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Digitales COVID-Zertifikat der EU

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Der Digitale Impfnachweis ist eine personenbezogene Dokumentation des Impfstatus gegen COVID-19 und dient als Ergänzung des bisherigen Impfpasses.

Funktionsprinzip

Beispiel eines QR-Codes
Nutzungshinweis

Im Anschluss an eine Impfung wird der digitale Impfnachweis in einer Arztpraxis, einem Krankenhaus, einer Apotheke oder einem Impfzentrum ausgestellt. Nach Eingabe oder Übernahme der Daten wird ein Impfbescheinigungstoken in Form eines QR-Codes erstellt, den die Nutzer direkt scannen können oder auf einem Papierausdruck erhalten und bei Bedarf später einscannen können. Der QR-Code enthält die Daten

  • Name und Vorname,
  • Geburtsdatum,
  • Krankheit, gegen die geimpft wird,
  • Impfstoff,
  • Produkt,
  • Hersteller,
  • Dosennummer,
  • Gesamtdosen,
  • Impfdatum,
  • Land und Aussteller des techn. Zertifikates,
  • die Identifikationsnummer für das Zertifikat (kurz UVCI).[1]

Der Code selbst ist wiederum mehrfach codiert (base45, zlib, CBOR)[2] und kryptographisch vor inhaltlichen Veränderungen geschützt.[1]

Auf dem Smartphone wird der digitale Impfnachweis von den Nutzern über eine Mobile App (beispielsweise Corona-Warn-App, CovPass[3]) verwaltet. Die App speichert die Impfbescheinigung lokal auf dem Smartphone, sodass keine Internetverbindung benötigt wird.

Geprüft werden kann der QR-Code über eine entsprechenden Software (z.B. CovPassCheck-App). Auch dafür ist keine Internetverbindung nötig.[4]

Länder

Europäische Union

Am 21. Januar 2021 wurde durch den Europäischen Rat beschlossen, einen interoperablen und standardisierten Impfnachweis für medizinische Zwecke auf den Weg zu bringen.[1]

Am 17. März 2021 stellte die EU-Kommission eine Verordnung vor, um ein sogenanntes Grünes Digitales Zertifikat umzusetzen. Dieses dient zum Nachweis von Impfungen, negativen Testergebnissen und überstandene COVID-19-Erkrankungen. Die Verabschiedung der Verordnung[5] ist zum Ende des zweiten Quartals 2021 geplant.[1][6]

Das Europäische Parlament nahm am 29. April 2021 eine abgewandelte Fassung der Verordnung an, die ein EU-COVID-19-Zertifikat vorsieht. Die Mitgliedstaaten sollen demnach die Zertifikate je nach Wahl des Inhabers in elektronischem Format und/oder auf Papier ausstellen; die Echtheit, die Gültigkeit und Unversehrtheit der Zertifikate sind durch elektronische Siegel zu gewährleisten. Die Mitgliedstaaten sollen zudem für einen gerechten und kostenlosen Zugang zu Impfungen als öffentlichen Gütern sorgen. Zu berücksichtigen sind dabei die Besonderheiten von Grenzregionen, Regionen in äußerster Randlage, Exklaven und geografisch isolierten Gebieten sowie die Situation von Grenzgängern, grenzüberschreitend erwerbstätigen Personen und Grenzbewohnern.

Zur Datensicherheit soll sich das Zertifikat auf eine Public-Key-Infrastruktur stützen. Das Zertifikat sollte lediglich die Informationen enthalten, die erforderlich sind, um den Inhaber sowie den COVID-19-Impfstoff, die Nummer, das Datum und den Ort der Impfung eindeutig identifizieren zu können. So soll die Aufhebung von Reisebeschränkungen für Inhaber eines Impfzertifikats ermöglicht werden. Auch Genesungsnachweise sollten anerkannt werden.[7]

Seit dem 1. Juni 2021 ist das EU-Gateway zur Prüfung der Zertifikate online verfügbar. Die Mitgliedstaaten Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Griechenland, Kroatien, Polen und Tschechien haben sich bereits an das Gateway angeschlossen und begonnen, EU-Zertifikate auszugeben.[8]

Deutschland

Titelseite des Impfzertifikats (vom Impfzentrum als PDF-Datei auch farbig)

Die Umsetzung in Deutschland erfolgt durch IBM und die Kölner Firma Ubirch.[9] Diese sollte ursprünglich auf einer Blockchain-Implementierung basieren und soll spätestens Mitte 2021 einsatzfähig sein. Einen Gewinn an IT-Sicherheit oder Datenschutz bringt die ursprünglich geplante Einbindung von fünf Blockchains nicht.[10] Zuvor hatte Ubirch bereits im bayerischen Landkreis Altötting[11] und im Zollernalbkreis Pilotprojekte mit einer ähnlichen Technologie entwickelt. In diesen Pilotprojekten wurden keine vertrauenswürdigen Impfnachweise ausgestellt. Es konnten beliebige Daten des Impfausweises als gültig angezeigt werden.[12]

Im April 2021 wurde bekannt, dass der Impfnachweis in die Corona-Warn-App integriert werden soll.[13] Die Lösung soll generell aus anderen Applikationen heraus nutzbar sein und auf einem Open-Source-Ansatz beruhen.

