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Filialkirche Kleinsöding

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Die Filialkirche im Juli 2015, vor der Neugestaltung der Fassade.

Die Filialkirche Kleinsöding, oft auch einfach Sebastianikirche genannt, ist eine denkmalgeschützte römisch-katholische Filial- und Wallfahrtskirche in der zur Gemeinde Söding-Sankt Johann gehörenden Ortschaft Kleinsöding in der Weststeiermark. Die dem heiligen Sebastian gewidmete Kirche gehört zum Seelsorgeraum Voitsberg in der Diözese Graz-Seckau und ist der Pfarre Mooskirchen unterstellt. Als Wallfahrtskirche spielt sie nur eine lokale Rolle.

Ihre Geschichte führt bis in den Beginn des 16. Jahrhunderts zurück. Bis heute finden jedes Jahr am Ostersonntag Prozessionen aus den umliegenden Dörfern in der Erinnerung an die Pest statt.

Lage

Die Kirche steht im östlichen Teil der Gemeinde Söding-Sankt Johann auf einer kleinen Anhöhe, die auch als Kirchenriegel[1] bekannt ist, zentral in der Siedlung Sankt Sebastian etwa 700 Meter westlich des Dorfes Kleinsöding. Sie befindet sich auf einer Seehöhe von rund 350 Metern, am nördlichen Ufer der Kainach im mittleren Kainachtal, auch als Kainachboden bekannt. Etwa 50 Meter nördlich der Kirche verläuft die Packer Straße (B 70) an der Kirche vorbei. Etwa 600 Meter westlich befindet sich der Zubringer zu der Autobahnabfahrt Mooskirchen der Süd Autobahn (A2). Die Kirche selbst liegt an einem von der Packer Straße nach Südosten abzweigenden Weg und hat die Adresse Kirchenweg 1, die sie sich mit dem direkt nordwestlich von ihr gelegenen Haus teilt.

Geschichte

Ursprünge und Bauzeit

An der Stelle der heutigen Kirche befand sich vermutlich bereits in der Antike ein Kulthügel, und es gibt die Legende von einem dortigen Heidentempel. Später sollen auch Pestopfer auf diesem Hügel begraben worden sein. Es gibt zwar Aussagen von Anwohnern, die über Funde von Knochen berichten, aber es konnten bisher keine archäologischen Belege für einen Tempel oder ein Pestgrab gefunden werden. Die Bewohner der Gegend von Kleinsöding wurden spätestens ab dem 12. Jahrhundert von der 1136 erstmals urkundlich erwähnten Pfarre Mooskirchen aus seelsorgerisch versorgt. Als ab 1480[2] die Pest den heutigen Bezirk Voitsberg befiel, wurden die Dörfer Hardekk und Mukkaw bei Muggauberg sowie das bei Södingberg gelegene Reuner Dorf Sedinge vollständig entvölkert. 135 der überlebenden Bauern der Umgebung schworen daraufhin, für die Errichtung eines zu Ehren des sogenannten Pestheiligen Sebastian geweihten Gotteshauses während ihres Lebens den Wert einer Kuh zu spenden.[3] Diese Spende wird als Kühzins bezeichnet und die Bauern spendeten jedes Jahr, bis der Gegenwert einer Kuh entrichtet worden war. Falls das Spendenziel nicht zu Lebzeiten erreicht worden war, wurde es vererbt, und die Nachkommen waren verpflichtet, es zu erfüllen. Das so zusammengebrachte Geld reichte aus, um bei Kleinsöding eine größere Kirche zu errichten.[4][5]

