Syrien
| |||||
Amtssprache | Arabisch | ||||
Hauptstadt | Damaskus | ||||
Staatsform | Republik | ||||
Staatsoberhaupt | Präsident Baschar al-Assad | ||||
Regierungschef | Muhammad Nadschi al-Utri | ||||
Fläche | 185.180 km² | ||||
Einwohnerzahl | 18.881.361 (Juli 2006) | ||||
Bevölkerungsdichte | 102 Einwohner pro km² | ||||
Währung | Syrisches Pfund, Lira | ||||
Unabhängigkeit | von Frankreich am 17. April 1946 | ||||
Nationalhymne | Humat ad-Diyar | ||||
Zeitzone | UTC+2 | ||||
Kfz-Kennzeichen | SYR | ||||
Internet-TLD | .sy | ||||
Telefonvorwahl | +963 | ||||
![]() |
Die Arabische Republik Syrien (arabisch الجمهورية العربية السورية al-Dschumhūriyya al-ʿarabiyya as-sūriyya) ist ein Staat in Vorderasien. Syrien grenzt an Israel, den Libanon, die Türkei, den Irak, Jordanien und das Mittelmeer und wird zu den Maschrek-Staaten gerechnet. Der Name Syrien kommt aus dem Griechischen, das den alten Namen Assur übernommen hat (siehe dazu auch die antiken Provinzen Koile-Syrien, Syria und Syria Palaestina). In der Antike umfasste Syrien dabei ein deutlich größeres Gebiet als der heutige Staat; gesprochen wurde dabei bis in die Spätantike neben Griechisch ein aramäischer Dialekt. Das Gebiet war für seinen Wohlstand, den es besonders dem Handel zu verdanken hatte, berühmt; die wichtigste Stadt war Antiochia.
Die traditionelle arabische Bezeichnung des Gebietes war bis in die Neuzeit bilad asch-scham und nicht Syrien. Herleitungen von arabischen Wurzeln entspringen dem neuerlich stark gewachsenen Bedürfnis nach arabischer "Authentizität" und entbehren der wissenschaftlichen Grundlage.
Geographie
Landschaft und Wüsten
Syrien erreicht auf etwa 193 Kilometer die Ostküste des Mittelmeeres, direkt nördlich des kleinen Staates Libanon. Die große Mehrheit der Syrer spricht Arabisch (syrische Dialekte,z.B:halabi,schami,usw.). Entlang dieser Küste erstreckt sich eine schmale Ebene. Parallel zu ihr verläuft - in etwa 20 km Abstand zur Küste - das Alawitengebirge, dessen Ostabhang steil zur fruchtbaren Orontes-Ebene abfällt. Eine von Norden nach Süden verlaufende Gebirgskette trennt das Orontes-Tal von der syrischen Hochebene. Diese wird weiter südlich vom Antilibanon-Gebirge mit dem 2.814 Meter hohen schneebedeckten Gipfel des Hermon (arab.: جبل الشيخ, Dschabal asch-Schaich) gegen Westen abgeschirmt. Hier entspringen kleinere Flüsse, die das ganze Jahr über Wasser führen und Oasenbildung ermöglichen; darunter der Barada, der die Damaskus umgebende Oase Ghuta bewässert.
Auf der Hochebene im Osten und Südosten Syriens dehnt sich die Syrische Wüste, die in ihrem Zentrum von kleineren Hügelketten unterbrochen wird und allmählich gegen die Euphratsenke abfällt. Im Nordosten Syriens durchschneidet der Euphrat die Nordausläufer der Wüste Schamiya; an sie schließt sich eine fruchtbare Ebene, die Dschazira, an. Im Südosten erhebt sich das vulkanische Massiv des Hauran mit dem Dschabal ad-Druz als Mittelpunkt und der westlich gelegenen Hauran-Ebene. Die bedeutendsten Flüsse Syriens sind der Euphrat (676 Kilometer) und der Orontes (325 Kilometer).
Klima
Das Klima ist trocken und relativ heiß, Temperaturen unter dem Gefrierpunkt sind aber nicht selten. Im Osten herrscht sommerheißes, trockenes kontinentales Steppen- und Wüstenklima mit einem durchschnittlichen Jahresniederschlag unter 11 Millimeter. Im Westen an der Küste herrscht Mittelmeerklima mit einem durchschnittlichen Jahresniederschlag von etwa 500 Millimeter. Die Gebirgsregionen sind kälter und vor allem regenreicher.
Städte
Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005): Damaskus 4.139.714 Einwohner, Aleppo 2.576.797 Einwohner, Homs 1.124.871 Einwohner, Latakia 431.606 Einwohner und Hama 348.862 Einwohner. Die Agglomeration um Damaskus hat etwa 6 Millionen Einwohner, die um Aleppo etwa 2,5 Millionen.
- Siehe auch: Liste der Städte in Syrien
Tier- und Pflanzenwelt
Die Tier- und Pflanzenwelt Syriens ist durch die jahrtausendelange Besiedelung des Landes stark verarmt. Außer Nutztieren gibt es keine größeren Säugetiere mehr. Selbst Dromedare findet man heute kaum noch. Lediglich die Vogelwelt ist noch vielfältig. 354 Vogelarten wurden in Syrien dokumentiert. Syrien ist ein wichtiges Durchzugsland für Zugvögel. Bemerkenswert sind erst im Jahre 2002 in Syrien wiederentdeckte Waldrappen, die zu den gefährdetsten Vogelarten überhaupt zählen. Die natürliche Pflanzenwelt ist durch Abholzung und Überweidung schon seit dem Altertum stark degradiert. Wald findet man kaum noch im Lande. Die Aleppo-Kiefer und die Libanonzeder kommen noch in Restbeständen vor. Dagegen sind Öl- und Feigenbäume häufig angepflanzt zu finden. In der Hochebene von Aleppo findet man auch das natürliche Verbreitungsgebiet der Goldhamster.
Bevölkerung
Sämtliche Angaben zur Ethnizität oder Religion sind in Syrien ein Politikum und deshalb heftigst umstritten. Die herrschende politische Elite entstammt ganz überwiegend der Religionsgemeinschaft der Nusairier (Alawiten), eine Religionsgemeinschaft am Rande des Islams, die lange Zeit verfolgt wurde.
Die Mehrheitsbevölkerung in Syrien bilden die Araber, die zweitgrößte Volksgruppe sind die Kurden, deren genaue Zahl unbekannt ist, da viele Kurden Flüchtlinge aus der Türkei und dem Irak und nicht syrische Staatsbürger sind. Die Kurden leben überwiegend entlang der türkischen Grenze. Sie stellen mittlerweile die Mehrheit in der nordöstlichen Provinz al-Hasaka, sowie in der Bezirksregion Afrin in der Provinz Aleppo. Aufgrund hoher Arbeitslosigkeit siedelten sich viele Kurden in den Großstädten Aleppo und Damaskus an. In Aleppo stellen Kurden sogar mittlerweile gut ein Viertel der Stadtbevölkerung aus (400.000). Weitere größere Volksgruppen bilden die Armenier die in den Städten Aleppo und Damaskus leben, sowie die immer noch aramäisch sprechenden Aramäer. Zu den weiteren ethnischen Minderheiten in Syrien gehören Griechen, Turkomanen, Roma und Beduinen. Während die Griechen und Turkomanen große Gemeinden in den Städten Aleppo, Damaskus und Homs bilden, leben die Beduinen und Roma als traditionelle Nomaden.
Daneben gibt es zahlreiche arabisch-sprachige Flüchtlinge: etwa 476.000 Palästinenser und 170.000 Binnenflüchtlinge (Ende 2002) sowie mindestens 40.000 chaldo-assyrische Flüchtlinge aus dem Irak.
Die Bevölkerung Syriens ist im Laufe des 20. Jahrhunderts sehr stark gewachsen. Nach dem Ersten Weltkrieg betrug die Bevölkerung wohl nicht viel mehr als 1,5 Millionen Menschen. Um 1970 war sie dann auf rund 6 Millionen, etwa das vierfache, angewachsen. Heute ist sie mit 18 Millionen etwa zwölf mal so groß wie nach dem Ersten Weltkrieg. Daneben leben in Syrien unzählige Gastarbeiter aus benachbarten arabischen Ländern sowie Investoren und Immobilienbesitzer aus den Golfstaaten.
Auffällig ist, dass es angeblich mehr als 15 Millionen Syrer außerhalb Syriens gibt. Dies ist im Vergleich zu der Einwohnerzahl eine enorm hohe Zahl. Vor allem nach Europa, in die Golfstaaten sowie Südamerika (Argentinien, Venezuela und Brasilien) wanderten viele Syrer aus.
Religion
Etwa 75% der Bevölkerung sind sunnitische Muslime, 6% sind Nusairier (Alawiten) und gut 1 % sind schiitische Ismaeliten oder seltener Imamiten. Um die 2% sind Drusen, die vor allem im Süden Syriens leben.
