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Ligue 1

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Die Ligue 1 ist die höchste Spielklasse im französischen Männerfußball; von 1932 bis 2002 hieß sie Division 1 oder Première Division (D1). Sie war von Anbeginn an eine Profiliga. Es gab zwar schon seit 1894 französische Meisterschaften, aber erst seit 1932 zählt der Gewinn der Meisterschaft (Championnat de France) als offizieller Titel.

Dieser Artikel befasst sich mit der Entstehung und Organisation des professionellen Fußball-Spielbetriebs in einem Land, in dem diese Sportart in der Publikumsgunst noch bis in das letzte Drittel des 20. Jahrhunderts hinter Radsport, Boule und Rugby zurückstand. Des weiteren werden wesentliche Entwicklungen und die sie beeinflussenden Rahmenbedingungen der bisher 75-jährigen Ligageschichte bis hin zu den gegenwärtigen Strukturen dargestellt. Einige statistische Daten runden diesen Überblick ab.

Vorgeschichte

Der späte Beginn

Dass es erst so spät – jedenfalls im Vergleich zum „Fußballmutterland“ England – zur Bildung einer landesweiten, einheitlichen Spielklasse kam, hängt zum einen mit einer Abmachung zusammen, die das Comité Français Interfédéral, der Vorläufer des Fußballverbandes Fédération Française de Football Association (kurz: FFF), mit dem Verlag Édition Hachette getroffen hatte: dieser sponserte den 1917/18 ins Leben gerufenen Landespokalwettbewerb, die Coupe de France, und hatte sich im Gegenzug dafür das Recht zusichern lassen, dass bis 1928 kein anderer landesweiter Wettbewerb ausgetragen wird. Zum zweiten verzögerte sich der Start der D1 in den Jahren danach auch aufgrund der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise und wegen der Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern einer Professionalisierung des Sportes.

So wie in Deutschland vor Einführung der Bundesliga kam es auch jenseits des Rheins bis dahin bei etlichen Vereinen zu verschiedenen Formen eines heimlichen Berufsspielertums. Manche Klubs wurden durch örtliche Unternehmen unterstützt, die sich einen Betriebssportverein hielten und dadurch Arbeitsplätze oder direkte Zahlungen bieten konnten (wie etwa der Automobilhersteller Peugeot in Sochaux, die Einzelhandelskette Casino in Saint-Étienne oder die Sektkellerei Pommery & Greno in Reims). Andere lockten umworbene Spieler mit der Existenzsicherung durch Übernahme eines kleinen Ladens.

Bei einigen Vereinen waren die Zahlungen an Spieler in den 1920ern ein offenes Geheimnis. Zu Olympique Marseille beispielsweise kamen Saison für Saison französische und ausländische Nationalspieler; bei Red Star Paris spielten nach 1924 zwei Spieler, die kurz zuvor mit Uruguay Olympiasieger geworden waren; Stade Olympique Montpéllierain hatte 1929 vier namhafte Spieler aus der Schweiz und Jugoslawien in seinen Reihen; der FC Sète ergänzte 1930 das „Ausländerkontingent“ in seinem Kader (drei Briten und ein Jugoslawe) um einen Ungarn, einen Algerier und einen weiteren serbischen Nationalspieler...

Der Nachweis dieses verkappten Professionalismus, den die Franzosen l'amateurisme marron (etwa mit „trickreicher Amateurismus“ zu übersetzen) nennen, fiel der FFF jedoch schwer: so schloss sie 1923 den FC Cette (heute Sète) aus dem Pokalwettbewerb aus, weil dessen Schweizer Spieler Georges Kramer noch kein halbes Jahr in Frankreich ansässig war – doch ein anderes Verbandsgremium entschied Monate später mit einer Stimme Mehrheit, dies rechtfertige nicht die harte Strafe (weshalb Sète sogar die verpassten Pokalrunden nachholen durfte).

Die Coupe Sochaux

Ausgerechnet der erst kurz vorher gegründete FC Sochaux leistete entscheidende Schrittmacherdienste für die Einführung eines landesweiten Ligabetriebes: 1930 stiftete der Vereinssponsor einen Pokal, die Coupe Sochaux, und lud zu diesem Wettbewerb neben dem FC Sochaux die übrigen sieben vermeintlich stärksten Mannschaften ein: je zwei aus dem Norden (Lille Olympique, RC Roubaix), dem Süden (Olympique Marseille, FC Sète) und Paris (Red Star, Club Français) sowie eine aus dem Osten (FC Mulhouse). Dieser Wettbewerb endete 1931 mit dem Endspielsieg des Ausrichters gegen Lille. Im Jahr darauf (1931/32) wurde der Wettbewerb wiederholt, diesmal bereits mit 20 Teilnehmern (Sieger: FC Mulhouse gegen Stade Français Paris), und das öffentliche Echo verdeutlichte das große Interesse an einer höchsten nationalen Spielklasse.

Die „Stunde Null“

Am 16. Januar 1932 beschloss eine 12 Monate vorher eigens dafür von der FFF eingesetzte Kommission die endgültigen Modalitäten des zukünftigen Berufsfußballs in Frankreich. Verabschiedet wurde u.a. auch ein Profispielerstatut, nach dem die Spieler mit monatlich höchstens 2.000 alten Francs entlohnt werden durften. Außerdem wurden zwei Aufsichtsgremien geschaffen: Das eine war für Spieler- und Vertragsfragen zuständig; ihm stand der ehemalige Nationalspieler und Journalist Gabriel Hanot vor. Das zweite (Groupement des Clubs Professionnels) befasste sich unter dem späteren Verbandspräsidenten (ab 1949) Emmanuel Gambardella mit Ligabetrieb und Meisterschaft; in ihm waren auch mehrere Vereinsvertreter stimmberechtigt.

Das erste Jahr

Mit der Spielzeit 1932/33 begann in Frankreich der professionelle Spielbetrieb. Dazu mussten – und müssen sich bis heute – die teilnehmenden Klubs ein Profistatut geben.

