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Diskussion:Caligula

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In der Caligula-Biographie des Sueton gibt es Hinweise auf eine Psychose.

Sueton berichtet, dass Caligula häufig unter Schlaflosigkeit litt und nächtelang durch die Räume des Palatin irrte. Dabei sei gehört worden, wie er laut flehte: "Tag - komme!" Solche quälenden Schlafstörungen gelten heute als ein Leitsymptom bei Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis. Für allen anderen Caesaren habe ich bei Sueton keinen Anhaltspunkt für eine Geisteskrankheit gefunden. -- Trebbien 17:28, 17. Jul 2005 (CEST)

Fragt sich nur, ob Sueton das so richtig schildert. Bei Caligula ist es psychotische Spüotchlaflosigkeit, bei den "guten" Augustus und Vespasian ist es vorbildich, dass sie wenig schlafen und viel arbeiten. Caligila war sicher kein ausgeglichener Mensch, und wenn er einen Defekt hatte, der psychotisch genannt werden kann, dann war er eher paranoid aufgrund der vielen Repressalien, denen er in seiner Jugend ausgesetzt war. Ich finde, es lässt sich aus den Quellen nicht klären, ob und inwiefern Caligula gemütskrank war. Olaf Franke, 15.8.05 CEST

Bearbeitung durch IP

Siehe [1]. Ich will nicht sagen, dass das alles falsch sei, und kann das auch nicht beurteilen. Aber der Ton ist POV. Nach 2000 Jahren sind Aussagen, dass Caligula auf keinen Fall geisteskrank gewesen sei, nicht mehr mit letzter Sicherheit zu verifizieren. Das Portal:Antike ist informiert. Antaios 18:48, 15. Aug 2005 (CEST)

Gut, mag sein, dass die Formulierung neutraler gehalten werden muss, aber dann alles gleich rauszuwerfen, ist demotivierend.

Wenn NPOV, dann für alles, denn der nachstehende Absatz scheint nicht gerade NPOV zu sein und ist aus wissentschaftlicher Sicht eigentlich so nicht haltbar.

"Ein Gott im antik-römischen Sinne (......bis) in unseren (post-)aufgeklärten Zeiten darstellen mag, war sie in Caligulas Epoche nicht"


Du kannst bei Nachbesserungen eine frühere Version heranziehen und sie bearbeiten. Dein Text ist nicht verloren. Antaios 19:30, 15. Aug 2005 (CEST)


Hat es einen Grund dass die - jedenfalls bei Robert Graves in "Ich, Claudius, Kaiser und Gott" dargestellte Tatsache, wonach Caligula beim Tod des Tiberius nachgeholfen hat, im Artikel hier nicht erwähnt wird?

Graves hat in seinem Roman alles, was an negatioven Spekulationen in den Quellen zu finden war, übernommen. Das heisst nicht, dass er völlig daneben liegt, aber wissenschaftlich abgesichert ist Graves sicher nicht. Nichtsdestoweniger ist sein erzählung spannend. Fernau ist ebenfalls der antiken Negativpresse aufgesessen. Ich lese seine Bücher gerne, aber leider ist selbst Caligulas voller Name falsch wiedergegeben und er verwechselt dessen Mutter mit deren entfernter Kusine. Zum Tode des Tiberius: Sueton allein liefert mehrere Versionen, wie Tiberius zu Tode kam und die weichen von der Version ab, die Tacitus anbietet. Sueton stellt caligula als den Initiator dar, während Tacitus Caligula eher untätig danebenstehen lässt, als Präfekt und Königsmacher Macro Tiberius mit einem Kissen erstickt. Es kann Mord gewesen sein, es ist ebenso möglich, dass Tiberius nach achtundsiebzig Jahren eines natürlichen Todes gestorben ist.

Spekulation

"Auch in heutiger Währung hätte es sich wohl um Milliardensummen gehandelt" -> Unangebrachte Spekulation. Sollte in einer Enyklopädie nicht vorkommne.

