Wernrode
Wernrode Stadt Bleicherode
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Koordinaten: | 51° 24′ N, 10° 44′ O |
Höhe: | 270 m ü. NN |
Einwohner: | 220 (2021) |
Eingemeindung: | 1. Februar 1974 |
Eingemeindet nach: | Wolkramshausen |
Postleitzahl: | 99752 |
Vorwahl: | 036334 |
![]() Lage des Ortsteils Wernrode in der Landgemeinde Stadt Bleicherode
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Wernrode ist seit 1. Januar 2019 ein Ortsteil der Landgemeinde Stadt Bleicherode im Landkreis Nordhausen. Diese ist mit über 10.000 Einwohnern die größte Landgemeinde im Freistaat Thüringen.
Geografie
Der Ortsteil Wernrode liegt zwischen Harz und Hainleite südlich des Tals der Wipper bei Wolkramshausen und Kleinfurra. Er befindet sich zwischen der Stadt Bleicherode mit den Bleicheröder Bergen und der Stadt Sondershausen mit der Windleite am nördlichen Bergrücken der Hainleite unterhalb der Feuerkuppe nahe der Burg Straußberg. Durch das Dorf fließt der Wernröder Bach, der bei Kleinfurra in die Wipper mündet.
Geschichte
Wernrode zählt zu den frühgenannten Orten der Südharz-Region.
Für 802 bis 817 weist Wolfgang Kahl in seinem Buch die urkundliche Ersterwähnung von Wernroda nach.[1] In Wernroda befand sich ein hochmittelalterlicher Herrensitz im Bereich des später noch vorhandenen Gutes.
Am 20. März 1282 wird der Ritter Alexander de Werinrode als Zeuge einer Überlassungsurkunde (W. ü. 467) von Heinrich II, Graf von Honstein an das Kloster Walkenried benannt. Am 2. Februar 1287 sind die Gebrüder Friedrich und Heinrich de Werenrode als Zeugen einer Leihurkunde (W. U. 497) des Grafen Gosmar von Kirchberg an das Kloster Walkenried aufgeführt.[2]
Neun Urkunden (Nr. 689f., 692ff., 700, 702f. und 718) des Klosters Walkenried[3] dokumentieren in den Jahren 1296/97 den Fall, bei dem der Adlige Alexander von Wernrode Abt Hermann von Walkenried für die Tötung seines Sohnes durch einen Walkenrieder Konversen vor dem Gericht des Grafen von Honstein zur Verantwortung zog. Das Gericht verurteilte Abt und Konvent zur Zahlung einer Buße für den Totschlag. Im Sommer des Jahres 1296 legte der Abt Revision ein. Das sächsische Landfriedensgericht reinigte den Abt von dem Vorwurf, an dem Totschlag mitschuldig zu sein. Die päpstliche Kurie Papst Bonifatius VIII. beauftragte im März und April 1297 den Dekan von Heiligenstadt, den Streit zwischen dem Kloster Walkenried und Alexander von Wernrode zu schlichten. Der vom Mainzer Erzbischof mit der Angelegenheit betraute Kantor der Heiligenstädter Kirche führte einen Vergleich zwischen den Streitparteien herbei.[4]
Auch auf dem östlichen Teil des Zengenberges, einem Berg am Nordrand der Hainleite westlich von Wernroda, befand sich eine Burg, die der Sicherung des Ortes und von Wolkramshausen diente. Außerdem kontrollierte und sicherte man mit der Befestigung den Handelsweg über die Hainleite. Die Hochfläche der Burg ist noch durch einen zwei Meter breiten Wall mit Graben zu erkennen.[5]
Im Dorf gibt es ein Renaissanceschloss (unter Denkmalschutz), dessen Bauzeit in Ablösung einer früheren Wasserburg um 1600 gelegen hat. Um 1800 wurde es erweitert, am Anfang des 20. Jahrhunderts nochmals umgebaut und erweitert. 1573 wurden zwei Herren von Schiedung auf Burg und Gut genannt. Seit 1603 wohnte dort die evangelische Familie Johann von Jagemann, Braunschweigischer Kanzler, * 27. November 1552 Heiligenstadt (Eichsfeld), † 7. Januar 1604 Wernrode.[6] Im 19. Jahrhundert wechselten mehrere Besitzer. Neben dem Schloss gibt es teilweise erhaltene, auch renovierte Wirtschaftsgebäude (ebenfalls unter Denkmalschutz) des früher dazugehörenden Ritterguts. Dies wurde 1930 an 12 Siedler und Kleinbauern „aufgesiedelt“.
