Airbus (Zivilflugzeugsparte)

Firmeninformation | |
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Unternehmensform | S.A.S. |
Firmenname | AIRBUS S.A.S. |
Gründungsdatum | 1970 als Airbus Industrie (GIE) |
Firmensitz | Toulouse, Frankreich |
Mitarbeiter | 54.721 (31. Dez. 2005) |
Umsatz | EUR 22,3 Mrd. € (2005) |
Slogan | Setting the standards |
Webseite | airbus.com |
Vorsitzender | Christian Streiff |

Airbus ist ein europäischer Flugzeughersteller, der bei der Gründung mit vollem Namen Airbus Industrie (GIE) hieß (heute Airbus S.A.S.). Ziel der Gründung war es, ein zu den US-amerikanischen Herstellern großer Passagierflugzeuge Boeing und McDonnell Douglas konkurrenzfähiges Produkt in Europa herzustellen, was die einzelnen europäischen Luftfahrtunternehmen aufgrund des hohen Kapital- und know-how-Bedarfs nicht erreichen konnten.
Geschichte
Airbus Industrie wurde 1970 in der Gesellschaftsform einer Groupement d'intérêts économiques (GIE) (=wirtschaftliche Interessengemeinschaft) von den Gründungsmitgliedern Aerospatiale (Frankreich) und MBB (Deutschland) ins Leben gerufen. Die spanische CASA trat dem Konsortium 1971 bei, die British Aerospace 1979. British Aerospace arbeitete jedoch bereits von Anfang an als Unterauftragnehmer und Flügelproduzent auf eigenes Risiko und ohne offizielle Beteiligung der britischen Regierung an Airbus mit.
1998 konnte Airbus erstmals mehr Flugzeuge absetzen als sein Hauptkonkurrent Boeing. Seit Beginn des Jahres 2006 konnte jedoch Boeing wieder überholen und etwa 60% der weltweiten Neubestellungen großer Verkehrsflugzeuge (über 100 Sitzplätze) für sich verbuchen, der Marktanteil von Airbus fiel entsprechend. Am 9. September 2005 konnte Airbus das 4.000. Flugzeug ausliefern, eine A330-300 für die Deutsche Lufthansa.
Bis zum Jahr 2000 hielten Aerospatiale und Deutsche Aerospace je 37,9% an Airbus, British Aerospace 20% und CASA 4,2%.
Die eher lose Allianz der Konsortiumsfirmen änderte sich 2000, als sich – mit Ausnahme von British Aerospace – alle Teilnehmer zur European Aeronautic, Defence and Space Company (EADS) mit Sitz in den Niederlanden zusammenschlossen. Airbus selbst wurde 2001 wiederum in eine eigenständige Gesellschaft französischen Rechts umgewandelt, die Airbus S.A.S. Société par Actions Simplifiée mit Firmensitz in Toulouse-Blagnac. Diese Gesellschaft gehört zu 80% der EADS und zu 20% der BAE-Systems und trägt deshalb den Zusatztitel an EADS joint venture with BAE SYSTEMS.
Im April 2006 gab BAE-Systems bekannt, seinen 20%igen Anteil an Airbus an EADS verkaufen zu wollen, um sein Rüstungsgeschäft in den USA zu verstärken.
Airbus hatte Ende 2005 angekündigt bereits ab 2008 auch Flugzeuge außerhalb von Europa herzustellen. Dazu werden bis dahin 7 Mrd. Euro in Tianjin (China) investiert um ein Werk zu errichten, in dem monatlich maximal vier A320 gebaut werden sollen.
Mitarbeiter
Airbus beschäftigt rund 55.000 Mitarbeiter an siebzehn europäischen Standorten. Hinzu kommen 398 Mitarbeiter in USA und 136 in China. Davon arbeiten ca. 30.000 in der Flugzeugproduktion und ca. 10.000 in der Flugzeugentwicklung.
Airbus-Werk oder -Standort | Land | Mitarbeiter 31. Dez. 2002 |
Mitarbeiter 31. Dez. 2003 |
Mitarbeiter 31. Dez. 2004 |
Mitarbeiter 31. Dez. 2005 |
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Toulouse | (F) | 9.773 | 10.311 | 10.686 | 11.459 |
Hamburg-Finkenwerder | (D) | 9.683 | 9.459 | 9.746 | 10.616 |
Broughton | (GB) | 3.844 | 4.309 | 5.165 | 5.129 |
Filton | (GB) | 4.269 | 4.379 | 4.503 | 4.562 |
Blagnac | (F) | 3.322 | 3.822 | 3.994 | 4.476 |
Bremen | (D) | 2.966 | 3.051 | 3.072 | 3.115 |
Saint Nazaire | (F) | 2.245 | 2.227 | 2.271 | 2.321 |
Nordenham | (D) | 2.096 | 2.106 | 2.122 | 2.112 |
Getafe | (E) | 1.921 | 1.811 | 1.956 | 2.056 |
Nantes | (F) | 1.863 | 1.869 | 1.903 | 1.952 |
Stade | (D) | 1.277 | 1.416 | 1.450 | 1.512 |
Méaulte | (F) | 1.098 | 1.129 | 1.175 | 1.230 |
Varel | (D) | 1.168 | 1.172 | 1.166 | 1.168 |
Laupheim | (D) | 738 | 909 | 1.015 | 1.093 |
Cádiz Puerto Real | (E) | 455 | 483 | 497 | 513 |
Illescas | (E) | 432 | 471 | 494 | |
Buxtehude | (D) | 283 | 310 | 335 | 352 |
Summe | 46.315 | 49.520 | 51.959 | 54.721 |
Flugzeugmodelle
Übersicht
Modell | Flugzeugtyp | Bestellungen | Auslieferungen | im Flugdienst | 1. Auslieferung | Produktionsstopp |
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Airbus A300 | ziviles Verkehrsflugzeug | 561 | 553 | 416 | Mai 1974 | Juli 2007 |
Airbus A300-600ST Beluga | ziviles Transportflugzeug | 5 | 5 | 5 | ||
Airbus A310 | ziviles Verkehrsflugzeug | 260 | 255 | 228 | Dezember 1985 | Juli 2007 |
Airbus A310-300 MRT/MRTT | mil. Mehrzweckflugzeug | 7 | 7 | 7 | in den späten 1990ern* | |
Airbus A318 | ziviles Verkehrsflugzeug | 90 | 30 | 30 | Oktober 2003 | - |
Airbus A319 | ziviles Verkehrsflugzeug | 1.271 | 878 | 877 | April 1996 | - |
Airbus A320 | ziviles Verkehrsflugzeug | 2.532 | 1.563 | 1.542 | März 1988 | - |
Airbus A321 | ziviles Verkehrsflugzeug | 545 | 357 | 356 | Januar 1994 | - |
Airbus A330 | ziviles Verkehrsflugzeug | 580 | 425 | 422 | Dezember 1993 | - |
Airbus A340 | ziviles Verkehrsflugzeug | 389 | 322 | 319 | Januar 1993 | - |
Airbus A380 | ziviles Verkehrsflugzeug | 134 | ab Dez. 2006 | 0 | - | - |
Zukünftige Modelle: | ||||||
Airbus A380F | ziviles Transportflugzeug | 25 | ab Juni 2008 | 0 | ||
Airbus A400M | militärisches Transportflugzeug | 180 | ab Jahr 2009 | 0 | ||
Airbus A350 XWB | ziviles Verkehrsflugzeug | 100 | ab Jahr 2012 | 0 | ||
Airbus A320-Nachfolger | ziviles Verkehrsflugzeug | 0 | frühestens ab Jahr 2013 | 0 | ||
Airbus A330-200 FSTA | Betankungsflugzeug | 21 | in Entwicklung | 0 | ||
Gesamt | 6.700 | 4.395 | 4.202 |
(Stand: 31. Juli 2006; Quelle: Airbus S.A.S.) [1]
* = Der Airbus A310 MRTT ist eine Weiterentwicklung des Airbus A310 MRT mit der Zusatzfunktion, dass auch andere Flugzeuge betankt werden können. Der MRT wurde in den späten 1990ern zum ersten Mal ausgeliefert. Die MRTTs sind soweit alle Umrüstungen der alten MRTs. Die erste Umrüstung war 2003 abgeschlossen.
A300/A310 Familie
Die erste Entwicklung von Airbus war die A300, ein Großraumflugzeug für Kurz- und Mittelstrecken, dessen Jungfernflug 1972 war. Die A300 war damals das einzige Produkt von Airbus und wurde damals und wird teilweise auch heute noch als „der Airbus“ bezeichnet, was heute zu Verwirrungen führen kann, da inzwischen viele Airbus-Produkte auf dem Markt sind.
Eine kürzere Variante der A300 mit dem Namen A310 und einer etwas größeren Reichweite hatte 1982 ihren Erstflug. Die größte Neuerung an diesem Typ war der neue Flügel mit superkritischem Profil. Die Produktion der Widebody-Baureihen A300/A310 wird 2007 eingestellt, voraussichtlich letzte Auslieferung wird eine A300F4-600R für FedEx im Juli 2007 sein. Airbus wird dann insgesamt 878 A300/A310 ausgeliefert haben.
A320 Familie
In den 1980ern wurde das Kurzstreckenflugzeug A320 mit kleinem Rumpfdurchmesser (Single-Aisle) eingeführt. Die A320 war das erste in Serie gebaute Zivilflugzeug, das über Fly-by-Wire gesteuert wird. Die A320 steht vornehmlich im Wettbewerb mit der Boeing 737 Next Generation. Auch aus der A320 wurden in den folgenden Jahren weitere verschieden große Derivate entwickelt: Die A319 als kürzere Variante und die A321 als längere Variante. Entsprechend der Länge variieren auch die Reichweiten innerhalb dieser Typenfamilie. Als kleinstes Mitglied der Familie wurde die A318 entwickelt, die einen um sechs Meter verkürzen Rumpf gegenüber der A320 aufweist. Die A318 wird vollständig in Hamburg endmontiert.
Auf Basis der A319 entwickelte Airbus zwei weitere Modelle, den Corporate Jetliner (ACJ) und die A319LR. Beide Flugzeuge verfügen über zusätzliche Tanks und haben so eine Reichweite von über 8000 km.
Die A320-Familie wird frühestens ab Mitte des nächsten Jahrzehnts (2013+) durch einen neu entwickelten Airbus-A320-Nachfolger abgelöst werden.
A330/A340 Familie
In den 1990ern wurden für den Interkontinentalverkehr die Modelle A330 (zweistrahlig) und A340 (vierstrahlig) eingeführt. Beide werden ebenfalls über Fly-by-Wire gesteuert und sind auf hohe Wirtschaftlichkeit ausgelegt. Die A330 und A340 besitzen den gleichen Rumpfdurchmesser der A300/A310.
A350
Mit dem Airbus A350 reagierte Airbus auf die von Boeing geplante Boeing 787 „Dreamliner“ (früher 7E7 genannt), welche auf besonders hohe Effizienz ausgelegt und im Jahr 2010 erstmals ausgeliefert werden sollte. Die Erstauslieferung der A350 wurde später auf das Jahr 2012 verschoben. Die ursprünglich geplante und inzwischen gestoppte erste Version der A350 sollte den selben Rumpfdurchmesser wie die A300/A310/330/340 erhalten.
Auf der Farnborough International Airshow kündigte Airbus im Juli 2006 an, die Entwicklung der A350 als Airbus A350 XWB (extra breiter Rumpf) neu zu starten. Der Airbus A350 XWB hat einen größeren Kabinenquerschnitt als der bisherige Entwurf und wird völlig neu konstruiert. Er ist keine Ableitung der A330 mehr und soll in seiner Wirtschaftlichkeit sogar Boeings 787 übertreffen. Der Grund für die Neukonzeption liegt vor allem darin, dass Airbus beim Absatz von Mittel- und Langstreckenflugzeugen gegenüber dem Konkurrenten Boeing zunehmend ins Hintertreffen geriet und dieses Manko durch den ersten Entwurf der A350 nicht hätte ausgleichen können. Mehrere potentielle Abnehmer-Fluggesellschaften der A350 beschwerten sich über deren wenig fortschrittliche Konzeption. Diesem Druck gab Airbus schließlich nach. Die Flugzeugfamilie A330/340, deren Verkaufszahlen zuletzt rapide sanken, soll durch die neue A350 ersetzt werden. Allerdings verschiebt sich durch diesen Kurswechsel die Erstauslieferung der A350 um mehrere Jahre, und die Investitionskosten werden um mehrere Milliarden Euro steigen. [2]
A380
Der Airbus A380 (frühere Bezeichnung: A3XX) ist ein komplett neu entwickelter Typ von Großraumflugzeugen. In der Standardversion können in 3-Klassen Auslegung ca. 550 Menschen befördert werden, in einer Einklassenbestuhlung sind sogar 853 Passagiersitze möglich. Es ist das weltweit erste Flugzeug mit einem sogenannten Macrorumpf, der zwei unterschiedlich breite Großraumkabinen übereinander in einem Flugzeugrumpf bietet (zwei Großraumkabinen mit jeweils zwei Mittelgängen, auch Twin-Aisle genannt). Das markante Merkmal ist der ovale Querschnitt dieses Rumpfmodells. Der A380 löst damit die Boeing 747 (400 Sitzplätze) als größtes Passagierflugzeug ab. Der Erstflug fand am 27. April 2005 statt. Der A380 soll in der Version A380-800 ab 2007 in den Liniendienst gehen; erster Betreiber wird Singapore Airlines sein.
Militär
Im militärischen Umfeld bietet Airbus das Transportflugzeug Airbus A400M an. Wegen der hohen Stückkosten und den 2002/2003 eingeleiteten Sparmaßnahmen in den Haushalten der EU-Mitgliedsstaaten galt die Fertigstellung und Produktion für lange Zeit als unsicher.
Kommunalität

Eine Eigenschaft, die Airbus-Flugzeuge von der Konkurrenz abhebt, ist die sogenannte Kommunalität (Gemeinsamkeit) zwischen den Modellen. Die Bauteile und -gruppen für die verschiedenen Modelle sind möglichst baugleich, was Vorteile bietet
- für die Logistik der Fluggesellschaften (geringe Anzahl von Ersatzteilen für eine gemischte Flotte),
- für die Wartung (Mechaniker kann viele Modelle warten) und
- für den Betrieb (Piloten sind flexibel auf mehreren Typen einsetzbar).
So sind z.B. die Cockpits innerhalb der A320-Familie identisch, und zu den nachfolgenden Typen (A330 usw.) sehr ähnlich. Piloten können schnell auf andere Modelle umschulen, z.b. von A320 auf A330 oder A340 in acht Tagen (anstatt 25 für ein volles Type Rating). Von A330 auf A340 kann innerhalb von drei Tagen umgeschult werden, umgekehrt bedarf es sogar nur eines Tages.
Die älteren Modelle A300 und A310 haben jedoch Cockpits, die auf konventioneller Technik basieren (mit normalen Steuerhörnern anstatt Sidesticks), und besitzen deshalb keine Cockpit-Kommunalität zu den späteren Modellen. Deshalb ist bei der Umschulung auf die Glascockpits der A320 - A380 erheblich höherer Schulungsaufwand nötig.
Werke
Die einzelnen Standorte von Airbus sind z.T. historisch gewachsen. Dabei richtet sich die Arbeitsverteilung nach den nationalen Besitz-Anteilen an Airbus (also z.Z. 20% BAE SYSTEMS und 80% EADS, die sich dann wieder auf Frankreich, Deutschland und Spanien verteilen). Es werden aber auch neue Standorte gegründet, um z.B. weitere qualifizierte Arbeitskräfte zu aquirieren oder auch im Tausch gegen große Flugzeugorders (so soll z.B. in China eine Endmontagelinie für die A320-Familie entstehen). Die einzelnen Standorte haben sich auf bestimmte Teilgebiete spezialisiert, so werden z.B. alle Tragflächen in Filton hergestellt. Eine schnelle Schliessung der britischen Werke ist daher nach einem Verkauf des 20% Anteils der BAE SYSTEMS an EADS nicht zu erwarten.
Deutschland
Hamburg

Weitere Bilder: 2, 3, 4
Das Werk im Stadtteil Finkenwerder liegt auf dem Gelände der 1936 gegründeten Hamburger Flugzeugbau und besitzt einen eigenen Werksflughafen. Um neue Produktionshallen für den Airbus A380 zu errichten, wurde ein Teil des für den Bau von Wasserflugzeugen vergrößerten Mühlenberger Loches zugeschüttet.
In Hamburg findet in einer Fertigungslinie die Endmontage für A318, A319 und A321 statt. Für die A380 wird in Hamburg die Kabinenausstattung und Lackierung durchgeführt.
Weitere Standorte in Deutschland: Bremen, Stade, Buxtehude, Varel, Nordenham und Laupheim
Frankreich
Toulouse

In Toulouse befindet sich sowohl der administrative Hauptsitz als auch ein Airbus-Werk. Dieses liegt direkt am Flughafen Toulouse.
In Toulouse werden auf zwei Fertigungslinien die A300/A310, A320, A330, A340 und A380 endmontiert.
Weitere Standorte in Frankreich: Nantes, Méaulte, St. Nazaire
Vereinigtes Königreich
Spanien
Sevilla In Sevilla wird die Endmontage für die A400M stattfinden.
Weitere Standorte in Spanien: Getafe, Illescas, Puerto Real
Weltweit
Für eine schnelle Reaktionszeit und einen engen Kontakt zu Kunden unterhält Airbus weltweit Ersatzteilzentren und Kundenbüros. Es gibt Entwicklungszentren in China, Russland und den USA. Des weiteren gibt es Bestrebungen, eine Endmontagelinie für Flugzeuge der A320 Familie in Tianjin/China aufzubauen.
Siehe auch
- Liste von Flugzeugtypen – Antonow – Berijew – Boeing – Bombardier – Embraer – Iljuschin – Lockheed – McDonnell Douglas – Suchoi – Tupolew
Weblinks
- ↑ Detaillierte Bestellungs- und Auslieferungsliste
- ↑ EADS: New Extra Wide Body Family for the 21st Century (englisch)