Don Preston
Don Preston (* 21. September 1932 in Flint, Michigan, als Donald Ward Preston) ist ein US-amerikanischer Rockmusiker und Filmmusikkomponist. Er spielt Contrabass und Keyboard, wobei er als Pionier auf dem Gebiet des Synthesizers gilt. Bekannt wurde er durch seine Zusammenarbeit mit Frank Zappa und The Mothers of Invention.
Prägendes
Don Preston stammt aus einem musikalischen Elternhaus. Sein Vater war Hauskomponist des Detroit Symphony Orchestra. Exaktes Spiel am Klavier wurde ihm schon an der Schule von Nonnen beigebracht – für falsch gespielte Noten wurde ihm zur Strafe mit dem Lineal auf die Finger geschlagen. Das habe sein Interesse an fremdartiger, dissonanter Musik geweckt, gibt Preston später in einem Tour-Booklet der Grandmothers an. [1]
Als für sein Musizieren wichtige Einflüsse benennt Don Preston die Komponisten Toru Takemitsu, György Ligeti, Iannis Xenakis und John Cage – allesamt Vertreter der so genannten Neuen Musik. Wichtige Musiker für das Wirken Prestons waren der Freejazzer Paul Bley, der Bebop-Saxophonist Charlie Parker und der geistiger Vater des modernen Jazzklaviers, Bud Powell. Außerdem führt Preston die Funk-Metal-Band Extreme, das Synthesizer-Projekt Front Line Assembly, die Industrial-Gruppe Throbbing Gristle und auch die britischen Experimental-Rocker Art Bears als wesentliche Inspirationsquellen auf. [1]
Kennzeichnend sei seine Art, „die Tasten mit intensiver Leidenschaft zu attackieren“, beschreibt die englische Wikipedia Prestons Keyboardspiel. Prestons Soli vereinten auch Intellekt, technische Fähigkeiten und eine Weise die Melodie zu entwickeln, wie sie Geschichtenerzählern eigen sei. Spiel wie Aufbau spiegelten die ganze Spannbreite der Stimmungen und Gefühle wider – all das gefärbt von der Freiheit, wie sie sich aus den bemerkenswerten musikalischen Möglichkeiten dieses Musikers ergebe. [2]
Fünf Jahrzehnte Musik
Nach mehr als einem halben Jahrhundert im Musikgeschäft lassen sich in Don Prestons Wirken im Wesentlichen zwei Richtungen erkennen. Ursprünglich vom Jazz kommend, wandte er sich alsdann experimentellen Gefilden in der Rockmusik zu. Später galt sein Augenmerk erneut – zurück zu den Wurzeln – dem Jazzbereich, von dem aus er – zurück zu den Wurzeln, Teil 2 – sich ein weiteres Mal dem Rock zuwenden sollte.