Ein Kaiser im Diesseits verfügte zu Lebzeiten über eine Art göttlichen Doppelgänger im Jenseits,... Gemeint ist wohl der genius des Kaisers. Diesen römischen Begriff sollte man dann vielleicht nennen, da er in Wikipedia behandelt wird, seine Entwicklung und Veränderung allerdings etwas stiefmütterlich. Die Verehrung einer lebenden Person als Gott entspricht an sich nicht der römischen Tradition, sondern stammt aus dem orientalisch-antiken Kulturkreis. Tiberius lehnte aus diesem Grund vor dem Senat das Aufstellen seines Standbildes in Tempeln ausdrücklich ab und verwies auf die Zeit nach seinem Tode(Tacitus). Vespasian glossierte später sein bevorstehendes Ende mit der Bemerkung: "Ich glaube, ich werde ein Gott" (Sueton).

Vergleicht man die Caesaren nach den Biographien des Sueton, so sind bei Caligula Verhaltensweisen zu erkennen, die m.E. nicht einfach unter dem (römischen) Aspekt der Moral und Unmoral eingeordnet werden können, wie etwa bei Nero. (den z.B. Fernau für wahnsinnig hält, während er bei Caligula keine Anzeichen dafür findet. Fernau war allerdings kein Heilberufler.) Da aber die Frage des sogennanten "Caesarenwahn" immer die Gemüter bewegt, sollte man weder das eine noch das andere in einer Enzyklopädie völlig ausschliessen, sondern eher pro und contra gegenüberstellen. -- Trebbien 17:41, 19. Sep 2005 (CEST)

Zu meinem Vorredner: Mir ist das Buch von Herrn Fernau "Caesar läßt grüßen" sehr gut in Erinnerung und habe die betreffenden Stellen (beginnend 14. Kaptitel) aufgrund Ihrer Stellungnahme nochmal gelesen. Das was Sie schreiben ist so nicht korrekt! Er diagnostiziert keine Geisteskrankheit, läßt aber mindestens ein duzend Beispiele dafür sprechen. Somit erübrigt sich an der Stelle ein solcher Kommentar wie: "Ich glaube er war geisteskrank." Da man in der Regel davon ausgehen kann, daß der Leser ein wenig mitdenkt. Die von Fernau gegebenen Beispiele sind historisch korrekt (jedoch nicht an allen Stellen seines Buches). Fernau hat im übrigen ein, ich will es mal so ausdrücken, "unterhaltsames" Werk geschrieben. Jedoch als mehr darf man es nicht betrachten, da er selber ( und das gibt/gab er auch immer zu)sehr parteiisch ist. Als Diskussionsgrundlage bei diesem Thema sollten daher andere Werke zitiert werden. Ein sehr wichtiges, wenn auch nicht so lebhaftes Werk ist das des Heinz Bellen: Grundzüge der Römischen Geschichte Band 2. Hier wird intensiv auf die konfuse und teilweise abartige Innen/Außenpolitik des Caligula eingegangen. Stets untermauert und belegt mit Quellenangaben. Auch dieser Autor läßt natürlich eine eventuelle Geisteskrankheit "Stiefelchens" mal dahingestellt sein. Allerdings die Beziehung Caligulas zur Umwelt wird auch hier als katastrophal beschrieben. Da niemand mehr heute in der Lage ist Caligula der Geisteskrankheit zu überführen sollte auch eine solche Stellungnahme in einer Enzyklopädie "nicht" niedergeschrieben werden. Vielmehr sollte man seine (Miss)Taten dem Leser darlegen, sowie Fernau es tat. Der Leser selbst wird dann sein Urteil fällen.

Von "http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Caligula"

Sie haben Recht - Fernaus Roman ist kein Argument. Bleibt aber immer noch die Darstellung des Sueton, der Archivar des kaiserlichen Archivs war. Nach ihm wurde Caligula bereits zu Lebzeiten für geisteskrank gehalten. Vielleicht sollte man in diesem Zusammenhang zwei verschiedene Phänomene unterscheiden: Zum einen den sogenannten "Caesarenwahn". Der Begriff scheint aus der Neuzeit zu stammen. Er will moralisch unverständliches Verhalten systematisieren und an das Amt anbinden. Zum anderen die antiken Berichte, die gesundheitliche Probleme einzelner Persönlichkeiten bezeugen. Hinsichtlich einer psychischen Störung tut dies zumindest Sueton nur bei Caligula. Berücksichtigt man zusätzlich, daß ärztliche Diagnosen in diesem Bereich auch heute noch schwierig sein können, so wird das Argument der inzwischen vergangenen Zeit etwas abgeschwächt. Zudem ist die Vermutung von Olaf Franke sicherlich richtig: Falls Caligula an einer Psychose litt, war es wohl vorwiegend eine reaktive und keine endogene Psychose. --Trebbien 14:43, 5. Nov 2005 (CET)

