung: Marx als Student
Datei:Karl Marx Geburtshaus Trier.jpg
Karl-Marx-Haus in Trier (Geburtshaus, Brückenstraße 10)

Jugend und politische Anfänge (1818-1841)

Karl Marx wurde 1818 als drittes Kind des Advokat-Anwaltes (Hirschel) Heinrich Marx (* 1777; † 1838) und Henrietta Marx (* 1788; † 1863; geborene Presborck) in Trier geboren.

Heinrich Marx stammte aus einer bedeutenden Rabbinerfamilie (ursprünglich Marx Levi). 1824 konvertierte sein Vater zum Protestantismus, da er als Jude unter der preußischen Obrigkeit sein - unter napoleonischer Regierung angetretenes - Amt als Justizrat nicht hätte weiterführen dürfen. Gleichzeitig wurde auch Karl konvertiert.

Von 1830 bis 1835 besuchte Karl Marx das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier, wo er zusammen mit seinem Freund und späteren Schwager Edgar Freiherr von Westphalen mit 17 Jahren das Abitur ablegte. 1836 verlobte er sich in Trier mit dessen Schwester Jenny Freiin von Westphalen.

1835 ging er zum Jurastudium nach Bonn (wo er der „Landsmannschaft der Treveraner“ (Trierer) beitrat); ein Jahr später nach Berlin, wo das Jura-Studium in den Hintergrund trat gegenüber Philosophie und Geschichte. Hier stieß Marx zum Kreis der Jung- oder Linkshegelianer.

Hegel, der 1831 starb, hatte Zeit seines Lebens einen starken Einfluss auf die Universitäten und auf das intellektuelle Leben in Deutschland. Das Hegelianische Establishment (auch bekannt als Alt- oder Rechtshegelianer) meinte, dass die preußische Gesellschaft die Serie der dialektischen Entwicklungen beendet hatte: eine effiziente Bürokratie, gute Universitäten, Industrialisierung und ein hoher Beschäftigungsgrad. Die Linkshegelianer, zu denen Marx gehörte, erwarteten weitere dialektische Änderungen, eine Weiterentwicklung der preußischen Gesellschaft, die sich mit Problemen wie Armut, staatlicher Zensur und der Diskriminierung der Menschen, die sich nicht zum lutherischen Glauben bekannten, zu befassen hatte.

1841 promovierte Marx per Post an der Universität Jena mit einer Arbeit zur Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie zum Doktor der Philosophie. Auf eine Professur rechnend zog Marx hierauf nach Bonn; doch verwehrte die Politik der preußischen Regierung ihm - wie Ludwig Feuerbach, Bruno Bauer u.a. - die akademische Laufbahn, galt Marx doch als ein führender Kopf der oppositionellen Linkshegelianer.

Um diese Zeit gründeten liberale Bürger in Köln die Rheinische Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe als gemeinsames Organ der verschiedenen oppositionellen Strömungen von monarchistischen Liberalen bis zu radikalen Demokraten; Marx wurde ein Hauptmitarbeiter des Blattes, das am 1. Januar 1842 erstmals erschien. Im Oktober 1842 übernahm Marx die Leitung der Zeitung, welche von da an einen radikal oppositionellen Standpunkt vertrat. Die preußische Obrigkeit verhängte zunächst eine doppelte, dann dreifache Zensur, die jedoch von Marx´ Redaktion regelmäßig unterlaufen wurde; zum 1. April 1843 wurde schließlich das Erscheinen der Zeitung untersagt.

Übergang zum Kommunismus (1842-1849)

Karl Marx Frau Jenny
Manuskriptseite des Manifests der Kommunistischen Partei

Ebenfalls 1843 heiratete Marx seine Verlobte Jenny von Westphalen. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor, von denen nur drei Töchter überlebten: Jenny, Laura und Eleanor.

