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Ernst-Grote-Haus

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Das denkmalgeschützte Ernst-Grote-Haus, Breite Straße 7–10 Ecke Georgswall

Das Ernst-Grote-Haus in Hannover,[1] kurz auch Grotehaus[2][3] oder Grote-Haus genannt, ist ein denkmalgeschütztes Gebäude nahe dem Zentrum der niedersächsischen Landeshauptstadt.[4] Das reich geschmückte historisierende Gebäude im hannoverschen Stadtteil Mitte wurde ursprünglich Mitte der 1930er Jahre für die Kaffeefirma Ernst Grote errichtet und findet sich unter der heutigen Adresse Breite Straße 10[2] Ecke Georgswall,[5] die frühere Große Wallstraße.[6]

Geschichte und Beschreibung

Schmiedeeiserner Schriftzug „Ernst Grote“ über dem – denkmalgeschützten – Eingang am Grotehaus mit den 1949 von Ludwig Vierthaler nach Berthold Stölzer geschaffenen Kaufmanns-Figuren

Nachdem der Kaufmann, Kolonialwarenhändler und Kaffeeröster Ernst Grote (1845–1927) das von ihm ihm gegründete Unternehmen im Jahr 1922 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt hatte, leitete nach dessen Tod der Kaffeefachmann Carl Winter den Vertrieb für das gesamte Gebiet der seinerzeitigen Weimarer Republik. Unter Winters Führung[5] sollte die bis dahin als Geschäfts- und Unternehmensitz genutzte „Alte Kanzlei“ – benannt nach der im selben Haus von 1742 bis 1760 untergebrachten Justizkanzlei – eine dem historischen Gebäude angepasste Erweiterung gebaut werden. Das neue Grotehaus wurde schließlich 1935 bis 1936[2] im Zuge der nationalsozialistischen städtebaulichen Umbauplanungen errichtet sowie nach Plänen des Architekten Adolf Springer auf einem L-förmigen Grundriss.[7] Dabei entstand ein historisierender, dreigeschossiger Ziegelbau mit Rahmungen aus Werkstein, über den sich ein hohes Dach[2] mit einem charakteristschem sechsstufigen Treppengiebel erhob. Das Gebäude orientierte sich einerseits in seinen Grundformen „ästhetisch und formal an frühen Hannoveraner Bürgerhäusern“. Andererseits aber ließen die flächig angeordneten, groß dimensionierten Fenster und die schmalen Fensterbänder im Giebelfeld „auch Einflüsse des Neuen Bauens erkannen.“[7]

Das zentrale Bogenportal mit dem reliefartigen Familienwappen[7] des Firmengründers[2] sowie zwei rahmende, lebensgroße Kaufmanns-Figuren[7] aus dem Jahr 1935 stammte ursprünglich aus der Hand des Bildhauers Berthold Stölzer.[2]

Knaggen- und Füllbrettschmuck am Grotehaus mit kaffeetrinkender Dame mit Kopfhaube, Kaffeemühle und dem Schriftzug „Grote“ auf einer Kaffeekanne
Die Stadttafel Nummer 10 am Gebäude mit Hinweisen zum ehemaligen Inneren Aegidientor am Ort vor dem heutigen Aegidientorplatz verweist auf die Stadtbefestigung Hannovers aus der Zeit des Mittelalters

Das reichhaltige Bildprogramm mit Knaggen- und Füllbretter-Schmuck schnitzte der Bildhauer Friedrich Buhmann erstmals 1935 aus den hölzernen Balken.[2]

Durch die Luftangriffe auf Hannover während des Zweiten Weltkrieges wurde die Alte Kanzlei vollständig, das Grotehaus in Teilen ein Opfer der Fliegerbomben. Nur wenige Jahre später wurde das Grotehaus als eines der ersten frühen Sanierungen der Nachkriegszeit schon 1949 durch die Architekten Eduard Jürgens und Hans Mencke im Stil der 1930er Jahre wiederhergestellt. Der Bildhauer Ludwig Vierthaler stellte das Werksteinportal nach der ursprünglich durch Berthold Stölzer geschaffenen Vorlage wieder her,[2] inklusive den Symbolen der Waage und des Schiffes sowie den Jahreszahlen 1873, 1936 und 1946.[3]

Später wurde am Gebäude auch eine Stadttafel installiert zur Erinnerung an das bis zum Jahr 1748 vor Ort stehende ehemalige Innere Aegidientor.[3]

Die alte Kanzlei wurde jedoch nicht wieder aufgebaut. An ihrer Stelle entstand im Jahr 1977 nach Plänen der Architektengemeinschaft Langer und Fries ein Neubau der Landestreuhandstelle unter der heutigen Hausnummer 12.[2]

Das Ernst-Grote-Haus wird heute von der Norddeutschen Landesbank (Nord/LB) genutzt.[7]

Siehe auch

Commons: Grotehaus (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. o.V.: Ernst Grote A.G., Hannover / Kaffee-Großrösterei und Kolonialwarenhandlung, Breite Straße 7–10, In: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover 1954. Adolf Sponholtz, Hannover 1954, S. 154f., hier: S. 157
  2. a b c d e f g h i Helmut Knocke, Hugo Thielen: Breite Straße 10, in Dirk Böttcher, Klaus Mlynek (Hrsg.): Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon, Neuausgabe, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, zu Klampen, Springe 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 95
  3. a b c Helmut Zimmermann: Grotehaus, in ders.: Hannover in der Tasche. Bauten und Denkmäler von A bis Z. 2. Auflage. Feesche, Hannover 1988, ISBN 3-87223-046-8, S. 47
  4. Gerd Weiß, Marianne Zehnpfennig (Bearb.): Mitte, in: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover (DTBD), Teil 1, Band 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1983, ISBN 3-528-06203-7; hier: Addendum zu Teil 2, Band 10.2: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, S. 3ff.; hier: S. 3
  5. a b Waldemar R. Röhrbein: Grote, in: Stadtlexikon Hannover, S. 237
  6. Helmut Zimmermann: Georgswall, in ders.: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 90
  7. a b c d e Martin Wörner, Ulrich Hägele, Sabine Kirchhof: Ehem. Ernst-Grote-Haus, heute Nord LB. In dies.: Architekturführer Hannover. Reimer, Berlin 2000, ISBN 3-496-01210-2, S. 33

Koordinaten: 52° 22′ 9,2″ N, 9° 44′ 26,8″ O