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Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch

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Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch
Gründung 1951
Trägerschaft staatlich
Ort Berlin
Bundesland Berlin
Land Deutschland
Rektor Holger Zebu Kluth
Studierende 221 WS 2012/13[1]
Website www.hfs-berlin.de

Die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin (HfS) wurde 1951 vom DDR-Kultusministerium als Staatliche Schauspielschule Berlin im Range einer Fachschule gegründet. 1981 erhielt sie den Status einer Hochschule und wurde nach dem ein Jahr zuvor verstorbenen Sänger und Schauspieler Ernst Busch benannt.

Die Hochschule bezog im August 2018 ihr neues Hochschulgebäude in Berlin-Mitte, Zinnowitzer Straße 11, das alle Abteilungen der Hochschule (Schauspiel, Regie/Dramaturgie, Zeitgenössische Puppenspielkunst sowie Tanz) beheimatet. Die Standorte im Theater an der Parkaue, in der Immanuelkirchstraße und in Berlin-Schöneweide wurden geschlossen. Das bat-studiotheater (Berliner Arbeiter-Theater) wird von der Hochschule weiterhin genutzt.[2]

Die Wurzeln

Die Geschichte der Hochschule geht zurück auf die von Max Reinhardt am 2. Oktober 1905 eröffnete Schauspielschule des Deutschen Theaters zu Berlin. Sie gehörte zu dem seit 1905 von Max Reinhardt betriebenen Deutschen Theater und gehörte zu Max Reinhardts privatwirtschaftlichen Theaterkonzern, der vor 1933 aus 11 Berliner Bühnen bestand. Erster Leiter der Schule war Berthold Held. Die Unterrichtsräume waren anfangs im Erdgeschoss des Wesendonkschen Palais (In den Zelten 21, in der Nähe des Reichstags) untergebracht, in dem Reinhardt selbst wohnte. Nach wenigen Jahren zog sie in den 2. Stock der Kammerspiele des Deutschen Theaters, wo sie bis zum Ende der Ära Reinhardt blieb. In dieser Zeit verfügte die Schule bereits über eine eigene Probebühne mit Proszenium. Ab 1931 übernahm Woldemar Runge die Leitung der Schauspielschule und gliederte ihr einen Regiekurs an. Das Lehrerkollegium bestand u.a. aus namhaften Schauspielerinnen und Schauspielern des Deutschen Theaters wie Gertrud Eysoldt, Eduard von Winterstein, Albert Steinrück und Berthold Held.

Diktatur und Zusammenbruch

Nachdem Max Reinhardt 1932 seinen Theaterkonzern aufgebenen, die Nationalsozialisten ihn nach 1933 zerschlagen hatten und Max Reinhardt ins Exil gezwungen worden war, wurde Heinz Hilpert 1934 Intendant des Deutschen Theaters und führte das Haus durch die Zeit des Zeit des Nationalsozialismus bis zur Schließung 1944. Unter Hilperts künstlerischem Patronat bestand die Schule als selbständige wirtschaftliche Einheit als "Schauspielschule im Deutschen Theater" weiter. Nach Woldmar Runges Tod übernahm dann Hugo Werner-Kahle die Leitung und die Schule zog ins Theater Die Tribüne nach Berlin-Charlottenburg, in dem zwischen 1938 und 1945 kein regelmäßiger Spielbetrieb stattfand. Ab 1938 bewilligte das Propagandaministerium der Schule einen Reichszuschuss. Dafür übernahm die Reichstheaterkammer das Aufsichtsrecht über die Schule. 1944 wurden in Berlin alle Theater und Schule aufgrund der verheerenden Auswirkungen des 2. Weltkriegs geschlossen.