Im gleichen Jahr übersiedelte Marx nach Paris und begann dort, zusammen mit Arnold Ruge, die Deutsch-Französischen Jahrbücher herauszugeben. Von ihnen erschien allerdings nur die erste Ausgabe; die Fortsetzung scheiterte teils an den Schwierigkeiten der heimlichen Verbreitung in Deutschland, teils an den bald zutage tretenden prinzipiellen Differenzen zwischen den beiden Redakteuren. Ruge blieb der Hegelschen Philosophie und der bürgerlichen Demokratie verhaftet; Marx begann, sich mit politischer Ökonomie zu beschäftigen und durch Kritik an den französischen Sozialisten einen eigenständigen kommunistischen Standpunkt zu entwickeln. Die nur fragmentarisch erhaltenen Pariser Manuskripte sind Marx' erster Entwurf eines ökonomischen Systems, der zugleich die philosophische Inspiration deutlich macht. Ein zentraler Begriff ist Entfremdung.

Wegen gemeinsamer Arbeit an den Deutsch-Französischen Jahrbüchern war Marx in Briefwechsel mit Friedrich Engels getreten, der ihn im September 1844 einige Tage besuchte; damit begann eine lebenslange enge Zusammenarbeit. Deren erstes Ergebnis war eine Streitschrift Die heilige Familie. Gegen B.[runo] Bauer und Konsorten (März 1845), zu der Engels allerdings nur zehn Seiten beigetragen hat. Zu diesem Zeitpunkt waren beide noch Anhänger des Philosophen Feuerbach. Bemerkenswert ist außerdem, dass Marx hier zwar gegen die Berliner Junghegelianer um seinen ehemaligen Mentor Bruno Bauer polemisiert, einen Angehörigen dieser Gruppe aber nicht erwähnt: Max Stirner, dessen Buch Der Einzige und sein Eigentum im Oktober 1844 erschienen war und von Engels in einem Brief an Marx (19. Nov.) zunächst vorwiegend positiv eingeschätzt wurde.

Marx beteiligte sich an der Redaktion des in Paris erscheinenden deutschen Wochenblattes Vorwärts, das den Absolutismus der deutschen Länder - besonders Preußens - angriff, unter Marx' Einfluss bald mit deutlich sozialistischer Ausrichtung. Die preußische Regierung setzte deswegen seine Ausweisung aus Frankreich durch.

Anfang 1845 siedelte Marx nach Brüssel über, wohin Engels ihm folgte. Bei einer gemeinsamen Studienreise nach England im Sommer 1845 knüpften sie Verbindungen zum revolutionären Flügel der Chartisten. Marx gab im Dezember 1845 die Preußische Staatsbürgerschaft auf, nachdem er erfahren hatte, dass die preußische Regierung vom belgischen Staat seine Ausweisung erwirken wollte.

Marx sah Stirners Buch kritischer als Engels und überzeugte diesen in einer Antwort auf o.g. Brief von seiner Auffassung. Gleichwohl schien er sich Stirners Kritik an Feuerbach partiell zu eigen zu machen und verfasste im Frühjahr 1845 seine (erst postum veröffentlichten) Thesen über Feuerbach. Erst im Herbst 1845, nachdem Marx die Verteidigung Feuerbachs gegen die Kritik Stirners an ihm sowie Stirners Replik darauf gesehen hatte, entschloss er sich, selbst eine Kritik Stirners (Sankt Max in Die deutsche Ideologie) zu schreiben. In diesem Zusammenhang löste er sich philosophisch von Feuerbach und entwarf das Basiskonzept für sein späteres Werk, den historischen Materialismus. Er zog es nach einigem Zögern allerdings vor, seine Stirner-Kritik nicht zu veröffentlichen (dies geschah erst postum, auszugsweise 1903, vollständig 1932 in der MEGA).

In Brüssel veröffentlichte Marx 1847 das Buch Elend der Philosophie. Antwort auf Proudhons 'Philosophie des Elends' (Original französisch als Misère de la philosophie. Réponse à la philosophie de la misère de M. Proudhon), eine Kritik der ökonomischen Theorie Proudhons und darüber hinausgehend der kapitalistischen Gesellschaft selbst. Außerdem schrieb er gelegentlich Artikel für die Deutsche-Brüsseler-Zeitung.