Scheint ein interessanter Artikel zu sein.. WikiCare 20:06, 21. Okt 2005 (CEST)

Finde ich auch, ist aber in einem Absatz ziemlich POV. Bei der Frage, ob Caligula nun geisteskrank war oder nicht werden nur Contra-Argumente gebracht, obwohl es auch viele Pro-Argumente geben würde (siehe Disku des Artikels). Es sollte also mehr herausgestellt werden, dass die Meinungen auseinandergehen und dass diese Frage (im Moment) nicht eindeutig beantwortet werden kann. Da sollte mal ein Experte rangehen. --Tolanor (Diskussion) 00:28, 22. Okt 2005 (CEST)

Geisteskrankheit Caligulas

Zur Diskussion, ob Caligula denn nun Geisteskrank gewesen sei ist 2003 von Aloys Winterling ein sehr interessantes Buch mit dem Titel Caligula. Eine Biographie erschienen. Winterling versucht die Quellen, die auf den Wahnsinn Caligulas hindeuten kritisch zu beleuchten und zu deuten. Er kommt zu dem Schluss, dass Caligula keineswegs so verrückt gewesen sei, wie er gemeinhin dagestellt wird. Meiner Meinung nach hat die Argumentation Hand und Fuß, aber ich würde vorschlagen, dass sich der Interessierte durch die Lektüre des Buches gerne selbst sein Bild machen sollte. Zudem sollte man beachten, dass der Ausdruck des Caesarenwahnsinns, der ja im Zusammenhang mit Caligula von Quidde geprägt wurde eigentlich gar nicht so sehr auf Caligula gemünzt ist, da das Buch Quiddes eigentlich eine beißende Satire auf (den wohl eher nicht verrückten)Kaiser Wilhelm II. ist. --134.2.165.30 17:24, 11. Jan 2006 (CET)


Inzwischen habe ich das Buch von Winterling gelesen. Bezüglich der Diagnose erwähnt er das antike Werk: "De medicina", nach dem ich noch fahnde. Winterling untersucht alle fragwürdigen Verhaltensberichte einzeln auf einen logischen Sinn. Ich bin der Ansicht, daß man auf diese Weise einer reaktiven Psychose nicht unbedingt auf die Spur kommt - zumal, wenn als Grundlage ein Bericht dient, der vom Originalverfasser aus Protokollen episodenweise zusammengestellt wurde. Winterling stellt den Anspruch Caligulas auf göttliche Verehrung in einen Vergleich mit einer Privatfete des Augustus, bei der er und seine Gäste sich hinter verschlossenen Türen als Götter verkleidet hatten. Während dieser Maskenball doch eher an die "Eudaimonia" anknüpft, der "Glückseligkeit", die das Leben der Götter kennzeichnet, spekuliert das öffentliche Auftreten Caligulas auf die Angst: Wer einen Gott sieht, muß sterben oder wird zumindest blind. (Deshalb verhüllte der antike Mensch beim Gebet sein Gesicht, oder näherte sich rückwärts, wie der abberufene Statthalter von Syrien, den Winterling als Auslöser für die Vergöttlichung anführt.) Winterling stellt die Tüchtigkeit Caligulas heraus. Gerade die aber erscheint mir als ein Versuch des Kaisers, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, in den er sich immer mehr verrannte. In Winterlings Biographie läßt sich der Grund ahnen, den ich für den wichtigsten halte: Jung, wie Caligula war, verstieß er dauerhaft gegen die altersorientierte Rangordung der römischen Gesellschaft. Das war eine Mißachtung des wichtigen römischen Prinzips, der "Mos maiorum - Sitte der Vorfahren". Das taten weder Tiberius noch Augustus; auch Nero tat dies später nicht, der ja noch jünger war. Caligula geriet hierdurch in eine Isolation, durch die er immer weniger Information über die eigene Identität erhielt. In dieser Situation sind überschießende Gefühlsausausbrüche und unbeherrschte Reaktionen m.E. viel wichtiger für die Abgrenzung Gesundheit/Krankheit, als der logische Gehalt einzelner Maßnahmen. Die Monographie scheint inzwischen überarbeitet und gefällt mir jetzt noch besser. Den Begriff "Größenwahn" erwähnt Sueton übrigens nicht, soweit ich mich erinnere.--Trebbien 19:23, 6. Mär 2006 (CET)