Etwa 15% sind Christen verschiedener Konfessionen. Die meisten sind syrisch-orthodox. Große aramäische Gemeinden trifft man im Nordosten Syriens. Diese leben auch im Raum Damaskus, Homs und Aleppo traditionell in ihren Dörfern. Viele aramäische Christen wanderten nach Libanon, Schweden und in die USA aus. Maroniten bilden etwas über 2%, nämlich rund 424.000 [1]
Melkitische Orthodoxe bilden eine große christliche Gemeinschaft, die hauptsächlich im Landesinneren leben. Andere bekennen sich zur Armenischen Apostolischen Kirche und der mit Rom unierten Syrisch-Katholischen und Griechisch-Katholischen Kirche.
Gläubige der Assyrischen Kirche des Ostens, auch Apostolische Kirche des Ostens genannt, zählen um die 30.000 und leben hauptsächlich um den Fluss Chabur im mesopotamischen Teil Syriens (Jazireh), wo auch die Chaldäische Kirche existiert.
Daneben existieren noch verschiedene protestantische sowie römisch-katholische Gemeinden. Die wenigen noch in Syrien verbliebenen Juden leben überwiegend in den Städten, erwähnenswert ist auch die 20.000 Personen starke Yesidische Gemeinde.
Weiterhin zu erwähnen ist, dass sich die ethnischen Gruppen nicht mit den religiösen decken: So waren einige führende pan-arabische Nationalisten christlichen Glaubens, wie etwa der Begründer der Baath-Partei Michel Aflaq.
Obwohl es in der Geschichte Syriens ein paar Mal zu interkonfessionellen Auseinandersetzungen kam, wie z.B. 1860 in Damaskus, ist das Zusammenleben vorwiegend friedlich geprägt. Der bedeutendste syrische Imam predigt, dass Muslime, Christen und Juden Brüder sind und man als guter Muslim Christen und Juden auch als seine Brüder behandeln solle.
Zwei Links allgemein zum Thema: [2] und [3]
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Syriens
Die Syrische Arabische Republik
Am 17. April 1946 wird die Syrische Arabische Republik (arabisch الجمهورية العربية السورية al-dschumhūriyya al-ʿarabiyya as-sūriyya) ausgerufen. Seither ist der 17. April syrischer Nationalfeiertag.
Die ersten Jahre der jungen Republik sind durch politische Instabilität und Regierungskrisen gekennzeichnet. Dazu trägt auch die Niederlage im ersten Palästinakrieg 1948 bei.
Der Aufstieg des Panarabisten Gamal Abdel Nassers in Ägypten nährt auch in Syrien Hoffnungen auf die Schaffung eines gemeinsamen arabischen Staats. Im Vorfeld des Sueskriegs bilden beide Länder ein gemeinsames Oberkommando; nach schweren Spannungen zwischen der arabischen-sozialistischen Ba'ath-Partei und der Kommunistischen Partei wird aus Furcht vor einer kommunistischen Machtübernahme eine Delegation nach Ägypten entsandt, wo die Vereinigung der beiden Staaten beschlossen wird.
Am 1. Februar 1958 wird der Zusammenschluss Ägyptens und Syriens zur Vereinigten Arabischen Republik (VAR) bekanntgegeben.
Da von Anfang an die ägyptische Seite dominiert und die wichtigsten Politikbereiche bestimmt, wächst die Unzufriedenheit in Syrien. Hinzu treten wirtschaftliche Probleme. Ein Putsch syrischer Offiziere im September 1961 bedeutet schließlich das Ende der Vereinigten Arabischen Republik. Nach einem weiteren Putsch im Mai 1963 erlangt die Ba'ath-Partei zum ersten Mal die Macht in Syrien, die jedoch weiterhin zerstritten ist.
Nach dem verlorenen Sechs-Tage-Krieg gegen Israel im Juni 1967 und dem Verlust des Golans folgt eine Phase, die von allgemeiner Niedergeschlagenheit gekennzeichnet ist.
Hafiz al-Assad
Aus den jahrelangen Machtkämpfen innerhalb der Ba'ath-Partei tritt am 16. November 1970 schließlich Hafiz al-Assad als Sieger hervor. Assad, unter Salah Dschadid noch Verteidigungsminister, lässt den Altpräsidenten und einige seiner Anhänger verhaften, nachdem er selbst einst aus politischen Gründen einige Zeit im Gefängnis verbringen musste. 1971 lässt er sich mit 99,2 % der Stimmen (ohne Gegenkandidaten) zum Staatspräsidenten wählen; im selben Jahr wird er Generalsekretär der Ba'ath-Partei.
