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Geschichte von Paris

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Datei:Paris coa.png
Stadtwappen

Die Geschichte von Paris reicht über 2000 Jahre zurück. Während dieser Zeit entwickelte sich der Ort von der keltischen Siedlung Lutetia des Stammes der Parisii zur heutigen Millionenstadt und Hauptstadt Frankreichs.

Vorgeschichte

Vor 30 bis 40 Millionen Jahren war das Pariser Becken ein flaches warmes Meer, aus dem einzelne Inseln herausragten: der Mont Valérien, Chaillot, Belleville, Montmartre, Bagneux, Meudon. Dieses Meer war vor allem von Nummuliten aus der Gruppe der Foraminiferen besiedelt, deren Versteinerungen später das Baumaterial der Stadt lieferten. Hinzu kam die Lagunenfauna von Buttes-Montmartre, von Buttes-Chaumont und Ménilmontant, die den Gips erzeugte, dem zweiten wesentlichen Baustoff.

Später, als das große Kalkplateau im heutigen Nordosten Frankreichs erodierte, bildete sich die Seine mit ihren Einzugsgebiet von rund 200 Kilometern Durchmesser. An ihrem tiefsten Punkt, 28 Meter über dem Meeresspiegel, bildete sich ein Archipel, an dem sich Menschen ansiedelten. Reste dieser Besiedlung sind nicht mehr erhalten, zumal das heutige Siedlungsniveau rund sechs Meter über dem ursprünglichen liegt – lediglich an der Westspitze der Île de la Cité, die damals aus mehreren Inselchen bestand, die erst später miteinander verbunden wurden, ist das Niveau noch das alte.

Legende

Die Grandes Chroniques de France führen die Gründung der Stadt auf den Trojaner Paris zurück, so wie Aeneas Rom gegründet haben soll, dessen Urenkel Brutus Britannien und Francion Frankreich. Auf einem Wandteppich aus der Zeit des Königs Franz I., der sich in der Kathedrale von Beauvais befindet, wird Paris in zeitgenössischer Kleidung noch als Gründer der Stadt gefeiert. Und während der Revolution trug der Bürger Jullian im Café Procope die Phrygische Mütze unter Hinweis auf den mythologischen Gründer der Stadt.

Nach einer anderen Legende wurde Paris von Herakles auf seinem Weg zu den Gärten der Hesperiden gegründet: er sammelte die Parrhasier aus den arkadischen Bergen um sich, siedelte sie am Fuß des Montmartre an und nannte sie Pariser. Bei seinem Einzug in die Stadt 1549 wurde König Heinrich II. von einem gallischen Herkules (Ogmios) begrüßt; der König gab sechs Jahre später seinem jüngsten Sohn den gleichen Namen; und Ludwig XIV. ist auf der Porte Saint-Martin als Herkules mit einer Keule in der Faust dargestellt.

Antike

Lutetia, erster Plan
Lutetia, zweiter Plan mit Stadtmauer

Die Stadt entwickelte sich seit Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. aus der keltischen Siedlung Lutetia des Stammes der Parisii auf der Seine-Insel, die heute Île de la Cité heißt, als Kreuzung (croisée) zwischen einer Nord-Süd-Straße und dem Fluss in West-Ost-Richtung.

Die Ebene an der Seine rund um die Insel hingegen war morastig: der Sumpf zog sich als breiter Streifen im Süden den Fluss entlang, der bis an die späteren Thermen von Cluny reichte, sowie durch das Mündungsgebiet der Bièvre im Südosten (eine Mündung lag der Île de la Cité gegenüber, eine weitere ein Stück flussaufwärts, an der späteren Île Saint-Louis, die erst im 17. Jahrhundert trockengelegt wurde), umfasste aber vor allem den gesamten Bereich nördlich des Flusses, der auf Flusshöhe lag und im Norden bis an den Montmartre reichte, und in dem es lediglich einige wenige feste Plätze gab.

Erstmalige schriftliche Erwähnung fand der Ort als Lutetia im sechsten Buch Julius Caesars über den gallischen Krieg (De Bello Gallico) zum Jahr 53. Der erste Bestandteil des Namens stammt von der keltischen Wurzel luta „Sumpf“, so dass der gesamte keltisch-römische Name Lutetia Parisiorum, also „Sumpfebene der Parisier“ bedeutet.

Bereits die ersten Einwohner hatten Insel und Ufer durch einen Grand Pont in Norden und einen Petit Pont im Süden verbunden. Im Jahr 52 v. Chr. ließ der Gallier Camulogenus bei seinem Rückzug vor den Truppen Caesars unter Titus Labienus die Brücken abreißen, die Parisii brannten ihr Inselfort nieder und überließen es den Römern.

Diese bauten Lutetia wieder auf, legten den Cardo und die Römerstraße von Senlis oder Rouen nach Orléans an (heute die Rue Saint-Martin im Norden und die Rue Saint-Jacques im Süden), und dehnten die nunmehr befestigte Stadt auf das linke Seineufer aus. Der Cardo trennte die Insel bald in einen administrativen Teil im Westen und einen religiösen im Osten – eine Struktur, die sich bis heute erhalten hat.

Am Südufer (der Rive Gauche) verlief eine Parallelstraße, die via inferior (der Name verballhornte später zu rue d’enfer), heute der Boulevard Saint-Michel; im Norden zweigte nach Osten eine Straße Richtung Melun ab, die heutige Rue Saint-Antoine. Einen Decumanus, eine West-Ost-Achse, hingegen gab es offenbar nicht – diese Rolle kam dem Fluss zu.

