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Niederländische Sprache

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Die Niederländische Sprache (Nederlandse taal), auch Niederländisch oder auch Holländisch, nach der niederländischen Region Holland, genannt, aus deren Dialekt sich die niederländische Schriftsprache im Wesentlichen entwickelte, gehört zum germanischen Zweig der indoeuropäischen Sprachen.

Herkunft

Das Niederländische leitet sich vom Niederfränkischen ab, einem Zweig des Niederdeutschen, der sich in den "niederen Landen des Frankenreichs" - nordwestlich der Benrather Linie - weiterentwickelt hat. Die indoeuropäische Sprachwissenschaft/Germanistik stellt das Niederländische als westlichen Zweig des Niederdeutschen neben den Niedersächsischen und den Ostniederdeutschen Zweig der deutschen Sprache. Wer niederdeutsche (plattdeutsche) Dialekte spricht oder versteht, kann in der Regel auch Niederländisch (größenteils) verstehen. Ursprünglich und überwiegend wird Niederländisch in den Niederlanden, im flämischen Gebiet Belgiens, in Brüssel sowie in angrenzenden Regionen Frankreichs und Deutschlands gesprochen. An der Grenze zum Hochdeutschen geht das Niederländische bzw. Niederfränkische in das Westmitteldeutsche über, das ebenfalls fränkischen Ursprungs ist.

Als westgermanische Sprache ist das Niederländische ebenfalls mit dem Englischen (Angelsächsischen) und Friesischen verwandt. Die historisch jüngste westgermanische Sprache, das Afrikaans, das vor allem in Südafrika und Namibia gesprochen wird, ist ein unmittelbarer Spross des Niederländischen (siehe unten).

Verbreitung

Niederländisch ist heute Muttersprache von ca. 25 Millionen Menschen. Amtssprache ist es in folgenden Staaten (die Zahl gibt die ungefähre Zahl der Muttersprachler an):

  • Niederlande: 16 Millionen
  • Belgien: 5,8 Millionen (60% aller Belgier), auch "Flämisch" genannt
  • Suriname: 0,4 Millionen
  • Niederländische Antillen: 217.000. Ein "autonomer Staat" innerhalb des Königreichs der Niederlande. Die Niederländischen Antillen sind eine Inselgruppe in der Karibik und bestehen aus Bonaire, Curaçao (zusammen mit Aruba auch "ABC-Inseln" genannt), Saba, Sint Eustatius und Sint Maarten (der größere Teil von Sint Maarten heißt Saint-Martin und gehört zu Frankreich).
  • Aruba: 95.000. Aruba trennte sich offiziell 1986 von den Niederländischen Antillen ab und wurde zu einem eigenen "autonomen Staat" innerhalb des Königreichs der Niederlande.

Der Language Code ist nl bzw. dut oder nla (nach ISO 639); dum ist der Code für Mittelniederländisch (ca. 1050-1350).

Oft nennen auch Niederländer die niederländische Sprache Holländisch, obwohl das Holländische eigentlich nur eine größere Dialektgruppe des Niederländischen ist. Das moderne Standard-Niederländische ist stark vom Dialekt des früheren mächtigsten Bundesstaates Holland (heute die Provinzen Nord- und Süd-Holland) geprägt. Von den Dialekten der anderen früheren Bundesstaaten findet man im modernen Niederländisch weniger wieder.

Es gibt viele Niederländer, die - wie in Norddeutschland - als "Muttersprache" niedersächsische Dialekte sprechen (plattduitsch bzw. Plattdeutsch), die unmittelbar von der altsächsischen Sprache abstammen. Sie lernen Niederländisch als Zweitsprache in der Schule und nennen es Holländisch, die Sprache der holländischen Provinz.

In Belgien sprechen die Flamen, also die Bewohner des im nördlichen Teil Belgiens gelegenen Landesteils Flandern, die flämischen Dialekte des Niederländischen. Als Amts- und Schriftsprache wird jedoch in Flandern ebenso wie in den Niederlanden die niederländische Standardsprache verwendet.

Die Niederlande und Belgien haben am 9. September 1980 die so genannte "Niederländische Sprachunion" (Nederlandse Taalunie) geschaffen. Diese soll gewährleisten, dass eine gemeinsame Rechtschreibung und Grammatik fortbesteht und die Sprache gepflegt wird. Selbstverständlich gibt es regionale Eigenarten zwischen der niederländischen und der belgisch-flämischen Variante der Standardsprache. Die flämischen Dialekte selbst werden untergliedert in Westflämisch, Ostflämisch und Seeländisch (Zeeuws).

Im äußersten Nordostzipfel von Frankreich, im Grenzgebiet zu Belgien, leben noch einige zehntausend Menschen, die mit der westflämischen Variante des Niederländischen aufwachsen.

Ein Großteil der weißen Bevölkerung Südafrikas (die Buren) und ebenso zahlreiche südafrikanische Farbige sprechen mit Afrikaans eine aus dem Niederländischen entstammende Halbkreolsprache.

Darüber hinaus ist Niederländisch in Indonesien und Neuguinea eine verbreitete Zweitsprache (in der älteren Generation vor Englisch). Für Studenten Rechtswissenschaft in Indonesien ist Niederländisch Teil des Curriculums. Die Niederlande waren dort zwischen 1602 und 1945 Kolonialmacht.

Sprach- und Dialektgruppen des Niederländischen

Mit Bezug auf das "Linguasphere Register" (Ausgabe 1999/2000, Seite 426-427) sind dem Niederländischen folgende Sprach- und Dialektgruppen zugeordnet:

  • Niederländische Literatursprache

Mit dem Niederländischen eng verwandt sind außer Afrikaans auch noch verschiedenen Kreolsprachen in Suriname, Guayana und auf den Westindischen Inseln.

Das Niederländische ist wie das Niederdeutsche historisch mit dem Hochdeutschen verwandt. Allerdings bestehen zwischen dem Niederländischen und Niederdeutschen auf der einen Seite und den hochdeutschen Sprachformen auf der anderen Seite erhebliche phonologische, morphologische und lexikal-semantische Unterschiede. Die politische Trennung führte überdies zu einer getrennten Sprachentwicklungskontinuität einschließlich einer unterschiedlichen Dynamik der äußeren Sprachbeeinflussung (Entlehnungen). Das Niederländische wird deshalb heute als eigene Sprache angesehen.