Folgende 20 Vereine erhielten 1932 die Zulassung für die erste Spielzeit und gelten somit als die Gründungsmitglieder der Liga: Alès Olympique, Olympique Antibes, AS Cannes, FC Hyères, Olympique Marseille, FC Metz, Sports Olympiques Montpelliérains, FC Mulhouse, SC Nîmes, OGC Nizza, Stade Rennais UC, Excelsior AC Roubaix, FC Sète, FC Sochaux-Montbéliard, aus Lille Olympique und der SC Fives sowie aus Paris Racing Club, Red Star Olympique, Cercle Athlétique und Club Français. Diese wurden in zwei Spielstaffeln A und B eingeteilt, diesen aber nicht nach regionalen Gesichtspunkten zugeordnet: so spielte beispielsweise je ein Klub aus Lille und zwei aus Paris in den Gruppen A und B, ebenso wurden Marseille und Hyères in die eine, Antibes und Cannes in die andere Gruppe eingeteilt. Die beiden Gruppensieger (Lille Olympique und Olympique Antibes) sollten in einem Endspiel den ersten französischen Meister ermitteln – das allerdings gewann Lille gegen die AS Cannes, den Zweiten der anderen Gruppe, weil Antibes der Bestechung eines Gegners überführt und auf Platz 2 zurückgestuft wurde.

Am Ende der ersten Saison stiegen gleich sechs Klubs ab (Club Français, Red Star, Hyères, Metz, Mulhouse und Alès), keiner kam neu hinzu – die D1 wurde vorübergehend auf 14 Mannschaften verkleinert. Im zweiten Jahr (1933/34) spielten übrigens u.a. 13 Österreicher, 10 Engländer, 7 Ungarn, 5 Schotten und 5 Deutsche in Frankreichs Eliteklasse; infolge dieser Entwicklung wurde die Höchstzahl spielberechtigter Ausländer pro Mannschaft 1938 auf zwei reduziert.

In den Vorkriegsspielzeiten bis 1938/39 gab es keinen Verein, der die Liga eindeutig dominiert hätte; vielmehr teilten sich fünf Klubs die sieben Meistertitel: der FC Sochaux und der FC Sète waren je zweimal, Olympique Marseille, Lille Olympique und der Racing Club je einmal erfolgreich.

Die „Kriegsmeisterschaften“

Von 1940 bis 1945 war Frankreich in weiten Teilen von der deutschen Wehrmacht besetzt, ein landesweiter, einheitlicher Spielbetrieb unter Profibedingungen auch aus anderen Gründen nicht möglich. So gab es zwar einen Ligabetrieb in zwei bzw. drei regionalen Gruppen, aber die Aufteilung des Landes in eine freie, eine besetzte und eine verbotene Zone (zone libre, zone occupée, zone interdite) ließ (außer 1945) keine Endspiele zu. In der Saison 1943/44 spielten keine Vereinsteams, sondern Regionalauswahlen um Meisterschaft und Pokal – damit versuchte die dem professionellen Sport ablehnend gegenüberstehende Vichy-Regierung, ihren bei Sportlern und Sportanhängern unpopulären Standpunkt in kleinen Schritten durchzusetzen.

Darum finden diese Kriegs-Spielzeiten in Frankreich in keinerlei (Spieler-, Mannschafts-, Titel-) Statistiken Berücksichtigung; hingegen wurde der Landespokal (Coupe de France) weiterhin ausgetragen und auch in den Statistiken offiziell gewertet.

Krieg, Besetzung und Widerstand sorgten auch im professionellen Fußball für eine deutliche Zäsur. Für Spieler, Trainer und Funktionäre unterbrachen bzw. beendeten diese Jahre eine berufliche Karriere (vgl. etwa die Biographien von Jean Snella, Roger Courtois, Étienne Mattler und Larbi Ben Barek). Ebenso überstand mancher Traditionsverein, insbesondere aus der im Grenzgebiet zu Belgien gelegenen zone interdite, die auch wirtschaftlich schwierigen Jahre nicht und war zur Fusion oder Auflösung gezwungen (wie beispielsweise der SC Fivois, US Tourcoing und RC Roubaix).

Meisterschaften ab 1945

Nach der Befreiung Frankreichs änderte sich die oben angesprochene relative Ausgewogenheit der Division 1 nachhaltig und es lassen sich bis in die Gegenwart vier Epochen definieren, die jeweils durch die Dominanz eines oder weniger Vereine geprägt sind.

1945: Zurück zur Normalität

Fast so, als hätte es nur eine kurze Sommerpause zwischen dem Ende der letzten Vorkriegssaison und der Wiederaufnahme des regulären Ligabetriebes im August 1945 gegeben, entschied der Fußballverband, dass die besten 14 Erstligisten und die beiden Aufsteiger der Saison 1938/39 die neue Division 1 bilden sollten; diese wurde zudem auf 18 Teilnehmer aufgestockt, so dass sich Mannschaften Hoffnungen machen konnten, in diesen Kreis aufgenommen zu werden, die während der Kriegsmeisterschaften besonders erfolgreich abgeschnitten hatten. Weil der SC Fivois mit Lille Olympique-Iris Club fusionierte, gab es schließlich sogar drei freie Plätze, die an Girondins-AS du Port de Bordeaux, Lyon Olympique Universitaire und Stade de Reims fielen – alle drei waren bis dahin ohne Erstligaerfahrung. Ebenfalls neu war der CO Roubaix-Tourcoing, eine Fusion dreier Profiklubs, der den Platz von Excelsior AC Roubaix einnahm.

1945-1963: Aus der Champagne nach Europa

Ausgerechnet zwei dieser Neulinge machten gleich zu Anfang Furore: CORT wurde 1946 Dritter und gewann 1947 die Meisterschaft. Anschließend beherrschte Stade Reims das fußballerische Oberhaus für fast zwei Jahrzehnte: sechsmal gewann der anfangs als "Provinzfußballer" belächelte Verein aus der Champagne in dieser Zeit die Meisterschaft, wurde dazu dreimal Vizemeister und schloss in diesen 18 Jahren nie schlechter als auf Platz 4 ab. Dazu machten die Rot-Weißen auch in der Coupe de France (zwei Erfolge) und mehr noch auf europäischer Ebene von sich reden, gewannen 1953 die Coupe Latine und standen 1956 und 1959 jeweils gegen Real Madrid in den Endspielen um den Europapokal der Landesmeister. Mit sechs aktuellen und zwei langjährigen Reimser Profis stellten sie auch das Gerüst der Nationalelf bei Frankreichs bis dahin größtem Weltmeisterschaftserfolg (Dritter der WM in Schweden).
Die Rolle als "Kronprinz der Liga" teilten sich während dieser langen Vorherrschaft der Rémois drei Vereine: Lille OSC wurde zwischen 1945 und 1954 zweimal Meister und tat sich mehr noch im Pokal (fünf Titel) hervor; etwas später (zwischen 1950 und 1959) löste OGC Nizza (vier Meistertitel) Lille ab, gefolgt von der AS Monaco (zweimal Erster zwischen 1956 und 1964). Für Spannung in der Division 1 sorgten ab Mitte der 50er Jahre zudem Racing Paris und Nîmes Olympique, die zwei- bzw. dreimal mit dem undankbaren zweiten Platz vorlieb nehmen mussten.