Anfang 1846 gründeten Marx und Engels in Brüssel das Kommunistische Korrespondenzkomitee, dessen Ziel inhaltliche Einigung und organisatorischer Zusammenschluss der revolutionären Kommunisten und Arbeiter Deutschlands und anderer Länder war; so wollten sie den Boden für die Bildung einer proletarischen Partei bereiten.

So traten sie auch in Verbindung mit dem sozialistischen Bund der Gerechten Wilhelm Weitlings, in dem Marx 1847 Mitglied wurde. Noch im selben Jahr setzte er die Umgründung zum Bund der Kommunisten durch und erhielt den Auftrag, dessen Manifest zu verfassen. Dieses wird im Revolutionsjahr 1848 veröffentlicht und geht als Kommunistisches Manifest (eigentlich: Manifest der Kommunistischen Partei) in die Geschichte ein.

Kurz darauf löste die französische Februarrevolution in ganz Europa politische Erschütterungen aus; als diese Brüssel erreichten wurde Marx verhaftet und aus Belgien ausgewiesen. Da ihn inzwischen die neu eingesetzte provisorische Regierung der französischen Republik wieder nach Paris eingeladen hatte, kehrte er dorthin zurück; nach Ausbruch der deutschen Märzrevolution ging Marx nach Köln. Dort war er einer der Führer der revolutionären Bewegung in der preußischen Rheinprovinz und gab die Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie heraus. Diese konnte am 19. Mai 1849 zum letzten Mal erscheinen, bevor die preußische Reaktion ihr Erscheinen unterband und Marx als Staatenlosen auswies.

Londoner Exil (1849-1883)

Karl Marx im Jahr 1882
Das Grab von Karl Marx auf dem Highgate-Friedhof in Nord-London

Marx kehrte zunächst nach Paris zurück, wurde aber schon einen Monat später vor die Wahl gestellt, sich entweder in der Bretagne internieren zu lassen oder Frankreich zu verlassen. Marx ging daraufhin mit seiner Familie ins Exil nach London, wo er in anfangs dürftigen Verhältnissen von journalistischer Tätigkeit sowie finanzieller Unterstützung durch Engels überlebte, welcher Marx nach England folgte. Politisch widmete er sich der internationalen Agitation für den Kommunismus und erarbeitete den endgültigen Stand seiner Kritik des Kapitalismus.

In London erschien zunächst Marx' Werk „Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850“ (als Artikelreihe 1849-1850); daran anknüpfend „Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte“ (1852) zur Machtergreifung Napoleons III..

Von 1852 an war Marx Londoner Korrespondent und jahrelang quasi Redakteur für Europa der „New York Tribune“. Die Artikel sind keine gewöhnlichen Berichte, sondern umfassende Analysen der politischen und ökonomischen Lage einzelner europäischer Länder, oft als ganze Artikelreihe. Die Mitarbeit an der „Tribune“ endete mit dem Amerikanischen Bürgerkrieg.

Seine ökonomischen Hauptwerke entstanden: Als erste systematische Darstellung der Marx'schen ökonomischen Grundgedanken erschien 1859 „Zur Kritik der politischen Ökonomie“; eigentlich als erstes Heft zur Fortsetzung bestimmt, entdeckte Marx bald, dass er mit der Detail-Ausführung des Gesamtplans noch unzufrieden war. So begann er seine Arbeit von neuem und erst 1867 erschien der erste der drei Bände seines Hauptwerks Das Kapital.