Archiviert

Aus Platzgruenden habe ich die Beitraege des gesperrten Benutzers: BZ sowie einer unbekannten IP-Adresse hier archiviert. Rominator 02:27, 23. Aug 2006 (CEST)Rominator


Tendenz zum Verharmlosen von Gewalt

Der Artikel ist eine einzige Apologie. In letzter Zeit scheint es überhaupt wieder modern zu werden, Gewalt zu rechtfertigen und damit zu verharmlosen. Dieser Artikel ist ein schönes Beispiel dafür, wie das funktioniert:

  • Quellen, die dem Bild vom guten Caligula widersprechen, werden als "antikes Erzählmuster", als "Tradition hellenistischer Tyrannentopik" oder als Versuch "das Andenken des Kaisers systematisch zu vernichten" desavouiert. (Der Autor widerspricht sich selbst, hatte er doch kurz zuvor Sueton zitiert, der tatsächlich immer auch die andere Seite beleuchtet)
  • der gezielt übermäßige Gebrauch von "soll" ... macht das ganze unlerquicklich. Dann müssen sämtliche antiken Biographien so geschrieben werden. (Plato soll Philosoph gewesen sein ...)
  • "Die wahrscheinlichste Begründung für Caligulas Ermordung ist, dass er den Senat durch demonstrative Ausschöpfung der verfassungsrechtlichen Möglichkeiten des Prinzipats brüskierte." Damit werden seine Grausamkeiten pauschal als legitim hingestellt und zugleich behauptet, das wäre die wahrscheinlichste Variante. Ist es aber nicht.
  • Hinrichtungen werden durch Verweis auf eine "schwere Ki8ndheit" verharmlost ("wobei Caligula hier einerseits durch seine Jugenderfahrungen geprägt gewesen sein mag").
  • Verantwortung für Folter wird entpersönlicht ("Dabei kam es zu Folterungen von Senatoren, die rechtlich von der Folter immun waren")
  • Begangenes Unrecht wird systematisch eventualisiert: "Bei der Ämtervergabe scheint der Kaiser gezielt unerwünschte Bewerber übergangen zu haben", "Sollte Caligula sich tatsächlich in dieser Richtung geäußert haben"
  • Die offensichtlichen Gründe für die Abneigung Caligulas werden verdunkelt "Was diese Anfeindung verursacht haben könnte, ist unklar."
  • Seinen Gegnern wird überzogene Empfindlichkeit angelastet "Übrig blieben literarische Pamphlete oder satirische Flugblätter von entäuschten Senatoren."
  • Es wird wider besseres Wissen so getan, als wäre das Bild des grausamen Tyrannen erst eine Erfindung der Neuzeit "Dennoch bestimmt das Bild des grausamen Tyrannen seit dieser Zeit [1894] zahlreiche populärwissenschaftliche, belletristische und literarische Darstellungen Caligulas" Mal davon abgesehen, dass Quiddes Cäsarenwahn meines Wissens eine parodistische Kritik seiner eigenen Gegenwart war (!), das Bild bestimmt seit der Antike die Darstellungen.
  • Die Bilder, die eigentlich nichts mit Caligula zu tun haben, suggerieren die Objektivität der aussagen.

Caligula wird hier rehabilitiert. Dasselbe wird auch bei Nero und letztlich auch Hitler versucht etc. Mir scheint dahinter der Wunsch zu stecken, das Böse nicht wahrhaben zu wollen. Wir alle wünschen uns, dass es soetwas nicht gibt, wir unterstellen unseren strafenden, schlagenden Eltern die besten Absichten etc. Für derartige Rehabilitierungen sind die bösen Kaiser als Vaterfiguren die ideale Projektionsfläche. Mit historischer Wissenschaft hat das nichts zu tun.

