Elster
Elster | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Pica pica | ||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Die Elster (Pica pica) gehört zur Familie der Rabenvögel.
Beschreibung
Die Grundfarben der Elster sind schwarz und weiß. Der Schwanz ist etwa körperlang und gestuft. Bauch, Flanken und Schultern sind weiß, auch die Handschwingen sind überwiegend weiß. Das restliche Gefieder ist schwarz mit Metallglanz. Die Schwanzfedern und die Außenfahnen der Schwungfedern schimmern aus der Nähe je nach Lichtverhältnissen metallisch grün, blau oder purpurfarben. Im Frühling werden die Farben matter und weniger schillernd. Auf den Außenfahnen der Handschwingen gehen sie fast ganz verloren. Am schillerndsten sind mehrere Jahre alte Vögel, insbesondere die Männchen, kurz nach der Mauser.
Die männlichen und weiblichen Elstern unterscheiden sich äußerlich nicht voneinander. Elstern können eine Körperlänge von etwa 51 cm erreichen und wiegen 200 bis 250 g.
Sie fressen gerne andere Vögel und rauben deren Nester aus.
Junge Elstern haben das gleiche Farbmuster wie Altvögel. Der Schwanz ist jedoch glanzlos und kürzer. Die äußeren Schulterfedern sind oft nicht reinweiß, sondern etwas grau. Die weißen Bereiche auf den Innenfahnen der äußeren Handschwingen reichen nicht so weit zur Federspitze wie bei den adulten Elstern. Die Armschwingen zeigen nur im mittleren Bereich blauen Glanz. Die äußerste Armschwinge trägt fast immer einen weißen Fleck, manchmal auch die zweite oder die dritte darauf folgende Feder.
Die Elster hüpft oft am Boden und bewegt sich sehr geschickt im Geäst von Bäumen. Sie hat einen etwas unbeholfen wirkenden wellenförmigen Flatterflug.
Stimme
Am häufigsten lässt die Elster das so genannte „Schackern“ oder „Schäckern“ hören. Es besteht aus mehr oder weniger schnell aufeinander folgenden Rufreihen mit leicht kräzchzenden „schäck-schäck-schäck“. Das Schäckern ist ein Warn- und Alarmruf. Reviervögel verteidigen damit ihr Revier. Nichtbrütende Elstern gebrauchen ihn nur, wenn Gefahr droht. Die Erregung der Tiere ist besonders groß, wenn das Schäckern schnell und abgehackt ist. So stellen sie sich bei langsamen Schäckern der Gefahr, fliehen aber bei schnellem Rufen.
Nestlinge betteln mit einem hohen kreischenden „twiit“. Drei bis vier Wochen alte Jungvögel melden sich bei den Altvögeln durch einen zweisilbigen Ruf. Er klingt wie „jschiejäk“, „tschjuk“ oder „tschjuk-juk“. Nachdem sie sich von ihren Eltern getrennt haben, benutzen sie diesen Ruf nicht mehr. Allerdings ähnelt der allgemeine Kontaktruf des Weibchens dem Standortruf der Jungvögel.
Zur Festigung der Partnerschaft lassen Paare einen leisen Plaudergesang hören. Dieser variiert zeitlich und individuell sehr stark. Er kann sowohl rhytmisch als auch arythmisch sein. Oft sind weiche Trillerlaute und hohes Pfeifen darin enthalten. Einzelne Vögel ahmen die Imitationen anderer Tiere nach. Meist äußert sich der Gesang jedoch in gurgelnden, bauchrednerischen Schwätzen mit Pfeiflauten.
Zur Reviermarkierung lassen Paare einen nach „kia“, „kjää“ oder „kik“ klingenden Ruf hören. Oft zeigen sie sich dabei in der Mitte des Reviers auf den höchsten Zweigen eines Baumes.
Häufig gibt die Elster auch ein lang gezogenes „tschark“ „tschirk“ „tschirrl“ oder „tschara“ von sich. Je nach Intonation (weich, hart, lang, kurz) hat dieser Ruf verschiedene Bedeutungen. Daneben kann die Elster auch nasale und gedehnte Laute wie „gräh“ hören lassen.
Verbreitung
Die Elster ist in fast ganz Europa verbreitet. Zudem besiedelt sie Teile der nordafrikanischen Küstengebiete (Marokko, Algerien, Tunesien). Sie kommt in Skandinavien bis ans Nordkap vor. Sie fehlt jedoch auf einigen Mittelmeerinseln.
Im Osten ist die Elster bis etwa 65° N verbreitet, im Süden erstreckt sich ihr Lebensraum über die Türkei und Teile des Irans bis fast an die Küste des Persischen Golfs.
Weiter im Osten weicht die Nordgrenze ihres Verbreitungsgebietes nach Süden bis zum Japanischen Meer bis auf etwa 50° N zurück. In Asien besiedelt die Elster Gebiete bis nach Nordvietnam. Die Mongolei wird scheinbar nicht von Elstern besiedelt. Aus Ostchina liegen keine gesicherten Angaben vor.
Eine isolierte Population befindet sich auf der Kamtschatka-Halbinsel. Außerdem wird auf Nordwest-Kyuschu eine kleine Population als Naturdenkmal geschützt.
In Nordamerika ist Alaska und die westliche Hälfte des Kontinents bis einschließlich Kalifornien besiedelt.
Die Elster ist ein Standvogel, möglicherweise aber auch ein Strichvogel.
Systematik
Externe Systematik
Interne Systematik
Die Unterarten unterscheiden sich in Größe und Gewicht, in der Größe und Zeichnung der Flügelfedern und in der Färbung der Unterrückenzone. Zudem differieren einige Teilen des Skeletts und auch die Pigmentierung der Schwanzfedern, die zwischen blau, violett, kupfern, messing, purpurn und grün schwanken kann. Teilen sich verschiedene Unterarten die gleichen Grenzen, gibt es dort einige Mischpopulationen.