An der Stelle der späteren Kirche soll sich zuvor eine romanische Jagdkapelle der Schlossherren von Söding befunden haben. Die Kirche wurde laut dem Geistlichen Personalstand der Diözese Seckau im Jahr 1508 erbaut, wozu Sebastian von Rollau den Auftrag gegeben haben soll. Wahrscheinlich bezieht sich diese Angabe aber nur auf den Bau des Chores, der bis zur Fertigstellung der Kirche als Kapelle genutzt wurde. In dieser Kapelle befand sich bereits eine aus Sandstein gefertigte Statue des heiligen Sebastian, die von aus dem spanischen San Sebastian vertriebenen und zum Riedlhof oder Riederhof bei Berndorf gekommenen Mönchen aufgestellt worden sein soll. In den nachfolgenden Jahren stieg die Zahl der Wallfahrer immer mehr an. Durch das so eingebrachte Geld wurde schließlich bis 1562 das Kirchenschiff mit flacher Holzdecke und bis 1564 der Kirchturm an den bereits bestehenden Chor angebaut, worauf unter anderem ein mit Jahreszahl und Zeichen des Baumeisters versehener Stein am Torbogen des Turmportales hinweist. Zu den Stiftern der Kirche dürften auch die auf Schloss Rollau ansässigen Rollauer gehört haben, da die Kirche auch als ihre Grablege diente.[4][5][6]

Das 17. und 18. Jahrhundert

Durch erneute Ausbrüche der Pest, so suchte sie 1584 das Kainachtal und 1680 sowie von 1713 bis 1716 die Stadt Voitsberg heim, pilgerten immer mehr Wallfahrer zu der Kirche. Im 17. Jahrhundert erreichten die Wallfahrten ihre Blütezeit und die Sebastianikirche entwickelte sich zum bedeutendsten Pestheiligtum der Weststeiermark. Um 1630 wurde der Hochaltar der Kirche aufgestellt und die bereits in der Kirche befindliche Sebastiansstatue wurde als Altarbild darauf gesetzt. Ab 1665 trat die auf Schloss Groß-Söding ansässige Familie Keller von Kellersperg als Wohltäter der Kirche in Erscheinung. Im Jahr 1676 wurde das spätgotische Bauwerk barockisiert, das bisher flach gedeckte Kirchenschiff eingewölbt und eine Empore eingebaut. Auch der Bau der Sakristei und der an der Außenseite des Chores angebauten und von außen zugänglichen Kreuzkapelle erfolgten im Zuge der Umgestaltung. Als einziger der Mooskirchner Pfarrer wurde M. Simon Schoper 1694 auf seinen testamentarischen Wunsch hin unter dem Fronbogen, neben der vermutlich von ihm gestifteten lebensgroßen Sebastiansfigur, in der Kirche begraben.[3][7]

Noch von 1711 bis 1880 wurde ein Zinsverzeichnis über die Entrichtung des Kühzinses geführt, was darauf schließen lässt, dass Nachfahren der ursprünglichen Stifter noch immer für den Erhalt der Kirche spendeten. Der in Mooskirchen tätige Dechant Alois Wagl verfasste 1799 eine mehrbändige Pfarrchronik und beschreibt darin auch die damalige Einrichtung der Kirche. Um 1800 wurde das bisherige Altarbild des Hochaltares, die Sebastiansstatue, durch eine Figur der Anna selbdritt ersetzt. Um die Figuren des Hochaltares während des Fünften Koalitionskrieges zu schützen, wurden sie 1809 mit einem Bretterverschlag umgeben.[3][7]

19. Jahrhundert bis in die Neuzeit

Als die Pfarrkirche Ligist in der Mitte des 19. Jahrhunderts umgebaut wurde, kam einiges des dortigen Kircheninventares wie etwa die beiden Figuren seitlich des Hochaltares nach Kleinsöding. Auch das Tabernakel kam nach Kleinsöding, erwies sich aber als zu groß für den Hochaltar und wurde deshalb auf der Empore aufgestellt.[7]

Durch einen Blitzschlag brannte am 14. April 1874 der Dachstuhl des Kirchturmes und auch die Orgel wurde durch das Feuer beschädigt. Der Brand konnte von der Bevölkerung aber schnell gelöscht werden, so dass keine größeren Schäden entstanden.[8]

Im Jahr 1890 kam es zu einer Renovierung der Kirche.[6]

Der Mooskirchner Pfarrer Josef Radl verfasste bis 1925 eine Historie der Kirche, die als Radl-Chronik bekannt ist.[5] 1970 und 1971 wurden die Außenseiten sowie die beiden Seitenaltäre restauriert.[9][10]