Summa summarum: Der derzeitige Wiki-Caligula-Artikel versucht die Geschichte tendenziös umzuschreiben, alles andere als objektiv und implizit eine Verharmlosung von persönlicher und staatlicher Willkür. Bitte bedenkt: soetwas lesen auch Kinder. Für mich ist der Artikel ein echter Löschkandidat, da es wohl nur mit übermäßigem Aufwand möglich sein dürfte, ihn zu überarbeiten. Löschen und neu schreiben. Lieber weniger als sowas. --Thomas Völker 14:21, 25. Aug 2006 (CEST)

Ich würde vorschlagen, du postest den Beitrag im Review; Teile der Apologie werden wohl auf Winterling zurückgehen, doch habe ich sein Buch nicht mehr zur Hand. --Benowar 14:25, 25. Aug 2006 (CEST)

Zur Antwort auf den Beitrag von Thomas Voelker vgl. den Review Rominator 20:54, 25. Aug 2006 (CEST)Rominator

Die Urheberschaft eines Sprichwortes?

Die Urheberschaft eines Sprichwortes, das später das Motto Caligulas werden sollte, wird ihm (Lucius Accius) zugesprochen: Oderint dum metuant („Sie sollen mich ruhig hassen, solange sie mich fürchten“).

Ein paar Josephus-Zitate

Josephus, (natürlich auch er tendenziös in der Verteidigung seines Volkes) hatte über Agrippa II. direkten Zugang zu internen Infos. Er schreibt:

Caligula "war ein Mensch, der sich vor nichts scheute und für Anstand keinen Sinn hatte, wie er auch gegen jedermann, ganz ohne Grund maßlos aufgebracht werden konnte und sein Glück darin fand, seinen Jähzorn stets befriedigen zu können." (Antiquitates 18,8,8)
"Gaius bewies nicht nur gegen die zu Jerusalem und in dessen Umgebung lebenden Juden seine wahnsinnige [!] Grausamkeit, sondern ließ dieselbe auch durch alle Länder und Meere wüten, soweit das rtömische Reich sich erstreckte, und erfüllte letzteres mit unsäglichem Leid, dergleichen man früher nie gehört hatte. Rom besonders war Schauplatz seiner unmenschlichen Handlungen, und anstatt dasselbe vor anderen Städten auszuzeichnen, wütete er gegen die Bürger mit besonderer Grausamkeit, namentlich aber gegen die Senatoren und unter diesen wieder vorzüglich gegen diejenigen, welche zu den Patriziern gehörten und durch berühmte Ahnen sich auszeichneten.Unzählige Drangsalierungen ersann er auch gegen die Ritterschaft, die in der Stadt ihres Einflusses und Reichtums wegen ebenso wie der Senat geachtet war und aus deren Mitte Senatoren hervorgingen. Die Ritter nämlich beschimpfte er auf jede mögliche Weise, stiess sie aus ihrem Stande aus und nahm ihnen Leben und Vermögen, wie denn ihre Hinrichtung in der Regel nur die Einziehung ihres Vermögens zum Zweck hatte. Weiterhin legte Gaius sich göttliches Ansehen bei..." (Antiquitates 19,1,1)
"Überhaupt sprach aus allen seinen Unternehmungen fast der vollendete Wahnsinn."(Antiquitates 19,1,1)

Josephus erwähnt den Bau der 30-Stadien-Meeresbrücke von Misenum (vgl. Sueton Cal. 19); die Plünderung aller griech. Tempel; C. plante kurz vor seinem Tod den Zeus des Phidias aus Olympia nach Rom zu schaffen.(Antiquitates 19,1,1)

"Der Wahnsinn des Caesars steigerte sich schliesslich so weit, dass er, als ihm eine Tochter geboren worden war, diese aufs Kapitolium bringen und der Bildsäule des Jupiter in den Schoss legen liess, indem er erklärte, sie sei dessen Tochter ebensogut wie die seinige, und sie hätten beide Anspruch auf die Rechte des Vaters, wobei er unentschieden lassen wolle, wer von ihnen der Größere sei. Trotz dieses wahnsinnigen Treibens sah die Menschheit ihm ruhig zu. Nun gestattete er auch den Sklaven, ihre Herren zzu verklagen und ihnen Beschuldigungen vorzuwerfen, welche sie wollten. Selbstverständlich wurden die scvhwersten Anklagen erhoben, weil alles ihm zu Gefallen und auf sein Anstiften als Verbrechen gedeutet wurde"(Antiquitates 19,1,2)

