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Akkordeon

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Akkordeon
engl.: Accordion, ital.: Fisarmonica, frz.: Accordéon

Akkordeon
Klassifikation
Aerophon
  Tasten-Aerophone
    Handzuginstrument

Das Akkordeon, auch Ziehharmonika, Ziehorgel, Handorgel, Riemenorgel, Handharmonika, Quetschkommode, Zerrwanst oder auch Schifferklavier genannt, ist ein Handzuginstrument. Es wurde 1829 vonCyrill Demian in Wien das erste Mal als solches in seinem Patent als „Accordion“ benannt. Dieses Instrument war wechseltönig (d.h. auf Zug und Druck klingen unterschiedliche Töne) und diatonisch (d.h. es können nur die Töne bestimmter Tonleitern, pro Reihe gespielt werden). Ein Akkordeon ist ein Instrument, das mehrstimmig Töne produzieren kann. Wir zählen heute alle Handzuginstrumente, die auf der rechten Seite - dem Diskant - die Tastatur in einer abgewinkelten Form angebracht haben, zu den diversen Akkordeonarten. Diese Anordnung der Tastatur geht auf die ersten Wiener oder die ersten französischen Instrumente zurück. Prinzipiell würden aber auch alle anderen Sonderformen der Handzuginstrumente dazu zählen, da alle Instrumente kaum wesentliche Unterschiede in der Schallerzeugung aufweisen. Dass manche Sonderformen eher getrennt behandelt werden, ist mehr aus der Geschichte des jeweiligen Instrumentes abzuleiten. Die englische Concertina und das Bandoneon haben daher eine gewisse Sonderstellung inne.

Die Vielfalt der Akkordeons in Gruppen einzuteilen ist schwierig. Bei praktisch allen Klassifikationssystemen zeigen sich Vor- und Nachteile sowie mehr oder weniger zahlreiche Ausnahmen. Eine Klassifikation nach Art der Tonerzeugung ist nicht möglich, weil alle Handzuginstrumente durchschlagende Zungen zur Tonerzeugung verwenden.

Eine Katalogisierung findet sich unter Durchschlagzungeninstrumente und Harmonikainstrument.

Klassifikation nach Art der Tastenbelegung am Diskant

Bass-Systeme

Basskopplungen (d.h.: verdoppelte Töne) mit eigenem Schalter zum Ein-/Ausschalten findet man zusätzlich bei großen Konzertinstrumenten, zB.: Bajan (Ballone Burini, Pigini, ....)

Übliche Klaviatur-Systeme

Pianoakkordeon (nur im Diskant)
Knopfsystem mit C-Griff Layout (sowohl im Diskant als auch im Bass üblich).
Stradella-Bass, Ausschnitt (nur im Bass)


neben dem C Griff System gibt es auch noch das B Griffsystem (in deutscher, bzw. russischer Bauweise)

Geschichte

Siehe separater Artikel Geschichte der Harmonika.

Klassifikation nach der Benutzung durch den Spieler für typische Musik

weitere Klassifikationen

Chromatisches Knopfakkordeon (Finnland)

Aufbau eines chromatischen Akkordeons

Auf der rechten wie auf der linken Seite gibt es die Möglichkeit, die Klangfarben durch Zuschalten von bis zu fünf Chören durch sog. Register stark zu variieren.

Für die linke Hand gibt es unterschiedliche Konstruktionen. Unter Manual II (auch als MII, Standardbass oder Stradella-Bass bezeichnet ) versteht man die Anordnung der Basstöne in Quinten in vertikaler Richtung mit den am häufigsten gebrauchten Dur-, Moll-, Sept- und verminderten Septakkorden in horizontaler Anordnung. Der Tonumfang ist hier auf eine Oktave beschränkt, wobei jedoch, je nach Bauart und Register, bei den Basstönen bis zu 5 Oktaven gleichzeitig und bei den Akkorden bis zu 3 Oktaven gleichzeitig ertönen.

Tasten-Akkordeon

Im Gegensatz dazu verfügt der Manual-III-Bass (auch MIII oder Melodiebass) nicht über Akkordknöpfe, hat dafür aber einen Tonumfang bis zu 5 Oktaven und ermöglicht dadurch das tonhöhenrichtige Melodiespiel. Das Manual III (3-4 Reihen) ist entweder dem MII vor- oder nachgelagert, kann alternativ durch Umschalten der hinteren 4 Reihen des MII auf MIII auf denselben Knöpfen zu spielen sein (so genannter Converter) oder ist als sog. Freebass (insbesondere bei Schülerinstrumenten) anstelle des Standardbass vorhanden.