Realisiert wurden:

  • ein Impf-Zertifikat-Service für Impfzentren und Arztpraxen, der als Ergebnis den QR-Code erzeugt
  • eine Impf-Nachweis-App, die den QR-Code verwaltet und
  • eine Prüf-Anwendung, in der der Code entgegengenommen werden kann und die die Gültigkeit des Impfschutzes prüft.

Der digitale Impfnachweis ist in Deutschland ein freiwilliges Angebot. Jede Person mit einer Impfung kann sich Nachweise ausstellen lassen. Der Impfnachweis im gelben Impfpass aus Papier behält weiterhin seine Gültigkeit. Somit können zwei Nachweise für eine Impfung vorhanden sein.

Mitte Mai 2021 gab die Bundesregierung bekannt, dass der Impfnachweis als separate App unter der Bezeichnung CovPass implementiert wird, aber auch in andere Apps wie die Corona-Warn-App integriert werden soll. Wer bereits vollständig geimpft ist, soll den QR-Code nachträglich per Post bekommen.[14] Jedoch liegen nicht von allen Geimpften die Adressdaten vor.[15] Für den Impfnachweis ist am 27. Mai 2021 in Potsdam ein bundesweiter Feldtest gestartet. Damit soll überprüft werden, wie die Abläufe und Prozesse funktionieren.[16]

Am 10. Juni 2021 wurde die App „CovPass“ zum Download in den verschiedenen App Stores freigegeben[17]. Entgegen der Ankündigung, das Projekt werde vollständig Open-Source, wurde auf der Entwicklerplattform GitHub zeitgleich nur eine Zertifizierungs-API veröffentlicht[18]. Weder der Sourcecode der Apps für die verschiedenen Betriebssysteme noch der des „Impfzertifikatsservice“ sind bisher öffentlich einsehbar.

Neben der CovPass-App können die digitalen Impfnachweise auch in die Corona-Warn-App und die Luca-App importiert und dort genutzt werden.[19]

Seit dem 14. Juni 2021 wird der digitale Impfnachweis auch von Apotheken ausgestellt. Dies wird den Apotheken mit 18 Euro je Nachweis vergütet.[20] Die Kunden weisen hierbei ihre vollständige Impfung durch die Vorlage einer Impfbescheinigung oder ihres Impfpasses nach und identifizieren sich mit Personalausweis oder Reisepass. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass auch gefälschte analoge Impfnachweise digitalisiert werden. Grund hierfür sind fehlende Sicherheitsmerkmale in den analogen Dokumenten.[21]

Ab dem 1. Januar 2022 werden Versicherte zudem die Möglichkeit erhalten, alle Impfungen digital auf der elektronischen Patientenakte speichern zu lassen. Der separate digitale Impfnachweis für die COVID-19-Verimpfung soll dann nicht mehr nötig sein.

USA

In den USA ist ein digitaler Impfnachweis umstritten und wird von einer Mehrheit als Gefahr für die Freiheitsrechte und Privatsphäre der Bürger eingestuft. Lediglich der Bundesstaat New York hat als bisher einziger einen digitalen Pass mit QR-Code eingeführt. Präsident Joe Biden hat erklären lassen, dass es einen einheitlichen Ausweis auf Bundesebene nicht geben wird.[22]

Großbritannien

In England können seit 17. Mai 2021 vollständig gegen COVID-19 geimpfte Menschen digital ihren Impfstatus nachweisen. Zuständig ist der National Health Service. Alternativ kann auch ein Nachweis auf Papier genutzt werden.[23][24]