1973 wird eine neue Verfassung verabschiedet, in der die Position des Staatspräsidenten weiter aufgewertet wird. Des weiteren soll die Schari'a fortan eine der Hauptgrundlagen der Gesetzgebung sein (sie wurde zuvor als einfache Quelle für die Legislative bezeichnet). Dies folgte nach dem gescheiterten Versuch Assads in Syrien eine Verfassung ohne jegliche religiöse Elemente, d.h. streng laizistisch einzuführen und den Staat in eine Volksrepublik umzubenennen, was in der Bevölkerung auf großen Widerstand stieß, da dies v.a. eine weitere Annäherung an den Ostblock und die Möglichkeit eines christlichen Präsidenten bedeutet hätte, wo doch schon dem Alawiten Assad Misstrauen entgegengebracht wurde. Im neuen Verfassungsentwurf wurde daher wieder festgelegt, dass der Staatspräsident Muslim sein muss, um die Bevölkerungsmehrheit der Sunniten zu beruhigen, denen die Alawiten, zu denen auch al-Assad gehört, zu mächtig geworden waren.
Im Jom-Kippur-Krieg von 1973 gelingt es der syrischen Armee, einen kleinen Teil der von Israel besetzten Golanhöhen zurückzuerobern.
Ein Kennzeichen von Assads Politik ist die Unterdrückung der islamistischen Opposition. Es kommt unter anderem zu Terroranschlägen, die auf das Konto der Muslimbrüder gehen. Nach einem weiteren Anschlag in der Militärakademie 1979, dem 50 alawitische Kadetten zum Opfer fallen, geht die Regierung verschärft gegen die Muslimbrüder vor.
Zu einem folgenschweren Aufstand, wiederum von Muslimbrüdern initiiert, kommt es im Februar 1982 in der mittelsyrischen Stadt Hama. Die Armee greift mit Panzern und Luftwaffe ein, es kommt zu heftigen Kämpfen, in deren Verlauf große Teile der Altstadt zerstört werden. Etwa 1.000 Soldaten und zwischen 10.000 und 30.000 Zivilisten verlieren ihr Leben (siehe Demozid). Der Niederschlagung des Aufstands folgt eine umfangreiche Verhaftungswelle, die der fundamentalistischen Opposition das Rückgrat bricht. In der Folge ist al-Assads Machtposition sehr stark und kaum gefährdet.
1994 kommt Assads ältester Sohn Basil al-Assad, der sein Nachfolger werden sollte, bei einem Autounfall in der Nähe des Flughafens von Damaskus ums Leben.
Baschār al-Assad
Nach dem Tod des syrischen Präsidenten Hafiz al-Assad am 10. Juni 2000 wurde am 10. Juli sein zweitjüngster Sohn Baschar al-Assad nach einer Grundsatzänderung bezüglich des Mindestalters eines Präsidenten mit einer Mehrheit von 97,29 % (offizielles Wahlergebnis) zum nächsten Präsidenten gewählt.
Baschār gilt als liberaler als sein Vater, da er unter anderem in London studierte und auch dort heiratete. Erstes Anzeichen eines neuen politischen Kurses war die Freilassung von 600 politischen Gefangenen im November 2000. Er verfolgt einen Reformkurs, an dessen Umsetzung er von dem alten Kader gehindert wird.
Allgemein erhofft sich die Bevölkerung eine weitere Öffnung des Landes, wie sie von Hafiz al-Assad in den 1990er Jahren begonnen wurde. Unter Baschar wurde unter anderem die Benutzung des Internet erlaubt.
Allerdings kam es im September 2001 erneut zu einer Inhaftierungswelle gegen bekannte Oppositionelle. Im Frühjahr 2004 wurden nach Demonstrationen und Zusammenstößen mit den Sicherheitsdiensten hunderte syrischer Kurden, darunter auch Kinder, verhaftet und getötet. Diese Demonstrationen fanden in Qamishli und Amuda statt, wo die meisten Kurden leben.
Im Februar 2005 wurde in Beirut ein Autobombenanschlag auf Rafiq Hariri verübt, den ehemaligen und langjährigen Regierungschef des Libanon. Da es Hinweise auf Geheimdienst-Aktivitäten gab, wächst in jüngster Vergangenheit der Druck auf Syrien. Insbesondere die USA machen dessen Führung für das Attentat verantwortlich. Doch auch Frankreich fordert von Syrien die volle Souveränität Libanons zurück.
Im Mai 2005 gab Präsident Assad diesen Forderungen teilweise nach.
Neuere Politik
Verhältnis zu Israel
In Folge des Sechstagekrieges im Jahr 1967 besetzte Israel die Golanhöhen, von wo immer wieder syrischer Beschuss erfolgt war. Seit damals herrscht zwischen den beiden Ländern lediglich ein Waffenstillstand, Syrien erkennt den israelischen Staat nicht an (zum Beispiel ist in seinen Atlanten nur von "Palästina" die Rede). Der Abschluss eines Friedensvertrages, der eine völkerrechtliche Anerkennung beinhalten könnte, ist für die syrische Seite eng an die Rückgabe der Golanhöhen geknüpft, die wiederum für Israel von immenser strategischer Wichtigkeit sind.