1963-1981: Doppelherrschaft von Grünen und Gelben

Mit dem wörtlich zu nehmenden Abstieg von Stade Reims ging der Aufstieg der AS Saint-Étienne einher, die wegen ihrer Spieltracht les Verts (die Grünen) genannt wurden. Von den 18 Titeln dieser Ära gewann der Verein alleine neun, davon vier in Serie (1967-1970), fügte zwei Vizemeisterschaften sowie fünf Pokalsiege hinzu und erreichte 1976 ebenfalls das Europapokalfinale. Ähnlich wie Reims anderthalb Jahrzehnte zuvor stellten die Stéphanois das Gerüst der Nationalelf – und sie wurden während einiger dieser Jahre sogar vom ehemaligen Reimser Trainer Albert Batteux gecoacht.
Allerdings war die Dominanz der "Grünen" während dieser Ära ständig bedroht, und dies von einem Klub, der überhaupt erst 1963 in die D1 aufgestiegen war: der FC Nantes (oder les canaris wegen ihres gelben Dresses) wurde seinerseits zwischen 1964 und 1986 sechsmal Landesmeister, landete dazu in sieben Spielzeiten auf Platz 2, war allerdings im Pokal (nur ein Titel) und auf europäischer Ebene weniger erfolgreich als Saint-Étienne.
Lediglich am Ende der Saison 1971/72 stand weder die ASSE noch der FCN auf einem der beiden ersten Plätze: das war die kurze Zeit, in der Olympique Marseille sich anschickte, in die Phalanx von Grün und Gelb einzubrechen; die Südfranzosen wurden zwischen 1970 und 1972 auch zweimal französischer Meister, aber danach dominierten Saint-Étienne und Nantes noch ein Jahrzehnt lang die Liga wieder alleine.
Auf europäischer Ebene allerdings zog ein Außenseiter mit den Verts gleich: 1978 erreichte der Liga-Nobody SC Bastia das Endspiel im UEFA-Pokal, konnte es aber auch nicht gewinnen.

In diese Zeit fällt auch eine Neuerung, die dazu beigetragen hat, dass französische Vereine und insbesondere auch die Nationalmannschaft auf lange Sicht besser mit den anderen starken Nationen des Weltfußballs mithalten konnten: es wurde ein heute noch bestehendes System der Talentförderung eingeführt, das unter anderem alle Erstligavereine dazu verpflichtet, ein Sportinternat (Centre de Formation) aufzubauen und eine zweite Mannschaft für Nachwuchsspieler (Reserve Pro) zu unterhalten; auch der französische Fußballverband selbst betreibt in den verschiedenen Regionen des Landes solche "Talentschmieden", die bekannteste davon in Clairefontaine bei Paris. Dies erfordert zwar hohe Investitionen, doch ermöglicht es auch den weniger finanzstarken Klubs, immer wieder gute, junge Spieler in die eigenen Reihen einzubauen und nennenswerte Erlöse aus deren Transfer an Vereine im In- und Ausland zu erzielen.

1981-1999: Beständig war nur der Wechsel

In diesem Zeitraum gab es keine Mannschaft, die nahezu durchgehend als sicherer Titelaspirant gelten konnte, sondern sieben Vereine teilten sich die 16 Meistertitel und es gelang sogar nur zweien von ihnen, in aufeinanderfolgenden Jahren Meister der D1 zu werden: Girondins Bordeaux (zwischen 1980 und 1990 viermal auf Platz 1, dazu dreimal Vizemeister) und Olympique Marseille (zwischen 1986 und 1994 vier Meisterschaften – 1989-1992 in Serie –, dazu zwei zweite Plätze). Marseille beendete zudem die Saison 1992/93 als Tabellenführer, allerdings wurde dieser Titel wegen einer Spielmanipulation ("Affaire Tapie") nachträglich aberkannt, auch nicht an den Tabellenzweiten vergeben und OM wurde 1994 in die zweite Liga zurückgestuft.
Weitere Spitzenteams dieses Abschnittes waren AS Monaco (drei Titel und drei zweite Plätze zwischen 1978 und 1993), Paris Saint-Germain (zwei erste, vier zweite Plätze 1982-1997) und der FC Nantes (zwei Titel 1983 und 1995 sowie zweimal Vizemeister). Zudem gelang der AJ Auxerre (1996) und dem RC Lens (1998) jeweils ihre erste und bisher einzige Meisterschaft.
Möglicherweise trug allerdings diese Verbreiterung des Spitzenfußballs in der D1 dazu bei, dass die französischen Vertreter in den Europapokalwettbewerben häufiger als je zuvor die Endspiele erreichten. Im UEFA-Pokal gelang dies Bordeaux (1996) und Marseille (1999), im Pokalsiegerwettbewerb Monaco (1992) und Paris (1996, 1997) und in der Champions League Marseille (1991, 1993). Zum ersten Mal holten dabei zwei Teams aus der Division 1 sogar den jeweiligen Pokal, nämlich Marseille 1993 und PSG 1996.

1999-2006: Zurück zur Hegemonie eines einzelnen Klubs

In den bisherigen sieben Spielzeiten dieses Zeitraums bahnt sich ein Alleingang an: zwar gewannen anfangs mit AS Monaco und FC Nantes zwei "Altmeister" den Titel, aber seit 2002 hat sich nur noch Olympique Lyon in die Meisterliste eintragen können, nachdem die Elf aus dem Stade Gerland 2001 schon Platz 2 belegt hatte. Und wenn sich der jüngste Trend fortsetzt, wonach Lyons fünfter Erfolg in Serie – ein neuer Rekord für die Ligue 1, wie die D1 seit 2002 heißt – bereits einen Monat vor Saisonschluss feststand, könnten dem fußballerischen Oberhaus im Hexagon Jahre bevorstehen, in denen Spannung nur noch im Kampf um die Vizemeisterschaft oder gegen den Abstieg aufkommt. Andererseits folgte auch in den zurückliegenden Jahrzehnten für die dominierenden Klubs der Liga auf einige Jahre voller Triumphe der Alltag im Mittelfeld und gelegentlich sogar der tiefe Fall in die Ligue 2.
Dabei hat die Ligue 1 gerade im zurückliegenden Jahrzehnt derart an Stärke und Renommee gewonnen, dass sie neben Premier League, Primera División, Serie A und Bundesliga zu den bedeutendsten Fußballligen weltweit gezählt wird.

