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Indonesien

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Die Republik Indonesien (indon. Indonesia) wurde am 17. August 1945 proklamiert und am 27. Dezember 1949 unabhängig. Die Hauptstadt Jakarta hat etwa 11 Mio. Einwohner und liegt auf der Hauptinsel Java, auf der mehr als die Hälfte der Einwohner des Landes lebt. Der Name Indonesien setzt sich aus dem lateinischen Wort indus für Indien und dem griechischen Wort nesos für Insel zusammen.

Geografie

Lage

Lage von Indonesien

Die äquatoriale Inselkette ist bezüglich Fläche und Einwohnerzahl der größte Staat Südostasiens, der weltgrößte Inselstaat sowie mit etwa 280 Millionen Einwohnern viertgrößte Nation der Welt. Die Landfläche Indonesiens verteilt sich auf 17.508 Inseln, von denen rund 6000 bewohnt sind. Indonesien erstreckt sich in nord-südlicher Ausdehnung von etwa 6° nördlicher Breite bis 11° südlicher Breite über rund 1839265721910382 km, in west-östlicher Ausdehnung von 95° bis 141° östlicher Länge über mehr als 5.000 km.

Nördlich von Indonesien liegen Malaysia, Singapur, die Philippinen und Palau, östlich Papua-Neuguinea, südlich Australien und der Indische Ozean, letzterer liegt auch westlich von Indonesien. Gegen die Malaiische Halbinsel mit dem westlichen Malaysia und Singapur wird Indonesien durch die Straße von Malakka abgegrenzt und Richtung philippinische Inseln durchläuft die Grenze die Celebes See.

Das indonesische Inselreich durchzieht eine große Anzahl von Meerengen, flachen Nebenmeeren und Seebecken. Im Norden führt eine der wichtigsten Wasserstrassen, die Straße von Malakka, von der Andamanensee in die Karimata-Straße, die nördlich in das Südchinesische Meer führt und südlich in die Javasee.

Die Javasee ist zentral gelegen und ist im Süden über Meerengen, wie die Sunda- oder Lombokstraße, mit dem indischen Ozean verbunden. Von der Celebes See zieht die Straße von Makassar in östliche Javasee und die Floressee, die an die Bandasee mit den Gewürzinseln angrenzt. Weitere kleine Meergebiete liegen südlich. Über dem indonesischen Teil der Insel Neuguinea liegt im Norden der Pazifik und südlich die Richtung Australien die Arafurasee und weiter östlich die Timorsee.

Zu Indonesien gehören die Großen (außer dem Nordteil Borneos) und die Kleinen Sunda-Inseln (außer Osttimor) sowie die Molukken, und damit der größte Teil des Indonesischen Archipels, außerdem gehört die Westhälfte Neuguineas (West-Papua, ehemals Irian Jaya) zu Indonesien. Damit liegt Indonesien nicht nur in Asien, sondern hat auch Anteil an Ozeanien.

Geologie

Die Gegend des modernen Indonesiens entwickelt sich ab dem Pleistozän, wo die heutige Inselregion noch mit dem asiatischen Festland verbunden war. Das Archipel entstand dann während der Tauperiode nach der ersten Eiszeit. Das Land ist vulkanisch geprägt und dadurch sehr gebirgig. Ein Ausläufer des Pazifischen Feuerrings verläuft quer durch Indonesien und führt zu teilweise großer seismischer Aktivität. Trotz der Bedrohungen durch Seebeben und die häufig noch aktiven Vulkane (zuletzt waren am 8. Juni 2004 der Mount Bromo sowie einen Tag später der Mount Awu ausgebrochen – zwei Tote, fünf Verletzte, seit Anfang 2006 entwickelt einer der gefährlichsten Vulkane der Welt, der Merapi in Zentral-Java, bedrohliche Aktivitäten) sind einige Inseln, insbesondere Java, dicht besiedelt, da der Boden fruchtbar ist und eine intensive landwirtschaftliche Nutzung ermöglicht.


Klima

Indonesien zählt zu den größten Regenwaldgebieten der Welt. Auf Borneo, Sumatra, Westjava, Papua, den Molukken und Sulawesi gibt es immerfeuchtes Tropen-Klima. Temperaturen schwanken im Jahresverlauf kaum und liegen im Mittel zwischen 25°C bis 27°C. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 90% und vorherrschender Windstille spricht man auch von tropischer Schwüle. Die Niederschlagsmenge eines Jahres liegt zwischen 2000 mm und 4000 mm.

Auf dem übrigen Java, den kleinen Sundainseln und den Aruinseln bestimmt der Monsun das Klima. Er sorgt für gleichbleibend hohe Temperaturen, die aber innerhalb von 24 Stunden Schwankungen von 6°C - 12°C unterliegen können. Der Nordostmonsun führt vorwiegend trockene Luft mit sich und löst dadurch eine Trockenzeit (Wintermonsun genannt) aus.

In dieser niederschlagsarmen Zeit werfen die Bäume ihre Blätter ab und durchlaufen eine Art Ruhephase, in der die sogenannten Monsunwälder (lichte, grüne Wälder mit einer ausgeprägten Krautschicht) entstehen. Der Südwestmonsun nimmt über dem warmen Meer Feuchtigkeit auf und führt über dem Festland zu hohen Niederschlägen, die am Tag bis zu 50mm erreichen können und oft zu Überschwemmungen führen.

Flora und Fauna

Durch die geographische Lage beiderseits des Äquators besitzt Indonesien ein ausgesprochen tropisches Klima mit Monsunwinden, die von Juni bis September ein trockenes Klima mit wenig Regen und von Dezember bis März feuchte Luftmassen und viel Niederschlag mit sich bringen.

Die Wallace-Linie, zwischen Bali und Java bezw. Lombok und nördlich zwischen Kalimantan bezw. Borneo und Sulawesi trennt die Fauna und Flora biologisch zwischen Asien und Australien. Diese Trennlinie ist so benannt nach dem englischen Naturforscher Alfred Russel Wallace, der während seiner Reisen zwischen 1854 und 1862 festgestellt hat, daß bestimmte asiatische Säugetiere wie Elefanten, Tiger, Tapire und Orang Utan sehr wohl auf Sumatra, Java und Bali vorkommen, nicht aber auf Sulawesi, den Molukken und den kleinen Sunda Inseln.

Naturereignisse

Die größte Erdbebenkatastrophe der jüngeren Geschichte Indonesiens war das Seebeben im Indischen Ozean am 26. Dezember 2004. Als am morgen gegen 7.58 Uhr die Erde vor der Nordwestküste Sumatras bebte, wurden viele Orte schwer beschädigt. Es war - mit 9,3 auf der Richterskala - das viert- oder fünftstärkste jemals gemessen Erdbeben. Nur ca. 15 Minuten später wurden die Menschen, vor allem an der Westküste Sumatras in der Region um Banda Aceh, von einem bis zu 15 Meter hohem Tsunami überrascht. In wenigen Minuten wurden ganze Küstengebiete verwüstet. Es starben allein in Indonesien über 170.000 Menschen.

