Umweltschädliche Subventionen
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Als umweltschädliche Subvention (englisch environmentally harmful subsidy) werden Subventionen aus öffentlichen Mitteln bezeichnet, die Umweltschäden fördern, weil sie sich beispielsweise negativ auf die Naturgüter Klima, Luft, Boden, Wasser und Artenvielfalt auswirken oder den Verbrauch von Rohstoffen fördern.[1][2]
Art und Auswirkungen
Die Subventionen werden beispielsweise in Form von direkten Preissubventionen, von Kostenreduktion mittels Steuervergünstigungen oder als Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen gewährt. Wichtige Sektoren sind Landwirtschaft, Fischerei, Forstwirtschaft, Energiesektor und Transport.[3] Umweltschädliche Subventionen sorgen dann für eine höhere ökologische Belastung, als es ökonomisch optimal wäre.[4]:12
Die Subventionen werden politisch beispielsweise damit begründet, finanziell Schwache zu unterstützen oder Wirtschaftswachstum zu befördern.[4][5] Andere wurden als protektionistische Handelshemmnisse etabliert, um beispielsweise die Unabhängigkeit der Energie- oder Lebensmittelversorgung zu sichern.[6]
Internationale Politik
Seit Beginn der 1990er Jahre ist der Abbau umweltschädlicher Subventionen Teil der politischen Agenda[7] und wurde in verschiedenen internationalen Vereinbarungen vereinbart:[8]
- Das Kyoto-Protokoll fordert die Abschaffung von Subventionen, die die Reduktion von Treibhausgasen behindern.
- Im Rahmen der G20-Beschlüsse in Pittsburgh im September 2009 verpflichteten sich die Regierungschefs, Subventionen für fossile Energieträger, die den verschwenderischen Verbrauch fördern, mittelfristig auslaufen zu lassen.
- Die EU hat im Rahmen der Strategie Europa 2020 für die „Leitinitiative ressourcenschonendes Europa“ die Mitgliedsstaaten aufgefordert, umweltgefährdende Subventionen – außer für sozial benachteiligte Bevölkerungskreise – bis 2020 auslaufen zu lassen.
- Auch im Abschlussdokument der Rio+20 Konferenz im Jahr 2012 steht das Bekenntnis zum Abbau umweltschädlicher und ineffizienter Subventionen für fossile Energieträger und für die Fischerei.
Deutschland
Bewertung der Umweltwirkung von Subventionen in Deutschland
Neben den vom Gesetzgeber gewünschten Wirkungen der Subventionen, wegen denen diese gezahlt werden, kann es immer zu anderen Wirkungen, darunter auch solchen auf die Umwelt kommen. Die Bundesregierung berichtet im Subventionsbericht der Bundesregierung über die Subventionen des Bundes und deren Wirkungen. Gemäß den erweiterten Subventionspolitischen Leitlinien[9] sind alle Subventionen Gegenstand einer Nachhaltigkeitsprüfung. Diese erfolgt durch das jeweils fachlich federführenden Ministerium. Grundlage der Nachhaltigkeitsprüfung ist die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie. Entsprechend werden die langfristigen ökonomischen, ökologischen und sozialen Wirkungen der jeweiligen Subvention betrachtet. Im Bereich der Umweltpolitik fallen darunter z. B. der Klimaschutz und die Ressourcenschonung.[10]
Berechnungen des Umweltbundesamtes für Deutschland
Die umweltschädlichen Subventionen in Deutschland beliefen nach einer Studie des Umweltbundesamtes im Jahr 2012 auf ca. 57 Mrd. Euro.[11] 2010 waren es 52 Mrd. Euro, in den zuvor veröffentlichten UBA-Studien wurden 48 Mrd. für das Jahr 2008 und 42 Mrd. Euro im Jahr 2006 ausgewiesen.[12] Das Umweltbundesamt aktualisiert seine Studie alle zwei Jahre.