Andererseits beschuldigt Israel die syrische Regierung, Terroristen Unterschlupf zu gewähren. Im Oktober 2003 flog die israelische Luftwaffe einen Angriff gegen ein vermutetes Terroristenausbildungslager südlich von Damaskus, der von vielen Staaten verurteilt wurde.
Verhältnis zu Libanon, den USA und den Vereinten Nationen
Syrien betrachtete sich lange als Schutzmacht des kleinen Nachbarstaates Libanon, der fast die gesamte östliche Landgrenze mit Syrien gemeinsam hat. Die langjährige Besetzung größerer Teile des Libanon galt offiziell als Unterstützung gegen Israel und wurde von der pro-syrischen Regierung des Omar Karame bis zuletzt befürwortet. Die letzten Einheiten der syrischen Armee verließen den Libanon Ende April 2005, als es dort nach dem Mord an Ex-Premier Rafik Hariri (14. Februar) schwere Vorwürfe an den syrischen Geheimdienst und tagelange Massenproteste gab. Sie führten auch zum Rücktritt der Regierung Karame.
Im April 2005 beauftragten die Vereinten Nationen ihren Spitzendiplomaten Detlev Mehlis, den bis dato ungeklärten Mord in Beirut an Ex-Premier Hariri zu untersuchen. Am 20. Oktober 2005 berichtete Mehlis dem Sicherheitsrat über eine klare Mittäterschaft syrischer Geheimdienstkreise an dem Anschlag in Beirut, bei dem außer Hariri 21 Menschen umkamen. Syrien hatte eine Verwicklung stets verneint und sprach von einem Komplott des Westens - insbesondere weil die USA auch Kontakte zu den Attentätern vom 11. September vermuteten.
Am 31. Oktober forderte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in einer einstimmigen UN-Resolution von Syrien volle Kooperation zur Aufklärung des Hariri-Mordes. Er verzichtete zwar auf die lange diskutierten Sanktionen, behielt sich aber weitere Schritte und eine Untersuchung durch UN-Ermittler vor. Die Hauptforderung war, es müssten alle verdächtigen Personen vernommen werden, zu denen auch Bruder und Schwager des syrischen Präsidenten Assad gehören.
Laut UN-Chefermittler Mehlis (siehe 20. Oktober) habe Syrien "bisher den Daumen auf viele wichtige Informationen gehalten" und ihn an Befragungen gehindert. Die von den USA, Großbritannien und Frankreich eingebrachte Resolution wurde nach Abmilderung einstimmig beschlossen und verpflichtet alle Staaten, Verdächtigen die Einreise zu verweigern und ihre Bankguthaben einzufrieren. Während Syriens Außenminister al-Sharaa in New York einen Eklat verursachte und in Damaskus gegen die Resolution demonstriert wurde, stimmten ihr der Libanon und auch arabische Staaten zu.
Die Abmilderung des vom Westen eingebrachten Resolutionsentwurfs war auf Druck Russlands und Chinas erfolgt. So wurde auf die offene Androhung von Sanktionen gegen Syrien verzichtet, doch behielt sich der Sicherheitsrat "weitere Maßnahmen" vor, falls sich Syrien nicht an die Vorgaben hält. Auch die Aufforderung an die syrische Führung, jede Unterstützung des Terrorismus zu beenden, wurde gestrichen.
Die heftige Protestwelle in Syrien gegen die UN-Beschlüsse und die USA wurde vom Westen als gesteuert angesehen. Auch die Reden des syrischen Außenministers trugen zur weiteren Isolation des Landes bei, von dem erst kurz zuvor strengere Grenzkontrollen zum Irak und gegen den Übertritt von Terroristen gefordert worden waren.
Der Nachfolger von Detlev Mehlis ist Serge Brammerz, der am 19. Januar 2006 im Libanon eingetroffen ist. Dieser soll, wie Detlev Mehlis, den Mord an Ex-Premierminister Hariri aufklären, wobei der Präsident Syriens, Baschar al Assad, zusagte, ihn bei den Ermittlungen zu unterstützen.
Verwaltungsgliederung
Syrien ist seit 1987 in 14 Gouvernorate (muhafazat, singular: muhafazah) unterteilt, die nach dem jeweiligen Hauptort benannt sind:
|
![]() |
Anteile an der Syrischen Wüste haben die Regionen Nr. 2, 6 (jeweils Ostteil) und vor allem 13; weitere Wüstengebiete liegen in den Gouvernoraten Nr. 12 und 14.