Weitere Informationen, die, die jeweiligen modernen Ausprägungen Formen des Instrumentes betreffen unter: Pianoakkordeon (PA), Chromatisches Knopfakkordeon (CBA)

Aufbau eines diatonischen Akkordeons

Diatonische Handharmonika (wechseltönig)

Eine Handharmonika (Ziehharmonika) ist - im Gegensatz zum chromatischen Akkordeon, aber ähnlich den diatonischen Mundharmonikas - wechseltönig und diatonisch aufgebaut. Bei Zug und Druck entsteht bei den meisten Tasten der Harmonika ein unterschiedlicher Ton. Es können zudem nicht alle Tonleitern gleich einfach gespielt werden, sondern bevorzugt nur die für die jeweilige Reihe vorgesehenen. Dazu gibt es entsprechende Griffschriftsysteme (Tabulatoren) in verschiedenen Ausprägungen, mit einer auf das Instrument abgestimmten Notation. Bezüglich Geschichte und weiteren Details sehen Sie bitte unter Diatonisches Akkordeon nach. Die diatonischen Instrumente sind in vielfältiger Form heute auf dem Markt. Weite Verbreitung findet die sogenannte „Steirische Harmonika“ oder die tschechischen Heligonka-Instrumente. Sie weisen nur geringfügige Bauunterschiede auf. Auch die ursprünglichen Wiener Modelle ohne Gleichton sind weltweit sehr verbreitet. Die italienischen diatonischen Modelle entsprechen im wesentlichen den ursprünglichen Wiener Modellen. Sehr verbreitet sind auch nach wie vor einreihige Instrumente, sogenannte Cajuninstrumente. Zweireihige Instrumente sind ebenfalls in weiten Teilen der Erde sehr beliebt. Eine Sonderform stellt die Zweireihige in Irland dar. Bei dieser Irischen Harmonika sind die beiden diatonische Reihen nicht eine Quint voneinander entfernt, sondern nur einen Halbton. Damit entsteht ein Instrument, das eigentlich chromatisch ist, dabei trotzdem wechseltönig im Aufbau bleibt. Auch sind weitere Varianten der Tastenbelegungen in Verwendung. Die Russische Garmoshka (was übersetzt auch wieder Harmonika bedeutet) sieht ähnlich aus, ist aber chromatisch. Die Deutsche Konzertina und die Anglo Concertina sind äußerlich stark in ihrer Bauform abweichende aber ebenfalls diatonische Instrumente.

Literatur (Noten)

Die Akkordeonliteratur konnte sich entsprechend dem noch jungen Alter des Instruments erst im 20. Jahrhundert entwickeln. Inzwischen existiert eine große Palette zeitgenössischer Werke aller Genres und Schwierigkeitsgrade in unterschiedlichen Besetzungen vom Solo bis zur Integration in sinfonische Klangkörper. Zusätzlich ist es möglich, auf dem Akkordeon mit MIII - bei sorgfältiger Auswahl - Werke aus der Klavierliteratur zu spielen. Hier sind besonders Werke der Barockzeit geeignet (z. B. J. S. Bach, D. Scarlatti). Gleichzeitig wurden durch eine Fülle von Transkriptionen auch die vor der Erfindung des Instruments datierenden musikalischen Epochen erschlossen.

Hochschulen

An den Hochschulen konnte sich das Instrument vor allem in der zeitgenössischen Kammermusik etablieren. Mehrere Institute in Deutschland - unter anderem in Bremen, Trossingen, Freiburg im Breisgau, Berlin, Würzburg, Weimar, Hannover, Essen, Wuppertal und Nürnberg - bieten entsprechend spezialisierte Studiengänge (KA, KP, Komposition, Lehramt) an. Eine interessante Sonderstellung nimmt zweifellos das Hohner-Konservatorium Trossingen (nicht zu verwechseln mit der Musikhochschule am gleichen Ort) ein, wo unter anderem Dirigenten am aus den Mitstudierenden zusammengesetzten Akkordeonorchester ausgebildet werden. Auch die diatonischen Instrumente haben Zugang zu den Hochschulen gefunden. Am Salzburger Konservatorim ist das Studium der Steirischen Harmonika Praxis.

