Jan Udo Holey
Jan Udo Holey (* 22. März 1967 in Dinkelsbühl) ist ein deutscher Autor, der durch Bücher aus dem Bereich der Verschwörungstheorien bekannt wurde. Ein Teil seiner Schriften wurde unter dem Pseudonym Jan van Helsing veröffentlicht, in Anspielung auf den Vampirjäger Abraham van Helsing aus dem Roman Dracula von Bram Stoker.
Leben
Holey wurde als zweites von vier Kindern geboren. Bereits früh wurde er vom eigenständigen Denken der Familie beflügelt und plante so seine Zukunft. Er besuchte etliche Schulen in Crailsheim, Bammental (bei Heidelberg), Cambridge (UK) und München. Nach Ende der achtziger Jahren began er damit, die Erde kreuz und quer zu bereisen. Holeys Mutter ist Seherin, sein Vater ein Gnostiker, der zwei Bücher verfasst hat. Die Familie Holey war nie in finanziellen Nöten, da sich sein Vater Johannes Holey in das größte deutsche Brautmode-Geschäft "Brautmacher Weiß" eingeheiratet und inzwischen seine Firmenanteile verkauft hat.
Er wählte sein Pseudonym, nachdem er mit 14 Jahren den Vampir-Roman "Dracula" von Bram Stoker gelesen hatte. Voller Begeisterung besorgte er sich eines Tages aus einer Dorfkiche Weihwasser, um das Jagen nach Vampiren zu ermöglichen.
Seine Eltern bezeichneten ihn als ein schwieriges Kind. Jan Udo Holey hatte viele Jahre in der Punk-Szene gelebt, hätte mit der Antifa, Anarchisten, Autonomen und RAF-Sympathisanten zu tun gehabt. Er wurde wegen verfassungsfeindlicher linksextremistischer Vergehen verurteilt und sei bei Angriffen von Rechtsextremen ausgesetzt gewesen. Durch Autounfälle, Krankheiten und Raufereien hat Holey mehrere Nahtoderfahrungen gemacht. Im Nahtod soll er viel umhergereist sein und in Mexiko soll er einige Hakenkreuzfotos gesehen haben. In Neuseeland wurde er angeblich politisch bekehrt, als man ihn über den Nationalsozialismus aufklärte. Er beschloss, darüber ein Buch zu verfassen. Laut seiner eigenen Aussage wurde er dabei von seinem bereits verstorbenen Großvater unterstützt, der ihm in einem Traum Hilfe anbot und den er in spiritistischen Sitzungen kontaktierte.
Heue betreibt Jan Udo Holey seinen eigenen Verlag.
Das Werk
Holey betreibt einen Verlag, in dem er eigene und Werke ähnlich gesinnter Autoren herausgibt. Verfassungsschutzbehörden sehen in Holeys Publikationen eine versuchte "rechtsextremistische Einflußnahme auf die Esoterikszene" (Verfassungsschutzbericht Baden-Württemberg 1996). Holey verarbeitet in seinen Büchern ein Sammelsurium an esoterischen und verschwörungstheoretischen Thesen, von denen viele aus dem amerikanischen Raum stammen. Die Palette reicht von Nostradamus über die Wiedergeburt bis hin zu Enthüllungen der angeblichen Mörder von John F. Kennedy und Uwe Barschel. Holey kompiliert seine Bücher überwiegend aus verschiedensten Quellen, auch Bücher anderer Autoren, wobei er zum Teil passagenweise übernommene Abschnitte nicht als solche kenntlich macht. Dabei verwendet Holey keine seriösen Quellen, sondern verweist auf andere Verschwörungstheoretiker und zitiert vor allem rechtsextremistische Autoren, etwa William Cooper, Gary Allen, Des Griffin oder Dieter Rüggeberg. Auch bei Antisemiten bedient sich Holey ausführlich, so bei William Guy Carr oder Nesta Webster. Von beiden Autoren übernimmt Holey auch die für sein Theoriewerk grundlegende Behauptung einer angeblichen Weltverschwörung der Illuminaten, die er in seinen Werken wiederholt aufgreift.
