Laura Nyro
Laura Nyro 18. Oktober 1947 in New York City; † 8. April 1997 in Danbury, Connecticut), war eine US-amerikanische Sängerin und Songautorin. Ihr wird großer Einfluss auf die Popmusik der späten 1960er und der 1970er Jahre zugeschrieben, wobei das breite Publikum sie eher als Songwriter, die Fachwelt sie eher als Sängerin und Pianistin wahrnahm. Laura Nyro – den Künstlernamen wählte sie zur Vermeidung der Assoziation mit dem gleichklingenden Pejorativ Negro und als Hommage an ihre Geburtsstadt – war eine der ersten Frauen, wenn nicht die erste diesen Genres, die von der Komposition über die Arrangements bis zur Interpretation ihrer Musik alles selbst beherrschte und sich dadurch eine erhebliche künstlerische Unabhängigkeit von der damals nahezu allmächtigen Plattenindustrie erlauben konnte.
, eigentlich Laura Nigro (*Ein „Shooting star“ zwischen Pop und Jazz
Geboren und aufgewachsen ist die Tochter einer Familie mit italienisch-katholischen und russisch-jüdischen Wurzeln im New Yorker Stadtteil Bronx; ihr Vater war Jazztrompeter und Klavierstimmer, ihre Mutter liebte die Musik von Debussy, Persichetti und Price. Die Familie besaß seit Ende der 1950er Jahre ein 75 Jahre altes Steinway-Klavier. Laura selbst erlernte früh das Klavier- und Gitarrenspiel, überwiegend als Autodidaktin: den Klavierunterricht brach sie nach kurzer Zeit ab, weil sie sich von ihrem Lehrer zu sehr gegängelt fühlte. Über ihre Kindheit erzählte sie dem Life Magazine 1970: „Ich habe immer gesungen, seit ich Töne von mir geben konnte. Und ich habe immer kurze Gedichte geschrieben; mit 8 oder 9 begann ich, kleine Lieder zu verfassen“. Dazu sang sie gelegentlich mit einigen portorikanischen Nachbarjungen zusammen Doo-Wop-Songs im U-Bahnhof Grand Concourse, nahe ihrem Elternhaus – „Die Akustik war dort unübertrefflich, und aus Eingangshallen von Bürohäusern wurden wir hinausgeworfen“ (Zitate nach Kort, s.u.). Als Teenager (um 1964) waren ihre Lieblingsmusiker überwiegend afroamerikanische Frauen, vor allem Patti LaBelle (siehe unten), The Orlons, Martha & The Vandellas, Nina Simone, aber auch Joan Baez und Curtis Mayfield sowie die Jazzer Billie Holiday, John Coltrane und Miles Davis.
1966/67: Erste Plattenaufnahmen, erste Auftritte
Mit 17 verließ sie vorzeitig die Manhattan High School of Music and Art, um ausschließlich für ihre Musik zu leben. 1966 spielte sie erstmals in einem Plattenstudio vor: Jerry Schoenbaum, der Direktor des Verve-Labels, war beeindruckt von ihrem Vortrag, weil „ihre Melodien so fremdartig [waren] und sich von allem in dieser Zeit gängigen Material unterschieden – die Taktlänge, die Akkordfolgen, die Texte, alles war ungewöhnlich“. Und obwohl Laura Nyro sich weigerte, andere als ihre eigenen Songs zu spielen, produzierte Herb Bernstein mit ihr eine Langspielplatte. Dies blieb die einzige Produktion, bei der sie sich noch zu kleinen Kompromissen überreden ließ, so sehr Bernstein sich auch bemühte („Wenn du alle 30 Sekunden das Tempo wechselst, verlierst du den normalen Hörer“), und es war auch die einzige Platte, auf der nicht sie selbst, sondern mit Stan Free ein Studiomusiker sie bei einzelnen Takes am Klavier begleitete. Schon als Newcomer wies sie einen enormen Willen auf, von ihr für richtig Befundenes gegen alle Versuche einer Glättung und Kommerzialisierung durchzusetzen. Das war in dieser Zeit – zumal bei Frauen – alles andere als die Regel im Musikbusiness, wie sich ihre Kollegin Janis Ian erinnerte: „Als Sängerin wurde dir kaum einmal erlaubt, bei deinen Aufnahmen auch noch ein Instrument zu spielen; niemand erwartete, dass du deine Songs selbst verfasst oder gar die Studioband anleitest. Dafür waren die Jungs vorgesehen.“ Im Februar 1967 kam die LP unter dem Titel More Than A New Discovery in die Läden und zu den Disc Jockeys der Radiosender. In New York waren Nyros Titel zu ihrem Bedauern relativ selten zu hören, in Florida und insbesondere an der Westküste hingegen wurden Songs wie Wedding Bell Blues und And When I Die sehr häufig aufgelegt.