Hersteller

Einer der weltweit bedeutendsten Akkordeon-Hersteller ist die Matthias-Hohner AG in Trossingen. Ihre Spitzenmodelle der Serien „Morino“ und „Gola“ sind auf der ganzen Welt begehrt und geschätzt. Ende der 1990er Jahre ist die Matthias-Hohner AG an asiatische Investoren verkauft worden, so dass heute ein Teil der Instrumente und insbesondere die Komponenten in China gefertigt werden. In Trossingen ist nur noch ein kleiner Stamm von Mitarbeitern verblieben. Eine weitere deutsche Herstellerfirma ist in Klingenthal die Fa. Harmona mit dem Markennamen Weltmeister; sie ist die älteste Akkordeonfabrik der Welt (seit ca.1852), die aus rund 50 Familienbetrieben in Klingenthal im südlichen Vogtland entstanden ist. Auch Handwerksbetriebe in Deutschland fertigen eine beträchtliche Zahl an Instrumenten: Öllerer, Schneeberg/Zwota, Hartenhauer/Klingenthal, ...

In Italien gibt es ca. 50 Akkordeonbauer alleine in Castelfidardo - bekannte Namen sind hier Ballone Burini, Borsini, Pigini, Bugari, Guerrini, Victoria, Beltuna, Fisitalia und Dallapé. In Finnland: Lasse Pihlajamaa (Pigini) und andere, und in einigen osteuropäischen Staaten: Jupiter, Tula, u. a. In Österreich werden ca. 20000 diatonische Harmonikas im Jahr produziert (Müller, Strasser, Schmidt, Novak, Jamnik, Zernig, ...).

So vielfältig wie die Musiker sind auch die Meinungen über Qualität und Vorzüge der einzelnen Marken. Die Vielzahl der technischen Komponenten am Akkordeon bringt es mit sich, dass die Instrumente nur noch selten von den Herstellern komplett gefertigt werden. Auch große Marken greifen für Einzelkomponenten auf Zulieferer zurück. So ist es für die Beliebtheit der Instrumente nicht nur ausschlaggebend, um welche Marke und welches Modell es sich handelt, sondern zum Beispiel auch, in welcher Zeit es gebaut wurde.

Viele billige Instrumente kommen heute aus China, auch wenn ein bekannter oder italienisch klingender Markenname am Instrument etwas anderes vorgibt. Wie bei vielen anderen Produkten auch haben die chinesischen Instrumente an Qualität gewonnen, so dass heute vor allem bei Schülerinstrumenten nicht mehr unbedingt vom Kauf eines chinesischen Akkordeons abgeraten werden muss.

In den italienischen Werkstätten der Akkordeonbauer (wie Ballone Burini und Pigini) werden nur handgefertigte Instrumente hergestellt. Es wird in den traditionsbehafteten Akkordeonwerkstätten bei der Stimmung und bei der Material auf alte überlieferte Herstellung gesetzt. Nur auf Anforderung werden zur Verbesserung der äusseren Optik entspr. zugekaufte od. maschinell produzierte Komponenten verwendet. (Nach unzähligen Reisen zu diesen Werkstätten konnte ich mich davon selbst überzeugen, was übrigens für jeden Akkordeoninteressierten ein muss ist !)

Deutscher Harmonikaverband

Der Deutsche Harmonikaverband e.V. (DHV) ist mit 120 000 Aktiven einer der größten deutschen Laienmusikverbände. Die meisten Mitglieder sind in den über 1150 Mitgliedsvereinen organisiert, die neben der Aus- und Weiterbildung der Spieler auch einen Orchesterbetrieb und regelmäßige Veranstaltungen aufrechterhalten. Gegründet wurde der DHV 1931, der Hauptsitz ist in Trossingen. Präsident ist der baden-württembergische Wirtschaftsminister Ernst Pfister. Herausragende Orchester, die auch bei internationalen Wettbewerben immer wieder erfolgreich abgeschnitten haben, finden sich zum Beispiel bei den Mitgliedsvereinen in Baltmannsweiler, Bruchsal-Untergrombach, Nürnberg, Köln, Eichenau b. München, Trossingen und Schwäbisch Gmünd sowie in Holzgerlingen.