In seinen ersten beiden Büchern Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert (1993) und Geheimgesellschaften 2 kombiniert er Science-Fiction, Esoterik, Nazi-Mythologie und Ufologie und spricht von einer angeblichen "zionistischen Weltverschwörung". Dabei bezieht er sich explizit auf die Protokolle der Weisen von Zion, einer antisemitischen Hetzschrift, die erstmals 1903 auftauchte. Holey behauptet aber, auch unter Berufung auf den rechtsradikalen kanadischen Verschwörungstheoretiker William Guy Carr, der Ursprung dieses Textes liege Jahrhunderte zurück. Ferner wird behauptet, die Protokolle seien der "Plan" zur Erlangung der Weltherrschaft. Zudem glaubt Holey eine Zusammenarbeit des von ihm so genannten "jüdischen Bankensystems" (besonders Rothschild) mit den angeblichen "wahren Machthabern", den Illuminaten, zu sehen. Letztere These zieht sich wiederholend durch Holeys Theorien.
Laut Anton Maegerle wird dabei in dem Buch Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert sogar der Holocaust geleugnet ("Antisemitische Propaganda", Blick nach Rechts, 10/96, S.3). Dies lässt sich in den Texten Holeys jedoch nicht einwandfrei belegen. Belegbar ist aber eine versuchte Relativierung der Judenvernichtung: "Nach der Ansicht der THULE-GESELLSCHAFT, aus der später die DAP, die NSDAP, die SS usw. hervorgingen, war das jüdische Volk, das von dem alttestamentarischen Gott »JAHWE« beauftragt wurde, die »Hölle auf Erden zu stiften«, die Ursache, warum die Welt immer und immer wieder in Kriege und Zwiespalt verwickelt ist. Die Thule-Leute wußten ganz genau über die jüdischen Bankensysteme, sprich Rothschild und Genossen, und die Protokolle der Weisen von Zion Bescheid und fühlten sich berufen, in Übereinstimmung mit der Sajaha-Offenbarung, das Volk, doch ganz speziell das jüdische Banken- und Logensystem, zu bekämpfen und das Lichtreich auf Erden zu schaffen."(Holey sieht Hitler als einen "Handlanger" der Thule-Gesellschaft)[1]. Zwar schiebt Holey im Anschluss eine "Anmerkung des Verfassers" ein, in der er sagt, dass Gewalt nie eine Lösung sei, doch dies nimmt die erfolgte Rechtfertigung der Täter anhand einer scheinbaren Berufung durch eine Offenbarung[2] nicht zurück. Die Offenbarung selbst stellt Holey ebenfalls nicht in Frage. Auch äußert der Autor an keiner Stelle ein ausdrückliches Bedauern oder Entsetzen über die im Zuge der angeblichen "Bekämpfung" des "jüdischen Banken- und Logensystems" an unschuldigen Menschen verübten Gräueltaten. Stattdessen wird sogar subtil die Schuld zum Teil auf die Opfer verschoben: "Sie [die Thule-Leute bzw. Nationalsozialisten] waren in ihrem Haß so blind, daß sie nicht einmal gemerkt haben, daß sie die gleichen Waffen verwendet haben wie der angebliche satanische Gott JAHWE, den sie bekämpfen wollten. Daß man Frieden jedoch nicht durch Krieg erreichen kann, sollte diesen Leuten aber auch schon bekannt gewesen sein."[1] Folglich hätten die Täter lediglich "die gleichen Waffen verwendet" wie die "Gegner". Die geplante, systematische Ermordung von Zivilisten wird gleichgesetzt mit einer Kriegssituation. Ein direkter Vergleich der von Holey dargestellten angeblichen Ansichten der Thule-Gesellschaft mit Holeys eigenen Thesen in Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert lässt zudem auffallende Übereinstimmungen erkennen.