Da es durch die Witterung immer wieder zu Schäden an den Dachziegeln kam und die durch die Gemeinde veranlassten Reparaturarbeiten sich als immer kostenintensiver erwiesen, wurde nach Rücksprache mit dem Bundesdenkmalamt im März 2019 im Gemeinderat die Neudeckung des Kirchendaches beschlossen. Die Gemeinde selbst stellte dabei den Großteil der finanziellen Mittel, der restliche Betrag wurde von der Kirchengemeinschaft St. Sebastian, der Pfarre Mooskirchen sowie dem Bundesdenkmalamt gestellt. Bereits im April 2019 wurde mit den Arbeiten begonnen und es wurden bei der Arbeiten auch Ausbesserungen am Dachstuhl vorgenommen. Im Zuge der Arbeiten wurde auch entdeckt, dass der Dachstuhl der Kreuzkapelle bereits einsturzgefährdet war, so dass dieser auch komplett erneuert wurde. Der Putz der Außenwände wurde im Rahmen der Dachdeckarbeiten mit einer Grundierung aus Sinterwasser gefestigt und anschließend mit Kalkmilch und einem farbigen Schattenstrich neu eingefärbt. Diese Farbgebung fand laut einem restauratorischen Befund auch bereits in der Vergangenheit Verwendung. Auch das Kriegerdenkmal vor der Kirche wurde saniert.[1]

Als Erinnerung an die Pestzeit finden bis heute jedes Jahr am Ostersonntag Marterprozessionen, die sogenannte „Maschta“[11], aus den umliegenden Dörfern statt. Zu diesen Dörfern gehören Attendorf, Fluttendorf, Großsöding, Kleinsöding sowie Stögersdorf. Die Prozessionen tragen dabei ein Marterkreuz vor sich her und singen beim Einzug in die Kirche die sogenannten „Maschtagesänge“.[9]

Architektur

Außenbeschreibung

Die im Kern spätgotische und nachträglich barockisierte einschiffige Saalkirche ist nach Südosten ausgerichtet. Die Kreuzkapelle ist an die südöstliche Außenmauer des Chores angebaut und nur von außen zugänglich. Die Sakristei schließt an die nordöstliche Chormauer an.[10]

Die Außenwände von Kirche und Turm sind einfach gehalten und werden durch gemalte Fensterrahmen und Eckquaderungen gegliedert. Die Fassade ist seit einer Renovierung im Jahr 2019 mit weißer Kalkmilch getüncht, während die gemalten Verzierungen in Grau gehalten sind. Das Langhaus, der Chor sowie die Sakristei haben ein mit Ziegeln gedecktes, über alle Anbauten verlaufendes Walmdach. Die Kreuzkapelle hat ein ebenfalls Ziegel gedecktes Zeltdach. Alle Dachflächen wurden 2019 mit Taschenziegeln aus Ton neu gedeckt.[1] Das Hauptportal der Kirche ist an der Nordwestseite des Turmes, ein profiliertes Rundbogenportal bildet die Mitte der Westseite des Langhauses. Die westliche Portalseite des Langhauses hat von Norden nach Süden ein vergittertes Rechteckfenster in einer runden Wandnische links des Seitenportals sowie zwei größere Rechteckfenster oberhalb und südlich des Seitenportals, mit einer aufgemalten Sonnenuhr zwischen ihnen. An der nordöstlichen Fassade des Langhauses sind zwei vermauerte aufgemalte Spitzbogenfenster mit Laibung zu erkennen. Im Nordwesten des Langhauses jeweils angrenzend an den Kirchturm belichten zwei kleine vergitterte Rechteckfenster sowie zwei darüber liegende kleine Rundbogenfenster den Emporenbereich. Auch die südwestliche Chorwand hat ein vergittertes Rundbogenfenster. An der südlichen und südöstlichen Seite des Chorschlusses befindet sich jeweils ein spitzbogiges Maßwerkfenster. Die Sakristei weist an ihrer Südostseite sowohl im Erd- als auch im Obergeschoss je ein, und an ihrer Ostseite jeweils drei übereinander liegende vergitterte Rechteckfenster auf. Die nordöstliche Sakristeimauer hat eine Tür und darüber ein vermauertes Rechteckfenster.[10]

