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Arbeitslosigkeit

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In Arbeit

Als arbeitslos, korrekter erwerbslos bezeichnet man eine Person, die eine bezahlte Tätigkeit, die auf einem Arbeitsverhältnis beruht, anstrebt, aber keine Arbeit findet.

Dabei muss man zwischen der registrierten Arbeitslosigkeit und der verdeckten Arbeitslosigkeit (Stille Reserve) unterscheiden. Die registrierte Arbeitslosigkeit umfasst jene Personen, die sich (in Deutschland) bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet haben und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Zur Stillen Reserve zählen Personen, die unter bestimmten Bedingungen zwar eine Arbeit aufnehmen würden, sich aber nicht bei der Arbeitsagentur gemeldet haben.

Formen der Arbeitslosigkeit

Nach ihrer (mutmaßlichen) Dauer kann man Arbeitslosigkeit unterscheiden in:

  • friktionelle Arbeitslosigkeit (Sucharbeitslosigkeit): Sie entsteht beim Übergang von einer Arbeitsstelle zu einer anderen. Sie ist in der Regel nur von kurzer Dauer und auch in Phasen einer Vollbeschäftigung unvermeidlich.
  • Saisonale Arbeitslosigkeit: Sie ergibt sich aus natürlichen Schwankungen der Klimabedingungen im Jahresverlauf oder aus Nachfrageschwankungen. (z.B. Arbeitslosigkeit in der Landwirtschaft im Winter oder in der Gastronomie in der Nebensaison). Sie verschwindet üblicherweise wieder im Jahresverlauf.
  • Konjunkturelle Arbeitslosigkeit: Sie entsteht durch Konjunkturschwankungen. In der Rezession entlassen die Unternehmen Arbeitskräfte, die sie im Aufschwung wieder einstellen. Konjunkturelle Arbeitslosigkeit verschwindet in der Regel innerhalb von zwei bis drei Jahren wieder.
  • Strukturelle Arbeitslosigkeit: Sie ist ein dauerhaftes Phänomen. Es tritt häufig ein im Zusammenhang mit Wandlungen in der Wirtschaftsstruktur oder durch technologische Entwicklungen, wenn gleichzeitig der Arbeitsmarkt oder das Ausbildungssystem zu unflexibel sind, um Arbeitslose in anderen Branchen, Regionen oder Berufen unterzubringen. Hinzu kommt, dass mit der Dauer der Arbeitslosigkeit eine De-Qualifikation eintritt. Auch ein zu hohes Lohnniveau kann Ursache struktureller Arbeitslosigkeit sein, wenn wenig qualifizierte Arbeitskräfte zum herrschenden Lohn keine Arbeit finden.

Ursachen der Arbeitslosigkeit

Arbeitslosikkeit entsteht durch einen Auftragsmangel der Unternehmen. Die Ursache dafür ist ein Rückgang der Kaufkraft der Allgemeinheit.

Beispiel: Halbiert sich die Kaufkraft, halbiert sich der Absatz der Unternehmen und damit die Notwenigkeit der Unternehmen 50% Nachfrage mit Beschäftigung zu bedienen. Die Arbeitslosikkeit verdoppelt sich in diesem Fall.

Viele Unternehmen betonen zwar das Gegenteil, weniger Lohn gleich mehr Beschäftigung, dies ist jedoch nicht richtig und hält einer kritischen Analyse nicht stand.

Durch weniger Lohn wird lediglich der Wettbewerbsdruck auf andere Unternehmen verstärkt, es kommt zu einer Verlagerung von Arbeitsplätzen zu günstigeren Standorten.

Eine Zunahme an Arbeitsplätzen zur Bedienung einer wachsenden Nachfrage (in was anderes investieren Unternehmen nicht) ist dies jedoch nicht. Denn die Basis erfogreicher Unternehmen bleiben auch weiterhin andere Unternehmen die ihren Angestellten ein Maximum an Löhnen zahlen auf Kosten ihrer Gläubiger, die dann ihre Kunden darstellen.

Das Maß an Arbeitslosigkeit in der Gesellschaft ist somit auch immer ein Maß an Unvermögen der Politik zu notwendiger Umverteilung von oben nach unten. Das reflexartige Reagieren zu mehr Wettbewerbsdruck (niedrigere Löhne, sinkende Lohnnebenkosten für den Unternehmer, Kapitalsteuern etc.) fördert hingegen eine immer größere Einkommensschere zwischen Arm und Reich.

