Hummeln
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Die Hummeln (Bombus) sind eine Gattung zu den Bienen gehörender sozial lebender Insekten. Die über einen Wehrstachel verfügenden Hautflügler (Hymenoptera) gehören zu den Stechimmen.
Allgemein
Die Population eines Hummelvolkes beläuft sich auf ca. 50 bis 600 Insekten, also vergleichsweise wenige. Ein Hummelvolk besteht aus der Königin, den Arbeiterinnen, den Drohnen und den Jungköniginnen.
Ein Hummelvolk überlebt in Europa nur einen Sommer, bis es am Jahresende zugrunde geht (siehe Fortpflanzung und Nestbau).
Körperbau
Der kräftige Körper der Hummeln ist pelzartig mit Haaren bedeckt.
Die Königinnen werden je nach Art zwischen 15-23 mm Lang bei einer Spannweite von 18-43 mm, die Arbeiterinnen und Drohnen werden 8-21 Lang, Spannweite 18-34 mm. Die Grösse variiert auch innerhalb der eigenen Arten sowohl bei Drohnen als auch bei Arbeiterinnen. Drohnen haben innerhalb der eigenen Art meist eine höhere Minimalgrösse als die Arbeiterinnen, da die erstgeschlüpften Tiere immer kleine Arbeiterinnen sind.
Verbreitung und Arten
Die Hummel ist weltweit verbreitet, ausser in Afrika südlich der Sahara und in Australien.
Die Gattung der Hummel umfasst weltweit ca. 500 Arten, in Europa gibt es 53 Arten (einige fehlen im kalten Skandinavien), in Deutschland 36.
Auf der "Roten Liste" der bedrohten Arten stehen zur Zeit 16, zum Teil vom Aussterben bedrohte Hummelarten (Zur Auflistung). In einigen Regionen sind bereits Arten ausgestorben. Hummeln sind neben Hornissen und Wildbienen in Deutschland durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt. In vielen anderen Ländern stehen sie ebenfalls unter Schutz.
Etwa 10 parasitäre Arten, in Deutschland 6, sogenannte Kuckucks- oder Schmarotzerhummeln, nisten sich in Hummelnestern ihrer Artgenossen ein, um ihren Nachwuchs von den Bewohnern grossziehen zu lassen. Die Schmarotzer fressen die Eier des Volkes und versuchen eigene zu legen.
Gelingt das, verdrängt der Nachwuchs der Sozialparasiten den des Wirtes, es entwickeln sich weniger Königinnen.
Die Schmarotzer haben wie alle Hummeln ihren festen Platz im ökologischen Kreislauf.
Fortpflanzung und Nestbau
Nur die jüngsten und stärksten im Herbst befruchteten Jungköniginnen überleben den Winter und gründen im nächsten Jahr auf sich gestellt ein neues Volk.
Die Jungkönigin sucht im Frühling allein einen geeigneten Platz für das Nest. Je nach Art eine geeignete Erdhöhle, z. B. ein Mauseloch (Erdhummeln), eine Moosschicht oder auch einen hohlen Stamm. Die Baumhummeln nisten auch in verlassenen Vogelnestern.
Die Nester werden meist nur ein Jahr genutzt, selten kehrt eine Königin zu ihrem alten Nest zurück. In den Tropen gibt es mehrjährige Kolonien.
Die Königin sammelt Nektar und Pollen. In einer aus Wachs geformten "Zelle" legt die Köigin die ersten Eier. Diese Zelle befindet sich auf einem Vorrat aus sogenanntem "Bienenbrot" aus Nektar und Pollen. Das Wachs scheiden Königin und Arbeiterinnen aus dem Hinterleib aus.
Die Zellenanordnung ist nicht wabenförmig, sondern urnen -oder krugförmig locker zu einem aufrecht stehenden Haufen gruppiert. Um den Brutbereich herum befindet sich eine isolierende Hülle aus Gras, Haaren und Moos, verklebt mit Wachs oder Honig.
