Zum Inhalt springen

Paolo Conte

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. August 2004 um 19:00 Uhr durch Zerohund (Diskussion | Beiträge) (Diskographie: erg. 900). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Paolo Conte (* 6. Januar 1937 im norditalienischen Asti) ist ein weltbekannter italienischer Chansonsänger, Jazzmusiker und Komponist. Der gelernte Rechtsanwalt mit Doktortitel hatte außerdem bereits Ausstellungen in eigener Druckgrafik und Malerei.

Biographie

Der Sohn eines Notars begeistert sich schon in seiner Jugend für den Jazz. Sein Vater war ein Jazzfan und Hobbypianist, und zu seinen ersten musikalischen Eindrücken gehören Duke Ellington und Fats Waller. Er lernt Piano und Vibraphon zu spielen. Um seinem Vater zu helfen, verzichtet er auf eine musikalische Karriere und beschließt Jura zu studieren. Während dem Jurastudium, dass er mit einer Doktorarbeit abschloss, spielt er in diversen Jazz-Combos, zunächst als Vibraphonist. Er übernahm die Anwaltskanzlei seines Vaters nach dessen Tod. 1964 begann er, gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Giorgo, Eigenes zu komponieren und aufzuschreiben, zunächst ohne Text später mit. Der Durchbruch kam als Adriano Celentano von ihm geschriebene Lieder interpretierte, darunter "Azzurro", das schnell zum Klassiker auch außerhalb Italiens avancierte. Er schrieb weitere erfolgreiche Lieder, die unter anderem von Patty Pravo, Enzo Jannacci, Bruno Lauzi interpretiert wurden.

Der Erfolg brachte seine Plattenfirma auf die Idee, die Aufnahmen, die Conte machte um seinen Interpreteten die Lieder beizubringen, als eigenes Album herauszubringen. Im Italien der 70er Jahre wurden Liederschreiber die selbst sangen (sog. Cantautori) immer beliebter. Dies bestärkte ihn, trotz seiner etwas kratzigen Stimme selbst zu singen. 1974 brachte er sein Debütalbum "Paolo Conte" heraus. Der nationale Durchbruch als Sänger gelang ihm jedoch erst 1979 mit seinem Album Un gelato al limon. Nach und nach gewann er auch im europäischen Ausland an Renommee. Seine Vorliebe für Frankreich und dessen Hauptstadt Paris, das er immer wieder in seinen Liedern erwähnte, führte dort in den 80ern und 90ern zu ausverkauften Sälen en Masse. So schaffte er es offenbar, in fünf aufeinander folgenden Tourneen in Frankreich, den Saal des legendären Chansontempels Olympia in Paris insgesamt drei Wochen lang voll zu bekommen.

Aus dem Jahr 1989 gibt es ein publiziertes Live-Konzert-Video "Paolo Conte - Nel Cuore Di Amsterdam" (= im Herzen von Amsterdam), das seine Combo im Royal Theâtre Carré zeigt.

Seine Tourneen führten ihn außerdem mehrfach nach Kanada, Spanien, Griechenland, die Niederlande, Belgien, das "United Kingdom", die Schweiz, Österreich und natürlich Deutschland. In den USA erfüllte sich sein Wunsch, im New Yorker Jazzheiligtum, dem historischen Blue Note Club, einen 2-nächtigen Auftritt zu arrangieren.

Im Jahr 2000 verwirklichte er einen alten Traum, vertonte seine Sicht des frühen 20. Jahrhunderts, als das Gesellschaftspublikum in Europa erstmals mit "Schwarzer Musik" aus den USA Berührung hatte. Der Plot des Musiktheatersstücks spielt, versteht sich, in Paris. Er trat auf im Théâtre des Champs Elysées.

Das 2003er Album "Reveries" (= Tagträumereien) erschien auf dem prestigeträchtigen Label Nonesuch (Ry Cooder; Bill Frisell;...) und zielte auch ein wenig auf die Eroberung des anspruchsvolleren Sektors des US-amerikanischen Markts.

Im Jahr 2004 gab er bisher Konzerte in Italien und Nachbarländern. Am 22. Juli 2004 kommt ein Auftritt im schweizerischen Locarno auf der "Piazza Grande".

Sein Begleit-Jazzorchester

Seine Begleitmusiker auf den oft ausgedehnten Tourneen umfassen ein kleines Jazzorchester und sind von ihm "handverlesen", oft junge Talente. Zuletzt laut seiner Webseite:

Einordnung

Seine Lieder sind eine eigenständige Mischung aus Chanson, Jazz und Tango. Zu seinen musikalischen Einflüssen gehören der New-Orleans Jazzmusiker Sidney Bechet und dessen Saxophoneinlagen, die Gittarrenlegende Django Reinhardt in seinen Arrangemants, die Bandeneonbegleitung des Tangomusikers und Komponisten Astor Piazolla, die Vermischung von Jazz und Chanson in Kurt Weills musikalische Verarbeitung der Texte Berthold Brechts und die zirkusartige Akkordeonmusik Nino Rotas, der die Musik zu Federico Fellinis Filmen geschrieben hat. Manche seiner Lieder waren populär und einfach verständlich genug, um auch als Schlager in den nationalen Charts erfolgreich zu sein. Seine ausgefeilten, bildhaften Texte erzählen von Städten, Liebschaften oder Menschen, mal in einem melancholischen mal einem lakonischem Tonfall, fast immer begleitet von pointierter Ironie. Conte singt auch auf Spanisch, Französisch und Englisch, obwohl er gelegentlich von sich behauptete, diese Sprachen nicht zu beherrschen. Gerüchteweise hat Conte, der manchmal von Boulevardschreibern als "Chansons singender Anwalt" geschmäht wurde, seine Tätigkeit als Rechtsanwalt seit langem aufgegeben.