Israel

In Israel wird ein als Grüner Pass bezeichneter digitaler Impfnachweis genutzt. Er ist nur im Inland gültig. Der Ausweis zeigt neben dem QR-Code die Nummer des Personalausweises, das Geburtsdatum, die Daten der Impfungen sowie den Namen auf Hebräisch und Englisch. Das Handy muss zusammen mit dem Personalausweis präsentiert werden. In der zweiten Jahreshälfte 2021 soll eine neue Version des Impfpasses verfügbar sein, die zusammen mit anderen Staaten und der WHO entwickelt werde, um weltweit anerkannt zu werden. Die aktuelle Version ist nur bis Ende Juli 2021 gültig.[25]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d Fragen und Antworten zum digitalen Impfnachweis. Abgerufen am 6. Juni 2021.
  2. Digitaler-Impfnachweis/certification-apis auf github.com, abgerufen am 26. Juni 2021
  3. [1]; jeweils für Android und Apple
  4. Gabriele Fischl: So funktioniert der digitale Impfpass mit CovPass und CWA, connect, 17. Juni 2021
  5. Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über einen Rahmen für die Ausstellung, Überprüfung und Anerkennung interoperabler Zertifikate zur Bescheinigung von Impfungen, Tests und der Genesung mit der Zielsetzung der Erleichterung der Freizügigkeit während der COVID-19-Pandemie (digitales grünes Zertifikat), auf op.europa.eu
  6. EU-Impfpass: Digitales Grünes Zertifikat soll freies Reisen und Urlaub retten. In: Das Erste. 17. März 2021, abgerufen am 17. März 2021.
  7. Verordnung (EU) 2021/… des Europäischen Parlements und des Rates über einen Rahmen für die Ausstellung, Überprüfung und Anerkennung interoperabler Zertifikate zur Bescheinigung von Impfungen, Tests und der Genesung mit der Zielsetzung der Erleichterung der Freizügigkeit während der COVID-19-Pandemie (EU-COVID-19-Zertifikat). In: europarl.europa.eu. 29. April 2021, abgerufen am 8. Mai 2021. Gründe.
  8. Digitales COVID-Zertifikat der EU: EU-Gateway startet in sieben Ländern einen Monat früher als geplant. 1. Juni 2021, abgerufen am 3. Juni 2021.
  9. Patrick Beuth: »Geheimwettbewerb« des Gesundheitsministeriums: Ubirch und IBM erhalten Zuschlag für digitalen Impfnachweis. In: Der Spiegel. 9. März 2021, abgerufen am 11. März 2021.
  10. Tim Pritlove: LNP385 Fümpf Blockchains!!! 11. März 2021, abgerufen am 24. März 2021 (deutsch).
  11. Max Muth: Erster Landkreis bietet digitalen Corona-Impfnachweis. In: Süddeutsche Zeitung. 20. Januar 2021, abgerufen am 11. März 2021.
  12. Hanno Böck: Blockchain-Impfausweis mit Schwächen. 4. Februar 2021, abgerufen am 24. März 2021.
  13. Digitaler EU-Impfnachweis soll in die Corona-Warn-App integriert werden. In: heise online. 15. April 2021, abgerufen am 18. April 2021.
  14. Digitaler Impfnachweis: So bekommen bereits vollständig Geimpfte den „CovPass“. In: aerzteblatt.de. 12. Mai 2021, abgerufen am 14. Mai 2021.
  15. Marcel Rosenbach: Corona: Digitaler Impfnachweis soll vielen per Post zugestellt werden. In: Der Spiegel. 12. Mai 2021, abgerufen am 19. Mai 2021.
  16. Mindener Tageblatt: Feldtest für digitalen Corona-Impfnachweis gestartet. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  17. Süddeutsche de GmbH, Munich Germany: Ab heute gibt es den digitalen Impfpass. Abgerufen am 11. Juni 2021.
  18. Digitaler-Impfnachweis. Abgerufen am 11. Juni 2021 (englisch).
  19. heise online: Digitaler Impfnachweis lässt sich auch in Luca-App eintragen. Abgerufen am 19. Juni 2021.
  20. WELT: Digitaler Ausweis: Apotheken erhalten 18 Euro Honorar – Code soll größtenteils per Post kommen. In: DIE WELT. 10. Juni 2021 (welt.de [abgerufen am 12. Juni 2021]).
  21. Wirtschaftswoche: Wie sicher ist der EU-Impfnachweis?: Apotheken stellen ab 14. Juni digitalen Impfpass aus – Exp. Abgerufen am 12. Juni 2021.
  22. USA: Jeder Fünfte geimpft, Diskussionen um Impfpass. In: aerzteblatt.de. 9. April 2021, abgerufen am 7. Mai 2021.
  23. https://digital.nhs.uk/services/nhs-app/nhs-app-guidance-for-gp-practices/nhs-covid-pass
  24. Digitaler Impfnachweis in England ab kommender Woche bereit. In: wallstreet:online. 11. Mai 2021, abgerufen am 12. Mai 2021.
  25. Pierre Heumann: Corona-Impfung: Rückkehr in die Normalität: Wie der Grüne Pass in Israel funktioniert. In: Handelsblatt. 4. März 2021, abgerufen am 7. Mai 2021.