Die französische Liga als Magnet für ausländische Spieler

Die ab 1932 klare Trennung zwischen bezahltem und Amateurfußball führte dazu, dass in Frankreich schon in den 1930er Jahren Spieler aus vielen europäischen Staaten ihrem Sport legal gegen Bezahlung nachgingen, insbesondere von den britischen Inseln, aus Österreich und Ungarn, aber auch einzelne Deutsche wie Oskar Rohr. Begünstigt wurde dies im Einzelfall auch durch die politische Entwicklung in den deutschsprachigen Ländern; so nahmen manche Spieler insbesondere nach dem "Anschluss" Österreichs die französische Staatsbürgerschaft an und spielten danach auch für die französische Fußballnationalmannschaft (z.B. Rudolf "Rodolphe" Hiden oder Gustav "Auguste" Jordan). Auf diese Weise konnten die Klubs zudem die anfängliche Regelung umgehen, dass pro Mannschaft nicht mehr als vier Ausländer spielen durften. Aufgrund des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) zog es zahlreiche Spieler katalanischer und baskischer Herkunft insbesondere zu Klubs im Süden Frankreichs. Darüber hinaus haben sich viele Einwanderer aus Italien und Polen, die vor allem im nordfranzösischen Bergbau tätig waren, bzw. ihre Söhne und Enkel in der Ligue 1 einen Namen gemacht; stellvertretend seien aus den frühen Jahren Roger Piantoni, Michel Platini, Raymond Kopaczewski und Léon Glovacki genannt. Auch Spieler aus den französischen überseeischen Besitzungen und den ehemaligen Kolonien der Grande Nation prägten die Liga zunehmend (von Larbi Ben Barek über Marius Trésor bis Zinédine Zidane).

Zahlen ausländischer Profis in Frankreich

(Jeweils ohne naturalisierte Spieler)

  • Von 1932 bis 1939 standen insgesamt 541 Ausländer bei den Profiklubs der D1 und der D2 unter Vertrag, davon 132 Briten, 108 Österreicher, 84 Ungarn, 44 Tschechen, 34 Spanier, 22 Schweizer und 21 Argentinier.
  • Von 1944 bis 1997 waren es insgesamt 2.281 Ausländer in D1 und D2, als größte Gruppen 265 Jugoslawen, 147 Algerier, 145 Argentinier, 142 Polen, 121 Spanier, 92 Senegalesen, 87 Italiener, 81 Marokkaner, 75 Kameruner, 74 Ivorer, 68 Niederländer, 67 Brasilianer, 66 Ungarn, 60 Deutsche, 50 Tschechen und 49 Dänen.
  • Nach 1997 liegen keine exakten Zahlen vor, aber der hierüber ablesbare Trend (von "Fußballmigranten" aus West-/Mitteleuropa hin zu Spielern aus Nordwestafrika und Osteuropa) hat sich nicht signifikant verändert, ebenso wenig die Attraktivität, die Frankreich insbesondere auf Argentinier ausübt, von denen zwei (Delio Onnis und Carlos Bianchi) zu den erfolgreichsten Ligue-1-Torschützen aller Zeiten gehören.


Was sich allerdings seit den 1990er Jahren (u.a. wegen des Bosman-Urteils) stark verändert hat, ist die "umgekehrte Richtung": die Zahl französischer Kicker gehobener Spielstärke hat stark zugenommen, die die Ligue 1 verlassen, um ihrerseits im Ausland – und da vor allem in den sog. drei europäischen Spitzenligen (England, Spanien, Italien) – Geld zu verdienen.

Meisterschaftsmodus im Wandel

Die Aufteilung der Division 1 in zwei Gruppen wurde nach dem ersten Jahr aufgegeben: seit 1933 war die höchste Spielklasse, mit Ausnahme der Kriegs- und Besatzungsjahre (1939-1945), stets eingleisig. Ansonsten wurde der Ligacharakter (Heim- und Auswärtsspiel jedes Klubs gegen jeden anderen; die erreichten Punkte und das Torverhältnis entscheiden am Ende der Saison über die Platzierung) von 1932 bis in die Gegenwart beibehalten.

Modifiziert wurden lediglich einige Zähl- und Verfahrensregelungen sowie die Teilnehmerzahl:

  • Meist spielten 20 Mannschaften (1932/33, 1946/47, 1958-1963, 1965-1968, 1970-1997 und seit 2002) um den Titel; eine 18er-Liga gab es 1945/46, 1947-1958, 1963-1965, 1968-1970 und 1997-2002, 16 Konkurrenten 1934-1939 und nur 14 in der zweiten Saison (1933/34).
  • Die Zahl der Ab- und damit auch der Aufsteiger variierte häufig: es gab Spielzeiten, in denen nur der Tabellenletzte in die zweite Liga musste (1968-1970), maximal betraf dies sogar die letzten vier Teams (1958-1963); sehr häufig gab es auch eine Kombination aus feststehenden Abstiegsplätzen (z.B. die letzten beiden) und Ausscheidungsspielen (Barrages) zwischen den nächstschlechteren Mannschaften gegen den Dritten (und Vierten) der Division 2, von deren Ausgang der Verbleib in der Liga abhing. Seit 1997 gilt hier, dass die letzten Drei absteigen.
  • Die 2-Punkte-Regelung für einen Sieg galt von 1932 bis 1988, seither gibt es für einen Sieg 3 Punkte. Allerdings wurde kurzzeitig versucht, den attraktiven Angriffsfußball durch Zusatzpunkte zu fördern: pro Spiel bekam jede Mannschaft einen Punkt mehr, die mindestens drei Tore geschossen (1973-1975) bzw. die ihr Spiel mit mindestens drei Toren Unterschied gewonnen hatte (1975/76). Die ab der Viertklassigkeit (CFA, siehe unten) bestehende 4-Punkte-Regel, wonach jede Mannschaft für jedes ausgetragene Spiel - unabhängig vom Ergebnis - einen zusätzlichen Punkt erhält, hat sich im Profibereich nie durchgesetzt.
  • Bei Punktgleichheit von Mannschaften wurde bis Ende der 1970er Jahre der Torquotient, seitdem die Tordifferenz zur Ermittlung der Reihenfolge herangezogen.
  • Zwangsabstiege, meist aus wirtschaftlichen Gründen bis hin zum Konkurs, teils aber auch wegen rechtlicher Unregelmäßigkeiten, hat es insbesondere seit den 1980ern auch gegeben: so wurden 1991 gleich drei Vereine trotz sportlicher Qualifikation (Girondins Bordeaux als 10., Armorique Brest als 11. und OGC Nizza als 14. der Tabelle) zum Abstieg verurteilt; Olympique Marseille erhielt nachträglich den Meistertitel 1993 aberkannt ("Affäre Tapie") und wurde ein Jahr später ebenfalls in die zweite Liga "strafversetzt".
  • Bereits Anfang der 1960er gab es eine regelrechte Welle freiwilliger und meist ebenfalls wirtschaftlich begründeter Ausstiege aus dem Profibereich, wovon auch ehemalige Landesmeister (FC Sète, CO Roubaix-Tourcoing) und Traditionsvereine (CA Paris, AC Troyes, Le Havre AC, FC Nancy) nicht verschont blieben. Ebenso sind die Jahre um 1990 von mehreren Konkursen gekennzeichnet, meist gefolgt von einer sofortigen Wiedergründung unter neuem Namen.
  • Als Besonderheiten gab es auch den Kauf der Lizenz eines Klubs durch einen anderen (Toulouse FC 1967 von Red Star Paris) bzw. die Fusion zweier Vereine zwecks Ligaerhalt (aus RC Paris und UA Sedan-Torcy wurde 1966 dadurch zeitweise der RC Paris-Sedan; zwischen beiden Städten liegen rund 250 km).
  • Rückennummern auf den Spielertrikots wurden ab 1948 üblich, zuerst in der Nationalmannschaft, bald folgten auch die Vereine.
  • Bis 1962 galt die Regelung, dass bei allen Ligaspielen die Einnahmen zwischen den beiden beteiligten Vereinen geteilt wurden, wovon insbesondere Vereine profitierten, die aufgrund ihrer spielerischen Attraktivität auswärts deutlich mehr Zuschauer als bei Heimspielen anzogen (wie es insbesondere für Stade de Reims bis Anfang der 1960er Jahre zutraf).
  • Eine Kommission unter Michel Hidalgo hat 2006 Pläne zur Attraktivitätssteigerung der Spiele unterbreitet; so wollte Hidalgo unter anderem den Angriffsfußball durch erhöhte Zahlungen ab einem Sieg mit mindestens zwei Toren Differenz fördern und dies testhalber in der Ligue 2 ab der Saison 2006/07 einführen. Die zuständigen Gremien der LFP (siehe unten) konnten sich allerdings bisher nicht zur Umsetzung dieser Neuerungen entschließen.

Der Unterbau: Ligue 2

Einführung 1933/34

Zur Saison 1933/34 wurde eine zweite Liga, die Division 2 (heute: Ligue 2; D2 bzw. L2), geschaffen. Damit kam der Fußballverband dem Bedürfnis mehrerer Vereine nach, unter professionellen Bedingungen spielen zu können, ohne die leistungsmäßige Spitze durch eine zu große Ligue 1 zu verwässern; außerdem verhinderte diese Maßnahme, dass die Absteiger aus der D1 sofort wieder unter Amateurbedingungen spielen mussten. In diesem ersten Jahr bestand die D2 aus den sechs D1-Absteigern der Saison 1932/33 und 15 neu für den Profibereich zugelassenen Klubs, die in zwei regionalen Staffeln (Nord mit 13, Süd mit 8 Vereinen) antraten. Bereits ein Jahr später spielte auch die D2 in nur noch einer landesweiten Staffel und wurde auf 14 Mannschaften verkleinert; dazu trug bei, dass für 1934/35 nur zwei neuen Vereinen (Lens, Caen) der Profistatus zuerkannt wurde, während er mehreren anderen Klubs (Monaco, Hyères, Béziers) wegen finanziellen Defizits aberkannt wurde oder diese (wie D1-Absteiger Nizza) freiwillig in den Amateurbereich zurückgingen.

Entwicklung bis in die Gegenwart

Die Ligue 2 hat ihr Gesicht häufiger verändert als die höchste Spielklasse. Dafür gibt es mehrere Gründe: der Fußball war bis mindestens in die 1980er Jahre in Frankreich in Zuschauergunst und Medieninteresse keineswegs so stark verwurzelt, dass für viel mehr als etwa zwei Dutzend Vereine eine tragfähige finanzielle Basis bestanden hätte, zumal die Tatsache, dass das Hexagon großflächig und nicht so dicht wie Deutschland besiedelt ist, zu erhöhten Fahrtstrecken und Reisekosten führt und auch weniger zuschauerträchtige Lokalderbys ermöglicht. Zur Veranschaulichung mag dienen, dass selbst ein absoluter Spitzenklub der 50er und frühen 60er Jahre wie Stade de Reims in 16 von 17 Spielzeiten lediglich einen Saisondurchschnitt zwischen 7.000 und 10.000 Zuschauern aufwies – und das in der höchsten Spielklasse!

Die verbreitete Diskrepanz zwischen relativ hohen Kosten und niedrigen Einnahmen hatte zur Folge, dass die D2 über längere Zeitabschnitte nicht ein-, sondern mehrgleisig organisiert war:

  • 2 Gruppen (Nord und Süd) 1933/34, 1945/46, 1972-1993
  • 3 Gruppen (Nord, Mitte und Süd) 1970-1972
  • 4 Gruppen (Nord, Ost, Süd und West) 1937/38 mit einer sich anschließenden "Meisterrunde" (phase finale) der je vier bestplatzierten Mannschaften

Von 1970 bis 1992 war die Division 2 eine "offene" Liga, in der sowohl Amateur- als auch Profiklubs antreten durften; vor 1970 und wieder ab 1992 handelt(e) es sich um eine reine Profiliga.

Diese Probleme sind erst recht in der 1936/37 eingeführten dritten Spielklasse (D3) festzustellen, die den Übergang zwischen Amateurismus und Professionalismus erleichtern sollte, aber in ihrer "Zwitterrolle" (in ihr können sowohl Vereine mit professionellen Strukturen als auch Amateurklubs spielen) treffend mit dem Satz "Profis der Ausgaben, Amateure der Einnahmen" charakterisiert werden kann.