Aufschlüsselung 2010:[13]
- 21,6 Mrd. Euro betreffen den Energiesektor
- * davon 6,1 Mrd. Euro für CO2-Emissionsberechtigungen
- * davon 2,5 Mrd. Euro für Strom- und Energiesteuer Industrie / Landwirtschaft
- * davon 2,4 Mrd. Euro für Stein- und Braunkohle
- * davon 1,9 Mrd. Euro für Ökosteuer Industrie
- 24,4 Mrd. Euro entfielen auf den Verkehrssektor
- * davon 7,1 Mrd. Euro für Diesel
- * davon 6,9 Mrd. Euro für Kerosin
- * davon 3,5 Mrd. Euro für die Umsatzsteuer-Befreiung von internationalen Flügen
- * davon 5,0 Mrd. Euro für die Entfernungspauschale
- * davon 1,0 Mrd. Euro für Biokraftstoffe
- * davon mindestens 0,5 Mrd. Euro für Dienstwagen
Im Bereich Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei lässt sich der Großteil der umweltschädlichen Subventionen nicht quantifizieren.[14]
Der UBA-Bericht bewertet nur die Subventionen des Bundes. Durch Förderprogramme auf Landes- und kommunaler sowie auf EU-Ebene liegt das tatsächliche Volumen umweltschädlicher Subventionen in Deutschland deutlich höher.[15]
Maria Krautzberger, Präsidentin des UBA: „Es ist keine nachhaltige Politik, wenn umweltschädliche Produktions- und Konsumweisen erst mit Milliarden subventioniert werden und dann weitere Milliarden aus dem Haushalt bereitgestellt werden müssen, um Schäden an Umwelt und Gesundheit wieder halbwegs zu kompensieren.“[16][17]
Diskussion
Allgemeine Kritik an Subventionen
Obwohl Argumente gegen Subventionen schon lange und politisch hochrangig vorgetragen werden, scheitert es oft an der Umsetzung.[18]
Die Friedrich Ebert Stiftung (FES) belegt, dass regelmäßig langfristige Vorteile des Subventionsabbaus anerkannt sind, sich aber kurzfristige Argumente durchsetzen. Die FES verweist deshalb auf das Beispiel Niederlande, wo durch die Entwicklung langfristiger Politikziele Argumente gegen den Abbau von Subventionen entkräftet werden konnten[18] und das Beispiel Neuseeland, wo durch die Integration des Subventionsabbaus in eine langfristige Gesamtstrategie Widerstände reduziert werden konnten.[19]
Kritiker vertreten allerdings die Ansicht, dass eine Kosten-Nutzen-Analyse negativ ausfällt und die politischen Ziele nicht bzw. nicht mehr erreicht werden.[4][6] Die Subventionen würden unter anderem wegen Rent-seeking mittels Lobbyismus gewährt.[4]
Kritik an umweltschädlichen Nebenwirkungen der jeweiligen Subventionen
Die Steuerbefreiungen für den Luftverkehr, die Dienstwagenbesteuerung, die Entfernungspauschale und die Steinkohlesubventionen sind Beispiele, bei denen Umweltziele, Modernisierungschancen und Haushaltsentlastungen Hand in Hand gehen könnten.[18] Besonders offensichtlich ist die Fehlsteuerung bei der Begünstigung von Dieselkraftstoff, die ursprünglich mit Blick auf den Straßengüterverkehr konzipiert war, jedoch auch für Pkw gilt.[20]
In Deutschland wird weiter der Einbau von Ölheizungen gefördert. Demgegenüber ist in Dänemark der Einbau von Ölheizungen in Neubauten bereits verboten und auch in Bestandsbauten nicht erlaubt, sofern Fernwärme zur Verfügung steht.[21] Anfang 2017 gab es anlässlich der Veröffentlichung des UBA-Berichts eine Diskussion[22] um die MWSt-Vergünstigung im Umfang von 5,2 Mrd. Euro für Fleisch und Wurstwaren.[11]
Siehe auch
Literatur
- Jean-Philippe Barde, Outi Honkatukia: Environmentally harmful subsidies. In: Thomas H. Tietenberg, Henk Folmer: The International Yearbook of Environmental and Resource Economics 2004/2005. Edward Elgar, 2005, S. 254ff., ISBN 9781845420680.
- OECD (Hrsg.): Environmentally Harmful Subsidies: Policy Issues and Challenges. September 2003. doi:10.1787/9789264104495-en.
Einzelnachweise
- ↑ OECD (Hrsg.): Environmentally Harmful Subsidies: Policy Issues and Challenges. September 2003. doi:10.1787/9789264104495-en.
- ↑ Umweltschädliche Subventionen in Deutschland, von Lea Köder, Andreas Burger, Frauke Eckermann, Hrsg.: Umweltbundesamt (UBA), Oktober 2014, S. 8f.