Ein Erdbeben Stärke 6.2 mit katastrophalen Auswirkungen ereignete sich am 27. Mai 2006 in Zentral-Java bei Yogyakarta. Dabei starben nach Regierungsangaben annähernd 5.800 Menschen, bis zu 57.800 wurden verletzt, mehr als 130.000 Häuser wurden zerstört oder schwer beschädigt und bis zu 650.000 Menschen obdachlos. Außerdem führte es zu einer weiteren Verstärkung der Aktivitäten des Vulkans Merapi.

Am 17. Juli 2006 ereignete sich vor Java eine Seebeben mit anschliessendem Tsunami. 525 Menschen starben und 38.000 wurden obdachlos. Betroffen war vor allem die Stadt Pangandaran auf der indonesischen Insel Java. Die Weiterleitung der Tsunami Warnung wurde verpasst. Ein Erdstoß der Stärke 6,2 ereignete sich erneut am 19. Juli 2006 vor der indonesischen Küste, erklärte das Erdbebenwarnzentrum in Jakarta und gab diesmal die Warnung weiter.

Bevölkerung

Religion

86 % der Indonesier sind Muslime. Praktisch alle gehören der sunnitischen Richtung an. Es gibt in Indonesien insgesamt nur etwa 100.000 Schiiten. Viele Indonesier praktizieren eine synkretische Form des Islam. Anhänger dieser Form nennen sich selbst Abangan. Vor allem in Zentral- und Ostjava ist diese Form des Islams, in der alte javanische und hindustische Traditionen noch eine große Rolle spielen, heute noch verbreitet. Früher war sie in ganz Indonesien verbreitet. Heute bezeichnen sich nur noch 30 % der indonesischen Muslime als Abangan.

Mit über 191 Millionen Moslems ist Indonesien der Staat mit der größten muslimischen Population (anzumerken ist jedoch, dass manche Völker in Indonesien aufgrund der Staatsideologie den Islam zwar als ihre offizielle Religion angeben, jedoch Animismus praktizieren).
Etwa 10 % der Bevölkerung sind Christen (c.a 7 % evangelisch und 3 % römisch-katholisch). Das Christentum kam bereits vereinzelt im 15. Jh auf die Insel, doch viele nicht islamisierte Völker wie die Toraja oder die Batak konvertierten erst im 19. und 20. Jh zu der Religion. Ausnahmen sind die Bewohner des heutige Nusa Tenggara Timur sowie der Gewürzinseln welche bereits im 16. und 17. Jh christanisiert wurden. In einigen Gebieten Indonesiens sind Christen aufgrund der Missionierung in der Mehrheit. Katholisch ist vor allem der Osten Indonesiens (Flores, Timur) geprägt. Protestantische Gebiete sind Nordsumatra und Nordsulawesi. Abgesehen davon leben viele Christen auch in den Großstädten Javas und Sumatras.

Allerdings hat der Ahnenkult und Geisterglaube nach wie vor einen großen Stellenwert bei vielen Indonesiern, gleichwohl sie Muslime, Christen, Hindus oder Buddhisten sind.

1,8 % der Bevölkerung sind Hindus (Bali, Lombok) und 1 % Buddhisten (meist Angehörige der chinesischen Minderheit).

Islam in Indonesien

Der Islam erreichte Indonesien erstmals im 10. Jahrhundert. Um 930 wurde in der Region Aceh das erste Sultanat gegründet. Lange Zeit blieb es dabei. Erst im 15. Jhd breitete sich der Islam durch indische und arabische Händler in Sumatra aus und erreichte Anfang des 16. Jahrhunderts auch Java. Viele damalige Fürsten - und mit ihnen die Bevölkerung - konvertierten daraufhin zum sunnitischen Islam. Im 17. und 18. Jahrhundert erreichte der Islam auch die übrigen indonesischen Inseln (z.B. Sulawesi).

Auf Java wurde der Islam durch die neun Gesandten Gottes, den Wali Songo (Wali = Oberhaupt, Songo = jav. Neun), verbreitet. Obwohl erwiesen ist, dass sie tatsächlich gelebt und auf Java gewirkt haben, dürfte das meiste der über sie überlieferten Geschichten in das Reich der Sage fallen. Die Wali Songo gründeten überall auf Java Moscheen und islamische Schulen, die Pesantren oder Pondok Pesantren. Diese Wirkungsstätten der Wali sind bis heute das Ziel von jährlichen Pilgerfahrten indonesischer Muslime.

Obwohl die Wali Songo getreu den Buchstaben des Korans reinen Islam lehrten, haben sich mit ihrer Duldung auch Traditionen, besonders in Zentral- und Ostjava erhalten, die eigentlich der Lehre des Islam widersprechen. Bestes Beispiel hierfür ist das „Wayang“, das berühmte indonesische Schattenspiel.

Insgesamt kann man sagen, dass es den Wali Songo zu verdanken ist, dass der in Indonesien praktizierte Islam liberaler ist als der in vielen arabischen Ländern. Die Mehrheit der indonesischen Muslime akzeptiert die verschiedenen Religionen und Kulturen in ihrem Land. Neben den Wali Songo gab es noch einen zehnten Prediger des Islam, Sheikh Siti Jenar. Siti Jenar war ursprünglich ein Schüler der Wali Songo, begann aber, den Islam völlig neu auszulegen und begründete eine eigene Lehre. Nachdem die Wali vergeblich versucht hatten, Siti Jenar zu bekehren, wurde er zum Tode verurteilt und enthauptet. Offiziell gehört Siti Jenar nicht zu den Wali, dennoch sind etwa 30 % der indonesischen Muslime Anhänger seiner Lehre. Diese bezeichnen sich als Abangan und leben vorwiegend auf Java. Doch nicht nur auf Java haben sich traditionelle Glaubensvorstellungen und vorislamische Traditionen bis heute erhalten, sondern auch bei den Einwohnern Sumatras und Kalimantans.

Im Zuge der japanischen Vision ein eigenes Kolonialreich aufzubauen wurden die muslimischen Führer der Unabhängigkeitsbewegung in Niederländisch-Indien durch die japanische Militäradministration konkret gefördert. US-Dokumente aus dem Zweiten Weltkrieg belegen, wie Japan über Jahrzehnte hinweg die Gruppe des Islam als politischen Faktor für ihre eigenen Zielsetzung radikalisierte (Religion wurde als politische Waffe entdeckt, Lit.: M.J. Schindehütte, 2006). Japan erhoffte sich durch die Stärkung des Faktors Religion innerhalb der Unabhängigkeitsbewegung einen starken Widerstand gegen die europäischen Kolonialmächte. Durch eine unabhängige asiatische Handelszone versprach sich Japan mehr Selbstständigkeit gegenüber dem Westen.