Das Nest wird häufig mit einer Wachsschicht gegen Wärmeverluste abgedichtet, die regelmässig erneuert und ausgebessert wird.
Beim Brüten werden Temperaturen bis zu 38 Grad C erreicht. Die konstante Nesttemperatur beträgt etwa 30-33 Grad C.
Während der ersten 10 Tage durchläuft die Brut verschiedene Larvenstadien, sie ähneln in dieser Zeit kleinen Maden. In dieser Phase sind die Larven abhängig und werden gefüttert.
Dann verpuppen sie sich Schmetterlingen ähnlich und schlüpfen nach einer ca. 10 tägigen Metamorphose als Hummeln mit Flügeln. Die Königin baut nun weitere Zellen.
Die ersten schlüpfenden Hummeln sind kleiner als die Königin und nicht in der Lage, Eier zu legen. Die im Sommer ausschlüpfenden Arbeiterinnen sind dagegen normal groß und kräftig.
Die geschlüpften Arbeiterinnen helfen nun der Königin bei Auszucht weiterer Hummeln.
Die Königin ist ausschliesslich für das Legen der Eier und die Aufzucht der Nachkommen verantwortlich, an der Nahrungssuche beteiligt sie sich nicht, das ist Aufgabe der Arbeiterinnen.
Häufig kommt es zur Ablage unbefruchteter Eier durch Arbeiterinnen, die in dieser Phase agressiv auf die Königin reagieren. Sie fressen dann die Eier der Königin auf, diese wiederum versucht, die Eier der Arbeiterinnen zu fressen.
Männliche Hummeln, die Drohnen, beteiligen sich nicht an Brutpflege und Nahrungssuche, sie wärmen gelegentlich die Eier.
Das Paarungsverhalten der verschiedenen Arten ist unterschiedlich.
Baumhummeldrohnen beispielsweise fliegen Jungköniginnen bereits in der Luft an und werden oft wieder mit ins Nest getragen.
Nahrungssuche
Hummeln sind vor den Bienen und Fliegen die wichtigsten Bestäuberinsekten. Hummeln fliegen im Gegensatz zu Bienen auch bei schlechtem Wetter Blüten an, um das Überleben ihres Volkes zu sichern, da sie im Gegensatz zu Bienen keine grossen Nahrungsvorräte in Waben anlegen. Die Nahrungsvorräte der Hummeln sind kleiner als die der Bienen.
Die Eigenschaft, auch in feuchten Sommern die Blütenbestäubung zu sichern und die geringe Temperaturempfindlichkeit im Vergleich zu Bienen macht sie besonders in Sommern mit niedrigen Durchschnittstemperaturen zu wichtigen Helfern vieler Planzenarten, darunter etliche Obst- und Gemüsearten.
Ihr langer Saugrüssel ermöglicht die Nektarsammlung aus tiefkelchigen Pflanzen. Sie sind kräftig genug, um geschlosse Blüten zu öffnen. Der Nektar wird im Magen gesammelt und im Nest wieder hochgewürgt.
Aus dem Nektar stellen Hummeln mit Hilfe körpereigener Enzyme Honig her.
Beim Vibrationssammeln hängt die Hummel an einer Blüte und erzeugt durch Flügelschlag Vibrationen. Dadurch löst sich Pollen, der die Hummel dann am ganzen Körper bedeckt. Sie bürstet ihn ab und formt daraus Klumpen.
Der Pollentransport geschieht generell an den Hinterbeinen, deren lange Borsten die durch belecken verklebten Pollenhöschen halten.
Die grosse Anzahl angeflogener Blüten macht das Züchten attraktiv. Es gibt in Deutschland einen Hummelzüchter, der die Insekten u.a. an Obstbauern verkauft. Hierbei werden die Hummeln in einem Karton verschickt, der 2 von einander getrennte Kammern enthält, damit die Hummeln ihren Lebensbereich von Kot frei halten können.