Nach dem 2. Weltkrieg haben sich zwar die Zahl der Spielstaffeln, die Zahl der Vereine und die Bezeichnungen für D2 und D3 zeitweise verändert, aber diese dreistufige Struktur der Leistungsspitze existiert bis heute und sie stützt sich auf ein breites Fundament von Amateurspielklassen:

Ebene

Liga/Division

1

Ligue 1 (D1)
(20 Vereine)

2

Ligue 2 (D2)
(20 Vereine)

3

National (D3)
(20 Vereine)

4

Championnat de France Amateur (CFA)
(je 18 Klubs in vier regionalen Staffeln)

5

Championnat de France Amateur 2 (CFA 2)
(je 16 Klubs in acht regionalen Staffeln)

6

Division d'Honneur (DH)
(auf regionaler, teilweise auf Département-Ebene)

7

Division d'Honneur Régional (DHR)

8

Promotion d'Honneur (PH)

9

Promotion de Ligue (PL)

10–
15

Darunter 6 weitere Liga-Stufen auf Distriktebene (Excellence, Première Division, Promotion de Première Division, Deuxième Division, Promotion de Deuxième Division, Troisième Division)


Übrigens wird in jüngerer Zeit auch der Erstplatzierte der Ligue 2 als Französischer Meister bezeichnet, wenn auch mit dem Ligazusatz (Championnat de France D2), und mancher Klub führt diesen Zweitligatitel durchaus bei seinen Erfolgen auf.

Organisation des Profifußballs heute

Die LFP - Vertretung der Profivereine

Die Interessenunterschiede zwischen dem Gros der unter Amateurbedingungen arbeitenden Vereine und der schmalen Schicht professionell organisierter Klubs brachen unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg offen aus. Letztere warfen der FFF nicht zu Unrecht vor, während der Kriegsjahre kaum Widerstand gegen die politischen Versuche, den Professionalismus im Sport abzuschaffen, geleistet zu haben. Die Fronten zwischen beiden Teilen des organisierten Fußballs verhärteten sich bis in die späten 1960er Jahre; erst dann kam es zu einer Annäherung, die 1970 in einen dauerhaften Kompromiss mündete.

Seither untersteht die Ligue 1 nicht mehr dem französischen Verband bzw. dessen Groupement des Clubs Professionnels, sondern der Ligue de Football Professionnel, die unter dem Dach der FFF weitestgehend autonom über alle Fragen des Ligabetriebes entscheidet. Die LFP umfasst die beiden höchsten Spielklassen (Ligue 1 und Ligue 2); diese sind gegenüber der dritten Liga, der ebenfalls eingleisigen Nationale (D3), durch eine feste Auf- und Abstiegsregelung (derzeit je drei Mannschaften) allerdings offen; die Liga kann sich also ihre Bewerber so wenig aussuchen wie ihre Abgänge, sondern darüber entscheiden alleine sportliche Kriterien. Außerdem richtet die LFP den Ligapokal (Coupe de la Ligue) aus, an dem nur Profimannschaften (derzeit die 40 Erst- und Zweitligisten sowie sechs Klubs aus der D3) teilnehmen und der, wie in vielen anderen Ländern, nur eine vergleichsweise geringe Attraktivität besitzt. Des weiteren ist die LFP neuerdings für alle französischen Jugendnationalmannschaften, die B-Elf der Männer und alle Frauennationalteams zuständig. Dafür bezahlt sie der FFF jährlich rund 10% ihrer Einnahmen aus dem Rechtehandel.
Präsident der LFP ist auch im Jahr 2006 Frédéric Thiriez.

Die Spielergewerkschaft UNFP

Bereits im November 1961 gründeten französische Berufsfußballer als ihre Interessenvertretung gegenüber Vereinen und Verband die Union Nationale des Footballeurs Professionnels, die einflussreicher ist als ihre deutsche Schwester und über Sitz und Stimme in der LFP verfügt. Treibende Kraft hinter ihrer Gründung war der kamerunische Spieler Eugène Njo-Léa, ein brandgefährlicher Torschütze und 1957 auch Landesmeister mit der AS Saint-Étienne, der später zum Doktor der Rechte promovierte. Die ersten Vorsitzenden der UNFP waren Just Fontaine (bis 1964) und Michel Hidalgo (1964 bis 1968). Aktueller Präsident ist seit 1969 Philippe Piat (zwischen 1965 und 1972 erfolgreicher D1-Torjäger bei Racing Strasbourg, AS Monaco und FC Sochaux), der neuerdings auch der Internationalen Spielergewerkschaft FIFPro vorsteht.

Entstanden war die Idee zu einer Interessenvertretung in einer Zeit, in der die Spieler "Sklaven der Vereine" (so Raymond Kopa im Juni 1963 in einem Interview mit der Tageszeitung France Soir) waren: seit den 1940ern bedeutete die Unterschrift eines in Vertragsangelegenheiten meist unerfahrenen, jungen Spielers, dass er bis zu seinem 35. Geburtstag den Verein nicht ohne dessen Zustimmung verlassen konnte. Zwar hieß es in den Profistatuten auch, Verein und Spieler sollten eine vorzeitige Vertragsauflösung "einvernehmlich regeln"; aber wenn sich der Klub dagegen sperrte, hatte der Spieler keinerlei rechtlichen Anspruch darauf. Von der Ablösesumme, die der abgebende Verein im Falle eines Wechsels frei aushandeln konnte, standen dem Spieler etwa 10% zu. Durch eine unrealistisch hohe Forderung konnte der Klub einen Weggang eines Spielers aber jederzeit verhindern.

Dass der zu deutlichen Worten neigende Kopa mit seiner Charakterisierung der Bestimmungen keineswegs übertrieb, lässt sich am Beispiel von Roger Piantoni anschaulich verdeutlichen. Der begnadete Linksfuß, der aus einfachsten proletarischen Verhältnissen (Bergarbeiterfamilie) stammte, unterschrieb 1950 im Alter von 18 Jahren seinen ersten Vertrag beim FC Nancy, einem eher mittelmäßigen Klub der Division 1, und hat sich für seine Elf und seinen Arbeitgeber immer bis zum Letzten eingesetzt. 1954 bemühten sich sowohl Internazionale Mailand als auch Juventus Turin darum, ihn zu verpflichten, und der Enkel italienischer Einwanderer bat seinen Präsidenten darum, ihm diese Chance der Rückkehr zu seinen Wurzeln zu ermöglichen. Hinzuzufügen ist, dass Piantoni ein ungemein bescheidener Mensch war, der, auch als er längst Nationalspieler geworden war, mit Frau und Kindern in einer alles andere als luxuriösen Stadtwohnung lebte und sich lediglich einen Kleinwagen leistete. Seine Enttäuschung war gewaltig, als sein Präsident ihm schlichtweg mitteilte, der FC Nancy wolle sich nicht von seinem besten Spieler trennen. 1957 stieg Nancy aus der ersten Liga ab und verkaufte Piantoni dann an Stade de Reims, was rein sportlich sicher eine deutliche Verbesserung für Piantoni war. Aber erst Jahre später erfuhr er von Reims' Präsidenten Henri Germain, was ihm sein alter Verein immer verschwiegen hatte, dass nämlich Reims bereits seit 1952 jährliche Zahlungen an Nancy leistete, um sich für den Fall einer vorzeitigen Vertragsauflösung ein Vorkaufsrecht auf den Spieler zu sichern.