Die dunkelsten Unterarten sind im Süden verbreitet, die hellsten im Nordosten Eurasiens. Dies betrifft besonders die Färbung des unteren Rückens. In der Regel sind die südlichen Formen größer und haben kürzere Schwanzfedern als die nordöstlichen.
Neuere DNA-Untersuchungen haben gezeigt, dass P. p. sericea Gould große genetische Unterschiede zu den eurasischen Formen ausweist, so dass sie eine eigene Art sein könnte. Die Unterarten P. p. mauretania Malherbe und P. p. asirensis Bates werden von einigen Forschern auch als verschiedene Arten behandelt.
Die nur in Kalifornien verbreitete Form Pica pica ssp. nuttallii wird von einigen Forschern als eigene Art behandelt. Ihre charakteristischen Merkmale sind der gelbe Schnabel und ihre geringe Größe. Es wird vermutet, dass die Aufspaltung der Art in eine gelb- und eine schwarzschnabelige Variante deutlich weiter in die Vergangenheit zurückgeht als die Ausdifferenzierung der schwarzschnabeligen Unterarten.
Es wird davon ausgegangen, dass P. p. hudsonia in der letzten Eiszeit von Asien nach Nordamerika emigrierte. Andere Ornithologen vermuten jedoch, dass P. p. hudsonia nicht aus Eurasien stammt. Neuere DNA-Analysen weisen daraufhin, dass P. p. hudsonia mehr genetische Ähnlichkeiten mit P.p . nuttallii aufweist als mit den eurasischen Unterarten.


- Pica p. pica ist die Nominatform.
- P. p. asirensis hat einen schwarzen Rücken und dunkelblaue Armschwingen. Zudem sind die Spitzen der innersten Federn grünlich gefärbt. Sie ist im Asirgebirge verbreitet. Ob sie auch in Südarabien lebt, ist umstritten. Manche Forscher halten sie für eine eigene Art.
- P. p. bactriana ist heller als die Nominatform. Sie hat einen schmaleren Flügelsaum und einen intensiveren grünlichen Glanz auf den inneren Armschwingen. Zudem ist sie durch große Flügeldecken und einen bronzefarbenen, nicht blau schillerden Schwanz gekennzeichnet. Ihr Verbreitungsgebiet liegt in der mittleren bis östlichen ehemaligen UDSSR, in den Stromgebieten von Wolga und Don und in der Ostukraine. Zudem lebt sie am Ufer des Asowschen Meeres östlich bis Astrachan, im Nordkaukasus, in Transkaukasien und in Transkaspien sowie in Westturkestan. Sie besiedelt aber auch die mittlere Kirgisensteppe, Semipalatinsk, Afghanistan und Belutschistan.
- P. p. bottanensis ist die größte Elster mit dem relativ kürzesten Schwanz und hat einen schwarzen Unterrücken. Sie ist in Bhutan, Sikkim und in den benachbarten Gebiete Osttibets verbreitet.
- P. p. fennorum hat längere Flügel (Flügellänge bei Männchen 190- 221 mm) als die Nominatform, einen hellgrauen Bürzel, der heller ist als bei der Nominatform. Sie besiedelt Nordost-Skandinavien, Finnland und die nördlichen europäischen Teile Russlands.
- P. p. hemileucoptera ist größer als P. p. bactriana und hat grünere Armschwingen. Der Schwanz schillert gelblich und grünlich. Die erste Handschwinge hat keinen schwarzen Endfleck. Sie besiedelt Mittelsibirien, Altai, das Sajangebirge, die Nordwestmongolei, Ostturkestan, Sowjetisch-Turkestan, den westlichen Tjan-Schan, Talas Alatau und das Altaigebirge.
- P. p. hudsonia ähnelt den europäischen Formen. Die Armschwingen und mittlere und große Flügeldecken schimmern stahlblau und grünlich. Sie lebt in Alaska und der westlichen Hälfte des mittleren Teils von Nordamerika. Neueren Forschungsergebnissen zufolge ist sie eine eigene Art.
- P. p. jankowskii hat einen grünen Schwanz mit bläulich irisierenden Tönen. Das Blau der Armschwingen ist reiner und weniger violettstichig als bei P. p. sericea. Ihr Verbreitungsgebiet liegt in Südussurien, in Sidemi und in der östlichen Mandschurei.
- P. p. japonica ist durch Armschwingen und Flügeldecken mit violettblauem Schiller gekennzeichnet. Der Schnabel kurz und dick. Sie lebt in Kiushu, nördlich der Ariakibucht in Japan.
- P. p. kamtschatica ist die hellste und grünschillerndste Unterart. Die Handschwingen sind auf der gesamten Innenfahne weiß. Auf der ersten Armschwinge befindet sich ein ausgedehnter weißer Fleck. Armschwingen und Schwanz sind grünschillernd. Sie besiedelt das Anadyrgebiet und Kamtschatka.
- P. p. leucoptera ist größer als P. p. hemileucoptera und hat noch mehr Weiß in den Schwingen. Ihr Unterrücken ist weiß. Ihr Verbreitungsgebiet liegt südlich des Baikalsees, in der Nordostmongolei und in der Nordwestmandschurei.
- P. p. mauritanica ist die kleinste und dunkelste Unterart (Flügellänge bei Männchen 152-172 mm). Die Flügel schillern dunkel grün und purpurn. Der Bürzel ist immer schwarz. Hinter den Augen befindet sich ein gut sichtbarer nackter kobaltblauer Hautfleck. Sie besiedelt Nordwestafrika (Marokko, Algerien, Tunesien). Manche Forscher halten sie für eine eigene Art.