Das Akkordeonorchester

Unter dem Begriff Orchester versteht man zunächst einmal einen Klangkörper, der Streichinstrumente, Blas- und Schlaginstrumente vereinigt. Wir fassen innerhalb eines solchen Orchesters die einzelnen Instrumentengruppen als Stimmen zusammen. Beim Akkordeonorchester handelt es sich hauptsächlich nur um eine Instrumentengattung mit völlig gleicher Tonerzeugung und mit einheitlicher Tonfarbe. Deshalb kann man nie ein Akkordeonorchester mit einem Sinfonieorchester gleichsetzen, da dieses seine eigenen Klänge und Gesetze hat. Ein besserer Vergleich wäre der mit einem reinen Streichorchester - hier finden wir auch deckungsgleiche Entsprechungen der fünf verschiedenen Stimmen. So lassen sich auch reine Streicherkompositionen am besten für Akkordeonorchester transkribieren und auch spielen.

Am Anfang der Entwicklung stand die alleinige Verwendung von diatonischen Instrumenten im sogenannten Harmonikaorchester. Die ersten Orchester dieser Art wurden nach dem 1. Weltkrieg etwa nach 1925 gegründet. Fortschritte im Instrumentenbau brachten es mit sich, dass das Akkordeon mit seinen schaltbaren Klangfarben immer mehr Eingang ins Orchester fand. So änderte das Bevorzugen des Piano- und auch des Knopfgriffakkordeons im Akkordeonorchester dessen innere Struktur. Das wurde schließlich bestimmend für die Literatur. Es waren damit die Voraussetzungen geschaffen worden, dass sich ein eigener Akkordeonorchester-Stil entwickeln konnte.

Heute kennen wir drei Arten des Orchesterspiels, die sich allerdings nicht streng abgrenzen lassen:

  • das (große) Akkordeonorchester (20 - 30 Spieler),
  • das Akkordeon-Ensemble (je Stimme höchstens 2 Spieler)
  • die Akkordeon-Spielgruppe (zumeist als Quintett).

Als Zusatzinstrumente kommen Bass, Elektronium/Keyboards, Schlagzeug, Percussion und Pauken zur Verwendung. Zuweilen wird auch ein Kontrabass verwendet, der viele klangliche Vorteile gegenüber dem Bassakkordeon aufweist.

Berühmte Akkordeonisten


siehe auch: Liste von Akkordeonisten

Komponisten

Komponisten, die für Akkordeon geschrieben haben oder noch schreiben:

außerdem: Lydie Auvray, Eckart Beinke, Heinrich Biegenzahn, Renato Bui, Art van Damme, Fritz Dobler, Jiri Dvorácek, Jindrich Feld, Adolf Götz, Ali Gorji, Hugo Herrmann, Stefan Hippe, Alfons Holzschuh, Klaus Huber, Alexander Jekic, Wolfgang Kahl, Sebastian Klein, Sven-Ingo Koch, Hans-Günther Kölz, Torbjörn Iwan Lundquist, Tobias Morgenstern, Tapio Nevanlinna, Younghi Pagh-Paan, Ruta Paidere, Cathrin Pfeifer, Bernfried Pröve, Uros Rojko, Wolfgang Russ, Jürgen Schmieder, Charlotte Seither, Vladislav Solotarjov, Norbert Sprave, Manfred Stahnke, Peter A. Stricker, Jukka Tiensuu, Veronika Todorova, Jan Trulahr, Heikki Valpola, Albert Vossen, Rudolf Würthner, Vladimir Zubitzkiy

Literatur

  • Giovanni Gagliardi: Kleines Handbuch des Akkordeonisten. Aktualisierte und um den ital. und franz. Text sowie um drei Briefe Gagliardis erweiterte Neuausgabe. (= Texte zur Geschichte und Gegenwart des Akkordeons; Bd. 2). Augemus, Bochum 2004, ISBN 3-924272-08-5
  • Hans-Peter Graf: Entwicklungen einer Instrumentenfamilie. Der Standardisierungsprozeß des Akkordeons. Lang, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-631-32841-9 (zugl. Dissertation, Universität Bremen ,1996)
  • Ralf Kaupenjohann: Das Akkordeon. Eine kurze Darstellung der heutigen, in der Bundesrepublik Deutschland gebräuchlichsten Instrumententypen. (= Texte zur Geschichte und Gegenwart des Akkordeons; Bd. 1). Augemus, Bochum 1987, ISBN 3-924272-00-X
  • Christoph Wagner: Das Akkordeon oder die Erfindung der populären Musik. Eine Kulturgeschichte. Schott, Mainz u. a. 2001, ISBN 3-7957-2361-2
  • Septimus Winner: Winner's American instructor for the German accordion. Shaw, 1882 (Digitalisat)
Commons: Accordion – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Akkordeon – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen