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Kulturapfel

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Kulturapfel
Blühender Apfelbaum
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Ordo: Rosales
Vorlage:Familia: Rosengewächse (Rosaceae)
Vorlage:Subfamilia: Pyroideae
Vorlage:Tribus: Apfelartige (Maleae)
Vorlage:Genus: Äpfel (Malus)
Vorlage:Species: Kulturapfel (Malus domestica)

Der Kulturapfel (botanisch Malus domestica) ist eine Kulturobstart aus der Gruppe des Kernobstes. Er gilt als eine Zuchtform, die durch Kreuzung des auch heute noch wild vorkommenden Holzapfels (Malus sylvestris) mit anderen Apfelarten (Malus praecox, Malus dasyphylia) entstanden ist.

Kulturapfel

Blüten des Apfelbaumes

Angebaute Apfelsorten sind und waren schon immer Klone, die auf ein geschlechtlich vermehrtes Individuum zurückgehen, das, sobald es als Sorte betrachtet wird, nur noch ungeschlechtlich, meist durch Veredelung vermehrt wird. Im Handel werden ca. 30–40 Sorten zum Verkauf angeboten (siehe Bild), mit sinkender Tendenz. Davon sind es in Europa nur vier gängige Apfelsorten, die nahezu 70% des Gesamtangebotes ausmachen. In vielen Bereichen ist die Gefahr groß, dass Sorten unwiederbringlich verloren gehen, beim Apfel jedoch ist diese Gefahr vergleichsweise gering. Im Prinzip reicht ein (oft recht langlebiger) Apfelbaum aus, um eine Apfelsorte zu erhalten, da jede Apfelsorte ein Klon ist und durch Veredelung leicht in beliebiger Zahl vermehrt werden kann. Alte Haustierrassen sind dagegen Populationen verschiedener Individuen, die bestimmte gemeinsame Merkmale aufweisen und die bisher fast nur geschlechtlich vermehrt werden. Daher ist ihr Erhalt ungleich aufwendiger (siehe auch: genetischer Flaschenhals). Ein Refugium für alte Apfelsorten sind Streuobstwiesen. (Siehe auch: Artenvielfalt).

Bei den Sorten wird unterschieden zwischen (siehe auch Apfelsorten):

Verwendung

verschiedene Standard-Apfelsorten
Verschiedene Standard-Apfelsorten:
Oben: Yellow Delicious, Red Delicious
Unten:Golden Delicious, McIntosh

Der Apfel als Nahrungsmittel

Die Kelten und Germanen gewannen aus den kleinen Früchten des ursprünglichen, wilden Holzapfels bereits Most, wobei sie den Saft mit Honig vergoren. Sie verkochten das Obst auch schon zu Mus. Den Apfelobstbau, so wie wir ihn heute kennen, haben letztlich die Römer eingeführt – sie brachten die Kunst des Pfropfens in ihre Kolonien und Provinzen. Seit dem 6. Jahrhundert hat man den Apfel in Mitteleuropa bewusst angebaut. Seit dem 16. Jahrhundert wurde der Apfel dann auch zu einem Wirtschaftsgut. Aber erst im 19. Jahrhundert begann laut Quellenlage die gezielte Züchtung. In Deutschland gibt es heute ca. 1000 Sorten, nur 60 davon sind kommerziell bedeutend.

Der Apfel ist in Deutschland mit einem Jahresprokopfkonsum von über 17 Kilogramm vor Bananen oder Birnen das meist gegessene und auch das beliebteste Obst. Bei Umfragen gaben 2/3 der Deutschen den Apfel als die von ihnen favorisierte Obstsorte an.

Der Apfel besteht zu 85 Prozent aus Wasser und ist daher das Saftobst schlechthin. In Deutschland liegt sein Anteil an der gesamten jährlichen Obsternte bei 60 Prozent. Das meiste davon wird verflüssigt: 450 Firmen produzieren hierzulande alljährlich eine Milliarde Liter Apfelsaft. Unter den 41 Litern Fruchtsäfte und –nektare, die jeder Bundesbürger laut dem deutschen statistischem Bundesamt pro Jahr konsumiert, ist der Apfelsaft Spitzenreiter mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 11,7 Litern. Danach erst kommt Orangensaft mit 9,8 Litern.

Die Früchte vieler Wildapfelbäume kann man entsaften und zu Apfelgelee verarbeiten.

Der Apfel in der kulturgeschichtlischen Heilkunde

Als Heilpflanze taucht der Apfel bereits in einer alten babylonischen Schrift aus dem 8. vorchristlichen Jahrhundert auf, die die Pflanzen des Heilkräutergartens des Königs Mardukapaliddina aufzählt. Die mittelalterliche Medizin schrieb dem Apfel allerlei heilkräftige Wirkungen zu. Aber wie bei jeder Medizin sollte auch der rohe Apfel nur vorsichtig und in Maßen genossen werden. Das war damals auch nicht schwer, denn die Mehrzahl der damaligen Apfelsorten dürfte für den heutigen Geschmack noch reichlich sauer und gerbstoffhaltig gewesen sein.

Äpfel können eine adstringierende und abführende Wirkung haben, Rindenabsude wirken fiebersenkend. Kranke stärkte man mit in Milch gedünsteten Äpfeln und manche roh mit Schale geriebenen Äpfel sollen gegen Durchfall helfen. Bei Magenschmerzen und Erbrechen hilft jede halbe Stunde ein Kaffeelöffel geraffelten Apfel und bei Nervosität soll Apfeltee helfen. Einen ungeschälten Apfel scheibeln, mit 1 l kochendem Wasser übergießen, 2 Std. ziehen lassen. Der Kräuterpfarrer Künzle schreibt: „Für geistig arbeitende Personen und nervös Angestrengte ist dieser Tee Goldes wert“.

Der Apfel hat mit seinen sanften Fruchtsäuren und Ballaststoffen einen stark reinigenden Effekt für die Zähne und funktioniert daher für die Zahnreinigung zwischendurch ebenso gut wie ein Kaugummi.

Kulturelle Symbolik

Der Apfel in der Mythologie

Der Apfel spielt in allen euro-asiatischen Kulturen eine Rolle und zwar als Symbol der Liebe, der Erkenntnis, der Fruchtbarkeit und des Lebens. Als uraltes Symbol der Erde und der Offenbarung des weiblichen Prinzips wurde der Apfel schon von Anfang an Göttinnen der Liebe und Fruchtbarkeit zugeordnet.

Bei den Babyloniern war es Ischtar, die mit dem Emblem des Apfels verehrt wurde, bei den Griechen Aphrodite und bei den Germanen Iduna. Eine alte Legende, die in den unterschiedlichsten Kulturen immer wieder auftauchte, ist die Geschichte vom Paradiesbaum, dessen Früchte Unsterblichkeit verleihen sollen.

Der bekannteste mythische Erzählung ist wohl die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies des Alten Testaments. Eine Frucht vom Baum der Versuchung, die Adam und Eva verbotenerweise essen, um wie Gott zu werden, ist der Auslöser. Obwohl die ursprünglichen Autoren der Bibel mit dieser Frucht wahrscheinlich eher eine Feige meinten, hat sich in der westlichen Welt der Gedanke festgesetzt, es sei ein Apfel gewesen.

In der griechischen Mythologie gibt es den Apfel der Eris, der Göttin des Streits und der Zwietracht. Auf einem Hochzeitsfest wirft sie einen Apfel mit der Aufschrift „der Schönsten” unter die Göttinnen, um Zank und Streit hervorzurufen. Paris, ein trojanischer Königssohn, soll die Entscheidung fällen (Urteil des Paris) und wählt Aphrodite, die Liebesgöttin als Schönste, was im Endeffekt zum Trojanischen Krieg führt. Ein Gegenstand oder eine Tatsache, die zu einer Auseinandersetzung führt, wird deshalb heute als Zankapfel bezeichnet.

In der nordischen Sage schenkte die Göttin Iduna goldene Äpfel an das Göttergeschlecht der Asen, die dadurch ewige Jugend erhielten.

Drei goldene Äpfel aus dem Garten der Hesperiden ließ Hippomenes während eines Wettlaufs mit Atalante fallen, die sich danach bückte und unterlag, wodurch er sie als Frau gewann. In der Schöpfungsgeschichte wird der Apfel übrigens nicht erwähnt – die Bibel verzichtet darauf die Frucht zu benennen, die der Baum der Erkenntnis trug.

Aufgrund seiner Verbreitung taucht der Apfel in zahllosen Märchen auf. Unter den von den Gebrüdern Grimm gesammelten sind das unter anderem:

  • Frau Holle: Die Protagonistinnen dieses Märchens begegnen unter anderem einen Apfelbaum: Danach ging es weiter und sie kamen zu einem Baum, der hing voll Äpfel und rief ihnen zu ‚ach schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle reif‘. Während die positive Heldin den Wunsch des Baumes erfüllt und dafür belohnt wird, geht die negative Heldin achtlos an ihm vorüber und wird dafür bestraft.
  • Der Teufel mit den drei goldenen Haaren: Eines der Rätsel, die der Held dieses Märchens zu lösen hat, betrifft die Frage, warum ein Baum der einst goldene Äpfel trug, nun nicht einmal mehr Blätter treibt.
  • Schneewittchen: Mit einem vergifteten Apfel wird die Heldin in den Verderb geführt.
  • Der goldene Vogel: Ausgangspunkt der Geschichte ist der Diebstahl goldener Äpfel aus dem Garten des Königs.
  • Der Königssohn, der sich vor nichts fürchtete: Eine der Aufgaben, die der Königssohn zu lösen hat, ist der Diebstahl eines Apfels vom Baum des Lebens.
  • Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein: Der positiven Heldin dieses Märchens wächst ein Baum mit silbernen Blättern und goldenen Äpfeln, die nur sie pflücken kann und mit dessen Hilfe sie ihren Ehemann gewinnt.
  • Eisenhans: Dreimal muss der Held der Geschichte den goldenen Apfel der Königstochter fangen, bevor sie seine Frau wird.

Der Apfel in der Kunst

Welche Symbolik der Apfel trägt, hängt stark vom Kontext ab, in dem er dargestellt ist.

  • Als Reichsapfel ist er das Symbol der Herrschaft (aber dieser Apfel war – gelegentlich - mit Sand (oder Asche) gefüllt zum Zeichen der Vergänglichkeit aller irdischen Macht).
  • In Zusammenhang mit Schlange, Adam und Eva ist er das Sinnbild der Versuchung und Sünde.
  • In den Händen Christi steht er für die Erlösung von der durch den Sündenfall bedingten Erbsünde.
  • Auf Bildern, die das Jüngste Gericht darstellen, halten Erlöste Äpfel als Symbol des wiedereroberten Paradieses in der Hand.
  • Typisch für das späte Mittelalter sind Darstellungen, auf denen die Muttergottes dem Kind den Apfel überreicht. Dies steht in der Bedeutung: Christus nimmt die Sünden der Welt auf sich und erlöst dadurch die Menschheit.

Wenn bei Darstellungen der Heiligen Familie oder Sippe auch der Apfelbaum bzw. ein Behälter mit geernteten Früchten hinzutreten, so wird nicht nur auf die Erlösung sondern auch auf die wunderbare Fruchtbarkeit Mariens bzw. Annas hingewiesen. Eine barocke Darstellung dafür ist beispielsweise Rubens „Heilige Familie unter dem Apfelbaum“, Wien, Kulturhistorisches Museum. Im Spätmittelalter wird die Vorstellung von Maria als der neuen Eva weiter ausgestaltet, etwa in der Darstellung Evas, die Äpfel an die Sünder verteilt und der Maria, die Hostien an die Gläubigen verteilt (Missale des Berthold Furtmeyr, 1481, München) oder die Schlange mit dem Apfel im Maul zu Füßen Marias als Hinweis auf die Überwindung der Erbsünde.

Ein sehr geschätztes Kunstmotiv war zu der Zeit, in der der weibliche Akt in der Kunst noch eine Begründung brauchte, die Darstellung des Paris, der sich entscheiden muss, welcher Göttin, (Hera, Athena oder Aphrodite) er den goldenen Apfel mit der Aufschrift „Der Schönsten“ zusprechen muss, bot sich doch hier die Gelegenheit, gleich drei Frauen in reizvoller Pose darzustellen.

Bis in das 18. Jahrhundert trug man bei Prozessionen auch Apfelbäumchen mit einem Totenkopf und einer künstlichen Schlange, die einen Apfel im Maul trug, mit.

Der Apfel in der Literatur

In Homers Odyssee, dem Heldenepos der griechischen Antike (800 v. Chr.), erkannte König Laertes seinen Sohn Odysseus, welcher nach zehnjähriger Irrfahrt nach Hause zurückkehrte, daran, dass er ihm die Sortennamen der Bäume nennen konnte, die er ihm selbst einst geschenkt hatte (24. Gesang). : Denn ich begleitete dich als Knab‘ im Garten; wir gingen unter den Bäumen umher, und du nanntest und zeigtest mir jeden. Dreizehn Bäume mit Birnen und zehn voll rötlicher Äpfel schenktest du mir und vierzig Feigenbäume...

Homers Odyssee stellt in allen ihren umfangreichen Beschreibungen nie dar, dass Obst gegessen wird. Und doch machen für den Dichter Birnen, Granatäpfel, Äpfel, Feigen, Oliven und natürlich Weintrauben einen wohlgeplanten Obstgarten aus; einen, der über lange Zeit im Jahr Früchte hervorbringen würde:

Außer dem Hof ist ein großer Garten nahe der Hoftür
An vier Morgen, auf allen Seiten vom Zaun umzogen.
Große Bäume stehen darin in üppigem Wachstum,
Apfelbäume mit glänzenden Früchten, Granate und Birnen
Und auch süße Feigen und frische, grüne Oliven.

Denen verdirbt nie Frucht, noch fehlt sie winters wie sommers
Während des ganzen Jahres, sonder der stetige Westhauch
Treibt die einen hervor und läßt die anderen reifen.
Birne auf Birne reift da heran und Apfel auf Apfel,
aber auch Traube auf Traube und ebenso Feige auf Feige.
(Homer, Odyssee 7,112)

Der Apfel ist eine gängige alte Umschreibung für die Brust. Bei Goethe sagt Faustus in der Walpurgisnacht:

Einst hatte ich einen schönen Traum,
Da sah ich einen Apfelbaum.
Zwei schöne Äpfel glänzten dran,
Sie reizten mich, ich stieg hinan.

Und Gretchen antwortet:
Der Äpfelchen begehrt Ihr sehr,
und schon vom Paradiese her,
von Freuden fühl ich mich bewegt,
daß<--!sic--> auch mein Garten solche trägt.

Aus Schillers Wilhelm Tell ist der Apfelschuss bekannt.

Der Apfelanbau

Aktuelle Apfelanbaugebiete

In der Südöstlichen Steiermark gibt es eine Steirische Apfelstrasse und das Apfeldorf Puch bei Weiz.

Moderne Apfelsorten

Die Apfelsorten, die im Großanbau normalerweise angebaut werden, sind auf die Anforderungen des Frischmarktes im Lebensmitteleinzelhandel ausgerichtet. Die Äpfel müssen knackig, saftig und relativ säurearm sein, sowie eine gute Lager- und Transportfähigkeit aufweisen. Ältere Sorten werden diesen Anforderungen in der Regel nicht gerecht, daher werden im Großanbau fast nur moderne Züchtungen eingesetzt. (Auswahl, grob nach wirtschaftlicher Bedeutung sortiert. Siehe auch: Apfelsorten):

Für die Apfelsaftherstellung greift man hingegen noch auf die säurehaltigeren älteren Sorten aus dem Streuobstanbau und aus Privatgärten zurück. Diese Apfelsorten müssen Säure aufweisen, da der Saft ansonsten kaum nach etwas schmecken würde.


Varia

Zitate, Sprüche, Anekdoten

  • „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm” heißt soviel wie: das Kind ähnelt seinen Eltern
  • „One apple a day, keeps the doctor away.” (Für Apfelallergiker allerdings nur bedingt zutreffend, da nur wenige Sorten auch für diese einigermaßen geeignet sind, z.B. Macoun.)
  • Martin Luther: „Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.”

Steve Jobs, der Gründer von Apple Computer (heute Apple) nennt seinen ersten selbstgebauten Computer Apple I und eine spätere Reihe Macintosh nach der Apfelsorte McIntosh. Dies könnte allerdings auch mit dem bekannten Schallplattenlabel Apple der Beatles zusammenhängen, einem Inbegriff des populären Erfolgs.

Siehe auch

Obst, Pomologie, Streuobstwiese, Überseeimporte, Apfelwein, Calvados,

Literatur

  • Aeppli, A.: Hundert Obstsorten. - Zollikofen : Landwirtschaftl. Lernmittelzentrale, 1989. - 3. Aufl.
  • Brandt, Eckart: Brandts Apfellust. - Rheda-Wiedenbrück : RM-Buchvertrieb, 2001
  • Brandt, Eckart: Mein großes Apfelbuch. - München : Bassermann, 2003
  • Götz, Gerhard: Obstsorten-Atlas. - Stuttgart : Ulmer, 1989
  • Mühl, Franz: Alte und neue Apfelsorten. - München : Obst- u. Gartenbauverl., 2001. - 4. Aufl.
  • Silbereisen, Robert: Apfelsorten. - Stuttgart : Ulmer, 1986. - 3. Aufl