Im Zweiten Weltkrieg musste die kleine Gemeinde 18 Kriegsgefallene beklagen. Ein Kriegerdenkmal wurde 1934 auf dem Kirchhof errichtet zur Erinnerung an die Gefallenen und Vermissten des 1. Weltkriegs.
Zu DDR-Zeiten wurde im Schloss und seiner Umgebung das Kinder-Ferienlager „Gladys Marín“ eingerichtet.[7]
Seit 2013 befindet sich ein stattliches früheres Wohngebäude im Verfall, das ebenfalls zum Gutskomplex gehörte und als Ferienheim genutzt wurde.
Das Dorf wurde 1995 von insgesamt 283 Personen bewohnt.
Unweit des Schlosses befindet sich ein großes, markantes Steinkreuz auf einer Rasenfläche.
Wernrode war ein Ortsteil der Gemeinde Wolkramshausen, die am 1. Januar 2019 in die Stadt Bleicherode eingemeindet wurde.
Bildung
Die Kinder des Ortes besuchen die Kita „Märchenland“ in Wolkramshausen, die Kindertagesstätte „Wipperpiraten“ in Kleinfurra oder die Kita „Zwergenstübchen“ in Nohra. Mit dem Bus fahren die Grundschüler zur Staatlichen Grundschule nach Nohra, die Haupt- und Realschüler zur Staatlichen Regelschule „Hainleite“ nach Wolkramshausen und die Gymnasiasten zum Staatlichen Gymnasium „Friedrich-Schiller“ nach Bleicherode.
Vereine
- Feuerwehrverein des Feuerwehrwesens Wernrode e. V.
- Jagdgenossenschaft Wolkramshausen/Wernrode
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Renaissance Schloss Wernrode
- Kirche Wernrode
- Park mit Hochmotte (Rest einer kleinen Motte (Burg))
- Dorfgemeinschaftshaus neben der ehemaligen Alte Schule Wernrode
- Die Wernröder Friedenseiche wurde nach dem Deutsch-Französischer Krieg 1871 auf dem Domplatz des preußischen Gutbezirkes des Ortes durch Einwohner gepflanzt. Die Eiche verkörpert den Willen der Bürger nach Frieden, denn Kriege bringen nur Leid, Not, Elend und Verderben.
- KiEZ Ferienpark auf der Feuerkuppe Straußberg (Sondershausen)
- Am Fuße der Feuerkuppe befindet sich das Waldhaus Straußberg gegenüber dem Affenwald mit Sommerrodelbahn.
- Burgruine "Alte Burg" der Grafen von Kirchberg mit Ruine „Kirchberg-Alte-Kirche“ im Sperrgebiet am Sprengplatz südwestlich von Wernrode
- Burgruine auf dem Zengenberg
Traditionen
Im Dorfgemeinschaftshaus findet zu Faschingszeit eine Veranstaltung mit Programm des Wollersleber Carneval Clubs e.V. statt. Viele Wernröder und auswärtige Gäste verkleiden sich mit sehr ausgefallenen und fantasievollen Kostümen, in ausgelassener Stimmung bei Tanz mit DJ und Karnevallsprogramm.
Zum Kohlenschlagen, seit 1940 erwähnt am Karfreitag, werden alle teilnehmenden Männer in zwei Mannschaften aufgeteilt. Diese ziehen mit Gesang und Schlacht rufen „Gut Holz“ und „Gut Schlag“ durch Wald und Flur. Am Ende wird die Siegermannschaft und anschließend der Kohlenmeister im Weitschlag-Einzelwettbewerb ermittelt.
Zum Osterfeuer am Schafstall zum Karsamstag übernimmt der Feuerwehrverein die Absicherung sowie die Versorgung der Gäste.
Seit 2008 findet das Eichenfest in Wernrode Ende August/ Anfang September an der Wernröder Friedenseiche statt. Am Freitag wird die Friedenseiche mit Lichterketten geschmückt. Wernröder und Gäste versammeln sich am Samstag Nachmittag zum Gottesdienst unter der Dorfeiche.
Zur Kirmes wird am Donnerstag der Saal des Dorfgemeinschaftshauses und der Kirmeswagen geschmückt. Am Freitag Abend findet die Männerkirmes bei Gesang der Burschenlieder statt. Am Samstagmorgen in aller Frühe treffen sie die Männer des Dorfes an der Wernröder Mühle zum wickeln des Erbesbären mit Ebsenstroh. Danach beginnt der Umzug durch das Dorf. Am Nachmittag feiern dann die Kinder die Kinderkirmes.
Zum Volkstrauertag erfolgt eine Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal.
