Benutzer:Petermichaelgenner/Spielwiese
Monastero di San Nicolò l’Arena
Das spätbarocke Kloster

Der Wiederaufbau begann mit dem Konventsgebäude, das um einen zweiten Kreuzgang im Osten erweitert wurde. Im Westen verwendete man die Keller des Renaissance-Baus wieder, setzte aber ein verfülltes Zwischengeschoss darauf, um später auf demselben Niveau zwei weitere geplante Kreuzgänge auf der Lavabank im Norden der Kirche errichten zu können.
- Von Antonino Amato und dessen Sohn Andrea wurden bis 1726 die Ost- und die Südfront mit ihrem überreichen plastischen Schmuck errichtet. Während Brydone diese Fassaden 1770 mit jenen von Versailles verglich[1], sprach Bertucci 1846 spöttisch von „stile arabo-moderno“[2].
Die 1693 unterbrochenen Arbeiten an der Kirche nahm 1732 Francesco Battaglia (1701–1788) wieder auf, wobei vorerst das Langhaus in Angriff genommen wurde. 1738–1743 begann Giovan Battista Vaccarini (1702–1768) auf der Lavabank anstelle des ursprünglich projektierten dritten Kreuzgangs Gemeinschafts- und Repräsentationsräume wie das Anterefektorium, das große Refektorium, das Museum und den Bibliothekssaal zu errichten. Ab 1746 baute Battaglia weiter, unter anderem die Brücke, welche aus dem Obergeschoss des Konventsgebäudes zum Klostergarten auf der Lavabank im Westen hinausführte. Die Kirche aber stürzte 1755 teilweise ein, weil die Gewölbe falsch konstruiert waren[3]. Nun übernahm Giuseppe Palazzotto (1702–1764) die Bauleitung.[4]
- Riedesel schrieb 1767: „Sie haben eine Kirche zu bauen angefangen, welche, wie alles was die Pfaffen unternehmen, ohne Geschmack vieles Geld kosten wird; und das Gebäude wird so schlecht geführt, daß ein Gewölbe schon jetzo eingefallen, ungeachtet die Decke noch nicht darauf lieget. (…) Das Kloster ist ein erschreckliches Gebäude, fürchterlich wegen seiner Grösse und übeln Geschmack.“[5]
Über die im selben Jahr eingeweihte Orgel von Donato Del Piano (1704–1785) berichtet Goethe, dass ein unscheinbarer Mönch auf dem „herrlichen Instrument“ die Kirche „bis in den letzten Winkel mit leisestem Hauch sowohl als gewaltsamsten Tönen durchsäuselte und durchschmetterte“.[6]
1766–1784 beschäftigte das Kloster den letzten großen Barockarchitekten Catanias, den Polen Stefano Ittar (1724–1790). Dieser entwarf die halbelliptische Gebäudekulisse vor der Kirche, die dem Volk die Teilnahme an großen religiösen Festen ermöglichte (Piazza Dante), und stellte die von Vaccarini begonnenen Gemeinschaftsräume fertig. Vor allem aber vollendete er die Kirche, die Borch 1777 als eine der schönsten Italiens bezeichnete, während das Konventsgebäude von Mangel an gutem Geschmack zeuge[7]. Damals fehlte dem Gotteshaus noch die Kuppel, die ihm Ittar 1778–1780 aufsetzte[8].
In den 1790er Jahren baute Battaglias Sohn Antonino die Monumentaltreppe im Osten des Konventsgebäudes um, die mit Stuckreliefs geschmückt wurde. Sein Cousin Carmelo Battaglia nahm die Fassade der Kirche in Angriff, welche vom anonymen Gewinner eines Architekturwettbewerbs derjenigen der Lateranbasilika in Rom nachempfunden worden war. Doch blieb sie ein monumentaler Torso. In den 1840er Jahren wurde unter Beizug deutscher Astronomen eine 39 m lange Sonnenuhr („Meridiana“) in den Boden des Querschiffs der Kirche eingelassen. Als letzter Architekt veränderte Mario Musumeci den östlichen Kreuzgang des Klosters, in dessen Zentrum ein neugotisches „Caffeaos“ (Coffeehouse) entstand.[9]
Jan de Witte
Biographie und historischer Hintergrund
- Großer Nordischer Krieg 1700–1721
- Stanisław Leszczyński 1704–1709, 1733–1736
- Marianna Lubońska geboren 1705
- Schlacht bei Poltawa 8. Juli 1709
- Jan de Witte geboren 8. Juli 1709 (?)
- Eintritt ins königliche Artilleriekorps 26. Februar 1726
- August III Sas 1733–1763
- Polnischer Thronfolgekrieg 1733–1738
- Konföderation von Dzików 1734–36
- Wacław Rzewuski Kommandant von Kajanez 1734–1737
- Hauptmann um 1735
- Heirat mit Marianna Lubońska (1705–1780) um 1735
- Karmelitenkloster Berdytschiw 1737–1754
- Geburt des Sohnes Józef Zefiryn 1739–1815
- Dominikanerkirche Lwiw 1744–1764
- Major 1751
- Oberstleutnant 1754
- Siebenjähriger Krieg 1756–1763
- Zofia Glavani geboren 1760
- Oberst 1762
- Stanisław August Poniatowski 1764–1795
- Generalmajor 1767
- Konföderation von Słuck 1767
- Konföderation von Toruń 1767
- Konföderation von Radom 1767
- Kommandant der Festung Kamjanez-Podilskyj 1768
- Konföderation von Bar 1768–1772
- Erste Teilung Polens 5. August 1772
- Józef de Witte heiratet Zofia Glavoni 1779
- Marianna de Witte-Lubońska gestorben 1780
- Das Paar geht auf Reisen 1781/1782
- Geburt des Enkels Jan 1781–1840
- Jan de Witte gestorben 22. Dezember 1785
- Vierjähriger Sejm 1788–29. Mai 1792
- Verfassung vom 3. Mai 1791
- Konföderation von Targowica 27. April 1792
- Russisch-Polnischer Krieg 18. Mai – 26. Juli 1792
- Zweite Teilung Polens 23. Januar 1793
- Kościuszko-Aufstand März 1794
- Dritte Teilung Polens 3. Januar 1795
- Scheidung Zofia de Witte 1796
- Stanisław Szczęsny Potocki heiratet Zofia Glavani 1798
Familie
- Jan de Witte sen.
- Protestantischer Probst von Marienwerder, Bruder von Jan sen.
- Zofia Julianna von Arnim geb. de Witte, verwitwete Boelek, Tochter des Propstes
- Romana de Witte geb. Worobiowska, wohl Schwester von Jan sen.
- Mutter von Jan jun., (1. Ehefrau von Jan sen.)
- Konstancja de Witte, (2.) Ehefrau von Jan sen., Stiefmutter von Jan jun.
- Jan de Witte jun. (1709–1785), Sohn von Jan sen. und Konstancja
- Marianna de Witte geb. Lubońska (1705–1780), Ehefrau von Jan jun.
- Ludwik Ignacy de Witte (1737–…), Sohn von Jan jun. und Marianna
- Tekla Aksamitowska geb. de Witte (1741–…), Tochter von Jan jun. und Marianna
- Mateusz Dominik de Witte (1742–…), Sohn von Jan jun. und Marianna
- Konsolata Bertrand geb. de Witte, Tochter von Jan jun. und Marianna
- Bartłomej de Witte (1715/19–1779), Sohn von Jan sen. und Konstancja
- Aleksander de Witte, Sohn von Bartłomej
- Jan de Witte, Sohn von Bartłomej
- Antoni de Witte (1720–…) OP, Sohn von Jan sen. und Konstancja
- Karolina de Witte geb. Rzewuska, 1. v. Sobańska
- Aleksander de Witte, Sohn von Józef und Karolina
- Jan de Witte, Sohn von Józef und Karolina
Hornung, S. 28 f.
Ożenił się tu z bliżej nieznaną Konstancją, być może ormiańskiego pochodzenia, z którą miałôch dwóch synów, a mianowicie Bartłomieja, urodzonego w 1715 r. i Antoniego, ochrzczonego w 1720 r., przyrodnich braci Jana de Witte młodszego.
Hier heiratete er eine unbekannte Konstancja, vielleicht armenischer Herkunft, mit der er zwei Söhne hatte, nämlich Bartłomiej, geboren 1715 und Antoni, getauft 1720, Halbbrüder von Jan de Witte dem Jüngeren.
Siostrą zaś jego ojca, a ciotką naszego generała była zapewne, wspomniana poprzednio, Romana de Witte Worobiowska.
Eine Schwester seines Vaters und eine Tante unseres Generals war wahrscheinlich die bereits erwähnte Romana de Witte Worobiowska.
O tym zaś, że rodzina de Wittów była holenderskiego pochodzenia informuje nadto list naszego komendanta z 4 marca 1782 r. do generała hr. Szepinga, w którym znajdujemy następujący ustęp:
Die Tatsache, dass die Familie de Witt holländischer Herkunft war, wird auch in einem Brief unseres Kommandanten vom 4. März 1782 an General Graf Szeping bestätigt, in dem wir folgenden Absatz finden:
Mój syn był w Holandii, gdzie o Familii swej dobrze dowiedział się i nabył nadziei w krótkiej przyszłości znacznej substancji po schodzącej Familii, po której na nas będzie należała, powraca tedy ów z Paryża do mnie z wnukiem, którego się spodziewa na następne święta.
Mein Sohn war in Holland, wo er viel über seine Familie herausfand und Hoffnung schöpfte, in naher Zukunft ein beträchtliches Vermögen von der aussterbenden Familie zu erhalten, das dann uns gehören wird, und dann kehrt er aus Paris mit seinem Enkel zu mir zurück, den er auf die nächsten Feiertage (Ostern) erwartet.
Równie interesujące światło na pochodzenie i stosunki rodzinne Jana de Witte rzuca sprawa jego wieloletnich zabiegów o spadek po stryjecznej siostrze Zofii Juliannie, o czym obszernie informuje korrespondencja generała.
Ein ebenso interessantes Licht auf die Herkunft und die familiären Beziehungen von Jan de Witte wirft der Fall seiner langjährigen Bemühungen auf, seine Großtante Zofia Julianna zu beerben, über die in der Korrespondenz des Generals ausführlich berichtet wird.
Dnia 23 maja 1772 r. powiadomił on brata Bartłomieja, że wybiera się do Prus Brandenburskich, gdzie siostra nasza stryjeczna bezpotomnie umarła, będąc pierwej za komisarzem Królewskim J. Panem Boelkiem, a przed rokiem za Panem kapitanem pruskim v. Arnim.
Am 23. Mai 1772 teilte er Bruder seinem Bartłomiej mit, dass er ins brandenburgische Preußen fahren werde, „wo unsere Großtante kinderlos gestorben ist, die zuerst den königlichen Kommissar J(…) Herrn Boelek und vor einem Jahr den preußischen Hauptmann v. Arnim geheiratet hatte“.
Z odpisu manifestacji, skierowanej do Prześwietnego Sądu Neidenburgskiego w związku z ogłoszeniem 24 stycznia 1772 r., dowiadujemy się, że zmarła Julianna była córką „Wielebnego Imć Xiędza Witta, ewangelickiego proboszcza Marienwerderskiego“ (tj. w Kwidzyniu), prosi więc wraz z bratem Bartłomiejem „chorobą zlożonym“, jako naturalni spadkobiercy, o przedłużenie terminu stawienia się w tej sprawie do trzech miesięcy z uwagi na niemożność przybycia w oznaczonym terminie z powodu „wojennej rewolucyi i w publicznym zamieszaniu całego Królestwa“.
Aus der Kopie des Gesuchs, das im Zusammenhang mit der Ankündigung am 24. Januar 1772 an den frommen Neidenburger Hof gerichtet wurde, erfahren wir, dass die verstorbene Julianna die Tochter des ehrwürdigen Pastors namens Witt, evangelischen Propsts von Marienwerder" war, so ersucht er mit seinem „durch Krankheit verhinderten“ Bruder Bartłomiej als natürliche Erben, die Frist für das Erscheinen in diesem Fall auf drei Monate zu verlängern, da er aufgrund der "Revolution des Krieges und der öffentlichen Verwirrung des gesamten Königreichs" nicht rechtzeitig eintreffen könne.
Hornung, S. 33
Równocześnie z uzyskaniem szarży kapitańskiej (…) ożenił się nasz architekt ok. 1735 r. ze starszą od siebie o kilka lat podczaszanką latyzowską Marianną Lubońską.
Gleichzeitig mit der Erlangung des Hauptmannspatents (…) verheiratete sich unser Architekt um 1735 mit Marianna Lubońska, einer einige Jahre älteren Tochter des Mundschenken von Letytschiw.
a ą b c ć d e ę f g h i j k l ł m n ń o ó p r s ś t u w y z ź ż
A B C Ć D E F G H I J K L Ł M N O Ó P Q R S Ś T U V W X Y Z Ź Ż
Hornung, S. 87
Lwów, kościól Dominikanów pw. Bożego Ciała, rysunek perspektywiczny. Zbiory pomiarów Zakładu Architektury Polskiej Politechniki Warszawskiej, materiały prof. O. Sosnowskiego. Rys. M. Kuzma przed 1939.
Hornung, S. 185
Przyganiasz że Tatarów na lutrów za życia Konfederat i cóż stąd (…) czart diabła bije A że i Ty Luterskim także żyjesz duchem Patrz by cię kto Tatarskim nie spłoszył kożuchem. Bo no tak walecznego jak Ty Generała Niepotrzebny jest bułat ani żadna strzała.
Hornung, S. 189
a ą b c ć d e ę f g h i j k l ł m n ń o ó p r s ś t u w y z ź ż
A B C Ć D E F G H I J K L Ł M N O Ó P Q R S Ś T U V W X Y Z Ź Ż
Stefano Ittar
Bohdziewicz, S. 13 f.
Ten ostatni pochodził z bardzo dobrej rodziny Guidone de Hittar, hrabiów del Balneo di Toscana, która przeniosła się do Rzymu po smutnych przejściach politycznych i finansowych, na skutek których Stefan poświęcił się architekurze.
Letzterer stammte aus einer sehr guten Familie, Guidone de Hittar, Graf von Balneo di Toscana, der nach einer traurigen politischen und finanziellen Prüfung nach Rom zog, in deren Folge sich Stefan der Architektur widmete.
W ten sposób uświetnił on ponownie swój ród, a głośna sława jego zaprowadziła go aż do Hiszpanii, gdzie bił powołany na dwór.
Auf diese Weise fügte er seiner Familie Glanz hinzu, und sein lauter Ruhm führte ihn nach Spanien, wo er an den Hof gerufen wurde.
W r. 1765-m przydsięwział on podróż celem odbycia dalszych studiów i dotarłszy w czasie tej podróży aż do Katanii, zapoznał się z księciem Biscari, który zaopiekował się nim, polubił go i zatrzymał; udało mu się bowiem namówić swego nadwornego architekta, Francesco Battaglia, by wydał za Ittara swą córkę.
1765 unternahm er eine Reise, um weitere Studien zu betreiben, und nachdem er während dieser Reise Catania erreicht hatte, traf er den Fürsten Biscari, der sich um ihn kümmerte, ihn mochte und ihn behielt; es gelang ihm, seinen Hofarchitekten Francesco Battaglia davon zu überzeugen, seine Tochter mit Ittar zu verheiraten.
Anm. 1) Podane tutaj wiadomości o pochodzeniu i życiu Stefana Ittara wzięte są ściśle z dzieła Fichery „Una città settecentesca“ (str. 55 i 56), który to samo powtarza i w drugiej z dwu cytowanych jego prac, a który z kolei wiadomości te zaczerpnął z prace anonimowego autora p. t. „Cenni biografici su Stefano e Sebastiano Ittar“, Palermo, 1880.
Anm. 1) Die hier zur Verfügung gestellten Informationen über Herkunft und Leben von Stefan Ittar stammen ausschließlich aus Ficheras Werk „Una città settecentesca“ (S. 55 und 56), der im zweiten seiner beiden zitierten Werke dasselbe wiederholt und der wiederum diese Botschaften aus der Arbeit eines anonymen Autors „Cenni biografici su Stefano e Sebastiano Ittar“, Palermo 1880, hat.
Niestety, mimo starań podjętych w kilku miejscach, nie udało mi się znależć tej książki, która jednak, jak zakomunikował mi uprzejmie prof. Fichera, jest „małym dziełkiem“ o wartości podrzednęj i zawiera tylko te ogólnikowe wiadamości o Ittarach, które Fichera przytoczyl w swych pracach.
Leider konnte ich dieses Buch trotz der an mehreren Stellen unternommenen Anstrengungen nicht finden, das jedoch, wie mir Prof. Fichera freundlicherweise mitteilte, ein „kleines Werk“ von untergeordnetem Wert ist und nur die allgemeinen Informationen über die Ittar enthält, die Fichera in seinen Werken zitiert hat.
Dla ścisłości podaję włoski tekst wg. Fichery.
Aus Gründen der Genauigkeit zitiere ich den italienischen Text nach Fichera.
Bohdziewicz, S. 17
Przewidywania i nadzieje, jakie z tym faktem połączyłem od pierwszej chwili, znalazły potwierdzenie w tych wiadomościach archiwalnych, jakie udało mi się otrzymać w lecie 1936 r. 1)
Die Vorhersagen und Hoffnungen, die ich vom ersten Moment an mit dieser Tatsache verbunden habe, wurden durch diese Archivnachrichten bestätigt, die ich im Sommer 1936 erhalten konnte.
1) Wiadomości tych udziełił mi potomek Henryka Ittara p. inż. Stefan Ittar, właściciel majątku „Załuże“ pod Dubnem. Są one oparle na dokumentach posiadanych przez inż. Ittara względnie na wypisach porobionych uprzednio z dokumentów.
1) Diese Nachrichten wurden mir von einem Nachkommen von Henryk Ittar, Herrn Ing. Stefan Ittar, Eigentümer des Anwesens Saluschschja (polnisch Załuże) in der Nähe von Dubno. Sie basieren auf Dokumenten von Ing. Ittar oder Auszügen aus Dokumenten.