Deswegen gab sie Anfang 1967 eine Serie von Konzerten im Hungry i, einem Club in San Francisco, und wurde für den Juni des Jahres zum legendären Monterey Pop Festival eingeladen, wo sie zwischen den Byrds und Jefferson Airplane auftrat und vier ihrer Songs zum Besten gab.
Der „Glücksfall Geffen“
Nach Monterey befand Laura Nyro sich in einem Stimmungstief: ihren dortigen Auftritt sah sie als völligen Flop an (dagegen: siehe unten), die erste LP war ihr noch zu kommerziell ausgefallen und ihr Clubgastspiel charakterisierte sie mit den Worten, sie wolle nie wieder „vor einem Haufen Autoverkäufer, die viel trinken und sich während der Songs unterhalten“, auftreten. Gleichzeitig schrieb sie aber zahlreiche neue Songs, und ihre Platten – Verve hatte Wedding Bell Blues auch als Single herausgebracht – waren zwar keine Top-Hits, aber auch keine Ladenhüter.
Vor allem aber bemühte sich mit David Geffen einer der wichtigsten Männer der US-Musikindustrie intensiv darum, ihr Agent zu werden – eine nur auf den ersten Blick absolut unpassende Kombination: hier die introvertierte, ja, spröde, dem musikalischen Mainstream abholde Künstlerin, dort der umtriebige „Plattenmogul“, der jeden kannte, mit jedem über jeden sprach und ein untrügliches Gespür für Middle-of-the-road-Trends und geschäftlichen Erfolg besaß. Geffen war, seit er Nyro zum ersten Mal im Radio gehört hatte, vollkommen davon überzeugt, die Top-Künstlerin der folgenden Jahre entdeckt zu haben, und setzte alle Hebel in Bewegung, auch Laura davon zu überzeugen. Als ihm das nach kurzer Zeit gelungen war, kaufte er als erstes sämtliche Rechte an ihren Songs zurück und zahlte ihre bisherigen Agenten aus (das war ihm insgesamt 470.000 $ wert); dazu machte er sich die Tatsache zunutze, dass Laura noch keine 21 war, als sie ihre ersten Verträge unterschrieben hatte. Anschließend gründete mit ihr zusammen den Musikverlag Tuna Fish Music und räumte ihr in der folgenden Zusammenarbeit einen Grad von künstlerischer Autonomie ein, der selbst Jahrzehnte später in dieser Branche noch keineswegs zum Standard gehörte. Des weiteren schloss er für sie einen Plattenvertrag mit Columbia Records ab und sorgte dafür, dass dort nur Leute an den Aufnahmen beteiligt waren, die sich darum bemühten, für sie arbeiten und mit ihr zusammenspielen zu dürfen, weil sie von ihr überzeugt waren. Auch von der Studiotechnik her war dieser Wechsel ein Fortschritt: die neuen 8-Spur-Aufnahmegeräte (Verve verfügte damals nur über 4-Spur-Technik) ermöglichten bei der Tonabmischung einen sehr viel volleren Sound und erleichterten beispielsweise Laura Nyros Wunsch, anstelle fremder Hintergrundgesangsgruppen selbst einen mehrstimmigen Background Chorus aufzunehmen.
So ungleich Nyro und Geffen waren, so perfekt harmonierten sie miteinander; auf den Hüllen ihrer nächsten Platten bezeichnete sie Geffen ausdrücklich als „agent and friend“. 1968 erschien ihre zweite Langspielplatte, Eli and the Thirteenth Confession.