Zum Anglühen am 1. Advent treffen sich seit 2010 die Dorfbewohner am Pavillon neben dem Schafstall, um mit Glühwein, Kinderpunsch und Thüringer Rostbratwurst gemeinsam die Adventszeit zu beginnen.
Seit 2008 wird das Friedenslicht zum Weihnachtsfest in Nordhausen an die Jugendfeuerwehren des Landkreises durch den Landrat und des Bergrettungsdienstes übergeben. Die Feuerwehr Wernrode bringt das Friedenslicht zur Kirche Wernrode, wo es über die Weihnachtszeit leuchtet.
Zum Weihnachtsgottesdienst, in der festlich geschmückten Kirche, begrüßen die Jäger und der Uhugraph die Gäste im Kirchhof mit Glühwein aus dem großen Kesseltopf und Kinderpusch. Anschließend bringen die Kinder das Friedenslicht in die Kirche. Die Jüngsten erzählen die Weihnachtsgeschichte im Krippenspiel. Vom Gemeindekirchenrat werden besinnliche Worte gesprochen und zum Abschluss singen alle das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“, bevor die Bescherung in den heimischen Stuben stattfindet. Einige entzünden am Friedenslicht ihre Kerzen, um den Weihnachtsfrieden in jedes Haus zu bringen.
Persönlichkeiten
- Johann von Jagemann (1552–1604), geboren in Wernrode, Braunschweigischer Kanzler und Geheimrath
- Werner Schroeter, geb. 30. Dezember 1922 in Wernrode; gest. 28. Juni 1992 in Nordhausen, Botaniker, Heimatforscher und Fachlehrer für Biologie[8]
Wirtschaft
- Firma Tauber Delaborierung GmbH (Kampfmittelräumungsdienst Freistaat Thüringen am Sprengplatz Wernrode im Kirchtal)
- Kolmans Wernrode GbR (Aufzucht von Truthühnern)
Einwohnerentwicklung
Jahr | Anzahl Einwohner |
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1790 | 150 |
1808 | 140 (nach dem dritten Napoleonischer Krieg) |
1861 | 250 |
1907 | 316 (Kalibergbau (Ludwigshall, Immenrode-Straußberg)) |
1910 | 348 |
1933 | 345 (9 Kriegsgefallene im 1. Weltkrieg, 1930 Aufsiedlung des Gutes an 12 Siedler und Kleinbauern) |
1934 | 335 (Vorbereitungen für eine Munitionsanstalt in Ludwigshall) |
1935 | 345 (Einwohnerbuch Kreis Grafschaft Hohenstein) |
1944 | 300 (1945 sind im 2. Weltkrieg 18 Kriegsgefallene zu beklagen) |
1945 | 518 ( Flucht und Umsiedlung, starker Zuwachs der Einwohnerzahl) |
1946 | 463 |
1984 | 256 |
1995 | 283 (neue Einfamilienhäuser: 1987 im Rasenweg, 1993/4 im Mittelweg, 1994 neue Wohnsiedlung Wettau und Am Waldrand mit 24 Häusern) |
2021 | 220 (neue Einfamilienhäuser: 2018 Wettau, 2019 Wernröder Hauptstraße, 2020 Am Waldrand) |
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 311.
- ↑ Werner Schroeter und Ehefrau Eva Schroeter (Leiterin der Grundschule Wernrode): Chronik von Wernrode (niedergeschrieben 1955–1969, fortgesetzt 1995)
- ↑ Dolle, Josef; Baumann, Walter (Hrsg.): Urkundenbuch des Klosters Walkenried. Bd. 1: Von den Anfängen bis 1300. Hannover 2002. ISBN 3-7752-6010-2
- ↑ http://www.jura.uni-freiburg.de/de/institute/deutsche_rechtsgeschichte/forschung/schriftenverzeichniskarlkroeschell Publikationen Prof. em. Dr. Dr. hc. Karl Kroeschell 313. Eine Totschlagsühne vor 700 Jahren. Die Rechtssache des Abtes von Walkenried, in: Rechtsverständnis und Konfliktbewältigung im Mittelalter, hrsg. v. CHR. REINLE u. ST. ESDERS (2007) S. 121–139.
- ↑ Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 273 und 279.
- ↑ https://www.deutsche-biographie.de/sfz36839.html Johann von Jagemann, Braunschweigischer Kanzler
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- ↑ Autorengruppe unter Leitung von Hans-Jürgen Grönke. Klaus-Jörg Barthel: Nordhäuser Persönlichkeiten aus elf Jahrhunderten, Verlag Horb am Neckar: Geige, 2009, ISBN 978-3-86595-336-0, S. 293