Die beiden größten moslemischen Organisationen Indonesiens sind die traditionalistische Nahdatul Ulama und die modernistische Muhammadiyah. Die Nadhlatul Ulama ist mit über 30 Millionen Mitgliedern die größte moslemische Organisation der Welt. Bekanntestes Mitglied ist ihr Mitbegründer und frühere Präsident Indonesiens Abdurrahman Wahid (Gus Dur).

Durch religiöse und gesellschaftliche Konflikte kamen auf den Molukken mehr als 9000 Menschen ums Leben; die meisten davon waren ambonesische Christen. In Zentral-Sulawesi fanden durch ähnliche Konflikte bisher mehr als 1000 Menschen den Tod. Teile von Zentral-Sulawesi (darunter der Poso- Bezirk), einer Region in der die Zahl der Muslime und Christen etwa gleich hoch ist, sind geprägt von einem eher konservativen Islam. Obowohl der überwiegende Teil der indonesischen Muslime nach wie vor moderat ist, gibt es in den letzten Jahren Anzeichen einer Radikalisierung.

So wurde erst kürzlich in der indonesischen Stadt Tangerang bei Jakarta das Küssen in der Öffentlichkeit verboten, wenn es länger als fünf Minuten dauert. Zusätzlich wurde Frauen polizeilich verboten nach 19 Uhr alleine spazieren zu gehen. Allerdings erklärte ein dafür zuständiger Polizeibeamter, dass man bei einer Nichteinhaltung des Gesetzes nicht gleich mit einer Verhaftung zu rechnen braucht.

Weitere Gesetze, die die Verbreitung pornografischer Medien (wie z. B. Playboy) und pornographisches Verhalten einschränken sollen, sind ebenfalls in Planung. Offenbar fallen auch traditionelle Kostüme und Trachten unter die Kategorie. Dagegen regte sich allerdings Widerstand von Intellektuellen, Künstlern und Frauenrechtsorganisationen, die eine Stärkung des orthodoxen Islam befürchten.

Hinzuzufügen ist, dass jede ethnische Gruppe den Islam anders auslegt. Als orthodoxe Muslime sind vor allem die Maduresen, Minangakabau, Acehnesen und die Makaresen bekannt, während die Javaner und Osing traditionell eine gemäßigte Form des Islam praktizieren. Auf Sulawesi identizifieren sich viele je nach der Religionszugehörigkeit meist einfach nur als Muslime oder Christen.

Ethnische Gruppen

Laut dem indonesischen Census von 2001 leben in Indonesien insgesamt über 300 verschiedene Völker, von denen die meisten malaiischer Herkunft sind. Die größten Völker verteilen sich auf die Bevölkerung wie folgt:

Javaner (41,7 %), Sundanesen (15,4 %), Malaien (3,4 %), Maduresen (3,3 %), Batak (3,0 %), Minangkabau (2,7 %), Betawi (2,5 %), Bugis (2,5 %), Bantenesen (2,1 %), Banjaresen (1,7 %), Balinesen (1,5 %), Sasak (1,3 %), Makassaresen (1,0 %), Cirebon (0,9 %), Chinesen (0,9 %)

Malaiische Völker stellen in Sumatra, Java, Sulawesi, Bali und durch Einwanderung mittlerweile auch in Kalimantan die Mehrheit. Dagegen leben im Osten vorwiegend zumeist Völker die aus Vermischung von malaiischen Einwanderern und der ursprünglichen melanesischen Bevölkerung hervorgegangen sind, während Neuguinea eine rein melanesische Bevölkerung hat.

Dazu kommen noch z.B. die Acehnesen, Toraja, Bajau, Wewewa, Bauzi, Lampung, Tengger, Osing, Badui, Gorontalo und viele andere Gruppen, die aber meist weniger als 1 % an der Gesamtbevölkerung stellen und Mischformen, wie etwa die auf Sumba lebenden Wewewa, die zur Hälfte malaiischer und melanesischer Herkunft sind. Außerdem leben noch vereinzelt polynesische Völker in dem Inselstaat.

Als bevölkerungsreichste Gruppe sind die Javaner in Indonesien die politisch dominierende Gruppe. Durch das umstrittene Projekt Transmigrasi wurde versucht, das Problem der Bevölkerungskonzentration auf der Insel Java (ca. 1000 Einwohner pro km²) zu lösen, was vor allem auf Borneo und Sulawesi zu schwerwiegenden Zusammenstößen mit der heimischen Bevölkerung führte.

Im indonesischen Teil von Neuguinea leben vorwiegend Melanesier.

Chinesische Minderheit

In Indonesien leben insgesamt 1,739 Mio. Chinesen, die meisten davon auf der Hauptinsel Java. Doch auch auf Sumatra und Kalimantan sind Chinesen heimisch. Die meisten Chinesen kamen in das Land, als Indonesien noch eine niederländische Kolonie war.

Sie sind besonders einflussreich in der Wirtschaft, was besonders in den letzten Jahren häufig zu Pogromen führte.


Diskriminierungen

Nach der Erlangung der Unabhängigkeit Indonesiens 1946 wurden viele Chinesen außer Landes gedrängt. Die Regierung verbannte Chinesen ohne indonesische Staatsbürgerschaft aus kleinen Orten und beraubte Zehntausende ihrer Lebensgrundlage. Präsident Sukarno wollte damit den Pribumi (den einheimischen Indonesiern) die Kontrolle über den Handel in den Dörfern verschaffen. Nach der Machtergreifung Suhartos und der Hetze und den Morden an mutmaßlichen Kommunisten (die Chinesen wurden oft grundlos beschuldigt, Kommunisten zu sein) zwischen 1965 und 1967 verkündete Suharto einen Präsidialerlass über "Die Politik zur Lösung des chinesischen Problems" und einen weiteren zu Religion, Glauben und chinesischen Gebräuchen.

Chinesischsprachige Schulen wurden geschlossen, Kulturvereinigungen wurden aufgelöst, der Verkauf chinesischsprachiger Bücher und Zeitschriften, sogar die Verwendung chinesischer Schriftzeichen in Kalendern, bei Firmenzeichen oder an Geschäften wurde verboten. Eine einzige staatlich kontrollierte chinesischsprachige Tageszeitung wurde erlaubt. Die Indonesierung chinesischer Namen wurde massiv vorangetrieben. Merkmale kultureller Identität wie z. B. die Feier des chinesischen Neujahrsfestes wurden verboten bzw. in private Haushalte verbannt. Die Ausweise vieler ethnischer Chinesen unterscheiden sich anhand eines speziellen Codes von denen der Pribumi. Im Februar 1998 räumte sogar ein Vertreter des indonesischen Verteidigungsministeriums ein, ethnische Chinesen sähen sich Schwierigkeiten ausgesetzt, wenn sie als Beamte oder beim Militär Karriere machen wollten, und würden zudem beim Zutritt zu staatlichen Universitäten benachteiligt.