- P. p. melanotos hat einen schwarzen Unterrücken mit gelegentlich angedeutetem Bürzelband. Der Schwanz ist gelblichgrün schillernd. Die Flügellänge bei Männchen beträgt 181-197 mm. Sie lebt auf der iberische Halbinsel.
- P. p. nuttallii hat einen gelben Schnabel und ist kleiner als P. p. hudsonia. Ihr Verbreitungsgebiet liegt in Kalifornien. Neueren Forschungsergebnissen zufolge ist sie eine eigene Art.
- P. p. sericea Gould hat einen kürzeren Schwanz als die Nominatform. Flügel und Schwanz haben zudem ein stärkeres violett-purpurn Schillern. Der Unterrücken ist grau und nicht weiß. Sie besiedelt das Amurgebiet und das Ussuriland, Korea, Ostchina, Alan-schan, das nördliche Ningsia und Kansu sowie Annam, Taiwan und Hainan. Neueren Forschungsergebnissen zufolge könnte sie eine eigene Art sein.
Lebensraum
Die Elster besiedelt vor allem halboffene Landschaften mit kurzgrasigen Wiesen, Hecken, Büschen und einzelnen Baumgruppen auf. Aber sie lebt auch in Alleen und an Waldrändern. Sie meidet große Wälder ebenso wie weite offene Landschaften. So überfliegt sie noch nicht einmal offene Felder. Außerdem meidet sie Sandböden, steile Hänge und felsige Gegenden.
Die Elster besiedelt sowohl die Ebenen wie auch das Gebirge. Im Himalaya lebt sie noch bis in 4000 Meter Höhe. P. p. bottanensis sucht ihre Nahrung noch bis über 5500 m Höhe.
Die Elster folgt dem Ackerbau, der für sie geeignete Landschaften geschaffen hat. Deshalb liegt das Hauptverbreitungsgebiet der Elster heutzutage in Deutschland in unmittelbarer Nähe des Menschen, also in Dörfern, Städten und an größeren Straßen. Früher war sie dagegen ein charakteristischer Vogel der Felder. Sie besiedelt nach wie vor nicht Stadtzentren ohne Grün.
Nahrung und Nahrungserwerb
Die Elster ist ein Allesfresser.
Nahrung und Nahrungsaufnahme

Die Hälfte der Nahrung ist tierischer Herkunft. Diese besteht überwiegend aus Insekten sowie deren Larven, Würmern, Spinnen und Schnecken. In der Brutzeit deckt die Elster damit 95 Prozent ihres Nahrungsbedarfs. Zudem frisst sie Amphibien, Echsen sowie kleine Wirbeltiere bis zu der Größe einer Feldmaus. Auch von Kleinsäugern, Nestlingen und kleinen Vögeln ernährt sie sich.
Als Nesträuber plündert sie während der Brutzeit Gelege anderer Vögel. Sie plündert aber auch Nahrungsspeicher artfremder Vögel, beispielsweise von Würgern. Außerdem frisst sie das ganze Jahr über Aas. Dennoch bilden auch Früchte, Sämereien und Pilze insbesondere im Herbst und im Frühling Bestandteile ihrer Nahrung.
In besiedelten Gebieten durchsuchen sie Kompost- und Abfallhaufen und fressen Fleischreste, Brot, Teigwaren, Käse, Eierschalen und so weiter. Stadtelstern bestreiten damit rund die Hälfte ihres Nahrungsbedarfs. Leben sie in der Innnenstadt, beträgt der Anteil an Kleinvögeln in ihrer Nahrung lediglich fünf bis acht Prozent.
Jahreszeitlich und individuell bedingt, schwankt das Nahrungsangebot sehr stark, da sich Elstern nach dem aktuellen Angebot richten.
Die Elster verschlingt Insekten meist als Ganzes, zerquetscht Wespen vorher jedoch gründlichst mit dem Schnabel. Größere Tiere hält sie meist durch einen oder beide Füße am Boden fest. Die Tötung erfolgt durch Schnabelhiebe, meist gegen den Rumpf, oder durch das Schleudern der Beute gegen harte Gegenstände. Kleinvögel rupft die Elster vor dem Fressen säuberlich mit dem Schnabel. Unverdauliches scheidet sie in Form von Speiballen wieder aus.
Nahrungserwerb
Die Elster sucht ihre Nahrung meistens auf dem Boden. Dort jagt sie Kleintiere und Insekten, indem sie sie hüpfend oder rennend verfolgt. Sie dreht auch kleine Steine (bis ca. 10 cm Größe) oder Grasbüschel um. Andere Techniken sind das in den Boden Stechen mit dem Schnabel und das Scharren mit den Füßen. In regelmäßigen Abständen sucht die Elster Straßenränder und Bahnstrecken sowie Ufer von Gewässern oder Pausenhöfe von Schulen nach Abfall und Aas ab. Die Elster bewegt sich ohne Angst vor den Autos auf den Standstreifen der Autobahnen. Sie interessiert sich dabei vor allem für kleines Aas, verschmäht aber auch größere tote Tiere nicht. Diesen werden meist zuerst die Augen ausgehackt.
Bei günstiger Gelegenheit fischt die Elster sogar Fische im Flug aus dem Wasser. Auf dem Land pickt sie häufig Parasiten von Schafen oder Rindern.
Die Elster nimmt also, was sich an Nahrung gerade anbietet. Somit ist sie ein typischer Opportunist.
Nahrungsspeicherung
Die Elster legt das ganze Jahr über Nahrungsdepots an. Es werden vor allem Objekte aus dem Umfeld des Menschen (Tierfutter, Kompost und Abfälle, Hundekot, Pflanzenzwiebeln) versteckt, seltener Eicheln oder Aas.