Während er das „Kapital“ ausarbeitete, bot sich Marx auch wieder Gelegenheit zu praktischer Tätigkeit in der Arbeiterbewegung: 1864 beteiligt er sich federführend an der Gründung der Internationalen Arbeiter-Assoziation (kurz Erste Internationale) und nimmt in ihr bis zur faktischen Auflösung 1872 (durch Verlegung der Zentrale in die USA, formeller Auflösungsbeschluß 1876) die leitende Position ein. Marx entwarf die Statuten und das grundlegende Programm, die „Inauguraladresse der Internationalen Arbeiter-Assoziation“, unter denen so disparate Sektionen wie deutsche Kommunisten, englische Gewerkschafter und französische Proudhonisten zusammenwirkten.

In den deutschen Staaten trieb Marx zunächst die Schaffung einer revolutionären sozialistischen Partei voran; dies geschah in Abgrenzung zum sozialreformerisch ausgerichteten „Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein“ des früheren Marx-Schülers Ferdinand Lassalle, mit dem er sich in den politischen Zielen entzweit hatte. In Verbindung mit Marx gründete Wilhelm Liebknecht 1869 die „Sozialdemokratische Arbeiterpartei“, welche sich 1875 mit den Lassalleianern zur „Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands“ vereinigte, der späteren Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Ab 1871 arbeitete er an der von Liebknecht herausgegebenen Zeitschrift Der Volksstaat mit.

Auch nach der Auflösung der Ersten „Internationale“ blieb Marx in ständiger Verbindung mit fast allen wichtigen Figuren der europäischen und amerikanischen Arbeiterbewegung, die ihn oft für wichtige Fragen persönlich zu Rate zogen.

Karl und Jenny Marx hatten insgesamt sieben Kinder, von denen jedoch nur die drei Töchter Eleanor, Jenny und Laura überlebten; sie waren wie ihre Eltern in der sozialistischen Bewegung tätig. Laura heiratete 1868 Paul Lafargue, Jenny 1872 Charles Longuet, Eleanor lebte ab 1883 zusammen mit Edward Aveling; alle drei Schwiegersöhne Marx' betätigten sich als sozialistische Agitatoren, die ersten beiden in Frankreich, der dritte in Großbritannien.

Außerdem hatte Marx einen unehelichen Sohn namens Frederick mit seiner aus Deutschland stammenden Haushälterin Helene Demuth; die Vaterschaft übernahm offiziell Friedrich Engels.

An der Vollendung seiner stetig vorangetriebenen ökonomischen Arbeiten hinderte Marx seine zunehmende Kränklichkeit.

1881 starb Jenny Marx, 1883 die gleichnamige Tochter. Marx verstarb noch im selben Jahr im Alter von 64 Jahren in London und ist dort auf dem „Highgate Cemetery“ begraben. Hier errichtete 1954 die Kommunistische Partei Großbritanniens einen Gedenkstein mit der Inschrift „Arbeiter aller Länder vereinigt Euch!“ („Workers of all lands, unite!“).

Nachwirkung und Kritiker

Marx' Theorie wurde von späteren marxistischen Strömungen durchaus gegensätzlich interpretiert: Das reicht von der sozialreformerischen Politik der Sozialdemokratie über die dogmatischen Interpretationen des „Realsozialismus“ der ehemaligen Sowjetunion oder der Volksrepublik China u.a.m. (vergleiche auch Artikel Kommunistische Partei) bis hin zu undogmatischen Interpretationen von Vertretern der Kritischen Theorie und der Neuen Linken. Die schablonenhafte, ungeprüfte Übernahme isolierter Marx'scher Termini und Konzepte – wofür auf jeweils eigene Weise insbesondere Kautsky, Lenin und Stalin berühmt wurden – wird oft als „Vulgärmarxismus“ bezeichnet.

