Alfred Rosenberg
Alfred Rosenberg (* 12. Januar 1893 in Reval; † 16. Oktober 1946 in Nürnberg) war ein Ideologe und Politiker des Nationalsozialismus.
Leben
Geboren 1893 in Reval (Tallinn), studierte er am Technischen Institut Riga und an der Moskauer Universität. Während der Oktoberrevolution unterstützte er die Konterrevolution und wanderte nach deren Scheitern 1918 nach Deutschland aus. Er war eines der frühesten Mitglieder der Deutschen Arbeiterpartei (später NSDAP), der er im Januar 1919 beitrat.
1921 wurde Rosenberg Chefredakteur des Völkischen Beobachters, des nationalsozialistischen Parteiorgans. 1929 gründete er den militanten Kampfbund für deutsche Kultur. 1930 wurde er Reichstagsabgeordneter und veröffentlichte sein rassentheoretisches Buch Der Mythus des zwanzigsten Jahrhunderts - gedacht als Fortsetzung von Houston Stewart Chamberlains antisemitischem Werk Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts. 1933 ernannte ihn Hitler zum Leiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAP, das aber in der praktischen Umsetzung der NS-Außenpolitik nur eine geringe Rolle spielte. Im Januar 1934 wurde er "Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP".
Rosenbergs Idee einer nationalsozialistischen Universität (Hohe Schule), die als Zentrum der nationalsozialistischen ideologischen und pädagogischen Forschung gedacht war, wurde ab 1940 nur teilweise umgesetzt. Ab Oktober 1940 leitete er den Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR), den Hitler per Führerbefehl zu umfangreichen Beschlagnahmungen von Kunstschätzen in den besetzten Gebieten ermächtigte. Nach dem Einmarsch in die UdSSR wurde Rosenberg 1941 zum Reichsminister für die besetzten Ostgebiete ernannt. Bei der Wannseekonferenz wurde er von seinem Stellvertreter Alfred Meyer vertreten.
Rosenberg wurde von den alliierten Truppen am Ende des Krieges gefangengenommen, kam vor das Nürnberger Kriegsverbrechertribunal und wurde der Verschwörung, Verbrechen gegen den Frieden; der Planung, Eröffnung und Durchführung eines Angriffskrieges; Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit für schuldig befunden. 1946 wurde er zum Tod verurteilt und mit neun anderen Verurteilten in Nürnberg hingerichtet.
Rosenberg musste meist vor machtbewussteren Politikern wie Goebbels und Ribbentrop zurückstecken, trug aber als "Chefideologe" des Nationalsozialismus erhebliche Mitschuld am Holocaust.
Ideologie und Religion
In seinem Hauptwerk Der Mythus des zwanzigsten Jahrhunderts verwahrt sich Rosenberg gegen die "Verfälschung", als Heide bezeichnet zu werden: "Man unterschlug, dass ich den Wotanismus als eine tote Religionsform hinstellte [aber, natürlich vor dem germanischem Charakter Ehrfurcht habe, der Wotan ebenso gebar wie den Faust], und dichtete verlogen und skrupellos mir an, ich wollte den "heidnischen Wotanskult" wieder einführen."
Rosenberg galt als glühender Verehrer von Luther, in dem er das "wahre", nämlich antisemitische Christentum verkörpert sah, das durch die römisch-katholische Kirche verfälscht, "verjudet" worden sei.
Literatur
- Bollmus, Reinhard: Das Amt und seine Gegner. Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem, 2. Aufl. München 1999
- Brenner, Hildegard: Die Kunstpolitik des Nationalsozialismus, Reinbek bei Hamburg 1963
- Cecil, Robert: The Myth of the Master Race. Alfred Rosenberg and Nazi Ideology. London 1972
- Rosenberg, Alfred: Letzte Aufzeichnungen. Ideale und Idole der Nationalsozialistischen Revolution. Göttingen 1955.