Stilistisch sind Holeys Bücher in einem sehr leicht verständlichen, "volkstümlichen" und zugleich suggestiven Ton verfasst. Die Leser werden immer wieder "vertraulich" angesprochen, um den Eindruck zu erwecken, der Autor teile seine "Geheimnisse" ganz speziell mit ihnen, so dass sie zu Teilhabern und Auserwählten geheimen "Wissens" werden. Der Gegensatz zu Holeys interessierten Lesern seien "oberflächliche Menschen", die mit Informationen aus "Massenmedien" zufrieden wären.
Auch die Argumentation ist in der Regel sehr schlicht und scheinbar einleuchtend gehalten. Nicht selten stellt Holey eine Behauptung auf, die er dann lediglich mit weiteren eigenen Behauptungen oder mit simplizierenden und verallgemeinernden Betrachtungen zu stützen versucht. Ein Beispiel über die Verwicklung von Wirtschaft und Politik: "Daß stets »Dritte« einen Vorteil aus dem Krieg zweier Anderer ziehen, ist auch nichts Neues. Der Spruch: »Streiten sich zwei, freut sieh [sic!] der Dritte« ist ja sicherlich jedem bekannt. Übertragen wir dies von Personen auf ein Land oder auf unseren ganzen Planeten, werden wir auch hier das Zutreffen dieser Aussage bestätigen können. Zum Beispiel haben Bankensysteme, die einem kriegführenden Land Darlehen gewähren, sicherlich größtes Interesse daran, daß ein solcher Krieg nicht so schnell zu Ende geht."[3]
Häufig verwendet Holey auch rhetorische Fragen mit suggestiver Wirkung, bei denen Leser nicht daran denken sollen, die Frage an sich kritisch zu beurteilen, sondern die naheliegende scheinbar offensichtliche Antwort wählen.
Die beiden Bücher über "Geheimgesellschaften" wurden in Deutschland nach einem Beschlagnahmebeschluss des Amtsgerichts Mannheim wegen Volksverhetzung vom Markt genommen. Schriften Holeys wurden auch in der Öffentlichkeit kritisiert. So distanzierte sich etwa die Zeitschrift Esotera, die die Bücher eine zeitlang auf ihrer Bestsellerliste geführt hatte, nun deutlich von dem Autor. Laut Holeys Angaben wurde der erste Band im deutschsprachigen Raum vor seinem Verbot über 100.000-mal verkauft; andere Quellen gehen allerdings von ca. 10.000 Exemplaren aus. Der Autor benutzte dann in folgenden Veröffentlichungen das Verbot selbst als Thema, um sich bzw. seine "Theorie" wiederum als Verschwörungsopfer darzustellen.
Obwohl Kritiker ihn in den rechtsextremen Autorenkreis einordnen, betonen seine Anhänger und auch Holey selbst, seine Schriften richteten sich nicht gegen das Judentum oder ein Volk, sondern gegen die „Mächtigen“, insbesondere in "Hochfinanz" und Politik, die eine "Neue Weltordnung" planten. Auffällig ist faktisch aber, dass Holey in den Bänden über "Geheimsellschaften" fortlaufend die Verbindung von "Juden" mit den "Illuminaten" betont, insbesondere insistiert Holey auf die Finanzierung der "Weltverschwörung" durch "jüdische Geldgeber": "In diesem Buch wird jedoch die Geschichte von ein paar sehr greifbaren Personen erzählt, die im Jahre 1773 in einem Haus in der Judenstraße in Frankfurt planten, sich durch drei Weltkriege den Weg für ihre »Eine-Weltregierung« bis zum Jahr 2000 zu ebnen."[3]
An besagtem Ort befand sich das Stammhaus der Rothschild Bank.