Die Überarbeitung der diskriminierenden Gesetze wurde am 16. September 1998 von dem damaligen Präsidenten Habibie in einem Erlass angeordnet (siehe auch: Völkermord an den Chinesen Indonesiens).

Soziale Strukturen

Über 27 % der insgesamt 241 Mio Indonesier leben in Armut, wobei es starke regionale Unterschiede gibt. Während in Java, der Hauptinsel des Landes, etwa 23 % in Armut leben, gibt es manche Provinzen, besonders im Osten, in denen der Anteil der armen Bevölkerung bei 44 % liegt.

Besonders in Großstädten wie Jakarta gibt es ausgedehnte Slums. Auf Java gibt es etwa 1,7 Mio. Straßenkinder. Die Slums, in denen viele Menschen unter erbärmlichen Bedingungen leben müssen, sind Zentren von radikalen Islamisten, die einen Teil der dortigen Bevölkerung für ihre Ideen gewinnen konnten, was sich hin und wieder in antiamerikanischen Demonstrationen äußert. Straßenkinder (vornehmlich Jungen) werden mitunter von radikalislamistischen Gruppen aufgegriffen und landen in illegalen islamischen Schulen.


Bevölkerungsdichte Indonesiens

Verteilung der Bevölkerung in Indonesien

Die Bevölkerungsdichte der vielen indonesischen Inseln unterscheidet sich stark voneinander, auch auf den einzelnen Inseln ist sie ungleich verteilt. Während in den Provinzen Papua, Maluku und Maluku Utara im Durchschnitt maximal 30 Personen auf einem Km² leben, liegt sie etwa auf dem indonesischen Teil der Insel Borneo bei 10-100 Einwohnern/Km² oder bei 30-300 Einwohnern/Km² auf Sumatra. Die Insel mit der höchsten Dichte ist Java - 600 bis über 1000 Einwohnern/Km² - mit den am dichtesten besiedelten Provinzen Jakarta (der Hauptstadtprovinz) und Yogyakarta.

Java ist aufgrund des fruchtbaren Bodens und der Hauptstadt sehr dicht besiedelt, was zu einem starken Fortschrittsgefälle zwischen den Inselgruppen geführt hat. Die Regierung siedelt deshalb im Rahmen des Transmigrasi-Projektes seit 1969 Familien aus Java auf dünner besiedelte Inseln um, was bisher vor allem zu vielen Konflikten und Problemen geführt hat.

Geschichte

Kultur

Die Nationalhymne Indonesia Raya wurde von Wage Rudolf Soepratman komponiert. Typische indonesische Musikinstrumente sind das Gamelan und Angklung. Ein traditioneller Zeitvertreib ist das indonesische Schattenspiel Wayang. Die indonesische Kultur (Musik, Literatur, Malerei) wurde im 9. und 10. Jahrhundert zuerst vom Buddhismus, und ab dem 13. Jhd zunehmend vom Hinduismus geprägt. Eine weitere hochentwickelte Kunst ist die Batik, die in Indonesien seit Jahrhunderten beheimatet ist. In aufwendiger Technik werden reiche Muster mit Blumen und Vogelmotiven, Spiralen und phantasievoller Struktur entwickelt. Heute ist die Batik ein Exportprodukt Indonesiens. Reis ist ein Grundnahrungsmittel, das bis zu dreimal am Tag gegessen wird. Überall durchziehen Reisterrassen das Land. Viele Mythen erzählen, dass der Reis ein Geschenk des Himmels ist.

Durch die Vielzahl der Völker Indonesiens bestehen jedoch große Unterschiede zwischen den Kulturen der einzelnen Regionen.

bis zum 16. Jahrhundert

Buddhistische Tempelanlage Borobudur (erbaut ca. 750–850).
Hinduistische Tempelanlage Prambanan (erbaut ca. 850).

Den Grundstock der indonesischen Bevölkerung bilden mongolisch-kaukasische Völker, die vor Beginn unserer Zeitrechnung in mehreren Einwanderungswellen ins Land gekommen sind.

  • 5. Jahrhundert: Früheste Einflüsse des Buddhismus auf Indonesien.
  • ab 7. Jahrhundert: Buddhistisches Königreich von Srivijaya auf Sumatra.
  • ab 8. Jahrhundert: Buddhistische Sailendra-Dynastie. Errichtung des Borobudur, des weltweit größten buddhistischen Baudenkmals, auf Java.
  • ab Ende des 13. Jahrhunderts: Das letzte große Hinduimperium Majapahit herrschte auf Java und später den umliegenden Inseln.
  • ab 15. Jahrhundert: In Indonesien setzt sich der Islam durch. Die damaligen Stammesführer übernahmen diese Religion von arabischen Kaufleuten und konvertierten. Die Bevölkerung tat es ihnen gleich. Der Islam war eine Revolution zum vorherigen System. Im Islam war jeder Mensch gleich. Hinduismus und Buddhismus überleben bis heute nur auf den Inseln Bali (siehe beispielsweise: Besakih) und Lombok, wo sich eine indigene (mehrheitlich aber hinduistisch geprägte) Mischkultur herausbildet hat.

1487 umfuhr der Portugiese Bartolomeu Diaz erstmals das Kap der Guten Hoffnung und fand damit den Seeweg nach Indien. In der Folge stießen die Europäer in den indonesischen Raum vor, um den bislang von Orientalen betriebenen Gewürzhandel zu übernehmen. Nach fast 100-jähriger portugiesischer Dominanz setzten sich um 1600 die Niederländer als Kolonialherren durch.

17. bis 19. Jahrhundert

Als Niederländisch-Ostindien war Indonesien eine der ersten holländischen Kolonien. Mithilfe ihres Rohstoffreichtums erlangte die Kolonialmacht einen großen Wohlstand. Nach der Auflösung der Vereinigten Handelskompanie im Jahre 1799 übernahm der Staat Niederlande die Kolonie. In der Zeit, in der Napoleon I. in den Niederlanden herrschte, waren die niederländischen Kolonien in Südostasien von den Briten besetzt worden. 1816 erhielten die Niederländer die Herrschaft über das indonesische Inselreich zurück, mussten allerdings im Vertrag von London auf Ceylon und das Kapland verzichten.

  • 18251830: Volksaufstand auf Java gegen die niederländische Kolonialherrschaft. Den Kämpfen fallen über 200.000 Javaner und 8000 Europäer zum Opfer.