Sucht die Elster nach einem geeigneten Ort zum Verstecken der Nahrung, achtet sie vor allem auf anwesende Krähen, denn diese plündern häufig die Depots dieser Vogelart. Schließlich schlägt die Elster mit dem Schnabel ein kleines Loch ins Gras, legt die Nahrung dort hinein und deckt das Loch dann wieder mit Erde und Pflanzen zu. In städtischen Bereichen deponiert sie die Nahrung auch unter Dachziegeln.
Meist hebt die Elster ihre Nahrungsspeicher innerhalb von zehn Tagen wieder auf. Sie scheint sich jedoch an alle Verstecke genau erinnern zu können.
Auch andere Gegenstände werden von der Elster gesammelt und versteckt.
Lebensweise
Die Elster lebt in zwei verschiedenen Sozialformen. In der Brutzeit leben Brutpaare allein in ihren Revieren. Nichtbrüter schließen sich jedoch zu Scharen mit bis zu dreizehn Vögeln zusammen. Im Winter bilden Elstern Scharen von einem Dutzend bis zu etwa 100 Vögeln.
Fortpflanzung
Die Elster wird im ersten Herbst ihres Lebens geschlechtsreif. Sie wird dann Mitglied einer Gemeinschaft aus anderen Nichtbrütern. Im darauf folgenden Frühling brüten nur knapp die Hälfte der Männchen und gut die Hälfte der Weibchen.
Paarbildung
Die Elster lebt in lebenslanger Monogamie, das heißt so lange beide Partner am Leben sind. Stirbt einer der beiden, ersetzt ihn der andere meistens schnell durch einen partnerlosen einjährigen Vogel. Wiederholen sich erfolglose Bruten zu häufig, trennen sich Paare in der Regel auch.
Im Herbst verbringt ein zukünftiges Paar zunehmend mehr Zeit miteinander, bis sich beide aneinander gebunden fühlen. Auch Umpaarungen geschehen ähnlich unauffällig. Verpaarte Vögel inspizieren schon im Herbst gemeinsam mögliche Brutplätze. Sie gehen aber nach wie vor alleine auf Nahrungssuche. Hat ein Elsternpaar erst einmal ein Revier gefunden, so bleibt es diesem lebenslang treu. Dies trifft jedoch nicht zu, wenn es zu viele erfolglose Bruten gibt. Elstern sind also standorttreue Vögel.
Nistplatzwahl
Die Inspektion der möglichen Nistplätze geschieht bei alten Paaren oft bereits im Oktober. Den ganzen Winter überprüft das Paar alte Nester, indem es darin herumstochert. Männchen scheinen insbesondere durch Trockenheit und Temperaturen unter -4 °C aktiviert zu werden. Das Weibchen zeigt mögliche Nistplätze häufig durch Flügelzittern (Betteln) an. Beide Vögel bekunden ihr Interesse an einem Nest manchmal durch Schackern oder einen speziellen Nestruf, durch Schwanzzittern, blinken oder flaggen.
Bereits im Januar kann mit dem eigentlichen Nestbau angefangen werden. In Mitteleuropa beginnt er aber erst Mitte Februar. Neue Paare beginnen den Nestbau mit ausgedehnten Balzen. Alte Paare scheinen jedoch gleich mit dem Bau des Nestes zu beginnen.
Als Nistplätze werden zwei Orte bevorzugt. Einerseits werden die Nester häufig in die schwer zugänglichen obersten Zweige von hohen Bäumen in einer Höhe von 12-30m gebaut, da sie dort schwer zu erreichen sind und die Umgebung gut überblicken können. Andererseits bauen Elstern auch niedrige Nester in dichtem dornigen Gebüsch oder in dornigen Hecken. Dies liegen in der Regel in einer Höhe von drei bis vier Metern, befinden sich aber in baumarmen Gebieten oft nur wenige Zentimeter über dem Boden. Stadtelstern greifen selten zu anderen Standorten wie Stahlgitterkonstruktionen, Eisenbahn-Leitungsmasten, um Nistplätze zu errichten.
Der häufigste Nesträuber ist die Aaskrähe. Wird ein Paar beim Nestbau durch Aaskrähen belästigt, legt es an anderer Stelle ein neues Nest an.
Das Nest
Das Nest ist ein kugelförmiger, recht großer Außenbau aus Zweigen und hat meistens eine Überdachung. Die Nestmulde ist aus feinerem Material und teilweise mit Erde ausgestrichen und befestigt. Beide Vögel beteiligen sich etwa in gleicher Weise am Bau des Nestes. Dabei bringt das Männchen hauptsächlich neues Baumaterial herbei, während das Weibchen dieses verbaut. Die mittlere Nestbaudauer beträgt 21 Tage.
Der Außenbau ist 35-75 cm breit und besteht aus sperrigen, trockenen, sich oft kreuzenden, nach außen abstehenden Zweigen. Der Unterbau der Nistmulde ist aus feiner Erde und feinen Reisern gefertigt. Die Nestmulde wird in der Regel aus feinem Wurzelwerk gebaut, welches zu einem einheitlichen Geflecht verarbeitet wird. Hierdurch entsteht eine gut wärmeisolierende Schicht, die es der Elster ermöglicht, selbst in sehr strengem Klima früh zu brüten. Die Nistmulde hat einen Durchmesser von circa 135 mm und eine Tiefe von etwa 100 mm.
Die meisten Nester besitzen einen haubenartigen aus sperrigen Zweigen bestehenden Überbau. Dieser hat einen, oft auch zwei seitliche Ausgänge. Das Fehlen der Haube scheint meist auf den Mangel an passendem Baumaterial oder auf die Unerfahrenheit des Paares zurückzugehen. Der Überbau dient dazu, das Gelege vor Übergriffen durch Krähen oder andere Raubvögel zu schützen.
Ein Paar fängt häufig mehrere Nester an, besonders wenn beim Bau eines Nestes Störungen auftreten. Solange verpaarte Vögel zusammen sind, vollenden sie oft viele Nester, auch wenn sie zum Brüten häufig alte Nester ausbessern.