Der Bezirk Qunaitra (Kuneitra) auf den Golanhöhen ist seit 1967 größtenteils von Israel besetzt. Die Region um Iskenderūn (Alexandrette), bis zur Eingliederung in die Türkei Sandschak Alexandrette genannt, gehört seit 1939 zur Türkei, wird allerdings ebenfalls von Syrien beansprucht.
Streitkräfte
Die syrischen Streitkräfte umfassen bei voller Mobilisierung schätzungsweise rund 320.000 Mann. Alle männlichen Syrer im Alter von 18 Jahren müssen einen 24-monatigen Wehrdienst leisten. Oberster Befehlshaber der Streitkräfte ist der Präsident des Landes. Die US-Regierung schätzt das syrische Militärbudget für das Jahr 2000 auf 858 Millionen bis eine Milliarde US-Dollar. Wichtigster Rüstungslieferant Syriens war bis 1989 die Sowjetunion. Bis heute stammen die meisten syrischen Waffensysteme aus der Produktion des ehemaligen Ostblocks. Seit 1989 bestehen erhebliche Engpässe bei der Versorgung mit Ersatzteilen. Auch strategisch und taktisch sind die Streitkräfte auf alte sowjetische Militärdoktrinen ausgerichtet. Seit etwa 2000 sollen sie verstärkt versuchen, moderne Vorgehensweisen zu adaptieren, in erster Linie von der israelischen Armee.
Das syrische Heer ist die größte Teilstreitkraft. US-Schätzungen aus dem Jahr 2002 gehen von rund 215.000 aktiven Soldaten aus. Vermutlich ist das syrische Heer in drei Korps eingeteilt, die insgesamt wiederum sechs oder sieben gepanzerte Divisionen, drei mechanisierte Divisionen, eine Luftlandedivision, drei Spezialeinheiten-Divisionen von geringer Größe und eine Division der Republikanischen Garde umfassen. Die personelle und materielle Kampfbereitschaft dürfte relativ gering sein, so dass US-Quellen davon ausgehen, dass Syrien innerhalb kürzerer Zeit nur zwei gepanzerte, eine meachanisierte und die Garde-Division einsetzen kann. Die wichtigsten Waffensysteme sind rund 4700 Kampfpanzer, die modernsten darunter sind 1700 des Typs T-72. Außerdem gehören noch rund 2000 veraltete T-55 und 1000 T-62 zum Arsenal. Viele Panzer sind nicht mehr fahrfähig, sondern fest in Kampfstellungen eingebaut. Die 4500 Schützenpanzer gehören größtenteils zum veralteten Modell BMP 1, allerdings sind 200 bis 350 modernere BMP 2 und BMP 3 vorhanden. Die Artillerie verfügt über rund 1500 Geschütze, darunter jeweils 600 der sowjetischen Typen D-30 und M-46. Dazu kommen rund 450 Selbstfahrgeschütze, mehrheitlich vom Typ 2S1 mit Kaliber 122 Millimeter. Die Flugabwehr-Truppe innerhalb der Armee ist mit 60.000 Mann ungewöhnlich groß und verfügt neben rund 4000 Geschützen über die vergleichsweise moderne Raketen SA-5, SA-6, SA-7 (mit 4000 Raketen das zahlenstärkste System) und SA-8, die teilweise in stationären Raketenbasen nahe Damaskus und Aleppo stationiert sind. Die 1800 Mann umfassende Grenzschutztruppe gehört ebenso dem Heer an wie rund 8000 paramilitärische Gendarmen. Darüber hinaus gibt es eine Heeres-Brigade, die speziell für die Küstenverteidigung ausgebildet und ausgerüstet ist sowie eine Raketenbrigade, die über Flugkörper der Typen FROG, Scud der Baureihen B und C sowie als effektivste Waffe über SS-21 verfügt. Die Reserve des Heeres umfasst eine gepanzerte Division, vier gepanzerte Brigaden, zwei Panzerregimenter, 21 Infaterie- und drei Artillerieregimenter.
Die syrische Luftwaffe besteht regulär aus rund 40.000 Mann, die bei Mobilisierung aller Reserven noch einmal um 20.000 anwachsen. Sie sind in zehn oder elf Angriffs- und sechzehn Abfangstaffeln sowie zwei Transport- und eine Ausbildungssstaffel organisiert. Das Flugzeugarsenal von gut 600 Maschinen, die allerdings nicht alle einsatzbereit sein dürften, besteht vor allem aus MiG-21 (rund 100) und MiG-23 (rund 160) sowie Su-22 (rund 50). Der Bestand moderner Kampfflugzeuge ist deutlich kleiner: ein Dutzend Su-27, 20 Su-24, jeweils gut 20 MiG-25 und MiG-29. Die Hubschrauber-Flotte umfasst knapp 150 Mil Mi-8 und die modernisierte Variante Mi-17.