Nach 1816 zogen die Niederländer zunächst, wie vor ihnen die Engländer, eine Pacht von den einheimischen Bauern ein: In jedem Dorf hatte der Vorsteher dafür zu sorgen, dass ein Geldbetrag abgeliefert wurde, der zwei Fünfteln des Wertes der örtlichen Reisernte entsprach. General-Gouverneur Johannes van den Bosch erwirkte, dass um 1830 ein neues System eingeführt wurde, das so genannte cultuurstelsel. Statt Pacht zu zahlen, sollten die Bauern nunmehr ein Fünftel ihres Bodens zur Verfügung stellen, um auf diesem Land von der Regierung bestimmte Gewächse anzubauen. Zu diesem System gehörte auch, dass sie ihre Arbeitskraft 66 Tage im Jahr zugunsten der Regierung einsetzten. In der Praxis gingen die Belastungen für die Bauern häufig weit über die offiziellen Vorgaben hinaus. Die Waren wurden nach Europa verschifft und dort gewinnbringend verkauft. Dieses System kritisierte der niederländische Schriftsteller und ehemalige Kolonialbeamte Eduard Douwes Dekker in seinem 1860 unter dem Pseudonym Multatuli veröffentlichten Buch Max Havelaar.

1870 wurde das cultuurstelsel schließlich nach einer Entscheidung im Parlament des niederländischen Mutterlandes abgeschafft. Fortan war es für niederländische Privatleute möglich, Land von den einheimischen Bauern zu pachten, um hierauf Plantagen anzulegen.

Anfang 20. Jahrhundert

  • 1908: Die Niederlande dehnen, von Java ausgehend, ihren Machtbereich auf den gesamten indonesischen Archipel aus. Lediglich die Provinz Aceh (Atjeh) im Norden Sumatras vermag zu widerstehen, wird aber nach einem über dreißigjährigen Krieg ebenfalls unterworfen.
  • 1912: Mit der Gründung der Sarekat Islam („Islamische Vereinigung“) erwächst der indonesische Nationalismus zu einer Massenbewegung.
  • 1926: Die Kommunistische Partei (PKI) ruft zum revolutionären Befreiungskrieg auf. Die Erhebung scheitert an der überlegenen niederländischen Kolonialmacht.
  • 1927: Nach der Zerschlagung der PKI nimmt die von Achmed Sukarno (1901–1970) gegründete Partai Nasional Indonesia den Kampf gegen die Niederländer auf.

Japanische Besatzung

  • Februar/März 1942: Im Zweiten Weltkrieg erobert Japan Niederländisch-Indien.
  • März 1943: Unter japanischer Besatzung erklärt sich Indonesien (erstmals) als von den Niederlanden unabhängig.

Ende 1941 begannen die Japaner, die indonesischen Inseln zu besetzen. Ihr Interesse galt kriegswichtigen Rohstoffreserven und der Verbesserung ihrer strategischen Position. Von Stützpunkten auf den indonesischen Inseln wurden die australischen Städte Darwin und Broome bombardiert. Im März 1942 kapitulierten die Niederländer. Die fast 350-jährige Zeit ihrer Kolonialherrschaft war vorüber. Die meisten Indonesier begrüßten die Japaner als Befreier vom Joch der Europäer. Die Begeisterung verflog allerdings rasch, als die asiatischen Nachbarn ein Schreckens- und Willkürregime aufbauten. Die Herrschaft der Japaner endete mit deren Kapitulation am 15. August 1945.

Unabhängigkeit und Kampf um den Staatserhalt

Am 17. August 1945 rufen Sukarno und Mohammed Hatta die Unabhängigkeit Indonesiens aus (Staatsname: Indonesia). Mit den Grundsätzen der Pancasila gibt sich der Staat eine eigentümliche Verfassung. Der Einfluss der Republik Indonesien erstreckt sich zunächst auf die Inseln Java, Sumatra und Madura. Die übrigen Inseln werden von den Niederländern gehalten. Erster Präsident der Republik Indonesien wird Achmed Sukarno. Von Juli 1947 bis Dezember 1948 besetzen die Niederländer weite Territorien der aufständischen Republik. Deren Gebietshoheit beschränkt sich nur noch auf Zentraljava und das Hochland von Sumatra.

Die aufständischen Indonesier antworten mit Guerillakrieg. Am 18. Dezember 1948 gelingt es den Niederländern, Sukarno und fast die ganze Regierung zu verhaften. Da die USA bei Ausweitung der Kämpfe eine kommunistische Machtübernahme befürchten, drängen sie die Niederlande zum Nachgeben. Am 25. April 1949 wird die bis 1956 bestehende Niederländisch-Indonesische Union gebildet, am 27. Dezember wird die Unabhängigkeit der Republik Indonesien (neuer Staatsname: Republik Indonesia Serikat) von den Niederlanden anerkannt, der niederländische Teil von Neuguinea West-Papua bleibt jedoch unter niederländischer Verwaltung.