Der 1564 fertig gestellte viergeschossige Kirchturm mit rechteckigem Grundriss ist im Nordwesten dem Langhaus vorgestellt. Sein mit Taschenziegeln aus Ton gedecktes Zeltdach wurde 2019 neu gedeckt.[1] Auf eine kupferne Turmkugel auf der Spitze des Turmes ist ein Kreuz mit zwei Querbalken aufgesetzt. Die vier Geschosse sind durch steinerne Kaffgesimse der Turmfassaden hervorgehoben. An der nordöstlichen Seite des Turmes gelangt durch drei vergitterte Rechteckfenster Licht in das Innere der oberen Geschosse. Im obersten Geschoss ist auf der südwestlichen, der nordwestlichen sowie der nordöstlichen Seite das Ziffernblatt einer Turmuhr angebracht. Darüber befindet sich auf allen vier Seiten des Turmes je ein Spitzbogenfenster. Das spitzbogige Portal der Nordwestseite ist verstäbt und hat gerautete Basen. Rechts des Portales befindet sich eine überdachte Wandnische in der eine aus Aflenzer Sandstein gefertigte Figur des heiligen Sebastian steht. Bei dieser Figur soll es sich um das ursprüngliche Hochaltarbild handeln.[7] Über dem Turmportal ist ein aus dem 16. Jahrhundert stammendes Relief angebracht, dass je nach Interpretation entweder zwei Grabwächter oder die Bogenschützen[12] darstellt, welche der Legende nach auf den heiligen Sebastian schoßen.[10]

An der südöstlichen Außenwand des Chorschlusses steht die 1676 angebaute Kreuzkapelle. Sie ist nur von außen durch ein Rundbogenportal, das mit einem schmiedeeisernen Gitter verschlossen werden kann, zugänglich. Über dem Portal weist in einem halbrunden Fenster die aufgemalte Inschrift 1676 auf das Baujahr hin. Sowohl auf der nordöstlichen als auch auf der südwestlichen Seite hat die Kreuzkapelle je ein Rechteckfenster und ein darüber liegendes halbrundes Fenster. In der Kapelle steht der Kreuzaltar mit einem um 1676 gefertigten Kruzifix, das von zwei Statuen der heiligen Rochus und Sebastian flankiert wird. Vor dem Kruzifix steht eine Marienfigur.[10]

Innenbeschreibung

Das einschiffige und fünfjochige Langhaus wird von einem Stichkappentonnengewölbe überspannt. Im Nordwesten des Langhauses befindet sich die dreiachsige gemauerte und von einem auf Säulen ruhenden Kreuzgratgewölbe unterspannte Orgelempore. Eine Stiege führt von der Turmhalle auf die Orgelempore. Von der Empore wiederum gelangt man durch ein Schulterbogenportal in die oberen Geschosse des Kirchturmes. Die Fenster im Langhaus sind barockisiert.

Der dreijochige Chor wird durch einen niedrigen, eingezogenen Fronbogen vom Langhaus getrennt. Wie das Langhaus wird auch der Chor von einem Stichkappentonnengewölbe überspannt. Der Chor hat einen Dreiachtelschluss in dem sich zwei einfache gotische, zweibahnige Maßwerkfenster befinden. Die im 17. Jahrhundert im Südosten an den Chor angebaute Sakristei ist im Erdgeschoss tonnengewölbt. Im flach gedeckten Obergeschoss der Sakristei befindet sich eine Empore, welche durch zwei halbrunde Öffnungen einen Blick auf den Chorraum ermöglicht.[10]