Die syrische Marine ist stark unterproportioniert. 1985, jüngere Zahlen sind nicht vorhanden, umfasste sie 4000 Mann (voll mobilisiert 6500) und verfügte über zwei oder drei U-Boote, 22 Raketenboote sowie einige kleinere Überwasser-Einheiten. Die Marine agiert nicht als eigene Teilstreitkraft, sondern ist in die Befehlsstrukturen des Heeres integriert.
Das syrische Raketenarsenal umfasste nach US-Angaben mit Stand 2000 über 250 bis 350 Scud-B und eine ähnlich hohe Anzahl SS-21. Diese Raketen sind vornehmlich mit mobilen Abschussrampen ausgestattet. Für die Scud-B- und -C-Systeme werden 26 dieser Rampen geschätzt. Die modernsten Raketen dürften rund 50 Scud-C mit 18 mobilen Abschussrampen sein. Darüber hinaus hat Syrien mit nordkoreanischer und iranischer Hilfe die Scud weiterentwickelt. Dieser mit Scud-D bezeichnete Typ verfügt über eine erhöhte Reichweite von rund 700 Kilometern aber über eine geringere Waffenlast und geringere Zielgenauigkeit als Scud-B und -C.
Die syrischen ABC-Waffen bestehen fast ausschließlich aus chemischen Kampfstoffen, die seit 1973 entwickelt werden. Der 500 bis 1000 Tonnen umfassende Vorrat besteht hauptsächlich aus Sarin und Tabun. VX wird seit 1997 produziert und ist nach Angaben aus dem Jahr 2003 in geringerem Umfang vorhanden, soll aber in Gefechtsköpfen für einige Scud-Raketen einsatzbereit sein. Die syrische Chemiewaffenproduktion bleibt auch auf lange Sicht von der Zulieferung von Technik und Ausgangsstoffen aus dem Ausland abhängig. Vermutlich existieren derzeit vier anlagen zur Herstellung von chemischen Kampfstoffen, die zur Produktion von mehreren hundert Tonnen pro Jahr in der Lage sind. Syrien hat den Atomwaffensperrvertrag ratifiziert und verfügt derzeit vermutlich weder über ein Atomwaffenprogramm noch über nukleare Waffensysteme. Biologische Waffen sind vermutlich nicht in einem militärisch relevanten Umfang vorhanden.
Wirtschaft
Allgemeines
Die Landwirtschaft kann unter günstigen Bedingungen bis zu einem Drittel der Wirtschaftsleistung ausmachen und ist für das Land besonders wichtig. Erdöl, Textilien und Nahrungsmittel sind Syriens Hauptexportgüter, welche Syrien eine positive Handelsbilanz bescheren.
Tourismus
Der Tourismus beschränkt sich hauptsächlich auf Kultur- und Sprachtouristen, obwohl es eine gewisse touristische Infrastruktur und fast 200 km Küste gibt. Wichtige Industriegebiete sind die Regionen um Aleppo, Damaskus und das Gebiet zwischen Homs und Hama.
Erdöl
Die syrische Wirtschaft ist stark vom Export von Erdöl abhängig. Sie machen 70% der Exporterlöse aus und aus ihnen speist sich die Hälfte des Budgets.
Strukturwandel
Da das Erdöl in Syrien vermutlich in einigen Jahren ausgehen wird und die syrischen Machthaber eine breiter diversifizierte Wirtschaft errichten wollen, streben sie einen Strukturwandel und den Umbau zu einer funktionierenden Marktwirtschaft an. Dieser soll mit jährlichen Privatinvestitionen von bis zu fünf Milliarden US-Dollar, Zusatzeinnahmen aus dem Ölexport und Investitionen aus dem Ausland finanziert werden. Die Wirtschaftspolitiker sehen in den nächsten fünf bis zehn Jahren die beste Gelegenheit für Strukturänderungen. Zu den im neuen Fünfjahresplan festgeschriebenen weitreichenden Veränderungen gehört unter anderem eine umfassende Steuerreform, Privatisierung, der Abbau von Monopolen, Deregulierung wichtiger Sektoren und die Reduzierung des öffentlichen Sektors.
Währung
Der Internationale Währungsfond lobte die Bemühungen der syrischen Wirtschaftspolitiker bereits, vor allem die Anpassung des syrischen Pfunds an einen realistischen Wechselkurs. Laut der Nachrichtenagentur UPI am 15. Februar 2006, wird Syrien ab sofort alle Auslandsgeschäfte in Euro, statt wie bisher in US-Dollar, abwickeln.