Reste aus römischer Zeit sind nur spärlich erhalten - die Stadt, die im römischen Reich als auch als Civitas Parisiorum oder Parisia bekannt wurde, blieb im besetzten Gallien zunächst recht unbedeutend:

  • auf dem Montmartre (der zu der Zeit noch Mons Mercurius hieß) gab es einen Merkurtempel, der später durch das Kloster Saint-Pierre de Montmartre überbaut wurde;
  • auf Ostseite der der Île de la Cité stand ein weiterer Tempel,
  • die neue römische Siedlung am linken Seineufer wies die heutigen Thermes de Cluny (Ecke Boulevard Saint-Michel und Boulevard Saint-Germain) auf, etwa 200 Meter lang und damit eines der größten römischen Baumwerke aus dem 3. Jahrhundert, dessen Frigidarium mit Badebecken intakt ist
  • südwestlich daran schloss sich wohl ein Theater an,
  • östlich davon, beim Collège de France, standen weitere Thermen, die bislang nicht völlig freigelegt werden konnten,
  • etwas die Straße hinauf, zwischen dem Boulevard Saint-Michel und der Rue Saint-Jacques wird das Forum vermutet (allerdings fanden sich hier bislang lediglich Reste von Töpfereien),
  • im Osten des Forums und am Ufer der Bièvre schließlich stand die Arena von Lutetia.

Der Mangel an Resten aus dieser Zeit führte 1869 dazu, dass an der Rue Monge ein Amphitheater nachgebaut wurde, das 10.000 Personen aufnehmen konnte, aber schnell zu einem Marktplatz verkam.

Entsprechend der Bedeutung des Flusses waren bereits zur Zeitenwende die gallischen Flussschiffer, die Nautes, deren Symbol auch heute noch das Wappen der Stadt ziert, eine mächtige Gruppe. Sie waren organisiert, eine eigene Polizeitruppe sorgte für Sicherheit auf der Seine. Im Musée national du Moyen Âge (früher Musée de Cluny) befindet sich der Pilier de Nautes, auf dem das erste Bildnis Pariser Einwohner zu sehen ist.

1711 wurden unter dem Kopfende von Notre-Dame Reste eines gallorömischen Votivpfeilers aus dem Jahr 37 gefunden, mit dem die Flussschiffer Jupiter um gute Geschäfte baten, tatsächlich aber Cernunnos und Tarvos Trigaranus anbeteten, den Stier mit den drei Kranichen (so das Bild): letzterer wurde als Bœuf gras noch Anfang des 20. Jahrhunderts in Umzügen gefeiert.

Der angesehenste Gott war jedoch Merkur, der Gott der Straßen und des Handels - dessen Tempel somit auch der höchste Punkt der Umgebung, der Montmartre, vorbehalten war. Im 3. Jahrhundert, als Dionysius von Paris (Saint-Denis) und dessen Gefolgsleute das Christentum in die Stadt brachten, gingen sie auch hier gegen die heidnischen Götter vor, vor allem gegen deren bedeutendstes Symbol, den Merkurtempel. Dionysius wurde um 250 n. Chr. auf Anordnung des römischen Gouverneurs Sisinnius als erster Bischof von Paris zusammen mit dem Priester Rusticus und dem Diakon Eleutherius auf dem Montmartre (lateinisch mons martyrium, deutsch Märtyrerberg) enthauptet. Nach der Enthauptung soll Dionysius mit dem Kopf in seinen Händen sechs Kilometer nördlich gelaufen sein, bis er die Stelle erreichte, wo er begraben werden wollte. An diesem Platz baute der fränkische König Dagobert I. im 7. Jahrhundert die nach dem Heiligen benannte Abtei mit der Basilika Saint-Denis, welche den französischen Königen als Grablege diente.

Im Jahre 280 wurde Lutetia von germanischen Invasoren heimgesucht und durch Feuer zerstört. Auf einer Straßenmarkierung aus dem Jahr 308 erscheint zum ersten Mal der Name Paris, Hauptort der Parisii, der den Namen Lutetia verdrängen wird. Im 4. Jahrhundert war die Stadt dann von so großer militärischer Bedeutung für den Norden Galliens, dass sie Winterquartier mehrerer Soldatenkaiser wurde, die von dort versuchten, die römischen Grenzen zu verteidigen und die Vorstöße der Germanen einzudämmen. Im März 360 wurde hier der Präfekt Galliens, Julian Apostata, zum Kaiser ausgerufen.

Zwischen Bièvre und Seine, etwas abseits der römischen Siedlung und der Île de la Cité, entstand in der Zeit nach Dionysius eine erste christliche Gemeinde in den dort vorhandenen alten Steinbrüchen. Die herausragende Persönlichkeit dieser Zeit war Bischof Marcellus von Paris, der der Legende nach einen Drachen, der in den Sümpfen lebte, mit Schlägen seines Bischofsstabes besiegte: noch Jahrhunderte später wurde zur Erinnerung an ihn am Jour des Rogations ein Monster durch die Straßen geführt. Sein Verdienst ist es jedoch vor allem, dass der Vorort Saint-Marcel im Süden Bedeutung erlangte. Dessen Bewohner entfernten die Säulen von den römischen Bauwerken, höhlten sie aus und benutzten sich als Sarkophage – Kopf nach Westen, Füße nach Osten; hier in Saint-Marcel starb im 5. Jahrhundert dulcissima Barbara, 23 Jahre alt, die erste Pariserin, deren Namen bekannt ist (das zugehörige Epitaph wurde 1656 gefunden). Marcellus ist als Täufer auf der Porte Rouge der Kathedrale dargestellt.