Es dauerte nahezu ein Jahrzehnt, bis es der UNFP gelang, diese "ewige" Bindung von Spielern an ihren ersten Verein abzuschaffen: ab der Saison 1969/70 wurden Spielerverträge grundsätzlich nur noch für eine frei aushandelbare Dauer abgeschlossen.

L1-Vereine 2006/07
L1-Vereine 2006/07

Ligue 1 in der Saison 2006/07

In der Saison 2006/07 gehören der Ligue 1 folgende Vereine an:

Finanzierung: Zuschauereinnahmen, Fernseh- und Sponsorengelder

Die durchschnittlichen Zuschauerzahlen in den Erstliga-Stadien überschreiten zwar seit der Saison 1999/2000 die 20.000er-Marke (Saison 2005/06: 21.543 Besucher je Spiel), aber die Zahlen schwanken naturgemäß zwischen den einzelnen Vereinen sehr stark, und selbst die Publikumsmagneten wie Olympique Marseille (seit der Saison 1997/98 regelmäßig die meisten Zuschauer), der derzeitige Abonnementsmeister Olympique Lyon (in der Saison 2005/06: 26.000 Dauerkarten verkauft) und Paris Saint-Germain decken ihre Etats zu weniger als der Hälfte durch den Umsatz an den Kassenhäuschen. Der Rekord für ein einzelnes Spiel datiert bereits aus der Spielzeit 1998/99: 57.714 zahlende Zuschauer sahen die Begegnung Marseille gegen Lyon.

Die Vereine der beiden höchsten Spielklassen sind also, wie in anderen Ländern auch, in starkem Maße von den Zahlungen der Fernsehanstalten und von ihren Sponsoren abhängig. In der Saison 2006/07 zahlen Canal+ 600 Mio., Eurosport 15 Mio. und der Mobilfunkanbieter Orange 29 Mio. Euro an die LFP, die daraus nach einem platz- und punktabhängigen Verteilerschlüssel die Klubs der beiden höchsten Spielklassen sowie die aktuell sechs Profivereine in der dritten Liga bedient; auch für Erfolge im Ligapokal (Coupe de la Ligue) werden aus diesem Gesamtbudget Beträge ausgeschüttet.

Spieltage und Berichterstattung

Im Regelfall finden die Spieltage am Wochenende und abends (hauptsächlich ab 20 Uhr) statt, und zwar (wegen der Wünsche des Bezahlfernsehsenders Canal+) acht Spiele der Ligue 1 am Sonnabend (teilweise zeitversetzt) und zwei am Sonntag (ebenfalls unterschiedliche Anstoßzeiten), so dass insgesamt vier Partien live übertragen werden können. Die Ligue 2 spielt üblicherweise freitags abends. Als nicht unproblematisch gilt die mögliche Interessenskollision, die darin besteht, dass Canal+ nicht nur erheblichen Einfluss auf die Spielplangestaltung nehmen kann, sondern dazu auch noch selbst als Mitinhaber bzw. Sponsor einzelner Vereine (beispielsweise bei PSG) tätig ist.

Bei den Printmedien findet der Fußballfan in Frankreich nahezu "paradiesische Verhältnisse" vor: mit l'Équipe gibt es eine täglich (auch an Wochenenden!) erscheinende Zeitung (alle Sportarten) und mit France Football dazu eine dienstags und freitags erscheinende Zeitschrift.

"Ewige Tabelle" (1932-1939 und 1945-2006)

(je nach Tabellenplatz pro Saison 20 bis 1 Punkte; * = Verein wird in der Saison 2006/07 punkten)

Rang Verein Saisons Titel Punkte
01 Olympique Marseille * 56 8 765
02 Girondins Bordeaux * 53 5 749
03 AS Saint-Étienne * 53 10 728
04 AS Monaco * 49 7 718
05 FC Sochaux-Montbéliard * 58 2 668
06 FC Nantes * 43 8 649
07 RC Lens * 53 1 622
08 Lille OSC * 53 3 601
09 Olympique Lyon * 48 5 571
10 RC Strasbourg 55 1 554
11 FC Metz 56 - 549
12 OGC Nizza * 47 4 502
13 Paris Saint-Germain FC * 33 2 461
14 Stade Rennais * 49 - 447
15 Stade Reims 29 6 423
16 Nîmes Olympique 36 - 399
17 Toulouse FC * 37 - 381
18 AJ Auxerre * 26 1 379
19 RC Paris 30 1 365
20 SC Bastia 29 - 263
21 CS Sedan * 22 - 241
22 Montpellier SO/HSC 27 - 237
23 Angers SCO 23 - 220
24 AS Cannes 22 - 216
25 US Valenciennes * 25 - 213
26 AS Nancy * 22 - 195
27 FC Sète 16 2 180
28 FC Rouen 19 - 170
29 Le Havre AC 23 - 167
30 FC Nancy 15 - 132
31 Stade Laval 13 - 119
32 Stade Français Paris 15 - 116
33 CO Roubaix-Tourcoing 10 1 109
34 Red Star Paris 16 - 103
35 Excelsior AC Roubaix 07 - 087
36 SC Toulon 12 - 085
37 Armorique/Stade Brest 10 - 083
38 SC Fives (Lille) 07 - 081
39 Olympique Antibes 07 - 073
40 AS/ES Troyes * 13 - 069
41 AC Ajaccio 10 - 066
SM Caen 09 - 063
43 EA Guingamp 07 - 058
44 FC Mulhouse 06 - 032
45 Alès Olympique 06 - 028
46 RC Roubaix 03 - 027
47 AS Angoulême 03 - 023
48 Limoges FC 03 - 020
49 CA Paris 02 - 019
50 Tours AFC/FC 04 - 018
51 FC Martigues 03 - 014
52 Paris FC 03 - 013
53 Le Mans UC * 02 - 012
54 SR Colmar 01 - 010
55 Grenoble FC 02 - 008
FC Lorient * 02 - 008
57 Club Français Paris 01 - 006
58 LB Châteauroux 01 - 004
FC Hyères 01 - 004
60 AS Béziers 01 - 003
FC Gueugnon 01 - 003
Chamois Niort 01 - 003
63 AS Aix 01 - 001
Olympique Avignon 01 - 001
FC Istres 01 - 001