Marx-Kritiker

Die wirtschaftswissenschaftliche Kritik an Marx' ökonomischer Theorie beruft sich unter anderem auf Böhm-Bawerk, der sich kritisch mit der marxschen Wirtschaftstheorie befasste. Die Produktion von Maschinen erfordere nicht nur Arbeit im ökonomischen Sinn, sondern auch zeitweiligen Konsum-Verzicht zur Anhäufung notwendigen Kapitals. Böhm-Bawerk begründete so Zinsen, ohne die Böhm-Bawerk zufolge niemand zu sparen bereit wäre, um später aus dem Konsumverzicht profitieren zu können. Niemand würde zur Erhöhung des Sozialprodukts beitragen wollen. Jedoch zeigt Böhm-Bawerk damit, dass er den Ursprung von Mehrwert und Profit und dessen gesellschaftlich kapitalistische Verteilung, welche Marx beschrieb, in seiner Gänze nicht nachvollzogen hat und weiterhin in dem von Marx im Kapital (u.a. Bd.3 Kapitel 48) angeprangerten kapitalistischen Scheinvorstellungen verhaftet blieb.

Marx aber widersprach explizit der Existenzberechtigung von Profit und propagierte Arbeit für die planmäßige Produktion von Gebrauchsgütern statt für die ökonomische Wertschöpfung; dafür sollte die Arbeiterklasse das Privat-Eigentum an den Produktionsanlagen abschaffen und in gesellschaftliche Nutzung übernehmen.

Auch die Marxsche Krisen-Theorie wird kritisch gesehen. Weil sie auf einer anderen Ebene (der Produktion des Mehrwerts) ansetzt, ist sie mit heutigen Wirtschaftstheorien unvereinbar. Auch ist es diskussionswürdig, dass technischer Fortschritt in erster Linie arbeitssparend sein soll, wie Marx es behauptete.

Zu den bekanntesten Marx-Kritikern zählt Karl Popper, wobei dieser allerdings ausdrücklich die sozialen Anliegen des Marxismus würdigt und nur bestimmte philosophische Aspekte – vor allem jene der Immunisierung gegen Kritik - bemängelt.

Fälschlich wurde Marx eine antisemitische Haltung unterstellt, vor allem im Zusammenhang mit seiner Schrift „Zur Judenfrage“. Tatsache ist aber, dass er in diesem Text die rechtliche Gleichstellung der Juden fordert. Er führt aus, dass in einem modernen Staat die Religion Privatsache sei. Andererseits identifiziert Marx polemisch die Juden vor allem im zweiten Teil der Schrift einseitig mit „Schacher“ und scheint gängige Vorurteile zu bedienen. Marx, der 1843, zum Zeitpunkt der Niederschrift, 25 Jahre alt war, hat sich in seinem späteren Wirken in einigen Punkten korrigiert. Anzumerken ist, dass Marx, selbst jüdischer Abstammung und in jungen Jahren protestantischen Glaubens, als späterer Vertreter einer atheistischen Philosophie jedliche Religiösität gleichermaßen als eine Form der "(Selbst-)Täuschung" ablehnte.

Marxistische Diskussionen

Innerhalb des heutigen Marxismus, der in zahlreiche sich teilweise völlig widersprechende Richtungen geteilt ist, werden beinahe alle Elemente der marxschen Theorie kontrovers diskutiert. Besonders umstrittene Punkte sind zum Beispiel:

  • die Rolle der Arbeiterklasse und ihr Verhältnis zu anderen sozialen Bewegungen
  • die Definition (und Organisation) von „sozialistischer Demokratie“
  • die Voraussetzungen einer sozialistischen Umgestaltung einer Gesellschaft
  • verschiedene Fragen der Wertschöpfung
  • Verhältnis Basis und Überbau (Marxismus)

Zahlreiche Werke von Marx sind nicht vollendet (er starb dafür zu früh) und auch der Marxismus ist kein abgeschlossenes System. Dies ermöglicht sowohl verschiedenste Interpretationen der Werke von Marx und Engels als auch ein verschiedenes Maß an Einordnung der Theorie, bzw. einzelner Elemente, in einen historischen Kontext.