Paolo Conte schrieb die Musik zum Film "Scherzo del destino in agguato dietro l'angolo come un brigante da strada" (1983) von Lina Wertmüller. Weitere seiner Lieder wurden in etlichen Filmen verwendet. Neben der professionellen Musik hat Conte seit 2000 in London fast ein Dutzend Ausstellungen mit eigener Druckgrafik und Malerei ausgerichtet.

Azzurro

Das Lied Azzurro das er zusammen mit Vito Pallavicini geschrieben hat, gehört zu Contes bekanntesten Texten. Das Lied handelt von der Liebe, dem Alleinesein und dem Sommer in der Stadt. Viele italienische Sänger haben das Lied interpretiert, darunter Mina, Gianni Morandi und Fiorello. Es gibt auch deutsche Interpretationen von Peter Rubin und den Toten Hosen. Außerdem gibt es einen durch das Lied inspirierten gleichnamigen Film (Azzurro (Film)). Conte selber nahm das Lied, dass er für Celentano geschrieben hatte, erst nach 10-jähriger Solokarriere 1985 auf dem Album Concerti live auf. Das musikalische Arrangemant ist eigentlich eine Marschmusik.

Cerco l'estate tutto l'anno

E all'improvviso eccola qua
Lei è partita per le spiagge
E sono solo quaggiù in città
Sento fischiare sopra i tetti
Un aereoplano che se ne va.

Azzurro
Il pomeriggio è troppo azzurro
E lungo per me
Mi accorgo di non avere più risorse
Senza di te
E allora io quasi quasi prendo il treno       
E vengo, vengo da te
Ma il treno dei desideri
Nei miei pensieri all'incontrario va.

Sembra quand'ero all'oratorio
Con tanto sole tanti anni fa
Quelle domeniche da solo
In un cortile a passeggiar
Ora mi annoio più di allora
Neanche un prete per chiaccchierar.

Azzurro...

Cerco un pò d'Africa in giardino
Fra l'oleandro e il baobab
Come facevo da bambino
Ma qui c'è gente non si può più
Stanno innaffiando le mie rose
Non c'è il leone chissà dov'è.

Azzurro...

Ich suche den Sommer das ganze Jahr

Und plötzlich ist er da
Sie ist weggefahren zum Strand
Und ich bin allein hier in der Stadt
Über den Dächern höre ich ein Pfeifen
Ein Flugzeug das verschwindet.

Himmelsblau
Der Nachmittag ist so himmelsblau
Und zu lang für mich
Ich merke dass ich keine Kraft mehr habe
Ohne dich
Also nehme ich beinahe fast den Zug
Und komme komme zu dir
Aber der Zug der Wünsche
Geht in meinen Gedanken in die Gegenrichtung.

Alles scheint wie damals als ich im Andachstsraum war
Mit soviel Sonne vor so vielen Jahren
Diese einsamen Sonntage
Als ich durch Höfe spazierte
Jetzt langweile ich mich noch mehr
Nicht einmal ein Priester ist da für ein Schwätzchen.

Himmelsblau...

Ich suche ein bisschen Afrika im Garten
Zwischen dem Oleander und dem Baobab
Wie ich es als Kind getan habe
Aber hier sind Leute, ich kann nich mehr
Sie gießen meine Rosen
Der Löwe ist nicht da, wer weiß wo er sein mag.

Himmelsblau...

Diskographie

  • Reveries (2003)
  • 900 (Novecento) (2001)
  • Razmataz (2000)
  • The Best Of Paolo Conte (1998)
  • Una Faccia In Prestito (1995)
  • Tournee live (1993)
  • All The Best (1992)
  • Parole D'Amore Scritte A Macchina (1990)
  • Paolo Conte live (1988)
  • Aguaoplano(1987)
  • Concerti - live(1985)
  • Paolo Conte (1984)
  • Appunti Di Viaggio (1982)
  • Paris Milonga (1981)
  • Un Gelato Al Limon (1979)


siehe auch: Chanson, Olympia (Paris)

Werke

  • Paolo Conte. - Paris : Seghers, 1989
  • Le parole. - Torino : Allemandi, 1991
  • Parole e canzoni / hrsg. von Vinzenzo Mollica. - Torino : Einaudi, 2003. - ISBN 88-06-16569-0 (1 Videokass. + Begleitheft)
  • Sämtliche Texte. - Hofheim : Wolke Verl., 1989

Literatur

  • Caselli, Roberto: Paolo Conte. - Roma : Ed. Riunti, 2002