Ausstattung

Blick in Richtung des Hochaltares

Der um 1630 aufgestellte steinerne Hochaltar aus Aflenzer Sandstein weist durchbrochene Mittelstücke auf. Im unteren Mittelstück steht eine Figur der heiligen Anna selbdritt, deren Darstellung der Maria später überarbeitet worden ist. Im Altaraufsatz steht eine Statue des heiligen Florian. Des Weiteren stehen zwei Reiterfiguren der Heiligen Georg und Martin sowie Figuren der Heiligen Paulus, Petrus und Rochus am Hochaltar. Die beiden Seitenaltäre wurden aus Teilen eines spätgotischen Schnitzaltares gefertigt, der aus der Pfarrkirche Hitzendorf stammt.[9] Die Reliefs auf den beiden Altären zeigen Szenen aus dem Leben Marias und stammen aus der Zeit um 1510 bis 1520. Sie wurden im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts in ihre heutige Form gebracht und mit gesprengartigen Aufsätzen sowie Seitenwangen und Schleierbrettern versehen. Die Reliefs am linken Altar zeigen den Marientod, die Flucht nach Ägypten sowie die Darstellung Jesu im Tempel und sind seitlich mit einem teilweisen Stammbaum Jesu gerahmt. Die Reliefs am rechten Altar zeigen die Verkündigung des Herrn, Heimsuchung Mariä sowie die Anbetung durch die Heiligen Drei Könige. Die Kanzel wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts aufgestellt.[10]

Am Fronbogen stehen eine lebensgroße, im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts angefertigte Statue des heiligen Sebastian und darüber zwei in der gleichen Zeit gefertigte Engelsfiguren. Im Chorschluss stehen zwei Figuren der Heiligen Laurentius und Oswald, die aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammen.[10]

Orgel

Die Orgel, ein barockes Positiv, wurde um 1690 der Überlieferung nach von einem Südtiroler Orgelbauer aufgestellt. Philipp Fischer baute 1867 die Orgel um und erweiterte sie auf sechs Register. Eine Inschrift auf dem Windkasten verweist auf diesen Umbau. 15 der alten Prospektpfeifen mussten im Zuge des Ersten Weltkrieges 1917 abgeliefert werden. Zu Pfingsten 1923 wurde die verstimmte Orgel, es funktionierten nur mehr zwei der Register einwandfrei, repariert und gereinigt. Die Zimmermannsarbeiten wurden dabei vom Kirchenpropst Stadler durchgeführt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Orgel von dem Grazer Orgelbauer Krenn saniert. Es haben sich Teile der barocken Orgel erhalten und auch einige der etwa 300 Orgelpfeifen stammen noch aus dem 17. Jahrhundert.[13][8][14]

Eine Reinigung und Sanierung der Orgel wurde im September 2020 von Ulrich Aschermann durchgeführt.[14]

Glocken

Das Geläute der Kirche zum 11-Uhr-Läuten.

Im Kirchturm hängen vier Glocken. Die älteste dieser Glocken wurde 1675 von Lorenz Selner gegossen. Eine kleine Glocke wurde 1710 von Florentin Streckfuß gegossen und 1711 aufgezogen. Diese Glocke zeigt Darstellungen der Heiligen Rochus, Sebastian, Gregor und Augustinus. Eine auf h gestimmte und 1794 von Salesius Feltl gegossene Glocke wurde ursrprünglich von Marianna Gräfin von Saurau für die Pfarrkirche Sankt Johann ob Hohenburg gestiftet. Im Jahr 1923 wurde sie nach Kleinsöding verkauft und am 29. April diesen Jahres geweiht und aufgezogen. Diese Glocke ist mit Abbildungen der Maria mit Kind, Johannes dem Täufer, Johannes Nepomuk und Florian verziert. Die 120 Kilogramm schwere und auf e/2 gestimmte Florianiglocke aus Zinnbronze wurde am 24. Mai 1985 gegossen und am 30 Juni dieses Jahres geweiht und aufgezogen.[15][16][17]