Als 486 die Truppen der Merowinger unter König Chlodwig I. (466-511) die römischen Legionen unter Heerführer Syagrius bei Soissons, 100 Kilometer nördlich von Paris, besiegten, beendeten sie damit die römische Herrschaft im nördlichen Gallien und auch der Stadt Paris.

Frühmittelalter

Siehe auch Hauptartikel: Paris im Mittelalter

Hugo Capet

Im Jahre 508 ist Paris Hauptstadt des Fränkischen Reiches geworden. Chlodwig I. ließ die Basilika Apostel Petrus und Paulus errichten, die im 9. Jahrhundert den Namen „Abtei Sainte-Geneviève“ erhielt, benannt nach der Schutzpatronin der Stadt, Genoveva von Paris (422-502). Der Legende nach soll sie durch die Kraft ihrer Gebete den Angriff der Armee des Hunnenkönigs Attila auf Paris abgewendet haben. Die Hunnen wurden schließlich 451 von den römischen Truppen unter dem Feldherrn Flavius Aëtius mit Hilfe des Salfranken Merowech, den Burgunden und Westgoten in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern, zwischen Chalons-sur-Marne und Troyes, 160 Kilometer östlich von Paris geschlagen.

Nach Chlodwigs Ableben 511 wurde die Stadt unter seinem Sohn Childebert I. (497-558) zu einem fränkischen Teilkönigreich Paris. Nach dem Tod von Charibert I. (517-567) teilten seine Brüder sein Reich unter sich auf. Im Jahre 586 zerstörte der „Große Brand“ fast alle Gebäude der Stadt. Der strenge Winter 763/764 - die Seine gefror bis auf den Grund - war die Ursache für eine Hungersnot in Paris. 794 machte Karl der Große (748-814) Aachen zur Residenzstadt des Fränkischen Reiches und Paris verlor an Bedeutung. Während der Karolingerherrschaft überfielen die Wikinger im 9. Jahrhundert (845, 858, 861 und 869) wiederholt die Stadt. Sie wurde dabei vollständig niedergebrannt.

Von 885 bis 886 kam es zur fünften und letzten Belagerung. Graf Odo von Paris verteidigte die Stadt erfolgreich und hielt der Belagerung 13 Monate stand. Die ungeschützten Teile von Paris außerhalb der Île de la Cité wurden dabei zerstört. Nach dem Sieg über die Wikinger entthronte Odo von Paris den Karolinger Karl den Dicken 888 und regierte als König bis 898. Nach dem Tod von Ludwig V., dem letzten Karolinger, wurde Hugo Capet, der Graf von Paris und Herzog von Frankreich, 987 zum König gewählt. Capet machte Paris zur Hauptstadt Frankreichs und gründete das Geschlecht der Kapetinger, dessen Herrschaft in direkter Linie bis 1328 andauerte.

Hochmittelalter

Paris 1180

Zwischen 1021 und 1040 litt die Bevölkerung erneut unter einer Hungersnot. Der Historiker Rodulfus Glaber berichtete über mehrere Fälle von Kannibalismus. 1037 vernichtete eine Feuersbrunst Teile der Stadt und 1105 forderte eine Grippeepidemie zahlreiche Tote. 1129/1130 starben zahlreiche Bewohner am Antoniusfeuer, einer epidemienartigen Vergiftung, die durch den Konsum von mit Mutterkorn befallenem Roggen verursacht wurde.

1163 begann der Bau der Kathedrale Notre-Dame de Paris. König Philipp II. Augustus (1165-1223) ließ die Stadt befestigen. 1181 ist die erste überdachte Markthalle eröffnet worden. Zwischen 1190 und 1197 führten langanhaltende Regenfälle zu zahlreichen Überschwemmungen und Hungersnöten. Das Hochwasser vom März 1197 zerstörte die Brücken der Stadt. Die strengen Winter in den 1220er Jahren lösten Hungersnöte und Epidemien aus. Trotz der vielen Katastrophen blühte Paris unter der Herrschaft der Kapetinger auf.

1190 wurden eine Mauer am rechten Ufer der Seine und im Jahre 1210 ein Wall am linken Ufer errichtet. Zu jener Zeit gab es am rechten Seineufer zahlreiche Händler. Auf Veranlassung Philipp II. entstand am westlichen Stadtrand der Louvre. Am 26. April 1248 wurde unter König Ludwig dem Heiligen auf der Île de la Cité die Sainte-Chapelle eingeweiht. Das mittelalterliche Paris war gespalten zwischen einem von der Wirtschaft, der Politik und der Religion dominierten rechten Flußufer der Seine, und einem linken Flußufer, das zu einer Hochburg intellektueller Dissidenten wurde. Der bekannteste von ihnen, Robert von Sorbon, gründete dort 1257 ein Gymnasium (Collège de Sorbonne), den Vorgänger der berühmten Universität Sorbonne.