Balz und Paarung
Einige Paare begatten sich schon während des Nestbaus. Wenn in der zweiten Aprilhälfte (bei einer normalen Brut) die Eier gelegt werden, kommt es zu deutlich mehr Paarungen. Besonders in dieser Zeit bettelt das Weibchens laut und auffällig.
Zur Balz nähert sich das Männchen dem Weibchen mit teilweise gespreizten Gefieder. Nach Bährmann wird dabei Rückengefieder abgespreizt, nach Glutz jedoch das weiße Unterseidengefieder. Häufig erfolgt die Annnäherung von hinten oder kreisförmig mit hochgehaltenem oder vorgestrecktem Kopf. Zudem singt das Männchen dabei manchmal leise.
Das Männchen flaggt und blinkt auch, indem es den Kopf senkt und die geschlossenen Flügel schräg vom Rücken abhebt, während es mit den Flügelfedern fächert. Gleichzeitig schlägt es den Schwanz ruckartig nach oben und unten (beim Flaggen) oder nach links und rechts (beim Blinken) und ruft ein weiches „tscha(r)k“ aus. Soll damit gehemmte Aggression ausgedrückt werden, ist die Schwanzbewegung stärker ausgeprägt, die Flügelbewegung schwächer und das Scheitelgefieder angelegt. Zusätzlich werden Kopf und Rumpf angehoben. Auch das Weibchen kann das Flaggen und Blinken ausführen. Beide können auch synchron einen wellenartigen Paaarflug ausführen.
Das Weibchen leitet die Paarung manchmal auch durch Betteln ein. Dabei stellt es sich geduckt oder hoch aufgerichtet vor das Männchen, streckt die angewinkelten Flügel ab und zittert damit. Es stößt sehr hohe Bettelrufe aus und sperrt den Schnabel auf. Häufig legt das Männchen dann das Scheitelgefieder an.
Wenn das Weibchen paarungsbereit ist, duckt es sich gestreckt an den Boden und bettelt mit zitternden Flügeln. Die Anzahl der Begattungen während der Brutzeit ist umstritten. Sie werden auf insgesamt etwa dreimal bis zu mehrmals täglich geschätzt.
Eiablage und Bebrütung
Der Legebeginn schwankt selbst innerhalb Europas beträchlich. In Mitteleuropa liegt der durchschnittliche Legebeginn für Erstgelege am achtem April. Aber die Vögel können auch schon bis zu einen Monat früher anfangen. Wird ein Gelege vernichtet, so kann ein Paar ein Nachgelege (Ersatzgelege) erstellen. Wird dieses ebenfalls vernichtet, kann es noch ein zweites Nachgelege machen. In Ausnahmefällen ist auch ein drittes möglich.
In den Tagen der Eiablage trennen sich die verpaarten Vögel selten. Dieses Verhalten sichert die Befruchtung der Eier, verhindert aber auch, dass andere Männchen das Weibchen begatten.
Das Weibchen bebrütet das Gelege erst nach der Ablage des letzten Eies. In der Zeit davor hält sich das Weibchen noch lange außerhalb des Nests auf. Etwa jeden Tag legt es ein Ei. Die Eier sind oval, manchmal aber auch kurzoval, langoval oder spitzoval. Sie sind in der Regel blaßgrünlich bis lehmfarben gefärbt. Sie sind von dichten bräunlichgrauen bis olivgrünen Flecken bedeckt. Farbe und Zeichnung können aber in weiten Grenzen schwanken. Die Eier sind circa 33-34 mm lang und circa 23-24 mm breit. Das Vollgewicht eines frisch gelegten Eies beträgt etwa acht bis zwölf Gramm. Typische Gelegegrößen sind vier bis sieben Eier, bei sehr gutem Nahrungsangebot können aber auch bis zu zwölf Eier gelegt werden. Nachgelege in der Regel kleiner als Erstgelege.
Während der Brutzeit übernimmt das Brüten bei fast allen Paaren ausschließlich das Weibchen. Das Männchen bewacht und verteidigt das Revier. Es sorgt auch überwiegend für die Versorgung des Weibchens. Die Fütterung erfolgt dabei meist unter dem Überbau des Nests. Es wird vermutet, dass sie selten im Freien erfolgt.
Das Verhalten der Vögel während der Brutzeit unterliegt erheblichen individuellen Schwankungen. Einige Männchen bewachen den Nistbereich gründlichst und melden jeden Eindringling durch sofortiges Schackern. Andere Männchen verteidigen ihn erst, wenn der Eindringling dem Horst zu nah kommt. Insgesamt scheinen die Vögel in Horstnähe auffallend still zu sein. Krähen werden grundsätzlich attackiert. Teilweise werden kleine Vögel und Tauben im Revier geduldet.
In Europa schlüpfen die Jungen 17-22 Tage nach Legebeginn. Die Jungen schlüpfen gewöhnlich alle innerhalb von zwei bis vier Tagen. Etwa die Hälfte aller Bruten ist erfolglos, da das Nest von Krähen, Habichten, Katzen oder Mardern geplündert wird. Einige Nester werden auch vom Menschen zerstört.
Entwicklung der Jungen

Die Jungen sind in den ersten vier bis acht Tagen blind. Sie werden zunächst vom Weibchen gehudert, und dieses wiederum wird vom Männchen gefüttert. Später werden sie von beiden Partnern gefüttert.
Das Gewicht der Jungvögel steigt in den ersten knapp 20 Tagen ungefähr linear auf rund 180 g. Nach etwa 24 bis 30 Tagen verlassen sie das erste Mal das Nest. Oft haben sie zu diesem Zeitpunkt nocht nicht einmal ausgewachsene Flügelfedern. Der Schwanz der Vögel erreicht erst im darauf folgenden Jahr seine volle Länge.