So will auch Deutschland den globalen Wettberb gewinnen, dies geht jedoch nur auf Kosten des Binnenmarktes. Da in diesem globalen Wettberb aber alle Länden konkurieren, dürften am Ende überall nur zerstörte Binnenmärkte übrigbleiben, mit Millionenheeren an Billigstarbeitern in der Exportindustrie, die Märkte bedienen will, die es dann garnicht mehr gibt.

Problematisch hierbei ist auch die Reaktion der Staaten, denn auf sinkendes Wirtschaftswachstum und sinkendes Steueraufkommen, wird in der Regel auch nur mit noch höheren Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmen und potenzielle Investoren reagiert. Denn diese so die These sind es doch, die Arbeitsplätze schaffen.

Das jeder Arbeitsplatz aber nur eine Stelle sein kann, die die Kaufkraft von bereits vorhandenen Kunden bedient wird hierbei oftmals vergessen. Unternehmen produzieren nicht Waren in leere Regale hinein. Die Prinzipien der Umverteilung "gegen" die legitimen Gewinninteressen der Unternehmen müssen diesen, für deren Erfolg, vorrausgehen.

Ansatzpunkte zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit

Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit müssen an deren Ursachen ansetzen. Soweit Löhne rigide sind, fand seit den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Idee große Verbreitung, dass eine höhere Inflation helfen könne, die Arbeitslosigkeit zu senken. Steigen die Löhne langsamer als die Inflationsrate, kommt es zwar weiter zu Nominallohnzuwächsen, aber zu einem Reallohnrückgang, womit die Lohnrigidität aufgelöst würde (sog. Phillips-Kurve). Allerdings bewährte sich eine solche Politik nicht, u.a. weil Löhne zum Teil auch real rigide sind, da die Gewerkschaften die Inflationsrate bei ihren Lohnforderungen berücksichtigen.

Andere:

  • kein Verzicht auf Arbeitsersatzzahlungen da diese im Gegensatz zu normalem Lohn und vor allem Kapitaleinkommen vermögenslimitiert sind; sie sind sehr umlaufbeständig und fließen zu 100% als Gewinne in die Unternehmen, wo sie der Staat wieder steuerlich erfassen kann. Die Beschränkung der 200 Euro pro Lebensjahr Regelung ließe sich eventuell auch ausweiten, etwa auf 200.000 Euro für Lohnabhängige und 2 Millionen für lohnunabhängige Privatpersonen. Dies würde nebenbei auch alle Steuern überflüssig machen, da die Freibetragsgrenzen zwangsläufig überschritten werden.

&nbsp&nbsp&nbsp Ein massives Vorbeugen gegen Kapitalflucht wäre allerdings Voraussetzung.

Dimensionen der Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosigkeit hat für den Betroffenen zum einen eine politisch-gesellschaftliche Dimension (Politik). Er weist der Regierung die Schuld für seine Situation zu, was oft (durch empirische Untersuchungen bestätigt) dazu führt, dass der Betroffene sich der Wahl enthält oder gar mit rechtsradikalen Parteien sympathisiert. Desweiteren hat ein Arbeitsloser nur eine geringe politische Interessenvertretung (siehe auch: Disparitätenthese).

Weiterhin gibt es die sozial-psychologische Dimension der Arbeitslosigkeit. Man kann bei den Betroffenen vier Phasen beobachten. Als erstes setzt der Schock ein. Er kann nicht fassen, dass ihn das Problem Arbeitslosigkeit unmittelbar betrifft. Nach ca. einer Woche folgt dann der Optimismus. Der Betroffene macht sich Mut. Er glaubt schnell wieder Arbeit zu finden, weil er schließlich auch vorher angesehen im Berufsleben stand. Nach einigen Absagen und schlechten Vorstellungsgesprächen folgt dann die Phase des Pessimismus. Der Arbeitslose stellt fest, dass er keine Stelle findet; er zweifelt an sich selbst. Die letzte Phase, die bei Langzeitarbeitslosen zu beobachten ist, ist die Resignation. Der Betroffene gibt auf, weil er keine Aussicht mehr auf Arbeit hat. Denn umso länger er arbeitslos ist, desto weniger wird er überhaupt zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.