Zgodnie z tymi wiadomościami ród Ittarów osiadły jest w Polsce od czasów Jana Olbrachta, przy czym początkowo Ittarowie figurują jako posiadacze majątku Hołowczyce, w powiecie Oszmiańskim, który posiadają dp dn. 16 czerwca 1735 r. (kiedy zostaje sprzedane przez Jana Ittara), a następnie zwjawiają się i na Wołyniu, gdzie też, w Owruczu, 15 marca 1724 r. urodził się Stefan Ittar.
Diesen Nachrichten zufolge hat sich die Familie Ittar seit Johann I. (1492–1501) in Polen niedergelassen, wobei die Ittars zunächst Eigentümer des Anwesens Hołowczyce im Bezirk Aschmjany (polnisch Oszmiana) sind, das sie am 16. Juni 1735 besitzt (als es von Jan Ittar verkauft wird), und dann erscheinen sie in Wolhynien, wo am 15. März 1724 in Owrutsch (polnisch Owrucz) Stefan Ittar geboren wurde.
Ten ostami mieszka wpierw w Hołowczycach, póżniej na Wołyniu; w dn. 16 lipca 1748 r. Paweł (stryj Stefana, jak się zdaje bezdzietny) robi zapis na imię Stefana, „niewiadomo gdzie się znajdującego“.
Letzterer lebt zuerst in Hołowczyce, dann in Wolhynien; am 16. Juli 1748 macht Paweł (Stefans Onkel, scheint kinderlos zu sein) ein Vermächtnis auf den Namen von Stefan „unbekannten Aufenthalts“.
W r. 1754-m Stefan otrzymuje we Lwowie od hetmana Jana-Klemensa Branickiego dyplom porucznika wojsk koronnych, 30 czerwca 1768 r. ma się znajdować w Łucku, a 31 grudnia w Żytomierzu, gdzie wydaje Janowi Tchorzewskiemu upoważnienie na otrzymanie 3000 złotych od niejakiego Kulikowskiego za sprzedany temu ostatniemu majątek; staje się to w związku z wyjazdem Stefana do Włoch.
1754 erhält Stefan in Lwiw (polnisch Lwów) von Großhetman Jan Klemens Branicki das Patent als Leutnant der Kronarmee, am 30. Juni 1768 soll er sich in Luzk (polnisch Łuck) befinden und am 31. Dezember in Schytomyr (polnisch Żytomierz), wo er Jan Tchorzewski die Genehmigung erteilt, 3000 Zloty von einem bestimmten Kulikowski zu erhalten für das an Letzteren verkaufte Eigentum; es passiert im Zusammenhang mit Stefans Reise nach Italien.
W r. 1784-m znów widzimy go w Polsce, gdyż ba początku października tego roku, po porocie z Rzymu, spisuje w Żytomierzu testament nach korzyść swej żony Rozalii, z domu Battalia i synów Henryka i Benedykta.
1784 sehen wir ihn wieder in Polen, weil er Anfang Oktober dieses Jahres, nachdem er Rom verlassen hatte, ein Testament in Schytomyr zugunsten seiner Frau Rosalia (sic), geborene Battalia (sic), und der Söhne Henryk und Benedykt schrieb.
Dodajmy wreszcie, że miejsce i rok jego zgonu nie są znane. 2)
Lassen Sie uns abschließend hinzufügen, dass der Ort und das Jahr seines Todes unbekannt sind. 2)
2) W wyciągu sporządzonym z dawnych dokumentów a znadującym się w posiadaniu p. inż. St. Ittara, czytamy:
2) In einem Auszug aus alten Dokumenten und denjenigen im Besitz von Herrn Ing. St. Ittar lesen wir:
„Wędług testamentu, sporzązonego 2. IX. 1784, w Żytomierzu, Stefan Ittar przybywszy z Rzemu, cały swój ruchomy majątek i kapitały, znajdujące się u różnych osób rozłożył dla żony swojej Rozalji z Battaglia i synów z niej zrodzonych Henryka i Ottona-Benedykta.“
„Nach einem Testament vom 2. IX. 1784 verteilte Stefan Ittar, der aus Rom ankam, in Schytomyr sein gesamtes bewegliches Vermögen und Kapital, das sich bei verschiedenen Personen befand, an seine Frau Rosalia (sic) Battaglia und die von ihr geborenen Söhne Henryk und Otton-Benedykt.“
Bohdziewicz, S. 19
Ittara Wołyńskiego w Polsce widzimy w czerwcu i w grudniu 1768 r., przy czym w grudniu jest mu tak śpieszno z wyjazdem, iż nie może osobiście wyegzekwować należnej mu za sprzedany majątek sumy.
Wir sehen den Wolhynier Ittar im Juni und Dezember 1768 in Polen, aber im Dezember hat er es so eilig mit der Abreise, dass er die ihm für verkaufte Vermögenswerte zustehende Summe nicht persönlich eintreiben kann.
Wprawdzie przerwa w pracach katańskich wypada niezbyt znaczna, od nedjego do półtora miesiąca, jednak – szczelgólnie jeżeli brać pod uwagę brak wskazówski, że Ittar osobiście podjął pieniądze u Benedyktynów – nie mamy przeszkód ku temu, by te dwie osobistości o wspólnym imieniu i nazwisku powiązać między sobą.
Zwar dauert die Unterbrechung der Arbeit in Catania nicht sehr lange, von anderthalb Monaten, aber - insbesondere wenn wir das Fehlen von Hinweisen berücksichtigen, dass Ittar persönlich Geld von den Benediktinern genommen hat - haben wir keine Hindernisse, diese beiden Persönlichkeiten mit einem gemeinsamen Vor- und Nachnamen zu verbinden.
Bohdziewicz, S. 21 f.
Mame tu na myśli kościół w Mikulińcach (ryc. 28), wzniesiony w. r. 1761 przez architekta Moszyńskiego 4), wprawdzie na wzór Hofkirche, ale w swoistej interpretacji – szczególnie jeżeli chodzi o stosunek wieży do nawe głównej kościoła.
Ich denke an die Kirche in Mikulińce (Abb. 28), die 1761 vom Architekten Moszyński errichtet wurde 4), obwohl sie der Hofkirche nachempfunden ist, aber in einer spezifischen Interpretation - insbesondere, wenn es um das Verhältnis von Turm zu Kirchenschiff geht.
Bohdziewicz, S. 22 f.
Niestety, nie ma żadnych wzmianek archiwalnych, któreby wskasywały na to, że Stefan Ittar był czynny jako architekt już w Polsce.
Unglücklicherweise gibt es keine Archivreferenzen, die darauf hindeuten, dass Stefan Ittar als Architekt in Polen tätig war.
Jeśli więc w ogóle zajmujemy się tą kwestią, to z tego względu, że wyrażnie widoczne w sycylijskich pracach naszego artysty wpłewy polkiego baroku każą przypuszczać, iż w czasie pobytu w Polsce, i to przed rokiem 1768-m, Ittar był już zupełnie wyrobioną indywidualnością artysteczną.
Wenn wir uns also überhaupt mit diesem Thema befassen, dann deshalb, weil die Einflüsse des polnischen Barock, die in den sizilianischen Werken unseres Künstlers deutlich sichtbar sind, vermuten lassen, dass Ittar während seines Aufenthalts in Polen und vor 1768 bereits eine vollständig entwickelte künstlerische Individualität war.
Ale i w tych warunkach poszukiwania byłyby zupełnie nieuzasadnione, gdyby nie istnie nie budowli, której pewne cechy mogły by wskazewać na naszego artystę.
Aber selbst unter diesen Bedingungen wäre die Suche völlig ungerechtfertigt, wenn nicht das Gebäude wäre, dessen bestimmte Merkmale auf unseren Künstler hinweisen könnten.
Mam na myśli kościół w Zahorowie, w powiecie Horochowskim na Wołyniu (ryc. 29, 30 i 31) 1), fasada którego posiada szereg specyficznych cech, wspólnych z kościółem w Amalfi, o którym mówiliśmy już wyżej (ryc. 13), a który ze swojej strony porównywaliśmy (z innych względów) z kościółem w Karczewie pod Warszawą; zwrócić uwagę należy np. na sposób opracowania narożnika oraz na umieszczenie wazonów na wolutach.
Ich beziehe mich auf die Kirche in Nowyj Zahoriw (polnisch Zahorów Nowy) im Bezirk Horochiw (polnisch Horochów) in Wolhynien (Abb. 29, 30 und 31) 1), deren Fassade eine Reihe von Gemeinsamkeiten mit der Kirche in Amalfi aufweist, die wir bereits oben besprochen haben (Abb. 13) und die wir unsererseits (aus anderen Gründen) mit der Kirche in Karczew bei Warschau verglichen haben; es sollte beispielsweise darauf geachtet werden, wie die Ecke ausgearbeitet ist und wie Vasen auf Voluten platziert werden.
Druga cecha ważna, to okna bocznych fasad, „wykrojowego“ typu, jakie spotykamy względnie rzadko, a jakie cechują barok południowo-włoski i wileński oraz są również zastosowane – i to w formie bardzo zaawansowanej – w kościełe pojezuickim we wsi Kobyłka pod Warszawą, w niewiełkiej względnie odległości od Karczewa 2).
Das zweite wichtige Merkmal sind die Fenster der Seitenfassaden vom „Schneidetyp“, die wir relativ selten antreffen und die vom süditalienischen und wilnischen Barock geprägt sind und die auch in sehr fortgeschrittener Form in der Jesuitenkirche im Dorf Kobyłka in der Nähe von Warschau, nicht weit von Karczew, verwendet werden.
Beaumarchais
Leben und Schaffen
Herkunft und Jugend
Pierre-Augustin war wie Rousseau Sohn eines protestantischen Uhrmachers. Die Familie Caron stammte aus Lizy-sur-Ourcq bei Meaux. Die verwitwete Großmutter väterlicherseits zog 1708 nach Paris. Der Vater André-Charles Caron (1698–1775) diente kurze Zeit als Dragoner. 1721 konvertierte er zum Katholizismus. Im folgenden Jahr wurde er in Paris als Uhrmachermeister zugelassen und heiratete die Stadtbürgerin Marie-Louise Pichon († 1758). Sowohl Techniker als auch Künstler, liebte er Romane und das Theater. Ein Onkel von Pierre-Augustin war Grenadierhauptmann und Ludwigsritter, ein Cousin Direktor der Ostindienkompanie, ein anderer erwarb wie später Beaumarchais selber den Ehrentitel secrétaire du Roi (Sekretär des Königs).
Pierre-Augustin war das siebte von zehn Kindern und unter den sechs überlebenden der einzige Sohn. Zur Schule geschickt wurde er in Alfort[10] bei Paris, wo er unter anderem etwas Latein lernte. Doch bereits mit dreizehn Jahren hatte als Lehrling in die Werkstatt des Vaters einzutreten. • Er lernte aber auch mehrere Instrumente spielen. Zusammen mit seinen Schwestern, von denen ihm Marie-Julie (1735–1798) am nächsten stand[11], machte er Hausmusik und beteiligte sich an Theater- und Opernaufführungen unter der Leitung des befreundeten Préville (Pierre-Louis Dubus) von der Comédie-Française. • Weil Pierre-Augustin auf die für Lehrlinge geltenden Regeln pfiff, warf der Vater den Sechzehnjährigen aus dem Haus und nahm ihn erst wieder auf, nachdem er einen strengen Verhaltenskodex unterschrieben hatte. Kurz darauf eröffneten seine beiden älteren Schwestern ein Modegeschäft in Madrid.
Uhrmacher und Erfinder
Mit zwanzig erfand Pierre-Augustin einen neuen Mechanismus, der den Bau kleinerer und ganggenauerer Taschenuhren ermöglichte (die sogenannte Doppelkommahemmung).[12] Nachdem er seine Erfindung Hofuhrmacher Jean-André Lepaute gezeigt hatte, gab dieser sie als seine eigene aus. Caron wehrte sich, indem er im Mercure de France einen offenen Brief an die Akademie der Wissenschaften richtete, die als eine Art Patentamt fungierte. Diese entschied den Streitfall zu seinen Gunsten. Dadurch wurde er so bekannt, dass er zahlreiche neue Kunden gewann. Zu diesen zählten auch Ludwig XV. und die Maîtresse en titre Madame de Pompadour, so dass sich Caron Hofuhrmacher nennen durfte.
Pierre-Augustin, après des études à l’école des métiers d’Alfort de 1742 à 1745, entre en apprentissage dans l'atelier paternel à l’âge de 13 ans[13]. Il donne du fil à retordre à son père, qui le chasse quelque temps de la maison familiale, mais finit par devenir un artisan compétent, puisqu'il invente, en 1753, un nouveau mécanisme d'échappement, dit à hampe ou à double virgule (peu utilisé aujourd'hui du fait des problèmes de frottement)[14] ; ce sera l'occasion d'une première controverse : l'horloger du Roi Jean-André Lepaute s'attribue l'invention et Beaumarchais doit faire appel à l'Académie des Sciences pour que lui soit reconnue la propriété de l'invention. Il devient fournisseur de la famille royale. Il ne tarde toutefois pas à abandonner l'horlogerie ; ce sera Jean-Antoine Lépine qui le remplacera dans l'atelier paternel, épousera Fanchon et deviendra l'associé en 1756, puis le successeur d'André-Charles Caron[15].
From the age of ten, Beaumarchais had some schooling at a "country school" where he learned some Latin.[16] Two years later, Beaumarchais left school at twelve to work as an apprentice under his father and learn the art of watchmaking. He may have used his own experiences during these years as the inspiration for the character of Cherubin when he wrote the Marriage of Figaro.[17] He generally neglected his work, and at one point was evicted by his father, only to be later allowed back after apologising for his poor behaviour.[18]
At the time, pocket watches were commonly unreliable for timekeeping and were worn more as fashion accessories. In response to this, Beaumarchais spent nearly a year researching improvements.[19] In July 1753, at the age of twenty one, he invented an escapement for watches that allowed them to be made substantially more accurate and compact.[20]
Hofamt und neuer Name
Nachdem er die 34-jährige Madeleine-Cathérine Franquet kennen gelernt hatte, kaufte er deren altem Mann das Amt ab, den König bei Tisch zu bedienen. Als Franquet bald darauf starb, heiratete Caron 1756 die Witwe. Diese brachte den Landsitz Beaumarchet oder Beaumarchais in die Ehe ein, den er seinem Familiennamen beifügte – eine unter Bürgerlichen übliche Methode, um Adel vorzutäuschen. Als Madeleine-Cathérine schon im Jahr darauf starb (vermutlich an einer Infektion), gab es Getuschel und Gerüchte.
Der Aufstieg
In seinem Hofamt gewann Monsieur de Beaumarchais, wie er sich nun nannte, die Gunst der vier unverheirateten Töchter des Königs. Er avancierte zu ihrem Harfenlehrer, wobei er ein Pedalsystem für die Harfe entwickelte. Er organisierte Hauskonzerte und wurde Gesellschafter und Faktotum der vier Damen. Natürlich wurde er hierdurch auch mit dem König und Madame de Pompadour bekannt. Über sie erhielt er Kontakt zu deren Pro-forma-Gatten Lenormant d’Étioles, einem reichen und geselligen Mann, der ihn in seinen Kreis zog.
Für Lenormants Privattheater verfasste Beaumarchais in den nächsten Jahren erste Stücke, sogenannte Paraden (parades[21]): heitere, oft derbe Sketche um das Thema Liebe, insbesondere die vor und neben der Ehe. Die Gesangseinlagen seiner Stücke komponierte er selbst.
1760 nahm sein Leben wieder eine neue Wendung, als es ihm gelang, zunächst die Töchter des Königs und dann diesen selbst zum Besuch und damit zur offiziellen Anerkennung der Offiziersschule zu bewegen, die der Bankier und Heereslieferant Joseph Pâris-Duverney errichtet und vorfinanziert hatte; Frankreich führte gerade an der Seite Österreichs den Siebenjährigen Krieg gegen Preußen und England. Beaumarchais wurde von dem dankbaren Geschäftsmann zum Juniorpartner gemacht und kaufte 1761 mit seiner Hilfe das sehr teure Amt eines königlichen Sekretärs, das wenig Arbeit bedeutete und seinen Käufer unmittelbar in den Adelsstand erhob.
1762 demonstrierte er seinen neuen Adel, indem er mit einem Kredit von Pâris-Duverney das nur Adeligen zugängliche Amt eines Richters für Jagddelikte in den Wäldern und Feldern rund um Paris erwarb, ein Amt, das er jahrzehntelang gewissenhaft ausübte. Des Weiteren kaufte er ein schönes Haus in Paris, in das er zwei seiner Schwestern aufnahm sowie seinen verwitweten Vater, den er dazu bewog, sein kleinbürgerliches Handwerk aufzugeben.
1764–65 weilte Beaumarchais zehn Monate in Madrid, wo er in besten Kreisen verkehrte. Teils war er geschäftlich für Pâris-Duverney tätig, teils erledigte er diplomatische Aufträge des Königs. Nebenher versuchte er vergeblich, den Verlobten seiner dort lebenden Schwester Marie, einen gewissen Clavijo, zur Einhaltung seines Eheversprechens zu zwingen. Das Verhältnis zwischen José und Marie war undurchsichtig; Beaumarchais verarbeitete dieses Thema zehn Jahre später zu einem rührenden Miniroman, aus dem Goethe 1774 sein Stück Clavigo machte.
Daneben blieb Beaumarchais auch literarisch tätig; er wechselte aber von der heiteren Parade in die ernsthafte Gattung drame bourgeois „bürgerliches Trauerspiel“, die um das Jahr 1760 von Denis Diderot lanciert worden war. Sein erstes Stück dieser Art war Eugénie, das Anfang 1767 mit mäßigem Erfolg an der Comédie Française aufgeführt wurde. In diesem Jahr betätigte er sich auch als Theatertheoretiker im Sinne Diderots, indem er der Druckausgabe von Eugénie einen Essay über die ernsthafte dramatische Gattung voranstellte.
1768 heiratete er die reiche junge Witwe Geneviève-Madeleine Lévêque, welche jedoch schon Ende 1770, bald nach der Geburt eines zweiten Kindes, starb.
Anfang 1770 wurde Beaumarchais' nächstes, etwas eilig verfasstes Drama Les deux amis („Die beiden Freunde“) ein kompletter Misserfolg.
Rückschläge und Prozesse
Im Sommer 1770 nahm sein Leben wieder eine, diesmal unglückliche Wendung: Sein Seniorpartner und Protektor Pâris-Duverney starb, ohne eine formell beglaubigte Bestätigung von Beaumarchais’ Anteil (15.000 Francs) am Firmenkapital zu hinterlassen. Ein vorhandenes informelles Papier wurde von dem Urgroßneffen und Alleinerben Pâris-Duverneys, dem Grafen de la Blache, gerichtlich angefochten. Nachdem 1772 Beaumarchais zunächst Recht bekommen hatte, legte La Blache 1773 Revision vor dem Obersten Pariser Gerichtshof ein, dem Parlement. Hier lernte Beaumarchais, wie sehr ein bürgerlicher Emporkömmling, und sei er wohlhabend und geadelt, bei der Justiz gegenüber einem reichen, hochadeligen Prozessgegner im Nachteil war. Zugleich musste er feststellen, dass er in Paris und am Hof viele Neider und Feinde hatte, die ihm jetzt zu schaden versuchten.
La Blache hatte den Zeitpunkt für die Revision gut gewählt: Beaumarchais saß Anfang 1773 per königlichem Haftbefehl einige Monate in der Pariser Festung Fort-l’Évêque, weil er sich von einem hochadeligen Bekannten, dem Herzog von Chaulnes, in eine Rauferei wegen einer gemeinsamen Mätresse hatte verwickeln lassen.
Bei einem Freigang konnte er, wie damals üblich, nach Zahlung einer angemessenen Summe den für ihn zuständigen Richter Goëzman erreichen, fand aber mit seiner Sicht der Dinge kein Gehör. Ein Versuch, sich durch Geschenke an Goëzmans Gattin eine neue Audienz zu verschaffen, scheiterte. Nachdem er April 1773 den Prozess verloren hatte und durch Pfändungen sowie die Prozesskosten finanziell ruiniert war, beschuldigte Beaumarchais Goëzman, dieser habe ihn benachteiligt und ihm überdies nur einen Teil seiner Geschenke an die Gattin zurückerstattet. Goëzman zeigte ihn wegen Bestechungsversuchs und Verleumdung an, worauf vor dem Parlement ein weiterer Prozess gegen Beaumarchais begann.
Dieser griff nun zu der Waffe, die ihm schon einmal den Sieg gebracht hatte: Er ging an die Öffentlichkeit, diesmal in der Form von Denkschriften (mémoires), wie sie die Anwälte der Epoche für ihre Mandanten verfassten. Zug um Zug publizierte er von September 1773 bis Februar 1774 vier solcher Mémoires, in denen er seine Position sowie auch seine Person geschickt zur Geltung brachte, seine Gegner dagegen ins Unrecht setzte und lächerlich machte. Die Mémoires fanden als Broschüren gedruckt große Verbreitung, besserten Beaumarchais’ Finanzen auf und gewannen ganz Paris mitsamt dem Hof und halb Europa, z. B. auch Goethe, für seine Sache. Das Parlement widerstand aber dem Druck der öffentlichen Meinung, rügte Beaumarchais und erklärte ihn Februar 1774 seiner Ehre verlustig, d. h. für praktisch rechtlos.
Das Urteil, das mit knapper Mehrheit beschlossen worden war, fiel auf die Richter zurück: Goëzman war zur Witzfigur geworden und das ganze, erst kurz zuvor reformierte Parlement war in Misskredit geraten. Beaumarchais trug damit ungewollt dazu bei, dass Ludwig XV. es wieder auflöste und auch die gesamte, überwiegend vernünftige Justizreform rückgängig machte, die er 1771 auf Drängen seines Justizministers Maupeou widerwillig erlassen hatte.
Geheimagent und Waffenschmuggler
Als Beaumarchais hiernach ankündigte, er wolle Revision einlegen, wurde er vom König gebeten, dies vorerst zu lassen und stattdessen als Geheimagent nach London zu gehen, um dort eine Schmähschrift gegen die königliche Favoritin Madame Du Barry aus dem Verkehr zu ziehen. Beaumarchais erledigte den Auftrag, fand aber bei seiner Rückkehr den König im Sterben († 10. Mai 1774), und der junge Ludwig XVI., der ihn nicht mochte, war wenig geneigt, ihn durch Wiederherstellung seiner Bürgerrechte zu belohnen.
Glücklicherweise wusste er von einer anderen in London drohenden Schrift, die sich mit den Ursachen und den möglichen politischen Folgen der Kinderlosigkeit des neuen Königs beschäftigte. Doch entstand gleichfalls das Gerücht, Beaumarchais habe die Schrift selbst verfasst, um so schnell wie möglich rehabilitiert zu werden. Jedenfalls ließ er sich wiederum nach England schicken, um mit dem Autor der Schrift zu verhandeln. Dieser flüchtete angeblich nach Amsterdam und weiter, wobei Beaumarchais ihn verfolgt und bei Nürnberg gestellt haben wollte, wonach er selbst allerdings von Räubern überfallen und schwer verletzt worden sei, während der Kutscher behauptete, Beaumarchais müsse sich absichtlich selbst verletzt haben. Fest steht nur, dass Beaumarchais in Wien auftauchte und bei Kaiserin Maria Theresia, der Schwiegermutter Ludwigs, vorstellig wurde. Kanzler Graf Kaunitz hielt ihn indes für einen Hochstapler. Er ließ Beaumarchais festsetzen, ließ ihn jedoch auf Intervention des französischen Botschafters frei.
Zurück in Paris, widmete Beaumarchais sich wieder der Literatur und überarbeitete eine Komödie, die er schon 1771/2 verfasst und erfolglos der Comédie Française angeboten hatte: La Précaution inutile ou le Barbier de Séville „Der Barbier von Sevilla“. Es ist sein erstes Stück, in dem die Figur des Figaro als Typ des intelligenten und tüchtigen Machers kleinbürgerlicher Herkunft auftritt, der hier einem weniger tüchtigen und intelligenten verliebten jungen Adligen bei der Übertölpelung eines ältlichen Rivalen hilft. Die Uraufführung am 23. Februar 1775 war ein Misserfolg, vermutlich weil Beaumarchais den Text mit Anspielungen auf allerlei Politisches und Persönliches überfrachtet hatte. Nachdem er die meisten der Anspielungen gestrichen und das Stück von fünf auf vier Akte gestrafft hatte, wurde die nächste Aufführung drei Tage später ein Triumph. Die Druckfassung kam im Juli samt dem längeren Vorwort Lettre modérée sur la chute et la critique du Barbier de Séville „Moderater Brief über den Misserfolg des B. de S. und über die Kritik daran“ heraus, in dem sich Beaumarchais, nachdem er soeben die Weihen als Komödienautor empfangen hatte, witzig und selbstbewusst über seine Kritiker mokierte.
Er selbst war inzwischen schon wieder als Agent in London, wo er einem Franzosen, der in den Besitz geheimer militärischer Planspiele für einen Angriff Frankreichs auf England gelangt war und sie aufzudecken drohte, die brisanten Papiere abkaufen sollte. Wieder war er erfolgreich und gewann hierauf die Unterstützung der Regierung zu einem erheblich größeren Unternehmen: Durch seine Kontakte in London war Beaumarchais gut über die Probleme Englands in seinen nordamerikanischen Kolonien informiert, und er überzeugte Ludwig XVI., ihn verdeckt bei geheimen Waffenlieferungen an die Aufständischen zu unterstützen, um so den französischen Einfluss in Nordamerika wieder auszubauen, nachdem Frankreich im Siebenjährigen Krieg von England gedemütigt worden war und z. B. die vormals französischen Gebiete Kanadas und Louisiana hatte abtreten müssen (→ Pariser Frieden 1763).
Anfang 1776 gründete Beaumarchais mit einem Startkapital der Regierung die pseudospanische Reederei Rodrigue Hortalez & Cie und versorgte die Aufständischen effizient und vielleicht kriegsentscheidend mit Waffen, Munition, Uniformstoffen und Stiefeln für 30.000 Mann, welche die jungen USA allerdings erst seinen Erben, und auch nur teilweise, bezahlten. Zum Dank für seine Verdienste wurde er noch 1776 gerichtlich rehabilitiert.
Der Höhepunkt des Erfolges
1776 begann Beaumarchais mit der Niederschrift seines besten und bekanntesten Werks, der Komödie La folle journée ou Le mariage de Figaro „Der tolle Tag oder Die Hochzeit des Figaro“. Das Stück zeigt in einer witzigen und turbulenten Handlung den Hochzeitstag eines jungen bürgerlichen Schlossverwalters, in den sich der einstige Barbier Figaro verwandelt hat, dem es trotz seiner Klugheit und Tüchtigkeit nur mit Glück und Mühe gelingt, seinen Herrn, einen eher dümmlichen, aber arroganten und mächtigen Aristokraten, davon abzuhalten, an seiner Verlobten das jus primae noctis auszuüben.
Beaumarchais selbst wurde 1776 das „Opfer“ der klug eingefädelten Bemühungen einer jungen Harfenistin, Marie-Thérèse de Willermaulaz, die Anfang 1777 eine Tochter von ihm bekam und 1786 schließlich seine dritte Ehefrau wurde.
Da Beaumarchais sich über die Comédie Française ärgerte, die seinen Barbier de Séville nach 31 Aufführungen abgesetzt hatte, weil er ein angemessenes Honorar verlangte, gründete er im Sommer 1777 die Société des auteurs dramatiques „Gesellschaft der Theaterautoren“, deren Vorsitz er übernahm und die als das erste Beispiel einer erfolgreichen Interessenvertretung von Autoren gilt.
1778 lud er sich ein neues Projekt auf: eine Gesamtausgabe der Werke des am 30. Mai 1778 verstorbenen Voltaire, mit der er einer in Russland geplanten Ausgabe zuvorkommen wollte. Er gewann sogar die finanzielle Unterstützung der Regierung. Da jedoch die Schriften Voltaires in Frankreich offiziell verboten waren, installierte Beaumarchais eine Druckerei jenseits des Rheines in Kehl, gewann den Philosophen Condorcet zur Mitarbeit, sorgte für bestes Papier und kaufte Baskerville-Drucklettern in England. Die geplanten 70 Bände im Oktavformat und 90 Bände im kleineren Duodezformat erschienen zwischen 1783 und 1789, die letzten Bände kurz vor der Französischen Revolution. Allerdings endete das Unternehmen mit finanziellen Verlusten.
1778 war das Stück um Figaros Hochzeit fertig, doch wirkten, obwohl die Handlung vorsichtshalber nach Spanien verlegt war, viele Passagen und vor allem Figaros langer, quasi Beaumarchais’ eigene schwierige Biografie resümierender Monolog im letzten Akt so revoluzzerhaft, dass Ludwig XVI. nach einer Lesung jegliche Aufführung empört verbot. „Wenn ich dieses Stück genehmigte“, soll der König sieben Jahre vor der Revolution gesagt haben, „wäre es völlig inkonsequent, nicht gleich die Bastille einzureißen“. Erst nach vielen Änderungen und jahrelangen Demarchen, bei denen er von zahlreichen Höflingen sowie der Königin unterstützt wurde, erlangte Beaumarchais die Freigabe.
Die Uraufführung am 27. April 1784 war ein triumphaler Erfolg. Offensichtlich wirkte das Stück beim bürgerlichen Publikum wie eine Bestätigung seiner anti-aristokratischen Ressentiments, ohne jedoch adelige Zuschauer unnötig zu verschrecken. Der Name des Protagonisten Figaro ging ins franz. Lexikon ein als eher spaßhafte Bezeichnung eines Frisörs. Seine Figur wurde zum Prototyp eines Menschen, der an Macht zwar unterlegen, aber im Bewusstsein seines Rechtes aufsässig, dazu blitzgescheit und witzig ist. Die 1826 gegründete, damals satirische Zeitschrift und heutige Tageszeitung Le Figaro trägt seinen Namen.
Zum Erfolg von Le Mariage de Figaro trug auch die Eigenwerbung bei, die Beaumarchais dafür machte. So sollte der Erlös der fünfzehnten Aufführung einer wohltätigen Einrichtung zugutekommen. Als deren Auswahl zahlreiche Epigramme provozierte, war Beaumarchais so unklug, sich mit Hilfe von Leuten zu revanchieren, die von seinen Gegnern als Feinde des Königs und der Königin denunziert werden konnten. Er wurde deshalb durch königliche Order 1785 kurz inhaftiert.
Die letzten Jahre
Beaumarchais war nun auf dem Gipfel seines Ruhmes. Auch war er inzwischen wieder reich, denn 1778 hatte er einen nochmaligen Prozess gegen La Blache gewonnen. Der Höhepunkt seiner Karriere war jedoch überschritten. Viele der zahlreichen um und nach 1780 von ihm initiierten Projekte blieben in den Kinderschuhen stecken. Andere, so die Gründung einer Firma zur Wasserversorgung von Paris 1785 oder der Versuch, die junge Frau eines Bankiers namens Kornmann vor dessen Nachstellungen zu schützen, gelangen zwar, trugen ihm aber Verleumdungskampagnen ein, bei denen sich u. a. der spätere Revolutionsredner Mirabeau profilierte. Die von ihm verfasste und von Antonio Salieri vertonte Oper Tarare wurde 1787 ein Erfolg, doch stießen sich zeitgenössische Kritiker an zahlreichen Schwächen des Librettos und der „ungeschliffenen“ Sprache. Ein 1787/88 nahe der Bastille erbautes prächtiges Haus mit Park brachte Beaumarchais mehr Ärger als Freude.
Die Revolution von 1789 hatte er zunächst begrüßt und den Gang der Dinge als Deputierter und Stadtverordneter zu beeinflussen versucht. Auch wurde 1792 L’autre Tartuffe ou la Mère coupable „Der andere Tartuff oder die schuldige Mutter“, ein neues Stück mit Figaro, ein passabler Erfolg, wenn es auch später kaum mehr gespielt werden sollte. Bald jedoch fand sich Beaumarchais, wie so viele anfängliche Sympathisanten der Revolution, auf der Verliererseite. Als er im selben Jahr versuchte, mit dem Konvent ins Geschäft zu kommen und Gewehre aus Holland zu importieren, wurde dies nicht nur ein finanzieller Misserfolg, sondern er wurde auch beschuldigt, Waffen und Getreide in seinem Haus versteckt zu halten. Obwohl bei einer Hausdurchsuchung außer einigen Tausend unverkauften Exemplaren der Voltaire-Ausgabe nichts Verdächtiges an den Tag kam, wurde er des Verrats an der Republik beschuldigt und am 20. August 1792 inhaftiert. Zwar kam er rasch dank der Fürbitte einer Ex-Geliebten frei und konnte emigrieren, doch wurde er enteignet und lebte 1794/95 ärmlich in Holland, England und schließlich in Hamburg, ohne Kontakt zu Frau und Tochter, die zeitweise ebenfalls in Haft waren.
1796 konnte er heimkehren und wurde von der neuen Regierung, dem Direktorium (directoire), rehabilitiert und entschädigt. 1797 wurde La Mère coupable wieder aufgenommen und Beaumarchais noch einmal etwas gefeiert.
In den Memoiren Mes six époques, die er nun verfasste, schilderte er seine Leiden unter der Republik. Zwar war er nun schwerhörig und gesundheitlich angeschlagen, genoss aber endlich sein schönes Haus. Hier starb er 1799 nach einem guten Abendessen mit Freunden und der Familie nachts an einer Gehirnblutung.
Schriften
Beaumarchais war ein typisches Kind seiner Epoche: ein Spieler in einer Zeit, die sich vom Spieler in jeglicher Verkleidung gern faszinieren ließ, ein galanter Emporkömmling in einer Umgebung des fast schon herbeigesehnten Untergangs. Wie seine Zeitgenossen Cagliostro, der Graf von Saint Germain oder Giacomo Casanova nutzte er - manchmal am Rande der Legalität – seine Chancen im kränkelnden Absolutismus. Anders als Cagliostro war Beaumarchais aber kein Hochstapler, sondern ein Glücksritter; anders als Casanova wollte er nicht Wechsel um der Abwechslung willen, sondern von der Lostrommel des Schicksals in eine gesicherte bürgerliche Position gelangen. Dass ihm dies nicht auf Dauer gelang, ist die Tragik seines abenteuerlichen Lebens.
Parades (1757–1763)
Kaum bekannt ist, dass Beaumarchais um 1763 für das Privattheater von Charles-Guillaume Lenormant d’Étioles (1717–1799) als Gelegenheitsarbeiten eine Reihe von parades schrieb, kurze Lustspielstücke, wie sie damals auf Jahrmärkten, aber auch bei der gelangweilten Haute volée in Mode waren.[22] Es handelte sich um Sketche, die in der Commedia dell’arte wurzelten: In rasanter Folge wurde Wortwitz der Gosse gemischt mit Sexualkomik und Zeitkritik. Hier übte er für die Stücke, die ihn später berühmt machen sollten, und entwickelte bereits das Personal von Barbier und Figaro.
Le sacristain (1765)
Eugénie (1767)
Er trat erstmals 1767 als Bühnenautor mit dem sentimentalen Drama Eugénie in Erscheinung, in dem er wesentlich aus den Begebenheiten um Clavijo schöpfte.
Les deux amis (1769)
Zwei Jahre später folgte Les deux amis ou Le négociant de Lyon. Beide hatten nur moderaten Erfolg. Er war zwar als Theaterautor ein Dilettant, konzentrierte sich jedoch sehr gründlich auf seine Liebhaberei: Er wollte nicht weniger, als in der Nachfolge von Molière und Denis Diderot Lorbeeren ernten.
Le barbier de Seville (…)
Während er als Geheimagent und Schmuggelorganisator tätig war, schrieb er seine beiden berühmten Komödien. Die erste, Le barbier de Seville ou La précaution inutile „Der Barbier von Sevilla oder Die unnütze Vorsicht“, ist eine lediglich auf Verwirrung und Verwicklung aufgebaute Komödie, in der – anders als bei den Vorbildern Molière und Marivaux – die Intrigen wichtiger sind als die Charaktere, die Effekte der Bühnengegenwart signifikanter als die Motivation.
Le mariage de Figaro (1784)
Die Intrigen, die nötig waren, um von der Zensur die Erlaubnis für seine zweite und bekanntere Komödie, La folle journée ou Le mariage de Figaro „Der verrückte Tag oder Figaros Hochzeit“, zu bekommen, erscheinen heute amüsant und werfen ein Licht auf den instabilen Zustand der Machtverhältnisse in Frankreich. Das Stück wurde zwar schon 1778 vollendet, aber der Widerstand vonseiten Ludwigs XVI. erst 1784 endgültig besiegt. Die Komödie brachte sofort einen beispiellosen Erfolg. Anders als im Barbier leben hier die handelnden Personen mit der Erinnerung an Vergangenes und dem Gefühl der Vergänglichkeit. Obwohl die Intrigen noch gut ausgehen, ist die Untergangsstimmung des späten ancien régime unterschwellig vorhanden.
Figaro, die Hauptfigur in beiden Stücken, ist eine originale Erfindung Beaumarchais’. Es ist gut möglich, dass er mit dem Namen Figaro ein Wortspiel getrieben hat: Fils Caron „Caron Sohn“, gespr. FiCaro. In der Tat porträtierte er sich hier in mancherlei Hinsicht selbst als den vielseitigen Abenteurer, der es an Intelligenz und Witz mit gutbürgerlichen bzw. adeligen Gegenspielern, in den beiden Stücken Bartolo bzw. Almaviva, leicht aufnehmen kann. Obwohl die Komödie später als Aufruf zur Revolution gewertet wurde, ist sie das nicht: Der aufmüpfige Figaro arrangiert sich – wie sein Autor im wirklichen Leben – mit den Verhältnissen und macht das Beste daraus, indem er die richtige Karte spielt. An der Unterordnung unter seinen adligen Mit- und Gegenspieler Almaviva ändert sich während der ganzen Figaro-Trilogie nichts.
Der Barbier diente 1782 als Vorlage für die Oper Il Barbiere di Siviglia ossia L’inutile precauzione „Der Barbier von Sevilla oder Die nutzlose Vorsicht“ von Giovanni Paisiello, die seinerzeit so beliebt war, dass man Gioachino Rossini vor einem drohenden Misserfolg warnte, als er sich 1816 daran machte, eine eigene Version zu erarbeiten. Dem heutigen Publikum sind beide Stücke hauptsächlich durch die Opern-Adaptionen Mozarts (Le Nozze di Figaro) und Rossinis bekannt, in Frankreich behielten sie aber auch als Schauspielstücke lange ihre Popularität.
Tarare (1787)
1787 verfasste Beaumarchais das Libretto zur Oper Tarare, das Antonio Salieri in engster Zusammenarbeit mit dem Dichter vertonte. Mit diesem außerordentlichen Werk voller satirischer Spitzen und politischer Anspielungen wollten beide ein neues Genre des Musiktheaters schaffen. Salieri entwickelte hierfür einen ganz eigenen deklamatorischen Stil, der es ihm ermöglichte, einen fließenden Übergang zwischen gesungenen und auf bestimmten Tonhöhen gesprochenen Passagen zu schaffen. Ende 1787 unter dem Titel Axur, re d’Ormus durch Lorenzo da Ponte bearbeitet und von Salieri nahezu komplett neu vertont, wurde Beaumarchais’ Libretto zur Grundlage einer der erfolgreichsten Opern des ausgehenden 18. Jahrhunderts.
Le couronnement de Tarare (1790)
1790 verfasste Beaumarchais noch einen Zusatz zu Tarare, in dem er zur neuen politischen Situation in Frankreich Stellung bezieht; Le Couronnement de Tarare wurde ebenfalls von Salieri vertont.
La mère coupable (…)
1792 wurde der letzte Teil der Figaro-Trilogie L’autre Tartuffe ou La mère coupable „Der andere Tartuffe oder Die schuldige Mutter“ uraufgeführt; er ging jedoch in den Wirren der Revolution unter. Nach der Rückkehr aus dem Exil bemühte sich Beaumarchais mit hohem finanziellem Einsatz um die Wiederaufnahme. Sie wurde im Mai 1797 verwirklicht und ein Erfolg. Der Autor plante sogar zusammen mit André Grétry die Verarbeitung zu einer weiteren Oper, wozu es jedoch nicht mehr kam. Erst mit Darius Milhauds La Mère coupable gelangte auch das dritte Figaro-Stück 1966 auf die Opernbühne.
Mémoires (1773/74)
Großen Erfolg hatte Beaumarchais mit seinen Mémoires à consulter in der Goëzman-Affäre; mit diesen Pamphleten entpuppte er sich als der wortgewaltigste Polemiker seit Voltaire. Das gesamte gebildete Europa – Voltaire und Goethe eingeschlossen – bewunderte sie und amüsierte sich darüber.
Éssai sur le drame sérieux (1767)
In der ausführlichen Vorrede zur gedruckten Ausgabe seines Rührstücks Eugénie schließlich entwarf er eine eigene Theorie des bürgerlichen Dramas: Die Helden sollten nicht mehr dem blinden Zufall unterworfen sein, sondern aus eigener Entscheidung handeln können; Figaro – sein Alter Ego – demonstrierte später exakt dies auf der Bühne. Das Drama solle auch nicht mehr durch das Mitleiden des Zuschauers dessen seelische Reinigung befördern, wie ursprünglich von Aristoteles gefordert. Vielmehr behindere das Erschrecken die Teilnahme des verstörten Publikums, und von sittlicher Wirkung könne keine Rede mehr sein. Zu dieser Anschauung kehrte Beaumarchais nach den zufallsgesteuerten Abläufen in Barbier und Figaro in der heute weniger geschätzten Mère coupable zurück, und das Publikum folgte ihm darin gern. Mit seinen Forderungen ging er als Schriftsteller aus Liebhaberei noch über die der Fachleute Diderot und Lessing, den er naturgemäß nicht kannte, hinaus.
Werke
- Colin et Colette, Les bottes de sept lieues, Léandre marchand d’agnus, Médecin et bouquetière, Jean-Bête à la foire, Zizabelle mannequin, 1757–1763.
- Le sacristain, 1765.
- Œuvres complètes de Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais, écuyer, conseiller-secrétaire du Roi, lieutenant général des chasses, baillage et capitainerie de la Varenne du Louvre, grande vénerie et fauconnerie de France (hrsg. v. Paul-Philippe Gudin de La Brenellerie), 7 Bände, Léopold Collin, Paris 1809 (1: Digitalisat ; 2: Digitalisat ; 3: Digitalisat ; 4: Digitalisat ; 5: Digitalisat ; 6: Digitalisat ; 7: Digitalisat ).
- Saint-Marc Girardin (Hrsg.): Œuvres complètes de Beaumarchais, précédées d’une notice sur sa vie et ses ouvrages, Firmin Didot frères, fils & Cie., Paris 1865 (Digitalisat ).
- Édouard Fournier (Hrsg.): Œuvres complètes de Beaumarchais, nouvelle édition, augmentée …, Laplace, Sanchez & Cie., Paris 1876 (Digitalisat ).
- Pierre Larthomas, unter Mitwirkung v. Jacqueline Larthomas (Hrsg.): Beaumarchais, Œuvres, Gallimard (Bibliothèque de la Pléiade), Paris 1988, ISBN 9782070111374.
Übrige Werke
- Mémoire à l’Académie des sciences, 1753.
- Requête d’atténuation pour le sieur Caron de Beaumarchais, À Nosseigneurs de parlement, les chambres assemblées, Knapen, Paris, 1773.
- Supplément au mémoire à consulter pour Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais, Quillau, Paris, 1773.
- Addition au supplément du mémoire à consulter pour Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais … servant de réponse à madame Goëzman … au sieur Bertrand d’Airolles, … aux sieur Marin, … et Darnaud-Baculard …, P.-D. Pierres, Paris, 1774.
- Quatrième mémoire à consulter pour Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais … contre M. Goëzman, … madame Goëzman et le sieur Bertrand, … les sieurs Marin, … Darnaud-Baculard … et consorts …, J.-G. Clousier, Paris, 1774.
- Mémoires contre Bergasse, 1788.
- Les six époques, 1793.
Korrespondenz
- Gilbert Chinard (Hrsg.): Lettres inédites de Beaumarchais, de Mme de Beaumarchais et de leur fille Eugénie, Margraff, Paris 1929.
- Maurice Lever (Hrsg.): Beaumarchais, Lettres galantes à Mme de Godeville 1777-1779, Fayard, Paris 2004.
- Évelyne Lever, Maurice Lever (Hrsg.): Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais et Amélie Houret de La Morinaie, Lettres d’amour,, Fayard, Paris 2007.
Sekundärliteratur
- Louis de Loménie: Beaumarchais et son temps, Études sur la société en France au XVIIIe siècle, D’après des documents inédits, 2 Bände, Michel Lévy frères, Paris 1856 (1: Digitalisat ; 2: Digitalisat ).
- Paul Huot: Beaumarchais en Allemagne, Révélations tirées des archives d’Autriche, A. Lacroix, Verboeckhoven, Paris 1869 (Digitalisat ).
- Henri Cordier: Bibliographie des œuvres de Beaumarchais, A. Quantin, Paris 1883.
- Eugène Lintilhac: Beaumarchais et ses œuvres, Précis de sa vie et histoire de son esprit, D’après des documents inédits, Hachette, Paris 1887 (Digitalisat ).
- Anton Bettelheim: Beaumarchais, Eine Biographie, 2., neubearb. Aufl., C. H. Beck, München 1911 (Erstausg.: Frankfurt am Main 1886).
- Elizabeth Sarah Kite: Beaumarchais and the War of American Independence, 2 Bände, Richard G. Badger, Boston 1918 (Digitalisat ).
- Janis Bernhards Ratermanis, William Robert Irwin: The comic style of Beaumarchais, Greenwood Press, … 1961.
- Gilbert Sigaux: Chronologie de la vie et de l'œuvre de Beaumarchais, in: La Trilogie de Figaro, Le Livre de Poche, Paris 1966, S. …–….
- Streeter Bass: Beaumarchais and the American Revolution, Studies in Intelligence 14, … 1970, CIA-Bericht online.
- Frédéric Grendel: Beaumarchais ou La calomnie, Flammarion, Paris 1973.
- Joseph Sungolowsky: Beaumarchais, Twayne, New York 1974.
- Frédéric Grendel: Beaumarchais, The man who was Figaro, MacDonald & Jane’s, … 1977.
- Gunnar von Proschwitz: Introduction à l’étude du vocabulaire de Beaumarchais, Slatkine Reprints, Genève 1981.
- René Pomeau: Beaumarchais ou La bizarre destinée, Presses Universitaires de France, Paris 1987.
- Brian N. Morton, Donald C. Spinelli: Beaumarchais, a Bibliography, The Oliver and Hill Press, Ann Arbor 1988.
- Jean-Pierre de Beaumarchais: Beaumarchais, Le Voltigeur des Lumières, Gallimard, Paris 1996.
- Sarah Maza: Vies privées, affaires publiques, Les causes célèbres de la France prérévolutionnaire, Fayard, Paris 1997, S. …–….
- Maurice Lever: Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais, 3 Bände (1: 1732–1774; 2: 1775–1784; 3: 1785–1799), Fayard, Paris 1999, 2003, 2004.
- Manfred Flügge: Figaros Schicksal. Das Leben des Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais. dtv, München 2001, ISBN 3-423-24235-3.
- Brian N. Morton, Donald C. Spinelli: Beaumarchais and the American Revolution, Lexington Books, … 2003.
- William D. Howarth: Beaumarchais and the Theatre, Routledge, … 2008.
- Joel Richard Paul: Unlikely Allies, How a Merchant, a Playwright, and a Spy Saved the American Revolution, Riverhead Books, … ….
- Harlow Giles Unger: Improbable Patriot, The Secret History of Monsieur de Beaumarchais, the French Playwright who Saved the American Revolution, University Press of New England, … 2011.
- Gilles Dussert, La machinerie Beaumarchais, Riveneuve, Paris 2012, ISBN 978-2-36013-096-2.
- Bibliothèque nationale de France: Agrégation de lettres modernes 2016, Bibliographie sélective : Beaumarchais, La Trilogie espagnole (…), 2015 (Digitalisat ).
- Tugdual de Langlais: L’armateur préféré de Beaumarchais … Jean Peltier Dudoyer, De Nantes à l’Isle de France, Coiffard, Nantes 2015, ISBN 9782919339280.
- Christian Wasselin: Beaumarchais, Gallimard, Paris 2015, ISBN 9782070461608.
Fiktion
- …, Conradin Kreutzer: Die beiden Figaro, komische Oper, …
- Heinrich Eduard Jacob: Beaumarchais und Sonnenfels, Schauspiel in vier Akten, Georg Müller, München 1919.
- Friedrich Wolf: Beaumarchais, Die Geburt des "Figaro", Ein Schauspiel in 11 Bildern, Moskau 1941.
- Lion Feuchtwanger: Die Füchse im Weinberg, Roman, 2 Bände[23], Amsterdam 1947 f.
- Édouard Molinaro: Beaumarchais, …, Spielfilm, … 1996.
Weblinks
- Literatur von und über Petermichaelgenner/Spielwiese im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Petermichaelgenner/Spielwiese in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Suche nach „Pierre Augustin Caron de Beaumarchais“ im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz [24]
- Werke von Petermichaelgenner/Spielwiese bei Zeno.org.
- Gert Pinkernell: „Namen, Titel und Daten der französischen Literatur“ (Hauptquelle für den Abschnitt „Leben und Schaffen“)
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Patrick Brydone: A Tour Through Sicily and Malta (…) W. Strahan, T. Cadell, London 1773, Band 1, S. 135 (Digitalisat ).
- ↑ Francesco-di-Paola Bertucci: Guida del Monastero dei PP. Benedettini di Catania. Giuseppe Musumeci-Papale, Catania 1846, S. 14 (Digitalisat ).
- ↑ Michel-Jean comte de Borch: Lettres sur la Sicile & sur l’Ile de Malthe. Frères Reycends, Turin 1782, 1. Band, S. 74 (Digitalisat ).
- ↑ Salvatore Maria Calogero: Il Monastero catanese di San Nicolò l’Arena. Dalla posa della prima pietra alla confisca post-unitaria. Editoriale Agorà, Catania 2014, ISBN 978-88-89930-27-4, S. 141–165, 170–182.
- ↑ (Johann Hermann von Riedesel:) Reise durch Sicilien und Großgriechenland. Orell, Geßner, Füeßlin und Comp., Zürich 1771, S. 104 (Digitalisat ).
- ↑ Aus meinem Leben. Von Goethe. Zweiter Abtheilung zweiter Theil, Cotta, Stuttgart und Tübingen 1817, S. 304 (Digitalisat ).
- ↑ Michel-Jean comte de Borch: Lettres sur la Sicile & sur l’Ile de Malthe. Frères Reycends, Turin 1782, 1. Band, S. 74 (Digitalisat ); vgl. Patrick Brydone: A Tour Through Sicily and Malta (…) W. Strahan, T. Cadell, London 1773, Band 1, S. 137 (Digitalisat ).
- ↑ Vgl. Mariangela Liuzzo, Giuseppe Margani: La Cupola. In: Rosa G. Caponetto et al.: Quattro studi sulla chiesa di San Nicolò l’Arena: Indagini storico-costruttive (Documenti, 27). Dipartimento di Architettura e Urbanistica, Università degli Studi di Catania 2004, ISBN 88-901663-0-4, S. 79–138 (Digitalisat ).
- ↑ Salvatore Maria Calogero: Il monastero catanese di San Nicolò l’Arena (IV). Il completamento del monastero e della chiesa (dal 1766 alla confisca post-unitaria). In: Agorà, Periodico di Cultura Siciliana (Catania), 57/2016, S. 66–71 (Digitalisat ).
- ↑ Heute geteilt in Maisons-Alfort und Alfortville.
- ↑ Sie blieb seinetwegen unverheiratet. Die übrigen Schwestern hießen Marie-Josèphe verheiratete Guilbert (1725–1772), Marie-Louise (* 1731), Madeleine-Françoise verheiratete Lépine (* 1734) und Jeanne-Marguerite verheiratete Janot de Miron († 1773).
- ↑ Fritz von Osterhausen: Callweys Uhrenlexikon. Callwey, München 1999, ISBN 3-7667-1353-1, S. 187.
- ↑ Vorlage:Ouvrage
- ↑ Vorlage:Ouvrage
- ↑ Vorlage:Ouvrage
- ↑ Lever p.6
- ↑ Lever p.6
- ↑ Lever p.6-7
- ↑ Lever p.7
- ↑ Hugh Thomas: Beaumarchais in Seville: An Intermezzo. Yale University Press, 2006, ISBN 978-0-300-13464-3, S. 7–8 (google.com [abgerufen am 22. Januar 2018]).
- ↑ Näheres siehe französische Wikipedia
- ↑ Colin et Colette, Les bottes de sept lieues, Léandre marchand d’agnus, Médecin et bouquetière, Jean-Bête à la foire, Zizabelle mannequin.
- ↑ Erster Band unter dem Titel Waffen für Amerika.