Staatsausgaben
Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für
- das Gesundheitswesen bei 32%
- das Bildungswesen bei 10%
- das Militär bei 25%
Infrastruktur
Bahn
Eisenbahnen verkehren in Syrien seit ca. 100 Jahren. Die erste Eisenbahnstrecke in Regelspur entstand 1902 zwischen Aleppo und Midan Ekbas an der heutigen türkischen Grenze. Die Netzerweiterung erfolgte 1906 in Richtung Hama.
Das heutige Streckennetz hat heute eine Länge von ca. 2200 km. Davon sind ca. 1900 km in Normalspur und den Rest in Schmalspur, in der Spurweite 1050 mm. Die derzeitigen Eisenbahnlinien in Syrien sind eingleisig und nicht elektrifiziert.
Das Regelspurnetz wird durch die CFS, der syrischen Eisenbahngesellschaft (Direction général des Chemins de Fer Syrien) betrieben, das Schmalspurnetz durch die Al-Hijas (Hedschas-)Bahngesellschaft, ein waqf (religiöse Stiftung).
Das Schmalspurnetz, auch unter dem Namen Hedschasbahn bekannt, verband bis zum Ersten Weltkrieg Damaskus mit Medina im heutigen Saudi-Arabien. Betrieben wird heute noch die Strecke Damaskus – Amman / Jordanien. Die Strecke südlich von Amman bis zur Einmündung der Bahn von Aqaba ist von der Al-Hijas Bahngesellschaft an eine Phospat-Minengesellschaft verpachtet. Von Syrien gab es vor der Unabhängigkeit Israels Verbindungen nach Haifa und vor dem Bürgerkrieg im Libanon eine technisch aufwändige Gebirgsbahn über den Anti-Libanon nach Beirut.
Im Personenverkehr gibt es internationale Verbindungen nach Jordanien, in die Türkei und den Iran.
Flugverkehr
Syrien besitzt 2 internationale Flughäfen, Damascus und Aleppo, die auch von internationalen Fluggesellschaften angeflogen werden. Die syrische Fluggesellschaft Syrian Arab Airlines fliegt nationale und internationale Ziele in Europa, Afrika und Asien an.
Sport
Siehe: Syrischer Fußball
Feiertage
In Syrien gibt es wie in Deutschland sowohl staatliche als auch religiöse Feiertage. Grundlage für die staatlichen Feiertage ist dabei, wie in mittlerweile fast allen arabischen Ländern, die christliche Zeitrechnung, für die islamischen Feiertage die Hidschra-Zeitrechnung nach dem Mondkalender. Da das Mondjahr elf Tage kürzer ist als das Sonnenjahr, „wandern“ die islamischen Feiertage jedes Jahr entsprechend „nach vorn“. Hier eine Übersicht über die Feiertage 2006, die veränderlichen Feiertage sind mit einem Stern (*) gekennzeichnet:
- Christliches Neujahr (ʿĪd ra's as-sana al-mīlādiyya): 1. Januar
- Opferfest (ʿĪd al-adhā): 10. Januar* und 31. Dezember*
- Islamisches Neujahr (ʿĪd ra's as-sana al-hidschriyya), 1426: 31. Januar*
- Tag der Revolution (Thaurat ath-thāmin min ādār): 8. März
- Muttertag (ʿĪd al-umm): 21. März
- Geburtstag des Propheten Muhammad (ʿĪd al-maulad an-nabawī asch-scharīf): 11. April*
- Katholische Ostern (ʿĪd al-fash): 16. April*
- Tag des Truppenabzugs (ʿĪd al-dschala'), Nationalfeiertag: 17. April
- Orthodoxe Ostern (ʿĪd al-fash): 23. April*
- Tag der Arbeit (ʿĪd al-'ummāl al-'ālamī): 1. Mai
- Märtyrertag (Dhikrī asch-schuhadā'): 6. Mai
- Fest des Fastenbrechens (ʿĪd al-fitr), Ende des Ramadan: 24. Oktober*
- Weihnachten (ʿĪd al-mīlād al-madschid): 25. Dezember
Bekannte Syrer
|
|
Weblinks
- Aramäer
- syrisch-orthodoxe Kirche
- Deutsche Botschaft Damaskus
- Syrien - Bilder
- Reisebilder sortiert nach Themen und Orten aus Syrien, Jordanien und dem Libanon
- Das Sahara- und Wüstenforum für Afrika und den Nahen Osten mit aktuellen Länderinfos und Fotogalerie
- Der Spiegel über das Verhältnis Syriens zum Terrorismus
Vorlage:Navigationsleiste Staaten im Nahen Osten