Die dritte ist die finanzielle Dimension. Der Betroffene muss extreme Einschränkungen in Kauf nehmen, was ihm oft auch peinlich ist, da in einer Leistungsgesellschaft immer noch Leistung an Einkommen und Reichtum gemessen wird. Erhält man nur ein steuerfreies Existenzminimun, so kann man auch soziale Kontakte nur bedingt pflegen. Als Beispiel sei ein Geburtstag genannt, auf dem der Arbeitslose nicht mehr so viele Freunde einladen kann. Oft vereinsamen Arbeitslose auch durch ihre Situation, da sie keine Arbeitskollegen mehr haben.

Eine andere Dimension der Arbeitslosigkeit ist diejenige der Gesamtkosten für den Staat. Dazu zählen die Verwaltungskosten der Bundesagentur für Arbeit sowie die über sie gezahlten Arbeitslosengeld/Beiträge, das Wohngeld, Sachleistungen und die psychosoziale Betreuung.


Arbeitslosen- und Erwerbslosenzahlen

In Deutschland sind vor allem zwei Zahlen von Bedeutung. Dieses ist zum einen die Arbeitslosenzahl beziehungsweise die Arbeitslosenquote der Bundesagentur für Arbeit. Diese weist die Zahl der bei der Bundesagentur gemeldeten Arbeitslosen aus. Die entsprechende Arbeitslosenquote bildet sich aus der Arbeitslosenzahl, geteilt durch die Bezugsgröße. Diese Bezugsgröße sind die in Deutschland gemeldeten zivilen Erwerbstätigen. Daneben wird auch eine Quote ausgewiesen, die sich auf die abhängigen zivilen Erwerbstätigen bezieht, in der also die Selbständigen nicht berücksichtigt werden. Diese Bezugsgröße wird einmal im Jahr, meist im April oder Mai, angepasst.

Davon zu unterscheiden sind die Erwerbslosenzahlen des Statistischen Bundesamtes. Dieses ermittelt einmal im Jahr die Zahl der Erwerbslosen per Umfrage. Diese Zahl, meist der Wert für April oder Mai, wird dann monatlich aufgrund der Daten der Bundesagentur für Arbeit neu geschätzt und so fortgeschrieben. Im Gegensatz zu den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit sind hier auch nicht gemeldete Arbeitssuchende erfasst. Deshalb liegt die Erwerbslosenzahl für Jüngere, die oft keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben, meist höher als die entsprechende Arbeitslosenzahl. Andererseits gilt nicht als erwerbslos, wer mehr als eine Stunde in der Woche arbeitet (Arbeitslose: über 15 Stunden). Zudem fallen hier die Erwerbslosen heraus, die Leistungen beziehen, aber kein Interesse an einer Arbeitsaufnahme haben. Vor allem aufgrund der restriktiven Definition (weniger als eine Stunde Arbeit pro Woche) liegt die Erwerbslosenzahl insgesamt meist niedriger als die Arbeitslosenzahl. Für die Erwerbslosenquote wird ebenfalls die Zahl der zivilen Erwerbstätigen als Basis verwendet. Diese wird monatlich aktualisiert.

Beide Zahlen unterscheiden zwischen der saisonbereinigten und der nicht saisonbereinigten Arbeitslosenzahl. Bei der saisonbereinigten Zahl wird versucht, jahreszeitliche Einflüsse wie die Winterarbeitslosigkeit herauszurechnen. Daher liegt die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl im Winter niedriger, im Sommer höher als die aktuelle Zahl. Die Berichterstattung in den Medien konzentriert sich vor allem auf die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl beziehungsweise -quote.