Spätmittelalter

Paris 1493

Nach dem Fall Jerusalems 1291 ließen sich die Tempelritter in Paris nieder. Anfänglich an der Seine gelegen, wurde das Ordensgebiet Anfang des 14. Jahrhunderts etwas weiter nördlich außerhalb der damaligen Stadtmauern neu errichtet. 1305 wurden die Mitglieder des Ordens schließlich der Ketzerei (so soll man - so wurde verbreitet, in ihrer Aufnahmezeremonie in den Orden angeblich dreimal auf das Kreuz spucken und auch die Auferstehung Jesu Christi leugnen) und der Sodomie (im Sinne homosexueller Handlungen) angeklagt. Am Freitag den 13. Oktober 1307 (daher der Aberglaube vom Freitag den 13.) wurden alle Komturen der Tempelritter (und eine große Zahl dienender Brüder) verhaftet und die Ordenszentrale, der Temple in Paris, geschlossen. Am 22. März 1312 löste Papst Klemens V. auf dem Konzil von Vienne (Frankreich) unter dem Druck von König Philipp dem Schönen den Orden auf. Am 19. März 1314 wurde der letzte Großmeister des Templerordens, Jacques de Molay, zusammen mit dem Komtur der Normandie, Geoffroy de Charnay, in Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Nach dem strengen Winter 1325/1326 schwemmte das Hochwasser sämtliche Brücken der Île de la Cité weg, die Insel musste für fünf Wochen mit Booten versorgt werden. Zwischen 1348 und 1350 starben während einer großen Pestepidemie etwa ein Viertel der Bewohner. Die Folge war eine Stagnation der Stadtentwicklung bis etwa 1450. Im Jahre 1358 kam es zum Aufstand der Stände unter Führung von Étienne Marcel, dem Vorsteher der Kaufmannsgilde. Die Stände verlangten vom Thronfolger (Dauphin) die Kontrolle der königlichen Verwaltung. Der Aufstand wurde vom Adel niedergeschlagen. König Karl V. (1338-1380) ließ am linken Seineufer die Mauer zum Schutz der Stadt vor den Engländern erneuern. 1370 ist auf seine Veranlassung am rechten Ufer, wo heute die grands boulevards verlaufen, ebenfalls eine Mauer errichtet worden.

Anfang des 15. Jahrhunderts litten die Bewohner unter mehreren strengen Wintern. Während des Hundertjährigen Krieges fielen am 29. Mai 1418 die mit England verbündeten Burgunder in Paris ein und übernahmen die Herrschaft über die Stadt. 1431 ließ sich Heinrich VI. von England in Notre-Dame de Paris zum König von Frankreich krönen. Nachdem 1435 der Herzog von Burgund das Bündnis mit England aufgegeben hatte, waren die französischen Truppen auf dem Vormarsch. Der seit 1436 mündige, aber leicht beeinflussbare Heinrich VI. von England vermochte dem nichts entgegenzustellen. Am 15. April 1436 erfolgte die Rückeroberung von Paris, trotz des französischen Adelsaufstandes der Praguerie unter einem der wichtigsten französischen Feldherrn und Diplomaten: Johann von Dunois.

Reformation und Glaubensspaltung

Königlich-Botanischer Garten (Jardin du roi) 1636
Paris 1740

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts starben zahlreiche Bewohner an Seuchen und Pestepidemien, die alle paar Jahre auftraten. Unter der Herrschaft von Franz I. (1494-1547) kam es zu einer bedeutenden Entwicklung von Kunst und Kultur. Über Agenten ließ der König viele Werke italienischer Künstler wie Michelangelo, Tizian und Raffael aufkaufen und legte so den eigentlichen Grundstock der königlichen Gemäldesammlung die heute im Louvre ausgestellt ist. Sein wichtigstes Bauvorhaben war die Erweiterung des Schlosses Fontainebleau nahe bei Paris, das bald zu seinem beliebtesten Aufenthaltsort wurde. Er gründete unter anderem auch das immer noch bestehende Collège de France in Paris unter dem Namen Collège des trois Langues (Schule der drei Sprachen), da dort zunächst Latein, Griechisch und Hebräisch unterrichtet wurden.

Während der Hugenottenkriege zwischen 1562 und 1598 blieb die Stadt in katholischem Besitz. In der Bartholomäusnacht am 24. August 1572 und den Tagen danach wurden zwischen 3.000 bis 10.000 Hugenotten, darunter wichtige protestantische Persönlichkeiten, in Paris ermordet. Die Mutter des französischen Königs Karl IX. und Regentin Katharina von Medici veranlasste den Pogrom, nachdem ein Mordanschlag am 21. August 1572 auf den Anführer der Hugenotten, den Calvinisten Gaspard de Coligny fehlgeschlagen war. 1598 wurden im Edikt von Nantes die Hugenottenkriege beendet. Die Hugenotten erhielten eine beschränkte religiöse Toleranz. Sie wurden Bürger zweiter Klasse und von allen kirchlichen und staatlichen Pfründen ausgeschlossen.

Unter Ludwig XIII. (1601-1643) ging es wirtschaftlich wieder aufwärts; er ließ das Viertel Marais und die Vorstädte Saint-Honoré und Saint-Germain errichten. Etwa zur gleichen Zeit wurden auch das Palais du Luxembourg auf Anweisung von Maria von Medici, das Val-de-Grâce durch Königin Anna von Österreich und das Palais Cardinal (das heutige Palais Royal) durch Kardinal Richelieu fertiggestellt. Die königliche Druckerei (1620), der Jardin des Plantes (Botanischer Garten) im Jahre 1626 und die Académie française (1635) verstärken die kulturelle Bedeutung der Hauptstadt.