Im 17. Jahrhundert bestand das Geläute zumindest aus drei Glocken, von denen sich nur die von Lorenz Selner gegossene erhalten hat. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde das Geläute um die von Florentin Streckfuß stammende Glocke erweitert. Drei alte Glocken wurden 1860 eingeschmolzen und durch drei von Johann Feltl in Graz neu gegossene Glocken ersetzt. Am 25. Mai 1860 wurden eine 798 Kilogramm schwere Glocke mit Abbildungen des heiligen Sebastian und der Mutter Anna sowie eine 215 Kilogramm schwere Glocke mit Abbildungen der Apostel Simon Petrus und Paulus aufgezogen. Die dritte Glocke von Feltl folgte am 25. Mai 1861. Im Jahr 1917 mussten zwei der Glocken zu Kriegszwecken abgenommen werden, wobei nur die ältesten wegen ihres historischen Wertes verschont blieben. Darunter fiel auch eine wahrscheinlich vor 1600 gegossene 2000 Kilogramm schwere, als Jockl bekannte Glocke. Diese wäre als sogenannter Kunstguss von der Ablieferung ausgenommen gewesen, aber die Nachricht erreichte die Gemeinde erst nachdem die Glocke bereits zerschlagen worden war. Auch die von Salesius Feltl gegossene Glocke hätte ursrpünglich abgeliefert werden sollen, aber ein Bauer bezahlte den zuständigen Soldaten ein Fass Bier damit dieser eine kleinere Glocke abnahmen. Am 20. Jänner 1942 wurden die beiden 1711 und 1794 gegossenen Glocken abgenommen, wurden aber nicht abgeliefert und konnten so 1945 wieder aufgezogen werden.[15][17]

Rezeption

Das am 18. Februar 1985 verliehene und von Heinrich Purkarthofer entworfene Gemeindewappen, das bis zur Zusammenlegung von Söding mit Sankt Johann-Köppling im Rahmen der steiermärkischen Gemeindestrukturreform am 1. Jänner 2015 Gültigkeit hatte, nimmt indirekt Bezug auf die Filialkirche von Kleinsöding. Die Blasonierung lautet: „In Schwarz zwei goldene Pfeile schräg gekreuzt mit einer brennenden goldenen Kerze, bewinkelt von kreuzständigen goldenen Lilien.“ Die zwei Pfeile weisen auf den Märtyrertod des heiligen Sebastians hin. Die Kerze verweist auf den Volksbrauch des Wachsopfers und das mit Kerzen behängte Vortragekreuz, das bei der Prozession und dem Maschtasingen von der Filialkirche nach Mooskirchen getragen wird.[2]

Auch das am 17. Juni 2021 verliehene neue Gemeindewappen von Söding-Sankt Johann nimmt indirekten Bezug auf die Filialkirche. Die Blasonierung dieses Wappens lautet: „In rotem Schild pfahlweise ein silberner Kreuzstab, um den sich ein Spruchband schlingt, unterlegt von zwei mit einer goldenen brennenden Kerze schräg gekreuzten goldenen Pfeilen, balkenweise beseitet von je drei silbernen Getreidehalmen, von denen jeweils die äußeren gekrümmt sind.“ Wie bereits im alten Gemeindewappen weisen auch im neuen Wappen die beiden Pfeile sowie die Kerze auf den Kirchenpatron und den mit der Kirche verbundenen Volksbrauch hin.[18]