Fortsetzung folgt --Thomas Völker 09:23, 31. Aug 2006 (CEST)

"Da er nun das ganze ihm untergebene Ländergebiet mit Verleumdung und Bosheit angefüllt und den Sklaven eine so mächtige Waffe gegen ihre Herren in die Hand gegeben hatte, entstanden überall Verschwörungen gegen ihn ... So war denn sein Tod eine Bürgschaft für den Fortbestand der Gesetze und die Sicherheit der Völker, und ganz besonders galt das für unser Volk, das wohl gänzlich der Vernichtung anheimgefallen wäre, wenn der Tod ihn nicht so schnell ereilt hätte."(Antiquitates 19,1,2)
"Schon bestanden drei Verschwörungen gegen des Cäsars Leben, ausgehend von drei edlen Männern. Aemilius Regulus aus Corduba [...] Tribun Cassius Chaerea [...] Annius Minucianus [...] Gemeinsam war allen dreien der Hass gegen Gaius, während im Übrigen ihre Beweggründe verschieden waren. Regulus, von Natur leicht erregbar und von Abscheu gegen alles Unrecht durchdrungen, war entschlossenen und hochherzigen Sinnes [...]: Minucianus wollte teils für seinen vertrauten Freund Lepidus, einen der edelsten Bürger, den Gaius hatte hinrichten lassen, Rache nehmen, teils sich selbst sichern, weil Gaius in seinem grausamen Wüten keine Grenzen kannte und es auch auf ihn schon abgesehen hatte. Charea endlich war über des Gaius Schmähungen aufgebracht, der ihn einen feigen und verweichlichten Menschen nannte [...] Alle drei Männer hielten es für angebracht, sich mit den Vielen ins Einvernehmen zu setzen, welche täglich die Ungerechtigkeiten sahen und durch Gaius Tod denselben zu entgehen hofften...(Antiquitates 19,1,3)

Ausführlichst schildert Josephus (Antiquitates 19,1,4-20) den genauen Hergang der Ermordung. Als Teilnehmer treten auf Senator Pompedius, ein Epikuräer, Prätorianerpräfekt Clemens, Tribun Papinius, Tribun Cornelius Sabinus, Minucianus, der Freigelassene Callistus, Senator Vatinius, Cluvius, Asprenas, Aquilas, Anteius. In den Plan Eingeweiht waren "Senatoren, Ritter und Soldaten" :"Gab es doch niemanden, der die Ermordung des Gaius nicht für das größte Glück gehalten hätte..." (19.1.10)

Daneben finden sich verstreut imer wieder aufschlussreiche Einzelheiten: Gaius hatte z.B. die Steuern verdoppelt (Antiquitates 19,1,5), den Senatoren und Rittern keine Plätze reserviert und sich am durcheinander der Männer, Frauen, Sklaven und Freien erfreut (19.1.13)

Caligula fand sich "bei gewissen geheimnisvollen Zusamenkünften ein, die er angeordnet hatte, wo er Weiberkleider anlegte, sich das Haar auf eine besondere, von ihm ersonnene Art kräuselte, und auch in allem übrigen das Gebaren eines Weibes nachahmte"(Antiquitates 19,1,5)

Dazu Seneca de ira 2,33:

"Caius Caesar ließ den Sohn des hochangesehenen römischen Ritters Pator in den Kerker sperren, weil er sich nicht mit seinen Toilettenkünsten und seiner Haarkräuselei befreunden konnte. Der Vater bat, den Sohn am Leben zu lassen; da ließ ihn [den Sohn] der Kaiser sofort hinrichten, als wäre er durch die Bitte erst auf die Hinrichtung hingewiesen worden.

Caius bewirtet den Vater am Tag der Hinrichtung mit einem Festmahl, Kränzen und Salben. Der Vater "benahm sich als Gast beim Mahl gerade so, als ob er mit seiner Bitte beim Kaiser durchgedrungen wäre. Du fragst: Warum? Er hatte noch einen zweiten Sohn."