Es gibt Milben, die als Nützlinge in Hummelnestern den Kot verwerten und damit für Hygiene sorgen.
Verteidigungsverhalten

Hummeln können beißen und mit ihrem Wehrstachel stechen, beim Stich wird Gift auf das Opfer übertragen.
Wie ihre friedlichen Verwandten, die Bienen und Hornissen, stechen Hummeln äusserst selten und nur dann, wenn sie sich bedroht fühlen, z. B. wenn ihr Körper gequetscht wird.
Befürchten sie einen Angriff auf ihr Nest, legen sie sich drohend und brummend auf den Rücken, es kann in seltenen Fällen, wenn kein Rückzug erfolgt, auch zu Attacken mit Bissen und Stichen kommen. Hummeln sind unter ihren Verwandten die friedlichsten Wehrstachelträger. Die verschiedenen Hummelarten haben ein unterschiedlich ausgeprägtes Agressionspotenzial.
Der Biss zwickt geringfügig, ein Stich kann durch das Gift schmerzhaft sein. Wie die Stiche und Gifte von Bienen und Hornissen sind die äusserst seltenen Hummelstiche sowie ihr Gift, das sich von den anderer Bienen unterscheidet, für Menschen harmlos. Gefahr besteht nur für Allergiker durch einen Allergieschock.
Natürliche Feinde
Neben den schmarotzenden Kuckuckshummeln ist die Große Wollbiene (Anthidium manicatum) für die Hummeln gefährlich. Die Männchen der Großen Wollbiene verteidigen ihr Revier gegen eindringende Bienen und Hummeln, indem sie auf diese zufliegen und kurz vor dem Zusammenprall ihren dornenbewehrten Hinterleib nach vorn krümmen. Dabei werden häufig die Flügel der Angegriffenen zerstört. Die flugunfähigen Insekten verhungern.
Im Gegensatz zu Wollbienen, die einzelne Hummeln schädigen, kann die Nachkommenschaft der Wachsmotte ein ganzes Hummelvolk vernichten. Die Wachsmotte fliegt durch Nektar- und Pollenduft angelockt in das Hummelnest und legt dort Eier. Die daraus schlüpfenden Larven fressen die Waben samt enthaltenen Hummeleiern und -larven. Der Nachwuchs der Hummeln bleibt aus und das betroffene Hummelvolk erlischt.
Milben setzen sich auf der Hummel fest und ernähren sich von deren Blut, was zur Schwächung führt.
Hummelsterben
Häufig ist unter spätblühenden Linden, besonders unter Silberlinden, eine große Anzahl toter und sterbender Hummeln beobachtet worden.
Die für Bienen und Hummeln unverdauliche Zuckerart Mannose stand lange unter dem Verdacht, den Tod der Hummeln verursacht zu haben. Sie kommt nach neueren Erkenntnissen nicht im Nektar dieser Linden vor.
Laboruntersuchungen ergaben, dass die dort verendeten Tiere einen sehr geringen Zuckergehalt im Körper hatten. Nach der Gabe von Zuckerwassertropfen mit Spritzen auf den Boden, das die Hummeln mit ihrem Rüssel aufnehmen, sind sie nach kurzer Zeit wieder flugfähig. Daraus wurde die Schlussfolgerung gezogen, dass aufgrund von Nahrungsmangel in der näheren Umgebung der Linden auch viele andere Hummelvölker und Bienen hier auf Nahrungssuche gehen und es daher zu einer starken Verknappung des Angebotes kommt. Die Hummeln haben für den Anflug soviel Energie verbraucht, dass sie keine andere Nahrungsquelle aufsuchen können, so die Theorie.
Bienen haben ein Zeitgedächtnis, was ihnen ermöglicht, die morgens und abends Nektar produzierenden Bäume gezielt anzufliegen, was als großer Vorteil gegenüber den Hummeln angesehen wird, die nicht über diese Fähigkeit verfügen.