Die 50er Jahre – Beginn im Jazz
In den 1950er Jahren galt Don Prestons Interesse vor allem dem Jazz. Er arbeitete als Bassist für den Schlagzeuger und Bandleader Elvin Jones, für den Pianisten Tommy Flanagan, für Ethno-Jazz-Begründer Yusef Lateef und für den Jazz-Experimentator Don Ellis. Als Pianist wurde er tätig für den Jazzflötisten Herbie Mann (während des Militärdienstes im italienischen Triest [3] S. 161), für den Jazzbassisten Charlie Haden, für den Freejazzer Paul Bley und die Jazzmusikerin Carla Bley. Mit Jazzlegende Nat King Cole ging er 1958 auf Tournee. In den frühen 1960er Jahren wandte sich Preston der aufkommenden elektronischen Musik zu und begann, mit Synthesizern zu experimentieren. [1]
Die 60er Jahre – „Mutter“ Preston
Im Sommer 1961 spielte Preston erstmals bei Frank Zappa vor, der damals noch als Tanzmusiker durch die Gegend um Los Angeles tingelte. Nach wenigen Auftritten trennten sich beider Wege wieder. Aber nicht auf Dauer: Fünf Jahre später stieß er zu der von Frank Zappa gegründeten Band The Mothers of Invention, die zu dieser Zeit schon ihr viel beachtetes Album Freak Out! veröffentlicht hatte. Hier kamen ihm zum einen seine jahrelangen Erfahrungen als Jazzmusiker, zum anderen aber auch seine Experimentierfreudigkeit und seine Vorliebe für Schräges und Dissonantes zugute. Auf dem Mothers-Album Absolutely Free ist Preston zum ersten Mal auf einer Schallplatte zu hören. Weitere Alben folgten, unter anderem auch Trout Mask Replica von Captain Beefheart & His Magic Band sowie Permanent Damage von The GTO’s. [1] [3] S. 82, 161
Als Zappa Anfang 1969 die Mothers auflöste, war das für Preston wie ein Schlag ins Gesicht. Dem Interviewer Roy Harper antwortete er auf die Frage, wie er sich nach Bandauflösung gefühlt habe, „... als hätte mich meine Frau verlassen und die Kinder und die Möbel mitgenommen“. Die Livekonzerte der damaligen Zeit bestanden laut Preston aus drei oder vier Stücken – „alles andere war improvisiert“ – das kam seinen Neigungen zu Experiment und freiem Spiel entgegen. [1] [3] S. 217ff
Gleichwohl: Prestons Zusammenarbeit mit Zappa war damit nicht beendet. Zwar gehörte er fortan nur noch unregelmäßig der Liveband an [4], doch bis zum Jahr 1974 ist er auf insgesamt zwölf Alben zu hören. Seine Ader für Skurriles ist zudem in den Zappa-Musikfilmen 200 Motels und Uncle Meat nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen: Don Preston spielte dort unter anderem die Rolle Monsters Biff Debries. [5] [6]
Die 70er Jahre
In den 1970er Jahren arbeitete Don Preston an einer Vielzahl von Projekten. So übernahm er in der Band der amerikanischen Sängerin Meredith Monk die Rolle des Musikalischen Direktors und spielte erneut mit Carla Bley zusammen. Außerdem ging er 1971 mit Bigband-Neuerer Gil Evans auf Tournee und spielte mehrfach während dieses Jahrzehnts mit dem Cellisten und Jazz-Bassisten Buell Neidlinger [7]. 1972 erschien nicht nur das Album Some Time in New York City – ein skurriles Bühnenhappening mit Zappa, den Mothers, John Lennon und Yoko Ono –, sondern auch The Phlorescent Leech & Eddie, das erste Soloalbum der Ex-Turtles und Ex-Mothers-Mitglieder Flo & Eddie. Im Jahr 1977 schließlich leistete Preston dem Doors-Gitarristen Robbie Krieger bei dessen Solo-Debüt Versions Schützenhilfe. Prestons Name tauchte auch in den Credits für die Filmmusik in Francis Ford Coppolas Oscar-gekröntem Vietnamkrieg-Epos „Apocalypse Now“ auf. Und seiner weiterhin vorhandenen Experimentierfreunde folgte er, als er mit der Avantgarde-Band The Residents ins Studio ging, um für deren Album Eskimo einige Synthesizer-Tonspuren beizusteuern. [8] [9]
Die 80er Jahre
Im Jahr 1985 nahm Preston mit dem Komponisten und Bandleader Michael Mantler das Duo-Album Alien auf [7] – es blieb nicht nicht die einzige Zusammenarbeit der beiden. Wie gefragt er inzwischen als Studiomusiker geworden war, zeigten im weiteren Verlauf dieses Jahrzehnts auch seine Beteiligungen an Projekten von Songwriter John Carter, Jazz-Bassist John Patitucci, Weather-Report-Schlagzeuger Peter Erskine oder Gil Evans. [2]
Die 90er Jahre
Rund 40 Jahre sollten nach Beginn seiner musikalischen Karriere vergehen, bis Don Preston sein erstes Soloalbum veröffentlichte: Vile Foamy Ectoplasm erschien 1993 [8]; ihm folgte im Jahr 1997 das zweite Soloalbum Hear Me Out. Mit John Carter ergab sich eine weitere Zusammenarbeit auf Fields, außerdem wurde Preston für Jefferson Airplane und Yoko Ono (auf Ono Box) tätig. Vor allem aber konzentrierte er sich nun auf „Ant-Bee“, die Gruppe des vor allem im Zappa-Umfeld wirkenden Studiomusikers und Journalisten Billy „Ant-Bee“ James, mit der in nur drei Jahren fünf Alben entstanden [10].