1968 bis 1971: Die Entfaltung ihres Musikstils
Laura Nyros frühe LPs verkauften sich jeweils in Stückzahlen zwischen 200.000 und 400.000 Exemplaren – eher wenig für Pop-Alben, aber doch relativ viel für eine Sängerin, die „die Zuhörer mit einem Stakkato surrealer Assoziationen bombardierte. Sie schrie, kreischte und stöhnte mit einer schrillen Drei-Oktaven-Stimme ... und erzählte von den psychischen Störungen, den perversen Wunschträumen und der panischen Todesfurcht einer jungen Frau“ (so jedenfalls die boulevardträchtige Charakterisierung von Graves/Schmidt-Joos). Zeitgenössische Kritiker und zahlreiche Rock- und Jazz-Musiker hingegen hielten sie für eine der musikalisch wegweisendsten Persönlichkeiten dieser Jahre; vermutlich einer von diesen gab ihr spätestens 1969 den Beinamen „Bronx Ophelia“. Auch Sängerinnen wie Joni Mitchell und Rickie Lee Jones betonten später die Bedeutung, die Laura Nyro sowohl als Interpretin als auch als Autorin für ihre eigene Karriere gehabt habe. Beinahe wäre die auf der Bühne meist in schwarzen Samt gekleidete Nyro nach dem Weggang von Bandgründer Al Kooper 1968 Frontfrau bei Blood, Sweat & Tears geworden, ehe die Wahl dann statt ihrer auf David Clayton-Thomas fiel.
Ihre Arrangements und die Art ihres Vortrags waren weit entfernt vom gängigen Pop-Hit-Schema jener Jahre. Auf der dritten LP, New York Tendaberry, beispielsweise findet sich praktisch kein Titel, den Laura Nyro nach dem üblichen Strophen-Refrain-Muster vorträgt (als Ausnahme mag am ehesten noch Save the Country durchgehen); viele ihrer Songs darauf wirken wie halbfertige Entwürfe, in denen sie ihre Gedanken, mit sich selbst im Dialog, assoziativ aneinanderreiht. Von der Instrumentierung her bestehen sie fast ausschließlich aus Nyros Klavierspiel und ihrer einmal leise-zögerlichen, dann wieder raumfüllenden Stimme; nur vereinzelt und kurz unterstützen Percussion- und Schlaginstrumente den Vortrag, selten betonen eine Handvoll Blechbläser oder Streicher einige wenige Takte. Spärlich sind auch die Passagen, in denen ein mehrstimmiger Background Chorus – auch auf dieser Studioaufnahme von ihr selbst gesungen und nachträglich unterlegt – die Hauptstimme begleitet. Während einer der Aufnahmesessions bat sie den Jazztrompeter Miles Davis um Vorschläge zur Ausgestaltung eines Instrumentalabschnitts; Davis hörte sich das Tape an und erwiderte: „Ich kann dazu nichts beitragen. Du hast schon alles drin.“ Ähnlich drückte es Charlie Calello, ihr Co-Produzent bei Columbia, aus: „Nachdem sie ein Lied am Piano komponiert hatte, war es komplett. Ich fügte einen Bass hinzu, und das Arrangement war abgeschlossen – hätte ich noch ein Schlagzeug ergänzt, wäre der Song schon überinstrumentiert gewesen.“
Rhythmus und Tempo der Lieder werden im wesentlichen von ihrem Pianospiel vorgegeben: wenige, lang ausklingende Akkorde gehen unvermittelt in einen mitreißenden Boogie-Woogie-Stil über, nur um nach einigen Sekunden abrupt abzubrechen und Raum für ein A cappella zu geben, wie die einzelnen Songs überhaupt durch wiederholte musikalische Brüche charakterisiert sind. Was wie Improvisation wirkt, war tatsächlich aber das Produkt durchgeplanter Kompositionen und Arrangements. Es fällt schwer, sich dabei vorzustellen, dass etliche ihrer Titel – wenn auch in „geglätteten“ Versionen durch andere Interpreten – hohe Chartpositionen erreichen konnten.
Nach der Veröffentlichung ihrer fünften Langspielplatte – auf der Laura Nyro gemeinsam mit dem Soul-Trio LaBelle Remakes von Rhythm and Blues- bzw. Rockklassikern einspielte und die sie selbst „meine Teenage-Love-Songs“ nannte – zog sie sich 1971 in eine abgelegene Region von Massachusetts zurück, heiratete und brachte einen Sohn namens Gil Bianchini zur Welt.