"Gaius gab auch wirklich in seiner Erbitterung dem Charea Befehl, unverzüglich die Quintilia [die schöne Schauspielerin, sich weigerte gegen Pompidius falsch auszusagen] zu foltern. Er pflegte nämlich alle Hinrichtungen und Folterungen dem Chaerea zu übertragen, weil er glaubte, dieser werde mit größerer Härte verfahren, um den Vorwurf der Weichlichkeit von sich abzuwälzen. [...] Da aber die Qualen der Folter sie nicht zu überwältigen vermochten, führte Chaerea sie dem Caesar so entstellt vor, dass niemand sie ohne Mitleid ansehen konnte. Auch Gaius vermochte sich beim Anblick ihres zermarterten Körpers der Rührung nicht zu erwehren und liess sie wie auch Pompedius frei ausgehen. Ja er machte der Quintilia sogar noch ein Geldgeschenk., um sie für die ausgestandenen QWualen zu entschädigen und für ihre Standhaftigkeit zu belohnen." (Antiquitates 19,1,5)
"Gaius hatte den Vater des Anteius in die Verbannung geschickt und, hiermit nicht zufrieden, auch noch Soldaten beauftragt, ihn zu töten." (Ant. 19.1.15)
"Das Geschehene flößte ihnen [Chaerea et al.] doch Entsetzen ein, denn es war keine Kleinigkeit, einen Caesar getötet zu haben, der dem sinnlosen Pöbel immerhin lieb und angenehm war und den die Soldaten gewiss blutig zu rächen suchen würden." (Ant. 19.1.15)

Die Reaktion des Volkes auf die Nachricht war gespalten, einige hätten "wer weiss was darum gegeben", andere wünschten dem Caesar ein solches Unglück nicht und hielten es nicht für durchführbar. "Das waren aber nur die Frauen, die jungen Leute, die Sklaven und allenfalls auch einige Soldaten. Die letzteren, die vom Caesar ihren Sold erhielten und seiner tyrannischen Grausamkeit gedient hatten, waren durch die Hinrichtung aller erdenklichen Bürger zu Ansehen und Reichtum gelangt. Die Frauen und jungen Leute aber waren, wie das stets der Fall ist, für die Schaustellungen, Gladiatorenkämpfe und blutigen Szenen ganz gewaltig eingenommen..." (Ant. 19.1.16)

Sich bei der Beurteilung des Gaius nur auf Sueton zu stützen wäre gewagt. Aber er steht eben nicht allein. Die Angaben des Josephus sind gut recherchiert, sehr konkret und trotz der Interessiertheit ausgewogen, jenseits aller Tyrannentopik. --Thomas Völker 11:02, 31. Aug 2006 (CEST)

Das Urteil Senecas

Aber selbst wenn man Josephus für eine späte Quelle hält: Auch Seneca, ein Zeitgenosse des Caligula, ist hier mehr als eindeutig:

"Es ist noch nicht lange her, dass C. Caesar den Sextus Papinius, dessen Vater Konsular war, den Ba´titianus Bassus, seinen Quästor, Sohn eines Prokurators, mit noch anderen Senatoren und römischen Rittern an e i n e m Tage geißeln und foltern ließ, nicht etwa zum Zweck der Untersuchung, sondern weil es ihm Spass machte. Er konnte sich ferner so wenig darein finden, ein Vergnügen, nach welchem seine ungeheure Grausamkeit ein augenblicklich zu erfüllendes Verlangen trug, hinauszuschieben, dass er in der Allee der Gärten seiner Mutter [...] auf und ab wandelnd einige von jenen unglücklichen enthaupten liess. Was drängte denn so? Welche persönliche oder öffentliche Gefahr war denn im Verlaufe der e i n e n Nacht im Anzuge? was hätte es denn ausgemacht, wenigstens den Tagesanbruch abzuwarten, um nicht in Pantoffeln dem Schauspiel der Hinrichtung von senatoren des römischen Volkes beizuwohnen?" (Sen. de ira 3, 18)
"Er hatte die Senatoren mit Geißelhieben bearbeiten lassen: er selbst brachte es dahin, dass man sagen konnte: 'Das ist nichts Ungewöhnliches'. Er hatte sie alle Qualen ausstehen lassen, die entsetzlichsten, die es überhaupt gibt, mit Stricken, Zwangsjacken, Folterpferd, Feuer und mit seinem Anblick. [...] (Sen. de ira 3, 19)
Nun, es wird sicher kein Zweiter sich finden, der den Befehl gibt, allen denen, die er bestrafen lässt, mit einem eingezwängten Schwamm den Mund zu stopfen, um ihnen die Möglichkeit zu nehmen, noch ein wort laut werden zu lassen. Wo hat man jemals einem zum Tode bestimten einen letzten Seufzer unmöglich gemacht? Es war ihm bange bei dem gedanken, der letzte Schmerz würde sich in einem freieren worte äußern, er würde etwas Unerwünschtes zu hören bekommen, war er sich doch unzähliger Schandtaten bewußt, die niemand sonst ihm vorzuwerfen wagen würde als ein dem Tode Geweihter. Waren etwa einmal keine Schwämme zur Stelle, so ließ er die Kleider der Unglücklichen zerreissen und ihnen die Lappen in den Mund stopfen. Welch unerhörte Grausamkeit!" (Sen. de ira 3, 19)
"Es bedarf keiner näheren Ausführung [!] darüber, dass er auch die Väter der Hingerichteten in derselben Nacht durch damit beauftragte Centurionen in ihren wohnungen umbringen liess; das will soviel sagen als: der Mitleidige wollte ihnen die Trauer ersparen." (Sen. de ira 3, 19)

