Kunsthochschule Berlin-Weißensee
Kunsthochschule Berlin-Weißensee weißensee kunsthochschule berlin | |
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Gründung | 1946 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | Berlin |
Land | Deutschland |
Rektorin | Leonie Baumann |
Studierende | 819 WS 2015/16[1] |
Professoren | 35 |
Website | www.kh-berlin.de |
Die Kunsthochschule Berlin-Weißensee (Eigenschreibweise: weißensee kunsthochschule berlin) ist eine Hochschule zur Ausbildung von Künstler*innen und Gestalter*innen verschiedener Fachrichtungen und wurde 1946 in Berlin-Weißensee gegründet. Eine Besonderheit ist das für alle Studierenden verbindliche Künstlerisch Gestalterische Grundlagenstudium, das an die Tradition des Bauhauses anknüpft.[2]
Entwicklung der Bildungseinrichtung
Die Hochschule wurde 1946 vom Metallbildhauer Otto Sticht[3] in Berlin als Kunstschule des Nordens gegründet. 1947 erfolgte die staatliche Anerkennung als Kunsthochschule durch die sowjetische Militäradministration und die Umbenennung in Hochschule für angewandte Kunst. 1950 wurde Mart Stam Direktor der Kunsthochschule und begründete das fächerübergreifende Grundlagenstudium. Stam blieb Direktor der Hochschule bis 1952[4]. 1953 wurde die Hochschule für angewandte Kunst in Hochschule für bildende und angewandte Kunst und 1969 in Kunsthochschule Berlin umbenannt.
Seit Inkrafttreten des Einigungsvertrages 1990 nennt sie sich Kunsthochschule Berlin-Weißensee (Eigenschreibweise: weißensee kunsthochschule berlin). Mit dem Beschluss des Berliner Senats zum Ausbau der Kunsthochschule im Oktober 1991 erhöhte sich die Studierendenzahl von etwa 250 zunächst auf das Doppelte, später auf rund 800.
Lage und Ausbildungsinhalte
Die Einrichtung befindet sich im Ortsteil Berlin-Weißensee und wird seit 2011 von der Rektorin Leonie Baumann geleitet. Die Mart Stam-Gesellschaft ist der Förderverein der Hochschule.[5]
Grundstudiengänge sind Freie Kunst mit den Fachgebieten Bildhauerei, Bühnen- und Kostümbild und Malerei, sowie die Designstudiengänge Mode-Design, Produkt-Design, Textil- und Flächen-Design sowie Visuelle Kommunikation. Der Studiengang Architektur wurde 2005 eingestellt, weil einer Senatsentscheidung zufolge die Ausbildung in Berlin „gebündelt“ werden musste.[6]
Seit einigen Jahren werden die postgradualen Masterstudiengänge Kunsttherapie und Raumstrategien – Forschende Kunst im öffentlichen Kontext angeboten (Stand 2016).
Gebäude
Die Hochschule bezog im Jahr 1956 eigens für ihre Bedürfnisse hergerichtete Gebäude in der damaligen Straße 203 (heute Bühringstraße). Es handelte sich um Reste einer früheren Schokoladenfabrik, die durch ein Entwurfsteam (Selman Selmanagic, Peter Flierl, Erwin Krause und Günther Köhler) neu geplant worden war. Das Verwaltungsgebäude wurde zunächst für rund 240 Studierende und den Lehrkörper umgebaut. Später kamen Werkstatträume, eine Aula und eine Mensa hinzu. Die Neu- bzw. Umbauten erfolgten größtenteils aus recycelten Trümmerziegelsteinen, die mit Fertigteildecken abgeschlossen wurden. Ein Eingangs- und Verbindungstrakt, der auch für Ausstellungen genutzt werden konnte, komplettierte die Hochschuleinrichtung.
Die Reliefs mit der Darstellung der Fachrichtungen und den Fries schufen die Künstler Jürgen von Woyski und Toni Mau.[7] Große Teile des Baukomplexes sind denkmalgeschützt.[8] Der Aula-Flügel des Selmanagic-Baues wurde von 2010 bis 2011 von der Wüstenrot Stiftung, die 1,5 Mio. Euro investierte, instand gesetzt, saniert und restauriert. Dabei wurde auch das Wandbild Wendepunkt von Arno Mohr im Vorraum der Aula restauriert.