Laura Nyro als Komponistin und Textautorin
Kommerziell weitaus erfolgreicher war sie seit Mitte der 1960er als Songschreiberin: aus ihrer Feder stammt eine Vielzahl von Evergreens, darunter And When I Die (für Peter, Paul and Mary, danach auch von Blood, Sweat & Tears interpretiert), Eli's Coming (ein großer Hit für Three Dog Night), Stoney End (interpretiert von Barbra Streisand), Wedding Bell Blues, Stoned Soul Picnic, Sweet Blindness (alle Titel von Fifth Dimension gesungen) und Save the Country (Julie Driscoll & The Brian Auger Trinity). Ihr Werk schöpfte aus zahllosen musikalischen Quellen: sie verwendete Elemente des Soul, Jazz, Blues, der Folk Music, des R&B und selbst der Klassik auf eine Weise, die eine simple Einordnung ihrer Musik unter einem der gängigen stilistischen Oberbegriffe verbietet.
Die Vielfalt der Stilrichtungen, die in ihre Lieder einflossen, spiegelt sich in dem unglaublich breiten Spektrum von Künstlern wider, die Nyro-Titel aufnahmen: dazu zählen Suzanne Vega, Mongo Santamaría, Junior Walker and The All Stars, Chet Atkins, Frank Sinatra, Linda Ronstadt, George Duke, Thelma Houston und viele mehr. Sie komponierte auch den Titelsong Broken Rainbow zu dem gleichnamigen Film über die Vertreibung der Navajo, der 1985 den Oscar in der Sparte "Dokumentation" gewann. Ironischerweise war Laura Nyros bestverkaufte Single als Sängerin (Up on the Roof, eine Auskoppelung von ihrer vierten LP, Christmas and the Beads of Sweat; Platz 92 der Billboard Hot 100) keine eigene, sondern eine Goffin/King-Komposition.
Trotz ihrer beeindruckenden Musikalität und der Fähigkeit, in ihren Liedern verschiedene Stilelemente zu mischen und damit erfolgreiche Titel zu komponieren, war Laura Nyro, die auf der Bühne bis zur Erschöpfung aus sich herausgehen konnte, überaus zurückhaltend und selbstkritisch. Nach ihrem Auftritt in Monterey hatte sie das Gefühl, nahezu versagt zu haben und vom Publikum ausgebuht worden zu sein. Auch wenn ihr Act den Zuhörern einiges abverlangte, die, „zu einem großen Teil bekifft, eine endlose Folge von Love-and-Peace-Performances erwarteten“ (Kort), zeigen D. A. Pennebakers zuvor unveröffentlichte Filmsequenzen über das Festival, die VH-1 im Juni 1997 – exakt 30 Jahre danach – unter dem Titel Monterey Pop: The Lost Performances ausstrahlte, doch, wieviel Zuspruch ihr Vortrag (sie sang u.a. ihren Song Poverty Train) dort gefunden hatte. Sie aber behielt ihre ausgeprägte Scheu vor Kameras bis an ihr Karriereende, so dass es zwar einige Radiointerviews, aber kaum Filme oder Videos von dieser für die Entwicklung der populären Musik so wichtigen Frau gibt. In den 1990ern lehnte sie sogar ab, sich in David Lettermans Fernsehshow interviewen zu lassen.
Nyros Lyrics
Ihre frühen Texte behandelten meist Alltagssituationen und Beziehungsthemen, dies aber mit einer für eine knapp 20-jährige ungewöhnlichen Beobachtungsgabe und einer Sprache, die Kritiker als reif bezeichneten und die frühzeitig die Frage nach Laura Nyros sexueller Orientierung aufkommen ließ. In Emmie beispielsweise besingt sie ein Mädchen mit den Worten „You are the natural snow, the unstudied sea, ... you ornament the earth for me“ und dem Neil Diamonds Cherry cherry entlehnten Refrain „She got the way to move me, Emmie“, das sie in einem späteren Remake durch „Mother, my friend, Daughter, my friend, Sister, my friend, Lover...“ ersetzte. Es wurde darüber spekuliert, ob der Text aus der Sicht eines Mannes geschrieben war, sie damit eine spezifische Person meinte (etwa die mit ihr befreundete Journalistin Ellen Sander) oder ob dies eine Ehrung der ihr selbst seelenverwandten Dichterin Emily Dickinson darstellen sollte; Laura Nyro äußerte auf eine entsprechende Frage, Emmie sei „the eternal feminine“, also die Beschreibung des „ewig Weiblichen“.