Ein objektiv feststellbarer Widerspruch findet sich jedoch in Holeys Werk: einerseits fordert der Autor seine Leser auf, selbstständig zu denken und nicht den allgemein verfügbaren öffentlichen Informationen blind zu vertrauen, andererseits gibt er bei Anfrage nach den Belegen und Quellen seiner eigenen Behauptungen fragwürdige Auskünfte wie: "In meinem vorigen Leben war ich selbst Teil dieses Szenarios und treffe alle Menschen wieder, mit denen ich schon damals zusammengearbeitet habe (Freunde wie Feinde). [...] Ich erlaube mir, weitere Details für mich zu behalten, da es zum einen irrelevant ist, wer ich war und für wen ich gearbeitet habe und zum anderen die meisten sowieso nur verwirren würde." oder "Gezielte Informationen wiederum bekomme ich zwar nicht von irgendeiner Gruppe zugespielt, doch von meinem Höheren Selbst (für manche der Schutzengel), welches mich führt und mit dem ich kommuniziere."[4]
Ein weiterer Widerspruch zwischen Eigenbild und Aussagen Holeys ist die Strategie, seinen "Gegnern" die Absicht der suggestiven Feindbildschaffung zu unterstellen, Zitat: "Welche Ziele haben die Menschen, die Feindbilder erzeugen und uns diese ständig suggerieren?"[3], während Holey selbst mit eben diesem Mittel arbeitet.
Veröffentlichungen
Bücher unter dem Pseudonym Jan van Helsing:
- Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert, ISBN 3-89478-069-X (in Deutschland indiziert und beschlagnahmt)
- Geheimgesellschaften 2 (das Interview), ISBN 3-89478-492-X (in Deutschland indiziert und beschlagnahmt)
- Buch 3 - Der dritte Weltkrieg, ISBN 3980573354
- Unternehmen Aldebaran, ISBN 389478220X
- Hände weg von diesem Buch, ISBN 3980710688
- Wer hat Angst vor'm schwarzen Mann...?, ISBN 3980710653
Bücher unter dem Realnamen Jan Udo Holey:
- Die Akte Jan van Helsing, ISBN 3980573397
- Die innere Welt, ISBN 3980573311
- Die Kinder des neuen Jahrtausends - Mediale Kinder verändern die Welt, ISBN 3980710645
- Siehe auch: Liste verbotener Bücher
Literatur
- Eduard Gugenberger u.a.: Weltverschwörungstheorien. Die neue Gefahr von rechts. Deuticke-Verlag, Wien 1998, ISBN 3-216-30378-0
- Friedrich Paul Heller, Anton Maegerle: Thule. Vom völkischen Okkultismus bis zur Neuen Rechten. Schmetterling-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-926369-09-4
- Friedrich P. Heller, Anton Maegerle: Die Sprache des Hasses. Rechtsextremismus und völkische Esoterik. Jan van Helsing, Horst Mahler ... Schmetterling-Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-89657-091-9
Weblinks
- Vorlage:PND
- Literatur der Auschwitzleugner: Jan van Helsing
- Verfassungschutzbericht 2004 (Seite 103, PDF-Seite 106)
- Jan-van-Helsing Kommerzielle Website von Jan van Helsing
- Jan van Helsing in der freien Verschwörungsenzyklopädie
Quellen
- ↑ a b Jan van Helsing: Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert‘‘, Kapitel 28
- ↑ Sajaha-Offenbarung: laut Holey hätte Jesus Germanen, die in einer römischen Legion Dienst taten, offenbart, dass das germanische Volk das neue auserwählte Volk sei, welches das "Lichtreich auf Erden" bringen solle. Dies stehe in direktem Bezug zu der Sajaha-Offenbarung, dass "aus dem hohen Norden" der "Rächer" kommen und die "Mächte der Finsternis schlagen" werde.
- ↑ a b c Jan van Helsing: Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20 Jahrhundert‘‘, Vorwort
- ↑ Jan van Helsing: Geheimgesellschaften II‘‘, Kapitel 4
Personendaten | |
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NAME | Holey, Jan Udo |
ALTERNATIVNAMEN | Jan van Helsing |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Autor |
GEBURTSDATUM | 22. März 1967 |
GEBURTSORT | Dinkelsbühl |