Während der Regierung von Ludwig XIV. (1638-1715) sind auf seine Veranlassung Straßenbeleuchtungen angebracht, die Wasserversorgung modernisiert und die Krankenhäuser „Invalides“ und „Salpêtrière“, der Säulengang des Louvre, der Invalidendom und das Observatorium erbaut worden. Er ließ die Stadtmauern von Paris abtragen und an deren Stelle die „Großen Boulevards“ errichten. Die prunkvolle Architektur stand im Gegensatz zum Elend der übervölkerten Hauptstadt.

Zwischen 1648 und 1653 war Paris Austragungsort blutiger Kämpfe der Fronde, einem Bündnis des französischen Hochadels, der hohen Richterschaft der Parlements und von Teilen des Volkes, gegen Kardinal Jules Mazarin und den Hof. Ziel war es, unter Ausnutzung eines Momentes der Schwäche der Monarchie, die Feudalrechte des Adels und die Einspruchsrechte der Parlements wiederherzustellen, die unter Ludwig XIII. und seinem Minister Kardinal Richelieu stark beschnitten worden waren; der Bürgerkrieg scheiterte.

Am 6. Mai 1682 verlegte der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. die Residenz des Königs nach Versailles. Dennoch blieb Paris das politische Zentrum Frankreichs, was auf seine hohe Bevölkerungszahl und seine führende wirtschaftliche Rolle im Land zurückzuführen war. Die starke Zunahme der Cafés wie beispielsweise das bekannte Procope und die zahlreichen literarischen und philosophischen Veranstaltungen verstärkten den kulturellen Ruf von Paris, das sich zum Zentrum freiheitlichen Gedankenguts entwickelt hatte. Der strenge Winter 1708/1709 - die Temperatur fiel auf -26 Grad Celsius - war Ursache der folgenden Hungersnot. Beim anschließenden Hochwasser stieg der Pegel der Seine auf knapp neun Meter. 1722 erfolgte die Einrichtung der ersten Feuerwehr und 1738 des ersten Postamts.

Revolution und Restauration

Der Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789
Barrikade in der Rue Soufflot am 24. Juni 1848

Mit dem Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 begann die Französische Revolution in Paris. Die Revolutionäre wollten dem Absolutismus ein Ende setzen, der unter Ludwig XIV. seine Blütezeit erreicht hatte. Am 3. September 1791 wurde eine neue Verfassung mit Frankreich als eine konstitutionelle Monarchie verabschiedet. Bei der Erstürmung des Tuilerienschlosses am 10. August 1792, bei der sie die Schweizergarden des Königs bezwangen, floh Ludwig XVI. in das Gebäude der Nationalversammlung und wurde dort unter dem Druck der Sansculotten von dieser des Amtes enthoben, da diese bei der Plünderung der Tuilerien Dokumente fanden, die den Verrat des Königs an der Revolution bewiesen. Am 21. Januar 1793 wurde Ludwig XVI. vor den Augen des Volkes auf der „Place de la Révolution“, der heutigen „Place de la Concorde“, hingerichtet.

Während der Befreiungskriege marschierten am 31. März 1814 alliierte Truppen, an der Spitze der russische Zar Alexander I., in Paris ein. Ein zweites Mal besetzten am 22. Juni 1815 die verbündeten Armeen nach der endgültigen Abdankung von Napoléon Bonaparte als Kaiser die Stadt. Die Julirevolution vom 27. bis 29. Juli 1830, die in einem dreitägigen heftigen Straßenkampf in Paris gipfelte, hatte den endgültigen Sturz der Bourbonen in Frankreich und die erneute Machtergreifung des Bürgertums unter König Ludwig Philipp zur Folge.

Die Regierungszeit des Königs (1830-1848) war geprägt von einer sich verstärkenden Abkehr vom Liberalismus, zunehmenden Skandalen und Korruptionsfällen. Das französische Bürgertum war schließlich zusehends enttäuscht von der Politik Ludwig Philipps. Vor allem das Zensuswahlrecht, das dem Bürgertum einen seiner Stärke entsprechenden Einfluss bei der Gesetzgebung verwehrte, verstärkte die Wut auf den König. Auch in der Arbeiterschaft gärte die Unzufriedenheit über ihre problematische soziale Lage, die durch eine Agrar- und Handelskrise 1847 noch verschärft worden war, zu einer revolutionären Stimmung.

Nachdem der König ein geplantes Bankett zur Reform des Wahlrechts verboten hatte, kam es ab dem 21. Februar 1848 zu öffentlichen Protesten in Paris, die sich schnell zu Unruhen ausweiteten und eine revolutionäre Entwicklung annahmen. Während der Februarrevolution 1848 kam es vorübergehend zur Vereinigung von Arbeitern und Bürgern. Am 23. und 24. Februar 1848 folgten heftige Straßen- und Barrikadenkämpfe zwischen den Aufständischen und den königlichen Truppen. Am 24. Februar 1848 sah sich der verhasste großbürgerliche Ministerpräsident Francois Pierre Guizot zum Rücktritt gezwungen. Kurz darauf dankte König Ludwig Philipp selbst ab und floh ins Exil nach England. Daraufhin wurde eine provisorische Regierung unter dem liberalen Politiker Alphonse de Lamartine eingesetzt und die Republik ausgerufen. Am 24. Juni 1848 kam es zu einem erneuten Aufstand der Arbeiterschaft anlässlich der Schließung der französischen Nationalwerkstätten, die den Arbeitslosen Beschäftigungsmöglichkeiten erschlossen hatten. Der Pariser Juniaufstand wurde jedoch bald nach heftigen Kämpfen von der französischen Armee und der Nationalgarde blutig niedergeschlagen. Am Ende waren 3.000 Arbeiter tot, etwa 15.000 wurden in die Straflager der Kolonien verbannt.