In einer Zeit, in der Sexualität zunehmend auch bei weißen Amerikanern Eingang in Alltags- und Musiksprache fand, ließen die meisten Nyro-Texte dem Zuhörer Raum zu eigener Phantasie und Interpretation. Die Schriftstellerin Patricia Romanowski charakterisierte dies mit den Worten „Nyro setzte dem falschen End-1960er Utopia einer von Schuldgefühlen ungetrübten Promiskuität eine bewusste Mischung aus glühender Scham und lustvoller Unterwerfung entgegen“. Die Autorin selbst war sich des sexuellen Charakters etlicher ihrer Texte durchaus bewusst: während der Aufnahmen zu ihrer zweiten LP sagte sie einer Freundin: „Wenn dieses Album fertig ist, wird meine Mutter genauestens wissen, wo ich überall gewesen bin“ (alle Zitate nach Kort).
Explizit politische oder sozialkritische Songs bildeten in ihrem Gesamtwerk eher die Ausnahme, aber es gab sie, wie beispielsweise Poverty train und Save the country. Letztgenannten Titel schrieb sie im Juni 1968, unter dem unmittelbaren Eindruck der Morde an Martin Luther King und Robert Kennedy; der Song (in der Version der Fifth Dimension) wurde von Los Angeles' Radiosender KRLA einmal pro Stunde an dem Augustwochenende ausgestrahlt, an dem es in Chikago zu den Straßenschlachten rund um den Parteitag der Demokraten kam.
Zweimaliges Comeback
1976 kehrte Laura Nyro, die inzwischen eine große Fangemeinde in Japan besaß, nach ihrer zwischenzeitlichen Scheidung überraschend in den "Big Apple" zurück, schrieb wieder Songs, veröffentlichte ein neues Studio-Album und gab Live-Konzerte. Ihre Musik der anschließenden Jahre tendierte stärker zum Jazz Rock, was sich auch an den Musikern ablesen lässt, mit denen sie zusammenarbeitete (unter anderem Joe Farrell, Randy und Michael Brecker). Reifer geworden und immer noch mit einer bemerkenswert brillanten Stimme, trug sie ihre neuen, selbst arrangierten Kompositionen vor, gegenüber den früheren Jahren etwas weniger intensiv, dafür aber vielschichtiger und subtiler; Graves/Schmidt-Joos bewerten dies mit den Worten „Ein nicht mehr zündbarer, erloschener Vulkan“ etwas negativer. Laura Nyros folgende Platten waren keine Verkaufsschlager – auch nicht die 1984 von Todd Rundgren produzierte LP Mother's Spiritual –, aber ihre Live-Auftritte immer gut besucht.
1984 wandte sie dem Business erneut den Rücken zu und zog mit ihrem Sohn und ihrer Lebenspartnerin, der Malerin Maria Desiderio, nach Danbury in Connecticut – um 1989 doch wieder auf den New Yorker Bühnen zu stehen und auf mehreren Tourneen durch die USA zu ziehen. In diesen Jahren engagierte sie sich finanziell und propagandistisch in der Tierrechtsbewegung und schrieb mit Lite a Flame (The Animal Rights Song) auch ein Lied zu diesem Thema. Von einem ihrer ersten Konzerte nach 1989 entstand im Bottom Line, einem New Yorker Club, in dem sie über die Jahrzehnte immer wieder auftrat, ein Live-Mitschnitt, den die Künstlerin auf eigene Rechnung bei dem kleinen Cypress-Label von A&M Records veröffentlichte, weil Columbia auf einem vertraglich vereinbarten Studioalbum bestand. Dessen Produktion zog sich rund vier Jahre hin, wurde von den Kritikern hoch gelobt, aber deutlich seltener verkauft als Laura: Live at the Bottom Line. Ab 1989 gab sie jährlich ein ausverkauftes Weihnachtskonzert in Greenwich Village, 1994 gastierte sie in Japan; 1997 brachte Columbia eine Best-of-Platte heraus, an deren Zusammenstellung Laura Nyro maßgeblich beteiligt war.
Kurz nach dem Erscheinen dieses letzten Albums (Stoned Soul Picnic) starb Laura Nyro, 49-jährig, in ihrem Haus an einer schon Jahre zuvor diagnostizierten Krebserkrankung.
