Hummeln
Hummeln | ||||||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||||||
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Die Hummeln (Bombus) sind eine Gattung zu den Bienen gehörender sozial lebender Insekten. Die über einen Wehrstachel verfügenden Hautflügler (Hymenoptera) gehören zu den Stechimmen.
Die Population eines Hummelvolkes beläuft sich auf ca. 50 bis 600 Insekten, also vergleichsweise wenige. Ein Hummelvolk überlebt nur einen Sommer, bis es am Jahresende zugrunde geht. Die Nester werden nur je ein Jahr genutzt. Ein Hummelvolk besteht aus der Königin, den Arbeiterinnen, den Drohnen und den Jungköniginnen. Lediglich die jüngsten und stärksten Jungköniginnen, die im Herbst befruchtet wurden, überleben den Winter und gründen im nächsten Jahr ganz auf sich gestellt ein neues Volk.
Die Jungköniginnen suchen sich zuerst eine geeignete Erdhöhle oder einen hohlen Stamm, sammeln dann Nektar und Pollen und schichten das Sammelgut auf eine gesäuberte und mit Wachs überzogene Stelle, legen darauf einige Eier ab und umbauen alles mit einem wächsernen Ringwall und schließen dann die nachträglich gefertigte Zelle. Wenn nach einigen Tagen die Larven schlüpfen, öffnet die Königin die Zelle wieder, füttert die Brut und baut an weiteren Zellen weiter. Die ersten Larven verpuppen sich vorzeitig und es schlüpfen verhältnismäßig kleine Tiere. Es handelt sich dabei nicht um geschlechtslose Arbeitstiere, sie sind jedoch so verkümmert, dass sie nicht in der Lage sind, eigene Brut heranzuziehen. Die im Sommer ausschlüpfenden Jungtiere sind dagegen normal groß und kräftig. Erst gegen Herbst hin werden auch Männchen gezeugt, diese entstehen aus den unbefruchteten Eiern.
Verbreitung und Arten
Die Hummel ist beinahe weltweit verbreitet. Lediglich in Afrika südlich der Sahara und in Australien gibt es keine Hummeln. Die Gattung der Hummel umfasst weltweit rund 500 Arten, allein in Europa gibt es 53 Arten (einige fehlen jedoch im kalten Skandinavien). In Deutschland gibt es 36 Arten, von denen sieben jedoch sehr selten bzw. ausgestorben sind. Einige Hummelarten sind bereits fast ausgestorben, aus diesem Grund sind Hummeln neben Hornissen und Wildbienen in Deutschland durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt. In vielen anderen Ländern stehen sie ebenfalls unter Schutz.
Etwa 10 parasitäre Arten, in Deutschland 6, die sogenannten Kuckuckshummeln oder Schmarotzerhummeln , Nisten sich in den Hummelnestern ihrer Artgenossen ein und versuchen, ihren Nachwuchs von den eigentlichen Bewohnern grossziehen zu lassen. Die Schmarotzer fressen die Eier es Volkes und versuchen eigene zu legen. Gelingt das, verdrängt der Nachwuchs der Sozialparasiten den des Wirtes, und es entwickeln sich weniger Königinnen.
Besonderheiten
Die Hummel ist sehr früh im Jahr unterwegs, die zum Fliegen notwendige Körpertemperatur erzeugt sie selbst kann. Sie bringt die Brustmuskulatur zum Vibrieren, so kann die Königin schon ab 2°C fliegen, die Arbeiterinnen ab 6 °C. Eine Biene braucht mindestens 8 °C. Diese Temperaturunabhängigkeit ermöglicht es ihr, weitaus länger als Bienen auf Nahrungssuche zu sein. Hummeln fliegen bis 18 Stunden täglich umher, um Nahrung zu suchen und fliegen bis zu 1000 Blüten täglich an.
Hummeln sind vor den Bienen und Fliegen die wichtigsten Bestäuberinsekten. Hummeln legen im Gegensatz zu Bienen keine Nahrungsvorräte in Waben an. Daher fliegen sie auch bei schlechtem Wetter Blüten an, um das Überleben ihres Volkes zu sichern. Diese Eigenschaft, auch in feuchten Sommern die Blütenbestäubung zu sichern gepaart mit ihrer geringen Temperaturempfindlichkeit gegenüber Bienen macht sie besonders in Sommern mit niedrigen Durchschnittstemperaturen zu wichtigen Helfern vieler Planzenarten. Dies gilt auch für viele Obst- und Gemüsearten. Diese Eigenschaft macht auch das Züchten attraktiv. Es gibt in Deutschland einen Hummelzüchter. der die Insekten u.a. an Obstbauern verkauft. Hierbei werden die Hummeln in einem Karton verschickt, der 2 von einander getrennte Kammern enthält, damit die Hummeln ihren Lebensbereich von Kot frei halten können. Es gibt Milben, die als Nützlinge in Hummelnestern den Kot verwerten und damit für Hygiene sorgen.