Die moderne Stadt

Gustave Caillebotte: Place de l'Europe, Regenzeit (Ende des 19. Jahrhunderts)
Haupteingang der Weltausstellung 1900

Napoléon III. (1808-1873) hatte die von Ludwig XIV. und Napoléon Bonaparte begonnene großzügige Stadtgestaltung weitergeführt. Der Präfekt und Architekt Georges-Eugène Haussmann ließ die engen Gassen durch breite Alleen ersetzen, die in einem rechtwinkeligen Muster angeordnet waren, von Bäumen und prachtvollen Bauten gesäumt wurden und auf denen sich die neuen Verkehrsmittel bewegten; Gärten und Parks wurden angelegt. 1844 wurde zu Verteidigungszwecken an Stelle des heutigen Boulevard périphérique eine neue Stadtbefestigung errichtet. Diese hatte eine Länge von 39 Kilometern und war mit ihren 94 Bastionen und 16 Forts die größte Befestigungsanlage der Welt. Paris war in den Jahren 1855, 1867, 1878, 1889, 1900 und 1937 Veranstaltungsort von sechs Weltausstellungen, welche die kulturelle und politische Bedeutung der Stadt unterstrichen.

Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 wurde Paris nach der Gefangennahme Napoleons III. und der Proklamierung der Dritten Republik von deutschen Truppen eingeschlossen (1870) und musste 1871 kapitulieren. Am 18. März 1871 versuchte der französische Premierminister Adolphe Thiers, die verteidigungsbereite Nationalgarde von Paris entwaffnen zu lassen. Dies führte zu einem Aufstand der Arbeiter, Handwerker und Kleinbürger.

Am 26. März 1871 übernahm in Paris eine Revolutionsregierung die Macht, die Pariser Kommune. Die republikanische Übergangsregierung wurde als abgesetzt erklärt. Die bewaffnete Milizen der Pariser Kommune wurden erst im Mai 1871 von der neu geordneten konterrevolutionären französischen Armee im Straßenkampf in Paris besiegt. In der Blutigen Woche vom 21. bis 28. Mai gab es 25.000 Tote. Es folgten 38.000 Verhaftungen und 7500 Deportationen. Insgesamt kamen fast ein Viertel der Arbeiterbevölkerung von Paris bei den Kämpfen und den darauffolgenden Massenexekutionen ums Leben.

Paris erlebte zwischen 1871 und 1914 eine Blütezeit in der belle époque und wurde zu einem in der Welt anerkannten intellektuellen und künstlerischen Zentrum; vor allem das Viertel Montmartre zog bekannte Maler und Schriftsteller an. Am Gare de Lyon, der Pont Alexandre III und den U-Bahnstationen ist der Stil dieser Zeit beispielhaft zu erkennen. 1921 hatte die Hauptstadt mit knapp drei Millionen die höchste Einwohnerzahl ihrer Geschichte erreicht. Der städtische Wohnungsbau konnte mit der Nachfrage nicht mehr Schritt halten.

Zweiter Weltkrieg

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Amerikanischer Panzer im befreiten Paris 1944

Während des Zweiten Weltkrieges besetzte die deutsche Wehrmacht am 14. Juni 1940 die Hauptstadt. Am 16. Juli 1942 wurden die rund 13.000 noch in Paris verbliebenen Juden verhaftet und in die osteuropäischen Konzentrationslager transportiert. Nach der alliierten Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 und dem schnellen Vorstoß Richtung Paris traten seit dem 10. August 1944 die Mitarbeiter der Pariser U-Bahn, sowie der Gendarmerie und der Polizei in den Streik, dem sich später auch die Postboten anschlossen. Die Deutschen reagierten und erschossen in der Nacht des 16. August 35 randalierende französische Jugendliche beim Carrefour des Cascades. Als sich auch weitere Arbeiter der Streikbewegung anschlossen, kam es am 18. August, am Tag, als alle Partisanen zur Mobilmachung aufgefordert wurden, zum Generalstreik und Aufstand, woraufhin französische Widerstandskämpfer einige Straßen und Gebäude, so auch das Rathaus, besetzten.

Am 22. August begann die Schlacht um Paris, in deren Verlauf die alliierten Truppen und französischen Widerstandskämpfer am 25. August 1944 die Stadt einnahmen. Etwa 10.000 deutsche Soldaten gerieten in alliierte Kriegsgefangenschaft. Rund 1000 Widerstandskämpfer waren gefallen und weitere 1500 verwundet. In der Nacht des 26. auf den 27. August 1944 warfen deutsche Kampfflieger Bomben über Paris ab. Knapp 500 Häuser gingen in Flammen auf. Durch den Bombenangriff kamen weitere 50 Menschen ums Leben, während circa 500 verwundet wurden.

Entwicklung ab 1945

Blick vom Tour Montparnasse

Nach dem Wiederaufbau der zerstörten Häuser in Paris wurden ab 1958 die ersten Bauten in der Vorstadt La Défense errichtet, darunter das „Centre National des Industries et des Techniques“ (CNIT). 1962 erstellte der französische Kulturminister André Malraux (1901-1976) Sanierungsprogramme für die innerstädtischen Problemviertel (beispielsweise Marais); zugleich begann der Bau der vielen Satellitenstädte von Paris (unter anderem Créteil, Marne-la-Vallée, Nanterre und Sarcelles).