Hugo Werner-Kahle versuchte 1946 einen Neustart der Schule in erhalten gebliebenen Räumen des zerbombten Schiller Theaters, fand aber beim ersten Nachkriegsintendanten des Deutschen Theaters Gustav von Wangenheim keine Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Dennoch wurde am 1. Juli 1946 der vom Magistrat der Stadt Berlin subventionierter Lehrbetrieb wieder aufgenommen und Rudolf Hammacher wurde Schulleiter. Nach der Währungsreform 1948 gab die Schule die genutzten Räume des zerstörten Schiller Theaters im Westen der Stadt auf und der auf Wangenheim folgende Intandant des Deutschen Theaters Wolfgang Langhoff ermöglichte, dass der Unterricht erst teilweise dann bis 1951 komplett wieder im Deutschen Theater stattfinden konnte. Die eigentlich prägende Lehrautorität der Nachkriegszeit war die Schauspielerin Gerda Müller. Finanziert wurde die Schule bis zur Umwandlung in eine staatlische Fachschule aus Mitteln des Ministeriums für Volksbildung. Die Schulzeit wurde von zwei auf drei Jahre erhöht, wobei das dritte Jahr in der Hauptsache praktisch in Inszenierungen des Deutschen Theaters absolviert werden sollte.

Staatliche Schauspielschule

Das DDR-Kulturministerium ließ die Schauspielschule im September 1951 formal neu entstehen. Konzeptionell wurde sie an einem Lehrplan ausgerichtet, der mit der 2. Parteikonferenz der SED an der Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit orientiert war. Das Bekenntnis zu staatlicher Ausbildung war keine sozialistische Erfindung, es war in fast allen Gesellschaften herrschend. Ideologische Unterschiede waren eher an der Regelung des Zugangs zu den Bildungseinrichtungen und an den Lehrplänen zu erkennen. In bewusster Abkehr von der bisherigen Praxis wurde als Ausbildungsstätte das etwas abgelegene sogenannte Alte Bootshaus in Niederschöneweide gewählt. 1979 wurde mit einem Neubau begonnen, der 1981 abgeschlossen wurde. In dieser Zeit befand sich die Schule in einem Schulbau in Marzahn, in den kurzfristig Bühnen und eine große Probebühne eingebaut wurden. In den 1980er Jahren wurde die Hochschule für Musik und Theater Rostock, damals „Staatliche Schauspielschule Rostock“, an die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin angegliedert.

Zwischen 1974 und 1989 wurde die Schauspielschule vom Schauspieler Hans-Peter Minetti geleitet. Bedeutende Lehrer waren neben Rudolf Penka und Kurt Veth (beide zeitweilig Direktoren der Schule) Wolfgang Engel, Thomas Langhoff, Ursula Karusseit, Hans-Georg Simmgen, Jutta Hoffmann und andere im Fach Schauspiel, die Bewegungs- und Tanz-Dozentin Hilde Buchwald und für das Fach Diktion der Lyriker Karl Mickel.

Seit 1990

Für die Regieausbildung und als Spielstätte nutzt die Hochschule das Berliner Arbeiter-Theater. Jährlich werden etwa 15 Produktionen aufgeführt. Ungefähr 90 Studenten werden an der Schauspielschule „Ernst Busch“ in Schauspiel, Puppenspiel, Regie, Dramaturgie und Tanz (Bühnentanz und Choreografie) unterrichtet. In der DDR galt die Schule als Kaderschmiede. Nach der Wende entfiel die ideologische Orientierung. Die Schule wurde vor allem durch den Langzeit-Dokumentarfilm Die Spielwütigen von Andres Veiel (1997–2004) bekannt. 2004 wurde der Hochschule der Kunstpreis Berlin verliehen. Für politischen Wirbel sorgte im Juni 2005 die Berufung des Soziologen Wolfgang Engler zum Rektor der Hochschule. Er wurde Nachfolger von Klaus Völker, der die Schule seit 1993 geleitet hatte. Seit dem 1. Oktober 2017 leitet Holger Zebu Kluth die Hochschule.