Verteidigungsverhalten
Entgegen dem weit verbreiteten Gerücht, dass Hummeln nur beißen und nicht stechen könnten, ist ihnen beides möglich. Wie ihre friedlichen Verwandten, die Bienen und Hornissen, stechen Hummeln äussert selten und nur dann, wenn sie sich bedroht fühlen, z. B. wenn ihr Körper gequetscht wird. Befürchten sie einen Angriff auf ihr Nest, legen sie sich drohend und brummend auf den Rücken, es kann in seltenen Fällen, wenn kein Rückzug erfolgt, auch zu Attacken und Stichen kommen. Hummeln sind unter ihren Verwandten die friedlichsten Wehrstachelträger. Die verschiedenen Hummelarten haben ein unterschiedlich ausgeprägtes Agressionspotenzial. Der Biß zwickt geringfügig, ein Stich kann sehr schmerzhaft sein. Wie die Stiche und Gifte von Bienen und Hornisssen sind die äusserst seltenen Hummelstiche sowie ihr Gift für Menschen harmlos. Gefahr besteht nur für Allergiker durch einen Allergieschock.
Natürliche Feinde
Neben den parisitären Artgenossen ist die Wollbiene für die Hummeln gefährlich. Wollbienen verteidigen ihr Revier gegen eindringende Bienen und Hummeln, indem sie ihnen mit einem an Hinterbeinen befindlichen Dorn die Flügel zerstören. Die flugunfähigen Insekten verhungern. Milben setzen sich auf der Hummel fest und ernähren sich von deren Blut. Die betroffenen Tiere erscheinen geschwächt.
Hummelsterben
Häufig ist unter spätblühenden Linden, besonders unter Silberlinden, eine große Anzahl toter und sterbender Hummeln beobachtet worden.
Die für Bienen und Hummeln unverdauliche Zuckerart Mannose stand lange unter dem Verdacht, den Tod der Hummeln verursacht zu haben. Sie kommt nach neueren Erkenntnissen aber nicht im Nektar dieser Linden vor.
Laboruntersuchungen haben ergeben, dass die dort verendeten Tiere einen äußerst geringen Zuckergehalt im Körper hatten. Nach der Gabe von Zuckerwasser in Form winziger Tropfen auf den Boden mit Spritzen, das die Hummeln dann mit ihrem Rüssel aufnehmen, sind sie nach kurzer Zeit wieder flugfähig. Daraus wurde die Schlussfolgerung gezogen, dass aufgrund von Nahrungsmangel in der näheren Umgebung der Linden auch viele andere Hummelvölker und Bienen hier auf Nahrungssuche gehen und es daher zu einer straken Verknappung des Angebotes kommt. Die Hummeln haben für den Anflug soviel Energie verbraucht, dass sie keine andere Nahrungsquelle aufsuchen können, so die Theorie.
Bienen haben ein Zeitgedächtnis, was ihnen ermöglicht, die morgens und abends Nektar produzierenden Bäume gezielt anzufliegen, was als großer Vorteil gegenüber den Hummeln angesehen wird, die nicht über diese Fähigkeit verfügen.
Hummelschutz
Besonders gefragt sind hier die Stadtplaner sowie die Landschaftsgärtner, die bei den Bepflanzungsplänen auf ein ausgewogenes Verhältnis von früh- und spätblühenden Pflanzen achten müssen. Ebenso ist der durch die Intensivlandwirtschaft bedingte Artenschwund vieler Pflanzen verantwortlich für den Rückgang vieler nicht so anpassungsfähigen Hummelarten.
Einen Beitrag zum Hummel- und auch Bienenschutz kann jeder Kleingärtner leisten, indem er bei der Auswahl seiner Pflanzen darauf achtet, nektarreiche Arten zu wählen, die vor allem zum Spätsommer und Herbst hin blühen. Hier gilt es zu beachten, nicht zu viele verschiedene Pflanzenarten zu wählen, da Hummeln, die nur einen Sommer bis in den Herbst hinein leben, erst mühsam erlernen müssen, den jeweiligen Pflanzen den Nektar zu entnehmen. Aufgrund der unterschiedlichen Blütenformen ist die Technik hierfür nicht für alle Pflanzen gleich. Die zeitaufwendige Lernphase wird von den Tieren nur dann begonnen, wenn es sich aufgrund eines ausreichenden Angebots auch lohnt.(vergl. Pflanzenliste der Aktion Hummelschutz sowie Hummelfreundlicher Garten) Wer in seiner Gegend geschwächte Hummeln entdeckt, kann versuchen, diese durch tröpfchenweise verabreichtes Zuckerwasser aufzupäppeln. Hummelfreunde haben häufig Spritzen sowie kleine Mengen an Zuckerwasser bei Sommerspaziergängen und Unternehmungen in die Stadt bei sich.
Europäische Hummelarten
- Ackerhummel (Bombus pascuorum)
- Distelhummel (Bombus soroeensis)
- Erdhummel (Bombus terrestris, Bombus lucorum)
- Gartenhummel (Bombus hortorum)
- Mooshummel (Bombus muscorum)
- Steinhummel (Bombus lapidarius)
- Wiesenhummel (Bombus pratorum)