1968 kam es in Paris zu Studentenrevolten und Massenstreiks. Die so genannten Mai-Unruhen, die im Mai 1968 zunächst wegen der Räumung einer Fakultät der Pariser Universität Sorbonne ausbrachen, führten am Ende in Frankreich zu einem wochenlangen Generalstreik, der das ganze Land lahmlegte. Die Demonstranten errichteten Barrikaden und lieferten sich tagelang Straßenschlachten mit der Polizei. Als Folge der Unruhen wurde die Sorbonne 1968 in 13 eigenständige Bereiche aufgeteilt. Fünf von ihnen lagen außerhalb der Stadt. Staatliche Stellen sahen die Studenten und somit ihre Institution Universität pauschal als potenzielle Unruhestifter an. Sie sollten aus dem unübersichtlichen, "sensiblen" Stadtzentrum vertrieben werden.

Die Präsidenten der Fünften Republik Charles de Gaulle und Georges Pompidou hinterließen mit zahlreichen Bauwerken in der Hauptstadt ihre Spuren. Besonders während der vierzehnjährigen Amtszeit (1981-1995) von Präsident François Mitterrand wurden in Paris viele monumentale Bauten errichtet, die einerseits zu Polemiken, andererseits auch zu Enthusiasmus Anlass gaben: die Glaspyramide des Louvre, die Bastilleoper, die Französische Nationalbibliothek und die Grande Arche in der Vorstadt La Défense.

2005 kam es zu Ausschreitungen von Randalierern in den Vororten der Hauptstadt. Bei den gewalttätigen Unruhen in Paris im Oktober und November des Jahres handelte es sich um eine Serie von zunächst unorganisierten Sachbeschädigungen und Brandstiftungen sowie gewalttätigen Zusammenstößen mit der Polizei in den Vorstädten von Paris, die am 27. Oktober 2005, nach dem Unfalltod zweier Jugendlicher, begannen. Zunächst beschränkten sich die Ausschreitungen auf den Heimatort der Jugendlichen, den Pariser Vorort Clichy-sous-Bois. Im Laufe der folgenden Tage weiteten sich die Unruhen zunächst auf das Pariser Umland wie Seine-et-Marne oder Val-d’Oise, später auch auf andere französische Städte aus.

Religionen

Saint-Eustache

Etwa 80 Prozent der Einwohner sind getauft, rund 75 Prozent bekennen sich zum katholischen Glauben, die meisten praktizieren den lateinischen Ritus, einige wenige auch den armenischen und ukrainischen Ritus. Der Erzbischof von Paris ist für die Katholiken der östlichen Riten zuständig. Insgesamt gibt es in Paris innerhalb der politischen Grenzen der Stadt 94 katholische Gemeinden, des Weiteren 15 griechisch- und russisch-orthodoxe Kirchen, sieben Synagogen für die etwa 220.000 Juden und zwei Moscheen für die rund 50.000 Muslime, überwiegend Sunniten. Nur knapp zwölf Prozent der Christen und etwa 15 Prozent der Juden sind praktizierende Gläubige.

Die Region Île-de-France ist auch ein Zentrum arabisch-islamischen Lebens in Europa. Im Laufe des 20. Jahrhunderts ist die Zahl der Muslime in der Metropolregion auf schätzungsweise eine Million (zehn Prozent der Einwohner) gestiegen. Besonders seit Anfang der 1960er Jahre kamen zahlreiche Einwanderer aus Nordafrika (Algerien, Marokko und Tunesien) in die Vorstädte von Paris. War das Verhältnis zwischen Christen, Juden und Muslimen bis Anfang der 1980er Jahre kaum von Konflikten geprägt, haben die Spannungen zwischen den Religionsgemeinschaften seitdem erheblich zugenommen.

Nach den Wahlerfolgen der rechtsradikalen Front National (FN) von Jean-Marie Le Pen bei den Kommunalwahlen 1983 erfasste die Region und weite Teile des Landes eine Welle rassistischer Gewalt gegen Muslime nordafrikanischer Herkunft. Besonders nach dem Aufflammen des Nahostkonfliktes im Herbst 2000 und den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York ist ein weiterer Anstieg rassistischer und antisemitischer Straftaten wie Propaganda mit Anstiftung zum Hass, Beleidigung, Bedrohung, Körperverletzung sowie Brandanschläge auf Gebäude (Moscheen, Synagogen, Kultur- und Bildungseinrichtungen) zu verzeichnen. Auch die Schändung von jüdischen, muslimischen und christlichen Friedhöfen, von Denkmälern für die in den Kriegen gefallenen Soldaten verschiedener religiöser Herkunft sowie von Mahnmalen zur Erinnerung an die Verfolgung der Juden durch die deutsche Besatzungsmacht im Zweiten Weltkrieg nahm zu.

Diese Fakten sollten aber auf keinen Fall übertrieben werden. Der Alltag der Pariser bleibt bislang von einem überwiegenden Multikulturalismus geprägt, der zu einer der bemerkenswertesten Spezifizitäten der Stadt geworden ist.