Literatur

  • Gemeinde Söding-Sankt Johann (Hrsg.): Söding. Von drei kleinen Bauerndörfern zur Gemeinde Söding. Gemeinde Söding-Sankt Johann, Söding-Sankt Johann 2016, S. 28–65.
  • Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio Steiermark (ohne Graz). 2. Auflage. Berger, Horn/Wien 2006, ISBN 3-85028-439-5, S. 528.
Commons: Filialkirche Söding – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. a b c d Bernhard Windisch: Sebastianikirche: Renovierung 2019. (PDF) In: Gemeindezeitung Söding-Sankt Johann. S. 12–13, abgerufen am 7. März 2022.
  2. a b Heinrich Purkarthofer: Die in den Jahren 1984 und 1985 verliehenen steirischen Gemeindewappen. (PDF) In: Mitteilungen des steiermärkischen Landesarchivs. Abgerufen am 7. März 2022.
  3. a b c Lotte Linke: Die Geschichte der Sebastianikirche. In: Gemeinde Söding-Sankt Johann (Hrsg.): Söding. Von drei kleinen Bauerndörfern zur Gemeinde Söding. Gemeinde Söding-Sankt Johann, Söding-Sankt Johann 2016, S. 31.
  4. a b Lotte Linke: Die Entstehung des Pestheiligtums St. Sebastian. In: Gemeinde Söding-Sankt Johann (Hrsg.): Söding. Von drei kleinen Bauerndörfern zur Gemeinde Söding. Gemeinde Söding-Sankt Johann, Söding-Sankt Johann 2016, S. 28.
  5. a b c Lotte Linke: Die Entstehung des Pestheiligtums St. Sebastian. In: Gemeinde Söding-Sankt Johann (Hrsg.): Söding. Von drei kleinen Bauerndörfern zur Gemeinde Söding. Gemeinde Söding-Sankt Johann, Söding-Sankt Johann 2016, S. 30.
  6. a b Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 2. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 302.
  7. a b c d Lotte Linke: Die Geschichte der Sebastianikirche. In: Gemeinde Söding-Sankt Johann (Hrsg.): Söding. Von drei kleinen Bauerndörfern zur Gemeinde Söding. Gemeinde Söding-Sankt Johann, Söding-Sankt Johann 2016, S. 34.
  8. a b Lotte Linke: Die Geschichte der Sebastianikirche. In: Gemeinde Söding-Sankt Johann (Hrsg.): Söding. Von drei kleinen Bauerndörfern zur Gemeinde Söding. Gemeinde Söding-Sankt Johann, Söding-Sankt Johann 2016, S. 36.
  9. a b c Geschichte Södings. www.kultur-soeding.at, abgerufen am 22. Januar 2016 (deutsch).
  10. a b c d e f g h Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio Steiermark (ohne Graz). 2. Auflage. Berger, Horn/Wien 2006, ISBN 3-85028-439-5, S. 528.
  11. Maschta bedeutet wahrscheinlich Marter, d. h. seelische oder körperliche Qual.
  12. Lotte Linke: Die Geschichte der Sebastianikirche. In: Gemeinde Söding-Sankt Johann (Hrsg.): Söding. Von drei kleinen Bauerndörfern zur Gemeinde Söding. Gemeinde Söding-Sankt Johann, Söding-Sankt Johann 2016, S. 32.
  13. Gottfried Allmer: Orgelbau in der Weststeiermark. In: Principal – Verein der Orgelfreunde (Hrsg.): Principal. Band 15, 2012, S. 11.
  14. a b Großes Orgelservice in Mooskirchen und Kleinsöding. (PDF) In: Pfarrblatt: Sankt Johann Mooskirchen sind wir. Dezember 2020, S. 5–6, abgerufen am 7. März 2022.
  15. a b Lotte Linke: Die Geschichte der Sebastianikirche. In: Gemeinde Söding-Sankt Johann (Hrsg.): Söding. Von drei kleinen Bauerndörfern zur Gemeinde Söding. Gemeinde Söding-Sankt Johann, Söding-Sankt Johann 2016, S. 37.
  16. Lotte Linke: Die Geschichte der Sebastianikirche. In: Gemeinde Söding-Sankt Johann (Hrsg.): Söding. Von drei kleinen Bauerndörfern zur Gemeinde Söding. Gemeinde Söding-Sankt Johann, Söding-Sankt Johann 2016, S. 49.
  17. a b Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 2. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 302–303.
  18. 71. Verlautbarung der Steiermärkischen Landesregierung vom 17. Juni 2021 über die Verleihung des Rechtes zur Führung eines Gemeindewappens an die Gemeinde Söding-Sankt Johann (politischer Bezirk Voitsberg). www.ris.bka.gv.at, abgerufen am 7. März 2022.

Koordinaten: 47° 0′ 5,1″ N, 15° 16′ 35,8″ O