- ↑ Achtung: Die Datenbasis hat sich geändert; bitte Ergebnis überprüfen und
SBB=1
setzen
Kategorie:Autor
Kategorie:Literatur (18. Jahrhundert)
Kategorie:Literatur (Französisch)
Kategorie:Drama
Kategorie:Uhrmacher
Kategorie:Schriftsteller (Paris)
Kategorie:Franzose
Kategorie:Geboren 1732
Kategorie:Gestorben 1799
Kategorie:Mann
Personendaten | |
---|---|
NAME | Beaumarchais, Pierre Augustin Caron de |
ALTERNATIVNAMEN | Caron, Pierre Augustin (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Dramatiker |
GEBURTSDATUM | 24. Januar 1732 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 18. Mai 1799 |
STERBEORT | Paris |
Helvetische Revolution

Die Helvetische Revolution von 1798 führte zum Untergang der Alten Eidgenossenschaft und zur Ausrufung der Einen und Unteilbaren Helvetischen Republik. Sie wurde von Frankreich militärisch unterstützt (sogenannter Franzoseneinfall) und war damit zugleich Revolutionsimport und -export.
Die Helvetische Revolution gehört zu den zahlreichen Revolutionen, die seit 1789 in den Nachbarstaaten Frankreichs ausbrachen. Ihren Nährboden fand sie in der Unzufriedenheit der Untertanen mit den Privilegien einzelner Familien bzw. Bevölkerungsgruppen sowie in den Ideen der Aufklärung. Idealisten wie Pestalozzi, Ochs, La Harpe, Rengger, Stapfer, Escher, Usteri und Zschokke wollten einen auf Freiheit und Gleichheit basierenden Idealstaat errichten. Faktoren, die dazu beitrugen, dass die Helvetische Revolution die geweckten Erwartungen nicht erfüllen konnte, waren:
- die den Einheitsstaat sichernde[1], zugleich aber kompromittierende Präsenz französischer Truppen;
- die vorübergehende „Befreiung“ der Ostschweiz durch Österreicher und Russen im Zweiten Koalitionskrieg (1799);
- die Ablösung des in Paris regierenden Direktoriums durch das Konsulat und die Beendigung der Französischen Revolution durch Bonaparte (1799);
- die vier teils von Frankreich geförderten Staatsstreiche infolge der Aufspaltung der Unitarier in radikale Patrioten und gemässigte Republikaner und des Wiedererstarkens der reaktionären Föderalisten (1800–1802);
- die Konterrevolution der durch den Abzug der Franzosen ermutigten Föderalisten (1802)[2].
1803 löste Bonaparte, der im Jahr darauf die Französische Republik in ein Kaiserreich umwandelte, als selbsternannter „médiateur de la confédération suisse“ die Helvetischen Republik auf. Ohne das Rad der Geschichte völlig zurückzudrehen, befriedete er das entzweite Land, indem er die Kantone wieder für souverän erklärte, aber um sechs neue[3] vermehrte (Mediationsverfassung). Der 1798 eingeleitete Prozess, die durch die Staatskirchen gestützte Obrigkeitsherrschaft und den entscheidungsunfähigen Staatenbund abzulösen, liess sich aber auch durch die Restauration des Ancien Régime nach 1813 nicht aufhalten. Er fand seinen Abschluss 1848 in der Gründung des liberalen, demokratischen Bundesstaats[4].
Vorgeschichte
1515: Protektorat/Satellitenstaat Frankreichs nach dessen Sieg bei Marignano; Lieferung von Söldnern[5] gegen Zahlung von „Pensionen“ und Gewährung von Handelsprivilegien
1648: Nach Sieg Frankreichs im Dreissigjährigen Krieg Ausscheiden aus Heiligem Römischem Reich (Westfälischer Friede)
1653: Bauernkrieg im Emmental und Entlebuch gegen Bern und Luzern
1712: Zweiter Villmerger Krieg nach Aufstand der reformierten Toggenburger gegen Fürstabt von St. Gallen
1717–1729: Aufstand in Wilchingen gegen Schaffhausen
1719–1722: Aufstand in Werdenberg gegen Glarus
1723: Entführung des Winterthurer Schultheissen Hans Georg Steiner durch Zürich[6], durch Bern niedergeschlagener Aufstand von Major Davel in der Waadt
1726–1740: Durch Frankreich niedergeschlagener Aufstand im Fürstbistum Basel
1737/38: Revolution in Genf
1749: Henzi-Verschwörung in Bern
1755: Durch Uri niedergeschlagener Aufstand in der Leventina
1756: Bündnis Frankreichs mit „Erbfeind“ Österreich (Renversement des alliances)
1760: Kontroverse um Historizität des (gegen Österreich gerichteten) Wilhelm-Tell-Mythos
1761: Gründung der Helvetischen Gesellschaft in Schinznach-Bad
1764–1767: Gegen Kloster und Schwyz gerichtete Freiheitsbewegung in Einsiedeln
1766–1768: Durch Bern, Luzern, Freiburg und Solothurn niedergeschlagener Aufstand im preussischen Neuenburg
1771: Reformen von Kanzler Maupeou in Frankreich (von Ludwig XVI. rückgängig gemacht)
1776: Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten
1777: Erneuerung des Bündnisses mit Frankreich
1780–1790: Reformen Kaiser Josephs II. in den Staaten des Hauses Österreich
1781/82: Durch Bern niedergeschlagener Bauernaufstand unter Führung von Pierre-Nicolas Chenaux in Freiburg; durch Frankreich, Bern und Sardinien niedergeschlagene Revolution in Genf
1783: Sieg der Vereinigten Staaten im Unabhängigkeitskrieg
1784: Durch Zürich niedergeschlagene Erhebung von Stein am Rhein
1787: Ablehnung der Besteuerung von Klerus und Adel durch französische Notabelnversammlung
Zeittafel Vorrevolution (1789–1798)

1789: Einberufung der Generalstände, Vereinigung der Abgeordneten zur Nationalversammlung, Abschaffung von Privilegien und Feudalrechten, Wilhelm Tell Held der Französischen Revolution; von Klerus und Adel geschürte Aufstände in einzelnen Staaten des Hauses Österreich
Emigration französischer Konterrevolutionäre in die Schweiz und schweizerischer Revolutionäre nach Paris
1790/91: Durch Bern niedergeschlagene Freiheitsbewegungen im Unterwallis und in der Waadt
1791: Umwandlung Frankreichs in eine konstitutionelle Monarchie
1792: Ausbruch des Ersten Koalitionskriegs (Eidgenossenschaft bleibt trotz anderweitiger Bestrebungen in Bern neutral), Tuileriensturm, Entlassung der Schweizer Regimenter, Niederlage der Preussen und Österreicher bei Valmy, Ausrufung der Französischen Republik, Anschluss Savoyens an Frankreich, Ausrufung der Raurachischen Republik im Norden des Fürstbistums Basel, Sturz des Ancien Régime in Genf
1792–1795: Herrschaft des Nationalkonvents in Frankreich
1793: Anschluss der Raurachischen Republik an Frankreich (Departement Mont-Terrible), Hinrichtung Ludwigs XVI., Ausrufung der Mainzer Republik
1793–1811: Section Guillaume Tell in Paris
1793–1795: Revolution in der Fürstabtei St. Gallen
1794/95: Niedergeschlagene Demokratiebewegung am Zürichsee (Memorial, Stäfner Handel)
1795: Anschluss des heutigen Belgiens an Frankreich, Ausrufung der Batavischen Republik in den Niederlanden, Friede von Basel zwischen Frankreich und Preussen
1795–1799: Herrschaft des Direktoriums in Frankreich
1796/97: Siegreicher Italienfeldzug Bonapartes
1796: Ausrufung der Cispadanischen und der Transpadanischen Republik
1797: Ausrufung der Ligurischen, der Cisalpinischen und der Cisrhenanischen Republik, Abfall von Chiavenna, Veltlin und Bormio von den Drei Bünden und Anschluss an die Cisalpinische Republik, Friede von Campoformio zwischen Frankreich und Österreich (u. a. Abtretung des Fricktals an Frankreich), Durchreise Bonapartes durch die Schweiz, Annexion des Südjuras und Biels durch Frankreich
1797–1799: Verhandlungen über die Abtretung des linksrheinischen Deutschlands an Frankreich und die Säkularisation der Geistlichen Territorien des Römischen Reichs auf dem Rastatter Kongress
Zeittafel 1798
Bis zur Gründung der Helvetischen Republik

20. Januar: Eintreffen französischer Truppen unter Ménard im französischen Grenzort Versoix
24. Januar: Ausrufung der Lemanischen Republik in der Waadt
25. Januar: Ermordung zweier französischer Husaren, die Ménards Adjutanten zu Verhandlungen mit dem bernischen Oberbefehlshaber von Weiss begleiteten (Zwischenfall von Thierrens)
26. Januar: Vorschlag Abraham Friedrich von Mutachs, Frankreich den Krieg zu erklären
27. Januar: Unterstellung Ménards unter General Brune
28. Januar: Einmarsch Ménards in die Waadt, Anschluss Mülhausens an Frankreich (Departement Haut-Rhin), General Schauenburg in den Jura entsandt
1. Februar: Berufung von 52 Abgeordneten der Landstädte und der Landschaft in den bernischen Grossen Rat, Ausrufung des Freistaats Toggenburg
5. Februar: Ausrufung der Republik Sax
10. Februar: Verlegung von Schauenburgs Hauptquartier nach Biel
12./15. Februar: Freilassung der Gemeinen Herrschaften Lugano, Mendrisio, Locarno und Vallemaggia durch die Dreizehn Alten Orte ohne Appenzell
14. Februar: Ausrufung der Republik der Landschaft St. Gallen
Mitte Februar: Freilassung der Stadtvogteien durch Zug
17. Februar: Abschluss eines 14-tägigen Waffenstillstands zwischen Frankreich und Bern
22. Februar: Freilassung des Unterwallis
23. Februar: Anschluss von Riva San Vitale an die Cisalpinische Republik (am 16. März rückgängig gemacht)
1. März: Ultimatum General Brunes an Bern
2. März: Besetzung Solothurnd durch Schauenburg und Freiburgs durch Brune
2./3. März: Freilassung der Gemeinen Herrschaften Thurgau, Rheintal und Sargans durch die Acht Alten Orte und (nur Rheintal) Appenzell
4. März: Einsetzung einer provisorischen Regierung in Bern
5. März: Sieg Schauenbergs bei Fraubrunnen und am Grauholz, Gefecht bei Neuenegg
6. März: Einmarsch Brunes in Bern, Beschlagnahmung des Staatsschatzes, dessen Hauptteil aber in England angelegt war
7. März: Jubelfeier in der Waadt
8. März: Freilassung der March durch Schwyz
11. März: Freilassung Werdenbergs durch Glarus
13. März: Errichtung des Freiheitsbaums in Zürich
… März: Freilassung der Vogtei Gaster (mit Gams) durch Schwyz und Glarus
14. März: Freilassung der Leventina durch Uri
15. März: Bildung einer provisorischen Regierung im Land hinter der Sitter, Ansätze eines Bürgerkriegs in Appenzell Ausserrhoden
19. März: Freilassung der Vogteien Baden und Untere Freie Ämter durch Zürich, Bern und Glarus
21. März Freilassung der Vogtei Uznach durch Schwyz und Glarus
28. März: Freilassung der Vogtei Obere Freie Ämter durch die Acht Alten Orte ohne Uri
… April: Freilassung der Vogteien Bellinzona, Riviera und Blenio durch Uri, Schwyz und Nidwalden
12. April: Ausrufung der Helvetischen Republik (Hauptstadt provisorisch Aarau, dann Luzern, ab 1799 Bern)
Nach Gründung der Helvetischen Republik

… April: Bildung der Kantone Lugano und Bellinzona (1803 Vereinigung zum Kanton Tessin)
15. April: Anschluss Genfs an Frankreich (Departement Léman)
26. April: Eintreffen der französischen Brigade Nouvion in Zürich
30. April: Eintreffen der französischen Brigade Jordy in Luzern, Sieg der Franzosen unter Generaladjutant Fressinet über die Glarner bei Wollerau
2. Mai: Sieg der Franzosen unter Generaladjutant Fressinet über die Schwyzer bei Schindellegi, Sieg der Schwyzer unter Landeshauptmann Reding über die Franzosen bei Rothenthurm
3. Mai: Kapitulation von Glarus, Besetzung von Einsiedeln durch Nouvion (Plünderung des Klosters)
4. Mai: Kapitulation von Schwyz, Bildung der Kantone Säntis und Kantons Linth
27. Mai: Sieg von Franzosen, Unterwallisern und Waadtländern über die Oberwalliser im Pfynwald
30. Mai: Bildung des Kantons Waldstätten
29. August: Ablehnung der Helvetischen Verfassung durch die Landsgemeinde von Nidwalden
7.–9. September: Besetzung Nidwaldens durch Schauenberg (Schreckenstage von Nidwalden)
Basel Waadt Aarau, Unteraargau Luzern Zürich Schaffhausen Freiburg Unterwallis Solothurn Fürstabtei Sankt Gallen Thurgau Rheintal Sargans Abtei Pfäfers Lugano, Mendrisio, Locarno, Val Maggia Leventina (S. 152) Riva San Vitale Oberes Freiamt Grafschaft Baden Unteres Freiamt Sax Veltlin Werdenberg Gaster Uznach March Einsiedeln Küssnacht Zug Appenzell Ausserrhoden Bern • Emmental, Berner Oberland • • Fürstbistum Basel • • Mülhausen • • Biel • • Genf • • Drei Bünde •
Literatur
- Anton von Tillier: Geschichte der helvetischen Republik, von ihrer Gründung im Februar 1798 bis zu ihrer Auflösung im Frühjahr 1803, vorzüglich aus dem helvetischen Archiv und andern noch unbekannten handschriftlichen Quellen. 1. Band, Chr. Fischer, Bern 1843, S. 1–160 (Digitalisat ).
- Holger Böning: Der Traum von Freiheit und Gleichheit. Helvetische Revolution und Republik (1798–1803) – Die Schweiz auf dem Weg zur bürgerlichen Demokratie. Orell Füssli, Zürich 1998, ISBN 3-280-2808-7.
- Georges Andrey: L’Histoire de la Suisse pour les Nuls. Des origines à 1815. (2. Aufl.) Éditions First-Gründ, Paris 2011, ISBN 978-2-7540-2262-0, S. 193–283 (Pax Helvetica, Vorrevolution, Helvetische Republik).
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ 1798 namentlich durch die Niederschlagung der Konterrevolution von Schwyz, Glarus, Nidwalden, Uri und Zug (Gefechte bei Wollerau, Schindellegi und Rothenthurm) sowie des Aufstands in Nidwalden.
- ↑ Der sogenannte Stecklikrieg endete mit der kampflosen Kapitulation der Föderalisten nach der Rückkehr der Franzosen.
- ↑ Aargau, Graubünden, St. Gallen, Thurgau, Tessin, Waadt.
- ↑ Nach der Niederlage der katholisch-konservativen Kantone im Sonderbundskrieg (1847).
- ↑ Kämpften trotz offizieller Neutralität der Schweiz unter deren Flagge. Darunter waren zunehmend auch Nichtschweizer.
- ↑ Vgl. Johann Conrad Troll: Geschichte der Stadt Winterthur, nach Urkunden bearbeitet, 5. Theil, Winterthur 1845 (Digitalisat ), S. 113–132.
Schreckenstage von Nidwalden | |||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Teil von: Helvetische Republik | |||||||||||||||||
![]() Helvetische Revolution | |||||||||||||||||
Datum | 9. September 1798 | ||||||||||||||||
Ort | Nidwalden | ||||||||||||||||
Ausgang | Französischer Sieg | ||||||||||||||||
|
Die Schreckenstage von Nidwalden waren eine militärische Auseinandersetzung zwischen französischen Truppen, die von der Helvetischen Republik zu Hilfe gerufen wurden, und dem Land Nidwalden. Sie fanden vom 7.–9. September 1798 statt.
Vorgeschichte
Anfang 1798 wurde in den meisten Gebieten der Eidgenossenschaft das Ancien Régime gestürzt, am 5. März die von ihrem Patriziat regierte Stadt Bern, welche den Abfall ihrer Untertanengebiete nicht hinnehmen wollte, von französischen Truppen besetzt. In Aarau konstituierten darauf am 12. April zwölf Kantone, worunter Luzern und Obwalden, die Helvetische Republik. Nicht vertreten waren Uri, Schwyz, Nidwalden, Glarus und Zug. Sie wollten an ihrer Souveränität festhalten und störten sich an der liberalen Verfassung, besonders an der Religionsfreiheit.
Die erwähnten fünf Kantone versuchten unter der Führung von Alois von Reding vergeblich, Bern, Aarau und Zürich zu besetzen. Nach den Gefecht von Wollerau kapitulierte Glarus und nahm die helvetische Verfassung an, das Gleiche tat Schwyz nach den Gefechten bei Schindellegi und Rothenthurm. Um das nicht mit ihrer Bevölkerungszahl korrespondierende Gewicht der kleinen Kantone im Senat der Helvetischen Republik zu reduzieren, wurden die beiden Grosskantone Waldstätten (Hauptort Schwyz) und Linth (Hauptort Glarus) geschaffen.
Zwischen dem 30. April und dem 3. Mai konnten sich die Truppen Redings teilweise erfolgreich gegen die 12'000 Franzosen behaupten. Am 3. Mai sah sich allerdings auch Reding dazu gezwungen, einen Waffenstillstand mit Schauenburg abzuschliessen. Angesichts der militärischen Übermacht der Franzosen beschlossen die Landsgemeinden der Innerschweiz, die Verfassung der Helvetischen Republik anzunehmen. Als Strafe für den Widerstand wurden die Innerschweizer Kantone zum neuen helvetischen Kanton Waldstätte zusammengefasst und blieben nicht wie ursprünglich vorgesehen als eigenständige Kantone bestehen. Als wichtigste Folge dieser Massnahme reduzierte sich damit das Stimmengewicht der konservativen Innerschweiz im Senat, der zweiten Kammer der Helvetischen Republik, drastisch. Erst nach der Unterwerfung der Innerschweiz erhoben sich am 17. Mai auch die Walliser erfolglos gegen Frankreich.
Am 29. August lehnte die Landsgemeinde von Nidwalden auf Betreiben des Kapuzinerpaters Paul Styger dann aber doch die Einführung der Helvetischen Verfassung sowie die Eingliederung in den neuen Kanton Waldstätte ab. Er wollte nicht zulassen, «dass die blutdürstigen fränkischen Gessler ihnen [den Nidwaldnern] das kostbare Kleinod der Religion und der Freiheit» entrissen. Grund für den Widerstand der Landsgemeinde war vor allem die Propaganda der konservativen Kreise, insbesondere auch der katholischen Geistlichkeit. Sie verwies besonders auf den Treueeid auf die helvetische Verfassung, in dem die traditionelle Anrufung Gottes fehlte sowie auf die in der Verfassung verankerte Niederlassungs- und Religionsfreiheit und weckte Ängste vor dem Zerfall des traditionellen katholischen Glaubens. Weiter machten Emigranten den Nidwaldern Hoffnung auf eine österreichische Intervention zugunsten der Innerschweiz, falls Frankreich oder die Helvetische Republik militärisch gegen die Innerschweiz vorgehen sollten.
Das Direktorium der Helvetischen Republik entschloss sich, Hilfe von Frankreich zu erbitten und sofort militärisch in Nidwalden zu intervenieren, um ein Übergreifen des Aufstands auf den Rest der Helvetischen Republik zu verhindern.
Verlauf
Am 9. September griffen rund 10'000 Franzosen unter General Balthasar Alexis Henri Antoine von Schauenburg aus allen Richtungen Nidwalden an. Aus militärischer Sicht war Widerstand sinnlos. Das Volk von Nidwalden wurde von der katholischen Geistlichkeit dennoch in den Kampf getrieben, da man hoffte, damit die versprochene österreichische Intervention auszulösen. Etwa 1600 Nidwaldner kämpften gegen die Truppen Schauenburgs. Am Kehrsitenberg gelang es zwar 30 Nidwaldnern, während ca. fünf Stunden 800 Franzosen in Schach zu halten, die völlige Niederlage Nidwaldens war jedoch unvermeidlich. Auf den französischen General Schauenburg machte der verzweifelte Widerstand grossen Eindruck, er berichtete von der «unglaublichen Hartnäckigkeit dieser Menschen, deren Kühnheit bis zur Raserei ging. Man schlug sich mit Keulen. Man zermalmte sich mit Felsstücken.»
Der verbissene Widerstand der Nidwaldner hatte zur Folge, dass die französischen Truppen entgegen den Weisungen ihres Führers Schauenburg mit Übergriffen auf die Zivilbevölkerung antworteten. Weite Teile Nidwaldens wurden geplündert und gebrandschatzt. Die Orte Ennetmoos, Stansstad und Buochs wurden völlig zerstört, der Hauptort Stans teilweise.
Folgen

Das Gefecht und die anschliessenden Massaker forderten etwa 400 Opfer aus Nidwalden, darunter über hundert Frauen und 26 Kinder. Die Franzosen sollen bei diesem Gefecht der Legende nach an die 2000 Mann verloren haben, vermutlich waren es aber bedeutend weniger (100–150). Zahlreiche Ortschaften und Weiler Nidwaldens waren verwüstet, 600 Wohnhäuser und viele Kirchen niedergebrannt, die Menschen ausgeplündert. Das Elend der Überlebenden war so gross, dass selbst die Gegner unter dem kriegserfahrenen abgehärteten Schauenburg vom Mitleid über das angerichtete Unheil überwältigt wurden und Nahrungsmittel unter der Bevölkerung verteilten, finanziert durch das Siegeshonorar des Generals von 60'000 damaligen Franken.[1] Das Direktorium in Paris erhob eine freiwillige «Liebessteuer», die Solidarität in den anderen Kantonen war gross. Johann Heinrich Pestalozzi bekam den Auftrag, ein Heim für Kriegswaisen in Stans zu bauen.
Schauenburg nahm die Unterstützung Nidwaldens durch Schwyz und Uri zum Anlass, die ganze übrige Innerschweiz zu besetzen und zu entwaffnen. Die Nidwaldner mussten auf dem Stanser Hauptplatz antreten, wo sie unter einem Freiheitsbaum den Eid zu leisten hatten. Der Winkelriedfigur, Symbol des Widerstandes (→Schlacht bei Sempach), wurden Speer und Schwert abgenommen. Der Aufstand in Nidwalden wurde damals durch die Berichterstattung über das Leiden der Nidwaldner Bevölkerung weit über die Grenzen der Schweiz hinaus bekannt, die Kämpfenden wurden in Frankreich feindlich gesinnten Ländern der Koalition als Helden gefeiert.
Literatur
- Peter Dürrenmatt: Schweizer Geschichte, Schweizer Verlagshaus, 1963
- Karin Schleifer-Stöckli: Nidwalden, Abschnitt 4.1.1 – Von der Helvetik zum Bundesstaat (1798–1848). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Hansjakob Achermann: Allweg. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Franz Joseph Gut: Der Überfall in Nidwalden im Jahre 1798 in seinen Ursachen und Folgen, Stans, 1862
Online-Faksimile: bei Google-Books und bei der Bayerischen Staatsbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Burkhard.
Nidwalden Nidwalden Kategorie:Geschichte (Kanton Nidwalden) Kategorie:Konflikt 1798
Gefecht bei Schindellegi
Nach einem Kritiker Paul Stygers
Ein anonymer Kritiker Paul Stygers[1] lässt diesen streitbaren Kapuzinerpater am Gefecht bei Wollerau teilnehmen. Dahinter ist aber wohl ein Fragezeichen zu setzen, da Styger noch am Vortag dabei gewesen war, als die Schwyzer einige Stunden lang Luzern besetzt gehalten hatten. Der Autor schreibt: „Den 30ten (…) griffen die Franken die bey Wollrau vereinigten Schweizer und Glarner mit einem heftigen Feuer aus dem kleinen Gewehr an, sie wurden aber im Beyseyn des Pater Pauls mit beträchtlichem Verlurst bis an den Grenzbach bey Rychtenschwyl zurückgeschlagen; allein die Schweizer (lies: Glarner) wurden durch unvermuthetete Kartetschenschüsse gezwungen, sich auf ihre vorigen Positionen bey Wollrau zu begeben.“ Den Rückzug der Glarner aus Wollerau verschiebt der Autor um einen Tag auf den 1. Mai und fährt fort: „die sich allein überlaßnen Schweizer zogen sich samt dem Pater Paul auf die Schindellegi zurück; indessen giengen die Franken durch die sogenannten Höf gegen dem Ezel zu (…)“[2]
Nach Zschokke
Wie der mit Reding befreundete, aber im Dienst der Helvetischen Republik stehende approbierte lutherische Prediger[3] Heinrich Zschokke[4] in seiner Geschichte vom Kampf und Untergang der schweizerischen Berg- und Waldkantone schreibt, war Wollerau der Ort, wo man den Angriff der Franzosen am wenigsten erwartet hatte.[5] Zschokke überliefert die Anekdote, wonach der verblutende Hauptmann Hauser von Näfels von einem französischen Offizier (Fressinet) für einen Landsmann gehalten, aufgehoben und mit den Worten „Muth, Kamerad, Muth!“ getröstet worden sei, worauf Hauser geantwortet habe: „es fehlt mir nicht an Muth, nur an Kräften.“ Auf Anordnung des Franzosen sei er dann in Wädenswil gesund gepflegt worden.[6]
Scharf klagt der Autor sodann den Benediktinerpater an, der die Verteidiger des Etzels kommandiert hatte: „(…) als der infame Pfarrer von Einsiedlen Marian Herzog die Franken vom weiten anrücken sah, verließ er mit seinem vielen Volk und Kanonen diesen unüberwindlichen Paß auf die schändlichste Weise, obschon er den Schweizern mit einem theuern Eyd versprochen hatte, denselben bis auf den letzten Mann zu vertheidigen.“ Dem Autor zufolge wehrten die Schwyzer bei Schindellegi einen Angriff der Franzosen ab, doch sei ihnen dann hinterbracht worden, „daß der meineydige Pfarrer von Einsiedlen den Franken, ohne einige Gegenwehr den Ezel eingeräumt habe, und daß selbige Einsiedlen wirklich besetzt hätten“. Der Autor fuhr fort: „Aus Furcht, sie möchten von ihren Waffenbrüdern, welche beym Rothenthurn lagen, gänzlich abgeschnitten werden, mußten sie ihre vortheilhafte Position an der Schindellegi verlassen, und sich samt ihren Kanonen über die Altmatt gegen den Rothenthurm zurückziehen.“[7]
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Vgl. Christian Schweizer: Styger, Paul. In: Historisches Lexikon der Schweiz..
- ↑ Leben und Thaten des in der Revolutions-Geschichte Helvetiens so berühmten Kapuziners Pater Paul Stiger (…) Ohne Erscheinungsort 1799, S. 10 f.; übernommen von (Heinrich Zschokke:) Der aufrichtige und wohlerfahrene Schweizer-Bote, 1. Band, (Luzern) 1798, Nr. 14 (2. Vierteljahr 1799), S. 110.
- ↑ Werner Ort: Heinrich Zschokke (1771–1848). Eine Biografie. Baden 2013, S. 118/120.
- ↑ 1799 Regierungskommissär in Unterwalden, 1799/1800 im Kanton Waldstätten, 1800 im Tessin, 1800/01 Regierungsstatthalter des Kantons Basel.
- ↑ Heinrich Zschokke: Geschichte vom Kampf und Untergang der schweizerischen Berg- und Waldkantone (…) Bern/Zürich 1801, S. 308 f.
- ↑ Heinrich Zschokke: Geschichte vom Kampf und Untergang der schweizerischen Berg- und Waldkantone (…) Bern/Zürich 1801, S. 310 f.
- ↑ Leben und Thaten des in der Revolutions-Geschichte Helvetiens so berühmten Kapuziners Pater Paul Stiger (…) Ohne Erscheinungsort 1799, S. 10–12; übernommen von (Heinrich Zschokke:) Der aufrichtige und wohlerfahrene Schweizer-Bote, 1. Band, (Luzern) 1798, Nr. 14 (2. Vierteljahr 1799), S. 110.
Die revolutionären Anfänge der Kantonsschule Aarau

Die älteste nichtkirchliche Mittelschule der Schweiz wurde von Privaten als Kaderschmiede der Helvetischen Revolution gestiftet. Den Lehrplan bestimmten Postulate der Aufklärung, der Unterricht war antiautoritär. Die meisten Lehrer, worunter die Pestalozzianer Georg Franz Hofmann und Andreas Moser sowie der bedeutende Mathematiker Johann Christian Martin Bartels, stammten aus Deutschland, die meisten Schüler von ausserhalb des neu gegründeten Kantons Aargau, namentlich aus dem Kanton Léman. Schon im Jahr ihrer Gründung wurde die Schule Opfer einer Hexenjagd gegen angebliche Illuminaten. Nach der Auflösung der Helvetischen Republik durch Napoleon wurde sie durch den deutschen Nationalisten Ernst August Evers in ein Gymnasium verwandelt, wobei die verbliebenen Lehrer vertrieben wurden und die Zahl der Schüler auf ein Drittel zurückging. Die Geschichte ihrer Gründung wurde umgeschrieben, die revolutionären Anfänge totgeschwiegen, der Philanthrop Johann Rudolf Meyer Vater als Gründer, Evers als Retter der Schule dargestellt.
Aaraus Stadtschulen emanzipieren sich
Realien statt toter Sprachen (1787–1798)
Aaraus Knaben besuchten Ende des 18. Jahrhunderts gewöhnlich neun Jahre die Stadtschulen. Deren Oberstufe stand (abgesehen vom Religionsunterricht) noch immer unter dem Einfluss des Deutschen Humanismus. Da die Unternehmer der Stadt ihre Söhne aber nicht mehr wie künftige Geistliche ausbilden lassen wollten, teilte die Schulordnung von 1787 die Oberstufe auf: In der lateinischen Schule, die auf den Besuch der Hohen Schule in Bern vorbereitete, gab es ausser den alten Sprachen einzig die Fächer Geografie und Geschichte. Ein Jahr später hatte diese Schule nur noch zwei Schüler, was auch am Lehrer lag. An der neu eröffneten Realschule dagegen wurden Vernunftlehre, Naturlehre, Politik (Geschichte, Geografie), Statistik (Staatskunde) und Mathematik unterrichtet, wenn auch an erster Stelle immer noch die Religion stand. Die deutsche Sprache kam endlich zu ihrem Recht, doch wurde das Aufsatzschreiben an den Schreib- und Zeichenmeister delegiert. Französischunterricht erteilte – falls überhaupt – der Unterstufenlehrer. Von Opposition gegen die Herrschaft Berns, dessen Werkzeug die reformierte Staatskirche war, zeugt der Beschluss des Schulrats, Direktor (und einziger Lehrer) der Realschule dürfe nie ein einheimischer Geistlicher werden. Diese Stelle erhielten dann in Zürich ausgebildete Theologen: zuerst Konrad Fischer (…–…) und nach dessen Wahl zum Pfarrer von Tegerfelden (1796) Ludwig Rahn (1770–1836).[1]
1793 erreichten die berntreuen Pfarrer Johann Jakob Pfleger (1746–1819) und Franz Ludwig Stephani (1749–1813), dass schon vom dritten Schuljahr an und möglicherweise auch wieder an der Realschule Latein unterrichtet wurde. Im Gegenzug veränderten zwei spätere Revolutionäre, Fabrikant Johann Georg Hunziker (…–…) und Pfarrer Johann Georg Fisch (1758–1799), beim Weggang von Direktor Fischer den Lehrplan der Realschule: An die Stelle der Fächer Vernunftlehre, Statistik, Moral und Briefschreiben traten Technologie, Gesundheitslehre und Aufsatzschreiben. Naturlehre und Arithmetik wurden auf die Praxis in Landwirtschaft, Handel und Gewerbe ausgerichtet.[2]
1798 wirkten an der Oberstufe der Stadtschulen je ein Lehrer der unteren Lateinschule, der oberen Lateinschule und der Realschule, ein Schreib- und Zeichenmeister sowie ein Singmeister.[3] Daneben existierte eine Privatschule für Knaben, die vom Zürcher Johann Heinrich Rahn (1726–1801) unter Beteiligung seines Bruder Johann Jakob (1728–1802) gegründet worden war.[4] Johann Heinrich war mit einer Freundin von Pestalozzis Frau verheiratet. Das Rahnsche Institut bereitete etwa 24 Zöglinge vorwiegend auf den Kaufmannsberuf vor.[5] Es war durch eine betont familiäre und freie Atmosphäre gekennzeichnet.[6] Leiter war seit 1793 der erwähnte Ludwig Rahn (ein Sohn Johann Heinrichs), mit dem Pestalozzi ebenfalls herzliche Kontakte pflegte.[7]
Fachlehrer statt Theologen (1798–1801)
Im Februar 1798 wollten die Schulknaben, die seit 1789 ein bewaffnetes und uniformiertes Kadettenkorps bildeten, die Aarauer Revolution verteidigen helfen, was ihnen aber nicht gestattet wurde.[8] Zu Beginn der Revolution wurde die obere Lateinschule wegen zu geringen Besuchs aufgehoben.[9]
Als zuständiger Minister der Helvetischen Republik versuchte Philipp Albert Stapfer das Schulwesen zu verbessern. Unter anderem setzte er in jedem Kanton einen Erziehungsrat und in jedem Distrikt einen Schulinspektor ein. Der aargauische Erziehungsrat stand unter der Leitung von Stapfers Freund und Mitarbeiter Fisch und nahm seine Arbeit im November 1798 auf. Im Januar 1799 wandte er sich Aaraus Stadtschulen zu, die Vorbildcharakter erhalten sollten.[10] Bei Fischs Tod im März lag bereits der Entwurf für die Reorganisation der Knabenschulen vor. Auf der Oberstufe, die vier Jahre dauerte[11], unterrichteten neu drei Fachlehrer. Der Religionsunterricht wurde durch eine Stunde Moral ersetzt. Es gab aber – wohl aus Kostengründen – auch einen Rückschritt: Latein war wieder obligatorisch (bis 1804) und beanspruchte am meisten Wochenstunden. Dazu trat neu das Französische. Das Deutsche fristete immer noch ein Schattendasein. Den übrigen Lehrstoff bildeten Geschichte, Konstitution (Verfassungskunde), Geografie, Archäologie (Altertumskunde), Rechnen, Geometrie, Algebra, Trigonometrie, angewandte Mathematik, Naturbeschreibung, Physik, Naturgeschichte, Technologie und Buchhaltung. Daneben war der Unterricht des Schreib- und Zeichenmeisters sowie des Singmeisters zu besuchen.
Der Erziehungsrat ernannte die meisten Mitglieder der neu geschaffenen Stadtschulkommission selber.[12] Der Reform der Stadtschulen erwuchs kein Widerstand, zumal sie keine zusätzlichen Stellen erforderte. Im April 1799 wurde die Stadtschulkommission mit der Ausführung beauftragt. Es ging aber noch bis zum Frühjahr 1800, bis das Lehrpersonal der Oberstufe komplett war: Johann Christian Martin Bartels (1769–1836) aus Braunschweig unterrichtete Mathematik, Wilhelm Benjamin Gautzsch (1771–1835) aus dem hannoverschen Hoya Geschichte und Geografie und Andreas Wanger[13] (1774–1836) aus Aarau Sprachen. Bartels und Gautzsch sassen auch in der Stadtschulkommission. Gautzsch fungiert dort und später in der Kantonsschulkommission als Aktuar.[14] Der Theologe Wanger hingegen wurde nicht an die Kantonsschule übernommen.
Kaderschmiede der Helvetischen Revolution
Stiftung (1801)
Eröffnung (1802)
Illuminatenverfolgung (1802)
Schüler aus dem ganzen Land (1803)
Umwandlung in ein Gymnasium
Berufung des deutschen Nationalisten Evers (1804)
Vertreibung der Lehrer
Zwei Drittel weniger Schüler
Sexskandal im Hause Evers (1817)
Umschreibung der Gründungsgeschichte
Totgeschwiegene Revolutionäre
„Vater Meyer“ als angeblicher Gründer
Evers als angeblicher Retter
Literatur
- Johann Georg Fisch: Denkschrift über die letzten Begebenheiten in der Bernerischen Munizipalstadt Arau im Argau. Basel 1798.
- Andreas Moser: Gesunder Menschenverstand über die Kunst Völker zu beglücken (…) (Sankt Gallen 1800).
- Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau, zum Druke befördert von der neuen literärischen Gesellschaft in Aarau. (Aarau) 1802.
- Andreas Moser: Lieder zur Aufmunterung zur Tugend, zur Beförderung menschlicher Geselligkeit, zur Erhöhung der Freuden und zur Belebung des beglückenden Frohsinns (…) Erstes Heft (mehr nicht erschienen), Aarau 1802.
- Johann Jakob Pfleger: Ein Wort an seine lieben Mitbürger zur Belehrung, Warnung und Beruhigung über Mosers gesunden Menschenverstand (…) Arau 1802.
- Andreas Moser: Der Kampf eines Laien mit einem Priester, oder Vertheidigung und Beleuchtung des gesunden Menschenverstandes gegen den erklärten Feind desselben Johann Jakob Pfleger, ersten Pfarrer in Aarau. (…) Helvetien (Bern) 1802.
- Georg Franz Hofmann: Ueber Entwicklung und Bildung der menschlichen Erkenntnisskräfte, zur Verbindung des Pestallozzischen (sic) Elementarunterrichts mit dem wissenschaftlichen Unterrichte in Realschulen. Basel/Arau 1805.
- (Ernst August Evers:) Fragment der Aristotelischen Erziehungskunst, als Einleitung zu einer Prüfenden Vergleichung der antiken und modernen Pädagogik, nebst einem Beytrag zur Geschichte der Kantonsschule in Aarau. Basel/Aarau 1806.
- Ernst August Evers: Vater Johann Rudolf Meyer, Bürger von Aarau, eine Denkschrift. Aarau 1815.
- Franz Xaver Bronner: Der Canton Aargau, historisch, geographisch, statistisch geschildert (…) 2 Bände, Sankt Gallen/Bern 1844.
- Martha Reimann: Die Geschichte der Aarauer Stadtschulen von ihren Anfängen bis zum Ende der bernischen Herrschaft (1270–1798). Aarau 1914.
- Ernst Jörin: Der Aargau 1798–1803, vom bernischen Untertanenland zum souveränen Großkanton (Argovia 42). Aarau 1929.
- Peter Genner: Von Aarau nach Bayern, Auswanderung und Niedergang der Unternehmerfamilie Meyer. In: Aarauer Neujahrsblätter, 2. Folge, 85/2011, S. 36–69, 86/2012, S. 97–143.
- Peter Genner: Nach dem Ende der Klosterherrschaft – Schweizer Revolutionäre im Pfaffenwinkel. In: Der Welf (Schongau). 13/2013, S. 69–192.






Franz Xaver Bronner.

Ernst August Evers.
Johann Rudolf Meyer (Fabrikant, 1768)
Der Seidenbandfabrikant und Naturforscher Johann Rudolf Meyer Sohn (1768–1825) betrieb die Gründung der ältesten Kantonsschule der Schweiz.
1801 stellte Meyer den bayerischen Pestalozzi-Schüler Andreas Moser (1766–1806) als Hauslehrer und Bibliothekar ein. Wohl unter dessen Einfluss forderte er in einem Aufsatz, „daß bey jeder öffentlichen Erziehung, die sey körperlich oder geistig, keine Einmischung von Glaubensmeinungen irgend einer Art statt habe“.[15] Zusammen mit Gruner gab er den Anstoss zur Gründung der 1802 eröffneten ältesten Kantonsschule der Schweiz. Auch Moser beteiligte sich daran. Ausserdem führte er an Aaraus Stadtschulen die Pestalozzische Unterrichtsmethode ein. Wegen Mosers anderweitiger Beanspruchung schickte Meyer seine Söhne in Pestalozzis Institut in Burgdorf. Sein Vater und Jérôme halfen bei der Finanzierung der Kantonsschule. Er selber unterrichtete dort unentgeltlich Chemie und Physik. Leiter der Schule wurde der erste Redaktionssekretär der helvetischen Regierung, Georg Franz Hofmann. Mathematiklehrer Johann Christian Martin Bartels war wie Meyer ein Lichtenberg-Schüler. Moser schuf mit dem Telliring den ältesten Turnplatz der Schweiz. In seinem 1800 erschienenen Werk Gesunder Menschenverstand[16] hatte er neben der Demokratie auch offen den Deismus propagiert. Deshalb machte ihn Aaraus erster Pfarrer Johann Jakob Pfleger wenige Monate nach Eröffnung der Kantonsschule zur Zielscheibe einer Hetzkampagne.[17] Damit gab der altgesinnte Geistliche das Signal zum Ausbruch der Konterrevolution gegen die Helvetische Republik (Stecklikrieg), die Berns Aristokratie von langer Hand vorbereitet hatte. Mit dem Tod bedroht, musste Moser nach München fliehen. In der Folge wurden alle übrigen Kantonsschullehrer der revolutionären Periode entlassen und die meisten von ihnen aus Aarau vertrieben.
Die Verfolgung von Anhängern der Helvetischen Republik liess die Familie Meyer ihre Fabrik und ihr Vermögen nach Bayern transferieren, wo Kurfürst Max Joseph und sein Minister Montgelas radikale Reformen durchführten.
Johann Samuel von Gruner
Zusammen mit seinem Freund Meyer betrieb Johann Samuel von Gruner (1766–1824) die Gründung der Kantonsschule. Laut der Schrift Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau war er es, „der den ersten Gedanken und Plan zur Errichtung der Kantonsschule entworfen und in Aufnahme gebracht hat“.[18]
Johann Rudolf Meyer (Fabrikant, 1739)
Dass Meyers gleichnamiger Vater (1739–1813) der Gründer der Kantonsschule gewesen sei, ist eine der Legenden, die dessen Leben umweben.
Die Gründung der ältesten Kantonsschule der Schweiz (1801/02) wurde von Meyers Sohn Johann Rudolf und von dessen Freund Bergdirektor Johann Samuel Gruner betrieben. Beteiligt daran war auch der Hauslehrer von Meyers Enkeln, der bayerische Pestalozzi-Schüler Andreas Moser (1766–1806). Meyer zeichnete den höchsten Beitrag an die Betriebskosten und hielt die Eröffnungsrede[19].
1802 veranstaltete Aaraus oberster Pfarrer Johann Jakob Pfleger eine Hetzkampagne gegen Moser, der sich in einem 1800 veröffentlichten Werk[20] offen zum Deismus bekannt hatte. Der Moserhandel und die nachfolgende Konterrevolution gegen die Helvetische Republik (Stecklikrieg) veranlassten Meyer, Fabrik und Vermögen nach Bayern zu transferieren.
Hieronymus Meyer
Auch Meyers Bruder Hieronymus (1769–1844) half 1801/02 bei der Finanzierung der ältesten Kantonsschule der Schweiz. Deren Gründung wurde von seinem Bruder Johann Rudolf und von dessen Freund Bergdirektor Johann Samuel Gruner (1766–1824) betrieben. Beteiligt daran war auch der Hauslehrer von Johann Rudolfs Kindern, der bayerische Pestalozzi-Schüler Andreas Moser (1766–1806). Eine Hetzkampagne gegen Moser, der in einem 1800 veröffentlichten Werk[21] den Deismus propagiert hatte, und die anschliessende Konterrevolution gegen die Helvetische Republik veranlasste die Familie Meyer 1802, nach Bayern auszuwandern.
Andreas Moser (Schriftsteller)
An der Gründung der Kantonsschule war der bayerische Schriftsteller Andreas Moser (1766–1806) beteiligt. Er schuf für die Schüler den ältesten Turnplatz der Schweiz. Am Vorabend der Konterrevolution von 1802 (Stecklikrieg) wurde er als angeblicher Illuminat zur Zielscheibe einer Hetzkampagne.
Mit der Aussicht, Nachfolger Pestalozzis als Waisenvater in Stans zu werden, liess er sich von Januar bis Mai 1801 von dem Pädagogen in dessen Lehrerseminar in Burgdorf ausbilden. Als die erwähnte Stelle nicht wiederbesetzt wurde, wurde Moser im Juni Hauslehrer und Bibliothekar bei Johann Rudolf Meyer Sohn. In dessen Villa (Meyerhaus) hatte Pestalozzi während seiner Tätigkeit als Propagandist der Helvetischen Revolution 1798 Gastrecht genossen. Meyer hatte drei Kinder.[22] Weil er die Herausgabe einer Enzyklopädie der Chemie[23] vorbereitete, kaufte er ab 1790 gegen 40 000 naturwissenschaftliche Bücher zusammen[24]. Mosers Dienste wurden aber bald auch anderweitig in Anspruch genommen: Er war an der Gründung der Kantonsschule beteiligt, die sein Arbeitgeber und dessen Freund Bergdirektor Johann Samuel Gruner (1766–1824) betrieben. Gleichzeitig führte er zusammen mit dem Unterstufenlehrer Christian Würsten an Aaraus Stadtschulen die Unterrichtsmethode Pestalozzis ein. Um Moser zu entlasten, schickte Meyer seine Söhne in Pestalozzis Erziehungsinstitut in Burgdorf.
Die Anfang 1802 eröffnete Kantonsschule sollte besonders auf „die Berufsarten des Landwirths und Kaufmanns, des Gelehrten und Staatsmannes“ vorbereiten.[25] Als Lehrer der Landwirtschaft war Moser eine zentrale Rolle zugedacht. Daneben unterrichtete er „Zeichnungskunst in Mechanik, Architektur und Maschinenwesen“, Vokalmusik und Gymnastik.[26] Für den Gesangsunterricht veröffentlichte er ein Liederheft mit dem Motto: „Wer arbeitet und sich seines Lebens freut, der ehret Gott.“[27] Neben Freimaurerliedern enthält es auch eine Übersetzung des Revolutionslieds Ah ! ça ira, das zum Aufhängen der Aristokraten aufruft. Mit dem Telliring schuf Moser den ältesten Turnplatz der Schweiz – Jahre vor den entsprechenden Anlagen von Turnvater Jahn in Berlin (1811) und von Phokion Heinrich Clias in Bern (1817). Der Präsident der Kantonsschulkommission (Lehrerkonferenz), Georg Franz Hofmann, zählte zu seinen Freunden.
Im Oktober 1801 hatten sich in der Helvetischen Republik die Föderalisten (Anhänger des Ancien Régime) an die Macht geputscht. Nach dem Gegenputsch der Unitarier im April 1802 wurde den Stimmberechtigten am 2. Juni eine neue Verfassung vorgelegt. Dabei bekannten sich die Kantone Aargau und Baden zum Einheitsstaat.[28] Am selben Tag hob der Kleine Rat der Helvetischen Republik die von den Föderalisten eingeführte Zensur auf. Dies ermöglichte es Aaraus erstem Pfarrer Johann Jakob Pfleger (1746–1819)[29], eine Woche später ein Pamphlet zu veröffentlichen, das wie eine Bombe einschlug. Darin bezeichnete er Moser als Haupt einer Verschwörung von Illuminaten[30], die ein neues Heidentum einführen wollten, ja als Antichrist.[31] Dies, obwohl der Angegriffene an seiner neuen Wirkungsstätte nicht für seine religiösen Überzeugungen geworben hatte.
Im anschließenden Moserhandel[32] wichen Aaraus Patrioten der Gretchenfrage aus, wie sie es mit dem Christentum hielten. Moser selbst schwankte in seiner Antwort an Pfleger[33] zwischen Verteidigung und Gegenangriff. Nur vom liberalen Politiker und Publizisten Paul Usteri (1768–1831) erhielt er Unterstützung. Glaubenseiferer verwüsteten den Gemüsegarten von Mosers Freund Würsten und fällten am Telliring Bäume. Die Gegenpartei suchte Pfarrer Pflegers Garten heim.[34] Schließlich ließ man Moser fallen, um den Weiterbestand der Kantonsschule zu sichern. An Leib und Leben bedroht[35], floh Moser nach München[36].
Georg Franz Hofmann
Die Schulkommission der neu eröffneten Kantonsschule wurde von dem aus der Pfalz stammenden Pädagogen Georg Franz Hofmann (1765–nach 1838) präsidiert, der eine der wichtigsten Kanzleistellen in der Helvetischen Republik bekleidet hatte.
Hofmann schreibt: „Jemehr meine Hoffnungen, eine Reformation der Menschen durch politische Revolutionen befördert zu sehen, durch meine täglich schlimmere Erfahrungen sank, desto höher stieg mein Glauben an die Verbesserung des Menschengeschlechts durch die pädagogische Umschaffung Pestallozzi’s (sic) (…)“[37] Nach dem Staatsstreich der Föderalisten (Gegner des helvetischen Einheitsstaates) im Oktober 1801 wurde er mit der Organisation der Kantonsschule in Aarau betraut.[38] Die Gründung dieses bis 1813 privaten Instituts ging von Bergdirektor Johann Samuel Gruner (1766–1824)[39] und Seidenbandfabrikant Johann Rudolf Meyer (1768–1825) aus. Das im November veröffentlichte Programm der Schule trägt Hofmanns Unterschrift. Es heisst darin: „(…) sclavische Huldigung gegen fremde Autorität ist der wahre Tod der Vernunft.“ Die Zöglinge sollten „nützliche Glieder eines freyen Staates“ werden. Jedes Kind dürfe sich entwickeln, wie es seinen Anlagen und Neigungen entspreche.[40] Bei der Erziehung werde man „den Winken und Vorschriften der Natur, der weisesten und sichersten Gesetzgeberin folgen“ und nach dem „Stuffengange der Natur“ vorgehen.[41]
Bei der Eröffnung der Schule im Januar 1802 war Hofmann der Hauptredner.[42] Die führende Zeitung der Helvetik nannte ihn „die Seele des Instituts“.[43] Er übernahm die Fächer Philosophie und Rhetorik. Wie er selber schreibt, wurde sein Unterricht in „Menschen-, Sitten- und Pflichtenlehre (…) oft angefochten und verdächtiget“.[44] Er war mit seinem Lehrerkollegen Andreas Moser (1766–1806) befreundet,[45] einem Deisten und angeblichen Illuminaten, der zur Zielscheibe der im April 1802 entmachteten Föderalisten wurde. Im Vorfeld der Konterrevolution vom darauffolgenden September (Stecklikrieg) musste Moser aus Aarau fliehen. Im Oktober verlangte die Standeskommission des Kantons Bern erfolglos auch Hofmanns Ausweisung.[46]
Klassische versus Menschenbildung
Hofmann war bis 1804 gewählter Präsident der Schulkommission (Lehrerkonferenz). Er bestand darauf, dass sich seine Kollegen an gemeinsam gefasste Entscheidungen hielten. Es kam zu Zwistigkeiten mit Pfarrer Ludwig Rahn (1770–1836), der vor der Gründung der Kantonsschule ein eigenes Erziehungsinstitut in Aarau und die städtische Realschule geleitet hatte.[47] Das System der kollektiven Führung missfiel dem nach dem Ende der Helvetik (1803) eingestellten Altphilologen Luzius Hold (1778–1852). Vom Studium in Halle her an preussisch-autoritäre Verhältnisse gewöhnt, betrieb er die Einsetzung eines Rektors. Als man dieses mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattete Amt nicht ihm anvertrauen wollte, erreichte er die Berufung seines erst 25-jährigen Studienfreunds und Fachkollegen Ernst August Evers (1779–1823). Wie der Mathematiker Johann Christian Martin Bartels (1769–1836) und der Theologe Wilhelm Benjamin Gautzsch (1771–1835) sah auch Hofmann in Evers die „Beschränktheit der niederdeutschen Magister“ verkörpert, „die meistens außer ihren griechischen und lateinischen Schulbüchern kaum andere Kenntnisse besäßen“.[48] Vergeblich schlug er vor, den jungen Mann nur zum Rektor der kleinen Abteilung für künftige Akademiker (Humanistische Schule) zu machen, ihn selber aber zu jenem der größeren für Kaufleute (Realschule).[49]
Mit Hold und Evers trat an der Kantonsschule der Neuhumanismus mit seinem klassischen Bildungskanon an die Stelle des auf Menschenbildung abzielenden Erziehungssystems von Pestalozzi. Alle bisherigen Lehrer verliessen die Schule, die Zahl der Schüler sank auf die Hälfte. Als 1805 ein neues Schulprogramm erschien,[50] über das Hofmann nicht informiert worden war, kündigte auch er. Dies, obwohl er erst im Vorjahr ein Haus an der Laurenzenvorstadt samt dem Bürgerrecht von Aarau erworben und ein Pensionat für Kantonsschüler eröffnet hatte. „Als öffentliche Rechtfertigung gegen öffentliche Kränkungen“ verfasste er die Schrift Über Entwicklung und Bildung der menschlichen Erkenntnisskräfte zur Verbindung des Pestallozzischen (sic) Elementarunterrichts mit dem wissenschaftlichen Unterrichte in Realschulen.[51] Darin schonte er seine beiden Kontrahenten nicht. Hold reichte darauf ohne Erfolg eine Verleumdungsklage ein.[52] Evers aber wurde im Prolog seines Fragments der Aristotelischen Erziehungskunst noch weit polemischer als Hofmann. So bezeichnete er es – an diesen gewandt – als überflüssig, „Ihre pädagogische Ignoranz, das armselige Blendwerk Ihrer hohltönenden Phrasen und die Puppeneitelkeit auf nichtige Vorzüge Ihrem Paar Ohren vernehmlicher darzustellen“.[53]
Johann Christian Martin Bartels
Johann Christian Martin Bartels (1769–1836) aus Braunschweig war wie Johann Rudolf Meyer Sohn ein Schüler Lichtenbergs. 1800 wurde er Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften an der Realschule sowie Mitglied der städtischen Schulkommission. Ab 1802 unterrichtete er an der neu eröffneten Kantonsschule Mathematik, Handelsfächer und Italienisch. Von Aarau aus besuchte er Pestalozzi]] in Burgdorf. 1802 heiratete er Anna Magdalena Saluz, deren Vater Rektor der Stadtschulen von Chur war. Seine spärliche Freizeit widmete er der höheren Mathematik. Als 1804 Evers Rektor der bisher im Geist Pestalozzis geführten Kantonsschule wurde, kündigte er seine Stelle.
Wilhelm Benjamin Gautzsch
Wilhelm Benjamin Gautzsch (1771–1835) aus Hoya, Hannover, wurde 1800 Lehrer für Geschichte und Geografie an der oberen Knabenschule. Gleichzeitig gehörte er als Aktuar der Stadtschul- und später der Kantonsschulkommission an. 1801/02 führten Andreas Moser und Christian Würsten an den Stadtschulen die Unterrichtsmethode von Johann Heinrich Pestalozzi ein. Darüber berichtete Gautzsch der Munizipalität und der Gemeindekammer, wobei er die Methode „eines der vorzüglichsten Mittel zur Verbesserung des Elementarunterrichts“ nannte.[54]
Er unterrichtete auch an der 1802 eröffneten Kantonsschule, und zwar Geografie, Geschichte und Latein. Dazu brachte er den zahlreichen Waadtländern unter den Schülern die deutsche Sprache bei. Anlässlich der Eröffnung des Instituts sagte der Präsident der Kantonsschulkommission (Lehrerkonferenz), Georg Franz Hofmann, im Zusammenhang mit dem „geographischen, historischen und staatistischen Unterricht“ von Gautzsch, der Geist der Zeit, dem sich auch die Schweiz nicht entziehen könne, verlange über die Grenzen hinaus eine „Annäherung und Verähnlichung der Menschen“.[55] Mit seinen Lehrerkollegen setzte sich Gautzsch für den Deisten Moser ein, als dieser im Vorfeld der Konterrevolution von 1802 (Stecklikrieg) zur Zielscheibe einer Hetzkampagne wurde.
Der Dichter Franz Xaver Bronner, welcher 1803 als Aufseher in einem Pensionat für Kantonsschüler nach Aarau kam, beschreibt Gautzsch als „hochstämmigen, gutmütigen Mann, sehr fleissig in seinem Berufe“[56]. Als 1804 ein Landsmann von Gautzsch, der Neuhumanist Ernst August Evers, Rektor der Kantonsschule wurde, verliessen der Mathematiker Johann Christian Martin Bartels[57] sowie Gautzsch und Hofmann Aarau. Laut Bronner glaubten sie „die Beschränktheit der niederdeutschen Magister zu kennen, die meistens ausser ihren griechischen und lateinischen Schulbüchern kaum andere Kenntnisse besässen, und wollten einem solchen Schulherrn nicht untergeordnet sein“.[58]
Franz Xaver Bronner
Der Dichter Franz Xaver Bronner (1758–1850) aus Höchstädt an der Donau war 1804–1810 und 1817–1827 Lehrer an der Kantonsschule.
Ernst August Evers
Ernst August Evers (1779–1823) aus Isenhagen bei Celle kam 1804 nach Aarau, um die Kantonsschule zu reorganisieren, die nach dem Wunsch ihrer Gründer das geistige Zentrum des neuen Großkantons Aargau werden sollte. Evers gab der Schule eine feste Organisation und einen Lehrplan. Als Kritiker der aufklärerischen Pädagogik wandte er sich dabei gegen die Vorstellung, dass das Individuum der Brauchbarkeit und Nützlichkeit und den Zwängen von Staat und Beruf zu opfern sei. Er stellte vielmehr die umfassende Bildung des Menschen und besonders das Studium der philologischen Fächer in den Vordergrund. … heiratete er … Nüsperli und wurde dadurch zum Schwager Heinrich Zschokkes, der aber seine Begeisterung für den deutschen Nationalismus nicht teilte. 1811 wurde ihm das Ehrenbürgerrecht von Aarau verliehen. 1815 veröffentlichte er eine geschönte, entpolitisierte Biografie Vater Meyers. 1817 musste Evers die Stadt verlassen, nachdem es im Pensionat für Kantonsschüler, das er in seinem Haus betrieb, zu sexuellen Verfehlungen gekommen war.
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Reimann, S. 179/Anm. 1, 185–188, 203–205, 215–217.
- ↑ Reimann, S. 205–213.
- ↑ Reimann, S. 182 f., 205/Anm. 1.
- ↑ Die beiden Seidenfärber und -drucker waren 1772 wegen Zahlungsunfähigkeit aus ihrer Vaterstadt verbannt worden. Vgl. Carl Keller-Escher: Die Familie Rahn von Zürich. 2 Teile, Zürich 1914/1951, ZB (Zürich) LHS 95 GG Ra 1 f.
- ↑ Bronner, 2. Band, S. 10.
- ↑ Tobler, S. 7 f.; Stiefel, S. 126.
- ↑ Reimann, S. 204 (?); Beat Hodler: Junge Schule – lange Geschichte, die Neue Kantonsschule Aarau, Baden 2014, S. …, AKB AG 2598.
- ↑ Fisch, S. 50, 57.
- ↑ Jörin (1929), S. 153, 156.
- ↑ Jörin (1929), S. 151 f.
- ↑ Jörin (1929), S. 153.
- ↑ Jörin (1929), S. 154 f.; Jörin (1963–1965), …/…, S. ….
- ↑ Vgl. Mathias Hefti-Gysi: Wanger, Andreas, in: BLA, S. 819 f.
- ↑ StAAa, Briefband Kirche und Schule, Schulkommission an Munizipalität, 3. April 1800; Protokoll der Munizipalität, 4. April 1800; StAAG, Protokoll des Erziehungsrats, 15. April und 20. Mai 1800; Bronner (Ms.), S. 9; Roedel, S. 142/Anm. 38.
- ↑ Ueber Grundsätze der gesellschaftlichen Verbindungen. In unbekannter Publikation, S. 47–58, Separatabdruck Arau 1801. Zit. nach Rezension in: Der neue schweizerische Republikaner, Bern 11. August 1801, S. 416. In: Der Republikaner nach liberalen Grundsätzen, Bern 27. Dezember 1801, S. 143 f., wird „Meyer, Sohn“ als Autor angegeben.
- ↑ Gesunder Menschenverstand über die Kunst Völker zu beglücken (…) gedruckt im Lande der Freiheit für das Jahr der Gegenwart und die Zeit der Zukunft. (Johann Jakob Hausknecht, St. Gallen 1800); 2. Auflage, (Huber & Co., St. Gallen) 1807 (Digitalisat ).
- ↑ Johann Jakob Pfleger: Ein Wort an seine lieben Mitbürger zur Belehrung, Warnung und Beruhigung über Mosers gesunden Menschenverstand, Arau (9. Juni) 1802. Vergleiche Johann Rudolf Meyer et al.: Dem Bürger Pfleger, Kammerer und erster (sic) Pfarrer in Aarau, (Aarau) 29. Juni 1802; Beyträge zur Beurtheilung der Fehde des Pfarrers und Kammerers Pfleger, mit Mosers gesundem Menschenverstande, (Aarau 1802); dito, Erste Fortsetzung, (Aarau 1802); Johann Rudolf Meyer: Ein freymüthiges Wort über die Zuschrift der 40 Bürger an Herrn Kammerer Pfleger, nebst Beurtheilung seiner Antwort auf dieselbe, (Aarau 1802); Johann Rudolf Meyer: Beleuchtung einiger Stellen in Herrn Kammerer Pflegers Schrift, die Erziehungsanstalten in Arau betreffend, Aarau 1802; Andreas Moser: Der Kampf eines Laien mit einem Priester (…) Helvetien (Bern) 1802 (Digitalisat ).
- ↑ Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau, (Aarau) 1802, S. 33.
- ↑ Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau. Zum Druke befördert von der neuen literärischen Gesellschaft in Aarau. (Aarau) 1802, S. 5–8.
- ↑ Andreas Moser: Gesunder Menschenverstand über die Kunst Völker zu beglücken (…) gedruckt im Lande der Freiheit für das Jahr der Gegenwart und die Zeit der Zukunft. (Johann Jakob Hausknecht, St. Gallen 1800.)
- ↑ Andreas Moser: Gesunder Menschenverstand über die Kunst Völker zu beglücken (…) gedruckt im Lande der Freiheit für das Jahr der Gegenwart und die Zeit der Zukunft (Johann Jacob Hausknecht, St. Gallen 1800); 2. Auflage, (Huber & Co., St. Gallen) 1807 (Digitalisat ).
- ↑ Johann Rudolf (1791–1833), Justine (1792–1806) und Johann Gottlieb (1793–1829).
- ↑ Systematische Darstellung aller Erfahrungen in der Naturlehre, entworfen von Johann Rudolph Meyer dem Jüngern, bearbeitet von mehreren Gelehrten. 4 Bände (mehr nicht erschienen), Aarau 1806–1808.
- ↑ Katalog über die von Johann Rudolph Meyer sel. hinterlassene naturwissenschaftliche Bibliothek. Aarau 1827 (überklebt: Schaffhausen 1831).
- ↑ Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau. Zum Druke befördert von der neuen literärischen Gesellschaft in Aarau. (Aarau) 1802, S. 19.
- ↑ Der Kampf eines Laien mit einem Priester, oder Vertheidigung und Beleuchtung des gesunden Menschenverstandes gegen den erklärten Feind desselben Johann Jakob Pfleger, ersten Pfarrer in Aarau. Helvetien (Bern) 1802, S. 14.
- ↑ Lieder zur Aufmunterung zur Tugend, zur Beförderung menschlicher Geselligkeit, zur Erhöhung der Freuden und zur Belebung des beglückenden Frohsinns. Erstes Heft (mehr nicht erschienen), Aarau 1802.
- ↑ Im Kanton Aargau lautete das Ergebnis 6356 Ja gegen 1793 Nein bei 6412 Nichtstimmenden, im Kanton Baden 6474 Ja gegen 1422 Nein bei 3562 Nichtstimmenden. (Johannes Strickler: Amtliche Sammlung der Acten aus der Zeit der Helvetischen Republik. 8. Band, Bern 1902, S. 260.)
- ↑ Bruder von Daniel Pfleger (1751–1829), der 1798 Aaraus Revolutionskomitee präsidiert hatte. Vergleiche Georges Gloor: Pfleger, Johann Jakob. In: Biographisches Lexikon des Aargaus 1803–1957, Aarau 1958, S. 596 f.
- ↑ In den 1780er Jahren hatte der Geheimbund einen Ableger in der Schweiz besessen, den Pestalozzi leitete (Peter Stadler: Pestalozzi, Geschichtliche Biographie. Band 1, Zürich 1988, S. 275–281).
- ↑ Ein Wort an seine lieben Mitbürger zur Belehrung, Warnung und Beruhigung, über Mosers gesunden Menschenverstand, von Joh. Jakob Pfleger, erster (sic) Pfarrer in Arau. Arau (9. Juni) 1802.
- ↑ Paul Erismann: Aarau im Stecklikrieg Anno 1802, in: Aarauer Neujahrsblätter 1952, S. 3–21, hier: S. 8; Nold Halder: Geschichte des Kantons Aargau. 1. Band, Aarau 1953, S. 51.
- ↑ Der Kampf eines Laien mit einem Priester, oder Vertheidigung und Beleuchtung des gesunden Menschenverstandes gegen den erklärten Feind desselben Johann Jakob Pfleger, ersten Pfarrer in Aarau. Helvetien (Bern) 1802.
- ↑ Stadtarchiv Aarau, Protokoll der Munizipalität, 6. Juli 1802, S. 337; 23. Juli 1802, S. 342; 10. August 1802, S. 347 f.
- ↑ Franz Xaver Bronner: Der Canton Aargau (…) 2. Band, St. Gallen/Bern 1844, S. 13. („Ein Metzger verfolgte ihn mit gezogenem Messer; mit Noth vermochte er sich in ein Bürgerhaus zu retten und durch die Hinterthür zu entfliehen.“)
- ↑ Münchner Tagblatt, 27. September 1802, S. 619 (23. September: „Moser, Prof. an der Kantonsschule in Arau“); Kurpfalzbaierischer Münchner Anzeiger, 29. September 1802 (22. September: „Hr. Moser, Professor aus der Schweitz“).
- ↑ Hofmann (1805), S. V f.
- ↑ Morf (1889), S. 712/Anm.; Morf (1897), S. 1.
- ↑ Gruner heiratete 1817 die verwitwete Schwester von Hofmanns Landsmann Philipp Franz von Walther.
- ↑ Kantons-Schule in Aarau, S. 1.
- ↑ Kantons-Schule in Aarau, S. 2 f.
- ↑ Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau, S. 14–29.
- ↑ Der Republikaner (Luzern), 16. Januar 1802, S. 17, vergleiche 4. Februar 1802, S. 45/Anm. 1.
- ↑ Hofmann (1805), S. XVII inklusive Anm.
- ↑ Christian Roedel: Pestalozzi und Graubünden. Winterthur 1960, S. 143.
- ↑ Standeskommission von Bern an Regierungsstatthalter David Rudolf Bay, 1. Oktober 1802. In Johannes Strickler (Bearbeiter): Amtliche Sammlung der Acten aus der Zeit der Helvetischen Republik, 9. Band, Bern 1903, S. 71; von Ernst Jörin: Der Aargau 1798–1803 (Argovia 42), Aarau 1929, S. 227/Anm. 66, falsch interpretiert.
- ↑ Franz Xaver Bronner (1758–1850), ab 1804 Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften: „(…) die oft erneuerten Gezänke auf den Hausgängen gaben Lehrern und Schülern Aergerniß.“ (Bronner, S. 13.) Vergleiche Evers (1806), S. V, XV, XVI inklusive Anm.
- ↑ Bronner, S. 14.
- ↑ Evers (1806), S. XIX.
- ↑ Evers (1805).
- ↑ Hofmann (1805), S. III.
- ↑ Kaiserlich und Königlich bairische privilegirte Allgemeine Zeitung (Ulm), 28. März 1806, S. 347.
- ↑ Evers (1806), S. XXIV. Vergleiche vom selben Autor: Über die Schulbildung zur Bestialität. Aarau 1807.
- ↑ Roedel, S. 143.
- ↑ Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau. Zum Druke befördert von der neuen literärischen Gesellschaft in Aarau. 1802, S. 24.
- ↑ Roedel, S. 142.
- ↑ Bartels war wie Gautzsch 1800 nach Aarau gekommen.
- ↑ Franz Xaver Bronner: Der Kanton Aargau. 2. Band, St. Gallen/Bern 1844, S. 14.
Franz von Ittner
Franz von Ittner (* 11. Februar 1787 in Heitersheim[1]; † 29. August 1821[2] in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Chemiker.
Leben
Seine Eltern waren Joseph Albert von Ittner (1754–1825), Kanzler des Großpriors der deutschen Malteser, und Maria Theresia von Frank (* 1760), Tochter des Kanzlers der Fürsten von Hohenzollern. Ittner war das jüngste von vier Kindern. Den ersten Unterricht erhielt er von Hauslehrern, vom Vater und von französischen Emigranten.
Studium
Als Ittner sechzehn wurde (1803), nahm er das Hochschulstudium auf. Zuerst verbrachte er zwei Semester in Landshut, wo er bei Mediziner Andreas Röschlaub (1768–1835) wohnte und von Botaniker Franz von Paula Schrank (1747-1835) und Pharmazeut Georg Augustin Bertele (1767–1818) gefördert wurde. In Würzburg blieb er drei Semester und wohnte bei Chemiker Franz Lothar August Sorg (1773–1827). In Göttingen blieb er zwei Jahre und hörte Physiker Johann Tobias Mayer (1752–1830) und die Mediziner Johann Friedrich Blumenbach (1752–1840), Karl Gustav Himly (1772–1837), Friedrich Benjamin Osiander (1759–1822) und Konrad Johann Martin Langenbeck (1776–1851). 1807 wurde er in Freiburg im Breisgau mit einer Dissertation über Blausäure zum Dr. med. promoviert.
Aufenthalt in Paris
Bei einem einjährigen Aufenthalt in Paris lernte Ittner … kennen. Nach seiner Rückkehr arbeitete er im Laboratorium des Pharmazeuten Maximilian Keller in Freiburg im Breisgau. Johann Rudolf Meyer aus Aarau beauftragte ihn damit, als Nachfolger des verstorbenen Ludwig von Schmidt, genannt Phiseldeck (* 1781) die Redaktion der Meyerschen Naturlehre[3] zu leiten, die dann aber aus finanziellen Gründen nicht fertiggestellt werden konnte.[4]
Professor in Freiburg im Breisgau
1808 erhielt Ittner die Approbation als Arzt. Die Universität Freiburg im Breisgau ernannte ihn 1813 zum außerordentlichen, 1818 zum ordentlichen Professor der Medizin und der Naturwissenschaften. Ein Jahr vor seinem Tod erhielt er als Nachfolger von Franz Ignaz Menzinger (1745–1830) den Lehrstuhl für Chemie und Mineralogie. Ittner war Mitglied wissenschaftlicher Gesellschaften in Sankt Petersburg, Bonn und Zürich. Er starb mit bloß 34 Jahren.
Werke
Literatur
- J(ohann) M(atthias) Alexander Ecker: Biographische Skizze zum Andenken des ordentlichen öffentlichen Professors Dr. Franz von Ittner, vorgetragen am 6. März 1823 in der öffentlichen Sitzung der Gesellschaft für Beförderung der Naturwissenschaften zu Freiburg im Breisgau. Freiburg im Breisgau 1825.
- Albert Ladenburg: Ittner, Franz von. In: Allgemeine Deutsche Biographie, 14. Band, Leipzig 1881, S. 646 f.
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Residenz des Großpriors der deutschen Malteser.
- ↑ Ladenburg gibt als Todesjahr irrtümlich 1823 an.
- ↑ Systematische Darstellung aller Erfahrungen in der Naturlehre, entworfen von Johann Rudolph Meyer dem Jüngern, bearbeitet von mehreren Gelehrten. 4 Bände (mehr nicht erschienen), Aarau 1806–1808.
- ↑ Ecker, S. 10.