RektorInnen
- 1946–1948: Otto Sticht (Metallbildhauer)
- 1948–1950: Jan Bontjes van Beek (Keramiker)
- 1950–1952: Mart Stam (Architekt und Designer)
- 1952–1956: Werner Laux (Maler)
- 1956–1957: Bert Heller (Maler)
- 1957–1961: Gustav Urbschat (Gesellschaftswissenschaftler)
- 1961–1968: Fritz Dähn (Maler)
- 1968–1988: Walter Womacka (Maler)
- 1988–1991: Rudolf Grüttner (Grafiker)
- 1991–1996: Alfred Hückler (Formgestalter)
- 1996–2004: Rainer W. Ernst (Architekt)
- 2004–2011: Gerhard Strehl (Produkt-Designer)
- seit 2011: Leonie Baumann (Publizistin)
Hochschulrat
Am 12. Februar 2004 konstituierte sich der Hochschulrat der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Er wurde im Rahmen der 2003 beschlossenen Erprobungsklausel des Berliner Hochschulgesetzes (BerlHG § 7a) eingeführt[9] und soll die Hochschulleitung und die akademischen Gremien strategisch beraten. Dieser mit externen Mitgliedern aus Wirtschaft und Gesellschaft besetzte Hochschulrat hat weitreichende Befugnisse wie die Billigung des Entwurfs und Feststellung des Haushaltsplans oder die Einrichtung und Aufhebung von Studiengängen. Die derzeitigen Mitglieder*innen (Stand November 2012) sind:
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und qua Amt:
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Ehemalige Mitglieder:
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Hochschullehrer*innen
Derzeit (Stand Ende 2017) unterrichten folgende Hochschullehrer*innen an der Kunsthochschule:
– nach Fachgebieten geordnet –
Bildhauerei
Bühnen- und Kostümbild Künstlerisch Gestalterische Grundlagen
Kunsttherapie
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Malerei Mode-Design
Produkt-Design Raumstrategien
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Textil- und Flächen-Design
Theorie und Geschichte
Visuelle Kommunikation
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Ehemalige Hochschullehrer*innen und Absolvent*innnen (Auswahl)
Professor*innen und Lehrkräfte
An der Kunsthochschule unterrichteten in der Vergangenheit viele namhafte Künstler*innen, Gestalter*innen und Theoretiker*innen:
– alphabetisch geordnet –
- Theo Balden, Malerei, Bildhauerei
- Herbert Behrens-Hangeler, Malerei
- Axel Bertram
- Günther Brendel
- Manfred Butzmann, Gastdozent 1988–1993
- Heinrich Drake, Bildhauerei
- Herbert Behrens-Hangeler, Malerei
- Dieter Goltzsche, Malerei
- Katharina Grosse, Malerei
- Rudolf Grüttner
- Waldemar Grzimek, Bildhauerei
- Bert Heller, Malerei
- Herbert Hirche
- Matthias Gubig (1992–2007), Visuelle Kommunikation
- Heinz Hirdina, Designtheorie
- Rudi Högner, Formgestaltung
- Jo Jastram, Bildhauerei
- Erich John, Formgestaltung
- Heinrich Kilger der Jüngere
- Werner Klemke, Illustration
- Konrad Knebel
- Fritz Kühn, Metallbildhauer
- Karl Lemke
- Daniel Libeskind
- Nanne Meyer, Visuelle Kommunikatiom
- Arno Mohr, Malerei, Grafik
- Gabriele Mucchi
- Eva Mücke, Modedesign und -grafik
- Ronald Paris, Malerei
- Christine Perthen
- Wolfgang Peuker, Malerei, Grafik
- Volker Pfüller
- Alexandra Povòrina
- Gerhard Preuß, Grafik
- Kurt Robbel, Malerei, Restaurierung
- Paul Rosié
- Karin Sander, Bildhauerei
- Selman Selmanagic
- Werner Stötzer, Bildhauerei
- Horst Strempel
- Heinrich Tessmer
- Klaus Wittkugel
- Jürgen von Woyski
- Alex Jordan, Visuelle Kommunikation
Absolvent*innen
Aus der Studentenschaft gingen später ebenfalls bekannt gewordene Künstler*innen und Gestalter*innen hervor:
– alphabetisch geordnet –
- Georg Baselitz, Studium 1956–1957, Malerei