Das neue Jahrtausend
In den vergangenen Jahren kümmerte sich Don Preston vor allem um eigene Projekte. Allein im Jahr 2001 veröffentlichte er fünf weitere Alben: die Soloalben Io Landscapes, Corpus Transfixum, Music from Blood Diner & other films und Trans Form sowie mit dem „Don Preston Trio“ die CD Transformation.
Mit seiner Gruppe „The Akashic Ensemble“, mit der er auch 2006 noch auf Tournee war, veröffentlichte er im Jahr 2003 The Inner Realities of Evolution. Mit seinem Freund Bunk Gardner wurde er als „The Don & Bunk Show“ aktiv und brachte die Alben Necessity Is... (2000) und Joined at the Hip (2002) heraus. 2003 spielte der ehemalige Zappa-Bassist Arthur Barrow unter Mitwirkung Prestons das Album On Time ein. Und schließlich war Preston 2004 auf der Platte Heavy Lightning zu hören – eine Veröffentlichung des italienischen Gitarristen Sandro Oliva. [2]
Im Jahr 2002 kam Don Preston ins mecklenburg-vorpommersche Bad Doberan an der Ostsee. Beim dortigen „Zappanale“-Festival spielte er in verschiedenen Besetzungen Kompositionen Frank Zappas. [1]
„Großmutter“ Preston
Zusammen mit den Ex-Mothers-Mitgliedern Jimmy Carl Black und Bunk Gardner gründete Don Preston 1980 die Band The Grandmothers – die Gruppe spielte bis zum Jahr 2003 ausschließlich Zappa-/Mothers-Songs der Jahre 1965 bis 1969 nach [11] [12]. Dann verließ Preston dieses Ensemble, um mit Bunk Gardner, Roy Estrada und Napoleon Murphy Brock die Gruppe „Grandmothers Re:Invented“ zu gründen. Diese sollte sich fortan Zappas Schaffensperiode von 1964 bis 1983 widmen [13]. Weitere an das Zappa-Œuvre anknüpfende Bands mit Beteiligung von Don Preston sind Jimmy Carl Blacks Gruppe „Geronimo Black“ [14] und Billy James’ Gruppe „Ant-Bee“ [15].
Filmmusik
Beschränkte sich Prestons Beitrag zum Soundtrack des schon erwähnten Films „Apocalypse Now“ noch auf das Beisteuern von Synthesizerspuren und -programmierungen, so konnte er über die Jahre hinweg auch im Filmmusik-Geschäft Fuß fassen. Nach eigenen Angaben schrieb er die Musik für 20 Filme [16]. Darunter finden sich Werke wie der Science-Fiction-Film „Der Android“ (1982), die Komödien „Police Patrol – Die Chaotenstreife vom Nachtrevier“ (1984), „Blood Diner“ (1987) und „Nachtakademie“ (1987), der Horrorfilm „The Being“ (1983) oder auch der Actionfilm „Tiger“ (1986). Im Jahr 1995 engagierten ihn französische Produzenten für die Vertonung dreier Softsexfilme aus der „Emmanuelle“-Reihe. [17]
Ausklang
Preston wurde vom Komponisten John Carter als „father of modern synthesis“ bezeichnet. Er unterrichtet am „Institute Of The Arts“ in Woodstock und am „Wind College“ in Los Angeles. [8]
Kurz vor seinem 74. Geburtstag kehrte Don Preston im März 2006 noch einmal nach Europa zurück, um mit seinem „Akashic Ensemble“ in London, Belfast und Rotterdam fünf Konzerte zu geben. Im September 2006 folgte eine Elf-Gig-Tour durch Amerika und Kanada. [1]
Weiterführendes
Literatur über Don Preston allein gibt es bislang nicht. Unter Frank Zappa#Literatur findet sich eine Auswahl von Werken, die auch Don Preston behandeln.