Einwohnerentwicklung

Quartier de Grenelle
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La Défense

Der immer wiederkehrende Rückgang der Bevölkerung in der Antike und im Mittelalter ist auf die zahlreichen Kriege, Epidemien und Hungersnöte zurückzuführen. So starben noch 1832 bei einer Choleraepidemie rund 20.000 Menschen. Erst die Industrialisierung im 19. Jahrhundert führte zu einem starken Anstieg der Bevölkerung. 1846 lebten in Paris rund eine Million Menschen, bis 1876 verdoppelte sich diese Zahl auf zwei Millionen. 1921 hatte die Einwohnerzahl von Paris mit knapp drei Millionen ihren historischen Höhepunkt erreicht. Gegenwärtig leben etwas über zwei Millionen Menschen in der Hauptstadt. Seit 1954 hat eine dreiviertel Million Einwohner Paris verlassen.

Einige sind in die Provinz gezogen, aber die überwiegende Mehrheit in die zahlreichen Vororte. So hat sich die Bevölkerungzahl der Metropolregion, zu der neben Paris auch die Region Île-de-France gehört, von 5,85 Millionen im Jahre 1946 auf 11,6 Millionen im Jahre 2005 verdoppelt. Der Hauptgrund für die Abwanderung waren die ständig steigenden Kauf- und Mietpreise der Wohnungen. Aber auch die Dezentralisierung einiger Industriebranchen und der Bau von vielen Bürogebäuden haben eine wichtige Rolle für den Bevölkerungsverlust der Hauptstadt gespielt.

Im Verlauf des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Paris zu einer multikulturellen, kosmopolitischen Stadt. Kamen anfangs noch Italiener, so gibt es mittlerweile eine kulturelle Vielfalt, die in einigen Gegenden die Quartiers dominiert. Sehr bekannt sind vor allem das ostasiatisch-chinesisch geprägte 13. Arrondissement und das afrikanisch-maghrebinisch geprägte 18. Arrondissement. Darüber hinaus gibt es auch jüdisch, japanisch und tamilisch dominierte Viertel. Der Hauptteil der Immigranten kommt aus Algerien, Portugal und Spanien. Insgesamt leben etwa 40 verschiedene Nationalitäten in Paris (von Nordafrika über Südamerika bis Indochina).

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1784 handelt es sich um Schätzungen der Historiker Jacques Dupâquier und Alfred Fierro, von 1790 bis 1999 um Volkszählungsergebnisse und 2005 um eine Berechnung.

        Jahr         Einwohner
150 80.000
363 20.000
510 30.000
1000 20.000
1180 110.000
1250 215.000
1365 275.000
1500 200.000
1589 300.000
1637 415.000
1675 500.000
1700 600.000
1784 660.000
1790 524.186
1796 556.304
1801 546.856
        Jahr         Einwohner
1807 580.609
1817 713.966
1831 785.862
1836 909.126
1841 935.261
1846 1.053.297
1851 1.053.262
1856 1.174.346
1861 1.696.141
1866 1.825.274
1872 1.851.752
1876 1.988.813
1881 2.239.928
1886 2.260.945
1891 2.447.957
1896 2.536.834
Jahr Einwohner
24. März 1901 2.714.068
4. März 1906 2.763.393
5. März 1911 2.888.110
6. März 1921 2.906.472
7. März 1926 2.871.429
8. März 1931 2.891.020
8. März 1936 2.829.746
10. März 1946 2.725.374
10. Mai 1954 2.850.189
7. März 1962 2.753.014
1. März 1968 2.590.771
20. Februar 1975 2.317.227
4. März 1982 2.188.918
5. März 1990 2.152.423
8. März 1999 2.125.246
1. Januar 2005 2.138.551

Entwicklung der Wohnsituation

Blick vom Eiffelturm auf Paris
Avenue des Champs-Élysées

Anfang der 1960er Jahre begann man in Paris mit einer großangelegten Stadtsanierung und städtebaulichen Entwicklung. Im östlichen und südöstlichen Teil der Hauptstadt wurden ganze Viertel durch den Abriss von baufälligen Häusern und die Errichtung von Neubauten renoviert. Nahe der modernisierten und neu gebauten Bahnhöfe Gare de Lyon und Gare Montparnasse entstanden neue Stadtteile um Dienstleistungszentren.

Durch diese Eingriffe wurden aber auch viele historische Gebäude zerstört, was den Protest von zahlreichen Bewohnern hervorrief. Die städtebauliche Entwicklung führte zum Entstehen von Vierteln in Betonbauweise und der Errichtung von Hochhäusern aus Glas und Stahl, wodurch Paris zahlreichen Großstädten der Welt immer ähnlicher wurde. Die nun teuren Wohnungen waren für die ärmeren Bewohner nicht mehr bezahlbar, sie wanderten in die Vororte (Banlieues) ab, während die wohlhabenden Bevölkerungsschichten in die Stadt zogen. Auch zahlreiche Einwanderer vor allem nordafrikanischer und schwarzafrikanischer Herkunft sind in den letzten Jahrzehnten in die Betonsiedlungen am Stadtrand gezogen.

In Frankreich wurde über Jahrzehnte die Einwanderung von Millionen Menschen aus dem außereuropäischen Raum gefördert, ohne die Folgen zu analysieren und zu bewältigen. Die immer wieder auftretenden Gewaltausbrüche in den Vorstädten von Paris sehen Experten als einen Ausdruck für die lange aufgestaute Wut vieler Jugendlicher über die herrschende relative Armut, den Rassismus, Perspektivlosigkeit, Massenarbeitslosigkeit und damit verbundene Resignation, Langeweile und Bandenkriminalität sowie fehlende Integrationsmöglichkeiten (Ghettoisierung), die besonders die Migranten in den Trabantenstädten betreffen.