Rekorde (1932-1939 und 1945-2006)

Vereine

  • Titelgewinne: AS Saint-Étienne, 10facher Meister
  • Titel in Serie: Olympique Lyon (2002-2006), fünf, vor AS Saint-Étienne (1967-1970) und Olympique Marseille (1989-1992), je vier
  • Am längsten ungeschlagen: FC Nantes, 32 Spiele (1.-32. Spieltag 1994/95)
  • Am längsten im eigenen Stadion ohne Niederlage FC Nantes, 92 Spiele zwischen Mai 1976 und April 1981
  • Die meisten Siege in einer Saison: Stade Reims (1959/60), AS Monaco (1960/61), FC Nantes (1965/66 und 1979/80), je 26 (in 20er-Liga); AS Saint-Étienne (1969/70), 25 (in 18er-Liga)
  • Höchste Zahl an Heimsiegen: AS Saint-Étienne, alle 19 Saisonheimspiele gewonnen (1974/75)
  • Höchste Zahl an Auswärtssiegen: AS Saint-Étienne (1969/70), Olympique Marseille (1971/72) und Olympique Lyon (2005/06), je 12
  • Geringste Zahl an Niederlagen: FC Nantes, 1 (1994/95)
  • Am längsten in der Ligue 1: FC Sochaux-Montbéliard, 59 Spielzeiten (einschließlich 2006/07)
  • Am längsten ununterbrochen in Ligue 1: FC Nantes, 44 Spielzeiten (1963-2007)
  • Die meisten Tore einer Spielzeit: 1.344 (1946/47; im Mittel 3,5 pro Spiel) in einer 20er-Liga bzw. 1.138 (1948/49; im Mittel 3,7 pro Spiel) in einer 18er-Liga
  • Treffsicherster Angriff: RC Paris (118 Tore), Stade Reims (109 Tore, beide in 38 Spielen 1959/60); OSC Lille (102 Tore, 1948/49 in 34 Spielen)
  • Beste Abwehr: Olympique Marseille, 21 Gegentore (1991/92)
  • Höchster Sieg: FC Sochaux mit 12:1 gegen US Valenciennes (1935/36)
  • Die meisten Platzverweise in einer Saison: SC Bastia (1998/99), Paris Saint-Germain (2002/03) und RC Lens (2003/04), je 13
  • Saison mit den meisten Zuschauern: 8.186.311 (2005/06)
  • Bester Zuschauerschnitt : 23.154 (2000/01)
  • Bestbesuchtes Spiel: 57.714 zahlende Zuschauer beim Duell Marseille gegen Lyon (1998/99)

Spieler

  • Die meisten Titel: Jean-Michel Larqué und Hervé Revelli (beide AS Saint-Étienne), 7 Meisterschaften (1967-1970 und 1974-1976)
  • Die meisten Einsätze in Ligue 1:
  • Erfolgreichster Torschütze insgesamt: Delio Onnis, 299 Treffer (1972-1986)
  • Erfolgreichster französischer Torschütze insgesamt: Bernard Lacombe, 255 Treffer (1970-1987)
  • Bester Torschütze einer Saison: Josip Skoblar (Olympique Marseille), 44 Tore (1970/71)
  • Die meisten Tore in einem Spiel:
    • Vor dem 2. Weltkrieg: André Abegglen (FC Sochaux; 1935) und Jean Nicolas (FC Rouen; 1938), je 7 Treffer, jeweils gegen US Valenciennes
    • Nach dem 2. Weltkrieg: Roland Tylipski (FC Nancy; 1946, gegen Stade Rennes), Maurice Charpentier (RC Paris; 1963, gegen SO Montpellier), Ahmed Oudjani (RC Lens; 1963, gegen RC Paris), Salif Keïta (AS Saint-Étienne; 1971, gegen CS Sedan), Carlos Bianchi (Stade de Reims; 1974, gegen Paris Saint-Germain) und Zvonko "Tony" Kurbos (FC Metz; 1984, gegen Nîmes Olympique), je 6 Treffer
  • Allererster Torschütze: der Österreicher Johann Klima (Olympique Antibes) am 11. September 1932 nach acht Minuten
  • Jüngster eingesetzter Spieler: Laurent Paganelli (AS Saint-Étienne), im Alter von 15 Jahren und 10 Monaten
  • Am häufigsten des Feldes verwiesener Spieler: Cyril Rool (2005/06 bei OGC Nizza), 19 Platzverweise bis einschließlich 2004/05
  • Größte Zahl von Ligue-1-Spielen als Trainer: Guy Roux (AJ Auxerre), 890 Spiele (1980-2005), vor Kader Firoud (Nîmes Olympique, Toulouse FC, SO Montpellier) 782 Spiele (1955-1982)

siehe auch

Literatur

  • Marc Barreaud, Dictionnaire des footballeurs étrangers du championnat professionnel français (1932-1997) L'Harmattan Paris 1998 ISBN 2-7384-6608-7
  • Hubert Beaudet, Le Championnat et ses champions. 70 ans de Football en France Alan Sutton Saint-Cyr-sur-Loire 2002 ISBN 2-84253-762-9
  • Thierry Berthou/Collectif, Dictionnaire historique des clubs de football français Pages de Foot Créteil 1999 Band 1 (A-Mo) ISBN 2-913146-01-5 , Band 2 (Mu-W) ISBN 2-913146-02-3
  • Stéphane Boisson/Raoul Vian, Il était une fois le Championnat de France de Football. Tous les joueurs de la première division de 1948/49 à 2003/04 Neofoot Saint-Thibault o.J. (msch.)
  • Pierre Delauney/Jacques de Ryswick/Jean Cornu, 100 ans de football en France Atlas Paris 1982, 1983² ISBN 2-7312-0108-8
  • Just Fontaine, Reprise de volée Solar o.O. 1970
  • Alex Graham, Football in France. A statistical record 1894-2005 Soccer Books Cleethorpes 2005 ISBN 1-86223-138-9
  • Sophie Guillet/François Laforge, Le guide français et international du football éd. 2005 Vecchi Paris 2004 ISBN 2-7328-6825-6

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