- Rolf Biebl, Studium 1973–1978, Bildhauerei
- Rudolf Böhm, Bildhauerei
- Manfred Butzmann, Studium 1964–1969, Grafik
- Karl Clauss Dietel, Studium 1956–1961, Formgestaltung
- Anke Feuchtenberger
- Rolf Händler, Studium 1961–1966, Malerei
- Florentijn Hofman, Formgestaltung
- Erich John, Studium 1953–1958, Formgestaltung
- Friedrich Kautz, Studium 2002–2008, Kommunikationsdesign
- Martin Kelm, Studium 1953–1958, Formgestaltung
- Siegfried Korth, Studium 1950–1955, Malerei
- Heinz-Karl Kummer, Studium 1951–1952, Malerei, Grafik
- Sigrid Kupetz, Studium 1946–1947, Malerei, Grafik
- Mark Lammert, Studium 1979–1986, Malerei
- Harry Leupold, Studium 1953–1958, Bühnenbild
- Ulli Lust
- Ellen Mäder-Gutz
- Mawil
- Karl Mertens
- Bert Neumann, Studium 1980–1985, Bühnen- und Kostümbild
- Elke Pollack, Studium 1990–1995, Malerei, Grafik
- Sandra Rienäcker, Studium 1996–2001, Malerei, Grafik
- Lutz Rudolph, Studium 1955–1960, Formgestaltung
- Philipp Schack, Studium 1989–1995, Malerei
- Einar Schleef, Studium 1964–1965 und 1967–1971, Malerei, Bühnenbild
- Anna Franziska Schwarzbach, Abendstudium 1975–1979, Bildhauerei
- Michael Sohn, Studium 1979–1984, Formgestaltung
- Henning Wagenbreth
- Christiane Werner, Studium 1986–1989, Malerei, Grafik
- Claus-Peter Werner, Studium 1946–1951, Architektur
- Carl-Heinz Westenburger, Malerei, Grafik
Literatur
- Hildtrud Ebert (Hrsg.): Drei Kapitel Weißensee. Dokumente zur Geschichte der Kunsthochschule Berlin-Weißensee 1946–1957. Berlin 1996, ISBN 3-9805489-0-2.
- Samson Dietrich Sauerbier (Hrsg.): Zwei Aufbrüche. Symposion der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Die ersten zehn Jahre. Sinn – Sinne – Lehre. Ansichten zu Aussichten. Berlin 1997, ISBN 3-9805489-2-9.
- Gerhard Strehl (Hrsg.): Campus Weißensee. Festschrift zur Einweihung der Neubauten der Kunsthochschule Berlin-Weißensee 7. April 2011. Berlin 2011, ISBN 978-3-9814373-0-0.
Siehe auch
Partnerkunsthochschulen
- Glasgow School of Art (Großbritannien)
Weblinks
- Kunsthochschule Berlin-Weißensee
- Informationsplattform der Fachgebiete Bildhauerei und Malerei
- Freundeskreis Walter Womacka e. V. (Rektor 1968–1988)
Einzelnachweise
- ↑ Studierende an Hochschulen in Berlin Wintersemester 2015/2016, S. 30 (abgerufen am 15. Dezember 2016)
- ↑ Künstlerische Grundlagen auf Website der khb Weißensee, abgerufen am 6. April 2013
- ↑ Tag des offenen Denkmals 2012 / Schwerpunkt Holz. Restaurierung von Aula und Foyer der Kunsthochschule Berlin-Weißensee von Selman Selmanagić, abgerufen am 6. April 2013
- ↑ Hildtrud Ebert: Drei Kapitel Weißensee. Hrsg.: Hildtrud Ebert. Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Berlin 1996, ISBN 3-9805489-0-2.
- ↑ Mart-Stam-Gesellschaft auf Website der khb Weißensee, abgerufen am 6. April 2013.
- ↑ Berliner Kunsthochschule Weißensee streicht Studiengang Architektur, Deutschlandradio Kultur, abgerufen am 6. April 2013.
- ↑ Joachim Schulz, Werner Gräbner: Berlin. Hauptstadt der DDR. Architekturführer DDR, VEB Verlag für Bauwesen Berlin, 1974; Seite 123
- ↑ BD Bühringstraße 20, Kunsthochschule Berlin-Weißensee mit Gartenhof, Ausstellungsfoyer, Unterrichtsgebäude, Mensa- und Aulagebäude, 1955–1956 von Selman Selmanagic, unter Beteiligung von Peter Flierl, Erwin Krause und Günther Köhler
- ↑ Mitteilungsblatt der Kunsthochschule Berlin Weißensee, Nr. 110. ( vom 18. Mai 2012 im Internet Archive) (PDF; 21 kB) vom 11. Januar 2004 zur Reformsatzung, abgerufen am 6. April 2013.
Koordinaten: 52° 33′ 29″ N, 13° 26′ 21,5″ O