Auch haben Marx und Engels einige ihrer Ansichten mit der Zeit geändert. Z.B. gibt es widersprüchliche Aussagen darüber, ob eine sozialistische Revolution zwingend in einem hoch entwickelten kapitalistischen Land stattfinden muss, oder ob die Phase des Kapitalismus nicht sogar unter besonderen Umständen übersprungen werden kann, wie Marx in seinem Brief an Wera Iwanowna Sassulitsch schreibt.

Andenken

Datei:800px-Karl-Marx-Stadt-Schild.jpg
Ehemaliges Ortseingangsschild von Chemnitz, damals Karl-Marx-Stadt

Obwohl das Andenken des Politikers Marx naturgemäß umstritten ist, würdigte auch die Bundesrepublik Deutschland unter dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl Marx als Philosophen 1983 zum 100. Todestag mit einer Gedenkmünze und einer Briefmarke. In zahlreichen deutschen Städten (z.B. Berlin, Bonn, Ludwigsburg) gibt es nach Marx benannte Straßen.

In seiner Heimatstadt Trier kann das Karl-Marx-Haus besichtigt werden, was der Stadt im Sommer zahlreiche Touristen aus Asien beschert. Dieses Geburtshaus, heute Museum, stand in der Brückergasse 664 (heute Brückenstraße 10); schon im Oktober 1819 zog die Familie in ein kleines Wohnhaus in der Simeongasse (heute Simeonstraße 8), wo heute eine Gedenktafel an den berühmten Bewohner erinnert.

In Bonn erinnert in der Stockenstraße eine Gedenktafel an Marx' Studienzeit in Bonn 1835/36.

In London erinnert in der Deanstreet im Stadtteil Soho eine Gedenktafel an Marx, der dort eine Zeit lang mit seiner Familie wohnte.

Vom 10. Mai 1953 bis zum 1. Juni 1990 hieß Chemnitz Karl-Marx-Stadt.

Privates Bekenntnis

Karl Marx trug folgendermaßen sich in das Poesiealbum von Jenny Marx Longuet, seiner Tochter, ein. Wann dieser Eintrag getätigt wurde, ist unklar.

Frage Antwort
Ihre Lieblingstugend Einfachheit
- beim Mann Kraft
- bei der Frau Schwäche
Hauptmerkmal Zielstrebigkeit
Auffassung vom Glück
Auffassung vom Unglück
Das Laster, das Sie entschuldigen Leichtgläubigkeit
Das Laster, das Sie verabscheuen Kriecherei
Abneigung Martin Farquhar Tupper, Veilchenpuder
Lieblingsbeschäftigung in Antiquariaten stöbern
Lieblingsheld Spartacus, Kepler
Lieblingsheldin Gretchen
Lieblingsdichter Dante, Shakespeare, Äschylus, Goethe
Lieblingsschriftsteller Diderot, Lessing, Hegel, Balzac
Lieblingsblume Lorbeer
Lieblingsfarbe Rot
Lieblings Augen- und Haarfarbe Schwarz
Lieblingsnamen Jenny, Laura
Lieblingsgericht Fisch
Lieblingsmaxime Nihil humani a me alienum puto. (Deutsch: Nichts menschliches ist mir fremd. - Wörtlich: Ich halte nichts menschliches mir fremd.)
Lieblingsmotto De omnibus dubitandum. (Deutsch: An allem ist zu zweifeln.)

Werke

Werkausgaben

Marx' Schriften und Aufzeichnungen sind bisher – stets zusammen mit den Schriften von Engels – in zwei Werkausgaben erschienen, aus denen heute primär zitiert wird:

  • Marx-Engels-Werke“ (MEW), Berlin (DDR): Dietz-Verlag 1956-1990 (43 Bände)
  • Marx-Engels-Gesamtausgabe“ (MEGA), Berlin (DDR): Dietz-Verlag 1975 ff./Berlin: Akademie-Verlag 1990 ff. – Die im Vergleich zur MEW-Ausgabe um einiges umfangreichere MEGA-Ausgabe ist bis heute noch nicht vollständig erschienen und weniger gebräuchlich als die MEW-Ausgabe.