  • 17. August 1950: Das seit der Unabhängigkeit föderal strukturierte Indonesien wird in einen Einheitsstaat umgewandelt (neuer Staatsname: Republik Indonesia). Der christliche Teil der Bevölkerung der Molukken proklamiert die unabhängige Republik Maluku Selatan. Der Sezessionsversuch wird von der indonesischen Armee jedoch mit Waffengewalt unterdrückt. Indonesische Truppen besetzen im November die Hauptstadt Ambon und erobern bis 1955 die gesamte Republik Maluku Selatan.
  • 15. Februar 1956: Indonesien kündigt die 1949 geschlossene Union mit den Niederlanden.
  • 1. Mai 1963: West-Papua (Irian Barat) gerät de facto vollständig unter indonesische Kontrolle.
  • 16. September 1963: Die Gründung Malaysias und die Eingliederung von Sabah und Sarawak in die malaysische Föderation führt zu ernsthaften Spannungen mit Indonesien. Bis 1966 kommt es immer wieder zu Kämpfen auf Borneo. Malaysia wird dabei von Großbritannien und Australien mit Truppen unterstützt.
  • 30. September 1965: Die zunehmende Willkürherrschaft des Sukarno-Regimes provoziert einen angeblichen kommunistischen Umsturzversuch. Dieser scheitert an einem Gegenputsch der Armee, in dessen Verlauf zwischen 100.000 und einer Million Menschen umgebracht werden, vor allem tatsächliche oder vermeintliche Anhänger der kommunistischen Partei Indonesiens (PKI) und Chinesen (Völkermord an den Chinesen Indonesiens). Dies gilt als einer der größten politisch motivierten Massenmorde der jüngeren Geschichte. Die Vorgänge sind bis heute nur unzureichend untersucht, daher sind genaue Angaben zur Zahl der Opfer nicht möglich. (Quellen: (1) J.L. Holzgrefe / Robert O. Keohane: Humanitarian Intervention: Ethical, Legal and Political Dilemmas, Cambridge University Press (2003) ISBN 0-521-52928-X, S. 47 (2) Mark Levene, Penny Roberts: The Massacre in History, Berghahn Books (1999), ISBN 1-571-81935-5, S. 247-251)
  • 1. Januar 1966: Währungsreform: 1000 alte Rupiah = 1 neue Rupiah = 100 neue Sen.
  • 11. März 1966: General Hadji Mohamed Suharto (* 1921) erzwingt von Sukarno die Vollmacht zur Regierungsbildung.
  • 12. März 1967: Suharto wird „geschäftsführender Staatspräsident“; Sukarno bleibt nominelles Staatsoberhaupt.
  • 27. März 1968: Suharto übernimmt auch formal das Amt des Staatspräsidenten.
  • 1969: West-Papua (Irian Barat) wird indonesische Provinz und erhält den Namen „Irian Jaya“.
  • 21. Juni 1970: Tod des Staatsgründers Achmad Sukarno.
  • 5. August 1973: Anhaltende soziale Spannungen entladen sich in Rassenkonflikten, die sich gegen die chinesische Minderheit richten.
  • 28. November 1975: Portugal zieht sich aus seiner Kolonie Ost-Timor zurück. Die „Revolutionäre Front für die Unabhängigkeit von Timor-Leste“ (FRETILIN) ruft die Unabhängigkeit aus (wirksam erst am 20. Mai 2002).
  • 2. Dezember 1975 überfallen in den Niederlanden extremistische Mitglieder der 35.000 dort lebenden Ambonesen (Süd-Molukken) einen Zug und am 4. Dezember das indonesische Generalkonsulat in Amsterdam und nehmen Geiseln mit dem Ziel, dass sich die niederländische Regierung für die Ambonesen in Indonesien einsetzt. Vier Geiseln werden erschossen. Die niederländische Regierung bleibt hart, die Ambonesen geben am 19. Dezember auf.
  • 7. Dezember 1975: Staatschef Suharto befiehlt die militärische Invasion Osttimors. In den folgenden Wochen werden 60.000 Menschen getötet, 10 % der Bevölkerung.
  • 17. Juni 1976: Osttimor wird dem indonesischen Staatsverband eingegliedert. Auf Sumatra wurde die Wiederstandsbewegung ASNLF gegründet.
  • 11. November 1981: Die UN-Generalversammlung fordert für Osttimor das Selbstbestimmungsrecht.

Unruhen von 1998

Viele Indonesier machten die chinesische Minderheit verantwortlich für die Wirtschaftskrise im Jahre 1998. Es kam zu Studentenprotesten an verschiedenen Universitäten Indonesiens. Als die Regierung am 5. Mai des Jahres die Preise für Benzin, öffentliche Verkehrsmittel und Strom erhöhte, schlossen sich auch andere Bevölkerungsgruppen den Protesten an. Mehr als 1000 Menschen randalierten in der Stadt Medan, setzten Fahrzeuge und Geschäfte von Chinesen in Brand, während die Läden von muslimischen Geschäftsleuten dagegen meist verschont blieben. Die Unruhen hielten drei Tage an. Mehr als 1000 Gebäude wurden zerstört.

Die Gewalt erreichte ihren Höhepunkt in den Tagen vom 12. bis zum 14. Mai 1998 in Jakarta. Wieder begannen die Ausschreitungen nach friedlichen Studentendemonstrationen. Das Militär duldete diese zunächst, solange sie auf dem Gelände der jeweiligen Universitäten verblieben. Am 12. Mai jedoch wurden vier Studenten bei friedlichen Protesten auf dem Campus der Universität Trisakti erschossen. Es wird vermutet, dass die Schützen Angehörige der Streitkräfte waren. Unmittelbar danach und bei der Trauerfeier am folgenden Tag kam es zu massiven Übergriffen. Innerhalb von drei Tagen wurden ganze Stadtteile Jakartas ausgeplündert. Geschäfte, Banken, Autos und Wohnhäuser fielen Brandanschlägen zum Opfer. Chinesische Stadtviertel waren besonders betroffen. Die staatliche indonesische Menschenrechtskommission Komnas HAM zog später folgende Bilanz: 1188 Todesopfer, 101 Verletzte sowie 40 Einkaufszentren, 2479 Geschäfte und 1604 Häuser, die geplündert und niedergebrannt wurden. 1119 Autos, 1026 Wohnungen und 382 Büros wurden demoliert oder angezündet. Die Toten gehörten dabei nur zu einem kleinen Teil der chinesischen Minderheit an. Viele andere waren Plünderer, die in den schon brennenden Häusern eingeschlossen wurden.


  • 19981999: Nach der Entmachtung von General Suharto übernimmt Bacharuddin Jusuf Habibie (* 1936), bis dahin Vize-Präsident, das Amt des Staatspräsidenten.
  • 19. April 1999 Bombenanschlag auf die mit 600 Gläubigen vollbesetzte Hauptmoschee in Jakarta (3 Verletzte); 20. Oktober: Abdurrahman Wahid (* 1940) wird erster frei gewählter Staatspräsident.
  • 31. Oktober 1999: Die letzten indonesischen Soldaten verlassen Osttimor nachdem sie das Land in Schutt und Asche gelegt haben und eine internationale Friedenstruppe im September in Dili landete.
  • 1. August 2000 Eine Bombe explodiert vor der Residenz des philippinischen Botschafters in Jakarta (2 Tote, 23 Verletzte); (13. September) In der Tiefgarage der Börse von Jakarta detoniert eine Autobombe (15 Tote, 27 Verletzte); (24. Dezember) 15 Bombenanschläge auf christliche Kirchen (16 Tote, mehr als 100 Verletzte).
  • 1. Januar 2001: Irian Jaya erhält innere Autonomie.
  • Juli 2001: Megawati Sukarnoputri (*1944), Tochter des Staatsgründers Sukarno, wird neue Staatspräsidentin; (23. September) In einem belebten Einkaufszentrum in Jakarta explodieren zwei Bomben (mehrere Verletzte)
  • 20. Mai 2002: Osttimor erhält die Unabhängigkeit (República Democrática de Timor-Leste).
  • 12. Oktober 2002: Islamistischer Terroranschlag auf der Touristeninsel Bali (202 Tote und mehr als 300 Verletzte).
  • 18. Mai 2003: Verhängung des Kriegsrechts in der nach Unabhängigkeit strebenden Provinz Aceh (Atjeh) im äußersten Norden der Insel Sumatra – Großoffensive mit 40.000 Soldaten. Mehr als 1000 Menschen sterben, 20.000 sind auf der Flucht; (5. August) Ein Selbstmordattentäter sprengt sich vor dem Marriott-Hotel in Jakarta in die Luft (12 Tote, 150 Verletzte).
  • 10. Januar 2004: In einem Café auf der Insel Palopo explodiert eine Bombe (vier Tote); Abschaffung der indirekten Wahl des Staatspräsidenten; (5. Juli) Erstmals direkte Präsidentschaftswahlen, bei der kein Kandidat die erforderliche absolute Mehrheit erreicht; (9. September) ein Bombenanschlag auf die australische Botschaft in Hauptstadt Jakarta forderte 11 Tote und über 150 Verletzte; (20. September) Der Herausforderer und frühere General Susilo Bambang Yudhoyono siegt in der Stichwahl gegen die bisherige Amtsinhaberin Megawati Sukarnoputri.
  • 26. Dezember 2004: Bei einem Seebeben westlich vor der Insel Sumatra werden (neben zehntausenden Menschen in anderen Ländern) auch über 200.000 Einwohner Indonesiens getötet (Stand: Mitte März 2005).
  • 1. Oktober 2005: Erneut Terroranschlag auf Bali: Im Abstand weniger Minuten explodieren gegen 19 Uhr Ortszeit 3 Bomben in Jimbaran und Kuta. Bei den Explosionen kommen 23 Menschen ums Leben, einschließlich dreier Selbstmordattentäter.