Hummelschutz
Landschaftsarchitekten sowie die Landschaftsgärtner sind mitverantwortlich für die Pflanzenvielfalt. Bei den Bepflanzungsplänen ist ein ausgewogenes Verhältnis von früh- und spätblühenden Pflanzen wichtig. Ebenso ist der durch die Intensivlandwirtschaft bedingte Artenschwund vieler Pflanzen verantwortlich für den Rückgang vieler nicht so anpassungsfähigen Hummelarten.
Kleingärtner können durch die Auswahl nektarreicher Arten, die vor allem zum Spätsommer und Herbst hin blühen, einen Beitrag zum Hummel- und Bienenschutz leisten.
Es sollten nicht zu viele verschiedene Pflanzenarten gewählt werden, da Hummeln, die nur einen Sommer bis in den Herbst hinein leben, erst mühsam erlernen müssen, den jeweiligen Pflanzen den Nektar zu entnehmen. Wegen der unterschiedlichen Blütenformen ist die Technik hierfür nicht für alle Pflanzen gleich. Die zeitaufwendige Lernphase wird von den Tieren nur dann begonnen, wenn es sich aufgrund eines ausreichenden Angebots auch lohnt. (vergl. Pflanzenliste der Aktion Hummelschutz sowie Hummelfreundlicher Garten)
Wer geschwächte Hummeln auf der Erde entdeckt, kann diese durch tröpfchenweise verabreichtes Zuckerwasser stärken. Hierfür bieten sich Pipetten oder Spritzen an, die Hummelfreunde häufig zusammen mit kleinen Mengen an Zuckerwasser bei sich führen.
Besonderheiten
Die Hummel ist sehr früh im Jahr unterwegs, die zum Fliegen notwendige Körpertemperatur erzeugt sie selbst. Sie bringt die Brustmuskulatur zum Vibrieren, so kann die Königin schon ab 2°C fliegen, Arbeiterinnen ab 6 °C. Eine Biene braucht mindestens 8 °C. Hummeln können auch während der nahrungsaufnahme ihre Körpertemperatur halten.
Ihr pelziger Haarbewuchs schützt sie zusätzlich vor Kälte.
Diese Temperaturunempfindlichkeit ermöglicht es Hummeln, weitaus länger als Bienen auf Nahrungssuche zu sein. Hummeln fliegen täglich in bis zu 18 Stunden bis zu 1000 Blüten an um Nahrung zu suchen, dabei nie mehr als verschiede Blütenarten je Flug.
Europäische Hummelarten
- Ackerhummel (Bombus pascuorum)
- Distelhummel (Bombus soroeensis)
- Erdhummel (Bombus terrestris, Bombus lucorum)
- Gartenhummel (Bombus hortorum)
- Mooshummel (Bombus muscorum)
- Steinhummel (Bombus lapidarius)
- Wiesenhummel (Bombus pratorum)
- Wildbienen.de - detailierte Auflistung der Hummelarten
Weblinks
- Aktion-Hummelschutz.de - Website "AKTION HUMMELSCHUTZ"
- Bombus.de - Website über Hummeln
- Insektenstaaten.de - Website zum Thema Hummeln, Wespen und Hornissen.
- Hymenoptera.de - Sehr Ausführliche Seite über Hummeln mit Beraterdatenbank
- Wildbienen.de - Sehr ausführlich, einzelne Arten sind reich bebildert, Liste bedrohter Arten
- Aculeata.de - Seite über Stechimmen
- Bfn.de - Rote Listen beim Bundesamt für Naturschutz
- Wildbienen.de - Rote-Liste-Hummeln
- Lifescience-Zurich.ch - Hummelcam - Webcambilder aus einem Hummelnest
- Berlin.de - Allgemeines über Hummeln