Zudem existiert eine auf die wichtigsten Texte reduzierte Digitalausgabe: * Karl Marx, Friedrich Engels: Ausgewählte Werke. Digitale Bibliothek Band 11 (CD-ROM), Directmedia, Berlin 1998 ISBN 3932544153

Vorlage:Marx/Engels-Werke

Siehe auch

Wikisource: Karl Marx – Quellen und Volltexte
Commons: Karl Marx – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Biografien

  • Franz Mehring: Karl Marx - Geschichte seines Lebens. Berlin 1918
  • W.I.Lenin, Karl Marx, Dietz Verlag, Berlin 1952, ISBN: B0000BKWCB
  • Maximilien Rubel: Marx-Chronik. Daten zu Leben und Werk. Hanser, München 1968
  • Richard Friedenthal: Karl Marx. Sein Leben und seine Zeit. Piper Verlag, München 1981, ISBN 349202713X
  • Francis Wheen: Karl Marx. Bertelsmann Stiftung Verlag, München 2001, ISBN 3570004953
  • Izumi Omura u.a. (Hrsg.), Familie Marx privat - Die Foto- und Fragebogen-Alben von Marx' Töchtern Laura und Jenny - Eine kommentierte Faksimileausgabe, Akademie Verlag 2005, ISBN 3-05-004118-8
  • Heinrich Gemkow: Karl Marx und Edgar von Westphalen - Studiengefährten in Berlin, in: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung, Heft 1 und Heft 3, Marx-Engels-Abteilung im Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin 1977 und 1978.

Monografien

weitere Literatur

  • Helmut Fleischer: Marx und Engels. Die philosophischen Grundlinien ihres Denkens. 2. Auflage, K. Alber, Freiburg/München 1974
  • Eberhard Gockel: Karl Marx in Bonn - Alte Adressen neu entdeckt. Ein Beitrag zum 2000-jährigen Bonn-Jubiläum sowie zum Bicentenaire der Französischen Revolution. Bonn 1999
  • Wolfgang Fritz Haug(Hg.): Historisch-Kritisches Wörterbuch des Marxismus in 15 Bänden. Argument Verlag, Hamburg 1994 ff. (Band 1: 'Abbau des Staates bis Avantgarde, bisher (03/2006) erschienen: Bd.1,2,3,4,5,6 I. und 6 II.)
  • Robert Kurz: Marx lesen - Die wichtigsten Texte von Karl Marx für das 21. Jahrhundert. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2000
  • Miloslav Ransdorf: Nové čtení Marxe I. Praha 1996
  • Helmut Reichelt: Zur logischen Struktur des Kapitalbegriffs bei Karl Marx. Diss. v. 10. Juli 1968, Wirtschafts-- u. sozialwissenschaftliche Fakultät. Universität Frankfurt (Main), Frankfurt 1968, 265 S.
  • Helmut Reichelt: Zur logischen Struktur des Kapitalbegriffs bei Karl Marx. Mit einem Nachwort von Iring Fetscher. 4., durchgesehene Auflage. Zugleich: Diss. 1970, Wirtschafts- u. Sozialwiss. Fak. Universität Frankfurt (Main), Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt, 1973, 265 S., ISBN 3-434-45027-0
  • T.Rockmore: Fichte, Marx and the German Philosophical tradition. Illinois 1980
  • Rius: Marx für Anfänger. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 1979
  • Wolfdietrich Schmied-Kowarzik: Die Dialektik der gesellschaftlichen Praxis. Zur Genesis und Kernstruktur der Marxschen Theorie. Alber Verlag, Freiburg/München 1981, ISBN 3495474463
  • H.Stuke: Philosophie der Tat. Studien zur Verwirklichung der Philosophie bei den Junghegelianern und den Wahren Sozialisten. Stuttgart 1963.
  • Predrag Vranicki: Geschichte des Marxismus. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1974

Vorlage:Lesenswert Kandidat

Vorlage:Link FA