Staatsgebilde

Die ehemalige niederländische Kolonie ist heute eine Präsidialrepublik. Die Verfassung von 1945 sieht die Gewaltenteilung vor. Nach dem Sturz Suhartos 1998 wurden umfangreiche Reformen umgesetzt. Das Einkammerparlament (Abgeordnetenhaus) hat 500 auf fünf Jahre gewählte Abgeordnete (bis 2004 waren 38 davon vom Präsidenten ernannte Militärs). Die beratende Volksversammlung, die früher den Präsidenten wählte und übergreifende politische Themen berät, besteht aus dem Abgeordnetenhaus, 135 Vertretern der Provinzen sowie 65 Vertretern von Standesorganisationen und kommt damit auf 700 Mitglieder.

Seit 2004 ist der Majelis Permusyawaratan Rakyat (MPR) ein Zweikammerparlament. Dieses hoechste Legislativorgan besteht aus den 550 DPR (Dewan Perwakilan Rakyat) Abgeordneten und 128 Regionalvertretern (DPD). Der DPD (Dewan Perwakilan Daerah) ist somit eine im Rahmen der Dezentralisierungspolitik neu geschaffene 2. Kammer.

Seit den Wahlen 2004 ist Indonesien in der Weltöffentlichkeit als demokratischer Staat anerkannt.

Präsident

Seit 2004 wird der Präsident direkt vom Volk gewählt. Erster direkt gewählter Präsident wurde der frühere General Susilo Bambang Yudhoyono. Der ehemalige Sicherheitsminister erhielt bei der Stichwahl am 20. September 2004 fast 61 Prozent der Stimmen. Er löst damit die bisherige Staatschefin Megawati Sukarnoputri ab, die nur auf gut 39 Prozent kam. Schon beim ersten Wahlgang am 5. Juli 2004 hatte der Ex-General die meisten Stimmen erzielt, die absolute Mehrheit aber verfehlt. Deshalb war eine Stichwahl gegen die zweitplatzierte Megawati nötig geworden. Die Tochter von Republikgründer Sukarno war im Sommer 2001 an die Staatsspitze gerückt, nachdem ihr Vorgänger Abdurrahman Wahid aus dem Amt gedrängt worden war.

Parteien

Indonesien hat ein Mehrparteiensystem mit einer großen Anzahl von Parteien. Vorherrschende Partei unter Suharto war Golkar. Ihr Einfluss ist weiterhin groß, aber nicht mehr dominant. Der derzeitige Präsident Yudhoyono kandidierte bei der Präsidentschaftswahl 2004 für die neu gegründete Demokratische Partei, seine Vorgängerin und Kontrahentin Megawati für die PDI-P.

Militär

Hauptartikel: Streitkräfte Indonesiens

Die Streikräfte Indonesiens heißen Tentara Nasional Indonesia (TNI) und bestehen aus etwa 250.000 Soldaten. Sie sind grob in Armee, die Marine, die Marinestreitkräfte und die Luftwaffe untergliedert. Die Armee hat mit etwa 196.000 Soldaten die bei weitem größten Kapazitäten. Lange Zeit gehörte auch die indonesische Landespolizei zu den Streitkräften. Im April 1999 begann man mit der Ausgliederung der Landespolizei, dieser Prozess wurde im Juli 2000 formell abgeschlossen. Mit 150.000 Angestellten hat die Polizei eine weit kleinere Mannschaftsstärke als in den meisten anderen Staaten. Hinzu kommen noch etwa 120.000 Mitglieder der örtlichen Polizei, so dass sich die Gesamtstärke auf etwa 270.000 Personen beziffern lässt.

Staatsausgaben

Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

Der Verteidungshaushalt Indonesiens beträgt nur 3% des Bruttosozialprodukts, doch führt das Militär eine Reihe von Unternehmen und Stiftungen, die weiteres Geld einbringen.

Mitgliedschaft internationaler Organisationen

Indonesien ist Mitglied in der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), ist aber mittlerweile zu einem Netto-Importeur von Erdöl geworden, da die eigenen Vorkommen fast erschöpft sind. Weitere Mitgliedschaften: Internationaler Währungsfond, Welthandelsorganisation, ASEAN.


Administrative Gliederung

Hauptartikel: Administrative Gliederung Indonesiens

Indonesien ist administrativ derzeit in 33 Teile gegliedert, darunter 30 Provinzen, 2 Sonderregionen und der Hauptstadtdistrikt (daerah khusus ibukota) Jakarta. In jüngster Zeit wurden einige neue Provinzen von bereits bestehenden abgetrennt (2003 Irian Jaya Barat und 2004 Sulawesi Barat). Die indonesische Regierung plant die Errichtung weiterer neuer Provinzen.

Eine Ebene unter den Provinzen gibt es 357 Verwaltungsbezirke, die seit der Verwaltungsreform 2001 eine große administrative Bedeutung besitzen.

Wirtschaft

Landwirtschaft in Indonesien

Allgemeines

Indonesiens Wirtschaft basiert auf dem Prinzip der Marktwirtschaft, wird an vielen Stellen aber von der Regierung beeinflusst. Einige große Unternehmen sind in Staatsbesitz. 1997/1998 erschütterte eine Wirtschaftskrise verschiedene Staaten in Ost- und Südostasien, wovon auch Indonesien stark betroffen war (Asienkrise). Die Währung verlor 75% ihres Wertes und viele Betriebe gingen bankrott. Derzeit ist die indonesische Wirtschaft aber einigermaßen stabil und hat eine Wachstumsrate von etwa 5 Prozent. Die Währung ist die Indonesische Rupiah.