Aktuelle Zahlen: Arbeitslosenquote in Deutschland für Mai 2004

Bundesland Erwerbslose
Mai 2004
Erwerbslosenquote
Mai 2004
Sachsen-Anhalt 259.627 20,1 %
Mecklenburg-Vorpommern 177.765 19,9 %
Brandenburg 248.631 18,6 %
Sachsen 393.391 17,8 %
Berlin 299.727 17,7 %
Thüringen 204.351 16,6 %
Bremen 42.156 13,2 %
Nordrhein-Westfalen 892.020 10,2 %
Hamburg 83.970 9,7 %
Schleswig-Holstein 131.684 9,4 %
Niedersachsen 362.076 9,2 %
Saarland 44.992 9,0 %
Hessen 246.697 8,0 %
Rheinland-Pfalz 150.021 7,4 %
Bayern 423.665 6,5 %
Baden-Württemberg 332.373 6,1 %
Ostdeutschland 1.583.492 18,3 %
Westdeutschland 2.709.654 8,2 %
Deutschland 4.293.146 10,3 %

Quelle: Bundesagentur für Arbeit,Statistisches Bundesamt Deutschland

Die Einfärbung der Tabelle erfolgt in 4-Prozent-Schritten.

Arbeitslosenquote nach Kantonen der Schweiz, Jahresdurchschnitt

Nachfolgende Üebrsicht sollte über kurz oder lang in eine Wikipedia-Tabelle umgearbeitet werden!


                       1990   1991   1992   1993   1994   1995   1996   1997   1998   1999   2000   2001   2002   2003 
Total                  0,5    1,1    2,5    4,5    4,7    4,2    4,7    5,2    3,9    2,7    1,8    1,7    2,5    3,7
Zürich                 0,3    0,7    2,1    4,1    4,5    4      4,3    5,2    4,2    2,9    1,8    1,7    3      4,5 
Bern                   0,3    0,6    2      3,9    4,1    3,5    3,9    4,4    2,9    1,9    1,3    1,2    1,8    2,8 
Luzern                 0,3    0,7    1,9    3,6    3,6    3,2    4      4,3    2,9    1,9    1,3    1,2    2      3,1
Uri                    0      0,2    0,8    1,6    1,6    1,6    2,3    2,4    1,5    1      0,5    0,4    0,7    1,1 
Schwyz                 0,1    0,4    1,2    2,4    2,3    2      2,9    2,8    2,1    1,5    0,7    0,6    1,2    2,1 
Obwalden               0,1    0,3    0,8    2      2      1,7    2,1    2,3    1,4    0,6    0,4    0,5    1      1,6 	 
Nidwalden              0,2    0,4    1,8    3,1    2,7    2,1    2,5    2,6    1,5    0,6    0,4    0,6    1,1    1,9 
Glarus                 0,1    0,4    1,3    2,3    2      2      3,3    2,9    2      1,5    0,9    0,7    1,6    2,3 
Zug                    0,3    0,7    2      3,8    3,5    2,8    3,4    3,9    3,1	  2,3    1,1    1,4    2,7    3,6 
Freiburg               0,5    1,1    2,6    5      5,9    5,2    4,8    4,7    3,7    2,5    1,5    1,3    1,8    2,7 	
Solothurn              0,2    0,7    2,5    4,6    4,4    3,5    4,6    6      3,7    2,5    1,6    1,4    2,3    3,3 
Basel-Stadt            1,2    1,9    3,6    5,5    5,7    4,9    4,7    4,9    3,7    2,5    2,1    2,2    3      4,3
Basel-Landschaft       0,7    1      2 	  3,4    3,6    3      3,4    3,7    2,6    1,8    1,4    1,4    1,9    2,9 
Schaffhausen           0,6    1,3    2,5    4,3    4,2    3,8    4,5    5,3    4,1    2,8    1,7    1,6    2,3    3,1 
Appenzell Ausserrhoden 0,2    0,5    1,5    2,8    2,6    1,9    2,3    2,5    1,4    0,9    0,8    0,9    1,6    2,1
Appenzell Innerrhoden  0      0,3    0,9    1,6    1,2    0,8    1,5    1,9    0,8    0,5    0,3    0,3    0,8    1,4 	
St. Gallen             0,3    0,8    2      3,4    3,3    2,8    3,5    4      2,8    2,2    1,4    1,3    2,1    3
Graubünden             0,3    0,4    0,9    1,8    1,9    2      2,6    3,2    2,5	  1,6    1      1      1,4    2 
Aargau                 0,2    0,5    1,6    3,4    3,3    2,9    3,8    4,7    3      2,1    1,4    1,2    2,1    3,3
Thurgau                0,2    0,5    1,5    2,9    3      2,6    3,5    4,3    3,2    2      1,2    1,2    2      2,9 
Tessin                 1,5    2,4    4,4    6,3    6,5    6,7    7,6    7,8    6,3    4,4    3,1    2,6    3,5    4,2 
Waadt                  0,7    1,8    4      6,9    7,5    7      7,3    7,2    5,6    4,1    2,9    2,7    3,3    4,6 
Wallis                 0,9    1,7    3,6    6,5    7,4    7      6,7    6,9    4,7    3,5    2,2    2,1    2,6    3,4 
Neuenburg              1,1    2,4    4,6    6,3    6,5    5,8    5,5    6,3    5,3    3,9    2,3    2,1    3,3    4,4 
Genf                   1,2    2,7    4,7    7,2    7,6    6,9    6,8    7,8    6,1    5,1    4,1    4      5,1    6,5 
Jura                   0,7    1,9    3,6    5,9    6,4    5,4    6,2    6,6    3,9    2,8    1,9    2      3,6    4,8 

Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (http://www.seco-admin.ch)

Bedeutung der Arbeitslosigkeit

Nicht nur der Einzelne ist zur Deckung seiner Lebensverhältnisse auf Arbeit angewiesen, auch die Gesellschaft, die duch die feingliedrige Arbeitsteilung ihren kulturellen Stand erhalten und verbessern kann, braucht den Beitrag der Arbeit aller seiner Glieder.

Die Organisation der Arbeit prägt die gesamten Lebensverhältnisse der Gesellschaft. Nur ein sehr geringer Teil der Bevölkerung verfügt über die ausreichenden Mittel, seinen eigenen Lebensunterhalt dauerhaft zu sichern. Aus diesem Grund ist für die meisten Menschen ein Leben ohne Arbeit nicht zu realisieren, denn die Sicherung der eigenen Existenz und ggf. auch die der unterhaltspflichtigen Angehörigen setzt Erwerbsarbeit voraus.

In der deutschen Philosophie (Hegel, Kant, Herder, Johann Gottlieb Fichte) wurde Arbeit zur Existenzbedingung und sittlichen Pflicht erklärt." Arbeite um zu leben" oder "Lebe um zu arbeiten" In neuerer Zeit dann oftmals auch mit etwas mehr Klassenbewusstsein.

Reicher Mann und armer Mann
standen da und sah’n sich an.
Und der Arme sagte bleich:
Wär’ ich nicht arm, wärst du nicht reich.
Bertolt Brecht


Marxistische Betrachtung der Arbeitslosigkeit

Nach marxistischer Auffassung ist gesellschaftliche Arbeitslosigkeit für den Kapitalismus notwendig. Die Arbeitslosen stellen demnach ein Druckmittel für die Kapitalisten dar, indem sie zur Konkurrenz für die arbeitende Bevölkerung werden. Sie bilden die "industrielle Reservearmee" (Karl Marx, MEW 23, 664) auf die die Klasse der Kapitalisten jederzeit zugreifen kann.

Die Konkurrenz der Kapitalisten untereinander zwingt den individuellen Arbeitgeber seine Produktivität zu steigern. Maschinen, technologischer Fortschritt und Rationalisierung im Arbeitssektor ermöglichen ihn das. Die Folge ist Erhöhung der Arbeitslosigkeit.

Im Kapitalismus ist auch eine "Arbeiter-Überbevölkerung" (K. Marx), eine Überschussbevölkerung (die Arbeitslosen), systeminnewohnend, denn der Widerspruch im Kapitalismus, dass der Kapitalist möglichst viel Arbeiter braucht um möglichst viel zu produzieren (also einen ständigen Zugriff auf Arbeitskräfte haben muss) und zugleich möglichst wenig Arbeiter einstellen muss, um möglichst billig zu produzieren, macht dies notwendig: "Es liegt in der Natur des Kapitals, einen Teil der Arbeiterbevölkerung zu überarbeiten und einen anderen zu verarmen." (K. Marx, Theorien über den Mehrwert, MEW 26.3, 300)

Verwandte Themen: Arbeitsmarkt, Sozialrecht, Hartz-Konzept, Agenda 2010, Armut, Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe, New Work, Minijob; Midijob