- ↑ Gareth Porter: Subsidies and the environment. In: OECD (Hrsg.): Environmentally Harmful Subsidies: Policy Issues and Challenges. September 2003, S. 31–99, doi:10.1787/9789264104495-en.
- ↑ a b c d David Pearce: Environmentally harmful subsidies: barriers to sustainable development: In: OECD (Hrsg.): Environmentally Harmful Subsidies: Policy Issues and Challenges. September 2003, S. 9–30, doi:10.1787/9789264104495-en.
- ↑ Jean-Philippe Barde, Outi Honkatukia: Environmentally harmful subsidies. In: Thomas H. Tietenberg, Henk Folmer: The International Yearbook of Environmental and Resource Economics 2004/2005. Edward Elgar, 2005, S. 254ff., ISBN 9781845420680.
- ↑ a b Institut für europäische Umweltpolitik u. a.: Reforming environmentally harmful subsidies: Final report to the European Commission’s DG Environment. März 2007.
- ↑ Jan Pieters: When removing subsidies benefits the environment: developing a checklist based on the conditionality of subsidies. In: OECD (Hrsg.): Environmentally Harmful Subsidies: Policy Issues and Challenges. September 2003, S. 143–188, insb. S. 143, doi:10.1787/9789264104495-en.
- ↑ Umweltschädliche Subventionen in Deutschland, von Lea Köder, Andreas Burger, Frauke Eckermann, Hrsg.: Umweltbundesamt (UBA), Oktober 2014, S. 10
- ↑ Die Subventionspolitischen Leitlinien (Beschluss des Bundeskabinetts vom 28. Januar 2015) schreiben in Spiegelstrich 5 "Die Subventionspolitik der Bundesregierung orientiert sich an wachstums-, verteilungs-, wettbewerbs- und umweltpolitischen Wirkungen. Im Subventionsbericht der Bundesregierung wird dargelegt, ob die Subventionen nachhaltig sind."; 26. Subventionsbericht der Bundesregierung, S. 14
- ↑ 26. Subventionsbericht der Bundesregierung, S. 62 ff.
- ↑ a b Umweltschädliche Subventionen in Deutschland. Aktualisierte Ausgabe 2016 ( des vom 6. Januar 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Umweltbundesamt. Abgerufen am 6. Januar 2017.
- ↑ Staat fördert Klimakiller mit 52 Mrd. Euro, von Martin Greive, Die Welt, 15. Dezember 2014
- ↑ Umweltschädliche Subventionen in Deutschland, von Lea Köder, Andreas Burger, Frauke Eckermann, Hrsg.: Umweltbundesamt (UBA), Oktober 2014, S. 62f.
- ↑ Umweltschädliche Subventionen in Deutschland, von Lea Köder, Andreas Burger, Frauke Eckermann, Hrsg.: Umweltbundesamt (UBA), Oktober 2014, S. 66
- ↑ Umweltschädliche Subventionen in Deutschland, von Lea Köder, Andreas Burger, Frauke Eckermann, Hrsg.: Umweltbundesamt (UBA), Oktober 2014, S. 60
- ↑ Klimakiller werden staatlich subventioniert, von Silke Kersting, Handelsblatt, 18. Dezember, 2014
- ↑ UBA-Studie: Umweltschädliche Subventionen steigen auf 52 Mrd. Euro, Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR), 17. Dezember 2014
- ↑ a b c Wege zum Abbau umweltschädlicher Subventionen, von Holger Bär, Klaus Jacob, Eike Meyer und Kai Schlegelmilch, Hrsg.: Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung, Oktober 2011, S. 46
- ↑ Wege zum Abbau umweltschädlicher Subventionen, von Holger Bär, Klaus Jacob, Eike Meyer und Kai Schlegelmilch, Hrsg.: Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung, Oktober 2011, S. 47
- ↑ Umweltschädliche Subventionen in Deutschland, von Lea Köder, Andreas Burger, Frauke Eckermann, Hrsg.: Umweltbundesamt (UBA), Oktober 2014, S. 68
- ↑ Trotz Klimazielen fördert Deutschland neue Ölheizungen, energiezukunft.eu, 2. April 2016
- ↑ Subventionen: UBA wagt Streit ums Fleisch, klimaretter.info, 5. Januar 2017