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Neue Residenz (Halle)

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Als Neue Residenz bezeichnet man einen ab 1531, als katholische Universität, erbauten Gebäudekomplex in der Stadt Halle an der Saale. Das im Auftrag von Kardinal Albrecht von Brandenburg errichtete Bauwerk gilt als eines der bedeutendsten Anlagen der Frührenaissance in Deutschland.

Geschichte

Um einen geistigen Gegenpol zur reformierten Universität Wittenberg zu schaffen, sollte das 1520 gegründete Neue Stift in Halle den Grundstock zu einer katholischen Universität bilden. Der Landesherr der Stadt Halle, Kardinal Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Magdeburg und Kurfürst von Mainz, wollte damit den Einfluß der Reformation in seinem Herrschaftsbereich zurückdrängen. Ein päpstliche Privileg zur Gründung der Universität erhielt er 1531.

Als Standort des Universitätskomplexes, die spätere Neue Residenz, wählte er das städtische Cyriakshospital südlich des halleschen Domes, am Ufer eines Saalearmes. 1529 ließ er das Hospital abreißen und dafür das Johannishospital bis 1530 fertigstellen. Als Architekten gewann er Andreas Günther und als Baumeister Hans von Schönitz. Das Baumaterial kam unter anderem aus dem abgebrochenen Neuwerkstift und der alten Ulrichskirche. Noch heute sind die alten handbehauenen Steine gut zu erkennen. Bereits während des Baubeginns war die Absicht, eine katholische Universität zu gründen, überholt. Um sich nicht bloßzustellen, führte er das großartige Projekt zu einer Residenz aus, den Bedürfnissen nach einem bequemen Stadtpalast folgend. Den ursprünglich als der neue Bau bezeichneten Komplex, nannte er dann Neue Residenz im Unterschied zu seiner alten herrschaftlichen Wirkungsstätte, der Moritzburg. 1539 waren die Bauarbeiten zum größten Teil abgeschlossen.

Der Einzug der Reformation in Halle ließ sich jedoch nicht aufhalten. 1641 verließ der Kardinal die Stadt für immer und die Neue Residenz wurde in der Folgezeit Sitz der Verwaltung des Magdeburger Erzbistum. Als letzter erzbischöflicher Administrator residierte Herzog August von Sachsen-Weißenfels von 1644 bis 1680. Nach seinem Tod kam das Erzbistum und damit auch die Stadt Halle, nach den Bestimmungen des Westfälischen Friedens, an das Kurfürstentum Brandenburg. Mit der Gründung der halleschen Universität 1694 bezogen ab 1735 verschiedene Institute die Neue Residenz. Dabei kam es zu erheblichen Umbauarbeiten, die zu einem Totalverlust der historischen Elemente an dem Gebäude führten. 1808 richtete man die erste preußische Entbindungsanstalt und Hebammenschule der Universität ein, 1848 kam die berühmte Meckelsche Sammlung in die Neue Residenz und 1934 zog das Geiseltalmuseum in den östlichen Nordflügel. Das Museum ist heute, nach dem Auszug des Geowissenschaftlichen Institus der Universität, der letzte verbliebene Nutzer der Anlage.

2003 kam es zur Gründung des Vereins „Neue Residenz e.V.“ mit dem Ziel der Sanierung und innovativen Nutzung der Neuen Residenz. Der Verein veranstaltet Ausstellungen und gibt Führungen durch die Gebäude und Anlagen um sie im öffentlichen Bewußtsein lebendig zu halten.

Beschreibung

Die Neue Residenz zählt neben der Moritzburg als der prächtigste Profanbau der Frührenaissance in Halle. Die über einem unregelmäßigen Viereck errichtete Vierflügelanlage befindet sich neben dem halleschen Dom und stieß im Süden an das heute nicht mehr vorhandene Klaustor. An der Westseite fließt der Mühlgraben, ein Arm der Saale.

Die ursprünglich verputzten Bruchsteinbauten waren allseitig von einem Kranz hoher Zwerchhäuser und wie der Dom mit welschen Giebeln versehen. Die Saaleseite gliedert eine Abfolge von vier geschossübergreifenden Erkern. Der Ostflügel öffnete sich zum Hof hin im Erdgeschoss als 65 Meter lange Halle mit Mittelstützen und Arkaden, der Raum darüber diente vermutlich als Galerie.

Die flachbogigen Arkaden des Innenhofes, getragen von kräftigen toskanischen Säulen sind heute größtenteils zugesetzt, die Dachgaupen mit Rundbögenaufsätzen wurden abgetragen. Auf der Nordseite, parallel zum Dom, befindet sich die 1539 vollendete Kapelle. Sie ist ein typischer Übergangsbau von der Gotik zur Renaissance. Die runden Strebpfeiler und die rechteckigen Fenster gelten als ein Versuch, neue ungotische Formen zu finden. Der Arkadengang von der Kapelle zum Dom ist noch teilweise erhalten. Im Ostflügel wurde ein großes Spätrenaissanceportal eingefügt. Außerdem wurde in diesem Teil zwei romanische Säulen sowie im Nordflügel ein romanisches Portal von dem 1531 abgerissenen Kloster Neuwerk eingebaut. Sie sind hervorragende Arbeiten aus der Zeit um 1180.

Umbauten im späten 18. Und im 19. Jahrhundert, verbunden mit einer starken Reduzierung der Bauformen, stutzen die Neue Residenz einer Art Rohbau. So verlor auch die representative Saalefront ihre charakteristischen Zwerchgiebel, Erker und Balkone. Die Träger und Stützen sind noch heute im Mauerwerk zu sehen.

Das Dach wurde zwischen 1988 und 1993 erneuert, doch ist der Sanierungsbedarf an dem Gebäude erheblich. Seit 2004 gilt die Neue Residenz als weitgehender Leerbestand.

Literatur

  • Hans-Joachim Krause: Die Moritzburg und der "Neue Bau" in Halle. in Andreas Tacke: Kontinuität und Zäsur Ernst von Wettin und Albrecht von Brandenburg.Wallstein-Verlag Göttingen 2005. ISBN 3892449554.
  • Ute Bednartz: Dehio - Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Die Regierungsbezirke Dessau und Halle. Kunstverlag, München & Berlin 1999. ISBN 3422030654.
  • Holger Brülls / Thomas Dietsch: Architekturführer Halle an der Saale. Dietrich Reimer, Berlin 2000. ISBN 3496012021.