Die Jungen bewegen sich nach dem ersten Ausflug zunächst noch sehr unbeholfen und werden von den Altvögeln im Revier weiterhin betreut. Nun reagieren die Altvögel auf alle Eindringlinge mit lautem Schäckern. Die Jungen melden sich mit einem typischen Jugendruf, der ungefähr wie „jschiejäk“ klingt.
Nach einiger Zeit beginnen die Jungvögel allein Ausflüge in die nähere Umgebung zu machen, kehren aber immer wieder in das Revier ihrer Eltern zurück. Nun verlassen auch die Eltern das Revier und folgen ihrem Nachwuchs. Bald trennen sich die Jungvögel ganz von ihren Eltern und schließen sich anderen nichtbrütenden Artgenossen an. Die Eltern kehren in ihr Revier zurück.
Meistens entfernen sich die Jungvögel nicht weit vom Revier ihrer Eltern. Elstern, die weit im Norden leben, fliegen allerdings im Winter so weit nach südlich, wie es nötig ist.
Die Elster kann bis zu 16 Jahre alt werden, wird in der Natur jedoch aufgrund ihrer natürlichen Feinde nur ca. 2 1/2 Jahre alt.
Territorialverhalten

Die Größe der Reviere kann erheblich schwanken. Ohne in Besitz eines Revieres zu sein können Elstern allerdings nicht brüten.
Die Brutpaare überwachen ihr Revier ganzjährig, selbst dann wenn sie sich im Winter zum Schlafen teilweise den Nichtbrütergemeinschaften anschließen. Die Jahreszeit bestimmt die Anstrengung, die zur Verteidigung des Reviers aufgewendet wird. Während der Zeit der Eiablage und im Spätherbst werden Eindringlinge besonders intensiv abgewehrt. Da die Intensität nach der Eiablage sofort nachläßt, wird vermutet, dass dadurch vor allem das Weibchen davon abgehalten werden soll, sich mit einem anderen Männchen zu paaren. Im Spätherbst versuchen neue Vogelpaare sich vermutlich ein Revier zu erobern. Gegen Aaskrähen werden die Nester ganzjährig verteidigt.
Um das Revier zu markieren, präsentieren sich Männchen oder Weibchen, meistens beide gemeinsam, in einem gut sichtbaren Baumwipfel. Dazu sitzen die Vögel aufrecht mit hängendem Schwanz und plustern die weißen Gefiederteile auf. Dasselbe Verhalten zeigen sie bei Revierstreitigkeiten mit benachbarten Pärchen, aber auch artfremden Tieren gegenüber.
Wird Elstern das Revier streitig gemacht, geben sie typische Laute wie „kia“ oder „kjää“ von sich. Häufig bettelt das Weibchen demonstrativ. Nachdem das Nest fertig gestellt ist, schlüpft es auch in dieses. Männchen kämpfen vehement am Boden und auch in der Luftkämpfen gegeneinander. Diese Kämpfe können bis zum Tod des einen gehen. Männchen greifen Aaskrähen ebenso entschlossen an. Manchmal kämpfen sie auch gegen Elsternfedern oder das eigene Spiegelbild.
Revierbesitzenden Weibchen vertrieben grundsätzlich Eindringende. Ist es in Sicht- oder Hörweite des revierbesitzenden Männchen, so vertreibt es das fremde Weibchen. Sind beide jedoch ungestört, wird es von ihm umworben.
Um ein Revier zu besetzten, kann ein Jungvogel entweder einen verstorbenen Brutvogel ersetzten, oder sich zwischen zwei bestehende Revieren ein eigenes sichern, oder aber ein Revier durch Kämpfen erobern. Dazu verbündet sich eine kleine Gruppe Nichtbrütern und dringt in ein bestehendes Revier ein. Normalerweise gelingt dem revierbesitzenden Männchen, die Eindringlinge zu vertreiben. Scheitert es jedoch, so übernimmt der dominanteste Jungvogel, der meist auch Initiator des Einfalls ist, das Revier.
Nichtbrüter- und Schlafgemeinschaften
Elstern, die nicht brüten, bilden abends Schlafgemeinschaften. Im Winter schließen sich ihnen auch die verpaarten, revierbesitzenden Vögel an. Schlafplätze sind häufig schwer zugängliche Stellen und werden über mehrere Jahre genutzt. Ihr Einzugsgebiet kann mehrere Kilometer groß sein. Die Schlafplätze befinden sich beispielsweise auf Weiden in Sumpfgebieten oder auf kleinen Inseln.
Im Winter sammeln sich an den Schlafplätzen meist 20 bis 50 Elstern. Manchmal bilden sich dort auch Gemeinschaften von einigen Hundert Vögeln. Im Sommer befinden sich jedoch meist nur ein oder einige Dutzend in den Schlafgemeinschaften. Es wird vermutet, dass dies hauptsächlich einjährige Vögel sind. Tagsüber streifen die Nichtbrüter in kleinen Gruppen umher und suchen nach Nahrung. Im Winter gehen manchmal auch die verpaarten Vögel gemeinsam auf Nahrungssuche. Im Frühling treten die im Winter verborgenen Zusammengehörigkeiten offen zu Tage.
In den Schlafgemeinschaften gibt eine nicht sehr ausgeprägte Hierarchie. Im Allgemeinen dominieren Brutvögel über Nichtbrüter und Männchen über Weibchen. Auch mit dem Aufenthaltsort vertraute Tiere sind meist dominanter. Konkurrieren Elstern ungefähr gleichen sozialen Ranges um Nahrung, kommt es zunächst zum Drohen. Dabei wird der Körper meist steil aufgerichtet und der Schnabel nach oben gestreckt („Aufrechtdrohen“), manchmal auch flach waagerecht gestreckt („Vorwärtsdrohen“). Weicht keiner der beiden zurück, kommt es zu einem Kampf mit Schwanzzerren, Tritten, Verfolgungsflügen, Anspringen und Schnabelhieben, bei dem es auch zu Verletzungen kommen kann (Beschädigungskampf). Die Auseinandersetzungen sind jedoch weniger heftig als bei Revierkämpfen. Flügelblinken ist dabei ein Ausdruck gehemmter Agression. Verpaarte Vögel konkurrieren nicht um Nahrung und teilen sie manchmal.