Die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin ist Mitgliedsinstitut der Ständigen Konferenz Schauspielausbildung (SKS). 2010 wurde die Einrichtung mit dem „Filmkulturpreis Mannheim-Heidelberg“ ausgezeichnet, den das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg an Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen vergibt, die sich über Jahre hinweg kontinuierlich um die Filmkultur in Deutschland verdient gemacht haben.

Neubau ab 2014 und Umzug 2018

Seit 2005 gab es mehrere, zunächst gescheiterte Versuche, der Hochschule zu einem neuen Domizil zu verhelfen. Ab Juli 2014 wurden die ehemaligen Opernwerkstätten in der Zinnowitzer Straße zum neuen Zentralstandort umgebaut. Aus Kostengründen musste das Gebäude bis zum unmittelbaren Baubeginn an einen Zwischennutzer vermietet werden, so fehlte Zeit für Voruntersuchungen und es gab wenige Monate nach Baustart bereits Verzug.[3] Das mit den Rohbauarbeiten beauftragte Unternehmen beantragte Insolvenz. Das Richtfest wurde am 23. Mai 2016 gefeiert. Auf Druck der Studierenden und prominenter Künstler stimmte der „rot-schwarze“ Berliner Senat im Herbst 2012 dem Bauprojekt mit 33 Millionen Euro zu, Sanierung und Neubau kosteten 44 Millionen Euro.[4] Der Umzug erfolgte in den Sommermonaten 2018 und der Betrieb am neuen Standort startet zum Wintersemester 2018/2019. Der Zentralstandort ist nicht größer als die bisherigen Liegenschaften, jedoch sind alle künstlerischen Disziplinen dadurch vereint. Es gibt zwei Studiobühnen mit einer Grundfläche von jeweils 300 m², in diesen finden Theatervorstellungen für Besucher statt und der Requisiten- und Kostümfundusbereich im Erdgeschoss ist offen gestaltet. Die Bibliothek mit dem elf Meter hohen Lesesaal nimmt alle Medienbestände auf, die zuvor bei den Abteilungen über das Stadtgebiet verteilt waren. Modern ausgestattete Probebühnen werden die Zukunftsfähigkeit des hiesigen Studienangebots sichern.[5]

Absolventen der Schule

Reinhardt-Schüler bis 1933

Absolventen zwischen 1933 und 1950

Absolventen seit 1951

Zu den Schauspielern, die ihre Ausbildung an der Hochschule begonnen, aber abgebrochen haben, gehören Manfred Krug, Matthias Schweighöfer und Aylin Tezel.

Film

  • Die Spielwütigen. Dokumentation, Deutschland, 2004, 104 Min., Buch und Regie: Andres Veiel, Produktion: Journal Film. Porträt von vier Schülern der Schauspielhochschule Ernst Busch.

Einzelnachweise

  1. Statistisches Bundesamt: Studierendenzahlen Studierende und Studienanfänger/-innen nach Hochschularten, Ländern und Hochschulen, WS 2012/13, S. 66–113 (abgerufen am 3. November 2013)
  2. Wir ziehen um. „Wir hoffen, dass wir ab spätestens im September gut mit allen Umzugskartons, Bühnentechnik, Kostümfundus, Puppenfundus und vor allem mit funktionierender IT in unserem neuen Hochschulgebäude angekommen sind.“
  3. Beispielsweise war der Baugrund erst ab sechs Meter Tiefe tragfähig. Die Fundamente lagen nicht da, wo man sie vermutet hatte. Die Decken des Bestandsgebäudes mussten verstärkt und der Innen- und Außenputz konnte nicht ausgebessert, sondern musste komplett abgeschlagen und erneuert werden. Der Brandschutz musste ertüchtigt werden.
  4. Neubau wird 11 Millionen teurer als geplant. In: Der Tagesspiegel, 24. November 2017
  5. Die hfs baut: der Zentralstandort

Koordinaten: 52° 31′ 57″ N, 13° 22′ 59,9″ O