Unter dem Titel December's Boudoir – benannt nach einem ihrer Songs von der LP Eli and the Thirteenth Confession – drehten Maria Florio und Patty DiLauria einen Film über Nyros Leben und Werk; die musikalische Leitung lag bei Jimmie Haskell, der schon ihre frühe Platte New York Tendaberry produziert hatte.
Diskographie
Langspielplatten
Studioaufnahmen
- 1966 - More Than a New Discovery (1969 als Laura Nyro, 1973 als The First Songs wiederveröffentlicht)
- 1968 - Eli and the Thirteenth Confession
- 1969 - New York Tendaberry (in Deutschland auf CBS erschienen)
- 1970 - Christmas and the Beads of Sweat
- 1971 - Gonna Take a Miracle (mit LaBelle)
- 1976 - Smile
- 1978 - Nested
- 1984 - Mother's Spiritual
- 1993 - Walk the Dog and Light the Light
- 2001 - Angel in the Dark (post mortem veröffentlicht, 1994/95 aufgenommen)
Liveaufnahmen
- 1971 - Spread Your Wings and Fly: Live at the Fillmore East (post mortem veröffentlicht)
- 1977 - Season of Lights
- 1989 - Laura: Live at the Bottom Line
- 1990 - Live at Mountain Stage (post mortem veröffentlicht)
- 1993 - Live: The Loom's Desire (post mortem veröffentlicht)
- 1994 - Live in Japan (post mortem veröffentlicht)
Zusammenstellungen
- 1972 - Laura Nyro sings her Greatest Hits (nur in Japan veröffentlicht)
- 1980 - Impressions
- 1997 - Stoned Soul Picnic: The Best of Laura Nyro
- 2000 - Time and Love: The Essential Masters
Singles (ohne Re-Releases)
- 1966
- Wedding Bell Blues / Stoney End
- Wedding Bell Blues / And When I Die (in Großbritannien)
- 1968
- Sweet Blindness / Eli's Coming
- Save the Country / Timer
- Lu / Once I Was Alright Now (Farmer Joe)
- Stoned Soul Picnic / Sweet Blindness
- Once I Was Alright Now (Farmer Joe) / Woman’s Blues (in Großbritannien)
- 1969
- Save The Country / Eli's Coming
- Goodbye Joe / Billie's Blues
- Flim Flam Man / And When I Die
- I Never Meant To Hurt You / Goodbye Joe
- Time and Love / The Man Who Sends Me Home
- Save the Country (Langversion) / New York Tendaberry
- 1970
- Up on the Roof / Captain Saint Lucifer
- When I was a Freeport and you were the Main Drag / Been on a Train
- 1971
- It’s Gonna Take a Miracle / Desiree
- 1990
- Let It Be Me / The Christmas Song
- 1993
- A Woman of the World (CD-Single)
Erfolgreiche Coverversionen einzelner Songs durch andere Künstler
- Stoned Soul Picnic – The Fifth Dimension – 1968 – Billboard Platz 3
- And When I Die – Blood, Sweat & Tears – 1969 – Billboard Platz 2
- Wedding Bell Blues - The Fifth Dimension – 1969 – Billboard Platz 1
- Eli's Coming – Three Dog Night – 1969 – Billboard Platz 10
- Stoney End – Barbra Streisand – 1971 – Billboard Platz 6
- Sweet Blindness – The Fifth Dimension – 1971 – Billboard Platz 13
Literatur
- Barry Graves/Siegfried Schmidt-Joos/Bernward Halbscheffel: Rock-Lexikon. Rowohlt, Reinbek 2003 (einbändige Sonderausgabe) ISBN 3-499-61588-6
- Michele Kort: Soul Picnic: The Music and Passion of Laura Nyro. Thomas Dunne Books/St. Martin's Griffin Press, New York 2002 ISBN 0-312-30318-1 (Biographie)
Weblinks
- Autorisierte Laura-Nyro-Homepage (engl.)
- Fanseite mit vielen Fotos, Zitaten, Zeitungsartikeln etc. (engl.)
Personendaten | |
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NAME | Nyro, Laura |
ALTERNATIVNAMEN | Laura Nigro |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Sängerin und Songautorin |
GEBURTSDATUM | 18. Oktober 1947 |
GEBURTSORT | New York City |
STERBEDATUM | 8. April 1997 |
STERBEORT | Danbury, Connecticut |