Das Bruttoinlandsprodukt betrug im Jahr 2004 3.500 USD pro Kopf [1], jedoch lebt ein Viertel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Fast die Hälfte der Beschäftigten ist in der Landwirtschaft tätig. Viele multinationale Unternehmen nutzen den Reichtum an natürlichen Bodenschätzen im Land und haben Niederlassungen. Der Kupferproduzent PT Freeport Indonesia ist größter Steuerzahler des Staates.

Umwelt

Der Regenwald Indonesiens gilt als der artenreichste weltweit. Dennoch werden die Regenwälder Indonesiens so schnell vernichtet wie in keinem anderen Land der Welt. Etwa 88 % des Holzes stammen aus illegalem Einschlag. Dieser dramatische Trend spiegelt sich auch im Zustand des Artenbestandes wieder: Indonesien hat derzeit die längste Liste an vom Aussterben bedrohten Arten.

Die Holzwirtschaft ist nur für einen Teil der Urwaldzerstörung verantwortlich. Große Flächen werden gerodet und/oder abgebrannt, um Bodenschätze zu gewinnen oder um Agrarwirtschaft zu betreiben, vor allem Papier- oder Ölpalmen-Plantagen. Beim Abbrennen der Wälder, insbesondere in Gebieten mit viel Torf, entsteht starker Rauch der sich zeitweise auch auf die Nachbarländer Malaysia, Singapur und Brunei erstreckt und gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden anrichtet und zu politischen Konflikten führt. Besonders stark und monatelang anhaltend war der Rauch in den Jahren 1983/84, 1997/98 und 2005.

Die Humusschicht der gerodeten Flächen ist jedoch zu dünn, als dass sie langfristig agrarwirtschaftlich genutzt werden könnte. So wird auf dem ehemaligen artenreichen Regenwaldboden nur einige Jahre angebaut, bevor er nutzlos und ausgelaugt brachliegt. Meist siedelt sich dort dann das hartnäckige Elefantengras an, das das Areal in eine ökologische Wüste verwandelt. Den Bauern bleibt keine andere Möglichkeit, als Regenwald für neue Anbauflächen zu roden.

Export

Einige Exportprodukte sind Holzprodukte, Agrarprodukte (Palmöl, Reis, Erdnüsse, Kakao, Kaffee), Textilien und Mineralien. Außerdem gibt es einige attraktive Ziele für den Tourismus, etwa auf Bali oder Flores.

Tourismus

Der Tourismus ist für das Land eine wichtige Einnahmequelle. Besonders für Bali, welches jedes Jahr von ca. 4 Millionen Touristen besucht wird, die vornehmlich aus Australien, den USA und Europa stammen. Allerdings sind die Besucherzahlen hier nach der Balibombe stark zurückgegangen. Tourismus gibt es auch auf Komodo, wo der Komodowaran heimisch ist. Nordsulawesi, insbesondere das Gebiet um Manado (v.a. Bunaken und die Lembeh Straße) und die Togian-Inseln sind bekannt als Taucherparadies, das Toraja-Gebiet im Süden Sulawesis berühmt für seinen Totenkult. Allerdings hat der Tourismus in Indonesien durch Anschläge auf Bali in den letzten Jahren deutliche Einschnitte erlebt, von denen er sich jedoch langsam wieder erholt.

Siehe auch

verwandte Themen

Portal:Indonesien, Liste der Städte in Indonesien, Vulkan, Tsunami

Wiktionary: Indonesien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Mochtar Lubis: Dämmerung in Jakarta. Der Autor verbrachte die Jahre 1956 bis 1965 im Gefängnis oder unter Hausarrest. Nach seiner Rehabilitierung gewährt er einen Blick hinter die politischen und gesellschaftlichen Kulissen und Randbedingungen der verschiedenen Gesellschaftsschichten. ISBN 3-293-20098-2
  • Gernot Voltz: Sumatra ist überall. Humorvolles Reisetagebuch. ISBN 3-89573-091-2
  • Nigel Barley: Hello Mister Puttymann. Auch in Realität Ethnologe des British Museum in London, schreibt er im Slapstick-Charakter seine Erlebnisse im Toraja-Gebiet Sulawesis. ISBN 3-423-12580-2
  • Inge Schubart: Ärztin im Dschungel von Sumatra. Ereignisreiche Leben der Ärztin im Dschungel 1950-60. ISBN 3-7987-0327-2
  • Ida Pfeiffer: Abenteuer Inselwelt. Vierjährige Reise der österreichischen Reiseliteratin 1851 durch Borneo, Sumatra und Java. ISBN 3-900478-70-8
  • Max Dauthendey: Zu Anfang des 20. Jh. bekannter, deutscher Reiseschriftsteller. Seine vielfältigen Veröffentlichungen finden sich unter: http://www.gutenberg.aol.de/autoren/dauthend.htm
  • GEO Magazin, 6/86: Der Millionen-Umzug im Wettlauf mit der Zeit. Zum Transmigrasi-Problem; immer noch akutelles Problem.
  • Steven Drakeley: The history of Indonesia, Westport, Connecticut : Greenwood, 2005, 201 S., ISBN 0-313-33114-6
  • Raggi, Philippe : Indonésie, la nouvelle donne, Éd. de l’Harmattan, 2000.
  • Cayrac Blanchard, Françoise : L'armée et le pouvoir en Indonésie, Édition L'Harmattan, 1992.
  • Cayrac Blanchard, Françoise ; Dovert, Stéphane ; Durand, Frédéric : Indonésie - un demi-siècle de construction nationale, Édition L'Harmattan, 1992.
  • Martin Jankowski: Indonesisches Sekundenbuch Gedichte, zweisprachig (indonesisch-deutsch), übersetzt von Katrin Bandel, indonesische Nachdichtungen von Dorothea Rosa Herliany, Begleitwort von Goenawan Mohamad, Magelang (Java): Indonesiatera, 2006, ISBN 929-775-001-x
  • Matti Justus Schindehütte: Zivilreligon als Verantwortung der Gesellschaft - Religion als politischer Faktor innerhalb der Entwicklung der Pancasila Indonesiens Abera Verlag: Hamburg 2006. Paperback, 276 Seiten, 6 s/w-Abbildungen, 10 s/w-Fotos, 1 Karte ISBN 3-934376-80-0
  • Maria Blechmann-Antweiler: Ohne uns geht es nicht - Ein Jahr bei Frauen in Indonesien. Der einjährige Aufenthalt in einer indonesischen Familie auf Sulawesi wird lebhaft beschrieben, LIT-Verlag, ISBN 3-8258-5645-3

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