Ich bitte daher dringend alle Relativierungen von Caligulas Grausamkeit hierher, in die Diskussion zu verlegen. In den Artikel selbst könnte allenfalls eine kritische Auseinandersetzung mit dem System des Prinzipats, das solche Dinge erlaubte. Alles andere wäre in meinen Augen eine Verhöhnung der Opfer. --Thomas Völker 11:02, 31. Aug 2006 (CEST)

Thomas, zunaechst einmal vielen Dank fuer die sehr engagierten Bemerkungen zum Thema. Es scheint sich insgesamt eher um Grundsaetzliches zu handeln, daher Bitte um Verstaendnis, dass eine ausfuehrliche Diskussion etwas mehr Zeit benoetigt. Diese wird hoechstwahrscheinlich in den sehr fruehen Morgenstunden MEZ (ich wohne derzeit im Westen der USA und komme erst am Abend zur Beantwortung) erfolgen. Rominator 18:45, 31. Aug 2006 (CEST)

Also, wie gesagt, herzlichen Dank fuer die Auflisting des Materials, bes. zu Josephus, daraus koennten sich noch einige Aspekte gewinnen lassen. Wie gesagt, handelt es sich bei dieser Quelle um keinen Forschungsschwerpunkt von mir. Insgesamt bestaetigt sich allerdings der Eindruck, dass Josephus in etwa die gleichen Schilderungen anfuehrt, die auch Sueton und Cassius Dio kennen, was eine gemeinsame Ursprungsquellenlage recht wahrscheinlich macht. Auf die beiden Seneca-Stellen wird im letzten Absatz "Vernichtung des Andenkens" eingegangen. Es geht aber aus meiner Sicht um die Frage der Historizitaet (Die Existenz dieser Folterungen und Hinrichtungen wird im Artikel ja keineswegs angezweifelt - es laesst sich diskutieren, inwiefern einzelne Details der Ausschmueckung dienen, vgl. etwa Maertyrerbeschreibungen), sondern um deren angemessene Darstellungen. Ich moechte hierzu etwas weiter ausholen und ebenfalls einige Quellenbelege anfuehren, ohne diese jedoch woertlich zu zitieren:

Augustus liess nach der Schlacht von Perusia 300 Senatoren und Ritter am Altar des Divus Julius zu dessen Todestag "opfern": Suet. Aug. 15; Cass. Dio 48,14 (neben anderen Belegen). Der als exzellent ausgewiesene Wiki-Artikel schreibt dazu: "Bei den Landverteilungen kam es zu brutalen Enteignungen und Vertreibungen nicht nur einzelner Landbesitzer, sondern ganzer Stadtbevölkerungen. Octavian war damals allgemein verhasst. Überdies kam es wegen der Landverteilung zu schweren Differenzen mit Antonius’ Bruder Lucius, den Octavian aber im Perusinischen Krieg besiegte." Es handelt sich natuerlich um einen Buergerkrieg, trotzdem 10mal soviele Hinrichtungen von Rittern und Senatoren wie in der Regierungszeit des C.

Augustus liess Soldaten und Buerger, die ebenso von der Folter immun waren wie Senatoren, wegen drohender Verschwoerung foltern: Suet. Aug. 14; 19,2; 27. (im Artikel nicht erwaehnt)