Die Schwarmbildung dient vermutlich dazu, sich beim Nahrungserwerb vor allem gegen die Aaskrähe durchzusetzen. Größere Nichtbrütergemeinschaften können Nahrungsquellen länger verteidigen. Das Brüten wird jedoch in Gebieten vollzogen, in die die Aaskrähe nicht gerne zieht. Zudem können größere Vögel wie große Möwen, Raben, Eulen, Mäusebussarde oder auch Eichhörnchen durch Schwanzzerren und Ähnliches von Schafgemeinschaften, nicht aber von einzelnen Vögeln vertrieben werden.
Intelligenz
Das Gehirn der Elster zählt zu den höchstentwickelten unter den Singvögeln. Es hat eine relativ hoch entwickelte Fähigkeit zur Objektpermanenz, die sich relativ schnell entwickelt, was im Zusammenhang mit der Entwicklung des Futterhortens steht. Sie können also die Ortsverlagerung eines Objekts nachvollziehen, das vorher nicht zu sehen war (Stufe 6 nach Piaget). Nur Menschen, Menschenaffen und Hunde sind genauso intelligent. Die Fähigkeit, selbstverstecktes Futter wiederzusuchen, entwickelt sich bei jungen Elstern genau dann, wenn sich ihre Fähigkeit zur Objektpermanenz entwickelt. Nach etwa zehn Wochen beherrschen sie diese Aufgabe vollständig. Folglich verfügen Elstern über hohe Repräsentationsleistungen. Außerdem zeigen sie auch ein komplexes Sozialverhalten und erkennen ihre Artgenossen individuell.
Vor dem Spiegel zeigen Elstern ein neugieriges Verhalten: Sie gehen vor dem Spiegel auf und ab, werfen vorsichtige Blicke hinter den Spiegel. Zudem zeigen sie gute Diskriminationsleistungen, indem sie sich im Versuch in der überwiegenden Zahl der Fälle nach dem Blick in den Spiegel nur auf die gespiegelte Schachtel zubewegen, wenn sie den für sie interessanten Inhalt hat (den Ring, das Futter). Markierte Elstern zeigen vor dem Spiegel selbstbezogenes Verhalten. Somit reagieren Elstern vor dem Spiegel ähnlich wie Schimpansen und Orang-Utans in vergleichbaren Tests, die bei diesen Menschenaffen als Hinweis auf Selbsterkenntnis interpretiert wurden. Die Intelligenz von Elstern ist also mit der von Menschen, Menschenaffen und Delfinen vergleichbar.
Elster und Mensch
Etymologie und Benennung
Der Name Elster ist etymologisch abgeleitet vom mittelhochdeutschen Wort „Agelstern“, bei welchem im Laufe der Sprachentwicklung der Anfang und das Ende weggefallen sind. So haben sich viele Synonyme entwickelt: Alster, Azel, Ägerste, Algarte, Agelhetsch, Agerist, Scholaster, Aglaster, Agelaster, Agerluster, Heste, Heister, Egester, Hutsche, Kekersch, Krückelelster, Hetz, Hetze, Häster. Aber auch die Namen „Gartenkrähe“ und „Diebsch“ waren in Gebrauch. Auf ihre Stimme bezogene Namen waren „Gackerhätzel“ oder „Tratschkatel“.
Im Englischen wird sie „Magpie“ genannt. Dabei ist die Vorsilbe „mag“ das Kurzwort für „Margaret“. Da die Elster für ihr Schäckern (eng.: „mag-mag-mag“) bekannt ist, hat sie diesen Namen als Anspielung darauf bekommen. Sie könnte auch nach „Maggot“ benannt sein, weil sie Eier und Nestlinge von anderen Vögeln stiehlt. Die Nachsilbe „pie“ ist wahrscheinlich ihrer schwarz-weißen Erscheinung gewürdigt seit „pied“ im Allgemeinen genutzt wird, um Färbungen von Tieren zu beschreiben. Im Altenglischen wird die Elster manchmal „Chatterpie“ genannt. Im Französischen ist sie als „Pie bavarde“ bekannt.
Ihren Beinamen „diebisch“ tragen die Vögel zu Unrecht. Dennoch hält sich hartnäckig das Gerücht, Elstern würden gerne glänzende Gegenstände in ihre Nester tragen. Eine Untersuchung von über 500 Elsternestern in der Nähe öffentlicher Parks förderte aber in keinem einzigen glänzende Gegenstände zutage. Ein gewisses Interesse an blinkenden Objekten teilen Elstern mit vielen Vogelarten. Den Ruf, diese auch zu stehlen, verdanken sie vermutlich dem Umstand, dass man sie manchmal beim Verstecken von Nahrungsvorräten beobachten kann oder der Tatsache, dass sie Nesträuber sind.
Mythos und Kult
In der germanischen Mythologie war die Elster sowohl Götterbote als auch der Vogel der Todesgöttin Hel. Man assozierte sie mit Unheil, Leid und Not. Im europäischen Mittelalter und zur Zeit der Hexenverfolgung galt sie - wie Krähen, Raben und schwarze Katzen auch - als Hexentier oder gar als Hexe selbst. Sie war zeitweise auch als Seelenräuber in Verbindung mit dem Satan bekannt. Zudem wurde sie als „Galgenvogel“ mit dem Tod in persona assoziiert. Seit dieser Zeit trägt sie in Europa den Ruf, „diebisch“ zu sein.