Diskografie (Auswahl)
Soloalben:
- Vile Foamy Ectoplasm – 1993
- Hear Me Out - 1997
- Music From Blood Diner & Other Films – 2001 (CD-R)
- Io Landscapes – 2001 (CD-R)
- Corpus Transfixum – 2001 (CD-R)
- Trans Form – 2001 (CD-R)
außerdem:
- Don Preston Trio: Transformation – 2001
- Don Preston's Akashic Ensemble: The Inner Realities Of Evolution – 2003
mit Frank Zappa/Mothers of Invention:
- Absolutely Free – 1967
- We're Only in It for the Money – 1968
- Uncle Meat – 1969
- Burnt Weeny Sandwich – 1970
- Weasels Ripped My Flesh – 1970
- Fillmore East, June 1971 – 1971
- Just Another Band From LA – 1972
- Waka/Jawaka – 1972
- The Grand Wazoo – 1972
Video-Beispiele
Videoausschnitte mit Don Preston auf YouTube
Weblinks
- Don Prestons Homepage – vielfach erwähnt, aber zurzeit wohl außer Funktion
- United Mutations – unter anderem mit vollständiger Diskografie
- The Grandmothers – „großmütterliche“ Informationen
- All About Jazz – englischsprachig; den Suchbegriff „Don Preston“ eingeben
Quellen
- ↑ a b c d e f g Don Preston http://www.united-mutations.com/p/don_preston.htm (Stand: 18.9.2006)
- ↑ a b c Engl. Wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Don_Preston (Stand: 18.9.2006)
- ↑ a b c Barry Miles: Zappa. Rogner & Bernhard, 2005. ISBN 3-8077-1010-8
- ↑ Zappas Livebands: http://members.shaw.ca/fz-pomd/lineups/index.html (Stand: 18. September 2006)
- ↑ Frank Zappa’s 200 Motels. United Artists 1971
- ↑ Uncle Meat. Honker Home Video 1988
- ↑ a b All Music: http://www.allmusic.com (Stand: 18.9.2006)
- ↑ a b c NNDB: http://www.nndb.com (Stand: 18.9.2006)
- ↑ IMDB: http://www.imdb.com/title/tt0078788/combined (Stand: 18. September 2006)
- ↑ Ant-Bee: http://www.handymusician.net/ant-bee/ (Stand: 18. September 2006)
- ↑ The Grandmothers: http://www.sandroliva.com/grandmothers.html (Stand: 18. September 2006)
- ↑ The Grandmothers: http://www.united-mutations.com/g/grandmothers.htm (Stand: 18. September 2006)
- ↑ Grandmothers Re:Invented: http://www.united-mutations.com/g/grandmothersreinvented.htm (Stand: 18. September 2006)
- ↑ Geronimo Black: http://www.united-mutations.com/g/geronimo_black.htm (Stand: 18. September 2006)
- ↑ Ant-Bee: http://www.united-mutations.com/a/antbee.htm (Stand: 18. September 2006)
- ↑ Kurzbiographie: http://www.sandroliva.com/don.html (Stand: 18. September 2006)
- ↑ Filme: http://www.filmevona-z.de (Stand: 18. September 2006)
Personendaten | |
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NAME | Preston, Don |
ALTERNATIVNAMEN | Dom DeWilde, Biff Debrie |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Rockmusiker, Keyboarder und Synthesizerspezialist |
GEBURTSDATUM | 21. September 1932 |
GEBURTSORT | Flint, Michigan |