Nach einer alten englischen Erzählung gilt die Elster als verflucht, weil sie als einziger Vogel bei Jesu Kreuzigung keine Klagelieder und Trauergesänge angestimmt habe. In der schottischen Überlieferung verdächtigte man sie lange Zeit, einen Tropfen von Satans Blut unter der Zunge zu tragen. Daher rührt auch der auf den Britischen Inseln (vor allem in England und Schottland, weniger in Wales und Nordirland) weit verbreitete traditionelle Abzählreim. Demnach hängt es von der Anzahl der gesehenen Elstern ab, was einem in der Zukunft widerfährt. Es gibt jedoch mehrere regionale Versionen, wobei diese die bekannteste ist:
- One for sorrow,
- Two for joy,
- Three for a girl,
- Four for a boy,
- Five for silver,
- Six for gold,
- Seven for a secret never to be told.
In China und Japan gilt die Elster als Glücksbote, der insbesondere ein freudiges Ereignis, meist eine Geburt oder einen Besuch, ankündigt. Der Ursprung dieses Glaubens ist wahrscheinlich in den Legenden der Mandschurei zu finden. Dort wird erzählt, wie die Elster als heiliges Tier Fanscha, einen der Vorfahren der Mandschuren, vor den bedrohlichen Nachbarstämmen gerettet hat. Als die Nordchinesen zusammen mit den Mandschuren das Kaiserreich eroberten, verbreitete sich der Glaube in ganz China. Zur Zeit der Qing-Dynastie (1644-1911) stellten die Mandschuren die Kaiser, so dass ihre Kultur teilweise mit der Han-Kultur verschmelzen konnte, so dass die Elster in der heutigen Form verehrt wird. In Korea wird die Elster als Nationaltier und als Glücksbringer verehrt. In Erzählungen repräsentiert sie die Schwachen und Wehrlosen. Tritt sie metaphorisch als Gegenstück zum Tiger (Erde, Naturgewalten) auf, so steht sie für den Himmel und die göttliche Gewalt.
Bei den nordamerikanischen Indianern ist die Elster ein Geistwesen, das mit den Menschen befreundet ist. Dies zeigt sich in der „Buffalo Race“-Geschichte der Sioux, in der die Elster für die Menschen ein Wettrennen gegen die Büffel gewinnt, so dass sie diese fortan jagen dürfen. Auch bei den Blackfoot tritt die Elster als Verbündeter des Menschen in Konflikt mit den Büffeln auf. In der Legende vom Büffeltanz ermöglicht sie, dass eine Squaw aus dem Ehegelübde mit einem Büffel befreit wird, ihr Vater ins Leben zurückgeholt werden kann und dass über einen Tanz und ein Lied die Harmonie wiederhergestellt wird.
Kunst und Literatur
Ein künstlerisches Denkmal gesetzt hat den Vögeln - neben Rossini mit der Oper La gazza ladra („Die diebische Elster“ (1817))- der chinesische Song-Maler Cuī Bái in seinem Bild Hase und zwei Elstern von 1061. Zudem hat sich auch Claude Monet in seinem Bild La Pie mit der Elster beschäftigt. Pieter Brueghels Bild Die Elster auf dem Galgen zeigt zwei Elstern auf einer Hinrichtungsstätte. Goya stellt diesen Vogel in seinem Bild Die Elster dar.
Äsop erzählt in einer Fabel davon, wie die Elster der Taube, die schon alles zu wissen glaubt, zeigt, wie man ein Nest baut. In der Einleitung von Wolfram von Eschenbachs Parzival (1200-1210), einem mittelhochdeutschem Text, tritt die Elster („agelstern varwe“) als Sinnbild für den Widerstreit zwischem dem Guten und dem Bösem im Menschen auf. Später wird in der Rübezahl-Sage (Wie Rübezahl zu seinem Namen kam) durch Emma eine Rübe in eine Elster verwandelt, die als Bote ihren Geliebten Ratibor benachrichtigt. Auf Grundlage von Äsops Fabel über den Fuchs und die Elster, hat Christian Fürchtegott Gellert ein Gedicht verfasst, in dem sie als Sinnbild für den Menschen steht, der sich am liebsten selbst reden hört und meint, alles besser zu wissen und zu können, aber eigentlich keine Ahnung hat. Auch Christian Morgenstern beschäftigt sich in dem Gedicht Die Elster mit dem Bach und dem Vogel.
Literatur
- Udo Bährmann: Die Elster (Pica pica). Neue Brehm-Bücherei Band 393, Westarp Wissenschaften, Spektrum Akademischer Verlag, Magdeburg, 1995, ISBN 389432208X
- Einhard Bezzel: BLV Handbuch Vögel. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München, 2006, ISBN 3-8354-0022-3
- Wolfgang Epple: Rabenvögel; Göttervögel-Galgenvögel, ein Plädoyer im Rabenvogel-Streit. G. Braun Buchverlag, 1997, ISBN 3-7650-8135-3
- Urs N. Glutz von Blotzheim: Handbuch der Vögel Mitteleuropas 13/3, Passeriformes (3.Teil, Corvidae und Sturnidae). Aula Verlag, Wiesbaden, 1993, ISBN 3891045425
- Gerhard Kooiker, Claudia Verena Buckow: Die Elster. Ein Rabenvogel im Visier. Aula Verlag, Wiesbaden, 1999, ISBN 3-89104-633-2
- Sang-im Lee et al: Phylogeny of magpies (genus Pica) inferred from mtDNA data. Mol. Phylogenet. Evol. Vol.29: 250-257, 2003
- H. Rahmann, M. Rahmann, J. Hildenbrand, J. Storm: Rabenvögel, Ökologie und Schadwirkung von Eichelhäher, Elster und Rabenkrähe. Josef Margraf Verlag, 1988, ISBN 3-8236-1156-9